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Emotional suffering

Seelischer Schmerz - NaruSasu
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!

Nach sehr langer Zeit hab ich mich nun doch dazu entschieden, eine FF zu schreiben. Mir schwirren so viele Geschichten durch den Kopf – und diese hier will einfach nicht verschwinden. Deswegen versuche ich mein Glück! Wann ich immer ein Kapitel hochlade, kann ich nicht vorher sagen – und ob ich vielleicht meine alte FF irgendwann zu Ende schreibe, weiß ich auch nicht :D!

Bitte Entschuldigt, falls ihr Schreibfehler findet. Noch dazu kenne ich mich leider nicht im Bereich der Medizin aus, weshalb ich auch keine Diagnosen oder Medikamente benennen werde. :)

So, nun viel Spaß beim Lesen !
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist ein wenig kürzer als das Erste! Aber ich wollte nach Kapitel 2 einen kleinen Zeitprung von ein paar Monaten machen, weshalb es nicht gepasst hätte, wenn ich es hier noch irgendwie mit einbauen würde :) Viel spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow, es ist echt über ein Jahr her, das ich ein Kapitel geschrieben habe? O_O Okay, ich wusste das es lange her war, aber .. so lange? Ich weiß gar nicht mehr ob ich meinen anderen Kapiteln überhaupt noch gerecht werde ..
Aber nichts desto trotz: Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, wie ich mir FF's durchlese und dann erst merke, dass diese schon seit sehr langer Zeit nicht mehr weitergeschrieben wurden. Das ist echt ein scheiß Gefühl - man verliebt sich in eine Story und kann kaum mit dem Gedanken leben, ein oder zwei Wochen auf ein neues Kapitel warten zu müssen, doch dann stellt man fest, das die FF zuletzt vor einem oder zwei Jahren geschrieben wurde. Xx
Irgendwann dachte ich mir "Ey, du machst doch auch nichts anderes!" und vielleicht, ganz vielleicht, gibt es ja da draußen jemanden, der genau dieses Gefühl bei meiner FF verspürt hatte?
Deswegen habe ich mich nun endlich dazu durchringen können, ein neues Kapitel zu schreiben.
Ich weiß nicht mehr wie ich den Ausgang der FF damals geplant hatte und lasse mich dementsprechend einfach hinleiten und schaue mal, wo ich lande.
So und somit wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Die lauten Schritte halten durch den langen kahlen Flur, als zwei in weiß gekleideten Männer durch diesen schritten. Links und Rechts am Gang entlang befanden sich einige Türen, die jeweils ein kleines Fenster besaßen und lediglich mit einer Karte geöffnet werden konnten.
 

„Dieser Trakt wird im Moment von 11 Patienten genutzt, wobei wir aber Plätze für insgesamt 16 Patienten hätten. Und da wir – nun mit dir eingeschlossen – 4 Pfleger plus die Nachtpfleger haben, ist es ein sehr angenehmes Arbeiten, wenn du mich fragst.“ Die zwei Männer blieben an einer der Türen stehen, die jedoch im Gegensatz zu den anderen durchgehend geöffnet war. Im Zimmer befanden sich zwei Frauen, die in ihrem Gespräch stoppten, als sie ihre Besucher erblickten.
 

„Oh, Hallo. Du musst wohl Naruto Uzumaki sein, stimmt?“, kam es von der Blonden, vollbusigen Frau – die bei genauerem Hinsehen doch nicht so jung zu sein scheint, wie man zu erst glaubte. Sie erhob sich, richtete ihren weißen Kittel, der ihre Brust nicht komplett verdecken konnte, ehe sie dem blonden jungen Mann entgegen kam und ihm ihre Hand zur Begrüßung ausstreckte. „Da wir nur eine kleine Truppe sind, reden wir uns mit dem Vornamen an. Ich hoffe dich stört es nicht?“ Der blonde Mann ergriff ihre Hand und schüttelte diese sanft, ehe er mit einem breiten Lächeln antwortete: „Nein, auf keinen Fall. Freut mich hier sein zu dürfen, Tsunade.“
 

Die ältere Frau lächelte auch freundlich zurück. „Hoffentlich wird es dir hier auch gefallen, sodass unsere Truppe endlich wieder vollständig ist. Es ist auch für die Patienten viel schöner, wenn sie immer ihren persönlichen Pfleger haben. Das heißt, jeder von uns erhält seine drei Sprösslinge. Doch da leider vor kurzem Herr Yunge verstorben ist, wirst du dich erst einmal um zwei Patienten kümmern.“
 

Tsunade deutete auf den schwarzhaarigen Mann hinter Naruto. „Da du Sai ja schon kennengelernt hast, wird dir nun Hinata“ - dabei drehte sie sich um ihre eigene Achse und weißte auf die dunkelhaarige Frau - „den Rest zeigen. Ich möchte auch das du im Anschluss die Akten deiner Patienten durchließt, um ihr Verhalten besser verstehen zu können.“
 

Verstehend nickten Hinata als auch Naruto gleichzeitig, ehe sie den Aufenthaltsraum verließen. „Die Pflegerin vor dir – Shizune – bekommt in kürze ihr drittes Kind, weshalb sie nun komplett für ihre Familie da sein möchte.“, fing Hinata auch an zu erzählen, während sie einige Zimmer weiter schritten. „Deswegen übernimmst du ihre Patienten. Du hast sogar Glück, die zwei sind die ruhigsten hier.“ Mit ihrer linken Hand holte sie eine Karte aus ihrer Tasche und zog diese durch den vorgesehenen Schlitz, damit sich die Tür vor ihnen öffnete. Daraufhin drückte sie die Karte dem Uzumaki in die Hand. „Das hier ist die Frau Takasawa. Wir nennen sie alle liebevoll 'Alte Lady'. Sie ist durchgehend Still, macht aber, was man ihr sagt. Du wirst somit kein Problem haben ihr das Essen oder die Medikamente zugeben. Leider schwächelt sie in letzter Zeit, es scheint langsam zu Ende mit ihr zu gehen.“ Narutos Azurblauen Augen wanderten durch den Raum und fixierten die alte Dame, die auf ihrem Bett hockte und auf den Boden starrte. „Bis vor kurzem tanzte sie noch durch ihr Zimmer. Es schien, als würde sie mit ihrem verstorbenen Mann einen klassischen Tanz tanzen.“ Ergriffen von der rührenden Geschichte, musste Naruto lächeln. „Eine sehr ergreifende Geschichte.“ - „Naja.“, widersprach ihr Hinata. „Sie hat ihren Mann ermordet. Aber das wirst du in ihrer Akte noch erfahren.“
 

Sie gingen an einem weiteren Zimmer vorbei. „Hier war bis vor kurzem noch das Zimmer von Herr Yunge. Er hatte, abgesehen von seinem Eingeschränkten Handeln und Verstehen, noch eine Krankheit, die ihn letztendlich im Alter von 35 Jahren von uns scheiden ließ. Ich hoffe das du mit der Alten Lady noch etwas arbeiten kannst, ehe auch sie gehen wird.“
 

Schlussendlich führte ihr Weg zum nächsten Zimmer – das letzte Zimmer im Gang. „Und hier ist dein zweiter Patient. Unser kleines Sorgenkind.“ Hinata ließ den blonden die Tür öffnen und zuerst einschreiten. Augenblicklich verschwand Narutos Dauerlächeln, als er seinen zweiten Patienten erblickte.
 

Ein schwarzhaariger Junge, schätzungsweise im Alter von 15-16 Jahren, saß in einem hellblauen Anzug teilnahmslos auf seinem Bett. Seine großen dunklen Augen blickten Leer in die Luft. „Das ist Sasuke.“, hörte Naruto beiläufig von Hinata. Doch er konnte nicht antworten, zu sehr war er von diesem Anblick erschüttert. Natürlich, ihm war bewusst das eine geschlossene Anstalt Menschen im unterschiedlichen Alter behandelte. Jedoch hatte er in seiner Ausbildung bisher nur ältere Patienten gepflegt.
 

Hinata merkte Narutos Erschütterung und ließ ihm etwas Zeit, dass alles zu verarbeiten. Immerhin erging es ihr auch so, als Sasuke vor kurzem hierher verlegt wurde. Insgeheim vermutete sie auch, dass Sasuke einer der Gründe war, warum Shizune ging – immerhin hatte sie einen Sohn im selben Alter.
 

Langsam führten Narutos Schritte zum Bett, bis er direkt neben dem Jungen stand. Doch dieser schien ihn nicht zu bemerken. Die Augen des Uzumakis musterten den Jungen weiterhin – er saß mit einem angewinkelten Bein auf dem Bett, während seine Arme kraftlos in seinem Schoß lagen. Beide Unterarme waren mit dicken Verbänden verbunden.
 

„Wie wäre es, wenn ich dir die Akten zeige und du daraufhin die Medikamente und das Essen an deine Patienten verteilst?“ Die zarte Stimme der blauhaarigen riss Naruto aus seinen Gedanken. Etwas peinlich berührt fuhr er sich durch sein blondes Haar. „Ja klar, gute Idee.“ Krampfhaft zwang er sich wieder zu seinem Lächeln.
 


 

Minuten später befand sich Naruto auch schon wieder im Aufenthaltsraum auf einem Stuhl. Zwar war auch dieser Raum kahl, jedoch strahlte er durch die Sitzgelegenheiten eine andere Atmosphäre aus. Die anderen Pfleger befanden sich soeben bei ihren Patienten, was Naruto in diesem Moment auch wirklich genoss. Zu sehr nagte Sasukes Erscheinunsbild an Naruto.
 

„Einmal tief durchatmen, Naruto. Du bist doch auch sonst nicht so eine Memme!“, ermahnte er sich selbst in Gedanken, bevor er die Akten vor sich ansah. Zwei Gelbe Akten, die vom Umfang her einen großen Unterschied zeigten. Die normal dicke Akte war die der alten Lady, während die ungewöhnlich dicke Akte Sasukes war. Naruto entschied sich dafür, zuerst die dünnere Akte zu lesen, wenn auch seine Neugier eher zu Sasuke glitt.
 

Nach kurzer Zeit hatte er die Akte durchgelesen und sich die Geschichte der Alten Lady, als auch ihre Medikamentenausgabe so wie ihr Verhalten eingeprägt. Es gab im Grunde nicht viel über sie zu sagen; inzwischen war die alte Lady 85 Jahre alt und befand sich seit 25 Jahren in der Psychiatrie, wobei sie 12 Jahre davon hier in der Konoha-Heilanstalt lebte. Sie war ruhig, redete kaum und machte keine Probleme bei der Einnahme der Nahrung oder der Medikamente. Sie wies eine Psychose auf, die sie vor einigen Jahren dazu brachte, ihren Mann umzubringen. Daraufhin zog sie sich zurück, lebte in ihrer Eigenen Welt und tanzte immer wieder in ihrem Zimmer umher, als wäre ihr Mann noch da und würde sie führen. Doch seit kurzem schienen ihre müden Knochen nicht mehr zu wollen, weshalb sie nicht mehr so oft tanzte. Zumindest waren dies die Anmerkungen der Pflegerin vor Naruto gewesen, die sie Notizenhaft in die Akte schrieb.
 

Fast zeitgleich, als Naruto die Akte wieder zuschlug, kam auch wieder Hinata in dem Raum. Mit einem sanften Lächeln sah sie ihn an. „Ich denke für Sasukes Akte wirst du etwas mehr Zeit benötigen, weshalb du sie dir gerne heute mit nachhause nehmen kannst – falls dich dein erster Arbeitstag nicht zu sehr schockiert hat.“ Ein leises Lachen entfloh Narutos Kehle. „Ach nein, so schlimm ist es auch nicht“, scherzte er zurück.
 

„Ich würde dir gerne noch die Medikamenten zeigen. Sie werden extra auf unsere Patienten zusammengestellt, sodass wir sie nur austeilen müssen. Einige kriegen sie in Tablettenform, anderen müssen wir sie spritzen.“ Zeitgleich stand Naruto auf, legte die zwei Akten beiseite und folgte der blauhaarigen in einen anderen Raum, den er nun zum Ersten Mal sah. Er war gefüllt mit allen Möglichen Hilfsmittel als auch mit Medikamenten, die nach Patienten sortiert wurden.
 

Mit geübten Griff holte sich Hinata die Medikamente für Narutos Patienten. „Der Alten Lady musst du die Tabletten in die Hand legen, sie wird sie von alleine schlucken. Das Essen stellst du ihr ebenfalls hin – dabei brauchst du keine Angst zu haben, dass sie sich verschluckt oder anderen Unfug damit macht. Bei Sasuke ist dies ein wenig anders. Er kriegt starke Beruhigungsmittel, da er als sehr Aggressiv eingestuft wird, und wir natürlich nicht wollen, dass er sich oder uns verletzt. Dies müsstest du ihm spritzen. Und auch beim Essen wird es etwas schwieriger – er schluckt nur sehr zaghaft. Er ist auch nicht in der Lage den Löffel zu halten.“ Damit verstaute sie die Medikamente auf einen Rolli, den sie zuvor in den Flur gestellt hatte. Auf diesem befand sich auch das Essen für die Alte Lady und Sasuke. „Falls du noch Fragen hast oder Hilfe brauchst, ruf nach uns. Wir werden nicht weit entfernt von dir bei unseren Patienten sein.“
 

Wie angekündigt, war es wirklich kein Problem der Alten Lady ihre Nahrung und Medikamente zu geben. Seelenruhig hatte sie diese geschluckt und machte sich über ihr Essen her.
 

Doch bei Sasuke war sich Naruto noch etwas unsicher. Er schob den Rolli mit ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich, und ging auf das Bett zu. Seit seinem letzten Besuch, schien Sasuke sich nicht bewegt zu haben. Lediglich sein Blick wirkte anders – etwas Müde, wie Naruto es einschätzen würde. Schnell streifte er sich Handschuhe über, ehe er die Spritze an sich nahm. Mit seiner Freien Hand umfasste er sanft den rechten Arm des Jungen. Wortlos ließ dieser es zu, dass Naruto die Spritze in seinem Oberarm vergrub und ihm das Beruhigungsmittel in die Venen verabreichte.
 

Nun war das Essen dran; es war etwas anderes, als das der Alten Lady, wie Naruto feststellte, denn Sasuke erhielt nur eine Schüssel mit undefinierbaren Brei. Er nahm vorsichtig einen Löffel vom Brei, setzte sich dann vor Sasuke und umfasste zaghaft dessen Kinn, damit dieser in seine Richtung sah. Leere, dunkle Augen richteten sich auf ihn, doch Naruto wusste, das Sasuke ihn nicht ansah. Ob er ihn überhaupt mitbekam? Was hatte ihn überhaupt hierher gebracht? Etliche Fragen schwirrten in seinem Kopf umher, worauf wohl nur seine Akte eine Antwort geben konnte.
 

Mit einem Seufzen richtete sich Naruto wieder seiner Aufgabe zu – er übte leichten Druck auf Sasukes Kinn aus, sodass er seinen Mund leicht öffnen und den Löffel einführen konnte. Die Tatsache, dass er dabei kleckerte, erinnerte ihn nur noch mehr an das Füttern eines Kindes. Wäre da nicht die Tatsache, dass Sasukes Augen so leer aussahen, so würde Naruto sogar von 'Niedlichkeit' sprechen.
 

Nur zaghaft schluckte der schwarzhaarige den Brei runter, und auch den zweiten und den dritten Löffel. Bis die kleine Schale leer war. Währenddessen konnte Naruto beobachten, wie Sasukes Augenlider immer mehr sanken. „Bist du Müde, Sasuke?“, fragte Naruto vorsichtig. Er konnte sich denken, dass er keine Antwort bekommen würde, jedoch gab es ihm selbst ein besseres Gefühl mit ihm zu Reden. Vielleicht würde er ihn doch hören, nur nicht drauf antworten können.
 

„Du kannst gleich schlafen, Kleiner. Aber zuvor muss ich noch deine Verbände wechseln, da ich wohl ein bisschen gekleckert habe.“ Ein peinlich berührtes Lachen seitens Naruto ertönte, ehe er die Schale so wie den Löffel wieder auf den Rolli legte und schnell das Zimmer verließ, um daraufhin mit zwei neuen Verbänden ins Zimmer zurückzukehren. Wieder ließ er sich auf das Bett sinken und umfasste den rechten Arm des Jüngeren. Vorsichtig öffnete er dessen Verband und wickelte diesen ab, bis blutige Schnittwunden zum Vorschein kamen. Es waren zahlreiche, die vom Handgelenk bis zur Armbeuge gingen. Einen Moment lang stoppte Naruto in seiner Bewegung und besah sich den Arm genauer an. Die Schnitte waren unsauber und wurden alle zur gleichen Zeit zugefügt, wahrscheinlich in Eile. Und auch der andere Unterarm Sasukes sah nicht anders aus. Was führte einen bloß zu so einem Handeln?
 

Seine Augen fuhren den Arm hoch und runter – die Schnitte im Bereich des Handgelenks wurden genäht, immerhin waren dies die gefährlicheren. Wollte er sich wohl umbringen, oder war dies nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit?
 

Zügig verband er die entblößten Arme wieder säuberlich – zeitlich genau richtig, da Sasuke plötzlich gegen Narutos Schulter sackte. Überrascht fing er diesen auf und legte diesen langsam nach hinten auf die Matratze. Die geschlossenen Augen Sasukes ließen ihn darauf schließen, dass dieser lediglich eingeschlafen war. Einen Moment lang blieb Naruto noch im Zimmer, beobachtete Sasuke. Er war hübsch, wirklich. Naruto konnte sich gar nicht vorstellen, dass Sasuke unbeliebt war. Es passte einfach nicht in das Erscheinungsbild – aber vielleicht dachte er auch zu klischeehaft.

Kapitel 2

Es war spät am Abend, als Naruto die Tür zu seiner Wohnung aufschloss und hineintrat. Überall standen noch gepackte Kartons, die nur darauf warteten ausgepackt zu werden. Doch bisher hatte Naruto keine Zeit dafür gefunden dies zu tun – immerhin war er erst am Wochenende hierher gezogen und empfand es für wichtiger die Stadt nach einem Rahmenstand abzusuchen.
 

Erschöpft kämpfte er sich durch die Berge an Kartons ins Schlagzimmer, wo er sich sogleich seiner Arbeitsuniform entledigte und diese achtlos auf den Boden warf. Er hatte Hunger, musste unbedingt duschen und auch Schlaf hatte er dringend nötig – doch etwas anderes übertönte dies alles; die Neugier an Sasukes Akte. Kurzerhand griff er nach der besagten Akte und warf sich mit dieser auf sein großes Bett.
 

Naruto blätterte durch die etlichen Zettel, lass hier und da einige Untersuchungsberichte. Im Gegensatz zur 'Alten Lady' war Sasukes Zustand etwas komplizierter. An sich schien er ein normaler Junge gewesen zu sein – er war gerade mal 16 Jahre alt, besuchte eine staatliche Schule im angrenzenden Ort und seine Familie führte ein großes Imperium. Es gab keine Erkrankungen und auch keine Bemerkungen über ein auffallendes Verhalten.
 

Doch ein bestimmter Tag schien dies alles verändert zuhaben. Die folgenden Seiten befassten sich mit dem besagten Tag, doch die unsauberliche Schrift machte es dem blonden schwer alles zu lesen. Haareraufend blätterte er einige Seiten weiter, ehe er auf eine CD stieß. Sofort sprang er auf, lief nur in Boxershorts gekleidet ins Esszimmer und wühlte in etlichen Kartons, bis er seinen Laptop fand. Nach dem dieser hochgefahren war, legte er die Cd ein und nahm auf einem Stuhl platz. Augenblicklich erschien ein Video, dass einen schwarzhaarigen Mann beim Verhör der Polizei zeigte. Naruto schluckte hart – ein Video war viel intensiver und emotionaler als ein einfacher Bericht.
 

Er überlegte eine Weile; natürlich wollte er alles wissen, immerhin hatte er sogar eine Art Auftrag erhalten, die Akte vollständig zu lesen. Doch sein Magen zog sich zusammen – wollte er wirklich wissen, was passiert war? Was diesen Jungen dazu brachte, sich die Pulsadern aufzuschlitzen?
 

Nach einer, für ihn endlosen Zeit, raffte er sich noch einmal hoch und durchforstete seine Küchenschränke. Da die meisten noch nicht eingeräumt waren, fand er schnell was er suchte; eine Flasche Wein. Eigentlich war Naruto gar kein Weintrinker, generell trank er wenig Alkohol. Jedoch hatte er von seinem alten Arbeitgeber bei seinem Umzug diese geschenkt bekommen – ein obligatorisches Geschenk, was er bis eben noch als einfallslos betiteln würde, doch scheinbar ahnte sein Chef, dass Naruto diese in seinem Beruf einmal gebrauchen würde. Schrecklich, dass dies schon am ersten Tag der Fall war.
 

Mit einem Glas und der Flasche bewaffnet setzte er sich wieder vor seinen Laptop und fühlte sich nach einem großen Schluck des Rotweins in der Lage, das Video abzuspielen.
 

„Sasuke war schon immer ein Einzelgänger.“, ertönte es nun aus den Lautsprechern seines Laptops. „Er interessierte sich nicht viel für das Imperium seines Vaters. Traurig, immerhin sollte er einmal der Nachfolger werden. Auf dem Familientreffen sollte es dann endlich beschlossen werden – doch“, der schwarzhaarige Mann vor der Kamera holte tief Luft. Zu sehr schockierte es ihn das Geschehene wiederzugeben. „Doch .. eine kleine Bemerkung von seinem Vater – das dieser von Sasuke verlange, innerhalb der nächsten 4 Jahre eine Frau zu finden und eine Familie zu gründen – veränderte Sasukes Verhalten. Immerhin hatte dieser sich als Homosexuell geoutet.“ Naruto nahm einen großen Schluck vom Rotwein – heutzutage sprach zwar jeder von Toleranz bezüglich Homosexualität, jedoch hatte Naruto es selbst am Leibe gespürt. Ja, denn er war Bisexuell. Er wollte Liebe nicht anhand eines Geschlechtes definieren und seine Großmutter hatte dies auch akzeptiert - nur leider nicht sein komplettes Umfeld.
 

„Das sein Vater diese Tatsache einfach zu seinem Gunsten überspielte, machte Sasuke zum Mörder. Die Situation eskalierte, Sasuke rannte aus dem Zimmer.“ Eine kurze Pause herrschte, in der sich der Mann eine aufkommende Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Ich verließ kurz das Zimmer um in der Küche etwas zu holen. Genau in dem Zeitpunkt kam Sasuke wieder – er hatte sich die Waffe seines Vaters geholt und.. und er erschoss jeden. Wahllos schoss er durch die Gegend. Ich hatte mich versteckt, konnte aber sehen, wie die anderen zu Boden glitten. Er hatte mich nicht bemerkt, sonst wäre ich jetzt wohl auch tot. Er warf die Pistole auf den Tisch und verließ das Zimmer wieder, woraufhin ich die Polizei rief.“ Der abgebildete Mann rang nach Fassung. „Sasuke wollte sich daraufhin umbringen, in dem er sich die Pulsadern aufschnitt. Doch er wurde gerettet. Wissen sie, ich bin nicht böse auf ihn – ich bin zu tiefst erschüttert, dass es so weit kommen musste. Ich will, dass er in einer Psychiatrie lernt zu begreifen, was er getan hat.“
 

Das Video endete und ließ Naruto mit einem rießen Chaos im Kopf alleine. Nur zaghaft griff seine Hand wieder nach seinem Weinglas, ehe er dieses in einem Zug entleerte.
 

Erst nach dem zweiten und anschließend dritten Glas sackten die etlichen Informationen erst und ließen ihn wieder einigermaßen klar denken. Dies war also seine Geschichte; der Grund für Sasukes Aufenthalt in der Psychiatrie – das intolerante Verhalten seines Vaters!
 

Naruto spielte das Video noch ein zweites Mal ab, versuchte alles Wort für Wort in sein Gehirn einzubrennen. Doch die Informationen reichten ihm nicht aus, weshalb er im Internet nach diesem Fall weitersuchte. Und er wurde fündig; etliche Artikel schrieben über das Massaker, bei dem über 20 Menschen starben. Es war klar, dass sie sich die Finger wund tippten und über nichts anderes berichteten, immerhin war der mutmaßliche Mörder gerade einmal 16 Jahre alt! Doch irgendwann fand Naruto keine neuen Informationen mehr, denn die Zeitungen hatten nicht viele Details und glichen sich dementsprechend sehr stark. Lediglich ein Foto tauchte auf, dass er noch nicht kannte und es sich kurzerhand abspeicherte. Es zeigte Sasuke mit ein paar anderen Schülern oder Freunden, die jedoch entfremdet waren. Lediglich Sasuke war deutlich zu erkennen – und er lächelte. Beziehungsweise sah es für Naruto so aus; er hatte die Augen geschlossen, trug eine Schuluniform und hatte seine Hände in die Hosentaschen vergraben. Des Weiteren waren seine Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Er sah unbeschwert aus, niemals würde Naruto in ihm einen Mörder vermuten.
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er Mitternacht schon um eine Stunde hinter sich gelassen hatte. Doch er wusste ganz genau, dass er jetzt nicht so einfach Schlaf finden würde, weswegen er nach seinem Handy griff.
 

Naruto hatte nicht viele Freunde und auch keine Familie mehr – seine Eltern starben früh bei einem Unfall, weswegen er von seiner Großmutter erzogen wurde. Diese verstarb vor 2 Jahren und ließ Naruto somit komplett alleine. Doch er war schon immer ein 'Steh-auf-Männchen' gewesen – er ließ sich nicht unterkriegen und versuchte alles mit einem breiten Grinsen zu überdecken. Trotzdem schaffte er es nicht, einen großen Freundeskreis aufzubauen. Die paar Freunde die er hatte verteilten sich im Laufe der Jahre auf dem kompletten Globus wodurch der Kontakt abbrach, aber einige wandten sich bewusst von dem Blonden ab – denn sie kamen nicht mit seiner sexuellen Neigung klar. Ob die Jungs Angst hatten, dass er sich an sie ranmachen würde? Oder ob seine Neigung abfärben würde – oder gar ansteckend war? Doch mit der Zeit weinte Naruto ihnen nicht mehr hinterher – immerhin war da jemand, der die ganze Zeit für ihn da war. Damals, als seine Eltern starben, und auch als er in einer Schlägerei verwickelt war, oder als er eine schlechte Note nachhause brachte. Die ganze Zeit konnte er sich auf jemanden verlassen; und genau diese Person rief er nun mitten in der Nacht an.
 

Es war Sakura Haruno, eine Kindergartenfreundin mit der er täglich gespielt hatte und mit der er auch in einer Klasse ging. Sie war wunderschön, hatte rosafarbenes Haar und war sehr Modebewusst. Dennoch war sie kein typisches Mädchen gewesen – vielleicht war dies auch der Grund warum so viele Jungs auf sie standen. Und auch Naruto war einer davon gewesen, der ihr immer hinterher schwärmte – jedoch war er für Sakura nur eine Art 'Großer Bruder' gewesen. Mit der Zeit legten sich auch seine Gefühle wieder und er war offen für neues.
 

Nun wartete er darauf, das seine Freundin ans Handy ging. Selbstverständlich war sie schon am schlafen gewesen, doch er wusste ganz genau, dass er sie jeder Zeit anrufen konnte – gerade jetzt, nachdem er umgezogen ist.
 

„Ja?“, ertönte es leise aus dem Hörer. „Hey, Saku-Chan! Sorry, das ich dich geweckt habe.“, erst jetzt kamen in ihm Schuldgefühle hoch – vielleicht hätte er mit dem Anruf doch bis morgen warten sollen? „Schon in Ordnung, Naruto.“ Sie gähnte einmal ausgiebig und man hörte, dass sie sich im Bett umher wälzte. „Wie ergeht es dir in deiner neuen Wohnung?“, fragte sie nun etwas wacher.
 

„Alles bestens Saku! Die Fahrt hat zwar Ewigkeiten gedauert, aber ich fühlte mich in meiner Wohnung direkt wohl und ich habe auch schon nach einem Rahmenstand Ausschau gehalten.“ Zur Antwort ertönte ein Kichern seitens der Rosahaarigen. „Aber bisher habe ich noch keinen gefunden, der an deine selbstgemachten Rahmen rankommt!“ Es war ein sehr schönes Gefühl, endlich wieder jemanden zu haben, mit dem er unbeschwert reden konnte.
 

Sie unterhielten sich noch etwas über Narutos Wohnung, über Konoha und sonstige belanglose Sachen, bis Sakura auf den wunden Punkt traf. „Wolltest du dich nur mal unterhalten oder liegt dir etwas auf dem Herzen, Naru?“ Es war keine Anschuldigung, dass Naruto sie so spät beim Schlafen störte, sondern ihr Gefühl, dass etwas ihn belasten würde – und so erzählte er ihr von Sasuke, ließ jedoch seinen Namen und die genauen Tatgründe weg. Er erzählte ihr lediglich von seinem Sprössling, den er zu pflegen hat und der ihm Sorgen bereitet.

Kapitel 3

Es waren einige Monate vergangen, nachdem Naruto das Gespräch mit seiner Freundin aus Kindertagen hatte. Doch genau dieses Gespräch hatte ihm viel Kraft gegeben, die er dafür nutzte, um sich in seinem neuen Umfeld gemütlich zumachen.
 

Seine Wohnung war inzwischen zum größten Teil von den Kartons befreit worden und er nahm sich zur Aufgabe neben seinen Arbeitszeiten noch etwas die Stadt zu erkunden.
 

Heute hatte er es sich zur Aufgabe gemacht nach der Arbeit ein Local zu finden, das ansatzweise etwas genießbares servierte. Jedoch war ihm bewusst das keiner an Sakuras tollen Ramen kommen würde – aber vielleicht nah dran.
 

Mit einem breiten Grinsen schritt er durch den langen Flur, vorbei an Zimmern, in denen er hin und wieder einen seiner Kollegen erblickte. Vor dem Zimmer seiner Patienten blieb er stehen, öffnete diese mit seiner Karte und trat ein. Es war ein Routinebesuch kurz bevor die Nachtschicht ihren Dienst übernehmen würde. „Frau Takasawa, ich bringe ihnen ihre Schlaftabletten.“ Damit schritt er auf ihr Bett zu, bemerkte jedoch erst spät das die Alte Lady nicht in ihrem Bett saß sondern vor diesem auf dem Boden kauerte. Sofort kniete Naruto sich neben sie und griff nach ihren alten, zerbrechlich wirkenden Händen, die sie zuvor auf ihr Bein gedrückt hatte.
 

Ihr Oberschenkel wies einen großen Bluterguss auf und war zunehmend geschwollen. Sie schien Schmerzen zuhaben, sagte jedoch wie gewohnt kein einziges Wort. Sie blickte den jungen Uzumaki nicht einmal an, sondern fixierte einen Punkt in der Luft. „Mensch, Frau Takasawa. Sie haben sich verletzt. Wollten sie etwa wieder versuchen zu tanzen?“, sprach Naruto sanft, ohne eine Antwort zu erwarten. „Bewegen sie sich sowenig wie möglich, ja? Ich hole Hilfe.“ Damit verließ er zügig das Zimmer der Alten Lady, wobei er die Tür dieses Mal ausnahmsweise offen ließ – in ihrem Zustand würde sie es sowieso nicht selbstständig verlassen können.
 

Nachdem er Tsunade vom Befund erzählt hatte, ging alles ganz schnell. Sie besah sich selbst einmal die Alte Lady, als auch sie zu dem Entschluss kam, dass diese gestürzt sein muss und ihre alten, müden Knochen bei dem Aufprall nachgaben. Der Oberschenkel war gebrochen, weshalb sie in das naheliegende Krankenhaus gebracht wurde.
 

Naruto hätte sich seinen Feierabend schöner vorstellen können – denn auch wenn er wusste, dass er keinerlei Schuld an den Unfall der Alten Lady hatte, so breitete sich Unwohlsein in ihm aus.

Mit einem Seufzen machte er sich nun auf zu seinem letzten Patienten – schrecklich, das er an sich schon einen Patienten weniger betreuen musste als seine Kollegen, und es dennoch nicht schaffte diese vor Unfällen zu beschützen.
 

Sasuke saß – wie nicht anders zu erwarten – brav in seinem Bett und lehnte sich mit seiner linken Schulter gegen die Wand. Angesichts seiner Müdigkeit fragte Naruto sich selbst, ob es überhaupt notwendig war, dem Schwarzhaarigen das Beruhigungsmittel zu spritzen. Jedoch waren dies Vorschriften, die Naruto zu befolgen hatte. Langsam ließ er sich neben den Jungen nieder und berührte ihn sanft am Oberarm. „Hey, Sasuke.“, sagte er leise. „Morgen kann ich dir endlich deine Nähte entfernen. Deine Wunden sind echt sehr gut verheilt.“ Noch am Morgen hatte er höchstpersönlich nach Sasukes verletzten Unterarmen geschaut – durch die gute Pflege verheilten dessen Wunden mit der Zeit sehr gut. So gut, dass er ihm morgen die restlichen Fäden entfernen konnte – die, die zuvor die tiefsten Schnittwunden zusammenhielten.
 

„Aber du brauchst keine Angst haben, Sasuke. Das wird sicherlich nicht weh tun.“, führte Naruto einen Monolog weiter. Er konnte sich diese Angewohnheit nicht ablegen, denn auch wenn keine Reaktion von seinen Patienten kamen, so fühlte er sich besser, wenn er mit ihnen sprach. Immerhin waren auch sie Menschen und jeder brauchte Zuneigung – gerade sie brauchten es mehr als alle anderen. 'Du bist so liebevoll', hatte Hinata ihm vor einer Woche gesagt, als sie ihm bei der Arbeit beobachtet hatte.
 

Mit einem Lächeln griff Naruto nach der bereitgelegten Spritze, bettete seinen Kopf auf Sasukes Schulter und umfasste dessen rechten Arm. Kurz tippte er noch einmal gegen die Spritze, ehe er kurz stockte. War die Flüssigkeit schon immer leicht trüb gewesen? Natürlich, das war sie schon immer gewesen. Aber waren Beruhigungsmittel nicht eigentlich farblos und klar?
 

Naruto schüttelte mit dem Kopf – was für einen Schwachsinn dachte er gerade? Er war noch nie der Beste in der Schule gewesen und brachte gerade wohl wieder etwas durcheinander. Das Medikament würde schon das richtige sein, immerhin wurde es extra für Sasuke zusammengestellt!
 


 

„Bis morgen!“, verabschiedete Naruto sich lauthals von seinen Kollegen, als er das Gebäude verließ. Der kalte Wind wehte durch das blonde Haar und während es dieses zerzauste, zog Naruto seine Jacke enger um seinen Körper. Er nahm nicht seinen üblichen Weg nachhause, sondern machte einen kleinen Abstecher durch den etwas belebteren Teil der Stadt.
 

Naruto lief an mehrere Geschäfte vorbei, konnte sich jedoch für kein bestimmtes entscheiden. Keins der angebotenen Gerichte konnte ihn gerade überzeugen. Wie sehr er doch Sakura und ihre Ramen vermisste. Da er jedoch nicht mit leerem Magen ins Bett gehen wollte, entschied er sich dazu ein Fertiggericht – das angeblich Ramen sein sollte - aus dem naheliegendem Supermarkt zukaufen. Zuhause angekommen schälte er sich aus seiner warmen Jacke und schlürfte in die Küche, in der er sogleich sein Abendessen kochen wollte, während er sein Handy aus der Tasche zog. Während der Arbeitszeit hatte Naruto das Handy ausgeschaltet, immerhin wollte er sich vollkommen um seine Patienten kümmern, noch dazu war er sowieso nicht derjenige, der stundenlang am Handy saß. An sich bekam er auch nicht viele Nachrichten – meistens welche von Hinata. Auch dieses Mal erschien ihr Name auf dem Display: Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt, in der sie noch einmal klarstellte, dass keiner ihm die Schuld an dem Unfall der Alten Lady gab. Er solle sich seinen Kopf nicht darüber zerbrechen, jedoch war dies einfacher gesagt als getan. Auch wenn seine Arbeitskollegen stet freundlich waren, so wollte Naruto nicht das sie auch nur eine Sekunde lang dachten, er wäre mit der Arbeit überfordert, wobei gerade er noch weniger Patienten betreuen muss, als die anderen.
 

Seufzend riss er die Verpackung auf und schüttete den undefinierbaren Inhalt in eine Schüssel. Und das sollte Ramen sein? Wie konnte man bloß so ein wundervolles Gericht derartig entstellen? Doch Naruto hatte nun keine andere Wahl, er war nicht bereit noch einmal das Haus zu verlassen, weshalb er nun heißes Wasser über die Instantnudeln goss. Gerade, als er sich mit der Schüssel niederließ, vibrierte sein Handy – Sakura rief an! Und direkt verbesserte sich Narutos Laune. Nach dem langen Gespräch vor einigen Monaten hatten sie lediglich über Nachrichten miteinander gesprochen. Dementsprechend war es wieder schön ihre melodische Stimme zuhören. Und Sakura hatte heute echt viel zu erzählen!
 

Während des Gesprächs verschlang Naruto seine Suppe, die sehr merkwürdig schmeckte, aber zumindest satt machte.
 

Sakura erzählte vom neuen Ramenstand in ihrer Stadt, der Naruto sehr gut gefallen würde, und von einem Date, das sie mit einem – ihrer Beschreibung nach – heißen Typen hatte, bis hin zu einer nervigen Arbeitskollegin, die im Labor einen großen Fehler begannen hat und daraufhin alle Proben vernichtet werden mussten. Die junge Haruno arbeitete nun schon seit ihrem Abschluss im Krankenhaus, hauptsächlich im Labor und hatte somit viel mit Medikamenten zutun.
 

Erst jetzt fiel Naruto die heutige Situation wieder ein – die Frage, die er sich heute beiläufig gestellt hatte, und die ihm bis jetzt noch keine Ruhe lies. „Sag mal, Saku-Chan.“, durchbrach Naruto ihre Erzählung von der nervigen Arbeitskollegin. „Die Frage ist mir jetzt ein bisschen Peinlich.“, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, was Sakura jedoch nicht sehen, aber erahnen konnte. Aufmerksam hörte sie zu. „Ich dachte eigentlich das Betäubungsmittel klar und farblos ist. Aber als ich heute meinem Sorgenkind seins verabreichte, erschien es mir sehr trüb, fast schon weiß. Wahrscheinlich hab ich damals nicht richtig aufgepasst, hehe.“ Es war doch absurd; selbstverständlich konnte Naruto nur falsch liegen!
 

„Du hast schon Recht, Naruto. Betäubungsmittel, die für den menschlichen Körper gedacht sind, sind in jedem Fall klar. Bist du dir sicher das du dich nicht verguckt hast?“ Sakuras Stimme wirkte besorgt und zugleich verwirrt. Naruto merkte dies sofort, weshalb er zu lachen begann. „Ach bestimmt! Ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen, wahrscheinlich hat sich meine Müdigkeit einfach bemerkbar gemacht. Ich werde mich dann nun auch aufs Ohr werfen, Saku-Chan. Ich werd' mich wieder melden. Schlaf gut!“ Und so verabschiedeten sie sich von einander.
 


 

Der Nächste Morgen war anstrengend und nicht nur die Müdigkeit machte es Naruto schwer, sondern auch das schlechte Wetter. Doch er kämpfte sich durch den anstrengenden Tag, hatte sich im Krankenhaus nach dem Wohlergehen der Alten Lady informiert und sich anschließend voll und ganz um Sasuke gekümmert. Er brauchte inzwischen keine Verbände mehr: die Wunden waren gut verheilt und auch die Nähte konnte er am morgen ziehen. Jedoch verunstalteten die etlichen roten Linien die sonst so blasse, makellose Haut des jungen Uchihas.

Die tägliche Routine ging weiter und so befand sich Naruto auch schon bald im Medikamentenzimmer und suchte sich die von Sasuke raus – alle Medikamente wurden von einem aussenstehendem Labor zusammengestellt und in verschlossenen Behältern geliefert. Es war somit unwahrscheinlich, dass sich jemand so leicht an diesen verschaffen konnte. Gekonnt öffnete Naruto den braunen Umschlag und nahm eine Spritze heraus – und besah sich sofort den Inhalt.
 

Er hatte sich nicht vertan - Die Flüssigkeit war verdammt nochmal trüb! Irgendetwas stimmte hier nicht. Es konnte doch nicht sein das sich Sakura – die ihre Ausbildung mit Best-Noten absolviert hatte – sich derartig täuschte, oder?
 

Zähneknirschend befand er sich kurze Zeit später wieder in Sasukes Zimmer und setzte dessen Spritze an sein Oberarm. Und zum Ersten Mal in seiner Laufbahn als Pfleger, war er bereit seine Vorschriften absichtlich zu missachten. Natürlich war Naruto früher mal der Klassenclown gewesen und hatte viele Streiche gespielt, um so die Aufmerksamkeit von Anderen zubekommen. Wie oft er schon deswegen im Zimmer der Direktorin saß. Doch diese Situation war anders – sie würde viel gravierendere Folgen mit sich bringen als jeder Streich, der auf Narutos Kappe ging, zusammen! Und wohlmöglich würde es auch etwas mit Sasuke anstellen. Entweder im Guten oder im Schlechten Sinne.
 

Mit zittriger Hand spritzte Naruto Sasuke das Mittel in dessen Vene, achtete jedoch darauf, ein kleines bisschen in der Spritze zurückzulassen. Er musste es wissen! Vielleicht gab es einen Fehler im Labor – so einen, wie der, von dem Sakura noch gestern gesprochen hatte – der bisher nicht entdeckt und nun fälschlicher weise beibehalten wurde. Würde er Sasuke damit zurückbringen? Würde dieser dann vielleicht wieder ein Wort reden? Oder würde genau das Gegenteil passieren und dieser Junge würde Aggressiv werden und nicht nur sich, sondern auch andere verletzten?
 

Doch egal was kommen würde, Naruto musste die Gewissheit haben. Und so schmuggelte er die Spritze mit nachhause, ehe er sie noch am selben Abend nach Sakura schickte, damit diese sie untersuchen konnte.

Da das Verfahren jedoch einige Tage dauerte, musste Naruto sich auf sein Bauchgefühl verlassen und somit verringerte er tägliche die Dosis für Sasuke. Er ließ einen Rest zurück, den er dann bei Gelegenheit im Abfluss runterspülte oder mit samt der Spritze im Müll entsorgte.
 


 

Am Mittwoch Abend befand sich die Alte Lady wieder in ihrem Zimmer. Der Bruch war nicht kompliziert und so wurde sie nach einigen Tagen Krankenhausaufenthalt wieder in die Anstalt zurückgebracht. Ein Gips umfasste ihr komplettes Bein und nahm ihr nun jegliche Möglichkeit zu tanzen, jedoch ging es ihr ansonsten den Umständen entsprechend gut.

Nachdem Naruto ihr das Essen und die Medikamente – die inzwischen mit Schmerztabletten ergänzt wurden – gab, machte er sich auf dem Weg zu Sasuke. Mit einer gewohnten Bewegung zog er seine Karte durch den Spalt, wodurch sich die Tür öffnete. Er schob den Wagen mit Sasukes Essen und der Spritze hinein, wobei er darauf achtete, nichts von dem Brei über die Schüssel schwappen zulassen. „So, Sas-“, sein Blick wanderte zum Bett, als er jedoch den Schwarzhaarigen nicht erblickte, stockte er sogleich in seiner Begrüßung. Geschockt drehte er sich um seine eigene Achse und erblickte den Jungen einige Meter weiter von sich an der Wand gelehnt. Mit sehr wackeligen Beinen stand dieser da, hielt sich mit beiden Händen an der Wand und schritt langsam auf die noch geöffnete Tür hin. Es war bisher nicht notwendig gewesen die Tür zuschließen, während Naruto sich im Zimmer befand. Immerhin hatte Sasuke sich bisher kein einziges Stück vom Bett wegbewegt. Doch nun stand er da und umfasste zitternd den Türrahmen, der ihn vom Flur trennte.
 

Bevor Naruto auch nur nachdenken konnte, ergriff er instinktiv Sasukes Handgelenk – zog diesen ein Stück zurück und ließ mit der anderen Hand die Tür ins Schloss fallen. Durch die Wucht der Aktion prallte der Kleinere gegen die Wand und knickte zeitgleich mit seinen Beinen ein. Hätte Naruto nicht dessen Handgelenke festgehalten, so würde Sasuke nun auf dem Boden sitzen. „Uhmmm.“, stöhnte Sasuke leise, als der Schmerz des Aufpralls, so wie der Druck auf seinen noch leicht schmerzenden Handgelenken durch seinen Körper zog.
 

Langsam hob der Jüngere seinen Kopf an und blickte zum ersten Mal richtig in die azurblauen Augen seines Pflegers. Und auch Naruto erblickte zum ersten Mal diese dunklen Augen, die nicht mehr leer in die Luft schauten, sondern nun – schüchtern, ängstlich und zugleich verwirrt in seine blickten. Einen Moment lang verharrten die Beiden in dieser Position und sahen sich wortlos an. Er wollte die Stille brechen, doch kam ihm Sasuke zuvor.
 

„W-wo... bin ich?“, hauchte dieser leise, wobei er sich kurz von Narutos Augen abwandte und sich im Raum umschaute. Dieser Raum war so leer, so kalt – die Wände waren einfach nur weiß, genauso wie der Boden. Man konnte kaum erkennen, wann der Boden endete und wann die Wand anfing; ein schier endloser weißer Untergrund zog sich hindurch. Und auch das Bett war mit weißen Laken versehen. Sasuke war nicht dumm; er konnte sich denken das er sich in einem Art Krankenhaus befand. Jedoch machte es noch keinen Sinn – er konnte sich nicht daran erinnern, warum er hier war. Hatte er etwa einen Unfall gehabt?
 

„Sasuke. Du hattest einen..einen -“ Nun, wie konnte man einem Mörder am Besten seine Tat erklären? - Da Naruto auf die schnelle keine Lösung einfiel, entschied er sich dafür zu lügen. „Einen Unfall. Kannst du dich an nichts erinnern?“
 

„Wo ist Itachi? Und Mom .. und Dad?“ Doch sogleich in dem Moment indem er diese Namen aussprach, tauchten die Bilder des Massakers vor seinem inneren Auge auf. Diese prallten mit einer so starken Intensität auf ihn ein, ließen seinen Körper verkrampfen und seinen Kopf stark pochen. Er wollte sich seine Hände zugleich auf den schmerzenden Kopf drücken, als ihm plötzlich seine vernarbten Unterarme ins Blickfeld traten. Geschockt hielt er sich seine Arme vor seinen Augen und starrte auf die roten Schnitte, ehe er mit dem selben Blick wieder in Narutos Gesicht sah.
 

Das alles war einfach zu viel für den jungen Uchiha und so entfloh seine restliche Kraft aus seinem Körper und ließ ihn bewusstlos in Narutos Armen zusammensacken.

Kapitel 4

Mit schwitzenden Händen und zittrigen Beinen saß Naruto im Aufenthaltsraum und versuchte das eben geschehene zu verarbeiten – zu sehr nagte es an seinem Verstand. Er musste mit jemandem darüber sprechen, doch zu jung war das Band zwischen ihm und seinen Kollegen sowie Chefin – weshalb er sich dazu entschloss, Erstmal mit Sakura darüber zureden.
 

„Gehst du heute noch auf ein Date?“, riss ihn die melodische Stimme Hinatas aus seinen Gedanken. Sofort stoppte er mit seinem nervösen Zappeln und blickte vom Tisch auf. „Wie?“, stammelte er verwirrt, woraufhin Hinata einen amüsierten Laut von sich gab. „Ich hab dich gefragt ob du heute noch eine Verabredung hast – scheinst nämlich wirklich sehr aufgeregt zu sein.“ Mit diesen Worten schritt die zierliche junge Frau am Tisch vorbei zur Kaffeemaschine und goss sich die inzwischen bereits kalt gewordene braune Brühe in eine Tasse.
 

„Ach, das meinst du.“ Naruto versuchte locker zu klingen und setzte wieder sein gewohntes breites Grinsen auf. „Nein, ich habe heute kein Date. Ich – ich überlege nur was ich heute Abend noch essen kann. Ich hab nämlich keine Lust gleich noch etwas kochen zu müssen, echt jetzt!“ Wurde schon erwähnt das Naruto eine Niete im Lügen war?
 

Doch Hinata schien sich mit dieser Ausrede geschlagen zu geben und belächelte ihn nur. „Wenn das so ist: ich kann dir später eine Schüssel Ramen vorbei bringen. Aber: ich habe soeben erfahren das eine aus der Nachtschicht erkrankt ist und nun wird ein Ersatz für sie gesucht.“ Kurz pausierte die dunkelhaarige – nippte dabei an ihrem kalten Kaffee – ehe sie weitersprach. „Das bedeutet das ich heute eine Doppelschicht machen muss. Aber ehrlich gesagt passt es mir heute Abend überhaupt nicht. Also – falls du wirklich kein Date heute Abend hast – würde es dir etwas ausmachen für mich einzuspringen?“ Ein zartes Lächeln zierte ihr feines Gesicht – wie konnte man da 'Nein' sagen? Und vor allem bei dem Angebot?
 

„Du hattest mich schon bei dem Wort 'Ramen'!“, antwortete Naruto freudig. Selbstverständlich war er nicht besonders heiß darauf noch die ganze Nacht arbeiten zu müssen, doch höchstwahrscheinlich würde er sowieso kein Auge zu bekommen können – zu sehr schwirrte Sasuke noch in seinem Kopf.
 

„Super!“ Hinata strahlte und stellte eine weitere Tasse, die sie soeben ebenfalls mit Kaffee gefüllt hatte, nun vor Naruto auf den Tisch. „Dann wirst du das mehr benötigen als ich.“ Wurde auch schon erwähnt das Naruto Kaffee eigentlich hasste?
 

„Dann beeile ich mich dir dein Abendessen zu besorgen. Ich bringe es dir dann gleich vorbei.“ Hinata stellte ihre benutzte Tasse in die kleine Spülmaschine, ehe sie ihren Kittel auszog, ihren Spind öffnete, sich ihre Tasche schnappte und zum Ausgang ging. „Dann bis gleich. Und vor allem: Danke, Naruto.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich – Naruto winkte – ehe er wieder alleine im Aufenthaltsraum war.
 


 

Die nächste Zeit verging – Tsunade und Sai hatten sich von Naruto verabschiedet, Hinata hatte das ihm versprochene Abendessen vorbei gebracht und der ihm bisher unbekannte Nachtpfleger hatte sich ihm vorgestellt. Doch aus irgendwelchen Gründen konnte Naruto sich seinen Namen nicht merken – zu sehr nahm Sasukes Verhalten seinen Verstand in Anspruch.

Dies war auch der Grund, warum er sein Abendessen bisher ignoriert hatte, und nun wieder auf dem Weg zu Sasukes Zimmer war.
 

Der Nachtpfleger hatte ihm die Wahl gelassen, ob sie sich in Abständen abwechseln wollen um nach den Patienten zuschauen, oder ob es dem Blonden lieber war, den Bereich in zwei Teile zuteilen, sodass jeder nur einen Teil der Patienten zu beaufsichtigen hat. Natürlich hatte sich Naruto für die letztere Option entschieden, da er sich somit mehr um Sasuke kümmern konnte. In der Nachtsicht fielen sowieso keine weiteren Aufgaben auf, als die Patienten zu beobachten – die meiste Zeit schliefen diese.
 

Auf dem Weg zu Sasukes Zimmer zog Naruto sein Handy aus seiner Kitteltasche – es war nicht der richtige Moment um Sakura anzurufen, jedoch entschied sich Naruto dazu, ihr zumindest eine Nachricht zu schicken. Er erkundigte sich nach dem Laborergebnis, ehe er sein Handy stumm schaltete und es wieder verschwinden ließ. Inzwischen stand er auch vor der ihm bekannten Tür und wollte sie soeben öffnen, als er kurz stoppte. Ein ganz leises Geräusch ertönte, so leise, dass es lediglich so nah an der Tür zuhören war. Es war ein Kratzen, gemischt mit einem leisen wimmern.

Narutos Sinne fuhren sofort auf Hochtouren – weshalb er augenblicklich durch das kleine Glasfenster blickte, nur um dann festzustellen, dass Sasuke wiedermals nicht in seinem Bett lag. Naruto drückte seine Hände gegen die Tür und stellte sich auf seine Fußspitzen um besser durch das Fenster blicken zu können. Er hielt Ausschau nach dem Jüngeren, ehe er schwarze Haarspitzen ganz nah an der Tür erblickte – Sasuke saß direkt vor der Tür.
 

Da dies eine Schiebetür war, machte Naruto sich nicht über das Wohlbefinden Sasukes Sorgen, sondern mehr um die Tatsache, wie dessen Verhalten nun wohl war. War er gefährlich? Für sich oder vielleicht sogar für Naruto? Doch so schnell wie dieser Gedanke auch gekommen war, war dieser wieder verschwunden. Naruto hatte Sasuke schon vor einigen Stunden im Wachen Zustand gesehen und konnte mit gutem Gewissen sagen, dass dieser alles andere als Gefährlich und Aggressiv war. Somit ließ er nun seine Karte durch den Schlitz gleiten und beobachtete, wie sich die Schiebetür elektrisch öffnete.
 

Zum Vorschein kam ein auf dem Boden kauender Sasuke, dessen schwarze Haarsträhnen sein Gesicht verdeckten.

Sofort kniete sich Naruto neben seinem Patienten und erst jetzt verstand er, dass Sasuke bis eben mit seinen Fingernägeln an der Schiebetür gekratzt hatte. Seine Nägel waren dadurch kurz gepfeilt und die Fingerspitzen bluteten teilweise. Wie lange saß er schon hier?
 

„Hey.“ Narutos Stimme war fast schon nur ein Flüstern, doch es reichte, um eine Bewegung in Sasukes Körper hervorzurufen. Gang langsam ließ dieser seine noch bis dato gehobene Hände auf seinen Schoß sinken und zeitgleich sein Gesicht anheben. Ihre Blicke trafen sich und Naruto konnte wieder Angst in den dunklen Augen erkennen.
 

„Du wirst dich noch erkälten, wenn du weiterhin auf dem Boden hockst, Sasuke.“, war das einzige, was Narutos Verstand zu Stande brachte. Er wollte ihm die Hand reichen – hatte erhofft den Jüngeren auf die Beine helfen zu können – doch dieser zuckte bei der Bewegung merklich zusammen und rutschte augenblicklich weiter nach hinten, weg von Narutos ausgestreckten Hand. Leise seufzte der Ältere, ehe er wieder aufstand, einen Schritt in das Zimmer hineintrat und dann die Tür hinter sich schloss. Da er dem Kleineren aber keine weitere Angst einjagen wollte, ließ er sich sofort wieder auf den Boden nieder um nicht von oben herab auf ihn zu blicken – immer schön die Augenhöhe beibehalten um nicht Überlegen zu wirken; dies war einer der Lektionen die er in seiner Ausbildung gelernt hatte.
 

„Wie geht es dir, Sasuke?“, setzte Naruto nun wieder an. Doch der Angesprochene hatte den Blickkontakt wieder gebrochen und blickte auf seine zitternde Hände. Seine Fingerspitzen waren teilweise aufgeschürft und bluteten leicht. Kurz drehte und wendete der Dunkelhaarige seine Finger, ehe sein Blick zu seinen Unterarmen wanderte. Naruto fragte sich, ob die Situation von heute sich wiederholen würde: ob Sasuke wieder durch Überforderung sein Bewusstsein verlieren würde. Er beobachtete ihn deswegen sehr aufmerksam – hatte er eigentlich schon erwähnt das Sasuke ziemlich feine Gesichtszüge hatte? Zu fein für einen Mann, aber noch zu kantig für eine Frau – es war eigentlich eine perfekte Mischung zwischen beidem.
 

Krampfhaft legte Sasuke seine Rechte Hand auf seinen linken Unterarm und verdeckte einen Teil seiner Narben. Zeitgleich wandte er seinen Kopf davon ab, als wolle er die Tatsache nicht sehen wollen. „Ich-“, die Stimme Sasukes war nur ein Hauchen, doch Naruto konnte es verstehen. Mit großer Kraft setzte der Kleinere noch einmal zum Sprechen an. „Ich – ich hatte einen .. Unfall?“, wiederholte er die Worte Narutos, die er heute schon einmal von ihm gehört hatte. Seine Stimme klang immer noch heiser.

Erfreudig darüber, dass Sasuke sich daran erinnern konnte, setzte Naruto sein übliches Grinsen wieder auf. „Das ist jetzt nicht so wichtig, Sasuke. Lass uns bitte über dich und dein Wohlbefinden reden. Geht es dir gut? Tun dir deine Finger weh?“ Zaghaft schüttelte der Angesprochene mit seinem Kopf. Auch wenn es dem Blonden wichtig war, wie es ihm ging, so waren ihm selbst andere Dinge wichtiger. Langsam blickte er wieder auf, ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen, ehe er Naruto vor sich wieder fixierte. „Bin ich in einem Krankenhaus?“, stellte er sogleich die nächste Frage, woraufhin Naruto nickte. Lektion zwei die er während seiner Ausbildung lernte: sage einem Psychopathen nicht, das er ein Psychopath ist – dies würde nur zu unnötiger Aufregung führen.
 

Kurz herrschte Stille, ehe Naruto den nächsten Schritt ging. „Erinnerst du dich an deinen Unfall?“, fragte er somit direkt. Er konnte beobachten, wie Sasuke nervös auf seine Unterlippe biss und sich dann mit der rechten Hand durch sein dunkles Haar strich, ehe er wieder auf seine Unterarme blickte. „J-Ja. Nein.“, nuschelte dieser vor sich hin. „Kaum.“
 

Naruto merkte wie Sasukes Körper sich anspannte und sein Kopf fieberhaft versuchte sich an etwas zu erinnern. Da er jedoch den Kleineren nicht wieder überfordern wollte, ließ Naruto es erst einmal dabei, ihn über den 'Unfall' auszufragen. „Hör zu Sasuke, es ist gar nicht so wichtig sich jetzt daran zu erinnern. Die Erinnerungen werden sicherlich bald wiederkommen. Mach dir also darüber nicht so viele Gedanken, schone lieber deinen Körper.“ Aufmunternd lächelte er diesen an, ehe er weitersprach. „Ich möchte, das du mich Naruto nennst, okay? Und sag mir bitte wenn es dir nicht gut geht oder dir etwas fehlt.“

Die Anspannung Sasukes ließ langsam los und so blickte er wieder in die Augen seines Gegenübersitzenden. „Naruto.“, wiederholte dieser leise den Namen, ehe er hinzufügte: „Ich – ich hätte etwas Hunger. Bitte.“

Da Naruto nicht mit dieser Tatsache gerechnet hatte, entfloh seiner Kehle ein aufrichtiges Lachen. „Okay, ich werde dir sogleich etwas bringen. Aber tu uns beiden den Gefallen und setzt dich bitte auf dein Bett. Ich weiß zwar nicht wie es dir ergeht, aber mit tun langsam echt die Beine weh.“, damit deutete er symbolisch auf seine Beine. Aber jetzt mal ehrlich, der Boden war echt verdammt ungemütlich! Zwar konnte Naruto den Kleineren nicht zum Lachen – oder zumindest zum Schmunzeln bringen – jedoch genügte ihm das Nicken Sasukes.

Somit erhob Naruto sich wieder, versicherte Sasuke das er gleich wiederkommen würde, ehe er den Raum wieder verließ – dabei aber darauf achtete, die Tür ordnungsgemäß zu schließen.
 

Mit schnellen Schritten schritt er zurück zum Aufenthaltsraum; blickte dabei beim Vorbeigehen durch die weiteren Zimmerfenster um noch einmal einen Blick auf die anderen Patienten werfen zu können. Doch diese schienen alle Seelenruhig zu schlafen, weshalb er seinen Schritt beschleunigte. Im Aufenthaltsraum angekommen, bemerkte Naruto das sein heutiger Arbeitskollege wohl gerade dabei war seinen Teil der Patienten zu kontrollieren – um so besser: so würde zumindest keiner Fragen stellen warum Naruto sein Abendessen mit zu Sasuke nahm.

Eigentlich hatte Sasuke ja sein eigenes Essen – dieser undefinierbare Schleim, doch aus irgendwelchen Gründen hielt Naruto es im jetzigen Zeitpunkt für keine gute Idee ihm diesen zu servieren. Vielleicht hatte er Angst die Fortschritte wieder zunichtezumachen.
 

Erfreudiger Weise stellte Naruto fest, das Sasuke auf ihn gehorcht hatte und sich tatsächlich wieder auf sein Bett gesetzt hatte. Er saß im Schneidersitz gegen die Wand gelehnt und hatte sich seine Decke auf den Schoß gelegt.

Behutsam ließ sich Naruto ebenfalls auf das Bett nieder, achtete jedoch darauf genügend Abstand zuhalten, um den Jüngeren keine Angst zumachen. „Ich hoffe du magst Ramen.“, damit öffnete er das eingepackte Essen und hielt es dem Kleineren anschließend vor die Nase. „Tut mir leid das sie schon kalt geworden sind.“

Der leckere Geruch erfüllte den Raum und Sasuke konnte nicht anders als die ihm gereichte Schüssel anzunehmen. Auch die Stäbchen nahm er an. Sein Magen rebellierte und am liebsten hätte er sich auf das Essen gestürzt, doch sein Misstrauen ließ so ein Handeln nicht zu. Er blickte noch einmal in Narutos Azurblauen Augen, ehe er sich langsam ein paar Nudeln aus der Suppe fischte und diese dann aß. Auch wenn die Suppe kalt war und Sasuke sich sicher war, nie ein großer Fan von Ramen gewesen zu sein, so war er in diesem Moment einfach dankbar für das Essen das seinen Magen füllte.
 

Amüsiert beobachtete Naruto den Kleineren, ehe er ein „Viel besser als wenn ich dich mit diesem komischen Brei füttern musste, oder?“ von sich gab, wodurch sich der Angesprochene fast an der Suppe verschluckte. Er hustete ein-zwei mal ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte, wodurch Naruto nur noch mehr grinste. Sein Magen war endlich gefüllt und nun konnte sein Gehirn viel besser arbeiten. Es schwirrten noch ungeklärte Fragen in seinem Kopf, die beantwortet werden wollten. „Naruto.“, setzte er somit wieder an, nachdem er die leere Schüssel auf das Bett gestellt hatte. „Wenn das hier ein Krankenhaus ist, warum darf ich dann mein Zimmer nicht verlassen?“ Misstrauen war in seinen dunkeln Augen erkennbar und Naruto war sich sicher, das Sasuke eigentlich ein helles Köpfchen war. Er schien eins und eins zusammen rechnen zu können. Immerhin war es offensichtlich, dass Naruto darauf achtete, die Tür jedes mal ordentlich zu schließen. „Zur Sicherheit der Anderen und vor allem zu deiner eigenen Sicherheit befindest du dich in einem isolierten Zimmer. Wir wussten nicht ob du aggressiv bist, Sasuke.“ Die harten Worte prasselten auf den Jüngeren ein – er war also in einer Psychiatrie? Automatisch beschleunigte sich seine Atmung und seine Hände ballten sich zu Fäuste. „Aber-“, setzte er an. „Ich – ich bin nicht verrückt!“, schrie er nun Naruto an. „Ich habe mir das nicht selbst zugefügt!“, mit diesen Worten streckte er dem Pfleger seine Unterarme entgegen um ihm die Schnitte zu zeigen.
 

Naruto rutschte automatisch durch die plötzliche Bewegung Sasuke zurück, was Sasuke dazu veranlasste seine Arme wieder sinken zu lassen – er wollte ihm auf gar keinen Fall die Bestätigung geben, gefährlich für sich oder andere zu sein. Doch bevor Naruto etwas antworten konnte, ertönte ein schriller Ton und das blinken einer Roten Lampe fiel durch das kleine Fenster.
 

„Sasuke, bitte beruhige dich. Du brauchst auch gar keine Angst zu haben, aber ich werde gerade gebraucht. Sobald alles geklärt ist, komme ich wieder, in Ordnung?“ Narutos Stimme zitterte leicht und er wartete nicht auf eine Antwort Sasukes, sondern sprang sogleich auf um das Zimmer zu verlassen. Der schrille Ton erfüllte die Stille und erweckte alle bis dato schlafende Patienten, die teilweise anfingen zu schrien. Naruto rannte förmlich den Gang entlang – in der Hoffnung, seinen Arbeitskollegen oder den Auslöser des Notfalls ausfindig machen zu können. Plötzlich erblickte er schwarzen Rauch aus dem Aufenthaltsraum kommen und den erstickenden Geruch von Feuer.

Naruto drückte den Ärmel seines Kittels stark gegen seinen Mund und die Nase um so wenig wie möglich vom Rauch einzuatmen, ehe er den Aufenthaltsraum erreichte. Der Anblick ließ seinen Atem stocken: vor ihm befand sich eine riesige Flamme, die ihre Arme in alle Richtungen ausbreitete. Zwar befand sich nicht besonders viel in dem Raum, jedoch reichten die Tische und Stühle aus um das Feuer auszubreiten. Es war unmöglich diese Flammen selbst zu löschen, weshalb Naruto sich in Sekundenschnelle einen Plan zusammen stellte, wie er nun die Patienten aus dem brennenden Gebäude bringen konnte. Selbst wenn die Flammen nicht bis deren Zimmer kommen würden, so würden alle an einer Rauchvergiftung sterben.
 

„Du hättest dich einfach an die Vorschriften halten sollen.“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter Naruto, bevor er einen dumpfen Schlag gegen seinen Hinterkopf spürte und sogleich zu Boden fiel. Er kämpfte dagegen an, doch die Bewusstlosigkeit umhüllte ihn.
 

Kabuto – das war der Name seines Arbeitskollegen und vor allem auch die Stimme gewesen die eben sprach.

Dies war Narutos letzter Gedanken, bevor alles schwarz wurde.



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von: abgemeldet
2021-12-22T11:31:42+00:00 22.12.2021 12:31
Ich hoffe du kommst irgendwann dazu weiter zu schreiben
Von:  Arrin_rain
2016-08-06T15:15:24+00:00 06.08.2016 17:15
Oh wow ich freue mich riesig über das neue Kapitel.
Ich finde deine Art zu schreiben und die Story einfach so fantastisch gut, da fehlen mir die Worte.
Bitte mach weiter so, es ist gerade so spannend und ich möchte wissen wie es weiter geht.
Von:  Tenshirei
2016-08-04T20:35:29+00:00 04.08.2016 22:35
Erstmal zum Vorwort: Ich habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hast. :)

Zum Kapitel selber kann ich nur sagen, dass es sehr schön geschrieben ist und sehr realistisch und interessant wirkt. Narutos Gefühle sind gut beschrieben und das Verhältnis zwischen den beiden wird auch immer besser.
Die Story hat mich am meisten überzeugt und die Fortsetzung mit Kabuto wird auch nochmal was. :D

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel,
LG, Tenshi :)

Von:  naruhinaxXx
2016-08-04T11:28:47+00:00 04.08.2016 13:28
Super kapi
Der Schluß war total spannend
Bin schon voll neugierig was jetzt aus Naruto und den anderen wird
Von:  solty004
2016-08-04T09:33:05+00:00 04.08.2016 11:33
Hei,
Super das es weiter geht.
Das war ein super kapitel.
Es ist gut das zwischen Naruto und Sasuke ein anäherung gibt seit er wach ist.
Doch was ist bloß mit diesem Kabuto los warum macht er das. Hofe das Naruto die Tür zu Sasuke Zimmer nicht richtig geschlossen hat und der ihm nach ist. Und somit alles gesehen hat und Kabuto unschädlich macht und Naruto und die anderen retten kann.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  ultraFlowerbeard
2016-08-04T08:11:26+00:00 04.08.2016 10:11
Jay es geht endlich weiter. Ich finde die Idee und deinen Schreibstil einfach mega. Ich frag mich was nun mit Naruto und Sasuke und den anderen Patienten wird.
Ich hoffe doch ich muss nicht noch ein Jahr warten bevor es weiter geht.
lg Flower
Von:  Kuraiko-no-hyuga
2016-08-03T23:56:45+00:00 04.08.2016 01:56
Die Story ist ja so unglaublich genial! Sie hat mich vom ersten Wort an gefesselt.
Du hörst an so einer gemeinen Stelle auf, bitte schreib schnell weiter. Ich platze sonst noch vor Neugier xD
LG Kuraiko ^~^
Von:  Tenshirei
2015-10-24T19:28:30+00:00 24.10.2015 21:28
Hab mir deine ff durchgelesen und bin, wie mehr oder weniger die mehrheit, sicher das sasuke das nicht freiwillig getan hat. Die story ist mal eine andere und ich muss sagen sie gefällt mir sehr.

Ich war beim lesen an manchen stellen sehr 'geschockt' und musste lange drüber nachdenken.

Die Charaktere sind sehr gut geschrieben und auch irgendwie original obwohl sie es trotzdem irgendwie nicht sind.
wenn man das versteht xD

Ich hoffe du schreibst bald weiter, solch eine story sollte nicht verloren gehen;D

Liebe grüße,
Tenshi♡ ;)


Von:  ashtray_soul
2015-05-08T17:13:40+00:00 08.05.2015 19:13
Yeah es endlich geht weiter

Ich war schon immer überzeugt das Sasuke unschuldig ist.
Bitte schreibe schnell weiter ^^
Von:  Bettykings
2015-04-28T23:39:14+00:00 29.04.2015 01:39
ui , ist ja krass gemacht.
:) Echt Spannend und toll, ich freu mich schon aufs nächste Kapi


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