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October & April

von

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The Beginning

Der Gott des Lichtes sah in den Spiegel. Die Göttin der Finsternis stand neben ihm und sah ebenfalls hinein. „Das ist er. Ihn habe ich ausgewählt.“ Der Spiegel zeigte das Gesicht eines jungen Mannes, dessen tiefblaue Augen finster dreinblickten.

Der Gott des Lichtes seufzte. Wann hatte er dieser Wette zugestimmt? Und warum? Er kannte die Menschen. Er wusste, dass sie nicht herzlos waren; nicht alle. Warum wollte die finstere Göttin ihm das Gegenteil beweisen?

So wie sie beide einst untrennbar mit einander verbunden gewesen waren, genauso gehörten Liebe und Hass in die Herzen der Menschen. „Na schön, du willst es also mit allen Mitteln? Dann versuche dein Glück. Beweise mir, dass die Menschen herzlos und zur Liebe unfähig sind.“ Bevor sie sich umwandte hielt er sie zurück. „Aber vergiss nicht: sobald du dein Werk vollbracht hast, wird sich keiner von uns direkt einmischen...was geschieht liegt ab dann in den Händen der Schicksalsgöttin.“

Die Göttin der Finsternis nickte und wandte sich ab. Sie würde ihm beweisen, dass die Menschen schlecht und egoistisch waren. Und ihre sogenannte Liebe schwach. Wenn es darauf ankam, dachte jeder von ihnen nur an sich selbst und würde selbst die, die er ach so sehr liebte dem Teufel zum Fraß vorwerfen...genau wie ER einst, als er sie verriet. Und genau das würde sie ihm nun beweisen.

Ohne einen Blick zurück machte sie sich auf in die Welt der Menschen. Mit einem bestimmten Ziel... Denn Ihn hatte sie nicht umsonst ausgewählt; Sein Herz war genauso kalt und steinern wie ihr eigenes. Voller Dunkelheit und Zorn. Für ihn gab es genausowenig Hoffnung wie für sie selbst. Er war ihr so ähnlich...weder brauchte, noch wollte er die Liebe anderer Menschen; wollte nicht einmal ihre Gegenwart.

Deshalb war er perfekt geeignet um zu beweisen, dass die Menschen niemals eine Liebe empfinden konnten, wie der Gott des Lichtes es gern glauben würde...Er würde sich wundern...

Don´t ever annoy the Goddess of Darkness

Mokuba erzählt...
 

Die Geschichte von der schönen und dem Biest kennt eigentlich jeder; und jeder hat seine Meinung dazu: der eine findet sie romantisch, ein anderer findet sie langweilig und der nächste findet sie kitschig. Wie aber denkt man über diese Geschichte wenn man sie, leicht abgewandelt und etwas moderner, selbst erlebt hat? Ich werde es euch sagen, denn ich habe es erlebt. An der Seite meines Bruders, unserer Freunde und...einer ganz besonderen Frau.
 

Alles begann damit, dass eines Tages eine Frau in Seto´s Büro auftauchte und ihm erklärte er sei der perfekte Mann für sie; beziehungsweise sie sei die perfekte Frau für ihn. Natürlich lachte er sie aus und machte ihr klar, er habe keinerlei Interesse an irgendeiner Art von Partnerschaft oder Beziehung; weder jetzt noch irgendwann und egal mit wem.

Doch die Frau, die sich als Myria vorstellte, lies sich nicht so leicht abwimmeln. Mit allen möglichen und fast auch unmöglichen Mitteln versuchte sie Seto von den Vorzügen einer Beziehung mit ihr zu überzeugen. Sie versprach ihm Macht, Geld und Erfolg; alles Dinge die er bereits zu Hauf besaß. Und das sagte er ihr auch...auf seine gewohnt liebenswürdige Art. Er drohte ihr sogar an sie rauswerfen zu lassen, wenn sie ihn weiter belästigen würde.

Offenbar war Myria davon nicht sehr angetan. Noch bevor unser Sicherheitsdienst sie hinauswerfen konnte, griff sie nach Setos Handgelenk und rief: „Ich verfluche dich, Seto Kaiba! Du sollst die Gestalt annehmen die dein Innerstes widerspiegelt. Erst wenn du die Liebe für dich entdeckst und diese Liebe erwidert wird, soll mein Fluch von dir genommen sein!!“

Und gleich drauf war sie verschwunden. Nur ein Mal in Form eines winzigen Drachen an Setos Handgelenk erinnerte noch an ihren Besuch. Naja und die Tatsache, dass wir beide da standen und dreinschauten als hätte gerade ein Marsmännchen vor uns gestanden. Seto maß diesem Vorfall nicht besonders viel Bedeutung zu; wie üblich eigentlich. Aber wir sollten schon sehr bald merken, wie sehr wir uns geirrt hatten.

An jenem Abend hatte er sich nicht besonders wohl gefühlt und sich ungewöhnlich früh zurückgezogen. Ich versuchte gar nicht erst, sein Verhalten mit dem Besuch jener Frau in Verbindung zu bringen; zumindest nicht ihm gegenüber weil ich seine Reaktion bereits kannte: er würde sagen ich solle mir keine Sorgen machen und vor allem nicht an diesen Unsinn glauben. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl wenn ich an diese Frau dachte; und es sollte sich bestätigen...
 

Mitten in der Nacht hörte ich Seto laut schreien; so als habe er große Schmerzen oder einen Alptraum. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich zu ihm. Was ich in seinem Zimmer vorfand lies mich erstarren: mein Bruder wand sich wie von Krämpfen geschüttelt in seinem Bett; sein Pyjama und die Bettwäsche waren schweißnass. Mein erster Gedanke war, einen Arzt zu rufen aber irgendetwas sagte mir, dass ein Arzt Seto nicht würde helfen können. Und was ich als nächstes sah lässt mir selbst heute noch das Blut in den Adern gefrieren: Während Seto sich unter unvorstellbaren Schmerzen wand hörte ich plötzlich einen Laut der mich glauben lies dass, seine Knochen unter markerschütterndem krachen brachen. Ich war gelähmt vor Angst; was geschah hier mit meinem Bruder?

Und das sollte längst nicht alles gewesen sein...Ich weiß bis heute nicht wie er es geschafft hat aber ganz plötzlich lief er, als wäre er auf der Flucht an mir vorbei, aus dem Haus und in den Wald dahinter hinein...dort verschwand er aus meinem Blickfeld.

I met the Dragon inside me...

Er lief als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Dieser Albtraum hatte ihn gequält wie nichts zuvor. Der Schmerz, den man ihm angetan hatte, hatte auch nach dem Erwachen nicht aufgehört. Es fühlte sich an als würde sein Körper in einen Vulkan geworfen, schmelzen und sich völlig neu zusammensetzen. Und es hatte nicht aufgehört. Selbst nachdem er dem Schlaf entronnen war, hatte der Schmerz ihm den Verstand geraubt. So lange bis er es nicht mehr ausgehalten hatte und aus dem Haus gerannt war, in den kleinen Wald dahinter. Aber der Schmerz hörte nicht auf. Es wurde immer schlimmer.

Und plötzlich fühlte er wie seine Knochen brachen; jeder einzelne um sich danach völlig neu zusammenzusetzen. Ein Blick auf seine Hände zeigte ihm, dass seine Arme länger und kräftiger wurden, die Hände verwandelten sich in klauenbewährte Pranken, die Krallen schärfer als jede von Menschenhand geschaffene Klinge. Seine Beine verwandelten sich in starke Hinterläufe mit ebenso starken Krallen wie an den Händen.

Sein Hals und sein ganzer Körpern zogen sich schmerzhaft in die Länge und er wuchs auf eine Größe von etwa 10 Metern an. Sein Kopf zog sich ebenfalls in die Länge bis er fast nur noch aus einem länglichen, mit messerscharfen Zähnen bestücktem Maul bestand. Zwischen seinen Schulterblättern erschienen zwei, zunächst kleine, Flügel die schnell wuchsen bis sie eine Spannweite von mehr als seiner momentanen Größe erreicht hatten. Zum Schluss verlängerte sich sein Steißbein bis es schließlich einen langen, beweglichen Schwanz bildete. All das geschah unter solch starken Schmerzen, dass er glaubte sterben zu müssen damit es aufhörte. Doch er starb nicht. Er fühlte sich mit einem Mal wie in Watte gehüllt und als er an sich herunter sah stockte ihm der Atem.

Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er um Hilfe rufen, doch als er seine Stimme erhob erklang kein menschlicher Laut aus seiner Kehle. Was er hörte war das Brüllen eines Ungeheuers. So laut, dass die Bäume um ihn herum, die während seiner Verwandlung noch stehen geblieben waren, unter der Kraft seiner Stimme erzitterten. Was war mit ihm geschehen? Er musste träumen... ja, das war die einzige Erklärung dafür; sein Verstand spielte ihm einen Streich.

Das Lachen hinter ihm war hinterlistig und schadenfroh. „Du träumst nicht, Seto Kaiba. Ich habe dir doch gesagt, du wirst die Gestalt annehmen, die dein Innerstes widerspiegelt. Und das wird so bleiben, bis du gelernt hast zu lieben und diese Liebe erwidert wird. So lange wirst du in dieser Gestalt leben müssen.“ Und mit einem weiteren, bösartigen, Lachen verschwand Myria. Genauso wie am Nachmittag zuvor.

Die Stille, die ihn plötzlich umgab war lauter als alles was ihm bisher widerfahren war. Und er tat das einzige was ihm sinnvoll erschien: er schrie. Seto Kaiba stieß einen Klagelaut aus, wie ihn noch jemand zuvor gehört hatte. Ob die ganze Stadt ihn hörte spielte keine Rolle. Er war verzweifelt. Er träumte nicht. Das hier war die bittere Wahrheit. Er war ein Drache. Mehr noch: er war der weiße Drache mit eiskaltem Blick....
 

Mokuba erzählt...
 

Schon als Seto an mir vorbei stürmte wusste ich, dass diese Sache kein gutes Ende nehmen würde. Ich wollte ihm nachlaufen aber irgendwas hielt mich zurück. Erst als ich das Brüllen hörte, wagte ich meinem Bruder zu folgen. Und was soll ich euch sagen? Statt meines Bruders fand ich, im dunkelsten und hintersten Winkel unseres Grundstückes...einen Drachen!!!

Von Entsetzen gepackt machte ich auf dem Absatz kehrt und lief den selben Weg zurück, den ich gekommen war. „Mokuba!!!“ Hatte Seto nach mit gerufen? Es war im Grunde kein richtiger Ruf, den ich gehört hatte. Eher seine Stimme in meinen Gedanken...und ein leises Grummeln von dem Drachen hinter mir. Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich langsam wieder um. „Seto? Bist du das?“ Ich konnte nicht glauben was ich da vor mir sah: diese Hexe hatte ihre Drohung tatsächlich wahr gemacht und ihn in ein Monster verwandelt, wobei Monster an dieser Stelle Ansichtssache ist.

Der Drache, das heißt Seto, lies traurig den Kopf hängen und obwohl ich immer noch vor Angst zitterte, legte ich meine Hand an seine Wange. Wir hatten zwar schon des öfteren in schwierigen Sitautionen gesteckt, aber das hier entbehrte jeder Beschreibung. Zum ersten Mal spürte ich, dass Seto wirklich verzweifelt war. Denn hier gab es nichts was er anzweifeln oder für einen Trick halten konnte; das hier betraf ihn selbst ohne Umschweife und es gab scheinbar nichts was wir tun konnten.

Doch als erstes musste ich Seto von hier wegbringen; er konnte schließlich nicht hier im Wald bleiben. Aber wo versteckt man einen Drachen? Glücklicherweise war unser Haus mehr als großzügig unterkellert so, dass dort genug Platz für ihn war.

Aber das war nur eine vorrübergehende Lösung dieses Problems. Was sollte ich tun? Wie konnte ich meinem Bruder helfen? Denn eines war klar: so bleiben konnte er nicht. Obwohl er es wahrscheinlich eine zeitlang würde aushalten müssen, wenn ich an die Worte dieser Hexe dachte. Bis er gelernt hatte zu lieben und diese Liebe erwidert wurde...und das waren zwei Optionen, die einander genauso aussschlossen wie die Möglichkeit, dass Seto und Yugi jemals wirklich Freunde werden würden...

Yugi...natürlich! Mit ihm und seinen Freunden hatten Seto und ich schon so viel verrücktes Zeug erlebt, dass eine geringe Hoffnung in mir Gestalt annahm. Vielleicht würden sie uns helfen können. Mir war klar, dass Seto von der Idee alles andere als begeistert sein würde, aber was blieb mir im Augenblick anderes übrig? Richtig...Gar nichts.

Die nächsten Stunden verbrachte ich damit Seto und mich selbst zu beruhigen. Uns einzureden, dass es einen Weg gab ihm seine menschliche Gestalt wiederzugeben auch ohne, dass er dafür gleich eine Frau finden musste. Obwohl ich mir persönlich schlimmeres vorstellen konnte als das.

Irgendwann war Seto dann doch eingeschlafen. So wie er dalag spürte ich plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Warum wurde ausgerechnet er so vom Schicksal gestraft? Hatte mein Bruder nicht schon genug durchgemacht? Ich schüttelte die trüben Gedanken schnell wieder ab. Du hast keine Zeit zum Trübsal blasen. Denn ein rascher Blick auf die Uhr sagte mir, dass jetzt gerade Yugi´s Großvater seinen Spieleladen öffnete. Also bestand eine große Chance auch Yugi anzutreffen, ohne ihn aus dem Bett werfen zu müssen. Mit einem letzten Blick auf den schlafenden Drachen verlies ich unser Haus und machte mich auf den Weg zu Yugi in der Hoffnung, dass er Seto und mir helfen konnte.

A Dragon is also only a Man...

Es waren endlich Semesterferien und eigentlich hätte Yumiko diese drei Monate zum Lernen nutzen sollen. Aber sie wollte auch Zeit mit ihrer Familie verbringen, denn immerhin war sie nicht allzu oft zu Hause. Dumm nur, dass ihre Eltern ausgerechnet jetzt auf einer Reise waren. Aber Yumiko kannte keine Schwermut, außerdem hatte sie ja auch noch einen Cousin in Domino. Und Joey hatte es gern übernommen, sich um seine Lieblingscousine zu kümmern. Und er hatte sich unglaublich gefreut seine Cousine nach beinahe sechs Jahren wiederzusehen. Er hatte auch nicht lange gebraucht um sie wieder zu erkennen. Ihre langen kastanienbraunen Haare, die sie immer zu einem Zopf geflochten trug würde er genauso erkennen wie ihre scheinbar von Natur aus schlanke Getalt. Was ihm aber am meisten auffiel waren ihren klugen grünen Augen. Augen denen scheinbar nichts entging und die eine unglaubliche Wärme ausstrahlten als er sie zur Begrüßung umarmte. Gleich am ersten Tag hatte er sie seinen Freunden vorgestellt und die Truppe war ihr gleich sympathisch gewesen.

Etwa zwei Wochen war sie nun hier und es tat gut zwischen den Büchern auch mal ein paar freundliche Gesichter zu sehen. So ein Psychologiestudium war nicht ohne und Yumi stand kurz vor ihrem Abschluss. Normalerweise würde sie die ganzen Ferien beinahe ausschließlich mit Lernen verbringen, doch Joey und seine Freunde sorgten dafür, dass sie auch mal eine wohlverdiente Pause einlegte, so wie heute. Yugi hatte versprochen ihr den Spieleladen seines Großvaters zu zeigen, da sie auf der Suche nach einem ganz bestimmten Spiel war und Joey hatte behauptet, dass der alte Mann nicht nur die neuesten Spiele vorrätig hatte sondern auch welche, nach denen eher selten gefragt wurde.

Also hatten sie sich alle am nächsten Morgen am Laden getroffen und Yumi war damit beschäftigt Yugis Großvater ihr gesuchtes Spiel zu beschreiben, als die Tür aufflog und ein Junge von etwa 13 Jahren im Türrahmen stand. Sie sah gleich, dass der Kleine verstört war. Und er schien nach Yugi zu suchen, denn sobald er ihn sah stürmte er auf ihn zu. „Du musst mir helfen, Yugi! Seto....Seto ist...“ Yugi ging nun seinerseits auf den Jungen zu. „Was ist los, Mokuba? Stimmt etwas mit Kaiba nicht? Ist er verletzt?“ Nun war auch Yumikos Neugier geweckt und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ruhte auf Mokuba. Der lies den Kopf hängen. „Wie soll ich anfangen? Selbst du wirst mir nicht glauben, was passiert ist. Aber du warst der erste, der mir eingefallen ist...Du musst mir helfen!“ Yumi sah sich Mokuba etwas genauer an. Sie erinnerte sich an die Geschichten, die Joey ihr von den Kaiba-Brüdern erzählt hatte. Eigentlich eher von seinen Streitereien mit dem älteren der beiden. Sie wusste aber auch, dass er manchmal schamlos übertreiben konnte. Auch wenn sie sich gut vorstellen konnte, dass Seto Kaiba nicht gerade der nette Junge von nebenan war. Allerdings konzentrierte sie sich jetzt eher auf seinen Bruder, denn der war gerade scheinbar einer Art Panik nahe. Um genau das zu verhindern legte sie ihm nun beruhigend die Hände auf die Schultern. „Beruhige dich und erzähl uns was los ist. Und dann werden wir sehen wie wir dir und deinem Bruder helfen können, okay?“ Mokuba sah sie an. Offenbar nicht schlüssig ob er ihr vertrauen konnte, nickte aber dennoch. „Vielleicht ist es besser, wenn ihr mitkommt.“
 

Mokuba hatte Yugi und die anderen also mit zu sich nach Hause genommen. Unterwegs hatte Joey ihm dann auch Yumiko vorgestellt. Zuerst war Mokuba nicht begeistert davon, jemand gänzlich fremden in die Situation einzuweihen. Seto würde ihm gewiss schon dafür, dass er Yugi um Hilfe bat den Kopf waschen, aber was hätte er sonst tu sollen? Außerdem hatten ihm die anderen versichert, dass er ihr vertrauen könne.

Da saßen sie nun im Wohnzimmer der Kaiba-Villa und warteten darauf, dass Mokuba ihnen erklärte, warum er so dringend Hilfe brauchte. Doch der schien nicht so recht zu wissen wo er anfangen sollte, druckste ein wenig umständlich herum und suchte nach den richtigen Worten. Aber er wusste, dass es selbst Yugi und seinen Freunden schwerfallen würde diese Geschichte zu glauben und das, obwohl sie zusammen allerhand merkwürdige Dinge erlebt hatten. Einigen von ihnen waren die Seelen gestohlen worden, sie wurden in die Vergangenheit geschickt, hatten denkwürdige Duelle gegen größenwahnsinnige Tyrannen, die die Welt beherrschen wollten bestritten und dergleichen mehr. Aber ob sie glauben würden, dass Seto unten im Keller schlief, in der Gestalt seine Lieblingsmonsters? Das wäre vielleicht sogar für die vier zuviel des Guten. Mokuba seufzte. „Tja, wo fang ich am besten an...?“ Yumi unterbrach ihn kurz und lies sich den Weg ins Badezimmer erklären um dem Ruf der Natur zu folgen. Sie hatte ohnehin den Eindruck gewonnen, dass Mokuba sie lieber aus dieser Sache heraushalten und nur den anderen sein Problem schildern wollte.

Also hatte sie sich für einen Moment entschuldigt und war kurz ins Bad verschwunden. Sie nahm es dem Kleinen nicht übel, dass er sich lieber Yugi, Joey und deren Freunden anvertraute. Immerhin war sie eine völlig Fremde und sie selber würde wahrscheinlich auch eher auf die Hilfe von guten Freunden zurückgreifen, als auf eine angehende Seelenklempnerin. Und sie hatte ja auch nicht vor Psychologin zu werden; aber mit einem solchen Studium konnte man das eine oder andere anfangen. Profiler werden zum Beispiel, das war ihr Traumberuf.

Aber Yumiko stellte fest, dass sie in diesem Moment auch ein ganz anderes Problem als ihre Berufswünsche oder Mokubas nicht vorhandenes Vertrauen in sie hatte: sie fand den Weg zurück zu den anderen nicht mehr!

Na großartig. Da stand sie nun in einem fremden Haus und hatte keine Ahnung wie sie zu den anderen zurückkommen sollte. Es war niemand in der Nähe, den sie hätte fragen können und einfach durch das Haus rufen wollte sie auch nicht. Also ging sie einfach drauflos, in die Richtung in der sie das Wohnzimmer und somit ihre Freunde vermutete.

Doch leider war die Kaiba-Villa recht groß und Yumikos Orientierungssinn glich, situationsbedingt, dem eines gestrandeten Wals. Aber sie war sich sicher, dass sie früher oder später den richtigen Raum finden würde. Im schlimmsten Fall würde sie wahrscheinlich im Keller landen; dann wäre sie auf jeden Fall falsch.

Und genau dort war sie nun gelandet: in Keller. Großartig Yumiko...jeder der dich hier findet hält dich für einen Einbrecher und dann...? Gerade wollte sie die Rückweg nach oben antreten als ein Geräusch hinter einer der Türen ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war eine Mischung aus einem resignierten Stöhnen und finsterem Knurren. Yumi wusste, dass es besser wäre wirklich den Rückweg anzutreten, aber die Ungewissheit und vor allem die Neugier was sich hinter dieser Tür verbarg lies sie nicht los.

Also was tut ein neugieriger Mensch in einem solchen Fall? Er gibt seinem Drängen nach, öffnet die Tür und wirft einen Blick dahinter. Und genau das Tat Yumiko in diesem Moment, auch wenn es nicht ihre Art war in fremden Häusern herumzuschnüffeln. Aber dieses Geräusch hatte etwas bedrohliches und zugleich flehendes an sich, etwas dem sie einfach nicht widerstehen konnte.

Und wie sehr wünschte sie sich ein paar Sekunden später diesem Drang widerstanden zu haben. Denn das was sie in diesem Raum erblickte, schien aus einem Albtraum entsprungen zu sein. In diesem, wirklich riesigen, Kellerraum lag ein Drache!! Yumi konnte selbst nicht glauben was sie da sah. Ach was, das ist garantiert ein Modell, das sie für irgendetwas brauchen. Dieses „Modell“ hatte nur einen Haken: es bewegte sich und zwar genau auf Yumi zu und sah dabei nicht gerade freundlich aus. Nun trennten Yumi und den Drachen nur noch Zentimeter. Normalerweise war Angst ein Fremdwort für Yumiko. Spukhäuser, Gewitterstürme, dunkle Flure, all das war für sie kein Problem. Aber das hier war mehr als ein Drachenmodell. Das hier schien wirklich echt zu sein und zum ersten Mal in ihrem Leben schrie sie vor Angst....
 

Mokuba war recht froh gewesen, als Yumiko sich entschuldigt hatte. Nicht, dass er sie nicht mochte, aber er kannte sie nicht und wer wusste wie sie auf das was er zu berichten hatte, reagieren würde? Also hatte er gewartet bis sie außer Hörweite war und erst dann mit seiner Erzählung begonnen.

Er hatte Yugi und den anderen von dem Besuch dieser merkwürdigen Frau und ihrem Fluch erzählt. Gerade wollte er ihnen von den Ereignissen der vergangenen Nacht berichten...als ein Schrei durch das Haus schallte. Joey blickte sofort erschrocken auf. „Das war Yumi!“ Ohne eine Antwort sprang Mokuba auf und rannte in die Richtung aus welcher der Schrei gekommen war, die anderen folgten ihm bis nach unten in den Keller.

Und da stand Yumiko: bleich wie die Wand, die Hände abwehrend erhoben und zu Tode erschrocken. Vor ihr stand Seto, wütend knurrend und mit gebleckten Zähnen. Jeder, der nicht wusste wer dieser Drache wirklich war hätte geglaubt, dass er Yumi auf der Stelle fressen wollte. Mokuba stellte sich sofort zwischen die beiden und sah Yumi finster an. „Was zur Hölle tust du hier?“ Die angesprochene wandte ihre Aufmerksamkeit nur mit Mühe von dem Drachen zu dem Jungen vor sich der sie nun ansah als wolle er sie selbst mit einem kräftigen Tritt zur Tür hinaus befördern. „Ich...ich hab mich verlaufen...“ stammelte sie. „Ich wollte nicht...ich hab nicht...ich hab überhaupt nichts gesehen.“

Zum ersten Mal seit Joey sie kannte geriet seine sonst so beherrschte Cousine aus der Fassung. Mokuba seufzte. „Genau das war es was ich euch erzählen wollte... Was Yumiko hier entdeckt hat ist das Ergebnis des Fluches, den diese Frau auf Seto gelegt hat.“ Joey sah entsetzt zwischen Mokuba und dem weißen Drachen hin und her. „Moment mal, DAS da ist Kaiba?“ Woraufhin dieser nur erneut wütend knurrte, seinen Blick auf Mokuba richtete und nun ihn finster anknurrte. Beinahe so als würde er dem kleinen eine Standpauke halten. „Es tut mir leid Seto. Aber ich hatte keine Ahnung, wer uns sonst helfen könnte. Und ich dachte, weil wir mit Yugi und den anderen schon so viel erlebt haben...“

Ein jäher Anflug von Mitgefühl überkam Yumiko. Sie wusste zwar nicht genau was hier los war aber sie wollte ihnen helfen. Sie warf einen kurzen Blick zu den anderen und fand genau dieses Mitgefühl, das sie selbst empfand; Mitgefühl und Unglauben. Aber wann stand man schonmal einem echten Drachen gegenüber? Sie zweifelte ja selbst an ihrem Verstand, denn in ihrem künftigen Berufsstand würde niemand glauben, was hier vor sich ging.

Nichtsdestotrotz waren hier zwei junge Männer, die Hilfe brauchten. Wie schon im Laden von Yugis Großvater legte sie Mokuba erneut die Hände auf die Schultern. „Keine Sorge. Ich bin sicher, dass Yugi und auch die anderen euch helfen. Und selbst wenn nicht, ich tue es auf jeden Fall.“ Das lenkte nun erneut Kaibas Aufmerksamkeit auf sie, der sie mehr als finster anknurrte. Doch Yumikos Angst war verflogen, nun da sie wusste, dass hinter dem Gesicht des weißen Drachen mit eiskaltem Blick auch nur ein Mann steckte. Ein ironisches Lächeln unterdrückend dachte sie, dass der Weiße Drache ganz gut zu ihm passte. „Schauen sie mich bitte nicht so an, als ob ich ihr Abendessen wäre, Kaiba. Haben sie etwa eine bessere Idee wie sie aus der Sache wieder heraus kommen wollen? Sie brauchen Hilfe und das wissen sie.“ Mokuba nickte. „Sie hat Recht Seto. Alleine kommen wir hier nicht weiter... Bitte, nimm einmal die Hilfe an, die man dir anbietet.“ Kurz schien Kaiba zu überlegen. Dann nickte er Mokuba zu und der schmiegt sich sogleich dankbar an den großen Drachen. Yumiko lächelte leicht und wandte sich an Mokuba. „Gut, dann sei so gut und erzähl mir genau was los ist. Wir finden schon einen Weg um deinen Bruder wieder in seine menschliche Gestalt zu verwandeln.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  I_Love_Seto_and_Neji
2016-11-07T23:02:38+00:00 08.11.2016 00:02
Wahnsinn! Von Anfang an hat mich dein Schreibstil gefesselt. Deine Art die Gefühle die jemand durchlebt zu beschreiben ist wirklich ausgezeichnet ^^ Man kann sich selbst richtig hineinfühlen.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und hoffe das du noch viele so tolle Seiten schreibst ;D ich werde es auf jedenfalls gespannt verfolgen.
Von: abgemeldet
2014-09-06T19:42:30+00:00 06.09.2014 21:42
Hört sich sehr spannend an :X
Schreib bitte schnell weiter C:
Antwort von:  Samtpfoetchen
06.09.2014 21:47
Ich bin schon dabei ^^
Freut mich, dass es dir gefällt :-)


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