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Aufbruch ins Ungewisse

von
Koautoren: Arcturus  _Delacroix_

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Aufbruch ins Ungewisse

Auf dem Bahnsteig 9¾ herrschte reges Treiben. Schüler rannten von einem Waggon zum nächsten, Eltern verabschiedeten sich, Haustiere wagten einen letzten Fluchtversuch und Sphintus Carmen fluchte. Es war kein leicht dahergesagter, kleiner Fluch sondern ein Ausdruck seines ganzen Missfallens, geäußert, während er sich mit aller Kraft gegen seinen Koffer stemmte.

„Noch ein bisschen!“, hörte er die Stimme seines Freundes aus dem Waggon und er warf sich noch einmal gegen das Gepäckstück. Leder wurde gequetscht, Falten wurden in Kleidung eingedrückt, aber endlich gab das störrische Teil nach und verschwand im Inneren des Wagens.

„Gott sei dank“, ächzte er und ließ es sich nicht nehmen, einen letzten triumphierenden Blick über den Bahnsteig gleiten zu lassen. Eigentlich fand er das alles ja schrecklich primitiv.

Bahnfahren war doch etwas für den gemeinen Pöbel und nicht für einen jungen, aufstrebenden Magier wie ihn; oder Titus. Nicht das es dem etwas ausgemacht hätte. Er hatte zwar nichts gesagt, aber Sphintus hatte gesehen, mit was für großen Augen er die scharlachrote Dampflok angestarrt, mit welcher Bewunderung er all die Eulen und Katzen in ihren Käfigen bestaunt und die zu Tränen gerührten Mütter gemustert hatte.

Es war das erste Mal, dass sein Freund in die große, weite Welt hinaus kam. Weg von Zuhause, wo man ihn wie ein rohes Ei behandelte und weg von der Magnostadt-Akademie, wo es ihm kaum besser ergangen war. Dieses Jahr würde ein besonderes Jahr für ihn werden. Eines, wo er endlich all das entdecken konnte, was er wollte und das wollte er ihm auf keinen Fall kaputt machen.

Auch wenn es wirklich eine verdammte Zumutung war.

„Da vorne ist das leere Abteil“, informierte ihn Titus mit einem Fingerzeig und machte sich daran zumindest einen ihrer beiden Koffer in die entsprechende Richtung zu ziehen. Sphintus seufzte, irgendwie hatte er ja gehofft, dass es beim Koffer-in-den-Zug-heben bleiben würde. Immerhin, für derart niedere Tätigkeiten gab es eigentlich so etwas wie Dienstpersonal. Unglücklich tastete er nach Kukulcan um ihr den Kopf zu tätscheln. Er wusste, das alles gefiel ihr genauso wenig wie ihm.

„Entschuldigung.“

Sphintus griff nach seinem Koffer.

„Ich sagte Entschuldigung.“

Redete man mit ihm? Langsam drehte er sich herum und erblickte ein Mädchen, dessen Haare ihn ein wenig an einen Busch erinnerten. Er wechselte einen Blick mit Kukulcan während das Mädchen die Hände in die Hüften stemmte.

„Gemäß der Schulordnung sind in Hogwarts nur Eulen, Katzen oder Kröten als Haustier gestattet“, begann sie, „Das da ist eine Kobra.“

Sphintus seufzte. „Das da ist Kukulcan.“

„Sie ist gegen die Schulregeln“, beharrte das Mädchen, „Ich muss dich bitten sie noch schnell deinen Eltern zu übergeben.“

Die Schlange zischelte und Sphintus war gewillt ihr zuzustimmen. Ihm ging der Tonfall seiner Gegenüber auch gegen den Strich.

„Wie wäre es, wenn du dich aus meinen Angelegenheiten heraushältst?“, schlug er vor und begann den Koffer in Richtung Abteil zu zerren. Wenn er schon keinen Gepäckträger bekam, konnte er es auch gleich hinter sich bringen und das nervige Mädchen da zurücklassen, wo es hingehörte.

Auf dem Gang.

„Moment mal“, rief es ihm nach, aber er drehte sich nicht um, um zu schauen ob es ihm zu allem Überfluss auch noch nachrannte.

„Als Vertrauensschülerin bin ich dafür zuständig, dafür zu sorgen, dass die Schulregeln eingehalten werden...“

Ja, es rannte ihm nach.

„ ... das ist essentiell wichtig für ein gutes, vorurteilsfreies Zusammenleben, das du sicherlich genauso anstrebst wie wir alle ...“

Unwirsch stopfte er den Koffer durch die halboffene Abteiltür und bemühte sich, dass schwafelnde Mädchen einfach zu ignorieren. War bestimmt so eine, die sich selbst gerne reden hörte. Ätzend solche Menschen.

Titus schenkte ihm einen fragenden Blick, aber er ging nicht näher darauf ein. Stattdessen schob er seinen Koffer neben den seines Freundes.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, kam es vom Gang herein geweht und Sphintus sah sich nun doch veranlasst, sich wieder umzudrehen. Einen Moment lang musterte er das Mädchen erneut. Braune, buschige Haare, wütende Haltung, funkelnde Augen...

Er grinste.

„Nein“, entgegnete er ihr, dann schloss er einfach die Tür.

„Das war aber nicht sehr nett von dir“, tadelte Titus ohne den Blick vom Fenster zu nehmen, vor dem eine schlanke, blonde Frau gerade ihr genauso blondes Kind in die Arme schloss.

Sphintus zuckte mit den Schultern.

„Vermutlich“, gab er zu.

„Sie wird damit zu einem Lehrer gehen“, prophezeite sein Freund.

Er nickte. Davon ging er auch aus. Aber egal was für einen Lehrer sie anschleppte, es würde ihm ein Vergnügen sein, ihm die zwölfseitige Sondergenehmigung zu zeigen. Die Sondergenehmigung, die er auch ihr gezeigt hätte, hätte sie einen netteren Tonfall an den Tag gelegt, oder sich beispielsweise dazu herabgelassen ihm mit dem Gepäck zu helfen. Denn eines stand ja wohl mal fest, diese Hogwartsschüler hatten noch zu lernen, wie man mit einem Magier des ersten Kodors umging und besser sie lernten es schnell.
 

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