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Ich bin bereits tot

John-Cleaver-Reihe
von

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Prolog: Sie haben uns gefunden.

„Was würdest du aufgeben, um ein Begabter zu werden?“

Die Verlockung eines unbesiegbaren Königs, ausgesprochen von der Stimme eines Mörders, in einer kalten Winternacht, in der Garage einer Leichenhalle.

Ein schwarzhaariger junger Mann von 17 Jahren, der vor der Entscheidung seines Lebens stand, der allein mit seiner Intelligenz die Aufmerksamkeit dieses Königs auf sich gezogen hatte, dem gerade alles versprochen wurde, was er sich jemals erträumt hatte.

Und doch waren da Zweifel, die ihn davon abhielten, diese Entscheidung zu treffen.

„Du musst einfach nur das Richtige aufgeben.“

All die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, trafen immer wieder auf einen zerbrochenen Spiegel. Ein Badezimmer voller Blut. Der schrecklichste Anblick seines Lebens, den er vergessen wollte, am besten für immer.

Er müsste ablehnen, er wusste das. Es war nicht gut, er kannte die zerstörten Existenzen. Jene, die der König Begabte nannte, die sich selbst aber vielmehr als Verfluchte oder Verwelkte sahen. Eine solche stand neben ihm, bat ihn, das Angebot nicht anzunehmen. Ein Häufchen Elend, einst so mächtig wie ein Gott und nun nicht viel mehr als ein zerrütteter Geist in einer verrottenden Hülle, so wie er es bei vielen anderen, die von ihm getötet worden waren, beobachtet hatte.

Aber vielleicht … nur vielleicht würde es bei ihm anders werden.

Also schloss er die Augen und hieß den endlosen, unzerstörbaren Frieden willkommen.

„Bist du bereit? Wir müssen uns mit einigen Leuten treffen.“
 

Zur selben Zeit, viele tausend Meilen entfernt, stand ein anderer junger Mann, der dem ersten ähnelte, ebenfalls vor einer lebensverändernden Situation.

Er kniete, inmitten von schwarzen, öligen Pfützen, im Eingangsbereich seines Hauses. Neben ihm lag der Körper seines Vaters, aus den länglichen Wunden, die in seine Brust geschlagen worden waren, floss noch mehr von dieser Substanz, statt rotes Blut, wie es eigentlich zu vermuten gewesen wäre.

„Kieran ...“

Ein verzweifeltes Schluchzen, das die Stille durchbrach, ein schweres Atmen.

Es war nicht der junge Mann, der weinte, er starrte einfach nur. Wartete auf etwas, das nicht eintrat, was er nicht verstehen konnte.

„Es wird nicht funktionieren. Er hat sie mir genommen.“

Mit einer kraftlosen, unbestimmten Bewegung, deutete er zu einer der Lachen hinüber. Der junge Mann, der Kieran genannt worden war, schüttelte mit dem Kopf, unwillig, diese Wahrheit einzusehen, sie zu akzeptieren, doch er sagte immer noch nichts, hörte dafür die folgenden Worte umso deutlicher: „Du musst fliehen. Sie wissen von dir. Und sie werden dich suchen. Nimm alles aus der Schublade und lauf. Sie dürfen weder dich, noch etwas aus dieser Schublade jemals finden.“
 

Nur eine halbe Stunde, nachdem der Körper seines Vaters ebenfalls zu einer solchen Pfütze geworden war, lief Kieran mit einer Sporttasche über der Schulter quer durch die Stadt. Er wagte kaum, den Bus oder irgendein anderes Fortbewegungsmittel zu nehmen, wechselte die Straße so oft wie möglich und vermied es, irgendjemanden anzusehen. Jeder Passant, der ihm begegnete, kam ihm verdächtig vor, auch wenn er keiner seiner Verfolger war.

Als er schließlich vor dem Haus ankam, das sein Ziel war, atmete er kaum merkbar auf, wobei sein Atem als weißer Lufthauch vor ihm sichtbar wurde – und es dadurch sehr wohl merkbar wurde.

Wenige Sekunden später befand er sich bereits im Haus, lief eilig zu dem gesuchten Stockwerk hinauf und blieb dort wieder vor einer bestimmten Tür stehen. Sie war geöffnet, ein junger Mann, ein Freund, stand mit verschränkten Armen gegen den Rahmen gelehnt und sah ihn amüsiert schmunzelnd an. „Kieran, welch glücklichem Umstand verdanke ich deinen Besuch?“

Noch immer ein wenig atemlos dauerte es einen kurzen Moment, bevor er antworten konnte. In dieser Zeitspanne gelang es seinem Gegenüber, die Situation einzuschätzen, worauf sein Blick ernst wurde, aber er sagte nichts mehr.

Das überließ er dafür gänzlich Kieran, der endlich zu Atem gekommen war: „Sie haben meinen Vater umgebracht. Sie haben uns gefunden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Prolog war mehr ein kleines Experiment und diente auch mehr der Einstimmung auf die beiden neuen Charaktere - und der Klärung, was aus John geworden ist. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Platan
2014-11-27T13:18:22+00:00 27.11.2014 14:18
Nur zur Vorsicht an alle, die meinen Kommentar lesen: Enthält Spoiler zur John Cleaver-Reihe.

Sooo~!
Nachdem ich die John Cleaver-Reihe in (persönlicher!) Rekordzeit durchgelesen habe (ich habe in meinem Leben wirklich noch nie so "viele" Bücher kurz hintereinander gelesen °_°), kann ich mich jetzt auch endlich dieser FF widmen! Yay~. *___*
Zuallererst: Ich finde es so, so, so unbeschreiblich großartig, dass du eine FF zu dieser Reihe schreibst. Ich hatte ja immer darauf gehofft, dass du das mal für etwas von Dan Wells tust (deshalb liebte ich auch den OS zu Michael aus "Du stirbst zuerst" schon so sehr ♥) und jetzt ist es wirklich eine längere Geschichte, auf die ich mich freuen kann. Ich selbst hätte mich nämlich nie getraut, etwas zu Dan Wells zu schreiben (auch wenn ich dazu neige, einen OS zu schreiben, in dem Elijah überlebt Q___Q), aber dir traue ich das zu. ♥ Und so kann ich direkt "weiterlesen", während ich nun sehnsüchtig eine Ewigkeit auf Band 5 warten muss. >.<
Endlich kann ich auch mal alles hier lesen und genau begutachten, das hatte ich mich ja kaum getraut, während ich noch mitten in Band 4 steckte. :D
Also alles der Reihe nach:
Die Aufmachung allgemein gefällt mir ausgesprochen gut, wie immer eigentlich~. Das Cover passt so gut zur Reihe und vor allem die Steckbriefbilder haben es mir besonders angetan (die hast du echt toll bearbeitet), weil die auch so passend sind. Auch all die ausgewählten Lieder gefallen mir sehr, sehr gut und ich mag's auch, dass alle von Shinedown sind, denn so entsteht irgendwie eine gewisse Verbundenheit. ♥
Was mir aber nicht gefällt: Kieran ist doch keine Warnung! ò_ó Kieran ist immer ein guter Grund, eine Geschichte zu lesen! >.<
Außerdem wollte ich ihn auch gerne mal auf John treffen sehen, nachdem auch ich oft gemerkt habe, dass sie sich sehr ähnlich sind, also warum dafür entschuldigen? Ich finde das sehr großartig. :)
> • Faren kam dann dazu, weil why not? ;)
Hehe, ja, why not trifft es ziemlich gut~. Er gehört einfach dazu, wenn es um Kieran geht. :3

... Ich habe bestimmt total viel vergessen, was ich eigentlich noch sagen wollte. Aber zur Not erwähne ich das dann halt einfach später noch, in anderen Kommentaren. :)
Das Lied von Faren hat es mir übrigens besonders angetan. Q___Q
Jetzt fange ich aber an zu lesen. >.<

Oh! Oooh~! Finde ich schon mal direkt großartig, dass du erst nochmal auf die Szene zwischen John und Rack eingehst. *___*

> „Du musst einfach nur das Richtige aufgeben.“
Der Satz von Rack hatte mir ja schon im Buch eine Gänsehaut gemacht. D;
Und jetzt wieder. >.<

> All die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, trafen immer wieder auf einen zerbrochenen Spiegel. Ein Badezimmer voller Blut. Der schrecklichste Anblick seines Lebens, den er vergessen wollte, am besten für immer.
Ja, das fand ich auch immer schrecklich, dass John dieses Bild die ganze Zeit so sehr verfolgt. :(
Daran merkt man stark, wie sehr er darunter zu leiden hat ... deswegen war ich an der Stelle im Buch auch echt davon überzeugt, dass er Racks Angebot annimmt, schon allein weil er dann auch geweint hatte bei der Vorstellung, nie wieder diesen Schmerz erleiden zu müssen. Das war so emotional. D;

> Eine solche stand neben ihm, bat ihn, das Angebot nicht anzunehmen.
Brooke tut mir bei dieser ganzen Geschichte ja auch sehr leid, muss ich sagen. :(

> Aber vielleicht … nur vielleicht würde es bei ihm anders werden.
... Wie ich gerade grinsen muss, weil ich es so GROßARTIG finde, dass du ihn das denken lässt. Denn ich habe beim lesen echt erwartet, dass John es tatsächlich so betrachten und annehmen würde. Daher bin ich jetzt total geflasht, dass du das echt so umsetzt. :D

> Also schloss er die Augen und hieß den endlosen, unzerstörbaren Frieden willkommen.
Ich finde das gerade so mitreißend, weil ich die richtige Stelle im Buch ja kenne. Q___Q

> Zur selben Zeit, viele tausend Meilen entfernt, stand ein anderer junger Mann, der dem ersten ähnelte, ebenfalls vor einer lebensverändernden Situation.
Kieran! ♥
Mir gefällt der Wechsel an der Stelle echt gut. Man merkt sofort, dass die beiden irgendwie verbunden sind oder es auf jeden Fall noch sein werden.

> Neben ihm lag der Körper seines Vaters, aus den länglichen Wunden, die in seine Brust geschlagen worden waren, floss noch mehr von dieser Substanz, statt rotes Blut, wie es eigentlich zu vermuten gewesen wäre.
CATHAN! Q___Q
Warum musst du direkt im Prolog sterben?! TT___TT
Für den Plot, ich weiß, aber trotzdem ... >.<

> „Kieran ...“
Ein verzweifeltes Schluchzen, das die Stille durchbrach, ein schweres Atmen.

... Ich kann die Liebe zu seinem Sohn geradezu spüren. Q___Q

> Es war nicht der junge Mann, der weinte, er starrte einfach nur. Wartete auf etwas, das nicht eintrat, was er nicht verstehen konnte.
Wartet Kieran darauf, dass Cathan sich wieder selbstständig heilt? D;

> Der junge Mann, der Kieran genannt worden war, schüttelte mit dem Kopf, unwillig, diese Wahrheit einzusehen, sie zu akzeptieren,
Also wartet Kieran tatsächlich darauf, dass Cathan sich wieder selbst heilt. Da muss war grauenvolles vor sich gegangen sein. .___.
Obwohl Kieran hier nur mit dem Kopf schüttelt, tut er mir bereits so leid. >.<

> „Du musst fliehen. Sie wissen von dir. Und sie werden dich suchen. Nimm alles aus der Schublade und lauf. Sie dürfen weder dich, noch etwas aus dieser Schublade jemals finden.“
Owwwwww ... Q___Q
... Was wohl in dieser Schublade liegt? o___Ô

> Jeder Passant, der ihm begegnete, kam ihm verdächtig vor, auch wenn er keiner seiner Verfolger war.
In so einer Lage kann man aber auch echt nur Verfolgungswahn bekommen. D;

> Sie war geöffnet, ein junger Mann, ein Freund, stand mit verschränkten Armen gegen den Rahmen gelehnt und sah ihn amüsiert schmunzelnd an. „Kieran, welch glücklichem Umstand verdanke ich deinen Besuch?“
Ich liebe diese Stelle irgendwie sehr, weil sie so typisch Faren ist. ♥♥♥

> „Sie haben meinen Vater umgebracht. Sie haben uns gefunden.“
Ich ziehe darauf den Schluss, dass Faren darin eingeweiht ist, dass Kieran kein echter Mensch ist, also nur so halb. Und das macht es für mich noch großartiger. Q___Q

Also ich fand die Einstimmung perfekt! Vor allem der erste Absatz mit John, wie er sich für Racks Angebot entscheidet, da bekomme ich gleich schon massig Feels alleine deswegen. >.<
Und der kurze Einblick auf Kieran als Einstieg war auch super. Würde ich ihn nicht kennen, hätte ich schon Sympathie für ihn übrig, nach dieser Szene. ;<
Ich mag so kurze Prologe ... teach me! >___<
Auf jeden Fall bin ich jetzt total hibbelig und gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird. Mir tut nur Brooke unendlich leid ... sie wollte ja nicht, dass John sich auf Rack einlässt. D;
Bisher bin ich jedenfalls schon mal begeistert, aber ich habe auch nichts anderes erwartet~.
Antwort von:  Flordelis
29.11.2014 21:53
Danke dir für diesen Kommentar~.
Die Antwort erfolgt in der ENS~. ♥


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