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Wie durch die Hölle

von

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Dämonenjagd leicht gemacht

[Akira]

Der Wald wirkte düster, mysteriös und irgendwie beruhigend. Zumindest für eine bestimmte Person, die gerade durch den Wald ging, um Yokai zum Training zu jagen. Allerdings hatte sie dieses Mal noch einen weiteren Beweggrund, denn einer dieser Dämonen hatte vor Kurzem ein Dorf überfallen und sie sollte ihn ein für alle Mal loswerden. Die junge Schülerin trug einen weißen Hakama und einen dunkelblauen Haori. Sie strich eine Strähne ihres kupferbraunen Haares zurück in ihren hohen Pferdeschwanz und seufzte dabei. 'Das ist so langweilig. Warum muss ausgerechnet ich diesen blöden, menschenfressenden...' Ihre Gedanken wurden durch ein plötzliches Geräusch unterbrochen, das hinter ihr ertönte. Trainiert wie sie war, drehte sie sich rasend schnell um und hob ihren Bogen und einen Pfeil schussbereit. Es kam zwar nur ein Mann aus dem Dickicht, aber sie senkte ihre Waffe trotzdem nicht. Ihre Augen wurden schmaler, während sie darauf wartete, dass ihr Gegenüber näher kam. Der sogenannte „Mann“ schien aber kaum älter als sie selbst zu sein und er hatte ein nerviges, überhebliches Grinsen in seinem Gesicht. Sein schwarzblaues Haar war in einem langen, geflochtenen Zopf zusammengebunden, während ein Pony in seine Stirn fiel. Mehr konnte sie aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber er schien keine große Gefahr darzustellen, weshalb sie ihren Bogen wieder senkte.

„Also, was machst du hier, Kumpel?“, fragte er, nachdem er sie selbst genauso gemustert hatte wie sie ihn. Der junge Mann bewegte leicht seine Waffe auf seiner rechten Schulter, die sie bis jetzt noch nicht bemerkt hatte. 'Warum habe ich die nicht früher gesehen?', fragte sie sich ungläubig, während ihr Blick noch immer auf der unglaublich großen Hellebarde lag.

„Ein Dämon hat ein Dorf hier in der Nähe angegriffen. Schon wieder.“, antwortete sie zurückhalten, auch weil dieser Kerl sie etwas verwirrte. Er war einfach seltsam. Warum war er hier? Und... warum hatte sie gerade so ein schlechtes Gefühl, fast eine Vorahnung?

„Aber warum bist du dann hier? Haben dich deine Eltern nicht vor den Yokai hier gewarnt? Die könnten dich ganz einfach töten, Bauernjunge.“

„Ich bin hier, um einen bestimmten Dämon zu töten.“, antwortete sie sehr irritiert. Wer war der Kerl, dass er einfach von oben herab mit ihr sprach? Hatte er keinen Respekt vor anderen? Und dachte der Kerl wirklich, sie wäre ein Mann? Sie entschloss sich, dieses Missverständnis aufzuklären. „Außerdem bin ich kein Bauernjunge!!“

„Du siehst allerdings nicht aus wie ein erwachsener Jäger...“, unterbrach er sie und legte seinen Kopf leicht schief. Der junge Mann wirkte nun wie ein neugieriger kleiner Junge. „Wie alt bist du?“

„16, aber...“

„Siehst du?“, er grinste aufziehend, während er sich ihr so lange näherte, bis er nur noch einen Meter von ihr entfernt stand. Er schien wirklich nicht bemerkt zu haben, dass sie ein Mädchen war. Die offenbar jungenhafte junge Frau wurde langsam sauer. „Immer noch ein Junge.“

„Bin ich nicht! Außerdem, sieh dich selbst an! Du bist in meinem Alter, du Idiot!“

„Große Klappe, huh?“ Der Schwarzhaarige war offensichtlich amüsiert. Aber dann wurde er auf einmal ernst. Vielleicht wusste er nicht, wie er mit ihr umgehen sollte.

„Wie alt bist du denn?!“, fauchte sie mit einem wütenden Funkeln in den Augen. Zuerst antwortete ihr Gegenüber nicht, aber dann kehrte sein überhebliches Grinsen auf seine Lippen zurück. Er schüttelte den Kopf, sodass sein langer Zopf sich bewegte.
 

[Bankotsu]

„Ich bin 17. Aber ich bin bestimmt erwachsener als du. Immerhin bin ich...“

„Das reicht!“, schrie sein kochenden Gegenüber. Seine Augen wurden groß. Sowas hatte der Schwarzhaarige nicht von diesem Jugendlichen erwartet. Er musterte ihn abermals neugierig. Der andere war kleiner als er selbst – um mindestens einen halben Kopf – und war schmaler gebaut, nicht so muskulös wie er selbst. Des Weiteren trug er einen dunkelblauen Haori, einen schneeweißen Hakama und sein Brustkorb war durch einen leichten, graubraunen Brustpanzer geschützt. Das und der gewöhnliche Bogen in seiner rechten Hand waren die einzigen Hinweise darauf, dass er ein Krieger war. Seine Augen ruhten nun wieder auf dem Gesicht des Jungen. Allerdings musste er zugeben, dass sein Gegenüber ziemlich gutaussehend war, auch wenn er ihn so wütend aus seinen glänzenden, dunklen Augen ansah. Aber das einzig Anziehende an ihm war sein ungewöhnliches Haar, das zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden war mit einem Pony, der ihm in die Stirn fiel. Sein Haar an sich glänzte wie flüssiges Kupfer. 'Was denke ich! Ich verwandle mich doch nicht in Jakotsu, oder? Auf keinen Fall!', dachte er erschrocken. Allerdings gewann er seine Fassung wieder, während er den Worten seines Gegenübers lauschte. „Du beleidigst mich mehrfach und darüber hinaus hast du meine Ehre in Frage gestellt, du Blödmann!“

„Willst du mich jetzt herausfordern, oder was?“, fragte der Schwarzhaarige provokativ, auch wenn er nicht wusste, warum sein Gegenüber so wütend war. Das konnte er sich nicht wirklich erklären. Allerdings hätte er nicht gedacht, dass der Braunhaarige sein halbernst gemeintes Angebot annehmen würde.

„Natürlich!“, schrie der Junge schlecht gelaunt. Dann stoppte er ungläubig und stand wie versteinert da. 'Was hat der denn jetzt?', fragte er sich neugierig, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen würde. Der andere seufzte und schien seine ursprüngliche Aufgabe, nämlich den Yokai zu töten, vergessen zu haben. Dann sprach er etwas ruhiger weiter: „Aber ohne Waffen. Es wäre ein unfairer Kampf mit deiner Hellebarde gegen meinen Bogen, findest du nicht?“

„Wie willst du wissen, dass ich ohne Banryu kämpfen werde?“, fragte der junge Mann neugierig, während der Junge ruhig seine Pfeile und seinen Bogen beiseite legte. Er sah erstaunlich ernst aus.

„Das tue ich nicht. Aber wenn du das tust, würdest du deine Ehre verlieren.“

„Und wer würde davon wissen?“ Der Junge war wirklich nicht dumm, an seine Ehre zu appellieren.

„Du.“, antwortete sein Herausforderer lieb lächelnd. 'Okay, ich gebe es zu: Er kann wirklich gut mit Worten umgehen...', dachte er ernst. Als Antwort rammte der Schwarzhaarige Banryu in den Boden. Er dachte nicht zweimal darüber nach. Immerhin, er konnte endlich gegen jemanden kämpfen, er konnte sich mit dem kupferhaarigen Jungen messen.

„Okay, ich wollte dir nicht wehtun, aber wenn du so sehr sterben willst, geht dein Wunsch vielleicht in Erfüllung, Junge.“, grinste er und wartete darauf, dass der Junge angriff, was dieser allerdings nicht tat. Er stand nur da und wartete anscheinend auf seinen Angriff. 'Gut, dann greife ich zuerst an. Je schneller das hier zu Ende ist, umso besser. Dämonen werden schließlich nicht einfach so gejagt.', dachte er und schlug seine rechte Faust hart auf den Boden. Sein Gegner wirkte ziemlich überrascht, als der Boden sich in Staub, kleinere und größere Trümmerstücke auflöste, die in die Luft geschleudert wurden. Jetzt war ein großer Riss im Boden zu sehen, der bis zu dem Ort reichte, wo der Junge gestanden hatte. Der andere hatte eindeutig seine Kampffertigkeiten ohne Banryu unterschätzt. Aber etwas stimmte nicht. 'Warte mal... wo ist der Junge?' Er schaute sich um, dann schaute er hoch. Der zierlichere der Beiden war weit hochgesprungen, um seiner Attacke auszuweichen. Er hatte sie anscheinend vorhergesehen.

„Ist das alles?“, fragte sein Gegner ohne den Ansatz eines Lächelns, während er wieder weich auf dem Boden landete. Es wirkte, als würde er den Angreifer mit seiner großen Klappe ärgern wollen. Der Junge war fast genauso vorlaut wie er selbst. Und das mochte er nicht, sein Stolz war verletzt. Immerhin war er der Kopf einer ziemlich bekannten Bande von Söldnern und daher sollte er nicht lächerlich gemacht werden, auch wenn kein anderer anwesend war. Langsam wurde er wirklich wütend. Schnell lief er zu seinem Rivalen und zielte immer direkt auf dessen Schwachpunkte – Kopf, Brust, Bauch – aber der Rotschopf wich immer aus. 'Mann, der ist ja wirklich schnell.', bekannte er mürrisch. 'Sogar schneller als ich... Aber hält er mich hin oder... spielt er nur?' Er war sich nicht ganz sicher. Aber durch die konstanten Attacken, musste sein Gegner so weit zurückweichen, sodass er bald mit dem Rücken zu einem großen, breiten Baum stand. Nun konnte der Junge nicht mehr ausweichen und der junge Söldner holte zum letzten Schlag aus, zögerte aber auf einmal für eine knappe Sekunde. Immerhin war sein Gegner nur ein Junge, dessen Augen sich gerade weiteten, als er das Zögern bemerkte. Doch gerade, als der Schwarzhaarige beschlossen hatte, zuzuschlagen, verfehlte er ihn wieder. In dieser verdammten Sekunde des Zögerns war der Kupferhaarige über den Kopf des jungen Söldners gesprungen, hatte eine Rolle gemacht, dann landete er genau hinter ihm und... piekte seinen Finger leicht gegen seinen Hinterkopf. 'Was zum...', der Söldner war überrascht und drehte sich in einer Millisekunde um. Der Junge hielt seinen Finger immer noch direkt vor seiner Stirn.

„Ich habe gewonnen.“, erklärte er leicht lächelnd. Der Schwarzhaarige stand noch immer da wie versteinert, während sein Konkurrent die Hand aus seinem Gesicht nahm. Er hatte ihn nicht geschlagen, ihm nicht wehgetan. Warum nicht? „Aber ich würde vorschlagen, dass es unentschieden ist. Immerhin hättest du mich vor ein paar Momenten töten können, aber das hast du nicht. Also sind wir nun quitt.“

„Mhm... Name...“, murmelte der Söldner mit einer unverständlich leisen Stimme. Sein alter Rivale sah verwirrt aus.

„Was hast du gesagt?“

„Ich will deinen Namen wissen, Mann!“, erwiderte er, nun lauter als zuvor. Man konnte förmlich sehen, wie er sein altes, stark ausgeprägtes Selbstvertrauen wiederfand. Wie konnte er nur diesen Kerl unterschätzen, nur weil er so schmächtig aussah? Außerdem wollte er wissen, wer ihn gerade geschlagen hatte. Das erste Mal seit Langem...

„Ich bin Akira. Und du?“, antwortete der andere junge Mann. Dabei lächelte er strahlend, was den jungen Söldner ziemlich irritierte. Es war selten für einen Mann in dieser Zeit so offen zu lächeln, zumindest einem Fremden gegenüber. Aber es wäre nur fair, wenn sein Gegenüber seinen Namen erfahren würde.

„Mein Name ist Ban...“, begann er, wurde aber wieder unterbrochen. Allerdings war es dieses Mal nicht der Junge namens Akira, sondern eine starke dämonische Aura, die auf einmal aus dem Nichts aufgetaucht war. Akira musste es auch gefühlt haben, denn er kehrte schnell zu dem Platz zurück, wo er seinen Bogen gelassen hatte. Bankotsu wusste zwar nicht, was er mit diesem gewöhnlichen Bogen anstellen wollte, aber er fragte gar nicht erst. Er war mehr damit beschäftigt, so schnell wie möglich zu Banryu zu rennen, welches noch immer in den Boden gerammt war. Auf dem Rückweg duckte sich der junge Söldner unter plötzlichen Attacken von dem großen Yokai weg, der aus dem Boden gekrochen war. Es schien, als hätten die beiden Kämpfenden seinen Mittagsschlaf unterbrochen. Er zog Banryu aus dem Boden und hielt es in Richtung des großen Yokai. Aber zuerst wollte er sich diesen Dämon genauer ansehen. Er schien wie ein großer, unheimlicher, brauner Tausendfüßler mit großen roten Insektenaugen. Weiterhin war er mindestens zehn Mal größer als der junge Söldner selbst. Selbst Bankotsu konnte kaum in seine Augen sehen.

„Hey, du Wurm! Hast du die Dörfer hier angegriffen?“, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Es war nämlich nur einer von den niederen, dümmeren Dämonen. Die meiste Zeit über waren diese kein Problem für Menschen, weil sie so schwach waren. Der gigantische Tausendfüßler drehte ihm seinen Kopf zu, was Bankotsu wieder sein überhebliches, siegessicheres Grinsen auf die Lippen zauberte. Er hoffte, dass Akira noch am Leben war, immerhin hatten sie noch eine Rechnung zu begleichen. Der Dämon knurrte laut und begann auf seinen vielen Beinen auf ihn zuzulaufen. Er schwang Banryu, während er „Kanetsu Bakufuu*!“ rief. Mehrere bläuliche Kugelblitze flogen aus der Klinge in Richtung des Tausendfüßlers. Sie durchbohrten dessen Körper, hinterließen mehrere Löcher, aus denen dickes, schweres Blut strömte, zerrissen im Nachhinein seinen Körper. Bankotsu lächelte nun wieder selbstbewusst. „Naja, das war zu einfach, denke ich...“

Er sollte Recht behalten, denn plötzlich brachen andere Yokai wie der, den er gerade erst besiegt hatte, aus dem Boden hervor. Es mussten mindestens ein Dutzend neuer Dämonen sein. 'Ich wusste es! Das wird ein Spaß.', dachte Bankotsu, begeistert durch den Kampf. 'Aber... ich kann meine stärkste Attacke nicht benutzen. Verdammt!', erkannte er, weil er nicht wusste, wo Akira war. 'Verdammt, du dummer Junge!'. „Banryusen**!“, schrie er, während er seine große Hellebarde in Richtung eines Haufens von Dämonen schwang, die durch eine pinkfarbenes Licht ausgelöscht wurden, ohne auch nur seine scharfe Klinge berührt zu haben.

„Das macht wirklich Spaß. Aber sie sind noch immer zu schwach...“, murmelte er zufrieden. Er hob Banryu wieder an. Der junge Mann schaute sich kurz um, aber es war noch immer kein Zeichen von dem anderen Mann zu sehen.

„Du törichter Narr!“ Eine dunkle, raue Stimme hinter ihm lachte. Bankotsu drehte sich schnell um, nur um einen noch größeren Tausendfüßler direkt vor sich zu sehen mit einer Art Menschengesicht als Auge. „Glaubst du wirklich, du könntest mich besiegen, Kind?“

„Ich habe schon größere und gefährlichere Yokai als dich besiegt, du hässlicher Freak!“, erklärte der junge Söldner, wurde allerdings von den Füßen gerissen, als ein Bein ihn schwer traf. Immerhin war seine große Hellebarde noch immer in seiner Hand. Leicht stöhnend versuchte er, Banryu aus seiner liegenden Position zu benutzen, was ihm allerdings irgendwie nicht gelingen wollte.

„Du hast die falsche Person beleidigt, Dummkopf.“, waren die letzten Worte von dem Yokai, bevor er sich schnell mit dem Kopf auf Bankotsu zubewegte. Sein Mund war geöffnet, bereit seine nächste Mahlzeit aufzunehmen. Seine Fangzähne glänzten gefährlich, während Speichel von ihnen tropfte. Der junge Söldner versuchte vergeblich, das Bein von ihm runterzubewegen.

„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“, schrie eine aufbebrachte Stimme plötzlich, dicht gefolgt von einem schnell vorbei zischenden Pfeil, der in reines, weißblaues Licht gehüllt war. Der Dämon war genauso überrascht wie Bankotsu es war, als sie sich in Richtung der Stimme drehten. Dann traf der Pfeil den großen Yokai direkt in eines seiner menschlichen „Augen“, was zu einem schmerzerfüllten Schrei führte, der wie „Sei verdammt!“ klang. Innerhalb einer Sekunde war der Tausendfüßler auch in blauweißes, reines Licht getaucht, bevor er zu Asche zerfiel. Dieses bläuliche Licht hinterließ eine erhabene, angenehm prickelnde Aura, die alle Menschen in der Umgebung sich hätten besser fühlen lassen, so rein war sie. Bankotsu sprang sofort wieder auf seine Füße und schaute zum Ursprung des Pfeils. Dieser war eindeutig sein ehemaliger Herausforderer, der noch immer seinen Bogen schussbereit hielt. 'Also besitzt Akira spirituelle Kräfte... Hätte ich nicht gedacht.', erkannte er grinsend. Dann rief er seinem Kameraden zu: „Komm sofort her!“

Der Kupferhaarige reagierte sofort auf sein Kommando und rannte auf ihn zu. Als er bei ihm ankam und er auf seinem Weg den Attacken der restlichen Dämonen geschickt durch Sprünge ausgewichen war, drehte er Bankotsu den Rücken zu. Er hob wieder seinen Bogen und schoss weiter auf die verbliebenen Yokai. Diese zerfielen in der Sekunde zu Asche, in der die bläuliche Aura sie berührte und reinigte. Bankotsu selbst hob Banryu in Richtung des Himmels, um seine stärkste Attacke auf seine Gegner loszulassen. „Ryuraisen***!“, schrie er laut. „Das sollte sie erledigen.“

Der blaue Kugelblitz traf die Wolken im Himmel, was zur Folge hatte, dass neue Blitze auf den Boden niederregneten. Jeder einzelne traf einen Dämon, der zu Tode verbrannt auf den Boden fiel. Einige Dämonen versuchten wieder sie zu attackieren, andere versuchten zu entkommen, aber alle wurden nach einer weiteren Minute von Blitzen oder weiteren Pfeilen erledigt. Schwer atmend schaute Akira über die toten Körper und die Asche der Yokai, dann auf legte sich sein Blick auf seinen zeitweiligen Kampfgefährten, der seinen Blick mit einem Grienen erwiderte. Dann senkte er seinen Bogen, hakte ihn an dem Behälter für die Pfeile fest, während der Schwarzhaarige seinen alten Kameraden wieder schulterte.

„Wir sind hier fertig. Ich spüre keine böse Aura mehr.“, seufzte Akira erleichtert, als hätte er den jungen Söldner schon längst vergessen, der ihm noch immer Gesellschaft leistete. Bankotsu schaute den Jungen leicht verärgert an. Würde er jetzt etwa einfach so gehen? „Mann, jetzt kann ich mein verdientes Nickerchen machen. Kunji-sama wird nichts dagegen sagen können...“

„Ist das dein Ernst? Ist das alles, an was du denken kannst?! Wir haben noch immer eine Rechnung zu begleichen! Erinnerst du dich?!“, fuhr der junge Söldner den Kupferhaarige barsch an, der dennoch unbeeindruckt wirkte. Er schloss seine Augen für eine Sekunde, um sich wieder zu fangen, und fragte sich, warum sein Kampfgefährte ihm so sehr auf die Nerven ging. Als er seine Augen wieder öffnete, konnte er ihnen kaum glauben. Da streckte sich Akira gerade seelenruhig und gähnte herzhaft, während sich seine Hände hinter seinem Kopf befanden. Er wirkte komplett entspannt. Das machte den Schwarzhaarigen noch verärgerter und seine Augenbraue begann zu zucken. Er fühlte sich von seinem Gegenüber überhaupt nicht ernst genommen. „Du!!“

„Kommst du mit oder was?“, fragte Akira ruhig und etwas erschöpft auf seinem Weg durch die toten Dämonenkörper. Er ging in die Richtung, aus der er gekommen war. Es war, als hätte er überhaupt nicht zugehört. 'Wie ist er da hin gekommen?', fragte sich Bankotsu verdutzt. Dann entschied er, dass das keine Rolle spielte. „Ich dachte, du wolltest deine Belohnung oder so abholen...“

„Kommandier mich nicht herum, du herrschsüchtiger Kleiner!“, beschwerte sich der Schwarzhaarige säuerlich. Warum verhielt sich dieser blöde Junge so natürlich, ohne Angst? Als wären sie Freunde oder so, was aber nicht der Fall war. Also warum? Er verstand diesen Kerl nicht und das störte ihn erheblich. Immerhin hatte er bisher jeden richtig einschätzen können, was ein wichtiger Vorteil bei seinem Job war. Aber Akiras Verhalten konnte er nicht vorhersagen. 'Und warum folge ich ihm eigentlich?!'

„Oh, das tat weh... Sehr einfallsreich, Ban.“, antwortete der junge Jäger schnippisch und neckend, während Bankotsu ihm widerwillig folgte.

„Es heißt Bankotsu, nicht Ban!“, korrigierte er ihn scharf.

„Jaja. Entspann dich.“, er versuchte, den jungen Söldner mit einem Handwinken zu stoppen, aber das schien diesen noch aufgebrachter zu machen. Er selbst wusste auch nicht, warum ihn das so ärgerte. 'So ein respektloser, rotzfrecher...'

„DU!“
 


 

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*Kanetsu Bakufuu: eine von Banryus Attacken (auch genannt "Heat Blast"). Dabei werden mehrere brennende Kugelblitze auf den Gegner geschossen

**Banryusen: eine weitere Attacke von Banryu, auch "Dragon Hammer" genannt. Diese Attacke ist vergleichbar mit Inuyasha's Kaze no Kizu (Windnarbe)

***Ryuraisen: noch eine Technik Banryus, bekannt als "Dragon Thunder". Damit kann Bankotsu einen Sturm herbeirufen und die Blitze manipulieren, sodass diese tödlich irgendwo einschlagen (siehe Hijiri Island)

Ein Auftrag und Wiedersehensfreude

[Akira]

Nachdem die Beiden einige Minuten gelaufen waren, wurde der Wald lichter und sie ließen ihn recht schnell hinter sich. Sie steuerten das Dorf an, in dem Bankotsu seinen Auftrag erhalten hatte und wo sie selbst lebte, wie sie ihm erzählt hatte.

„Warum warst du eigentlich hier in der Gegend?“, fragte sie neugierig. Die jungenhafte, junge Frau konnte seinen fragenden Blick auf sich spüren. Doch sie fuhr fort, auch wenn sie etwas unruhig war. Die Kupferhaarige hoffte, ihm würde die leichte Nervosität ihrer Stimme nicht auffallen. Immerhin war ihr Begleiter ein völlig Fremder. „Ich meine, hier ist es ziemlich friedlich. Wir brauchen normalerweise keine Hilfe von außerhalb und wir heuern schon gar nicht Fremde an. Nichts für ungut.“

„Passt schon. Es war eigentlich reiner Zufall. Ich war auf der Rückreise von einem anderen Job. Dann hab ich von dem Vorfall gehört und meine Hilfe angeboten...“

„Bezahlte Hilfe.“, ergänzte sie seine Worte leicht neckend. Doch dann ließ die junge Miko ihn seinen Satz beenden, damit er sich nicht schon wieder aufregte. Aber tatsächlich war ihr Begleiter noch immer am Grinsen. Im Gegensatz zu vorher hatte er seine Gelassenheit wiedergefunden... und sein offenbar großes Ego.

„Ja, genau. Aber so viel ist es nicht. Ich wollte einfach nur mal wieder kämpfen. Das letzte Mal ist viel zu lang her.“, erklärte Bankotsu. Dann schaute er nach vorne und hielt auf einmal an. Akira schaute interessiert in dieselbe Richtung. „Sieh mal. Wir sind gleich bei deinem Dorf, Kleiner.“

Sie wollte hinzufügen, dass es nicht ihr Dorf war – aber sie musste zugeben, dass es zumindest im Moment ihr Zuhause war. Auf einmal hörten sie einen Freudenschrei, der nach „Akira-sama!“ klang. Die Quelle des Schreis war ein kleines Mädchen, das sie entdeckt hatte und nun auf sie zu lief. Lächelnd kniete sich die Angesprochene in dem Moment hin, in dem das Mädchen sie stürmisch umarmte.

„Hallo, Natsuki-chan. Alles in Ordnung?“, fragte Akira noch immer lächelnd. Sie schien ihren Begleiter schon wieder vollkommen vergessen zu haben. Genau genommen lächelte die junge Frau fast immer, wenn Natsuki in der Nähe war. Die Kleine war nun mal ein richtiger Sonnenschein. Die Jüngere nickte heftig und blickte dann scheu zu Akiras Begleiter, was sie selbst auch dazu brachte, ihm kurz ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Aber das Einzige, was Bankotsu tat, war, leichtes Interesse zu zeigen. „Natsuki-chan, das ist Bankotsu. Er hat mir mit den Dämonen im Wald geholfen. Bankotsu, die Kleine hier ist Natsuki, die Tochter meines Trainers.“

„Freut mich, Kleine.“, sagte er und hielt ihr erstaunlicherweise seine freie Hand hin. Aber das Überraschendere war, dass das Gesicht des jungen Söldners ein freundliches Lächeln zierte. Normalerweise grinste, griente er oder etwas anderes in der Art, soweit sie wusste. 'Verhält er sich anders, weil sie nur ein Kind ist?', fragte sie sich. Das Kind nahm seine Hand, während sie strahlend lächelte. Offensichtlich mochte Natsuki diesen Kerl. „Kannst du mich zu deinem Vater bringen?“

Das Mädchen nickte wieder fröhlich, während sie ihn hinter sich her in Richtung des kleinen Dorfes zog, das nur noch einige Meter entfernt war. Akira folgte ihnen gedankenverloren. 'Dieser Hitzkopf kann ja richtig nett sein, wenn er will. Aber wahrscheinlich steht ihm meistens sein Ego im Weg. Er ist zu stolz, um diese Seite zu zeigen.', dachte die junge Frau, während sie beobachtete, wie die Zwei miteinander redeten. Allerdings hörte sie ihnen nicht wirklich zu. Überdies war sie auch etwas erleichtert, dass sie sich nicht um das Mädchen kümmern musste, denn dieses konnte manchmal ziemlich fordernd sein und sie war dazu zu erschöpft. 'Also... Job erledigt! Ich hoffe mal, dass Kunji-sama nicht noch möchte, dass ich andere Aufgaben vor meinem Nickerchen erledige...'

„Akira-san.“ Eine wohlbekannte Stimme erklang rechts von ihr. Vor einer großen, hölzernen Hütte stand ein älterer Mann, der seine Haare in einem Pferdeschwanz zusammenhält. 'Kunji-sama.', stellte sie fest und hielt an, während die anderen beiden einfach weitergingen. Vielleicht brachte Natsuki den jungen Söldner zu der Hütte, in der sie selbst lebte. Daher machte Akira sich auch keine großen Sorgen um sie. „Du bist zurück. Das ist gut, denn wir müssen reden. Unter vier Augen.“

„Warum?“, fragte die Kupferhaarige etwas mürrisch. Alles, was sie in diesem Moment tun wollte, war zu schlafen. Wie schwer konnte es sein, sie nur ein paar Stunden in Ruhe zu lassen. Dann seufzte sie ungehalten. „Was ist los?“

„Es geht um deine Zukunft. Und jetzt komm mit.“, antwortete Kunji einfach, während er in die Hütte zurückkehrte. Offensichtlich war das nicht seine Hütte, also stimmte etwas nicht. Diese Hütte war nur für Besucher des Dorfes. Sie folgte ihm trotzdem die Stufen hinauf und in die Hütte hinein. Die Hütte selbst war bescheiden eingerichtet: Alles, was man zum Leben brauchte, war hier und es war nicht viel – eine Feuerstelle, ein Futon und einige Eimer. Ohne ein Wort zu sagen ließ sie sich Kunji gegenüber nieder, der schon längst kniete, und wartete darauf, dass er zu sprechen begann. Das war eine ihrer ersten Herausforderungen gewesen: Geduldig zu sein. Es hatte Wochen gedauert, bis sie gelernt hatte, darauf zu warten, dass der andere sich ihr zuerst näherte, zuerst zu sprechen begann. Nach einigen Minuten reiner Stille begann ihr Mentor wieder zu sprechen, wenn auch ziemlich vorsichtig. „Der Vater deines Verlobten verlangt, dass du seinen Sohn in nächster Zeit heiraten sollst. Ein Bote war hier, während du den Dämon gejagt hast. Er ist auch vor ungefähr einer Stunde wieder aufgebrochen. Ich... glaube, du bist nicht sehr glücklich mit dieser Entwicklung.“

Sie war es tatsächlich nicht. Die junge Frau sah aus, als hätte man ihr direkt ins Gesicht geschlagen. Sie schien darauf zu warten, dass er sagte, dass er scherzte. Aber das war eine vergebliche Hoffnung. 'Er muss scherzen! Ich kann diesen Kerl nicht heiraten, ich kenne ihn ja nicht mal. Was ist, wenn ich ihn nicht mag? Ich bin noch nicht bereit, zu heiraten! Außerdem habe ich noch eine wichtigere Pflicht, die es zu erfüllen gilt! Dafür brauche ich nicht auch noch eine andere Ablenkung.', dachte sie panisch. Die junge Frau hatte immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde, auch wenn sie wusste, dass es ihr deshalb auch verboten war, jemand anders zu heiraten. Warme Augen beobachteten sie, während ihr Besitzer darauf wartete, dass sie sich beruhigte. „Ich... ich kann nicht...“

„Ich verstehe dich, Akira-san. Das tue ich wirklich. Aber es ist deine Pflicht deinem Vater gegenüber, sein Versprechen einzulösen.“, sagte er nun ernst, was sie dazu brachte, zusammenzusacken. Jetzt konnte ihr Mentor ihr Gesicht nicht mehr sehen, ihr Pony verdeckte ihre Stirn und ihre Augen. Warum musste er sie an den Ehrenkodex ihrer strengen Erziehung erinnern? Das war einfach nur grausam. „Wenn du nicht willst, dann musst du ihm das selbst sagen. Wie auch immer, du musst trotzdem zu seiner Heimatstadt reisen. Ich möchte allerdings nicht, dass du alleine verreist.“

„Was?“ Die Kupferhaarige schaute überrascht auf. Wollte er ihr wirklich helfen, sie aus der Patsche holen? Normalerweise war Kunji-sama sehr pflichtbewusst und etwas altmodisch... „Was meint Ihr damit?“

„Du wirst nicht allein zur Heimatstadt deines Verlobten reisen.“ Ihr Kopf schoss hoch. Sie hatte etwas gehört, einen bestimmten Unterton. Hieß das, dass er...?
 

Ohne ein Wort schloss sie die Schiebetür zu ihrem Zimmer und ging auf eine kleine Kommode zu, wo sie eine der Schubladen öffnete. Dort drinnen lag etwas sehr Wertvolles, eingewickelt in ein altes, schon ehemals weiße Tuch, das von seinem Alter gezeichnet war. Akira wollte nicht, dass irgendjemand mitbekam, dass sie noch immer das Erbe ihres Alten hatte. Vorsichtig entnahm sie es der Schublade, entfernte das gräuliche Tuch und eine alte Klinge kam zum Vorschein. 'Surudo'i(*)... Warum bekomme ich immer eine Gänsehaut, wenn ich es sehe?', fragte sich die Kupferhaarige und schaute lange auf das Katana ihres Vaters. Dieses Erbstück wurde von Vater zu Sohn weitergegeben, aber... sie wollte es nicht. Sie hatte es nie gewollt. Sie war auch kein Sohn, sondern eine Tochter. Das dämmrige Licht ihres Zimmers spiegelte sich auf der Klinge des Schwerts und verlieh ihm ein geisterhaftes, mysteriöses Aussehen. Es hatte zu viele Schlachten und Blutbade gesehen. 'Surudoi hat einfach zu viel unschuldiges Blut vergossen, Vater...', stellte sie bekümmert fest und fühlte sich zutiefst beschämt, dass sie dieses Schwert hielt. Akira umklammerte den Griff und die Klinge fest, während sie versuchte das plötzliche Gefühlschaos zu kontrollieren. Nach einem Moment hatte sich die junge Frau wieder unter Kontrolle und sie befestigte das Katana schnell an ihrem Gürtel, ohne zu bemerken, wie etwas Blut auf den Holzboden tropfte. Die Kupferhaarige sprang auf, immerhin musste sie so schnell wie möglich in den Hauptraum zurück. 'Ich glaube, ich kann meinen Schlaf vergessen... Oh Mann...'
 

~~~~~~~~~~~
 

[Bankotsu]

Der junge Söldner saß im Schneidersitz an dem niedrigen Tisch, während vor ihm eine Tasse Tee stand. Er hatte ihn zwar nicht verlangt, aber das kleine Mädchen, das so an Akira hing, hatte ihn einfach hingestellt. 'Apropos, wo ist der Kerl eigentlich?', fragte sich der Zopfträger. Einige Minuten zuvor war er durch den Hauptraum gestürmt, ohne die Anwesenheit der anderen zu beachten. Der Kupferhaarige hatte sich wie immer etwas unhöflich verhalten, auch wenn er so ausgesehen hatte, als wäre er gedanklich vollkommen abwesend. Bankotsu schüttelte den Kopf und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der mit Akira diese Hütte betreten hatte. Er hatte schnell Akiras Situation erklärt und ihm erklärt, dass er nicht wolle, dass Akira allein reiste. Der junge Söldner hob seine Augenbrauen.

„Das ist der Auftrag? Du willst, dass wir auf Akira aufpassen? Das ist alles.“ Er strich sich über sein Kinn, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. Wo war der Haken? Dieser Job konnte nicht so einfach sein, wie Kunji ihn beschrieben hatte. Außer, dass es eine ziemlich lange Reise zu seiner Verlobten sein würde. „Bist du dir sicher?“

„Nun... dieses Kind kann sehr frech und störrisch sein. Ich fürchte, Akira könnte etwas Dummes anstellen. Wie zum Beispiel weglaufen. Das würde mich nicht mal überraschen, wenn ich ehrlich bin... Und ich kann keine normalen Krieger mitschicken aufgrund ihrer Herkunft. Akira ist mittlerweile einfach zu stark, auch wenn...“ Er stoppte abrupt, als die Person, über die gerade gesprochen wurde, hereinkam und sich zwischen die anderen beiden Männer setzte, wenngleich er nur gedankenverloren auf den Tisch starrte. Der Junge hörte nicht mal zu. 'Was stimmt denn mit diesem Kerl nicht? Es ist nicht so schlimm, in eine reiche Familie einzuheiraten, wenn du aus so einem Dorf kommst. Insbesondere, wenn er Glück hat und seine Braut schön ist...' Der Schwarzhaarige betrachtete Akira aufmerksam und bemerkte dann eine rote Blutspur auf seiner rechten Hand, die auf einem Katana ruhte, welches er noch nie gesehen hatte. Aber warum machte er sich eigentlich Gedanken um diesen blöden Jungen?! Der junge Söldner beschloss, die Unterhaltung fortzusetzen.

„Was ist mit der Bezahlung? Du weißt ja sicher, dass der normale Betrag ziemlich... hoch ist.“

„Der Bote hat mir das gegeben, um Leute anzuheuern.“, erklärte der alte Mann, während er mehrere Schnüre mit Münzen hervorholte. Es war ein kleines Vermögen und Bankotsu sah zufrieden aus. Das war leicht verdientes Geld. „Ich denke, das dürfte genug für mindestens zwei Wochen sein richtig? Den Rest der Belohnung erhälst du von unserem Herrn selbst, wenn du Akiras Wohlbefinden garantierst.“

„In Ordnung. Wir haben einen Deal.“ Der junge Söldner leerte seine Tasse und stellte sie wieder auf den Tisch. Leicht grinsend stand er auf. „Wohin soll es gehen?“

„Kyoto.“
 

Bankotsu lächelte und genoss die Stille, die momentan zwischen den beiden Reisenden herrschte. Er ließ seinen Blick über den ruhigen, hellen Wald schweifen, den sie gerade durchquerten. Einige Stunden waren seit ihrem Aufbruch von dem kleinen, friedlichen Dorf vergangen. Allerdings hatte seine kupferhaarige Begleitung noch kein einziges Wort gesagt. Er folgte dem Schwarzhaarigen nur, seine dunklen Augen halb geschlossenen und die Arme vor der Brust verschränkt, so als müsse er sich vor irgendetwas schützen. Der junge Söldner schüttelte erneut seinen Kopf, was seinen geflochtenen Zopf hin und her schwingen ließ, wie er es immer tat. Der junge Mann wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen. Manchmal war er temperamentvoll und streitlustig, dann war er wieder ruhig und kühl. Wie jetzt. Bankotsu schaute wieder nach vorne. 'Wir sollten bald auf die anderen treffen. Wenn sie gewartet haben, wie ich es ihnen gesagt habe...' Er lächelte wieder. Eigentlich freute sich der junge Mann darauf wieder zurück zu sein, mit seinen Kameraden zu reisen. 'Allein zu sein ist manchmal sehr nett... aber es gibt nichts Besseres, als an der Seite meiner Freunde zu kämpfen. Obwohl sich mein letzter Job als sehr... entspannend herausgestellt hat...' Sein Lächeln verwandelte sich wieder in ein dreistes Grinsen, als er sich die letzte Nacht mit dieser schwarzhaarigen Schönheit ins Gedächtnis rief, obwohl er sich nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte. 'Aber am nächsten Morgen wurde sie etwas anhänglich...' Der junge Söldner wurde sofort zurück in die Gegenwart befördert, weil ihm aufgefallen war, dass er keine Schritte mehr hinter sich hörte. Irritiert drehte sich der Schwarzhaarige um – immerhin musste er den Kerl im Auge behalten – und dachte bei dem Anblick darüber nach, vom Glauben abzufallen, wenn er einen gehabt hätte. Akira hatte sich einfach mitten auf der Wiese der Waldlichtung in einer Meditationsposition niedergelassen, seine Beine überschlagen.

„Hey du!“ Er ging ungläubig und mit einem genervten Gesichtsausdruck zugleich auf seinen unverschämten, sturen Gefährten zu. Machte er das absichtlich? Bestimmt. Da war sich der Schwarzhaarige ganz sicher. „Steh sofort auf!“

„Und warum sollte ich das tun, Ban?“, fragte der Kupferhaarige zurück, ohne auch nur seine Augen zu öffnen. Er wirkte so, als hätte er vor nichts und niemandem Angst. 'Niemand hat es je gewagt, mir gegenüber so respektlos zu sein, ohne dafür mit seinem Leben zu bezahlen! Wenn mir nicht ein Haufen Geld hierfür gezahlt werden würde, wäre dieser Bengel längst tot...' knurrte Bankotsu innerlich, allerdings ohne seine Verärgerung zu zeigen. Aber der junge Anführer erhielt keine Chance, um die Frage seinen zeitweiligen Begleiters zu beantworten, da auf einmal nach ihm gerufen wurde.

„Bankotsuuu!“ Die Stimme klang angenehm vertraut und wies einen leicht weibliche Ton auf. Der Kupferhaarige öffnete ein Auge einen Spalt, um zu sehen, wer da kam. Dann stöhnte er übertrieben, während er es schaffte, seinen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Bankotsu selbst drehte sich um, nur um seinen ältesten Freund auf sich zulaufen zu sehen, sein Schwert auf seinem Rücken, während er winkte. 'Wie schafft er es, in diesem Aufzug zu rennen?', fragte er sich wie immer, wenn er ihn sah, und hob seine Hand, um seine Kameraden zu begrüßen. Hinter Jakotsu folgten die anderen Fünf, waren aber nicht so begeistert wie Jakotsu. Nun, wer konnte das schon sein? Manchmal erinnerte er Bankotsu an ein Kind mit seiner manchmal naiven Einstellung. Der junge Anführer setzte sich nun in Richtung seines Freundes in Bewegung, da er wusste, dass sich Akira keinen Zentimeter bewegen würde.
 

~~~~~~~~~
 

[Jakotsu]

„Jakotsu, ich möchte, dass du auf unseren neuen Auftrag aufpasst, auch wenn er nichts tun sollte. Ich werde die anderen unterrichten.“, erklärte der Anführer seinem Freund ruhig, während Jakotsu versuchte, einen guten Blick auf die neue Person, die sie nun beschützen sollten, zu erhaschen. Ihre Kameraden waren noch etwas weiter hinter ihm selbst, weshalb sie den Neuen noch nicht gesehen hatten. Aber Bankotsu stand noch immer im Weg, sodass der weibliche Mann anfing zu schmollen. Er konnte doch nicht einfach seine Neugier wecken, indem er ihm Befehle gab, und ihn dann auf die Folter spannen!

„Gut. Nicht so schwer. Ich kümmere mich um ihn.“, lächelte Jakotsu lieb und hibbelte etwas auf der Stelle herum. Hoffentlich sah dieser Kerl gut aus. 'Nein, es ist besser, wenn er es nicht ist. Dann will ich ihn nicht auffressen!' Er kicherte leise und versuchte erneut, einen anderen Blick auf das 'Mündel' zu werfen, aber sein Anführer versperrte noch immer sein Sichtfeld. „Sieht er gut aus?“

„Denke schon... Keine Ahnung! Musst du selbst entscheiden...“, antwortete sein Freund seltsam ruhig, aber Jakotsu dachte darüber nicht weiter nach. Er wusste, dass Bankotsu manchmal launisch war. Schließlich trat er beiseite und ging in die Richtung, wo sich die restlichen Shichinin-tai befanden. Dann stoppte er kurz, als wäre ihm etwas eingefallen. „Ah, und verletze ihn nicht!“

Und dann verschwand er endgültig und ließ Jakotsu sehr neugierig und interessiert zurück. Der junge Mann näherte sich dem anderen mit dem interessanten, kupfernen Haar. Diese Farbe erinnerte ihn plötzlich an einen alten Freund aus Kindertagen, der dieselbe Haarfarbe gehabt hatte. Aber das war vor langer Zeit gewesen. Sein alter Freund sollte mittlerweile in dem Dorf leben, in das er ihn damals selbst gebracht hatte. Nun stand er direkt neben dem Sitzenden und schaute ihn eine Weile an, bevor er hinter ihm in die Hocke ging und ihn von allen Seiten betrachtete. Allerdings bekam er nur mehr seines glänzenden Haares zu sehen. Seufzend erhob sich Jakotsu und umrundete den Kerl, der noch immer auf seine Meditation konzentriert war. Normalerweise wäre die Person schon längst irritiert gewesen, aber dieser hier war eine harte Nuss. Der Schwarzhaarige mochte das. Er kniete sich genau vor seinem Klienten hin und hob dessen Kopf mit seiner Hand an, auch wenn sein Gesicht noch immer halb von seinem Pony verborgen war. Jakotsu konnte seinen angespannten Kiefer deutlich spüren, dann musterte er ihn überrascht. 'Könnte es wirklich sein...?', dachte er verblüfft. Um sich seiner Ahnung sicher zu sein, entfernte er den kupfernen Pony aus dem Gesicht des Jugendlichen. Aber mittlerweile begann sein Gegenüber wirklich ärgerlich zu werden. Sie – zumindest erinnerte sich an ein Mädchen, das einst sein Freund gewesen war – öffnete genervt ihre Augen.

„Würdest du das lassen?!“, fuhr sie ihn an. Ihre Augen blitzten förmlich. Jakotsu ließ ihren Kiefer los, betrachtete sie. Seine alte Freundin war wie ein Mann gekleidet, ihr Geschlecht gut durch den Brustharnisch verborgen. Selbst er hatte die junge Frau zuerst nicht erkannt. Mann, sie trug einen Bogen mit Pfeilen mit sich herum. Und sogar ein Katana, wobei er sich sicher war, dass sie damit definitiv umzugehen wusste. Aber sein Gegenüber schien ihn nicht zu erkennen. Natürlich tat sie das nicht. Es war eine ganze Weile her und sie beide waren erwachsen geworden, aber der Transvestit schmollte trotzdem. Wenn auch nicht für lange.

„Lange nicht gesehen, Acchan.“, begrüßte er sie mit einem lieben Lächeln auf seinen rot geschminkten Lippen. Ihr Mund öffnete sich leicht, da sie offensichtlich sprachlos war. Er kicherte. Nach einem Moment hatte sich 'Acchan' wieder gefangen, obwohl ihre Gedanken noch immer durch ihren Kopf zu rasen schienen, wie Jakotsu bemerkte. Es war immerhin auch für ihn eine Überraschung.

„Jakotsu? Bist du das wirklich?“, fragte sie noch immer verwirrt und überrascht in eins. Er nickte langsam und gab ihr Zeit, sich wieder vollständig von dieser Überraschung zu erholen.

„Du liegst nicht falsch, Nee-chan. Aber was machst du hier? Ich meine... solltest du nicht schon längst verheiratet sein, Kinder haben oder so was Ähnliches?“

„Nenn mich nicht so...“, beschwerte sich Akira spielerisch, so wie sie es früher immer getan hatte. Ihr Gesicht wirkte noch immer überrascht. Dann beugte sie sich auf einmal nach vorne und umarmte ihn, aber nicht sehr lange, was ihn sehr überraschte. Ihre Sitzposition schien eine längere Umarmung nicht zu erlauben. Akira lächelte ihn strahlend an, wurde dann aber wieder ernst, um seine Frage zu beantworten. Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich soll von Soldaten zu meinem Verlobten eskortiert werden. Und diese Krieger scheint ihr zu sein.“

„Okay... Das erklärt unsere Aufgabe.“, antwortete Jakotsu und dachte schwer nach. Dann fiel ihm etwas anderes ein, was ihn irritierte. „Aber warum hat Bankotsu mir dann gesagt, du seist ein Kerl?“

„Naja...“, begann Akira und schaute etwas verlegen und schuldbewusst nach unten. 'Was ist mir ihr passiert damals?', fragte Jakotsu sich, während er ihrer Erklärung lauschte. „Weil er mich für einen gehalten hat. Ich habe versucht, dieses Missverständnis aufzuklären, aber... dieser Idiot hat mich nicht zu Ende reden lassen...“ Sie wurde für ungefähr eine Minute ruhig, fügte dann noch hinzu: „Eigentlich will ich es aber so lassen, wie es ist, Ja-chan.“

„Warum?“, fragte der Transvestit grinsend. Offensichtlich hatte sein enger Freund sie schon um ihre Fassung gebracht, ohne es zu wissen, wenn er ihre Miene richtig las. 'Nun ja... er ist ziemlich gut darin...' Er hob seine Augenbrauen. „Ich sehe keinen Grund dafür.“

„Wirklich?“, fragte sie sarkastisch und hob selbst ihre Brauen. Jakotsu legte seinen Kopf leicht schief, während er weiter über ihre Aussage nachdachte. „Was machen deine Freunde mit Frauen? Ob gefangen oder nicht, spielt dabei keine Rolle.“

„Sie amüsieren sich mit ihnen, wie eigentlich jeder...“, antwortete Jakotsu langsam. Seine Stimme nahm wieder einen fröhlichen Ton an, als er seinen Zeigefinger hoch hielt. „Ich wette, Bankotsu hatte auch nach seinem letzten Job eine Frau bei sich. Das ist vollkommen normal.“ Erst dann bemerkte er, dass seine alte Freundin ihn schon fast bedrohlich anstarrte. Es war, als würden ihre Augen 'Du machst Witze, richtig? Das ist mein Punkt!' sagen. Aber der Transvestit zuckte nicht einmal zusammen. Immerhin war er an solche Blicke gewöhnt. Jakotsu verschränkte die Arme und schloss seine Augen. Er beschloss, dieses Mal nachzugeben. „Na gut, na gut. Ich werde nichts sagen, Acchan.“ Seine Augen öffneten sich plötzlich wieder und warfen Akira einen fast strengen Blick zu. „Aber nur, weil du meine Schwester bist und unter der Bedingung, dass du mir alles erzählst, was dir in den letzten paar Jahren widerfahren ist.“ Akira strahlte ihn wieder an und umarmte ihn abermals, während sich Jakotsu weder unbehaglich noch behaglich fühlte. Er war einfach nicht an diese Art von Körperkontakt gewöhnt.
 

„Hey, ihr Zwei!“, rief eine wohlbekannte Stimme. „Kommt ihr?“

„Huh? Warum?“, fragte Akira überrascht und gab den Transvestiten aus der Umarmung frei.

„Nun, jemand muss kochen und kein anderer möchte das machen.“, antwortete Bankotsu mit einem Schulterzucken und wirkte so, als hätte er keine einzige Sorge auf der Welt. Die junge Frau stand auf, blieb jedoch neben Jakotsu stehen, der die ganze Szene interessiert betrachtete.

„Also erwartest du, dass wir kochen?“, hakte sie gefährlich ruhig nach, mit einem provozierenden Blick auf ihrem Gesicht, während sie auf den jungen Anführer zuging. Jakotsu blieb sitzen, ohne sich nur ein Stück zu bewegen, und beobachtete das Spektakel mit großen Augen. 'Zwei Hitzköpfe an einem Ort... Das kann nicht gut enden.', dachte er, unterbrach die Beiden aber auch nicht. Er erinnerte sich, dass das Mädchen früher ab und an ausgerastet war, wenn ihr etwas nicht passte, sie provoziert wurde oder wenn sie ihn verteidigt hatte. Und er kannte Bankotsu. Vielleicht würde das hier amüsant werden. Sein Freund schien ihren Blick auch gesehen zu haben, denn er entschied sich, sie zu ärgern.

„Ja, ich dachte, du könntest das erledigen. Immerhin müssen wir dich beschützen. Erinnerst du dich?“, erklärte er aufsässig, gehässig und eine Spur Arroganz schwang auch in seinem Ton mit. Zudem hatte er sein typisch arrogantes Grinsen auf den Lippen. Das schien Jakotsus Kindheitsfreundin noch wütender zu machen. Jakotsu konnte schon fast sehen, wie ihre Aura rot aufflammte. Nun wirkte sie wie ein Dämon. Ein wütender Dämon.

„Nur das du's weißt, ich werde NICHT die Hausfrau für euch spielen!“, antwortete Akira sehr direkt und lauter als vorher. Sie trat einen weiteren Schritt auf Bankotsu zu. So stand sie ihm schweigend gegenüber mit ihrer beeindruckenden Aura, während sie ihre Hände schon fast in ihre Taille bohrte.

„Wer hat was von Hausfrau gesagt?! Du bist ein KERL!“, schoss Bankotsu zurück. Er ließ sich wirklich nichts von ihr gefallen. Allerdings schien diese Einstellung auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Akira knurrte schon fast. Offensichtlich hatte er unwissend ihren wunden Punkt getroffen. 'Naja, zu seiner Verteidigung... er weiß nicht, dass Akira eine Frau ist...', dachte Jakotsu und stand elegant auf. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, ihren Streit zu stoppen. Der Schwarzhaarige ging einige Schritte in die Richtung der beiden Streithähne, erkannte dann aber, dass es schon zu spät war. „Du würdest doch nur schräg in einem Frauenkimono aussehen. Und den müsstest du tragen! Im Gegensatz zu Jakotsu stünde er dir nicht im Geringsten!“

Es schien, als hätte Jakotsus enger Freund eine Grenze überschritten. Akira schrie aufgebracht „BAKA(*)!“ und traf den Kopf des Schwarzhaarigen hart mit ihrem Bogen. Der Schlag kam aus dem Nichts und selbst Jakotsu hatte den Schlag nur flüchtig sehen können. Es war auch ein Wunder, dass der hölzerne Bogen auch nicht aufgrund der Belastung zerbrochen war. Er zuckte zusammen. 'Das gibt bestimmt eine Beule...'

„Ouch! Wofür war das denn?“, schrie Bankotsu ungläubig auf. Aber Akira schulterte ihren Bogen nur, verschränkte ihre Arme und lief beleidigt und ziemlich aufgebracht davon, ohne noch mal zurückzuschauen. Sie hatte in ihrer Wut sogar Jakotsu vergessen. Bankotsu hingegen rieb sich seinen schmerzenden Kopf, als könne er nicht glauben, was gerade passiert war. Normalerweise wurde der junge Söldner nie geschlagen. Und wenn doch, zahlte er das immer zurück. 'Und dieses Gezanke müssen wir die ganze Reise über ertragen... Das klingt ja wirklich toll.', seufzte Jakotsu und schüttelte ungläubig den Kopf.

„Geht es dir gut, Aniki(*)?“, machte er sich bemerkbar. Immerhin war es ein ziemlich heftiger Schlag gewesen und Jakotsu war etwas besorgt um seinen Kameraden.

„Ich werde ihn umbringen...“, murmelte Bankotsu gekränkt, ohne die Frage seines Freundes zu beantworten. Aber diese Aussage reichte schon als Antwort für den Älteren der Beiden: Bankotsu's Kopf würde schnell heilen, aber sein verletzter Stolz war eine andere Angelegenheit. Jakotsu seufzte erneut. Das würde in Zukunft vielleicht eine neue, aber schlechte Gewohnheit werden. 'Das kann ja heiter werden...'
 


 

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Surudo'i - Akiras Schwert, ein Erbstück ihres Vaters. Bedeutet "scharf, schnell; Gefühllosigkeit, Kaltherzigkeit" auf Japanisch

Baka - japanisch für "Idiot"

Aniki - Bruder

Schein und Sein

{Nicht weit entfernt von einem Dorf in der Nähe des Lagers}

Ein junger Mann dämonischer Herkunft ging ungeduldig auf und ab. Warum brauchten seine Bediensteten immer so lange, um die Energie der Menschen einzusammeln? Diese war ja wohl sehr einfach zu finden, man brauchte nur dem Geschmack von Verzweiflung und Angst zu folgen. Manchmal waren seine Helfer wirklich absolut unfähig. Er schnaubte. Wenn sie nicht in weniger als einer Stunde wieder da waren, würde er einen von ihnen einfach umbringen, um seinen Unwillen ihnen gegenüber zu zeigen. Der Dämon hasste Unfähigkeit... Dann stoppte er sein Umherwandern auf einmal. Jemand war hier mit ihm in diesem Raum. Er drehte sich um auf der Suche nach dem Eindringling.

„Ihr seid also Yume, der Herr der Illusionen?“, fragte eine ihm unbekannte Stimme aus einer Ecke in der Dunkelheit hinter ihm. Eine Dunkelheit, die er selbst geschaffen hatte. Daher konnte sich auch niemand darin verstecken, zumindest nicht für lange. Nun wusste er genau, wo sein Gegner war.

„Narr, du wagst es, in mein Schloss einzudringen?“, fragte er ruhig, aber mit einem drohenden Unterton. Mit einer flinken Handbewegung ließ er die Finsternis und den Nebel verschwinden. Nun konnte er den Mann, der sich bis jetzt versteckt gehalten hatte, auch endlich sehen. Seine roten Augen schienen böse zu leuchten und er hatte ein noch böseres Lächeln auf seinen Lippen. Sein Gesicht war von langen, schwarzen Haaren umgeben. „Sag mir, warum du hier bist, bevor ich dich für dein Kommen bestrafe.“

„Ich hörte von Eurem Verlangen nach Rache.“, antwortete der Eindringling, die Drohung des Dämonen ignorierend. Yume verengte seine Augen zu Schlitzen, während er den anderen Dämonen – der er offensichtlich war – beobachtete. Vorerst beschloss er, diesen Mann nicht zu töten. Aber worüber redete er überhaupt? Welche Rache?

„Das ist schon längst passiert. Der Verantwortliche wurde mit seinem gesamten Dorf von mir und meinen Gehilfen ausgelöscht.“, erwiderte er zufrieden. Er erinnerte sich gerne an das schöne und erfreuende Massaker. Er konnte noch immer das Vergnügen, den Genuss fühlen, die durch die Schreie der mitschuldigen Dorfbewohner und das Gesicht des Mörders, der realisierte, dass der Tod sein Schicksal sein würde, hervorgerufen wurde.

„Seid Ihr Euch dessen sicher? Was ist mit seinen Nachkommen?“, fragte sein Gegenüber grinsend. Yume erstarrte. Das konnte unmöglich sein. Der Schwarzhaarige formte selbst einen violetten Nebel, der eine Szene in einem Wald zeigte. Die Szene zeigte im Besonderen einen gutaussehenden Rotschopf und einen ebenso hübschen Schwarzhaarigen, die sich mit ihren Freunden vergnügten.

„Also das sollen seine Kinder sein?“, fragte Yume ungläubig, während er ihr Glück und ihre Harmonie beobachtete. Wenn die Möglichkeit bestand, dass sie mit diesem Mörder zu tun hatten, hatten sie solche Gefühle nicht verdient. Er bewegte leicht seine Hand wie vorher. „Es spielt keine Rolle, ob sie es sind oder nicht. Sie sollen meinen Zorn zu spüren bekommen!“
 

[Akira]

„Essen ist fertig!“, sagte die jungenhafte Frau und strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht, während sie über vorhin nachdachte. Akira wusste nicht einmal, warum sie den Streit über ein solch triviales, dummes Thema angefangen hatte. Im Gegenteil, sie mochte Kochen sogar. Vielleicht hatte ihr Bankotsus befehlender Ton nicht gefallen. Da war etwas an ihm, das ihr unter die Haut ging. Im schlechten Sinn. Aber vielleicht war es auch nicht ganz seine Schuld gewesen, sondern auch ihre. Die junge Frau war immer noch schlecht gelaunt wegen dieser plötzlichen Entwicklung, weshalb sie auch so gereizt reagiert hatte. Die Kupferhaarige kochte innerlich noch immer. Hoffentlich war das bald vorbei... Im Augenblick saß der Mann, mit dem sie sich gestritten hatte, neben ihrem Kindheitsfreund und schmollte. Zumindest wirkte es auf sie, als würde er es tun. Die Kupferhaarige füllte eine Schüssel mit Eintopf und reichte sie Jakotsu, der sie an den Anführer weitergab. Dann nahm er eine neue Schale für sich selbst und wartete darauf, dass die anderen ihr Essen erhielten und sie dann zusammen anfangen konnten, zu essen. Sie schüttelte den Kopf über diese nette Geste. Akira hätte nicht gedacht, dass Jakotsu teilweise noch immer der Junge war, den sie gekannt hatte. Sie hatte erst recht nicht erwartet, dass sie ihn eines Tages wiedertreffen würde. Immerhin war dieses Land doch ziemlich groß. Die junge Frau reichte zwei weitere Schüsseln an einen anderen Mann in den Zwanzigern, dessen Kopf durch ein hellblaues Kopftuch bedeckt war. Außerdem hatte er zwei violette Tattoos in seinem Gesicht – zwei Streifen, die jeweils von seinem Kiefer bis hoch zu seinen Augen reichten. Dafür erntete sie ein unbestimmbares Brummen von dem großen Rothaarigen, der teilweise wie eine Maschine wirkte. Er sah ein bisschen seltsam aus, genau wie die anderen.

„Was... hat er gesagt?“, fragte sie sich laut und schaute etwas verwirrt den Jüngeren der Zwei an. Er grinste leicht, während der Größere sich seine Schale unter die Nase hielt. Es sah schon komisch aus, vor allem wegen des Größenunterschieds. Eine Portion würde garantiert nicht für ihn reichen.

„Ginkotsu hat nur 'Danke' gesagt.“, erklärte der junge Mann neben ihm, während seine dunklen Augen sie genauestens musterten. 'Er weiß nicht, was er von mir halten soll. Darauf wette ich! Ich muss bei ihm genauso vorsichtig sein, wie ich es bei ihrem Anführer sein sollte...', dachte Akira, während sie ihr Gegenüber anlächelte. „Ich bin übrigens Renkotsu.“

„Ist mir ein Vergnügen, ihr Beiden.“, erwiderte die junge Frau freundlich und schaffte es tatsächlich, ehrlich zu lächeln. Immerhin kannte sie jetzt die Namen von zwei Personen der Gruppe. Akira hasste es beinahe, nicht zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte.

„Kriegt der Rest von uns auch noch irgendwann Essen, oder was?“, sagte eine Stimme ungeduldig und sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Quelle dieser. Es war ein älterer Mann – mindestens älter als ihr Mentor - und war komplett in Weiß gekleidet. Außerdem waren seine Augen von zwei roten Tattoos umrandet und zwei Streifen in derselben Farbe reichten ebenfalls von seinem Kiefer bis zu seinem breiten Mund. 'Seltsamer Mann...' Akira reichte ihm eine Schüssel gefüllt mit Eintopf, dann eine andere an einen Mann mit Metallklauen und grünen Streifen im Gesicht und eine weitere an einen muskulösen Riesen mit grünem Haar und zwei blauen Streifen unter seinen blutunterlaufenen Augen. Noch mehr Tattoos? Anschließend nahm sich die Kupferhaarige ihre eigene Portion und setzte sich neben Jakotsu, bei dem sie sich noch immer am wohlsten fühlte unter all diesen seltsamen Söldnern.

„Ich wette, das ist vergiftet.“, murmelte Bankotsu leise, aber irgendwie hörte fast jeder seinen Kommentar. Akira schaute ebenfalls wieder auf den jungen Anführer neben Jakotsu. Er schmollte WIRKLICH, war tatsächlich wütend auf sie. 'Was für ein Baby. Als wäre ich die Erste gewesen, die ihn geschlagen hat...', dachte die junge Frau, obwohl sie es schon teilweise bereute, so ausgerastet zu sein. Entschuldigen würde sie sich aber garantiert nicht. Daher beschloss die Kupferhaarige, anstelle einer bissigen Erwiderung – welche „Nur deins.“ gewesen wäre – diesmal wirklich etwas Netteres zu antworten. Auch wenn sie es nur versuchte.

„Warum sollte es?“, fragte Akira mit einem freundlichen Lächeln. Aber Bankotsu schien zu denken, sie würde die Unschuldige spielen, und starrte sie nur an. Sie persönlich kümmerte es nicht, weshalb die junge Frau zu essen begann und hoffte, dass es nicht allzu schlecht geraten sei. Nach einigen Minuten lehnte sich Jakotsu zu ihr hinüber und nannte ihr die ihr unbekannten Namen – also war der Grünhaarige Kyōkotsu, das älteste Mitglied Mukotsu und der mit den Klauen Suikotsu. 'Gut zu wissen.' Gerade als die Kupferhaarige ihrem Freund antworten wollte, wurde sie unterbrochen.

„Nun, mich würde es nicht stören. Dann könnte ich immerhin soviel essen, wie ich will.“, erklärte Mukotsu mit einem breiten Grinsen. Anscheinend mochte er ihr Essen. Oder er machte nur Witze... „Mann, wenn du kein Kerl wärst, würde ich dich heiraten! Die anderen hier können nicht so gut kochen.“

Offensichtlich hatte Mukotsu doch gescherzt. Die anderen Söldner lachten über seine Aussage. Nur Akira lief knallrot an und fühlte sich ziemlich unwohl, während sie sich unsicher hin und her bewegte. Es war im Nachhinein eine gute Entscheidung gewesen, dieses Missverständnis aufrecht zu erhalten. Die junge Frau seufzte leise. Es würde auch ziemlich schwer werden, es weiterhin beizubehalten. Jakotsu schien ihren inneren Konflikt zu bemerken, da er ihr leicht auf den Rücken klopfte, um sie zu beruhigen und um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. 'Zumindest denke ich, dass er genau das versucht.' Dann begann der Transvestit wieder zu essen. Akira fühlte sich nun wieder etwas besser, während sie sich noch immer mit einer gewissen Rötung auf ihren Wangen umschaute. Die anderen hatten wieder angefangen zu reden, rissen Witze, hatten einfach Spaß. Jeder fühlte sich gerade wohl, sogar Bankotsu schien ihren Streit vergessen zu haben und lachte mit seinen Freunden. 'Sie sehen wirklich wie ein Team aus. Jeder scheint miteinander klarzukommen, sich um den anderen zu sorgen. Nur ich passe da nicht rein. Aber es wird ja immerhin nur für ein paar Wochen sein... Und ich werde mich irgendwie dran gewöhnen...'
 

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{Einige Stunden später}

[Jakotsu]

Die kleine Gruppe war nun schon seit einer Weile unterwegs. Soweit er wusste, reisten sie nun nach Kyoto, das mindestens ein paar Wochen entfernt war. Gelangweilt ließ Jakotsu seine Augen über seine Umgebung wandern. Sie durchquerten noch immer diesen verdammten, nicht enden wollenden Wald. Es war, als würden sie sich im Kreis bewegen, was aber sehr unwahrscheinlich war. Die Gruppe war nicht vom Weg abgewichen, sie folgten noch immer dem gut sichtbaren Pfad, der sich durch den Wald schlängelte. Trotzdem veränderte sich der Wald um sie herum und der Schwarzhaarige erkannte aber auch keinen Ort, an dem sie vorbei kamen, wieder. Wie auch immer, eine andere Sache, die ihn störte, war, dass Akira noch nicht sonderlich viel mit ihm geredet hatte. Sie hatte bisher auch noch nicht so viel mit irgendjemandem geredet. 'Sie hat mir nicht mal erzählt, was bei dem alten Mann passiert ist!', schmollte der Transvestit und schaute unauffällig in ihre Richtung. Die Kupferhaarige schien es nicht zu bemerken. Offensichtlich haderte sie noch immer mit ihrem Schicksal, auch wenn sie es teilweise schon zu akzeptieren schien. 'Und das Blödeste ist, dass wir für eine sehr lange Zeit nicht kämpfen werden. Ich vermisse das Töten jetzt schon...' Jakotsu seufzte und schaute wieder die Ursache dafür an. Zumindest war das, was er tun wollte. Akira sollte eigentlich direkt neben Suikotsu hergehen. Irritiert drehte er seinen Kopf noch weiter, stellte aber fest, dass nicht nur Akira, sondern auch seine restlichen Kameraden verschwunden waren. Der Transvestit schaute den Anführer verwirrt an.

„Aniki, sie sind weg!“, sagte er beunruhigt, was auch Bankotsu dazu brachte, sich umzudrehen. Der junge Mann sah seinen Freund die Stirn runzeln.

„Das kann nicht sein.“, sagte sein jüngerer Freund ungläubig, während er sich wachsam umschaute. Auf einmal bekam er durch irgendeine Präsenz eine Gänsehaut. Das passierte nicht oft. Er schaute verblüfft auf seinen rechten Arm. 'Ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl hierbei.', dachte Jakotsu, fühlte sich an irgendwas erinnert. Er konnte nur dieses längst vergangene Gefühl nicht richtig fassen. „Sie waren genau hinter uns. Wo können sie...?“

„Akira! Aniki!“, rief der Transvestit besorgt. Er wollte nicht, dass seine Freunde allein waren, wenn... Bankotsu warf ihm einen warnenden Blick zu. 'Natürlich... Das ist die Aura eines Yokai!'

„Das wird uns nicht helfen, sie zu finden, Jakotsu! Wenn sie wirklich wegen eines Dämons verschwunden sind, dann...“, sagte sein Freund zurechtweisend, während er noch immer in den plötzlich dunklen, nebligen Wald starrte. Nun wirkte er düster und bedrohlich.

„Du hast recht. Das würde es nicht.“, erklärte eine dunkle Stimme, die anschließend zu lachen anfing. Es war ein böses Lachen. Ein Wind kam auf, bildete eine Nebelwand um sie herum. Sie wallte hin und her. 'Es wirkt irgendwie... vertraut...', dachte der Transvestit, während Bankotsu Banryu nach vorne hielt, auf etwas Dunkleres in dem Nebel zeigte. War das der Ort, an dem sich der Dämon versteckte? Jakotsu erstarrte.

„Also ist da tatsächlich ein Dämon! Zeig dich und sag uns sofort, wo unsere Kameraden sind!“

„Hehe. Du bist ziemlich herrisch, denkst du nicht, kleiner Mann?“ Der Mann – die Quelle der Stimme – klang arrogant und er grinste breit, unheilvoll. Sein Grinsen enthüllte seine Fänge. Nun stand er nur ein paar Schritte entfernt von den zwei Freunden. Er war aus dem Nichts aufgetaucht, hatte sich einfach aus dem Nebel materialisiert. Bankotsu schien begeistert zu sein, gegen den Yokai zu kämpfen. Immerhin grinste er fast genauso arrogant wie der Dämon. Der Yokai selbst hatte kurzes, lila Haar und violette Augen in seinem schönen Gesicht. Seine Ohren liefen genauso spitz zu wie die eines jeden Dämon in Menschengestalt. 'Er ist ja ziemlich süß...', dachte Jakotsu mit großen Augen. 'Zu schade, dass ich nicht so viel Spaß mit ihm haben kann, wie ich gern würde... aber irgendwie...' Er legte seinen Kopf leicht zur Seite, während er versuchte, sich zu erinnern. „Ich werde mal nett zu dir sein, auch wenn du es nicht wert bist. Deine Begleiter sind über den ganzen Wald verteilt und schlagen sich nun mit ihren schlimmsten, schmerzhaftesten Alpträumen herum. Aber du bist nicht der, den ich will, du bist reine Zeitverschwendung, Nichtsnutz. Du da, dich kenne ich.“ Der Yokai wandte sich Jakotsu zu, der ihn verwundert anblickte. „Du bist ein Nachkomme dieses verdammten Samurai, oder nicht?“ Die Augen des Dämon verengten sich zu Schlitzen, seine Augen wurden komplett schwarz.

„Nachkomme?“, fragte Jakotsu nur und blinzelte. Zur gleichen Zeit sagte sein enger Freund: „Samurai?“ und blickte den Transvestiten neugierig an. 'Oh ja, ich habe ihm nie was über meine Kindheit erzählt...' Er zuckte nur mit den Schultern, woraufhin sie sich wieder auf die Gestalt vor ihnen konzentrierten.

„Versuch bloß nicht abzustreiten, wer dein Vater war. Heh, ich hatte eigentlich was anderes erwartet...“ Der Yokai lachte erneut böse und warf dem Transvestiten einen geringschätzigen Blick zu, den dieser aber geflissentlich ignorierte. Immerhin war er es sowas gewöhnt. „Nun, du solltest dich zumindest an meine Rache, für das, was dein Vater tat, erinnern.“

„Tu ich aber nicht. Aber ich muss zugeben, dass du ziemlich süß für einen Nebeldämon bist.“ Der Transvestit lächelte so süß wie immer und zog sein Schwert auf seinem Rücken, ohne auch nur einen Blick zu seinem Freund zu werfen. „Weißt du was? Ich würde schrecklich gerne deine Schreie hören.“

„W-was?“ Der Dämon zuckte zurück bei Jakotsus Aussage. Er schien nicht zu wissen, wie er in diesem Moment reagieren sollte – wie eigentlich jeder. Jakotsus Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, während er Bankotsu aus den Augenwinkeln beobachtete. Dieser nickte ihm zu, bereit zum Kämpfen. Nachdem der Yokai seine Selbstsicherheit wiedergewonnen hatte, schien er noch wütender zu sein als vorher. Er machte eine kleine, beiläufige Handbewegung. „Dann werde ich dir dabei helfen, dich zu erinnern!“

Nebel stieg aus dem Boden hervor. Nun konnten sie fast nichts mehr sehen. Während sein Freund sein Banryusen einsetzte, schwang Jakotsu sein Schwert und ließ mehrere verkettete Klingen los, die sich kaum wahrnehmbar und im Zickzack auf den seltsamen Dämonen zubewegten und ihn umgaben. Mit einer leichten Bewegung seiner Hand, wurde der Kreis um den Dämon viel enger. Er hatte ihn fast, als sich etwas veränderte. Verwirrt schaute er zur Seite und stellte fest, dass er plötzlich von Feuer und Geschrei umgeben war. Allerdings fehlte von Jakotsutō, Bankotsu und dem sonderbaren Yokai jede Spur. 'Wo bin ich?' Er schaute sich wieder um, aber das Einzige, was er sah, war ein ihm wohlbekanntes, brennendes Dorf. Eine wiedererwachte Erinnerung. Neben sich hörte der Schwarzhaarige den heiseren Schrei eines Jungen mit schulterlangem schwarzem Haar. Er suchte offensichtlich nach jemandem, auch wenn er Angst zu haben schien und wegen des Rauchs husten musste. Der Junge kämpfte sich durch die Hitze und die Flammen und schrie etwas, das Jakotsu selbst nicht verstehen konnte. 'Könnte es wirklich sein...?' Er folgte dem Jungen, obwohl die Hitze an seinem ganzen Körper zu brennen schien, ihn zum Schwitzen brachte. Der Transvestit wusste sowieso nicht, was er sonst tun sollte. Überall lagen teilweise oder vollkommen verbrannte und verstümmelte Leichen herum. Er stockte. Einige der Körper sahen aus wie... 'Sie sehen aus wie meine Freunde! Das stimmt nicht. Es ist nur ein Alptraum. Es kann nicht real sein!', beruhigte Jakotsu sich selbst, weigerte sich, nochmals auf die Körper zu schauen, und versuchte, seine aufkommende Trauer zu verdrängen, indem er sich wieder auf den Jungen konzentrierte. Der schwarzhaarige Junge stolperte, aber eilte schnell weiter. Dann stoppte er plötzlich, änderte seine Richtung und stolperte dann auf eine brennenden Hütte zu, die anfing, in sich zusammenzufallen. Dort lag unter einem zerbrochenen schwarzen Balken und grauer Asche eine kleine, leblose Person. Der Jungs schrie vor Angst und Freude auf und versuchte, den Körper unter dem Balken zu befreien. Gefährliches, heißes Feuer beleuchtete flackernd seine Bemühungen. 'Natürlich!' Jakotsus Augen weiteten sich, dann eilte er so schnell er konnte zu dem brennenden Balken. Er erinnerte sich.
 

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[Renkotsu]

Er drehte sich um und schaute den nicht unbedingt attraktiven Mann vor ihm ungläubig an. Das Gesicht des Mannes war nur noch ein paar Zentimeter von seinem entfernt. Der kahlköpfige Mann keuchte, versuchte zu atmen. 'Nein...' Das Schwert des anderen Mannes hatte seinen Brustkorb durchbohrt, was es ihm momentan unmöglich machte, zu atmen. Renkotsu schaute den unattraktiven Mann nun panisch und wütend zugleich an, während er versuchte, loszukommen. Er schaffte es nicht. Aber der junge Mann spürte schon die Kälte, die seine Adern hinaufkroch, sein Sichtfeld verschwamm, düsterer Nebel schien ihn zu umgeben. 'Nein!' Sein Gegenüber grinste boshaft, während er das Schwert in seiner Wunde herumdrehte und ihm noch mehr Schmerz bereitete. Renkotsu stöhnte auf, was den anderen Mann zufrieden zu stellen schien. 'Ich will nicht...', dachte er verzweifelt, als ihn die Finsternis umfing.
 

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[Bankotsu]

Der Nebel verschwand endlich. Der junge Anführer schaute sich wachsam um. Was war passiert? Er konnte sich nicht erinnern. Aber irgendwas stimmte ganz und gar nicht, das konnte er förmlich in seinen Knochen spüren. Aber er war nicht mehr allein. All seine Kameraden umgaben ihn, lachten sogar. Sie waren noch immer unterwegs, zu ihrem nächsten Job, auch wenn irgendwas nicht stimmte. Doch seine Gedanken wurden unterbrochen, als weit entfernt Staub aufgewirbelt wurde. Das war eindeutig kein gutes Zeichen. Bankotsu stoppte. Es waren Soldaten, die am Horizont auftauchten. Er schaute zu beiden Seiten, aber da herrschte genau dasselbe Schauspiel. 'Sie sind nun wirklich wie befürchtet gekommen, um uns zu unterwerfen und hinzurichten.', erkannte der Schwarzhaarige. Er drehte sich schnell zu seinen Gefährten um. Sie wirkten kampflustig, aber Bankotsu würde darauf wetten, dass dort mindestens 500 bis 1000 Soldaten kamen, um die Shichinintai zu bekämpfen. Das waren eindeutig zu viele und die Sieben würden unterliegen.

„Rennt!“, befahl Bankotsu hastig und begann selbst in die Richtung zu rennen, aus der sie gerade gekommen waren. Plötzlich überkam den jungen Anführer ein Gefühl von Verzweiflung, von Angst. „Tötet jeden, der uns den Weg versperrt!“
 

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[Suikotsu]

Die böse Seite von Suikotsu versuchte, den guten Doktor zu überwältigen, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Es war, als wäre er in Ketten gelegt, als könnte nichts anderes tun, als den Doktor dabei zu beobachten, wie er sich um Kranke, Verletzte und... Kinder kümmerte... 'Grrr...', dachte er und versuchte sich von den inneren Ketten zu befreien. 'Du kannst dich nicht mehr befreien, oder?', fragte eine sanfte Stimme, die seine böse Seite förmlich auf die Palme brachte. 'Ich brauche dein Mitleid nicht!', knurrte er seine gute Seite an und blickte ihm grimmig entgegen. 'Ich verspüre kein Mitleid mit dir. Das Einzige, was ich im Moment fühle, ist Erleichterung, weil du nie wieder Leute verletzen wirst.' Dann verschwand die Stimme auf einmal, ließ ihn allein in der Dunkelheit. Der böse Suikotsu verschmälerte seine Augen, während ein Gefühl der Beklommenheit in ihm aufstieg. 'Für immer in diesem gutherzigen Nichtsnutz gefangen?! Das wird nicht passieren!'
 

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[Akira]

"Suikotsu!" Die junge Frau beobachtete, wie Suikotsu plötzlich zusammenbrach. Nachdem die Gruppe getrennt worden war, war er der Einzige gewesen, der ihr noch Gesellschaft geleistet hatte. 'Was ist passiert?!', fragte sich Akira misstrauisch, während sie zu dem Söldner hastete, der einfach nach vorn gefallen und auf dem Bauch gelandet war. Sie kniete sich neben ihn und drehte ihn auf den Rücken. 'Was soll ich nun tun?' Die junge Kriegerin beschloss, ihre unkontrollierten spirituellen Kräfte zu gebrauchen. Sie legte ihre Hand auf seine Brust, konzentrierte sich vollkommen auf ihn und runzelte vor Anstrengung ihre Stirn. Die junge Frau konnte seine Seele und seinen Körper quasi vor ihrem inneren Auge spüren. Physisch gesehen schien Suikotsu in Ordnung zu sein, aber seine Seele... Neben einigen üblen Gedanken konnte sie Angst und tiefe Verzweiflung spüren. 'Solche Gefühle würde ich nicht in ihm – einem Söldner – erwarten.', dachte sie, während sie ihre Hand zurückzog.

Nachdem sie sich keine allzu großen Sorgen mehr um den körperlichen Zustand, aber sehr wohl um den geistigen ihres Gefährten machen musste, schaute Akira nach oben. 'Was geht hier bloß vor?' Der Nebel, der sie beide umgab, war unnatürlich, er strahlte schon fast etwas Krankhaftes aus, schien irgendwas von Suikotsu zu entziehen. Was in aller Welt war das? Er fühlte sich so an, als würde er nur so mit Negativem pulsieren und etwas erschaffen. Und auch das Ergebnis würde garantiert nicht gesund sein. Sie musste unbedingt etwas gegen diesen verdammten Nebel unternehmen. Akira griff nach ihrem Bogen und Pfeilen, hob ihren Bogen und suchte nach der Quelle des Unheils. Die junge Frau blickte sich aufmerksam um. Da war es, dunkler als seine Umgebung, das Zentrum des langsam kreisenden Nebels. Er wirkte irgendwie wie ein Tier, das auf der Lauer lag.

„Fort mit dir, du elende Illusion!“, schrie sie, während sie einen reinigenden Pfeil in Richtung dessen schoss, was sie als Zentrum erkannt hatte.
 

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Yume: jap.; Traum, Wunschtraum, Vision, Einbildung
 

Jakotsuto: Jakotsu's Schwert. Bedeutet wörtlich "Schlangenknochenschwert". Mit seinen Schlangenbewegungen ist das Schwert überaus gefährlich, Jakotsu kann damit sogar Armeen besiegen

Des Vaters Sünden

[Jakotsu]

Er erinnerte sich wieder. An alles.

Das alles war vor acht Jahren passiert. In der Vergangenheit. Es war nur eine Erinnerung – daher konnte es nicht real sein. Auch wenn es so wirkte. Jakotsu versuchte, die Flammen mental niederzudrücken. Dann hätte er einen besseren Überblick über seine Umgebung. 'Es funktioniert! Also war es doch nur eine Illusion, ein Traum.', dachte er und lächelte grimmig. Dann bemerkte der Transvestit etwas, was er damals zwar gesehen, aber bis jetzt unterdrückt zu haben schien.

Dort, inmitten des Flammenmeers/-sturms stand ein junger Dämon mit teuflisch blitzenden Augen, der sehr erfreut auf eine andere Person hinabschaute. Aber Jakotsu fühlte keine unangenehmen Emotionen mehr – im Gegensatz zu zuvor. Er konnte sich davon distanzieren.'Vielleicht bin ich etwas traurig...', gab er schweigend zu. 'Aber der Mann aus meinen Erinnerungen muss der Yokai sein, der uns angegriffen hat.' Jakotsu legte seinen Kopf leicht schräg. Er war irgendwie überrascht. 'Also bin ich ihm wirklich schon mal begegnet. Aber warum greift er erneut an? Weil wir damals entkommen sind?'

Langsam wurde er wütend auf diesen Dämon, er zitterte leicht vor Erregung. Dass er eine seiner schrecklichsten Erinnerungen im Geiste noch einmal erleben musste, hatte einen alten Groll wieder hervorgebracht. Einen großen Groll. 'Hat dieser verfluchte Dämon das nur getan, um Vaters ganze Familie auszulöschen? Wie erbärmlich.' Die Gefühle wurden immer stärker, brannten schon fast in seiner Seele, während seine Umgebung verschwand und nur Finsternis zurückließ.

„Ich habe genug davon!“, rief der Transvestit laut und ungehalten. Für einen Augenblick bemerkte er etwas: Je zorniger er wurde, desto mehr erhellte sich die Dunkelheit um ihn auch. 'Nun, dann...' Der Dämon wollte jemanden rächen, als er seinen Vater tötete. Das war verständlich – aber warum hatte er damals auch noch das ganze Dorf zerstört, so viele unzählige Menschen, die er auch gekannt hatte, gequält? Jakotsu biss seine Zähne bei dieser Erinnerung zusammen. 'Das war eindeutig zu viel des Guten.' Der Nebel gab nun den Blick auf ein ausgezehrtes Land frei. 'Mein Vater war vielleicht nicht sehr gütig, mitfühlend oder liebevoll und vielleicht hatte er es auch verdient, aber der Rest...' Er kochte innerlich immer mehr auf und schüttelte dabei den Rest der üblen Gefühle, die offensichtlich von dem Alptraum verursacht worden waren, ab.

Mit einem Ruck setzte er sich auf und blickte sich argwöhnisch um. Noch immer bebte er vor Wut. Der Transvestit war nicht mehr auf der Waldlichtung, sondern auf einem ausgezehrten Schlachtfeld. Einige verrostete, metallene Waffen lagen noch immer herum. Einst hatten auf diesen Gründen Hunderte von Menschen gegeneinander gekämpft, das konnte er förmlich spüren. Etwas weiter entfernt konnte der junge Mann ein altes Schloss erkennen. Aber wo genau er sich befand, wusste er nicht.

Auch wenn Jakotsuto noch immer in seiner Hand war und Bankotsu besinnungslos dort lag, wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Aber der Dämon, der Illusionen erzeugen konnte, war fort, genauso wie der meiste Nebel. Seine aufgestaute Wut verschwand. Der Transvestit ließ sie gehen, er würde sich später um den Bastard kümmern. Im Augenblick war jemand wichtiger. Jakotsu stand langsam auf und stolperte zu seinem besten Freund. Derselbe hatte einen gequälten Gesichtsausdruck, bewegte sich aber kein Stück.
 

[Akira]

„Verdammt noch mal!“, schrie sie, als ihr Pfeil nur einen Teil des Zentrums traf. Es bewegte sich so schnell von dem Pfeil weg, als wäre es am Leben. Beinahe hätte sie aud dem Boden gestampft wie ein frustriertes Kind. Wenn sie diese verdammte Quelle des Nebels nicht traf, wären die anderen in noch größerer Gefahr als jetzt schon. Sie mochte sie vielleicht nicht, aber es waren immerhin Menschen, die dafür bezahlt wurden, sie zu beschützen. Außerdem würde ihr Gewissen sie nicht schlafen lassen, wenn die sieben Krieger starben – so schlimm sie auch sein und wie sehr sie es auch verdient haben mochten. 'Verdammter Kodex...'

Aber ihr heiliger Pfeil hatte immerhin einen Effekt: der Nebel löste sich teilweise auf. Akira hatte erwartet, den Wald wiederzusehen. Sie irrte sich. Es gab keinen Wald mehr. Der Nebel enthüllte eine karge Landschaft – die junge Frau bemerkte auch rostige Waffen und Teile von Samurai-Rüstungen – und ein einstmals prächtiges Schloss in der Nähe. 'Senjou no heishi-tachi...*', sagte sie innerlich einige Zeilen aus einem alten Lied ihrer Mutter auf. Sie fühlte sich seltsam traurig, als sie über diesen Schauplatz eines schrecklichen Krieges blickte. Das Schloss selbst wirkte heruntergekommen, verfallen. 'Der Wald muss auch eine Illusion gewesen sein!', erkannte die junge Frau. Ihre Augen weiteten sich ungläubig. Sie wusste nicht genau, wann das Trugbild begonnen hatte, aber nun war sie ziemlich genervt. 'Dann haben wir den ganzen Tag mit einer Illusion vergeudet...' Die Kupferhaarige hob ihren Bogen erneut, aber nicht, um wieder auf das mittlerweile verschwundene Zentrum zu schießen. Nein, diesmal würde sie direkt durch den verfluchten Nebel schießen!
 

[Jakotsu]

Er duckte sich so schnell er konnte, als ein Pfeil direkt über seinem Kopf hinweg flog. Er hätte ihn beinahe getroffen. Aber diesmal wirkte die Waffe nicht wie ein Trugbild, es strahlte nur reine Energie aus. Sie konnte garantiert nicht von einem solchen Dämon geschaffen worden sein. Der Pfeil war in hellblaues Licht gehüllt, schien offensichtlich die gesamte Umgebung zu läutern und den Nebel zu vertreiben. Als der heilige Pfeil verschwunden war, konnte der junge Mann alles klar und deutlich sehen. Jakotsu schaute schnell auf den Ursprung des Pfeils. Der Schütze stand ungefähr hundert Meter von ihm entfernt, aber er erkannte ihn sofort.

„Akira!“, rief er erleichtert und sprang auf. Die junge Frau schien ihn gehört zu haben und rannte schnell auf ihn zu. Der Transvestit steckte sein Schwert wieder in die Scheide auf seinem Rücken. Er würde es nicht brauchen – er hatte das Gefühl, dass sie momentan sicher waren. Als sie ankam, wirkte die Kupferhaarige sehr ernst und besorgt, genau wie er. „Dir geht es gut!“ Sie sagte nicht auf eine offensichtliche Feststellung. Das hatte er aber auch nicht erwartet.

„Nii-chan, ich brauche deine Hilfe bei...“, begann sie stattdessen, aber dann sah sie Bankotsu neben dem Transvestiten liegen. Die junge Frau runzelte die Stirn, als sie ihn so sah. Dann flüsterte sie etwas. „Er ist ja auch bewusstlos...“

„Der dafür verantwortliche Dämon lässt sie alle ihre schlimmsten Alpträume erleben. Zumindest sagte er das.“, antwortete Jakotsu, bevor seine Freundin fragen konnte. Was sie getan hätte, wenn sie scharf nachdachte wie jetzt. Die junge Frau nickte verstehend, fragte allerdings nicht nach seinem Traum – wofür er dankbar war. Dann erinnerte er sich, dass Akira seine Hilfe brauchte. Das hieß, sie war ebenfalls nicht allein gewesen. „Wer war bei dir?“

„Suikotsu. Als ich ihn untersucht habe, fühlte ich Angst, Verzweiflung oder so was und ich konnte ihn nicht wecken.“ Die Kupferhaarige schüttelte sich. Jakotsu schaute in die Richtung, aus der sie gekommen war. 'Akira hat ihn allein gelassen?', fragte sich der Transvestit irritiert. 'Suikotsu war wahrscheinlich zu schwer für sie...' Jakotsu hastete zu dem Ort, wo der Klauenmann noch immer lag, während ihm seine Freundin folgte.

„Wir sollten ihn rüber zu Bankotsu bringen. Das ist einfacher.“, schlug Akira dann vor und der Schwarzhaarige stimmte zu. Dann konnten sie versuchen, die beiden an einem Ort zu wecken. Er hob den halben Doktor hoch, Akira packte seine Füße. Sie wirkte irgendwie angestrengt, versuchte es aber nicht zu zeigen. Es war schwerer, ihn hinüber zu schaffen, als sie gedacht hatten, denn die junge Frau hatte ihre Stärke offensichtlich überschätzt. Letztendlich schleppte Jakotsu seinen Kameraden fast allein. 'Frauen...', dachte er und seufzte übertrieben. 'Immer gehen sie einem auf den Geist...' Der Transvestit legte den halben Doktor neben ihren Anführer. Dann kniete er sich neben Suikotsu hin und versuchte ihn durch Schütteln zu wecken. Aber das funktionierte leider nicht, weshalb er Akira hilfesuchend ansah. Aber sie wirkte auch ratlos, als sie mit ihren Schultern zuckte.

„Es muss doch einen Weg geben, sie zu wecken!“, erklärte die Kupferhaarige nachdenklich. Jakotsu nickte zustimmend, während er eine neue Idee ausbrütete. Er hob seinen Finger wieder und wirkte fast fröhlich. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, würde das funktionieren.

„Vielleicht solltest du ihn küssen. Wie in der Geschichte, die Mutter uns mal erzählt hat.“, schlug Jakotsu vor, aber Akira blickte ihn nur an. Mit einem sehr kalten und bedrohlichen Blick. Der junge Mann verstand sie nicht. Warum war sie auf einmal so sauer?

„Jetzt ist nicht die Zeit für Witze! Der Dämon könnte jederzeit angreifen, die Zwei sind noch immer bewusstlos und wir wissen nicht mal, wo sich der Rest deiner Freunde befindet, Nii-chan!“ Die Kupferhaarige blitzte ihn aufgebracht an. 'Sie wird wirklich sehr schnell sauer. Naja, sie hasst es wohl einfach, hilflos zu sein...', erinnerte sich Jakotsu und fühlte fast dasselbe. Hilflosigkeit. Er konnte ihnen nicht helfen... „Und du...“ Sie packte den Anführer – neben dem sie zufälligerweise gesessen hatte – am Kragen und hob ihn hoch. Dann schüttelte sie ihn beinahe gewaltsam, wie er es zuvor getan hatte. Aber auch Bankotsu reagierte nicht – in keinster Weise. „Reiß dich zusammen!“

„Acchan...“, begann Jakotsu, aber sie ließ Bankotsu nicht los. Akira schaute den Transvestiten nicht mal an und gab keinen Hinweis darauf, ob sie ihn gehört hatte. 'Ich wette, sie hätte das Gleiche bei mir getan...' Er schüttelte sich bei dieser Vorstellung. Aber er wusste, dass seine neue Idee eindeutig besser war, als die Bewusstlosen zu Tode zu schütteln. Vielleicht. Ja, vielleicht war es so einfach. „Akira.“

„Was!“ Ihre lodernden Augen konzentrierten sich nun auf ihn, zeigten, dass sie vor Zorn und Frustration glühten. 'Wie damals mit Vater...', dachte er für eine Sekunde. Dann lächelte er leicht, eher durchtrieben und grimmig. Akira hob überrascht ihre Augenbrauen und wartete darauf, dass er wieder das Wort ergriff. Noch immer hielt sie den Anführer in ihren schmalen Händen.

„Was denkst du darüber, Feuer mit Feuer zu bekämpfen?
 

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[Nicht weit entfernt, versteckt]

Yume beobachtete die Vorgänge aus sicherer Distanz. So konnte dieser verfluchte Rotschopf nicht mehr verletzen. Ihn verfluchend, blickte er auf den Pfeil, der tief in seine linke Schulter eingedrungen war. Das war knapp gewesen. Zu knapp. Er hätte nicht geglaubt, dass der Kerl spirituelle Kräfte hatte, wenn er es nicht selbst gesehen hätte. Noch schlimmer: Sie waren ziemlich immens. Er konnte nicht einschätzen, was noch in dem jungen Mann verborgen war. 'Das Gute ist, dass der Rotschopf nur einen Teil seiner Energie benutzt hat. Sonst wäre ich bereits tot...'

Der Dämon packte den ekligen Pfeil, zog ihn aus der Wunde und warf ihn mit Verachtung weg. 'Ich wette, mein Nebel hat bei ihm wegen seiner Kraft nicht gewirkt. Aber jeder kann getäuscht werden.' Er grinste breit, seine Wunde fing bereits langsam an zu heilen. Nun war er sogar motiviert, die Beiden persönlich umzubringen. 'Und nur wegen der Ablenkung sind die Zwei entkommen...' Er ließ ihnen den Moment des Sieges. Yume wusste ja, dass ihre spätere Verzweiflung deshalb noch schlimmer sein würden. Vielleicht würde es sogar interessanter werden als gedacht – immerhin waren Menschen normalerweise sehr schwach, wie Fliegen, und genauso leicht zu manipulieren... aber diese Gruppe war – für menschliche Verhältnisse – ziemlich stark. Der schwarzhaarige und irgendwie weibliche Mann hätte ihn mit seinem Schwert in Stücke hacken können. Oder der Jüngere neben ihm mit seiner ungewöhnlichen Waffe... Aber sie waren eben nur Menschen, sie unterlagen leicht seinem Bann. Und nun würden sie für immer schlafen, gefangen in seinen Illusionen. Die Energie, die er von ihnen erhielt, war mehr als die von gewöhnlichen Dorfbewohnern. Ihre Ängste schienen schlimmer zu sein. Und zur gleichen Zeit konnte er Rache für seinen Vater nehmen. „Dann lasst das Spiel beginnen, denke ich.“
 

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[Akira]

„Das kann ich nicht! Ich bin nicht SO gewalttätig, weißt du!“, erwiderte sie überrascht und entsetzt zugleich. Außerdem... Warum müsste sie es tun, nicht Jakotsu selbst? Es waren seine Freunde, nicht ihre. Jakotsu starrte sie nicht überzeugt an, während er leicht lächelte, als wisse er mehr als sie. Oder als hätte sie alles falsch verstanden...

„Ich meinte nicht, dass wir sie schlagen sollen.“, antwortete er nachdrücklich. Sie seufzte erleichtert. Auch wenn sie manchmal ihre Fassung während des Streitens verlor, versuchte sie immer, nicht komplett auszurasten. Das war einmal passiert und sie hatte damals fast die ganze Hütte zerstört... Jakotsu sollte das eigentlich wissen! „Ich meinte, dass...“

„Gesh!“ Ein lautes Brummen ertönte hinter ihm. Beide hatten den großen, maschinenartigen Rotschopf nicht bemerkt, der auf einmal aufgetaucht war. Jakotsus Gesicht hellte sich auf, Akira verstand es vollkommen. Sie waren nicht die einzigen Wachen. Und der Maschinenmann war nicht alleine. Ginkotsu hatte zwei Männer, Mukotsu und Renkotsu, auf seiner Schulter getragen – es wirkte, als wäre er nicht im Geringsten beeinträchtigt – und zerrte den anderen Riesen mit grünem Haar hinter sich her.

„Ginkotsu! Bin ich froh, dass du heile bist!“

„Ihihi, natürlich. Ich habe die anderen eingesammelt.“, sagte er mit einer mechanischen Stimme. Akira erstarrte. Das war das erste Mal, dass sie tatsächlich irgendwas verstand, was er sagte. Vielleicht sprach er ohne seinen Freund etwas deutlicher. Aber sie konnte immer noch nicht erklären, in welcher Stimmung der Riese war. „Sie sind unweckbar.“

„Ja, wir haben auch alles Mögliche mit den Beiden probiert...“, antwortete Akira noch immer frustriert und legte Bankotsu behutsam, fast sanft zurück auf den Boden. Sie war nicht wütend auf ihn, nur auf die Situation, in der sie sich befanden. Grundlos. Und er war ein ziemlich guter „Sandsack“ gewesen. Hoffentlich würde das der Zopfträger niemals herausfinden. Ginkotsu hingegen warf ihr einen undefinierbaren Blick zu, wandte sich dann aber wieder Jakotsu zu. Dann legte er seine zwei Kameraden auf den Boden. „Also... was jetzt?“

„Hab ich dir bereits gesagt!“, schmollte Jakotsu etwas kindlich und blickte enttäuscht in ihre Richtung. 'Ist er jetzt echt beleidigt oder ist das nur ein Spiel... wie früher?', fragte sich Akira, während sie ihre Augen verdrehte. Von einem Moment zum nächsten war er wieder ernst geworden. „Wir töten den Yokai.“ Ihr Freund lächelte bei diesem Gedanken strahlend. Die junge Frau war überrascht. Seit wann war ihr alter Freund und Bruder so ernsthaft, wenn es ums Kämpfen ging? Sie nahm ihren Bogen, der neben ihr auf dem Boden gelegen hatte, und stand auf. Der Transvestit wandte sich an Ginkotsu. „Könntest du hierbleiben und auf unsere Freunde aufpassen, bis wir zurück sind?“ Erstaunlicherweise nickte er Maschinenmann zustimmend. Akira hätte gedacht, dass er Jakotsu eher an die Befehle des Anführers erinnern würde. Dann drehte sich ihr Freund zu ihr. Für seine Verhältnisse sag er nun sehr ernst aus, hatte seine kindliche, verspielte Haltung abgelegt.

„Du hast noch immer deine spirituellen Kräfte, oder?“, fragte er und schaute sie erwartungsvoll an. Sie verdrehte ihre Augen ein weiteres Mal. Dachte er wirklich, sie würde all ihre Kräfte verlieren, wenn sie einen Pfeil abschoss? Er schien ihr Verhalten als „ja“ zu sehen, was die Kupferhaarige erleichterte. Dann musste sie nicht diese dumme Frage beantworten.

„Kannst du dann herausfinden, wo der Dämon momentan ist?“

„Sicher.“ Eine andere – aber nicht so dämliche – Frage. Akira konzentrierte sich auf die ominöse, dämonische Aura, die immer noch überall leicht spürbar war. Das wies auf einen recht starken Yokai hin. Das Wenige der Energie kam offensichtlich von den Körpern von Jakotsus Freunden. Der Ursprung aber lag woanders. Im alten Schloss. 'Wie überraschend.', dachte sie sarkastisch. Dann schaute sie sicher auf den mechanischen Riesen, dann auf ihren anderen, wachen Begleiter. „Das Schloss. Er ist im Schloss.“

„Dann lass uns gehen.“, meinte der Transvestit nur und ging so schnell wie möglich auf das alte Gebäude zu. Sie folgte ihm auf dem Fuß, dachte nicht viel über etwas Bestimmtes nach. Momentan dachte sie nicht einmal an das Ziel ihrer Reise. Dies war spannender. So wie sie sich ihr Leben vorgestellt hatte, als sie von ihrem Vater das Kämpfen beigebracht bekommen hatte, ihr Katana-Training bei dem alten Schwertschmied, der sie die letzten Jahre aufgezogen hatte oder als sie zur Miko ausgebildet wurde. Akira hatte nie wirklich darüber nachgedacht, zu heiraten, eine Familie zu gründen.

Diesen Teil des erwarteten Lebens einer Frau ihrer Zeit fürchtete sie sehr. Sie runzelte ihre Stirn, schüttelte dann die Gedanken und Erinnerungen ab. Warum kamen diese immer zu den schlechtesten Zeiten zum Vorschein? Die junge Frau schaute ihre schwarzhaarige Begleitung an. Etwas stimmte nicht, das spürte sie. Sofort waren ihre vorherigen Überlegungen vergessen. Es war, als würde Jakotsu ihr etwas verschweigen. Aber was und warum? Sie hatten sich zwar seit Jahren nicht mehr gesehen, aber irgendwie schien es immer noch eine Verbindung, ein Verstehen zwischen ihnen zu geben.

„Was ist los?“ Ihr Freund schaute sie überrascht an. So, als wisse er nicht, was Akira meinte. Vielleicht wusste er es wirklich nicht. Aber irgendwas war mit ihm. „Komm schon, Ja-chan. Ich kenne dich, seit wir klein waren und ich wusste immer, wenn du etwas verschweigen wolltest.“

„Das war keine Absicht.“, antwortete der Transvestit ausweichend und schaute etwas verlegen auf den Boden. So war er nie, außer wenn es um jemand Bestimmten ging. „Ich habe nur an Vater gedacht.“

„Huh, warum jetzt?“ Ihre Ahnung war also korrekt gewesen. Vielleicht waren seine Gedanken genauso abgedriftet wie die ihren. Die Zwei liefen zwar erst seit einigen Minuten, aber... sie hatten Zeit nachzudenken. Die Kupferhaarige schaute argwöhnisch in Richtung des Schlosses, welches sie in Kürze erreichen würden. Sie wandte sich wieder Jakotsu zu. 'Vater? Warum denkt er an ihn? Er ist nun schon seit einer Weile tot...' Ihre Gedanken wurden unterbrochen.

„Der Yokai sagte mir, er hätte Vater aus Rache getötet.“, sagte Jakotsu etwas sauer und trotzig und schaute ihr direkt in die Augen. Viele Emotionen fluteten auf einmal ihren Geist. Wut, Trauer, Überraschung, der Wunsch nach Vergeltung. In seinen Augen sah Akira ähnliche Gefühle. Zumindest einige davon. „Das habe ich nicht aus meinem Kopf bekommen.“

„Warum hast du mir das nicht früher gesagt?! Du weißt, dass ich Rache an dem schwören musste, der Vater getötet hat. Wegen dem Ehrenkodex, den Vater uns beigebracht hat!“, erwiderte die junge Frau direkt und lauter als zuvor. Das war ihre Pflicht. Ihren Vater zu rächen. Wenn das erledigt war, war sie frei. Dann konnte sie tun, was auch immer sie wollte. 'Naja... nur dass Vater DAS nicht für mich gewollt hat...', grollte die Kupferhaarige.

„Hab's einfach vergessen.“ Er kratze sich unschuldig am Kopf, lachte leicht verlegen. „Entschuldige, Nee-chan.“

„Brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Akira schloss ihre Augen und seufzte. So war es sogar einfacher. Sie und Jakotsu würden Rache nehmen und es würde sie beide – nun, zumindest Akira – von ihrem Vater entbinden. Jakotsu lächelte, vielleicht weil er wusste, was als Nächstes kommen würde. „Ich hätte ihn so oder so getötet.“

„Gut. Denn da ist schon das Schloss...“
 

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{Innerhalb des Schlosses}

“So ist es also, kleiner Priester, Freak.“ Yume lachte, als die Geschwister sein Schloss betraten. Der Rotschopf packte den Schwarzhaarigen am Handgelenk und zog ihn direkt in seine Richtung. Offensichtlich konnte der junge Krieger auch seine dämonische Präsenz spüren. 'Wenn sie dumm genug sind, um herzukommen, dann machen sie ihrem Vater und ihrer Familie nicht wirklich Ehre. So dumm zu tun.' Der Dämon erschuf einige Abbilder seiner selbst, die überall im Raum verteilt herumstanden.

Ihm fiel ein, dass dies einst eine große Halle für festliche Anlässe gewesen war, wenn seine Familie und deren Freunde nach Unterhaltung verlangt hatten. Aber das war längst Vergangenheit. Er ballte seine Hand zur Faust und stellte zu seiner Freude fest, dass die Illusionen seine Bewegung nachahmten.

'Gut. Man kann nicht vorsichtig genug sein, aber...' Der Yokai erweiterte seine dämonische Präsenz etwas, um sie genau zu diesem Raum zu locken. 'Sie werden wissen, dass es eine Falle ist und trotzdem kommen. Wie töricht.' Er grinste bei dem Gedanken an das bevorstehende Gemetzel.
 

[Jakotsu]

“Nicht so stürmisch!”, beschwerte er sich lautstark, da Akira sein Handgelenk ziemlich stark festhielt und ihn sehr schnell und etwas grob in Richtung einer bestimmten Tür zerrte. Sie schien sich ihrer Sache allerdings ziemlich sicher zu sein.

„Tschuldigung! Aber da ist er schon...“ Jakotsu stoppte plötzlich. 'Das ist doch auf jeden Fall eine Falle! Sonst wäre es viel zu einfach...', dachte er abschätzend, als ihm etwas anderes einfiel.

„Hey, weißt du...“ Der Transvestit wollte sie eigentlich gerade fragen, ob sie wusste, warum der Dämon so sehr nach Rache verlangte. Aber dann hielt er lieber nach einigen Worten inne, weil die junge Frau viel zu klein gewesen war, als das alles passiert was und es daher nicht wissen konnte. Er schüttelte leicht seinen Kopf und ließ sich schließlich zu der Schiebetür ziehen.

„Ja?“ Akira schaute ihn für ungefähr eine Sekunde mit ihren blauen Augen an, bevor sie die Tür in Augenschein nahm und sie dann öffnete. Ihre Gedanken schienen schon innerhalb des nächsten Raums zu liegen, sie bereitete sich innerlich schon auf das Kommende vor. Der junge Mann folgte ihr durch die Tür, hatte längst in den Kampfmodus umgeschaltet.

„Ist egal.“, erwiderte der Transvestit. Letztendlich war es auch nicht so wichtig, die Beweggründe des Yokai zu verstehen. Als sie endlich in der Halle standen, verschwand auf einmal die Tür hinter ihnen und an ihre Stelle trat eine Wand, die nicht von den anderen Wänden zu unterscheiden war. Das war klug von dem lilahaarigen Yokai gewesen. 'Wenn wir uns bewegen, kommen wir hier nicht mehr raus!', bemerkte Jakotsu grimmig und blickte sich wachsam um. Er mochte nicht, was er zu sehen bekam: Überall stand der Dämon, zumindest Kopien von ihm. Normalerweise wäre er von so vielen gutaussehenden Yokai begeistert gewesen. Aber erstens sahen sie alle gleich aus und zweitens waren sie nur Illusionen, die sie nicht verletzen konnten. Daher waren sie nutzlos und nicht amüsant für den Transvestiten. Auch wenn er nicht den Ursprung der dämonischen Energie spüren konnte, nahm er doch die dämonische Präsenz stark wahr. Und er war erfahren genug, um einzuschätzen, wo sich der Dämon wahrscheinlich aufhielt. Ein weiterer Vorteil. Der Schwarzhaarige ließ seine Augen über eine seltsame Form in der Mitte des Raums wandern. Sie war groß, erdbraun und geschuppt. Es wirkte wie ausgetrocknete Zweige oder eine Blüte mit ehemals fleischigen Blütenblättern. Aber Jakotsu konnte sie nicht länger betrachten, denn endlich begann der Dämon zu sprechen.

„Da seid ihr ja endlich.“ Seine Stimme klang so, als käme sie von allen Seiten gleichzeitig. Als wäre jeder Klon von ihm echt. Der Transvestit zog sein Schwert, während er versuchte einzuschätzen, welcher der echte Yokai war. Plötzlich stieß eins der „Blütenblätter“ – die nun eher wie ein Tentakel wirkten – die Beiden sachte weg von dem Eingang, um ihnen die Möglichkeit der Flucht zu nehmen. Der Dämon lachte, als wäre es das Lustigste auf der Welt, zuzusehen. „Sollen wir anfangen?“

'Toll...' Der Schwarzhaarige biss die Zähne zusammen, als er auf dem Boden aufschlug. Aber es tat nicht so sehr weh, wie er es erwartet hatte, sodass er schnellstens wieder aufsprang. Anschließend musste er allerdings den Erde von seinem geliebten Kimono abklopfen, was teilweise aber kaum möglich war. Der Dreck war zu hartnäckig. Vielleicht war der Raum deshalb so braun. 'Er wagt es, meine Kleidung zu beschmutzen... Das wird er bereuen!', grollte Jakotsu und griff nach Jakotsuto, das noch auf dem Boden gelegen hatte. Dann hörte er ein „Ouch!“, als die Kupferhaarige neben ihm landete. Er warf ihr einen kurzen Blick zu, der genügte, um zu bemerken, dass sie in Ordnung war, die meisten ihrer Pfeile aber unbrauchbar sein würden. Und sie war auch auf ihrem Bogen gelandet. Der war vermutlich auch geborsten und ließ sie nur mit ihrem Katana zurück. 'Vielleicht kann ich ihn hervorlocken...'

„Ich weiß bereits, dass du mein Heimatdorf zerstört hast. Aber... was hat unser Vater getan, dass dich so rachsüchtig gemacht hat, Süßer?“ Für diesen Kommentar knallte einer der Tentakel direkt vor ihm auf den Boden. Jakotsu konnte nur knapp ausweichen. Aber er wettete, dass Akira ebenfalls weggerollt war.

„Du weißt wirklich nicht, was dein Vater damals getan hat, oder?“ Das Lachen, das von überall erklang, wirkte bitter. Aber der Transvestit konnte nun eingrenzen, wo sich der Yokai befand. Leicht hob er seine Klinge an. Der Dämon sprach jedoch weiter. „Er hat meinen Vater blutrünstig abgeschlachtet, gerade als er am schwächsten war. Danach hat er Hunderte von Dämonen in der Gegend grausam umgebracht, als wäre er in einem Blutrausch gewesen und er war nicht mal ein Yokai. Und die meisten von ihnen hatten nichts mit meinem Vater zu tun! Daher wird eure unehrenhafte Familie nun ausgelöscht. Und ich bin nicht der Einzige, der so denkt!“

„Und du solltest auch etwas erkennen: Wir haben nichts mit den... Verbrechen unseres Vaters zu tun! Wir waren damals noch Kinder!“, schrie Akira. Sie versuchte offensichtlich, zu den Dämon durchzudringen, aber Jakotsu wusste, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war. Der Yokai würde nicht zuhören, auch wenn sie die Wahrheit sagten oder sie total unschuldig waren. Als der Transvestit realisierte, was er da gedacht hatte, kicherte er überraschenderweise etwas.

„Vielleicht. Aber eure Familie wird nichts Gutes hervorbringen. Nur Blut wird durch eure Hände fließen. Das ist noch ein Grund, warum ich, Yume, der Herr der Illusionen, euch nun töten werde. Um das Gute in der Welt zu bewahren!“ Ein geschuppter Tentakel bewegte sich gefährlich schnell auf Akira zu. Sie versuchte sich zu ducken, aber der Tentakel war zu schnell. Der Transvestit konnte das nicht zulassen, er schwang sein Schwert in die Richtung des braunen Dings.
 

[Akira]

Sie wurde von einem großen, braunen Tentakel weggeschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. Die Luft wurde schlagartig aus ihren Lungen gepresst, Wellen des Schmerzes fluteten ihren Geist. Die junge Frau konnte nicht mehr klar denken. Vor Schmerzen stöhnte sie leicht auf.

„Weißt du... Ich dachte, wir könnten etwas Spaß zusammen haben. Aber unglücklicherweise hast du meine Schwester verletzt. Ich hoffe um deinetwillen, dass sie nicht zu sehr verletzt ist.“ Der Schmerz klang nach einigen Momenten ab, sodass sie nun verstehen konnten, was die Beiden sagten.

„Wirklich? Das ist eine Frau?“ Er ging nicht weiter auf Jakotsus Aussage ein, sondern lachte nur verächtlich. Dann schaute er für eine Sekunde in ihre Richtung. Yume spielte doch nur mit ihnen, piesackte sie mit seinen Worten, um ihren Schmerz – oder ihre Wut, da war Akira sich nicht sicher – noch schlimmer zu machen. Sie versuchte aufzustehen, fiel aber sofort wieder hin. Ihr unterer Brustkorb schmerzte stark, pochte bereits. Die Kupferhaarige verzog ihr Gesicht und stützte sich an der hölzernen Wand ab. Ihr schwarzhaariger Begleiter war nicht zu erkennen, da die enorme Gestalt des bösen Dämon ihn verdeckte. Aber die junge Frau musste irgendetwas tun, auch wenn sie sich kaum bewegen konnte. Sie konnte Jakotsu doch nicht alleine kämpfen lassen! „Eure Familie ist seltsamer, als ich dachte. Ernsthaft, der Sohn kleidet sich als Frau, die Tochter als Mann. Was würde euer stolzer Vater sagen? Ich wette, er wäre beschämt.“

„Ist mir egal, was mein Vater gesagt oder gedacht hätte. Für das, was er getan hat, wird er in der Hölle oder wo auch immer er ist bestraft.“ Akira vermutete, dass der Dämon nun gerade ein selbstgefälliges Lächeln auf Jakotsus Gesicht sehen konnte. Weiterhin bemerkte sie mit Genugtuung, wie der Yokai seine Hand ungeduldig bewegte. Wahrscheinlich, um einen weiteren, hässlich geschuppten Tentakel kreierte. Sie tastete langsam nach Surudoi, das noch in ihrem Gürtel steckte. 'Jakotsu kann jederzeit angreifen... Ist es das... was der Yokai will...?' Akira stand schwankend auf. Sie war überrascht, dass sie überhaupt aufstehen konnte. Sie zählte auf die Tatsache, dass der Dämon sie für zu schwach hielt, um eine Gefahr für ihn darzustellen. Sie schleppte sich langsam zu ihrem Feind, ihre linke Hand auf ihre wunde, pochende Stelle gepresst. „Im Gegensatz zu dir. Dich werde ich mit Freude in Stücke schneiden.“

„Wie solltest du mich irgendwie verletzen können? Du als einfacher Mensch?“ Er schien sie hinter ihm nicht bemerkt zu haben – vielleicht war der lilahaarige Dämon zu beschäftigt damit, den Transvestiten zu verärgern, oder er ignorierte sie einfach, weil sie „bloß“ ein Mensch war. In jedem Fall zog Akira Surudoi und durchstieß den Magen des Yokai mit letzter Kraft von hinten. Mit Genugtuung beobachtete sie, wie dunkles Blut aus der Wunde austrat und es über die Klinge rann. Dann begann sie zu schwanken und fiel schließlich um, direkt zu den Füßen des Yokai. 'Vaters Schwert ist... Es scheint, dass...' Sie lächelte leicht, war kaum bei Bewusstsein. '...ich auch stark von seinem Bann beeinflusst werde... Ich kann... mich nicht mehr... bewegen...' Yume drehte sich um und schaute zuerst auf sie, dann auf die Klinge, die sogar vorne aus ihm ragte. Dabei ignorierte er törichterweise Jakotsu. „Hast du wirklich gedacht...“ Der Yokai schaute vielsagend auf ihr Schwert, warf anschließend ihr einen überlegenen Blick zu. Er machte sich eindeutig über ihr letztes Bemühen lustig. „...dass mich das verletzen würde? Ein simples Katana? Du hättest deine Priesterkräfte benutzen sollen.“

Die Kupferhaarige wusste zwar nicht, was Jakotsu vorhatte, aber nun konzentrierte sie ihre Augen wieder auf die Klinge. Irgendetwas schien zu passieren. Die Augen ihres Feindes weiteten sich, als er seinen Blick wieder auf das Katana richtete. Offensichtlich schien er sich nicht wohlzufühlen, aber was geschah konnte sie ihn ihrem Zustand nicht einschätzen. „Was zur Hölle...?!“ Ihre Augen wurden schmaler. 'Das... das ist... unmöglich...', dachte die junge Frau ungläubig. Surudoi schien ihm Blut abzusaugen, es zu absorbieren. Und zwar schnell. Er wurde krankhaft blass. Das alles geschah innerhalb von Sekunden, daher war Akira sehr geschockt, als der Dämon überall am Körper zerschnitten wurde. Er sagte gar nichts mehr, sein Körper fiel leblos auf den Boden mit dem Bauch voran. Die Illusionen der anderen, gleich aussehenden Yokai und der Tentakel verschwanden fast sofort und ließen sie mit der Leiche in dem großen alten Raum alleine. Sogar die Tür wurde wieder sichtbar. Akira setzte sich so schnell auf wie sie konnte. Dann schaute sie dankbar zu ihrem Freund, dessen Klingen noch immer um den Körper des Dämons lagen. Mit nur einem Schwung von Jakotsuto war nur noch eine Klinge sichtbar, die sein Träger wieder in die Scheide steckte. Er lief auf schnell auf sie zu.

„Wie schlimm ist es?“, fragte Jakotsu besorgt und warf nicht einen Blick auf den Kadaver neben ihnen. Die Kupferhaarige schüttelte leicht ihren Kopf. Ihr ging es nun viel besser. Der Yokai war überraschenderweise tot und ihre Begleitern sollten nun wieder aufwachen können. Außerdem war der meiste Schmerz auch nur Einbildung gewesen. Der Transvestit stand noch immer über ihr.

„Mir geht’s gut. Es ist nur eine Prellung.“, antwortete sie ehrlich. Ihr Brustkorb tat zwar noch immer weh, aber nicht mehr so schlimm wie zuvor. 'Ich wette, den Schmerz hatte ich auch dem Toten zu verdanken...', dachte Akira und ließ sich von Jakotsu aufhelfen, der sie prüfend ansah. „Ich bin wirklich okay!“

„Wenn du das sagst...“ Seine Augen folgten ihr, als sie zu dem toten Dämon stapfte, der noch immer von Surudoi durchbohrt wurde. Aber der Körper sah nun anders aus, als noch vor ein paar Momenten: er sah aus wie eine Mumie. Sie verzog das Gesicht wegen dem unschönen Anblick, bevor sie ihre Hand nach dem Katana ausstreckte. Aber in der Sekunde, in der sie es mit ihren Fingerspitzen berührte, stieß es schwarze oder dunkelviolette Blitze aus, es brutzelte leise. Die junge Frau zuckte sofort zurück. Nicht nur ihre Finger, sondern ihre ganze rechte Hand war verbrannt, überzogen mit schwarzen Linien, die wie Blitze aussahen und eindeutig von dämonischer Energie herrührten. Und sie brannten höllisch. 'Als würde Surudoi mich abwehren... Als hätte es einen eigenen Willen!' Sie blickte das Schwert ungläubig an. Ein Gegenstand konnte nicht lebendig sein. Dann hörte die Kupferhaarige Schritte hinter sich und wusste, dass es nur Jakotsu sein konnte. Wer sonst?

„Weißt du, was das heißt?“ Er klang zufrieden, fast schon fröhlich. Aber im Augenblick war eine andere Sache wichtiger. Die junge Frau konzentrierte sich stark, sodass sie ihre spirituelle Kraft in ihre rechte Hand fließen lassen konnte. Vielleicht würde das helfen, das Schwert zu bändigen, denn sie ahnte, dass das Katana dämonische Energie absorbiert hatte. Dann versuchte Akira es erneut zu greifen und diesmal klappte es.

„Ja...“, antwortete sie, siegreich lächelnd. Wie beiläufig steckte sie Surudoi weg, während sie Energie in die Schwertscheide leitete, sie davon umgab. Auch wenn es nicht gereinigt werden würde, die Energie würde ihr Schwert kontrollieren, bis sie mehr darüber wusste. Und vielleicht erledigte sich das Problem von selbst innerhalb von Minuten oder Stunden. Akira drehte sich zu dem Transvestiten, schaute aber für einen kurzen Moment auf ihren zerbrochenen Bogen, mit dem sie seit Langem gekämpft hatte. Nun verspürte sie eine gewisse Art von Traurigkeit. „Ich brauche einen neuen Bogen.“

„Nein, Dummerchen.“ Jakotsu verdrehte seine Augen bei ihrem lausigen Witz, schaute dann aber zur Tür. Die Kupferhaarige verstand sofort. Er wollte zu seinen Freunden zurückkehren, um zu wissen, ob es ihnen gut ging. Auch wenn er es äußerlich nicht zeigte. Akira lächelte etwas, steuerte auf den Ausgang zu und ließ den Toten hinter sich. Der Schwarzhaarige überholte sie sogar. „Vater ist gerächt und den anderen geht es wieder gut!“

„Das sollten sie... Aber irgendwie bezweifle ich...“ Der Transvestit schaute sie alarmiert und besorgt zugleich an. Anscheinend hatte sie sich nicht klar genug ausgedrückt. „Yume erwähnte, ein anderer Dämon hat ihm verraten, wo unser Heimatdorf lag... wo Vater lebte.“

„Oh! Ach so...“ Jakotsu seufzte erneut, diesmal erleichtert. Dann lächelte er beruhigend. Akira spürte den Schmerz in ihrer Brust wieder, aber noch immer nicht allzu schlimm. Sie lächelte gezwungen, um ihr Unwohlsein zu verbergen. „Du bist noch nicht entbunden, was?“
 

[Ginkotsu]

Der große Rotschopf schaute erneut über seine kleinen Freunde. Jakotsu und der seltsame Kerl waren nun schon seit über einer Stunde weg und er selbst wurde langsam unruhig. Er mochte Stille nicht. Normalerweise waren seine Kameraden laut, es war immer viele Geräusche um ihn herum. Daher wirkte die Stille, die über ihnen lag, schon fast gespenstisch. Auf einmal sah er aus den Augenwinkeln eine kleine Bewegung, dann eine andere. Schnell drehte er seinen Kopf, nur um Renkotsu zu sehen, der gerade seine Augen öffnete und sein Gesicht vor Schmerzen verzog. Der Nächste, der sich bewegte, war ihr Anführer. Bankotsu legte seine Hand auf sein Gesicht und stöhnte. Wie er es immer tat, wenn er zu viel getrunken hatte.

„Warum fühlt sich mein Kopf so an, als könne er jeden Augenblick explodieren?“, fluchte er und versuchte sich aufzusetzen. Aber offensichtlich ging es ihm dazu noch zu schlecht, sodass er den Versuch aufgab.

„Wer auch immer das getan hat...“, wisperte Renkotsu so wütend, wie er gerade konnte. Er war noch immer angeschlagen. Ginkotsu stapfte zu den Zweien, die bereits wach waren. Er lächelte, auch wenn niemand erkennen konnte, dass es aus Erleichterung geschah. „...ist ein toter Mann, wenn ich ihn in die Finger kriege...“

„Das ist nicht nötig. Die Zwei haben's geschafft.“, erklärte Ginkotsu so leise er konnte mit seiner mechanischen Stimme, aber die Beiden verzogen abermals ihr Gesicht. Die anderen Söldner begannen sich nun auch zu regen. Er fuhr fort, im Bewusstsein, noch immer zu laut zu sein. „Wenn der Verantwortliche nicht tot wäre, würdet ihr gar nicht wach sein.“
 

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[Bankotsu]

„Also... dein Vater war ein Samurai?“, fragte Bankotsu seinen besten Freund interessiert in dem Versuch, sich von seinen noch immer vorhandenen Kopfschmerzen abzulenken. Der Schmerz hatte zwar mit jeder Stunde, die vergangen war, nachgelassen, aber er war immer noch spürbar. Daher war ihm jede Ablenkung recht. Außerdem war ihm bewusst geworden, dass er fast nichts über Jakotsu's Vergangenheit wusste. Nach den Ereignissen mit diesem Illusionsdämonen hatte er nur Teile von seiner und Akiras Vergangenheit erfahren.

„Ich weiß nicht...“ Der Transvestit zuckte mit den Schultern und legte nachdenklich zwei Finger an sein Kinn. Er schien ernsthaft darüber nachzudenken. War es möglich, dass er sich nicht erinnerte? Der junge Anführer konzentrierte sich nun auf den Kupferhaarigen, der vor ihm herlief – und der versucht hatte, ihren Schmerz mit Hilfe seiner spirituellen Kräfte zu helfen. Aber Suikotsu hatte eingewandt, dass die reine Energie ihnen nur mehr Schmerzen bereiten würde – aufgrund ihrer unreinen Gedanken. Daher hatte der junge Anführer es nicht so weit kommen lassen. Aber warum hatte sein bester Freund nie seine Familie erwähnt? Dann fuhr dieser lächelnd fort. „Er hat sich selbst nie Samurai genannt, auch wenn er sehr bewandert bei Waffen war.“

„Er hat sich nie so genannt, weil er keiner war.“, erklärte Akira ruhig, ohne seinen Kopf zu ihnen zu drehen. Im Augenblick wirkte der Kupferhaarige so stoisch, als würde er niemanden mehr an sich heranlassen. Wieder seine kühle Seite.

„Huh? War er nicht?“ Jakotsu wirkte wirklich überrascht. Bankotsu amüsierte sich gut über dieses Gespräch. Manchmal war der Transvestit ziemlich vergesslich, dann war sein Verstand wieder messerscharf. Unglaublich. „Aber der Dämon...“

„Der Dummkopf wusste nicht einmal den richtigen Begriff für Vater.“, schnaubte der Kupferhaarige, er lachte fast. Offensichtlich hatte er keine hohe Meinung von ihm. Dann redete er weiter. „Er war ein Ronin.“ Jakotsus Augen weiteten sich, während er leise „Aha.“ oder etwas Ähnliches murmelte. Der junge Anführer war sich da nicht so sicher.

„Ein herrenloser Samurai... Das macht dich auch zu einem.“ Bankotsu grinste den jungen Klienten an. Schließlich blickte der Junge ihn aus den Augenwinkeln an. Er wirkte diesmal nicht wütend oder beleidigt. 'Wie schade!', dachte er irgendwie enttäuscht.

„Na und?“

„Wir haben mehr gemeinsam, als ich gedacht hätte.“ Er klopfte ihm auf die Schulter. Jetzt begannen seine Augen leicht verärgert zu funkeln. Bankotsus Grinsen wurde breiter, als der Kupferhaarige fauchte:

„Hör auf damit!“
 

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*Senjou no heishi-tachi: Remember the soldiers on the battlefields

Heiße Quellen und Auseinandersetzungen

{Ein paar Tage später, nahe einem Dorf auf dem Weg nach Kyoto}

[Bankotsu]

„Heiße Quellen?“, fragte Akira heiter und klatschte in die Hände. Dann klopfte er Jakotsu leicht auf die Schulter, während er weiterhin lächelte. Bankotsu hob seine Augenbrauen. Er hätte nicht gedacht, dass der Kupferhaarige sich so sehr über diese Neuigkeiten freuen würde. Auf eine gute Art und Weise. Es war allerdings noch besser, dass ein Dorf in der Nähe war. Dort konnten sie dann ihre Vorräte aufstocken. „Hier gibt es heiße Quellen? Es ist schon eine Weile her, dass ich heiß gebadet habe.“ Er blitzte den jungen Anführer warnend an, bevor sich sein Gesicht wieder entspannte und zufriedenere Züge annahm. Bankotsu grinste. Manchmal waren seine Gesichtsausdrücke wirklich lustig. „Ich meine ein RICHTIGES Bad, nicht nur das heiße Wasser in den Dörfern, die wir durchqueren...“

„Wenn du so darauf aus bist, ein Bad zu nehmen, kannst du gleich mit mir gehen.“, schlug der Schwarzhaarige vor, während die anderen das Nachtlager vorbereiteten. Er hatte sich für eine Wiese mit einem kleinen Fluss, dem Dorf, das nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt war, und einem angrenzenden Wald entschieden. Und dort im Wald verbargen sich auch die heißen Quellen. Auch er selbst war überrascht gewesen, als Suikotsu sie vorhin entdeckt hatte. Dann konzentrierte sich Bankotsu erneut auf den jungen Mann, dessen Gesicht wieder einmal knallrot angelaufen war. 'Was ist denn jetzt?', fragte er sich überrascht. Es war doch vollkommen normal, mit anderen Männern zu baden, wenn es nicht anders ging? Ihm hatte es nie etwas ausgemacht.

„Nein, danke... Ich glaube, ich passe.“, antwortete Akira schüchtern und betrachtete den Boden, als wäre dieser das Interessanteste der Welt. Er wirkte sehr verlegen. Bankotsus Grinsen vertiefte sich aufgrund dieser Entwicklung. Der Kupferhaarige hatte immer eine große Klappe bewiesen, aber wenn es um das Thema Mann und Frau ging, wurde er scheu. „Außerdem wollte ich eh mit Jakotsu gehen, wenn es dir nichts ausmacht. Und er hat versprochen...“

„Du bist so prüde.“, verkündete der Schwarzhaarige und blickte dem Kupferhaarige nach, der in Richtung seines besten Freundes ging. Seine Wangen zierte noch immer ein leichter Rotschimmer.

„Dann bin ich es halt. Wen KÜMMERT'S?“ Nach diesem Kommentar begann Bankotsu leise zu lachen. Es war immer wieder lustig, den Kerl zu ärgern, auch wenn es eher selten in einen richtigen Streit ausartete. Er wandte sich seinen eigenen Dingen zu und überlegte, was er mit zu den Quellen nehmen sollte. Auf einmal fiel ihm etwas anderes ein, während er nach einer bestimmten Person Ausschau hielt.
 

[Renkotsu]

Der Feuerbruder verstand noch immer nicht vollkommen, warum sie überhaupt diesen Auftrag angenommen hatten. Natürlich gab es den Aspekt des Geldes – es würde ziemlich viel einbringen. Außerdem war es leicht zu verdienen, ohne zu Kämpfen. Aber... es kam ihm seltsam vor. Seit er den Jungen zum ersten Mal gesehen hatte, misstraute er ihm irgendwie. Es war nicht der Junge an sich. Nein, vielleicht mochte er ihn sogar. 'Immerhin haben Jakotsu und er uns gerettet.', musste er unglücklicherweise zugeben. 'Wie auch immer, irgendetwas stimmt nicht. Wie er geht, wie er spricht, sein Aussehen, sein ganzes Benehmen ist... manchmal etwas eigenartig.' Renkotsu wollte den Kupferhaarigen im Auge behalten. Deshalb begleitete er den Jungen auch zum nächsten Dorf. Er wollte Besorgungen machen oder so. 'Es sind zwar nur einige Minuten zu Laufen, aber es...' Er schnaubte leicht, während er die einfachen Dächer und den Markt erblickte. Oder etwas, das ein „Markt“ mit zwei bis drei Ständen zu sein schien. Sie schienen eher Landwirtschaft zu betreiben. Aber wenn es einige Stände gab, mussten hier entweder viele Reisende durchkommen oder ein größeres Dorf beziehungsweise eine Kleinstadt in der Nähe sein, vielleicht einige Tage entfernt. Seine Begleitung lief schnell auf einen der Stände zu. Als würde sein Leben davon abhängen.

„Hey, Renkotsu, brauchst du nicht neue Zutaten oder so was?“, fragte Akira ihn freundlich lächelnd, als er ihn endlich erreichte. Er hatte es nicht für nötig gehalten, loszurennen. Bis jetzt war er immer freundlich gewesen, nur manchmal etwas distanziert. Ein weiterer Grund, ihm zu misstrauen. Aber neue Zutaten? Meinte er für seine Waffen. Renkotsu schaute über die Verkaufsgegenstände. 'Nur Gewürze und andere Haushaltsgegenstände? Was denkt der sich denn, was ich benutze?'

„Nein.“ Er schüttelte seinen Kopf, um seine Aussage zu bestärken. Der Kupferhaarige betrachtete das Angebot gründlich und nachdenklich. „Das solltest du eher Mukotsu zeigen. Er benutzt eher natürliche Dinge. Du weißt schon, um Gift herzustellen.“ Endlich schien er was gefunden zu haben. Es war ein Stoff und eine braune Umhängetasche.

„Dann magst du also lieber Feuer und Explosionen?“, fragte sein Begleiter weiter neugierig, während er bezahlte. Renkotsu verschränkte seine Arme und schaute den Verkäufer prüfend an. Aber der schien sich nicht für ihre Konversation zu interessieren. Natürlich nicht.

„Ja, schon immer.“, erwiderte der Feuerbruder. Er dachte weiter darüber nach. Ja, seit er denken konnte, war er schon immer vom Feuer fasziniert gewesen. Und jetzt... Die Kontrolle über eine Naturgewalt zu haben, war einfach nur... aufregend. Auch wenn Feuer wirklich launisch war und man sich sehr leicht daran verbrennen konnte. Der Kupferhaarige nahm seine Einkäufe an sich, schmiss ihm dann aber den Stoff zu. Der Glatzkopf fing es einfach und betrachtete die Baumwolle verwirrt. „Was soll das sein?“

„Ich dachte, du wärst die klügste Person im ganzen Land.“, zog Akira ihn auf, während er ironisch grinste. Aber ihn kümmerte es nicht. Immerhin hatte der junge Mann keinen Kommentar abgelassen wie Jakotsu es immer tat. Und das war nervtötend genug. In diesem Augenblick verwandelte sich Akiras Grinsen in ein Lächeln. Warum lächelte er die ganze Zeit? Das war genauso lästig wie Jakotsus Eifersüchteleien, Bankotsus Angeberei oder Mukotsus Suche nach einer Braut. Sie schlugen immer über die Stränge. „Du magst Explosionen. Das Ding explodiert. Es ist ein alter Trick und mehr nicht.“

Der Junge zuckte mit den Schultern und schlenderte zu dem nächsten Stand, wo nur gewöhnliche Waffen verkauft wurden – ein paar Bögen, Nunchakus und einige Katanas. Waffen für Farmer und Leute vom Land. Es war keine große Auswahl, allerdings ließ sich der Kupferhaarige viel Zeit. Renkotsu stand noch immer vor dem Gewürzstand und betrachtete die Baumwolle. Es sah normal aus – genau wie weiße Baumwolle eben. Aber was war das für ein Geruch? Säure? Etwas anderes, hoch entflammbares? Der Feuerbruder befestigte es an seinem Obi. Vielleicht würde es ja doch nützlich sein und der Junge veralberte ihn nicht. Vorerst würde er ihm allerdings nicht danken. Der Glatzkopf näherte sich langsam dem Jüngeren.

„Mach mal etwas schneller. Ich werde auch bezahlen, aber wir sollten langsam zurückgehen.“

„Was? Warum?“ Der Kupferhaarige beäugte ihn kritisch und argwöhnisch. Seine Fragen trafen genau ins Schwarze. Er hatte sich die ganze Zeit dasselbe gefragt. Aber ihr Anführer hatte ihn speziell angewiesen, dass der Junge einen neuen Bogen bekommen sollte. Das war auch der einzige Grund, weshalb sie hier waren. Es war zwar nicht allzu schwer gewesen, Akira zu überzeugen, herzukommen, doch für ihn war es eigentlich Zeitverschwendung.

„Laut Jakotsu ist dein Bogen während des letzten Kampfes kaputt gegangen.“, wiederholte er einfach Bankotsus Worte. Die Augen des Jungen wurden etwas schmaler. Dann drehte er sich auf einmal vom Stand weg. Renkotsu verdrehte genervt seine Augen. Wenn der Kupferhaarige wieder auf seinem Stolz beharrte, war es absolut nicht auszuhalten.

„Nun... Danke. Aber nein, danke. Ich brauche keine Almosen.“ Akira schloss seine Hand fest um sein Katana. Für eine Sekunde dachte Renkotsu, er hätte einen dunklen Blitz aus dem Schwert austreten sehen, aber das war nicht möglich. Normale, für Menschen gemachte Schwerter hatten keine besonderen Fähigkeiten. Sie mussten von speziellen Schmieden angefertigt werden, wie Bankotsus Hellebarde. Oder Jakotsuto. Und Yokaischwerter überwältigten Menschen, die sie versuchten zu kontrollieren. Er schüttelte abermals seinen Kopf. Aber vielleicht war es doch mehr als eine Einbildung gewesen. Der Junge begann in die Richtung ihres Lagers zu gehen. „Aber du hast Recht: Wir sollten langsam zurück.“ Das Lächeln kehrte zu Akiras Gesicht zurück. Er schien wirklich keine neue Waffe haben zu wollen – auch wenn es nur aus Stolz war. „Außerdem kann ich auch mit meinem Schwert kämpfen.“
 

[Bankotsu]

Letztendlich war Jakotsu mit Akira zu den Quellen gegangen, während er etwas darüber gemurmelt hatte, wie unfair die Welt nur sein konnte. Das brachte den jungen Anführer wieder zum Grinsen. Er konnte noch immer nicht wirklich glauben, dass die Zwei tatsächlich verwandt waren. Mittlerweile waren sie schon mindestens eine halbe Stunde weg und es begann, langweilig zu werden. Aber... warum hatte Renkotsu keine neue Waffe für den Jungen besorgt? Der Feuerbruder hatte gesagt, dass der Kupferhaarige zu stolz sei, um „Almosen anzunehmen“. Was für ein Quatsch! Er verdrehte seine Augen.

„Hey, Aniki!“, riss Renkotsu ihn aus seinen Überlegungen. Bankotsu drehte seinen Kopf zu dem Feuerbruder um. Heute kochte er – er hatte gleich nach seiner Rückkehr aus dem Dorf begonnen – weil Akira mit seinem Bruder Baden gehen wollte. Außerdem war sein Essen auch nicht schlecht. „Kannst du Jakotsu und dem Jungen Bescheid sagen, dass das Essen fertig ist? Ich glaube, sie haben sich genug im heißen Wasser entspannt.“

„Warum ich? Frag doch Suikotsu oder wen anders.“, antwortete er nur und blickte seinen Kameraden gelangweilt an. Eigentlich hatte er nichts anderes zu tun, aber er wollte nicht von seinem Begleiter herumkommandiert werden. ER war der Anführer. Darüber hinaus bemerkte er ein weiteres Mal, dass Renkotsu nicht wirklich begeistert über diese Mission zu sein schien. 'Für ihn wahrscheinlich zu viel Reden und zu wenig Töten... aber was sollen wir anderen dann sagen? Immerhin hat er am wenigsten Spaß am Töten...', dachte Bankotsu und schloss seine Augen.

„Weil...“

„Okay, ich gehe ja schon. Aber auf deine Verantwortung, falls was passiert.“, seufzte er und stand mit einem Schwung auf. Renkotsu nickte nur, während er in die Richtung der Quellen ging, wo auch er eine Stunde zuvor gebadet hatte. Eigentlich war es sogar sehr schön und entspannend gewesen und er konnte sogar die Begeisterung ihres Schützlings nachvollziehen. Jetzt bemerkte er auch den weißen Wasserdunst, der die Quellen umgab, und schaute sich um auf der Suche nach seinen zwei Begleitern. Der Schwarzhaarige schritt langsam zur ersten Quelle, aber dort schien niemand zu sein. 'Huh? Wo könnten sie sonst sein? Das ist doch die nächstliegende Quelle...'

Er lief gemächlich zu der nächsten Quelle, wo er auch endlich eine Gestalt erblickte. Offenbar war die Person dort menschlich, da er überhaupt keine dämonische Energie in der Nähe spüren könnte. 'Endlich...', dachte er nur. 'Das fing an, ätzend zu werden...' Aber als sich der Zopfträger noch etwas näherte, konnte er erkennen, dass es keiner seiner Freunde, sondern eine Fremde war. 'Eine Frau aus dem Dorf?', fragte er sich überrascht und hob seine Augenbrauen. Da stand sie wirklich mit dem Rücken zu ihm, komplett unbekleidet. Ihre nassen, braunen Haare fielen über ihre linke Schulter, über ihren zierlichen Körper. Aus irgendeinem Grund konnte sich Bankotsu nicht bewegen, bis jemand nach ihm rief.

„Aniki, was machst du hier?“ Der Kopf der Frau ruckte hoch, als sie die Stimme des Transvestiten hörte. Jakotsus plötzliches Auftauchen überraschte ihn aber auch und brachte ihn endlich dazu, sich fast schon flüchtend zu seinem Freund umzudrehen. Der Transvestit schaute ihn nur aus neugierigen, großen Augen an. 'Wo kam er denn auf einmal her?', fragte er sich, während er sich so schnell wie möglich fing. Innerhalb einer Sekunde bemerkte Bankotsu auch, dass sein Freund komplett trocken war. So schnell? Wie war das möglich?

„Euch sagen, dass das Essen fertig ist. Mal wieder.“, sagte der Schwarzhaarige irritiert. 'Seit wann spiele ich eigentlich den Dienstboten?!', fragte er sich und entschied, es nie wieder zu tun. Dann konzentrierte er sich wieder auf Jakotsu. „Wer ist eigentlich die Frau?“ Noch während er redete, bemerkte er Akiras Abwesenheit. „Und wo ist Akira?“

„Was meinst du? Welche Frau?“ Jakotsu legte seinen Kopf schief und wirkte nun unschuldig oder naiv. Dann drehte der junge Anführer seinen Kopf wieder in Richtung der nächsten Quelle, aber die hübsche Frau war mittlerweile weg, was aber kaum überraschend war. Allerdings war es erstaunlich, dass sie weder geschrien noch Dinge nach den beiden Männern geworfen hatte. Auf einmal hörten sie ein Platschen im nahen Wasser. So viel zu nichts werfen... Aber es gab momentan noch etwas wichtigeres Problem.

„Wo ist unser Schützling, Jakotsu?“, fragte Bankotsu so ruhig wie möglich. Wenn der Junge tatsächlich abgehauen wäre – was das erste Mal wäre - , dann... Gleichzeitig hörte er ein Keuchen hinter sich. Daraufhin drehte er sich im. Da stand Akira schwer atmend, während er ihn anfunkelte. Der junge Anführer konnte die Art des Blicks, den er ihm zuwarf, nicht wirklich einschätzen. Seine dunklen Klamotten waren teilweise durchweicht, sein Haar klatschnass und er hielt seine Teilrüstung in einer Hand.

„Hier, du...!“ Akira versuchte, aufgebracht zwischen den tiefen Atemzügen zu klingen. Aber es wirkte nicht so glaubwürdig, wie er es bestimmt gern gehabt hätte. Der Scharzhaarige fing an, leicht zu grinsen, als den leicht komischen Anblick sah, während sein bester Freund eher schockiert oder besorgt aussah. Warum war er bloß so nass und warum atmete er so schwer? Eine Ahnung formte sich in seinem Kopf.

„Hey, hey, hast du diese Frau beobachtet?“

„W-was?“ Der Kupferhaarige zuckte zusammen, während er heftig den Kopf schüttelte. Schon beinahe zu heftig. Wasser verteilte sich um ihn herum. Bankotsus Grinsen wurde offensichtlicher und er drehte seinen Kopf leicht, als er ein Seufzen vernahm. Jakotsu schien schon von ihrem aufkommenden Streit genervt zu sein, weshalb er zurück zum Lager ging und die Beiden alleine zurückließ. Ihm war es recht. Es war sowieso interessanter mit Akira zu streiten, wenn sie schon nicht Kämpfen konnten. Irgendwie machte es sogar Spaß. Der Jüngere suchte anscheinend nach einer Ausrede. „Nein, hab ich nicht, du Perversling! Warum sollte ich?!“

„Ich wette, du hast sie beobachtet. Und ich dachte, du wärst nicht an Frauen interessiert.“, zog er seinen Begleiter noch weiter auf. Der junge Anführer wollte ihn auf die Palme bringen. Das wäre immerhin eine Herausforderung. Der Junge war der Erste, der den Mut hatte, ständig einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen. Daher wollte er nun diese Auseinandersetzung genießen. Es war wie ein Spiel, wobei man die Oberhand erhalten musste. Nur ohne zu töten.

„Das geht dich NICHTS an!! Nur mich!“ Akira wurde lauter, aggressiver, seine Augen glühten nur so vor Wildheit. Perfekt.
 

[Akira]

Seine blauen Augen funkelten vor Schalk. Akira konnte es kaum glauben: Er tauchte einfach so auf, beobachtete sie ungeniert beim Baden und dann machte er sich auch noch über sie lustig?! So leicht würde sie den jungen Anführer nicht davonkommen lassen! 'Naja, er hat ja nicht mit Absicht gespannt. Und er kann ja auch nur deinen Rücken gesehen haben...', meldete sich eine kleine Stimme in ihrem Kopf zu Wort, die sie allerdings diesmal vollkommen ignorierte. Die junge Frau schnaubte und drehte sich leicht zitternd um. Es war kälter im Schatten, als sie geahnt hatte. Und es würde keine so gute Idee sein, noch länger pitschnass hierzubleiben. Daher ging nun auch sie zügig in Richtung ihres Lagers. Bankotsu lief ihr hinterher.

„Wir sind noch nicht fertig!“, betonte der Schwarzhaarige geradewegs. Anscheinend wollte er ihren Streit fortsetzen. Ihr war es nur recht, sie hatte noch ein Huhn mit ihm zu rupfen. Aber Akira schwieg weiterhin, da sie wusste, dass er ihr Nichtantworten hassen und auch ihn aufregen würde. Das Spiel konnten Zwei spielen. „Du kannst mich nicht einfach ignorieren. Was ist dein Problem?!“

„Nichts.“, antwortete sie mit einem kühlen Lächeln im Gesicht. Die junge Frau wusste, dass es gekünstelt aussah und sich auch so anhörte. Der eigentliche Grund für ihre Wut waren ihre eigenen Gefühle gewesen, nicht seine dreisten Kommentare. Nun hatte sich die Kupferhaarige wieder einigermaßen unter Kontrolle. „Ich glaube nicht, dass du so erwachsen bist, wie du den anderen immer vormachen willst. Ganz im Gegenteil. Du bist ruppig und unreif für einen selbsterklärt erwachsenen Mann.“

„Und ganz offensichtlich bist du ausgesprochen empfindlich.“, gab er leicht angegriffen zurück. Anscheinend war ihm ihre Feststellung unter die Haut gegangen. 'Wenn wir uns nur noch beleidigen, können wir auch aufhören zu streiten. Das wäre sonst reine Zeitverschwendung...', dachte sie und war auf einmal gar nicht mehr in der Stimmung. „Wie eine kleine Zicke!“

„Okay... Wir sind uns einig, uneinig zu sein.“, sagte sie ungemein gelassen, um zu versuchen, den Konflikt zu beruhigen. Der junge Anführer folgte noch immer dicht hinter ihr, aber Akira schaute nicht einmal in seine Richtung. Wenn sie das täte, würde sie wieder ausflippen. Es war immer nur eine Frage der Zeit bis die junge Frau ausrastete, wenn es um den Schwarzhaarigen ging. In den letzten paar Tagen hatte sie mehr gestritten als in den letzten Jahren. „Dann können wir aufhören...“

„Nein, auf keinen Fall. Dieser Streit ist noch nicht vorbei. Nicht bis du dich entschuldigt hast.“, Bankotsu klang angespannt, zumindest seine Stimme. Die Kupferhaarige beschleunigte ihre Schritte, während sie noch immer triefte. Glücklicherweise war das Lager mittlerweile in Sicht- und bestimmt auch in Hörweite.

„Ich? Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Natürlich musst du!“ Der Anführer packte ihren Unterarm – nicht zu heftig, aber fest genug, um sie ruckartig zu ihm umzudrehen. Es war anscheinend heftiger als erwartet. Akira knallte beinahe gegen ihn, weil seine plötzliche Aktion zu stark ausgefallen war. Und es hatte zusätzlich auch noch wehgetan.

„Wofür? Weil ich dir meine Meinung gesagt habe?“ Nun, da sie wieder in seine Augen blicken konnte, tauchte ihre Wut wieder auf. Warum war dieser starrköpfige Idiot immer so grob?! Auch der Schwarzhaarige blickte sie böse an. „Okay, tut mir leid, dass ich EHRLICH war!“

„Siehst du? War das SO schwer?!“, fragte Bankotsu gespielt zufrieden. Sogar sie hörte es, aber sie konnte nicht glauben, dass er sogar eine nicht ernst gemeinte Entschuldigung annehmen würde. Das würde heißen, er hätte sie wieder reingelegt.

„Ich war sarkastisch!“, zischte die Kupferhaarige und riss sich von seinem kräftigen Griff los. Vielleicht hatte der junge Anführer sie auch losgelassen, aber es spielte keine Rolle. Er wirkte irgendwie erstaunt, dann kehrte die Wut auf sein Gesicht zurück. „Kannst du nicht das kleinste Stückchen Sarkasmus erkennen? Wie hast du bis jetzt unversehrt überlebt?!“

„Weil ich offensichtlich das Verhalten von Menschen gut einschätzen kann. Ich glaube nicht, dass ein abgestumpfter Eisklotz wie du das verstehen könnte!“ Ihr Streit hatte wirklich einen Wendepunkt genommen. Hatte er nichts Besseres auf Lager? Das musste Akira sich nun wirklich nicht anhören.

„Eisklotz, huh? Und das kommt von einem anmaßenden Hitzkopf.“ Sie wandte sich von ihm ab und versuchte zu ihren Begleitern zu flüchten. Vielleicht blieben der Kupferhaarigen so weitere Beleidigungen und Vorwürfe erspart. „Tut mir leid, dass ich Zweifel an deiner Menschenkenntnis habe!“

„Weißt du was? Das Einzige, was dich am Leben hält, ist das Geld. Also halt einfach deine Klappe oder du bist in einer Sekunde tot.“ Seine Stimme war gefährlich leise geworden, aber auch das machte die junge Frau nicht ängstlich, wie Bankotsu es vielleicht gern gehabt hätte, sondern nur noch wütender. Ein Teil von ihr fragte sich, wie weit es noch gehen konnte, ohne in Gewalt auszuarten. Akira drehte sich ihm wieder zu.

„Ich habe keine Angst vor dir.“, erklärte die Kupferhaarige absolut ernst, woraufhin sich seine Verärgerung auf seinem Gesicht vertiefte. Sie war offensichtlich zu respektlos gewesen, was sie aber nicht im Geringsten juckte.

„Du denkst wirklich, ich würde dir nichts antun, oder?“

„Wollen wir wetten?“, zischte Akira leise, als auf einmal Renkotsu zwischen den Beiden auftauchte, ohne auch nur von einem von Beiden bemerkt worden zu sein. Vielleicht waren sie zu sehr mit Streiten beschäftigt gewesen. Auf jeden Fall trat er zwischen sie und drängte sie etwas auseinander, damit sie nicht übereinander herfielen. Was wahrscheinlich war.

„Das reicht, ihr Beiden!“, schaltete sich Renkotsu nun ein. Er klang genauso gereizt, wie Jakotsu es vorhin gewesen war. Die Kupferhaarige richtete ihren – wie sie wusste noch immer zornigen – Blick auf ihren anderen Begleiter, genauso wie Bankotsu es tat. Unter ihrem Blick verkrampfte es sich etwas, wich allerdings kein Stück zurück. „Vertragt euch gefälligst.“
 

[Jakotsu]

Er eilte zu den anderen Dreien, um ebenfalls einschreiten zu können. Als die Beiden sich vorhin wieder angefangen hatten zu streiten, hatte er sie es selbst klären lassen wollen, aber anscheinend war dies für die Beiden nicht möglich, weil die Zwei gleichermaßen ausgereifte Sturköpfe waren.

„Kommt gar nicht in Frage.“, murrte sein bester Freund störrisch. Endlich erreichte er Renkotsu, der zwischen den beiden Streithähnen stand, um sie auf Abstand zueinander zu halten. Jakotsu legte Bankotsu beruhigend eine Hand auf seinen Oberarm, während Akira tief Luft holte, um sich zu beruhigen.

„Lasst mich für eine Weile einfach in Ruhe, okay?“, murmelte die Kupferhaarige entschieden und verschwand in Richtung Fluss, während ihr Anführer in eine andere Richtung schaute und abfällig schnaubte. Offensichtlich war der Streit dieses Mal heftiger ausgefallen als andere in der letzten Woche. Doch das war ihre Sache, solange die Beiden sich nicht gegenseitig umbrachten.

„Dann wäre das ja geklärt.“, meinte Renkotsu erleichtert und wollte wieder zu seinem Kochtopf zurückkehren. „Und wir können essen.“

„Aniki, Akira würde ich an deiner Stelle in Ruhe lassen. Jeder, der jetzt in ih... seine Nähe kommt, reißt er förmlich den Kopf ab.“ Der Feuerbruder nickte nur zur Kenntnisnahme, wirkte allerdings nicht sehr interessiert. Genauso wenig wie Bankotsu, der erstaunlicherweise noch immer neben dem jungen Transvestiten stand.

„Ich habe keinen Hunger mehr...“, brummte dieser und wollte gerade in die entgegengesetzte Richtung abhauen. Er wirkte allerdings eher nachdenklich als wütend.

„Aniki...“, begann Jakotsu zögerlich, um ihn aufzuhalten. Bankotsu hielt kurz inne, schenkte ihm noch mal seine Aufmerksamkeit. Er wollte nicht, dass sich zwei für ihn wichtigen Personen so sehr an die Gurgel gingen. Außerdem waren die Reisen sonst immer ruhiger, lustiger und nicht so angespannt. Und der Transvestit musste normalerweise keine Geheimnisse bewahren, was an sich ja eigentlich nicht schlimm war. „Eure Streitereien zehren an den Nerven, das weißt du. Könntest du dich nicht einfach bei meiner... bei Akira entschuldigen?“

„Der Streit war nicht meine Schuld.“, schnaubte er nur als Antwort.
 

[Akira]

Die junge Frau saß nun unter dem weiter entfernten, großen Baum und ließ ihren Blick über die Landschaft wandern. Akira hielt sich lieber von der Gruppe fern, weil sie noch immer zu beschämt und zu wütend war, um dem jungen Anführer entgegen zu treten. Eine Stunde zuvor war sie noch zornig genug dafür gewesen, aber jetzt... Sie schüttelte ihren Kopf und stützte ihn dann auf ihren Händen ab, während sie beobachtete, wie das grüne Gras im Wind wehte und wie einige Vögel herumflogen. Es war ein schöner, friedlicher Anblick. Aber etwas störte sie dann doch: Surudoi begann zu pulsieren. Die unheilvolle Aura kam wieder auf. Akira berührte es beiläufig und ließ etwas von ihrer Energie in das Schwert fließen. Es beruhigte sich, aber es strahlte dennoch eine Aura aus. Ihre Hand blieb, wo sie war. Die Energie, die Surudoi von dem Dämon vor Tagen absorbiert hatte, war nicht abgeklungen, sondern war beständig geblieben, als hätte es ein eigenes Jyaki*. Aber wenn das wahr war, hieß das, ihr Katana hatte sich in ein Yōtō* – eine dämonische Klinge – verwandelt. Darüber hinaus hätte es dann auch einen eigenen Willen. 'Aber warum und warum jetzt? Es hat vorher doch auch Yokai getötet.', dachte Akira besorgt und schaute auf Surudoi, das sie momentan noch leicht kontrollieren konnte. Dann fiel ihr eine andere Person ein. Eine, die ihr vielleicht helfen konnte. 'Vielleicht kann mir der alte Schwertschmied verraten, was mit meinem Schwert passiert ist und was ich dagegen tun kann. Das ist mir nicht ganz geheuer...' Allerdings würde das für ihre nicht ganz freiwillige Reise einen Umweg von mehr als einer Woche bedeuten. Die junge Frau seufzte nachdenklich. 'Sie werden dem nie zustimmen...' Ihre Augen weiteten sich auf einmal, als etwas Hölzernes direkt vor ihrem Gesicht auftauchte.

„Hier.“ Die Stimme des Anführers erklang neben ihr, dieses Mal ruhig. Akira schaute hoch. Er hielt einen Langbogen in einer Hand und in der anderen einen Köcher mit Pfeilen. Was sollte das denn jetzt? Eine Wiedergutmachung? Sie wusste, dass sie gerade verständnislos aussah. Akira war zu überrascht, um die Emotionen zu fühlen, die sie fühlen wollte.

„Ich brauche keine neue Waffe. Oder eine Entschuldigung.“, antwortete sie einfach und starrte wieder in die Ferne. Wenn die Kupferhaarige etwas brauchte, konnte sie es selbst kaufen. Als er seine Stimme erneut erhob, blickte sie ihn wieder an.

„Nimm ihn einfach.“ Bankotsu klang im Moment fahrig. Er warf ihr einen ebenfalls ungeduldigen Blick zu und wedelte mit dem Bogen ein paar Mal vor ihrem Gesicht herum. Akira konnte sogar einen leichten Windzug spüren. Ein leises Kichern entwich ihr, woraufhin sie sich schnell die Hand vor den Mund schlug. Der Schwarzhaarige benahm sich aber auch immer zu bizarr. „Als Geschenk.“

„Mhm.“, antwortete die junge Frau wieder ruhig und unverständlich. Dann nahm sie den Bogen aus seiner Hand. Dieser war größer als ihr alter und hatte eine dunklere Farbe. Aber es würde seinen Zweck erfüllen. Ohne eigenen Willen. „Danke.“

Bankotsu ließ sich neben ihr auf den Boden fallen, während er noch immer den Köcher in der Hand hielt. Er murmelte irgendetwas, wovon die junge Frau jedoch nicht ein Wort verstehen konnte. So weit die Kupferhaarige wusste, würde sich ihr Begleiter nicht entschuldigen. Das war einfach nicht seine Art. Aber er konnte wenigstens versuchen, netter zu sein. Das stand außer Frage. Sie wusste allerdings, ob sie dauerhaft netter sein konnte...

„Freunde?“, fragte der junge Anführer stattdessen. Im Augenblick konnte Akira sein Gesicht nicht mehr lesen, daher schaute sie wieder auf den Bogen und strich behutsam über das Holz.

„Ja, das wäre schön, Ban.“, antwortete die junge Frau leise nach einer Minute des Schweigens. Ihr Gesprächspartner lachte leise, als hätte sie ihm einen Witz oder so erzählt. Sie runzelte daraufhin die Stirn.

„Und sehr viel einfacher.“, erwiderte der Schwarzhaarige, etwas erleichtert und etwas enttäuscht. Nun war er derjenige, der in die Ferne starrte. Die junge Frau wusste sofort, wovon er redete. Der junge Anführer stritt anscheinend gerne mit ihr. Ein kleines Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück.

„Das heißt aber nicht, dass wir überhaupt nicht mehr streiten werden.“, erklärte Akira amüsiert und spürte den Blick seiner blauen Augen wieder auf sich, welchen sie dieses Mal auch erwiderte. Irgendwie fühlte sie sich von der Situation überwältigt, ohne den Grund dafür zu kennen.

„Definitiv nicht.“ Bankotsu grinste sie an. Aber dieses Mal war es anders: Sein schiefes Grinsen wirkte freundlich, fast schon einnehmend, weshalb ihr Lächeln auch ehrlich wurde. Der Kupferhaarige wurde klar, dass sie den jungen Anführer sogar mochte. 'Natürlich nur, wenn er nett ist.', schränkte sie schnell ihre Gedanken ein. Ihre Scham war längst verschwunden, der Streit vergessen. „Also als Nächstes gibt es das Hanami*? Wir kommen bestimmt durch ein Dorf, das das feiert. Für einen Mann vielleicht nicht spannend, aber...“

„Warum nicht? Es heißt, es soll sehr schön sein.“
 

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*Jyaki: die bösartige Aura um einen Yokai, etwas wie ein Yoki. Je stärker der Dämon ist, desto ausgeprägter ist sein Jyaki.

*Yōtō: Ein Yokaischwert; eine Klinge, die dämonische Kräfte inne hat.

*Hanami: Blütenschau; Kirschblütenschau; Betrachten der Kirschblüten (meist verbunden mit Essen und Trinken unter den blühenden Bäumen).

Die Kirschblütenprinzessin

{Vier Tage später}

[Jakotsu]

„Hach, wie herrlich! Endlich mal wieder was zu feiern! Überall Stände und Geschäfte!“, freute sich der Schwarzhaarige und streckte sich ausgiebig. Wann war wohl das letzte Mal gewesen, an dem sich die gesamte Truppe entspannt und zusammen getrunken hatte? Oder auf einem Fest gewesen war? Und das auch noch in einer netten Kleinstadt, wo ein Schloss – oder eher ein großes Anwesen – einen Teil der Stadt ausmachte. Trotzdem war es noch eine recht einfache Stadt mit einigen Schänken und so weiter, nicht so groß wie Kyoto, wo man sich leicht verlaufen konnte.

„Ja, sieht so aus, als würden sie das Hanami hier wirklich ausgiebig feiern.“, stimmte Renkotsu ihm zu. Jakotsu warf ihm einen kurzen Blick zu. Er schien die Ausgelassenheit des Transvestiten zu bemerken und lächelte sogar leicht. Neben ihm bemerkte er seine Schwester, was eigentlich eine recht ungewöhnliche Kombination war. Sonst hatten sie sich immer voneinander ferngehalten. Aber was kümmerte es ihn? Er stoppte und drehte sich zu seinen restlichen Kameraden um. „Wie wäre es, wenn wir uns in Gruppen umschauen und uns nachher im Schloss treffen?“

„Ja, dann könnten wir uns ungestört umsehen!“, lächelte Jakotsu und blickte sich ein weiteres Mal um, ließ seinen Blick über die schönen Geschäfte wandern. Wenn sie keinen Auftrag hatten oder in einer Stadt waren, die nicht in einem Auftrag inbegriffen war, bezahlten sie sogar in den Geschäften. Kein anderer hatte das Wort erhoben, also war es ihnen entweder egal oder sie warteten darauf, dass er seinen Satz beendete, wie er wusste. Der junge Transvestit wandte sich dann wieder seinen Freunden, besonders Bankotsu, der allerdings nicht so begeistert aussah, zu. „Aniki?“

„Na gut, aber nicht so lange. Wir treffen uns bei Sonnenuntergang im Schloss und keinen Moment später.“, gab der junge Anführer nach und seufzte leise, bevor er Mukotsu und Suikotsu, die sich schon in eine bestimmte Richtung bewegten, folgte. Jakotsu blickte seinem besten Freund irritiert nach. Was war denn in den gefahren? Er war eigentlich davon ausgegangen, dass Bankotsu mit ihm kam... 'Naja, da kann man nichts ändern.', dachte er schlussendlich und wandte sich dann fragend den Übriggebliebenen zu.

„Hehe, ich glaub, ich geh schon mal ins Schloss. Ich will ja keinen Winzling zerquetschen auf diesem lächerlichen Fest.“, grollte Kyokotsu amüsiert und blickte Ginkotsu, dann Renkotsu fragend an. Sein mechanischer Freund antwortete mit einem zustimmenden „Gesh.“. Die Beiden hatten allerdings noch nie etwas mit normalen Festen anzufangen gewusst. 'Diese Spielverderber...' Sein Gedankengang wurde allerdings von dem Feuerbruder unterbrochen, dessen undefinierbarer Blick noch immer auf der Kupferhaarigen lag.

„Ich begleite sie.“, vernahm Jakotsu vonseiten Renkotsu, während er zu einem Geschäft mit Frauensachen huschte, das ihm vorher schon ins Auge gefallen war. Dort lagen mehrere Muscheln mit allen möglichen Schminkfarben, verschiedenem Schmuck und Kleidungsstücken. Er nahm eine Muschel mit einem dunklen Rotton in die Hand, legte sie einen Moment später allerdings wieder hin. Diese Farbe war zu dunkel für seinen Teint gewesen. 'Okay, welche dann?', überlegte er, während er Akiras Anwesenheit mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. „Man kann diese zwei Gestalten ja kaum allein lassen.“

“Wie ist es mit Bankotsu gelaufen? Gut aufgenommen?“, fragte er beiläufig, während er nun zwei verschiedene Farben betrachtete – knallrot und einen weniger grellen Ton. 'Mhm... welchen soll ich jetzt nehmen?' Er legte seinen Kopf etwas schief und blickte seine Schwester, die sich in diesem Laden etwas unwohl zu fühlen schien, zum ersten Mal seit Gesprächsbeginn an. „Welcher ist besser?“

“Irgendwie...“, antwortete Akira und schaute ihn ziemlich irritiert mit ihren lohfarbenen/hellbraunen Augen an. Der junge Transvestit hielt ihr die zwei Muscheln quasi unter ihre Nase und wartete auf eine Antwort ihrerseits. Renkotsu, der sich irgendwo hinter ihnen umschaute, konnte er nicht fragen. Der hatte keine Ahnung davon. Akira eigentlich auch nicht, aber immerhin war sie ein Mädchen. Momentan hoffte er, dass Modegeschmack und Farbausbildung angeboren war. Endlich zeigte sie auf eine weitere Muschel mit einer hellroten Farbe. „Was ist mit der?“

„Mhm, das ist auch schön... Du bist nicht sehr hilfreich, Nee-chan.“, beschwerte sich der Schwarzhaarige übertrieben, nahm allerdings auch diese Muschel in die Hand. Nun musste er auch noch zwischen Dreien entscheiden. Was für eine Qual... Die Kupferhaarige kicherte leicht und versuchte es nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über ihn amüsierte. Als sie sich beruhigt hatte, zuckte sie nur mit ihren schmalen Schultern.

„Ich weiß nicht mal, wofür du die brauchst... Du siehst doch auch so gut genug aus, da brauchst du dein Gesicht nicht auch noch anzumalen. Ist doch nur Geldverschwendung.“, seufzte sie matt. In dem jungen Mann kam nun das Verlangen auf, sich zu verteidigen. Eigentlich hatte er gehofft, dass sie seine Seite besser verstehen würde, aber nun klang sie schon fast wie der Rest seiner Freunde. Konnte er ihr das übelnehmen? Für einen Moment war er sogar von der Schminke abgelenkt. „Übrigens schaut uns Renkotsu zu. Das ist irgendwie gruselig.“

„Lass ihn. Er denkt zu viel nach...“, erwiderte Jakotsu nur und blickte kurz über seine Schulter. Der Feuerbruder stand tatsächlich an einem Essensstand mit einigen Reisbällchen in der Hand, während er die Zwei wortwörtlich im Auge behielt, wie er es angekündigt hatte. Er winkte seinem Freund kurz zu und wandte sich dann wieder dem Laden zu. „Du weißt einfach nicht, wie ein bisschen Farbe wirken kann, auch wenn dein Gesicht bezaubernd sein mag.“

„Entschuldige, dass ich dich störe...“ Wieder dieser sarkastische Tonfall. Allerdings klang die Entschuldigung an sich dieses Mal sogar ernst – für ihre Verhältnisse.

„Ist schon okay, ich kann es dir zeigen. Immerhin bist du wie ein Junge aufgewachsen, daher ist es nicht deine Schuld. Und ich wette, diese Tokun-Person hat dich auch so erzogen.“, antwortete er daher nur. Sofort war seine Verstimmung verflogen und er wandte sich daher wichtigeren Angelegenheiten zu: Das Hellrot würde eindeutig gut passen, das Dunklere würde allerdings besser bei einem Kampf wirken.

„Tôtôsai.“, korrigierte Akira ihn, während sie nun selbst in Richtung des Haarschmucks und der Kimonos wanderte. Die junge Frau wirkte überaus neugierig, als hätte sie so etwas noch nie gesehen. Jakotsu lächelte bei dem Anblick leicht.

„Ja, wie auch immer. Mann, ich habe den alten Mann seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Der Schwarzhaarige

„Natürlich hast du das nicht. Du hast uns ja nie besucht oder so. Hast du endlich zwischen deinen Farben entschieden?“ Ihre Frage klang, als würde sie ihn aufziehen wollen, da sie ihn wieder auf sein Ausgangsproblem zurückbrachte.

„Nein...“, seufzte Jakotsu leise, was seine Schwester mit einem Lachanfall quittierte. 'Tsss, und sowas schimpft sich Familie.', murrte er im Stillen und beschloss, die junge Frau für die restliche Tour zu ignorieren.
 

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{Erinnerung von Akira}

„Ban...?“ Ihre Stimme klang fragend, da sie sich nicht sicher war, ob er ihr überhaupt zuhörte. Der Angesprochene warf ihr einen auffordernden, aber auch genervten Blick zu, damit sie fortfuhr. Das Genervte kam wahrscheinlich daher, dass sie ihn noch immer „Ban“ nannte, da seine Reaktion sie eigentlich immer amüsierte. Nur dieses Mal nicht, dazu war ihr diese Angelegenheit zu wichtig. Und dass er sie quasi aufforderte, machte es eigentlich sogar noch schlimmer. Sie holte tief Luft. „Ich... uhm...“

„Sag endlich, was du willst.“, erwiderte der junge Anführer erstaunlich ruhig, während sein Blick noch immer auf ihr lag. Aber auch das beunruhigte sie eher. Nervös ballte sie die rechte Hand zur Faust.

„Ich möchte einen alten Freund besuchen, bevor wir die Reise fortsetzen.“, schoss es ihr aus dem Mund. Akira wusste, dass Bankotsu da nicht so einfach zustimmen würde. Immerhin musste er einen Auftrag – sie – erledigen und das konnte sie natürlich nachvollziehen, aber ihr Schwert war momentan einfach wichtiger als eine blöde, uninteressante Heirat. „Er ist ein Waffenschmied und ich will, dass er sich mein Schwert ansieht, bevor ich es aus Versehen noch mal einsetze... Daher wäre es...“

„Klar, warum nicht?“, unterbrach Bankotsu ihren Redefluss und verdrehte aus einem unerfindlichen Grund die Augen. Daraufhin legte sich ihre Nervosität mit einem Schlag. Akira musterte ihn erstaunt, verstand nicht so ganz, warum er so schnell zugestimmt oder nicht weiter nachgefragt hatte. Er richtete seine durchdringenden, schalkhaft funkelnden Augen auf sie und hob sie Augenbrauen. „Was?“

„Nichts, nichts.“, erwiderte die Kupferhaarige hastig und wandte den Blick schnell ab, als sie bemerkte, dass sie ihn ungehörig lange angestarrt hatte. Aber das war auch seine Schuld, wenn er sich so unberechenbar verhielt. Alles, was sie danach vernahm, war sein leises Lachen, während er ein Gespräch mit Mukotsu begann.

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[Akira]

„Bleib gefälligst hier, Nii-chan!“, wies Akira den Transvestit zurecht, während sie ihn noch immer am Kragen festhielt. Sie hatte Angst, dass er sich wieder einfach so entfernte. Vor einigen Sekunden hatte er wieder irgendetwas gesehen und versucht, alleine abzuhauen, obwohl schon fast Sonnenuntergang war. Die junge Frau schätzte, dass sie maximal noch einige Minuten hatten, um zum Schloss zu gelangen, ohne sich eine „Schimpftirade“ anhören zu müssen. Und sie hatte auch so schon genug Ärger mit dem sturen Anführer der Gruppe, da brauchte sie nicht noch so etwas.
 

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[Bankotsu]

Einige Zeit nach seinem Gespräch mit Akira bezüglich seines Bekannten fing er an, sich zu fragen, warum sich der Junge so merkwürdig verhalten hatte. Gut, der sture Zeitgenosse verhielt sich eigentlich immer recht seltsam, aber er war sonst nie so... unruhig. Vorhin war er zu sehr in eine Unterhaltung involviert gewesen und hatte nicht unterbrochen werden wollen. Aber jetzt...

„Hey, Akira, wo lebt dein Freund nochmal?“, fragte er sicherheitshalber nochmal nach. Der Kupferhaarige, der vor ihm herlief, zuckte sichtbar zusammen und blickte ihn über seine Schulter fragend an.

„Hat dich doch vorhin auch nicht interessiert.“, murmelte Akira nur schnippisch und drehte sich wieder nach vorne. Was war denn jetzt schon wieder sein Problem?! Bankotsu packte den Jungen grob an der Schulter, sodass er stehen bleiben musste, und wartete, bis seine Kameraden, die alle ziemlich neugierig wirkten, an ihnen vorbei gezogen waren. Der Kupferhaarige hingegen blickte ihn erschrocken an.

„Beantworte die Frage.“

„Naja... nicht in der nächsten Stadt. Er wohnt in der Nähe des Berges dort.“ Er zeigte auf einen Berg der zwar gut erkennbar war, allerdings in der falschen Richtung lag. Der Schwarzhaarige hatte den Verdacht, dass Akira das ganz genau gewusst hatte. Und irgendwie machte ihn das ausgesprochen sauer.

„Dann kannst du es gleich vergessen.“, brachte der Zopfträger so ruhig wie möglich hervor. Er setzte sich wieder in Bewegung, um seinen Kameraden zu folgen. „Wir machen keinen Umweg.“

„Vorhin hast du aber zugestimmt!“, rief ihm der Kupferhaarige hinterher, holte erstaunlicherweise recht schnell zu ihm auf und schaffte es sogar irgendwie, mit ihm Schritt zu halten. Der Kupferhaarige lief beinahe neben ihm her, während er noch normal ging, was den jungen Anführer schon fast wieder amüsiert hätte.

„Da wusste ich ja auch noch nicht alle Details.“, erwiderte Bankotsu einfach und für ihn war das Thema damit eigentlich bereits erledigt, doch Akira schien nicht so einfach aufgeben zu wollen.

„Es war dein Fehler, nicht nachzufragen.“, meinte der Junge neutral und wurde etwas schneller. 'Der hat echt Mut, mir da zu widersprechen, wo andere wissen, wann sie bei mir den Mund halten sollten. Oder er ist einfach zu ehrlich...', dachte Bankotsu, während er versuchte, das aufkochende Feuer in seinem Inneren niederzukämpfen. Diese Frechheit des Kleinen machte seinem Ego doch mehr zu schaffen als gedacht.

„Und deiner, mich zu unterschätzen.“ Der Jüngere der Beiden kam auf einmal vor ihm zum Stehen. Er hielt seine Hände so, dass er den Schwarzhaarigen notfalls mit den Händen stoppen konnte. Eine verteidigende Geste, wie er bemerkte.

„Wann habe ich das getan? Außerdem würde ein solcher Umweg euch viel mehr Geld einbringen, du Idiot!“ Offensichtlich hatte Akira nun seinen letzten Trumpf ausgespielt: das Geld. Trotz seiner Wut überlegte der junge Anführer kurz. Der Lohn einer Woche wäre recht viel. Daher wäre es eigentlich logisch, auf den Vorschlag einzugehen. Allerdings sträubte sich ein Großteil in ihm dagegen, dem Kupferhaarigen quasi einen solchen Gefallen zu tun. Eine Weile rang er mit sich selbst, bis er schließlich nachgab.

„Na gut... Aber nur wegen des Geldes, du kleine Nervensäge.“, knurrte der Schwarzhaarige leise und blitzte sein Gegenüber wütend an, der sich sofort angegriffen zu fühlen schien. 'Geschieht ihm Recht.', schoss es Bankotsu durch den Kopf, während Akira ebenfalls in eine Verteidigungshaltung ging. „Nicht um dir einen Gefallen zu tun.“

„Dann wäre das ja geklärt!“, schnaubte der Kupferhaarige und blitzte ihn aus dunklen Augen böse an. Den Anführer störte es nicht, das war er schon gewohnt.

„Fein!“, meinte er, unwillig, dem Jüngeren das letzte Wort zu überlassen. Der Zopfträger wusste, dass das kindisch und unreif war, aber irgendwie konnte er bei diesem Menschen nicht anders.

„Fein!“, erwiderte sein Begleiter in einem beleidigten Ton und wandte sich ab.

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[Renkotsu]

„Ich hab auch keine Lust, mir Bankotsus Beschwerden anzuhören, Jakotsu. Und hättet ihr nicht so lange in diesem Frauenladen gebraucht, könntest du jetzt auch noch Essen oder so kaufen.“, meinte Renkotsu und warf Akira und Jakotsu einen strengen Blick zu. Wie konnte man nur den halben Nachmittag in einem Laden mit Kleidung, Schminke und Schmuck vergeuden? Manche Leute würde er einfach nie verstehen. Vor allem nicht Jakotsu und dessen Familie. 'Ehrlich, ein Laden für Frauen!', dachte er etwas entnervt, als er ein leises Schnauben von Akira vernahm, der seinen Bruder sachte losließ und seine schlanke Hand senkte. „Aber immerhin hast du ja was gefunden.“

„Das stimmt. Ich konnte mich zwar erst nicht entscheiden, aber ich glaube das Hellrot und das Knallrot sind doch gut.“, erklärte der Schwarzhaarige fröhlich und ließ die Beiden Muscheln in seinem Kimono verschwinden, während er weiter redete. 'Mann, bei ihm klingt ja sogar so etwas Triviales wie ein Kampf...', bemerkte Renkotsu und blickte das markante Profil des Transvestiten verblüfft an. Der junge Mann schaffte es immer wieder, sie zu überraschen. Sogar noch nach Jahren. „Aber es gab da so viel...“

„Man könnte meinen, du seist noch nie auf einem solchen Fest gewesen.“, lächelte der Kupferhaarige, wieder sichtlich amüsiert. Manchmal wünschte er sich, er wäre genauso einfach gestrickt. Es schien so leicht zu sein und so viel Freude zu bereiten, die einfachen Dinge des Lebens zu genießen, ohne sich ständig Gedanken machen zu müssen.

„Es gab für uns nicht so viele Gelegenheiten, solchen Festivitäten beizuwohnen.“, erklärte Renkotsu ihrem Schützling daher, der nach seinen Worten überrascht wirkte. Zum ersten Mal bemerkte er, wie sehr er sich von seinem Bruder und den restlichen Söldnern unterschied. Wahrscheinlich hatte der Junge eine ziemlich normale Kindheit gehabt, von dem Niederbrennen seines Dorfes mal abgesehen. Im Gegensatz zu dem Rest der Gruppe. Jeder von ihnen war irgendwie durch die Vergangenheit stark geprägt worden, auf die eine oder andere Weise – schnell verdrängte er die trüben Gedanken. Der Feuerbruder wollte jetzt nicht über so etwas Schmerzhaftes nachdenken.

„Ernsthaft?“

„Es sind immer Aufträge da oder wir sind gerade unterwegs, Acchan.“, fügte Jakotsu seiner Erklärung schulterzuckend hinzu und blickte seinen Bruder fast sehnsüchtig an, bevor er seinen Blick mit einem Lächeln auf das nahende „Schloss“ richtete. „Ich glaube, ich war insgesamt auf acht Festen...“

„Neun, Aniki.“, verbesserte ihn Renkotsu. Immerhin war er bei allen dabei gewesen und hatte zugesehen, wie Jakotsu jedes Mal förmlich ausgeflippt war, weil es eine so seltene Angelegenheit war. Und die anderen hatten sich vergnügt, ebenfalls Geld ausgegeben und sich betrunken. Es wich also kaum von ihren sonstigen Feiergewohnheiten ab. Der junge Mann verdrehte für seine zwei Begleiter nicht sichtbar seine Augen. Akira hörte den Beiden mit großen, überraschten Augen zu.

„Huh? Oh, stimmt, du hast Recht. Wenn man das Jetzige mitzählt!“ Der Transvestit lächelte Renkotsu lieb an, während er in die Hände klatschte. Der Angesprochene verschränkte nur seine Arme vor seiner gepanzerten Brust, ohne seinem Kameraden eine Antwort zu geben. Er beobachtete lieber, das brachte meistens sowieso mehr Informationen als Reden. „Ich hole mir kurz was zu essen.“

Daher bemerkte der Glatzkopf auch, wie sich Akiras Augen leicht verengten, als sie irgendetwas im Schlosseingang erblickte. Er folgte ihrem Blick, doch dort war nichts. Zumindest konnte er selbst nichts erkennen. Sein Blick huschte kurz zu Jakotsu, der mittlerweile sogar schon – blitzschnell – bezahlt hatte und wieder die paar Schritte in ihre Richtung trottete.

„Alles in Ordnung?“, durchbrach der Schwarzhaarige, der nun einige Süßigkeiten in der Hand hielt, wieder die merkwürdige Stille, die zwischen dem Jungen und ihm selbst geherrscht und keiner von Beiden durchbrochen hatte. Der Feuerbruder ließ sich zu einem sachten Nicken herab, während Akira merklich aufschreckte, aber noch immer recht abwesend wirkte.

„J-ja.“, murmelte er und verbeugte sich kurz in ihre Richtung. „Wenn ihr mich entschuldigt.“

Ihre temporäre Begleitung verschwand plötzlich in eine bestimme Richtung, als kenne er sich hier bereits aus – obwohl er sicher noch nie hier gewesen war, da war sich Renkotsu sicher. Jakotsu und er blickten sich kurz ratlos an, woraufhin Jakotsu seufzend hinter ihm her eilte. Offensichtlich blieb ihm dann wohl die undankbare Aufgabe, ihrem schlecht gelaunten Anführer diese Neuigkeiten zu überbringen... oder auch nicht. Seine Gedanken kehrten wieder zu dem Rätsel zurück, um das sie schon seit Tagen kreisten. Dem Jungen und sein Schwert. Die Waffe an sich war ja schon ein Rätsel an sich – wie konnte ein Mensch eine Dämonenklinge beherrschen? Dazu kam, dass eine Ahnung seit einigen Tagen in seinem Kopf Kreise zog: War er... vielleicht eine Sie? Immerhin war der Kupferhaarige mit einem zierlichen Körper gesegnet, der ziemlich untypisch für einen Mann war und für den ihn Frauen bestimmt beneideten... Das würde weiterhin seine teilweise anmutigen Bewegungen erklären. Allerdings verhielt sich Jakotsu eindeutig weiblicher als Akira. Solange er auch hin und her überlegte, es blieb immer ein Restzweifel übrig. 'Vielleicht sollte ich den Jungen einfach zur Rede stellen.', beschloss der Feuerbruder letztlich, als er das Schloss ebenfalls betrat.
 

[Bankotsu]

Ungeduldig bewegte sich sein Bein auf und ab. Die Sonne war längst untergegangen und die Nacht hatte sich über die Stadt gelegt, doch zwei seiner Gefährten waren noch nicht zurückgekehrt, was ihn etwas unruhig machte. Jakotsu war sonst immer sehr verlässlich, aber seit sie mit Akira reisten, hatte diese Eigenschaft etwas gelitten. Renkotsu war vor einiger Zeit ohne die Zwei hereingekommen und hatte auch nicht gewusst, wo sie hinwollten. Wahrscheinlich war auch daran wieder Akira Schuld. Erst das Verschweigen vorhin und jetzt... 'Jetzt reicht's!', beschloss der junge Anführer gereizt und stand auf. 'Die kriegen vielleicht was zu hören!'
 

[Akira]

Die schöne Frau, die vor ihr herlief, blieb stehen und streckte leicht eine Hand aus. Akira blieb ruckartig stehen. Der Frau, die sie im Auge hatte, haftete etwas Übernatürliches an, was auch der Grund gewesen war, weshalb sie ihr einfach so gefolgt war. Sie war in teure Kleidung, die einer Hime, gehüllt, trug aber keine Schuhe. Nach einigen Sekunden erschien ein kleiner Dämon, der sich auf die Frau zubewegte.

„Ihr seid kein Mensch, oder?”, fragte Akira ihr Gegenüber aus dem Nichts heraus, doch die Prinzessin blieb überaus ruhig. Ihre schokoladenbraunen Augen lagen nun auf einmal mit einem freundlichen, interessierten Ausdruck auf ihr, während ihr offenes, schwarzes Haar sich leicht in dem Wind bewegte, der sie umgab. Ein Geisterwind. Ihr fuchsartiger, cremefarbener Begleiter flog nun um sie herum wie ein Seelenfänger, auch wenn er selbst keiner war. Der kleine Dämon wirkte wie eine pelzige Schlange mit einem Fuchskopf und Fuchspfoten. Seine roten Augen beobachteten sie, seine feinen Ohren zuckten ein paar Mal aufmerksam. Der Fuchsdämon selbst schien nicht böse zu sein, auch seine Aura war nicht bösartig.

„Natürlich bin ich das. Was denkst du denn?“, unterbrach Jakotsu, der ihr offensichtlich ebenfalls nachgekommen war, ihre Beobachtungen und wirkte seltsam verwirrt. Beide Frauen und der Dämon wandten sich ihm zu, auch wenn er die Blicke der Hime und des Kitsunen nicht bemerkte. Anscheinend konnte der Transvestit die Beiden weder sehen noch wahrnehmen.

„Naja, nicht mehr. Ich bestehe nur noch aus Kirschblüten wie es einst mein Wunsch war“, antwortete die Prinzessin noch immer lächelnd, jedoch klang sie nun wehmütig. Der Fuchsgeist glitt durch die Luft – offenbar neugierig, umschwebte sie schon beinahe majestätisch, auch wenn er recht klein war. Sie streckte ihre Hand aus und berührte sachte sein seidiges Fell mit einem, wie sie wusste, sehr erstaunten Gesichtsausdruck, während der cremefarbene Kitsune – sie wusste nicht, ob er einer war – nicht zurückzuckte. Ihr schwarzhaariger Begleiter sah nun noch verwirrter aus, blickte sie an als hätte sie einen Aussetzer oder etwas Ähnliches, weil sie ohne für ihn sichtbaren Grund die Hand ausstreckte. Hektisch senkte sie sie. „Und wer seid Ihr?“

„Eine... Priesterin, Hime-sama. Aber... was hält Euch hier?“, fragte Akira leise, kam gleich zu ihrer ursprünglichen Frage. Sie wollte nicht unhöflich sein – 'Wie Bankotsu es wäre...', schoss ihr durch den Kopf. Die junge Frau wollte der Prinzessin nur so schnell wie möglich helfen, denn wie sie aus irgendeinem Grund wusste, war die Hime längst verstorben, hatte ihren Frieden jedoch noch nicht gefunden. Der Transvestit trat ihr direkt ins Sichtfeld und winkte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum.

„Mit wem zur Hölle redest du da?“ Er schien sich mittlerweile wirklich Sorgen um sie zu machen. Daher schenkte sie ihm ein beruhigendes Lächeln und wollte gerade antworten, als der Geist der Frau seine Aufmerksamkeit auf etwas hinter ihnen richtete, während er nun fast fassungslos wirkte. Jakotsu holte erschrocken Luft, als er seinen besten Freund hinter sich erblickte und dieser noch schlechter gelaunt wirkte als vorher. Auch Akira durchfuhr eine Welle des schlechten Gewissens.

„Shinnosuke...“, hauchte die Hime nur, ihre Augen gefüllt mit Tränen.
 

[Bankotsu]

„Ihr Zwei seid echt unmöglich. Warum zum Henker streunt ihr hier im Schloss herum, OBWOHL wir uns bei Sonnenuntergang treffen wollten?!“, wetterte er aufgebracht und starrte seine zwei Freunde beinahe nieder. Jakotsu kratzte sich verlegen am Hinterkopf und warf ab und zu verstohlene – und wenn er sich nicht täuschte, besorgte – Blicke zu dem Kupferhaarigen. Letzterer hingegen blickte immer wieder über seine Schulter und schien dabei etwas im Auge zu behalten. Misstrauisch schaute er in dieselbe Richtung, doch dort war nichts zu erkennen. Es war noch nicht mal eine besondere Präsenz spürbar. „Und warum schaust du mir nicht in die Augen oder bist du zu verlegen, Kleiner?“

„Weißt du, Aniki, ich wollte nicht, dass...“, begann Jakotsu zögernd, doch Bankotsu unterbrach in unwirsch und winkte schnell ab.

„Du bist hier nicht das Problem, sondern er.“, grollte der junge Anführer, während er sich bemühte, seinen besten Freund nicht übermäßig maßzuregeln. Dennoch legte der Transvestit nur seinen Kopf leicht schief und wartete ab. Er schien Bankotsus Wut nicht allzu übel zu nehmen. Vielleicht nahm er sie nicht einmal ernst. „Jakotsu...“

„Jaja, ich weiß schon. Sei nicht allzu streng, immerhin...“, antwortete der Transvestit, warf Akira jedoch nur einen weiteren besorgten Blick zu und machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen.

„Jakotsu!“

Tōtōsai

[Bankotsu]

„Jakotsu!“

Der Angesprochene seufzte kurz und verdrehte seine Augen, bevor er leicht nickte und den Rückzug anzutreten schien. Immerhin verschwand er nun in Richtung ihres Ruheraums, um Bankotsu nun endlich Zeit zu geben, den unverschämten, kleinen Bengel auszuschimpfen. Zumindest hoffte der Schwarzhaarige für seinen Freund, dass dies der Fall war. 'Kaum zu glauben, dass der nur ein Jahr jünger als ich sein soll. Es kommt mir vor wie fünf!', dachte er mürrisch, während der Söldner den Brünetten dabei beobachtete, wie er noch immer eine Stelle an der Wand fixierte und sich stark auf diesen Fleck zu konzentrieren schien. Doch darauf wollte der junge Söldner gerade wirklich keine Rücksicht nehmen. „Und du... Was hast du dir dabei gedacht?!“

„Sei bitte still, Ban.“, erwiderte der Kupferhaarige ruhig, während er noch immer an die Wand neben ihm starrte. Trotzdem klang eine gewisse Spannung in seiner Stimme mit. Ungeduldig, weil der Junge ihm nicht zuhörte, schritt er auf ihn zu bis er in Greifweite war. „Du kannst sie auch nicht sehen, oder?“

„Wen?“, erwiderte der junge Anführer mit gepresster Stimme, bemüht seine Ruhe noch einigermaßen zu bewahren. 'Schon wieder eine Ablenkung? Ich hatte auf etwas Einfallsreicheres gehofft...' Erst antwortete Akira nicht, doch dann lächelte er leicht und nickte abwesend.

„Die Prinzessin.“, erwiderte der Kupferhaarige beiläufig. Bankotsus Blick schweifte kurz durch den leeren, dunklen, hölzernen Flur. Da war gar nichts. Kein Dämon, keine Prinzessin, keine Präsenz. Er spürte nur die Wärme, die der Junge ausstrahlte. Irgendwo in ihm brannte nun eine Leitung durch. Wie konnte dieser Bengel es wagen, ihn auf den Arm zu nehmen?!

„Okay, jetzt reicht's!“, befahl Bankotsu scharf, während er in einer fließenden Bewegung Akira an der Hüfte packte und ihn auf seine Schulter warf. So konnte der Junge nicht weglaufen und er konnte ihn ohne Komplikationen zurück in ihren Raum bringen. Diese Handlung entlockte dem Kupferhaarigen einen überraschten Aufschrei. Als er realisierte, was der Schwarzhaarige gerade getan hatte, fing er an, sich merklich zu wehren.

„Lass mich sofort runter! Du grober, lästiger, rücksichtsloser, sadistischer Idiot!“ Jedes Wort schien er mit einem Tritt oder Hieb untermalen zu wollen. Allerdings hatten seine wehrhaften Versuche kaum Wirkung, denn dafür war seine Körperkraft einfach zu schwach. Bankotsu hätte fast gelacht.

„Nein.“, antwortete er einfach, zufrieden, weil er momentan die Oberhand hatte und diese wohl auch erst einmal behalten würde. Und diese Zufriedenheit steigerte sich nur noch durch die Schimpftirade von Akira. Immerhin bewies dies, dass er wirklich wütend – oder verlegen – war, wenn er auf diese offensive Verteidigung zurückgriff. Daher schaffte der Anführer es auch, süffisant zu klingen – genug, um seinem Mitreisenden zu ärgern. „Ich bin allerdings ernsthaft beeindruckt. Für dein Alter kennst du schon wirklich viele Beleidigungen.“

„Du hast einfach keine Ahnung!“, fauchte Akira nun in sein Ohr, ohne auf seine letzte Bemerkung einzugehen. Irgendwie hatte er es geschafft, seinen Oberkörper etwas nach oben zu bewegen. Bankotsus Griff um seine dünnen Beine festigte sich etwas. Er wollte auf keinen Fall, dass der Kleine ausgerechnet jetzt entkam. Ein bisschen Genugtuung musste schon sein. „Die Prinzessin ist ein Geist!“

„Ouch!“, entfuhr es ihm ohne Nachdenken, als er einen ziehenden Schmerz an seinem Hinterkopf spürte. Hatte der Kleine das wirklich gerade gewagt?! Abrupt blieb der Schwarzhaarige stehen. „Hör auf, an meinen Haaren zu ziehen! Wie alt bist du?!“

„Entschuldige!“, rief Akira hastig und es klang sogar aufrichtig. Bankotsu stellte den Kupferhaarigen trotz seiner Verärgerung vorsichtig vor sich ab, nur einige Zentimeter entfernt, und warf ihm einen Blick zu, der von seinen momentanen Gefühlen Bände sprach. Sein Gegenüber erwiderte seinen Blick ohne Furcht. Seine gefährlichen, braunen Augen leuchteten in verschiedenen Brauntönen, reflektierten den Feuerschein. Doch sie zeigten pure Entschlossenheit. „Aber es ist unsere Pflicht, den Verstorbenen Frieden zu verschaffen!“

„Nicht meine!“, erwiderte der Söldner abermals scharf. Wieso hatte sich jetzt eigentlich das Blatt gewendet und der Jüngere las ihm jetzt die Leviten? Warum war er so ein Moralapostel? Trotz allem, was ihm widerfahren war. Alles im Leben beruhte doch nur auf oberflächlichen Geschäften. An tiefere Gefühle zu glauben, hatte der Schwarzhaarige selbst vor langer Zeit aufgegeben. Er selbst konnte das nicht vergessen. „Wieso willst du immer jedem helfen?!“

„Eine bessere Frage ist, warum du es nicht willst.“ Sein Tonfall war nun wieder ruhiger, fast mitfühlend. Auch sein Gesichts hatte einen merklich sanfteren Ausdruck angenommen. Hatte er vielleicht seine abschweifenden Gedanken bemerkt? Wie sonst sollte der Junge so plötzlich seine Stimmung wechseln können? Bankotsus Augen verengten sich etwas. „Der Geist der Prinzessin ist direkt neben uns. Und sie hält dich für einen gewissen Shinnosuke...“

„Was geht mich das an?“, antwortete der junge Mann kühl. Doch Akira lächelte nur sanft, blickte dann auf etwas neben ihnen. Einige Zweifel durchstießen seine Wut. Vielleicht war da ja wirklich etwas. Etwas, das nur spirituelle Leute wahrnahmen. Konnte das möglich sein?

„Nichts. Aber du kannst ihr ja trotzdem helfen.“, meinte der Kupferhaarige leise, sein Blick noch immer auf etwas neben ihnen geheftet. Er schien wirklich entweder Halluzinationen zu haben oder er sah wirklich etwas. „Ihr solltet Euch dafür allerdings sichtbar machen, Prinzessin...“ Daraufhin schien die Luft dort, wo Akira hinschaute, zu verschwimmen und die Konturen einer Person anzunehmen.
 

[Suikotsu]

Vor ihm ausgebreitet lag eine große Auswahl an Kräutern. Einige waren medizinischer Natur, andere wiederum schon fast nutzlos und nur als Gewürz nutzbar. Der Schwarzhaarige sammelte einige bestimmte Blätter zusammen, um später ein Gegenmittel für die am nächsten Tag folgenden Kopfschmerzen herstellen zu können. Dann würden seine Kameraden nämlich mit Sicherheit einen Kater haben. Denn wie er seine Freunde kannte, würden sie heute Abend feiern. Und was sie unter „feiern“ verstanden, wusste Suikotsu nur zu gut. Und vor Allem hatte er auch schon einmal die Konsequenzen tragen müssen. Eine Erfahrung, die er ungern wiederholen würde – ohne bestimmte Vorkehrungen getroffen zu haben. 'Ich muss nur aufpassen, dass ich die Mischungen dieses Mal individueller gestalte.' Der mitteljunge Mann ließ seine Gedanken wandern. Letztes Mal hatte seine Kräutermixtur zwar bei ihm, Renkotsu, Bankotsu und Jakotsu recht gut gewirkt, aber bei Kyōkotsu und Ginkotsu hatte das Zeug kaum Wirkung entfaltet. Immerhin waren sie auch viel größer als der Rest. Und bei Mukotsu war es etwas zu stark ausgefallen. 'Und ich muss bei der Kleinen aufpassen...' Frauen reagierten immerhin empfindlicher auf Heilmittel, weil ihre Kondition meistens etwas schwächer ausgeprägt war als die von Männern. Daher benötigte man glücklicherweise weniger Zutaten.

Endlich hatte Suikotsu alles zusammen, was er benötigte, und bezahlte schnell seine Einkäufe. Es war schon dunkel geworden und die Straßen der kleinen Stadt wurden nur noch von einigen Papierlaternen beleuchtet. Der Schein der Flammen spielte sanft auf den Wänden der Hütten. Trotzdem war es noch ziemlich geschäftig auf den Straßen, viele Menschen liefen umher und bewunderten die Stände und Objekte, die zum Verkauf standen. Der Schwarzhaarige war nur etwas von den Yokai – er sah einen Kitsunen, einige Tengu und sogar zwei in Menschengestalt – überrascht, die hier genauso umher rannten und das Fest zu genießen schienen. Es waren vermutlich nur friedfertige Dämonen, sonst würden sie hier nicht geduldet werden. 'Naja, immerhin feiern sie ja auch...', dachte er unwillkürlich, während er durch die Straßen zurück in Richtung des Schlosses trottete. Seine Gedanken wurden durch einen kleinen Tumult auf einer Kreuzung vor ihm unterbrochen.

„Bringt Eure Kuh gefälligst wieder in ihren Stall. Die hat auf einem Fest eindeutig nichts zu suchen!“, beschwerte sich einer der Dorfbewohner bei einem älteren Mann mit spitzen Ohren – offensichtlich ein Dämon. Die Kuh, von der gesprochen wurde, war ein braunes, recht großes Geschöpf, das unbekümmert muhte. Sie stand mitten auf der Kreuzung und behinderte so die Leute, die vorbei wollten. Suikotsu hätte dem Dorfbewohner zugestimmt, wenn es ihn denn interessiert hätte. Es war wirklich zu eng für die Kuh. Gleichgültig wandte er sich ab und versuchte, unbemerkt an ihnen vorbei zu eilen. Doch auf einmal blockierte ein längerer Schmiedehammer seinen Weg. Eigentlich hatte er direkt an den beiden Diskutierenden vorbei gewollt, aber irgendjemand schien das nicht zu wollen. Genervt wandte er seinen Blick dem alten Mann zu.

„Weißt du, wo ich meine Mō-Mō unterstellen könnte, solange ich hier bin? Dürfte nur für eine Nacht sein, wenn ich mich nicht irre.“ Der Schmied – zumindest vermutete Suikotsu, dass der Dämon einer war – blickte ihn von unten aus seinen riesigen Augen an und schien überhaupt kein Problem damit zu haben, einen völlig Fremden anzusprechen. Ungerührt blickte er zurück und schob den Hammer mit seinen Klauen beiseite. Dabei achtete er darauf, dass der Fremde seine scharfen Krallen genau sehen konnte. Allerdings schien der Alte nicht sonderlich beeindruckt. 'Warum ich...?', brummte er innerlich und schien auf den Yokai irritiert zu wirken, denn er wiederholte sogleich die Frage. Nach einer Weile langen Anstarrens antwortete der Schwarzhaarige endlich, denn er wollte sich nicht länger mit dem Greis aufhalten.

„Das Schloss hat einen großen Hof.“, antwortete er kurz angebunden und wollte weitergehen. 'Ich habe schon genug Zeit verschwendet...' Doch nach ein paar Schritten bemerkte er, dass der Dämonenschmied ihm mit seiner Kuh folgte. Suikotsu warf ihm über seine Schulter einen drohenden Blick zu, doch der Yokai lief ihm auch weiterhin hinterher. Offensichtlich hatte er vor Menschen überhaupt keine Angst. Warum auch? Er war ja ein Dämon...

„Du bist sicherlich auf dem Weg dorthin.“, meinte der Alte nach einem weiteren Augenblick und verschränkte seine Arme, nachdem er seinen Hammer wieder verstaut hatte. Es war deutlich zu sehen, dass er sich wohlfühlte und Suikotsus Verärgerung gekonnt ignorierte. Kurz war er der Kuh einen prüfenden Blick zu, die ihn aus ihren drei Augen gutmütig musterte. Offensichtlich war sie auch dämonischer Herkunft. „Ich bin übrigens Tōtōsai. Ein Schmied, der in einem ausgewählten Kreis bekannt ist. Und du, mein Junge?“

Anstatt zu antworten, warf ihm der Söldner einen weiteren genervten Blick zu. Aber das schien den Alten nicht zu stören, denn er fuhr schnell fort, als hätte es diesen Augenblick nicht gegeben. „Weißt du, ich komme jedes Jahr zum Hanami hier ins Dorf. Auf Dauer ist das Leben in den Bergen doch recht einsam...“ Und dann begann dieser Tōtōsai ihm zu erzählen, dass er vor einigen Jahren noch einen Zögling gehabt hatte, dieser jetzt allerdings in einem Menschendorf war, um eine Ausbildung zu machen, und ihn nur noch ab und zu besuchte. Dass er momentan an einem Schwert für einen recht Furcht einflößenden, aber respektablen Dämon schmiedete und ihn dies doch recht ausgelaugt hatte. Darüber erzählte der Alte noch mehr und mit jedem Satz wurde der Schwarzhaarige immer genervter.

„Halt endlich die Klappe, alter Mann!“, fuhr der sonst ruhige Söldner den Yokai an. Dieser sprang als Antwort auf seine Kuh, wo er sich im Schneidersitz niederließ. Diese allerdings blieb unbeeindruckt von seinem Ausraster und trottete weiter. Wie konnte man nur so viel reden?!

„Du bist ja nicht gerade höflich zu einem gebrechlichen alten Mann.“, wies ihn der Yokai zurecht und schlug ihn leicht mit dem Hammer, der aus dem Nichts wieder aufgetaucht war. Für einen alten Mann schien dieser Tōtōsai noch recht schnell zu sein. Suikotsu erstarrte. Der leichte Schlag hatte kaum wehgetan. Allerdings war er verblüfft, dass der alte Dämon ihn so zurechtgewiesen hatte. Die Verblüffung wich Amüsiertheit. Der Söldner fing an, lautstark zu lachen, so lächerlich fand er die Situation. Sogar seine Verärgerung über den Redeschwall des Alten war verschwunden. Dann begann er wieder in die Richtung des Schlosses zu laufen, die Kuh neben ihm.

„Du bist also ein Schwertschmied?“, fragte der Schwarzhaarige, als ihm die Auseinandersetzung von vorhin in den Sinn kam. Der Dämon nickte bestätigend. Vielleicht konnte also auch der Alte ihrer Klientin aushelfen. Dann müsste die Gruppe keinen Umweg machen und diese Frage wäre geklärt. Bankotsu und Akira würden zwar schon bald wieder ein neues Thema finden, aber vorerst würde wieder ein kurzer Frieden herrschen, was er in seiner Gruppe immer bevorzugte. Sie hatten das Schloss sogar fast erreicht. „Dann könntest du mir aushelfen, alter Mann. Eine Begleiterin von mir will nämlich in die Berge, um einen Schwertschmied zu besuchen. Ich weiß zwar nicht, was Akira davon hat, aber...“

„In Ordnung.“, stimmte der Greis recht schnell zu. Er schien nichts weiter vorzuhaben, wenn er einfach so „Ja“ sagte. Oder er wollte sich auf diese Art entschuldigen, auch wenn Suikotsu das eher bezweifelte. Irgendetwas schien dem Yokai allerdings doch durch den Kopf zu gehen, denn er fuhr schnell fort. „Sag, hat diese Akira irgendwelche besondere Fähigkeiten?“

„Ja, spirituelle Kräfte.“, erwiderte der Söldner recht schnell. Er war zwar schon einigen Priestern, Mikos und Möchtegern-Heiligen begegnet. Doch auch wenn sie spirituelle Kräfte hatten, hatte er diese noch nie mit eigenen Augen sehen können. Im Gegensatz zu der reinen Aura um einen von Akiras Pfeilen. Ihre Kräfte allerdings schienen noch recht unkontrolliert zu sein – aber er wusste, er konnte es selbst nicht so gut einschätzen. Tōtōsai nickte nur leicht, als hätte er diese Antwort erwartet.

„Dann will das Mädchen wohl zu mir. Ich habe sie nämlich schon seit einer Weile nicht mehr gesehen... Wie ist sie denn jetzt so?“, wollte der Yokai wissen, während er nachdenklich die Augen geschlossen hatte. Diese Enthüllung überraschte den halben Doktor. Er hätte niemals gedacht, dass diese beiden seltsamen Personen sich kannten. Suikotsu überlegte kurz, wie er am besten seinen Eindruck von der Miko ausdrücken konnte.

„Sie... hat ein ziemliches Temperament.“, antwortete er schließlich langsam, während er darauf wartete, dass der alte Mann seine Kuh auf dem Hof versorgte. Tōtōsai nickte nur zustimmend. Wieder mit nachdenklich geschlossenen Augen. Der Söldner betrat das Schloss und begann in die Richtung ihres zugeteilten Raumes zu laufen. Dieser war glücklicherweise recht nah am Eingang gelegen. Wahrscheinlich hatten die Bewohner dieses Hauses den größtmöglichen Abstand zwischen sich und seine Gruppe bringen wollen. Allerdings kam diese Handlung nicht sonderlich überraschend.

„Ach, das war schon immer so. Seit sie ein kleines Mädchen war. Einmal hat sie sogar...“, begann der alte Dämon, eine weitere Geschichte zu erzählen. Doch genau dann hörten die beiden Ankömmlinge zwei laute Stimmen. Offensichtlich stritten sich die Besitzer dieser und dieses Mal sogar vor der ganzen, versammelten Truppe. 'Mal wieder die zwei üblichen Verdächtigen...', kommentierte Suikotsu geistig, verzog allerdings keine Miene. Sein Begleiter legte neugierig den Kopf schief und richtete seinen Blick auf die in Sicht kommende Tür.

„...Schuld, du blöder Zwerg!“, erklang Bankotsus laute, erboste Stimme aus dem Raum, in dem ihre Gruppe untergebracht war. Vor ihrer Ankunft war es schon lange her gewesen, dass Bankotsu außerhalb eines Kampfes mal so laut geworden war. Wieder schoss ihm ein Vergleich durch den Kopf, den die beiden Beteiligten allerdings garantiert nicht lustig finden würden. Der junge Anführer würde ihm dafür wohl sogar den Kopf abreißen. Der Söldner kam dennoch nicht umhin, bei den Beiden immer wieder an ein altes Ehepaar erinnert zu werden.

„Eine lebhafte Gruppe, muss ich sagen.“, meinte Tōtōsai amüsiert, während sich die Tür öffnete und Bankotsu zügig in die entgegengesetzte Richtung zu ihnen verschwand. Nicht einmal eine Sekunde später erschien Akiras kupferbrauner Haarschopf in der Schiebetür, während sie ihm wütend „IDIOT!“ hinterher rief. Genauso schnell verschwand ihr Kopf wieder und sie schloss die Tür mit einem lauten Knall hinter sich. Suikotsu schloss genervt die Augen und unterdrückte den Drang, ein Wörtchen mit den Beiden zu reden. Das wäre sinnlos, denn keiner von ihnen würde auch nur im Geringsten auf ihn hören.
 

[Akira]

Schnell ging sie zurück zu ihrem Platz und ließ sich auf ihre Decke plumpsen. 'Da denke ich für einen Moment, er versteht mal was, und dann geht das wieder los. Warum ist er nur so egoistisch und kann nicht mal einer Person helfen ohne Gegenleistung?!', wütete die junge Frau gedanklich. Sie verstand den Anführer einfach nicht und sie verstand nicht, wie man zu einer solchen Lebenseinstellung kam. Und das frustrierte sie ungemein. Gedankenverloren griff sie ihr geerbtes Schwert und starrte es anstelle Bankotsus nun böse an. Ihr Ärger schwang augenblicklich zu diesem lästigen Schwert über. Am liebsten würde sie es einfach wegwerfen, aber das wäre einfach nur verantwortungslos. Wer wusste schon, was dieses Schwert für Katastrophen heraufbeschwören konnte? Magische Gegenstände waren ihrer Meinung nach für die meisten Geschöpfe – nein, für alle – gefährlich. Akira schreckte auf, als sie ihren Namen über ihrem Kopf vernahm, ihr Kopf ruckte nach oben. Nun blickte sie direkt einem furchterregenden, grimmig dreinblickenden Suikotsu in die Augen. Er schien momentan etwas gereizt zu sein und das veranlasste ihren Körper dazu, etwas in sich zusammensinken zu wollen. Das ließ sie jedoch nicht zu. Er schien es zu bemerken und grinste etwas.

„Hab dir jemanden mitgebracht.“, brummte er. Irritiert blickte sie ihr Gegenüber an. Ja, sie hatte zu einem Schmied gewollt... Allerdings zu einem ihr bekannten, dämonischen Waffenschmied. Ein Dorfschmied würde mit ihrer Klinge bestimmt nichts anfangen können. „Du wolltest doch zu einem Schmied?“

„J-ja... Aber der Dorfschmied wird wohl nicht ausreichen, fürchte ich...“, antwortete Akira und zuckte entschuldigend mit ihren Schultern. Nun grinste Suikotsu wirklich amüsiert. Was war denn auf einmal mit ihm los? Normalerweise hielt sich der ruhige Söldner eher von ihr fern. Ihre Verwirrung wurde zumindest teilweise aufgelöst, als eine ihr gut bekannte Stimme erklang.

„Wer hat was von einem Dorfschmied gesagt, Kleine?“
 

[Jakotsu]

„Oh!“ Auf einmal fiel ihm wieder ein, woher er den alten Dämon, der sich neben Akira und Suikotsu niedergelassen hatte, kannte. Hastig stand er auf und eilte zu seiner Schwester, zwei Muscheln noch immer in der Hand haltend. Als die Drei seine Anwesenheit bemerkten, blickten sie ihn an. Der alte Dämon schien überhaupt nicht gealtert zu sein in den acht Jahren. „Lange nicht gesehen, Tōtōsai.“

„Wenn das mal nicht der Junge ist, der seine Schwester bei mir abgeladen hat.“, begrüßte ihn der senile Dämon und winkte ihn näher. Schnell und elegant ließ sich der Transvestit wie immer neben Akira nieder und kratzte sich dann verlegen am Kopf. Es war zwar wahr, dass Akira bei dem Schmied geblieben war, aber das Wort „abgeladen“ klang einerseits scherzend, andererseits jedoch zu übertrieben. Es war eindeutig besser für ein Kind gewesen, an einem Ort aufzuwachsen, als mit ihm zu reisen. Wer weiß, was aus ihr geworden wäre, wäre sie unter seinen Freunden aufgewachsen. „Ich hoffe, du bist wirklich stärker geworden, so wie du es ihr versprochen hast.“

„Keine Sorge.“, antwortete Akira an seiner Stelle mit einem breiten Lächeln. Fast schon beiläufig packte sie ihn am Kragen, zog ihn energisch zu sich herunter und warf ihm einen kurzen, blitzenden Seitenblick zu. Durch diesen kurzen Blick versteifte er sich kurz und dem Schwarzhaarigen dämmerte, dass die Kupferhaarige etwas sauer auf ihn war. Seltsamerweise war Akira ihm gegenüber fast nie offen wütend, sondern zeigte ihm ihren Ärger nur durch eindringliche Blicke und Handlungen. „Er ist ein guter Kämpfer.“

„Dann ist ja gut. Schön, euch beide wiedervereinigt zu sehen.“ Tōtōsai nickte glücklich, wandte sich dann allerdings wieder einem vor ihm liegenden Gegenstand zu und betrachtete ihn eindringlich. Es bildete sich sogar eine Furche zwischen seinen Augenbrauen. Akira hingegen ließ Jakotsus Kimono los und setzte sich wieder entspannter hin. 'Warte mal...', fuhr es ihm durch den Kopf, als er Akiras Schwert erkannte. Sie hatte nicht mehr viel darüber gesagt, nachdem es diesem Phantomyokai alle Energie entzogen hatte. Seitdem war auch nichts weiter passiert. Zumindest soweit der Transvestit wusste. „Allerdings weiß ich nicht, wie du an ein Yōtō gekommen bist.“

„Es gehörte unserem Vater.“, antwortete Akira ernst, während ihr Blick starr auf das Katana gerichtet blieb. Suikotsu hingegen schien nur noch halb zuzuhören, da er eine Schale herausgeholt hatte und begann, Kräuter und Blätter zu vermischen. Jakotsu vermutete, dass er schon einen Sud für den Abend zubereitete, war sich aber nicht sicher. Der junge Mann schüttelte kurz seinen Kopf, versuchte, sich wieder auf den alten Yokai und das Gespräch zu konzentrieren.

„Wir wussten allerdings nicht, dass Yoshizuki ein böses Schwert besaß...“, merkte er daher an, woraufhin seine Schwester zustimmend nickte. Tōtōsai blickte erst Akira, dann ihn selbst prüfend an.

„Für Menschen ist dieses Schwert absolut zerstörerisch. Soweit ich spüren kann, hat es die Fähigkeit, fremde Energie zu absorbieren.“ Der feste Blick des alten Mannes lag nun wieder auf der Kupferhaarigen. Oder besser gesagt, auf ihrer rechten Hand – die, wie Jakotsu bemerkte, von einem weißen Tuch umschlungen war. Vorher war es dem Schwarzhaarigen noch nicht aufgefallen. „Zeig mir deine Hand.“

„Es heilt bereits...“, kommentierte die junge Frau, streifte den Stoff jedoch gehorsam ab und hielt ihre Handfläche für die Anderen sichtbar hoch. Ein Schauer lief dem Transvestiten über den Rücken. Ihre Hand war dort, wo sie vermutlich das Katana gehalten hatte, schwarz verätzt – oder verbrannt – und von der „Hauptader“ zweigten mehrere blitzähnliche Verbrennungen üer den Rest ihrer Hand. Es wirkte allerdings wirklich so, als würde es bereits abheilen. Jakotsu warf seiner Schwester einen entsetzten, aber auch wütenden Blick zu, die ihre Konzentration jedoch auf ihren ehemaligen Lehrer gerichtet ließ. 'Dieses dumme Mädchen! Dieser Sturkopf!', schimpfte der Transvestit innerlich und beschloss, später ein Wörtchen mit ihr zu reden. Trotzdem presste er vorerst seine Lippen zusammen. „Kannst du es zerstören, Tōtōsai?“

„Nein, tut mir leid.“, erwiderte der Angesprochene, seinen besorgten Blick noch immer auf ihre verletzte Hand gerichtet. Akira schien das zu bemerken, da sie wie beiläufig ihre Hand wieder mit dem weißen Stoff verdeckte. „Es enthält bereits soviel böse Energie, dass auch ich es nicht wagen würde, diese Klinge zu berühren. Schlimmer ist noch, dass solche Schwerter dazu neigen, ihren Träger zu überwältigen. Ich würde davon abraten, es ein weiteres Mal zu benutzen.“

„Ich verstehe... Also gibt es keine Möglichkeit, Surudoi unschädlich zu machen?“

„Doch, das ist möglich. Deine spirituellen Kräfte müssten stark genug sein, um dein Katana zu kontrollieren. Aber da du sie ja noch nicht konzentriert einsetzen kannst – wie ich sehe – liegt das außerhalb deiner Möglichkeiten.“, erklärte der Waffenschmied ruhig, die mitfühlenden Augen auf seine ehemalige Schülerin gerichtet.

„Nicht ganz...“ Sie blickte etwas beschämt nach unten, vermied den Blickkontakt mit ihren Begleitern. Jakotsus Blick glitt über das verdammte, schön verzierte Schwert, blieb dann aber auf seiner Trägerin haften. 'Warum hatte sie ihm nichts gesagt? Vertraut sie mir so wenig?', fuhr es ihm durch den Kopf und er wandte den Kopf verletzt von seiner Schwester ab. Eine Weile herrschte eine bedrückende Stille. Im Raum war nichts weiter zu hören außer dem Mahlen von den Kräutern und einem leisen, nicht verständlichen Gespräch zwischen Ginkotsu und Renkotsu. Wahrscheinlich ging es wieder um verbesserte Waffen für Ginkotsu oder so, wie der Transvestit vermutete. Er wollte nicht der Erste sein, der das Gespräch wieder aufleben ließ. Darüber hinaus wusste er auch gar nicht, was er hätte sagen sollen.

„Ich habe allerdings von einem Schwert gehört, dass das Potential spiritueller Kräfte vollkommen ausschöpfen kann. Seine Angriffe sind je nach Träger unterschiedlich stark...“, überlegte Tōtōsai laut und erregte durch das Gesagte die Aufmerksamkeit der Geschwister. Wenn es eine Möglichkeit gab – außer die offensichtlichste: es einfach wegzuschmeißen, was Akira jedoch garantiert nicht tun würde – sollten sie sie auch wahrnehmen. Sonst hätten sie einen weiteren Gegner, der nur schwer oder gar nicht zu überwinden war. Und er persönlich wollte sich auch nicht mit einem Gegenstand anlegen. 'Das wäre sogar noch erbärmlicher, als gegen eine normale Frau zu kämpfen...', murrte der Transvestit gedanklich. „Es müsste auch als Banner benutzt werden können, denke ich.“

„Und wo soll dieses mysteriöse Schwert sein?“, fragte Jakotsu barsch und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Das brachte ihm einen warnenden Blick von der Kupferhaarigen und einen amüsiert blitzenden von Tōtōsai ein.

„Ich habe keinen blassen Schimmer. Die letzte Besitzerin war eine Miko namens Midoriko. Mehr weiß ich nicht darüber.“

„Die Midoriko, die die Seele der Dämonen reinigen konnte?“, fragte Akira nach. Jakotsu runzelte die Stirn. Von einer solchen Frau hatte er ja noch nie etwas gehört. 'Nun ja, vielleicht habe ich da einfach abgeschaltet...', gab er innerlich zu und erlaubte sich ein verlegenes Lächeln. Frauen hatten den Schwarzhaarigen noch nie interessiert, er mochte sie ja nicht mal.

„Ja.“ Der alte Dämon nickte einmal bestätigend und fuhr sich dann nachdenklich über den Bart. „Soweit ich weiß, ist ihre letzte Ruhestätte in einem Dorf der Dämonenjäger. Wo das ist, will ich eigentlich gar nicht so genau wissen, ehrlich gesagt. Und ich würde euch auch davon abraten, dahin zu gehen. Die sind äußerst gefährlich und sehr misstrauisch. In den Bergen haben sie quasi nie Besuch, außer es geht um ein Geschäft.“ Er schüttelte sich kurz, bevor er auf das Schwert zu seinen Füßen sah und sich ein weiteres Mal schüttelte. Vielleicht wegen dessen Aura, die sogar der Transvestit wahrnahm. Aber wo sollte dieses Dämonenjägerdorf sein? 'Hoffentlich nicht zu weit entfernt... Sonst fangen die Beiden wieder an zu streiten...', schoss es Jakotsu automatisch durch den Kopf. Zum ersten Mal seit einer Weile wechselte er mit der Kupferhaarigen einen ratlosen Blick. Wie sollten sie sonst dort hin kommen? Vielleicht wusste Renkotsu ja etwas, immerhin war er derjenige, der immer über alles informiert war und fast alles erklären konnte, zumindest aus seiner Perspektive.

„Ich war dort schon einmal. Kurz.“, brummte Suikotsu schließlich, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Erleichterung durchfuhr den jungen Mann und auch auf Akieas Gesicht bildete sich ein glückliches Lächeln. 'Dann müssen wir nur noch Bankotsu überzeugen. Kleinigkeit!', dachte Jakotsu fröhlicher als zuvor. Er hatte sogar beinahe vergessen, dass er noch sauer auf Akira sein wollte. Doch der Anführer hatte vorhin wütend den Raum verlassen, nachdem er sich mit der Kupferhaarigen über irgendeine Verantwortung gestritten hatte. 'Wo ist der eigentlich hingelaufen...?'
 

~{In der Zwischenzeit}~

[Bankotsu]

Wütend stapfte der junge Söldner in Richtung des Innenhofes, gefolgt von einer verschwommenen Erscheinung. Als er sich das letzte Mal umgedreht hatte, hatte er nur einen prunkvollen Kimono, lange schwarze Haare und ein ausgesprochen unscharfes Gesicht sehen können. Und nun glitt der Geist hinter ihm her. Trotzdem war er nicht gewillt, dem Kupferhaarigen nachzugeben. Der sollte sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen, soviel war sicher. Der Zopfträger hatte schon genug damit zu tun, den Jungen in die Schranken zu weisen und ihn zu beschützen. Er mochte den Kleinen zwar eigentlich, doch andererseits setzte er ihm manchmal doch zu arg zu. Eine kleine Stimme in seinem Inneren fragte sich, warum. Der Schwarzhaarige schreckte aus seinen Gedanken hoch, als eine weiche, eindeutig weibliche Stimme ihn von hinten ansprach. Das konnte ja eigentlich nur der Geist sein.

„Entschuldige, Shinnosuke...“, begann sie zögerlich, doch er unterbrach sie unwirsch. Hatte er nicht beschlossen, Akira keinen Gefallen zu tun?

„Das ist nicht mein Name.“

„Oh doch, natürlich. Ich erkenne dich doch sofort. Warum willst du deine Identität vor mir verbergen?“ Der Geist klang nun traurig, ihr Kopf war nach unten geneigt, doch er antwortete ihr nicht. Warum auch? Was sollte er sagen? So wie es aussah, würde der Geist sowieso weiterhin auf seiner Meinung beharren.

„Was willst du?“, fragte er daher schnell. Soweit er wusste, ließen Geister einen nicht mehr so schnell in Ruhe, wenn sie sich einmal fixiert hatten. Dann konnte er sich genauso gut anhören, was sie zu sagen hatte. Auch wenn Bankotsu schon wusste, worum es vermutlich ging: Ihr war ein Unrecht geschehen und das hielt sie auf der Welt fest. Das war einfach nur traurig.

„Ich habe dich damals wirklich geliebt, Shinnosuke, aber ich konnte mich einfach nicht überwinden, meinem Vater zu widersprechen und die Heirat abzuwenden. Mein Pflichtgefühl war einfach zu stark und ich habe damit geendet, dich, meinen Ehemann und mich selbst Unrecht zu tun und unnötig zu verletzen. Und bevor ich dich um Verzeihung bitten konnte, konnte ich es schon nicht mehr. Du ignoriertest mich nur noch...“ Ihre Stimme zitterte merklich, sie schien zu weinen. Sie war durch die Geschichte gehetzt, als hätte sie diese Entschuldigung jahrelang geübt. Wahrscheinlich war das sogar der Fall. Diese seltsame Prinzessin war also gestorben, bevor sie ihren Geliebten um Verzeihung bitten konnte. Aber was interessierte ihn das? Durch ihre halbdurchsichtige Gestalt konnte er nun eine weitere, schmale Person herbeirennen sehen. Akira. Panisch huschte sein Blick wieder zu dem Gesicht der Prinzessin. „Ich... ich bitte dich vielmals um Entschuldigung... und kann nur auf deine Vergebung hoffen...“

„Schon gut.“, presste er hervor. Der Schwarzhaarige konnte nur lügen, denn eigentlich gab es nichts zu verzeihen. Nicht für ihn. Vielleicht sollte er das sagen? Der Kupferhaarige kam schon beinahe schlitternd neben ihm zu stehen und blickte ihn verwirrt an. Er schien schon vergessen zu haben, dass ER ihm dieses Dilemma eingebrockt hatte. Bankotsu warf seinem Begleiter einen irritierten Blick zu, bevor er sich wieder dem Geist zuwandte. Dieser blickte ihn schon erstaunt an. „Es gibt nichts zu verzeihen. Du hast nur deine Pflicht getan. Das verstehe ich...“

„Das...“, begann die Prinzessin und man konnte gerade ein Lächeln auf ihren verschwommenen Zügen erkennen. Sie hob eine durchsichtige Hand und hielt sie an seine Wange. Er konnte aber überhaupt nichts spüren. Es beunruhigte den Anführer etwas, das er diese Handlung nicht wahrnehmen konnte. Dann hielt er auf einmal inne. 'Durchsichtig? Eben konnte ich sie doch noch gut sehen...', bemerkte er und beobachtete, wie sie immer mehr verschwand. „...macht mich glücklich.....“
 

[Akira]

„Ist der verdammte Geist endlich weg?“, brummte der junge Anführer mürrisch, aber auch leicht neugierig. Das hieß wohl, dass er mittlerweile nicht mehr so „verstimmt“ war wie vorher. Immerhin redete er wieder normal mit ihr, was ihr ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Du willst wissen, ob sie endlich Frieden gefunden hat? Ja, mittlerweile hat sie die Grenze zum Jenseits überwunden.“, erklärte sie ruhig, während ihr Blick noch immer auf der Stelle ruhte, wo sich die Prinzessin einige Augenblicke zuvor aufgelöst hatte. Es überraschte die junge Frau nur, dass es den Söldner überhaupt interessierte. 'Vielleicht ist er tief im Inneren am Ende ja doch ein netter Kerl...' Bei dem Gedanken legte sie den Kopf leicht schief und betrachtete ihn. Interessiert, ob ihre These stimmte. Ein breites Grinsen erhellte sein Gesicht auf einmal.

„Du sahst wirklich ziemlich verrückt aus, als du vorhin Löcher in die Luft gestarrt hast. Okay, vielleicht nicht verrückt, sondern eher albern.“, spottete Bankotsu, grinsend wie ein kleiner Junge, der erfolgreich einen Streich gespielt hatte. Wie alt war er denn? Die Kupferhaarige verdrehte ihre Augen und warf ihm einen genervten Blick zu. 'Sehr tief im Inneren...', dachte sie und unterdrückte ein Schnauben. Auch wenn sie sich mittlerweile sogar an seine Witze und Sprüche gewöhnt hatte, nervten sie noch immer. Dann fiel ihr plötzlich siedend heiß ein, dass sie ihn noch wegen des Dämonenjägerdorfes fragen wollte. Und seine gute Laune kam ihr da gerade recht.

„Oh! Ja, genau! Ban, ich hätte da noch eine Frage...“

Zeit für Gestern

{Mittag}

[Jakotsu]

„Also, wer ist diese Midoriko-Person?“, fragte der junge Mann in die Runde. Sie waren bereits seit einigen Stunden unterwegs, würden das vorgesehene Dorf allerdings nicht vor morgen Mittag erreichen. Er streckte sich ausgiebig, bevor er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte. Zu wenig Schlaf konnte tödlich sein... Immerhin hatte er keine Kopfschmerzen dank Suikotsu. 'Auch wenn das Kräuterzeug einfach nur widerlich war...', fuhr es ihm bei dieser schrecklichen Erinnerung durch den Kopf. Dann blickte Jakotsu wieder seine Gefährten an, wartete noch immer auf eine Antwort, die bis jetzt ausgeblieben war. Letztendlich schien sich Renkotsu zu erbarmen. Es war allerdings nicht verwunderlich, dass der Feuerbruder die Geschichte kannte.

„Midoriko war eine Priesterin, die vor ungefähr 500 Jahren gelebt hat.“, erklärte Renkotsu ruhig. Auch die anderen schienen ihm gespannt zuzuhören, was ihn jedoch vermutlich nicht dazu bringen würde, fortzufahren. Dazu brauchte er meistens einen etwas größeren Anstoß.

„Und was war an der so besonders?“, fragte der Transvestit daher nach. Der einzige Grund, warum es ihn interessierte, war, dass sie der Grund für ihren Umweg war. Wenn er ehrlich war, hatte er nie so ganz verstanden, was an spirituellen Kräften so toll war. Seiner Meinung brachten sie nur Schwierigkeiten. Ja, natürlich, sie verkörperten Reinheit und das Gute - aber den Sinn und den Terz, der darum gemacht wurde, war einfach nur nervig. Sogar die Dorfbewohner aus seiner Kindheit hatten seine Schwester deswegen unter Druck gesetzt. Das einzig Gute, das der Schwarzhaarige daran erkennen konnte, war das Töten von Dämonen. Sein Blick schweifte in die Ferne, als er sich an Einzelheiten erinnerte. Erst Renkotsus rauhe Stimme brachte ihn in die Gegenwart zurück.

„Damals, als noch der Adel regierte, waren schlimme Zeiten, es gab viele Tote und Kranke. Kontinuierlich gab es Kriege und Hungersnöte. Es war sehr viel schlimmer, als es heute ist. Dadurch konnten die Dämonen sich sehr gut ernähren und plagten das ganze Land. Viele Mönche und Priesterinnen versuchten daher, die Yokai endgültig zu erledigen. Und die Mächtigste unter ihnen war Midoriko.“ Der Kahlköpfige hielt kurz inne, überlegte offensichtlich, was wichtig genug war, um es zu erwähnen. Der durchdringende Blick seiner schwarzen Augen lag nun direkt auf Jakotsu. Anscheinend war diese restliche Erklärung explizit für ihn bestimmt. „Sie galt als der mächtigste Mensch ihrer Zeit. Diese Miko besaß nämlich die Fähigkeit, die Seelen von Dämonen zu extrahieren und unschädlich zu machen. Sie starb letztendlich durch die Yokai. Es ist interessant, dass solch mächtige Personen immer ein tragisches Ende nehmen. In der Geschichte gibt es so viele tragische Geschichten...“

„Aha. Aber was hat das jetzt mit uns zu tun?“, erwiderte der Schwarzhaarige etwas gelangweilt. Was hatte er schon von einer Lektion in Geschichte? So etwas interessierte ihn nun einmal nicht im geringsten. Und für seine Begleiter galt eigentlich dasselbe – Renkotsu war dabei eine große Ausnahme. Mukotsu zum Beispiel schien bereits im Gehen zu schlafen, während Suikotsu schon wieder tief in Gedanken war.

„Nichts. Zumindest nicht direkt.“, seufzte Akira schließlich, ihre hellbraunen Augen trafen auf seine. In ihnen lag etwas, was er nicht genau bestimmen konnte. Nach einigen Sekunden verschwand dieser Ausdruck wieder. Aber der junge Mann wusste mittlerweile, was es gewesen war: Tief sitzender Schmerz. Die Frage war nur, warum. Oder täuschte er sich etwa? „Die Waffe ihrer Wahl war ein Schwert, das angeblich nur von bestimmten Personen benutzt werden kann. Midoriko soll ihre spirituelle Energie durch dieses Schwert geleitet haben.“

„Und das soll dann dein Dämonenschwert bändigen?“, hakte Bankotsu gespielt desinteressiert nach. Das war das erste Mal seit sie aufgebrochen waren, dass er ein Wort sagte. Allerdings hatte er auch nichts mehr gegen den Umweg gehabt, als er Akiras Wunde gesehen hatte. Aber er hatte seitdem halt auch nichts mehr gesagt. Und das sah dem Anführer nicht ähnlich. „Falls du es beherrschen kannst, natürlich...“

„Laut Totosai, ja.“, antwortete die Kupferhaarige sachlich, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie schien Distanz mal wieder für die beste Lösung zu halten. Das machte sie sogar ihm gegenüber. Wie bei ihrem letzten Gespräch. Die junge Frau hatte einfach nur abgeblockt und gemeint, es sei nichts. Jakotsu seufzte leise. „Wenn meine spirituellen Kräfte ausreichen...“

„Wenn nicht, bist du noch auf ganz andere Arten und Weisen noch ein Kind, als ich schon vermutet habe.“, stichelte der Zopfträger breit grinsend und bewegte Banryu beiläufig auf seiner Schulter in eine andere Lage. Bestimmt tat ihm diese Stelle jetzt besonders weh. 'Hab mich geirrt. Er ist wieder ganz der Alte.', dachte Jakotsu erleichtert.

„Mag sein...“, murmelte die junge Miko zerstreut, blickte den Anführer jedoch nicht an. Dieser blinzelte kurz verwirrt aufgrund der ungewohnten Reaktion ihrerseits, zuckte dann aber nur mit den Schultern. Stattdessen ließ sie sich etwas dem Kahlköpfigen zurückfallen. Auch der Transvestit verlangsamte seine Schritte. „Weißt du, dass du den wichtigsten Teil der Geschichte weggelassen hast, Renkotsu?“

„Ach ja?“, fragte der Angesprochene scheinheilig mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht. Er hatte es mit Sicherheit gewusst. Wahrscheinlich, um seine Freunde zu verschonen. Welch Freundlichkeit seinerseits... Allerdings war nun Jakotsus Neugier geweckt. „Der Haufen hier interessiert sich nicht für Mythen oder Geschichten. Aber du hast natürlich Recht. Die Geschichte birgt noch mehr, nämlich das Fatalste...“

„Ja. Ausgerechnet menschliche Schwäche...“ Doch seine Schwester wurde unterbrochen, als sie das Gespräch weiter vertiefen wollte. Dabei hatte sein Interesse gerade angefangen, zu steigen.

„Trödelt nicht so rum, Leute!“, hallte Bankotsus Stimme von vorne zu ihnen. Jakotsu warf seinem besten Freund einen beleidigten Blick zu, bevord die Drei schnell anfingen, zu den anderen über den unbefestigten, braunen Weg aufzuschließen.
 

{Früher Abend}

[Bankotsu]

Es war wirklich merkwürdig, was Geld – oder die Aussicht darauf – alles bewirken konnte. Sonst hätten sie nicht so schnell eine Unterkunft bekommen, zumindest nicht in einem solchen Etablissement. Vor etwa einer Stunde war in dieser ausgesprochen ländlichen Region ein Anwesen aufgetaucht. Und wie sich überraschenderweise herausstellte, war es der Versammlungsort für Männer aus der Region. Aus offensichtlichen Gründen: Denn die Mädchen hier waren durchschnittlich recht attraktiv. Es schien auf jeden Fall nicht schlecht zu laufen. Im Großen und Ganzen wirkte das Anwesen keinesfalls zwielichtig, sondern eher wie ein normales Fürstenhaus. Wenn die Mädchen nicht wären... Der junge Anführer bezweifelte allerdings, dass der Hausherr ein rechtschaffener Mensch war. Wahrscheinlich war er wieder nur ein durchschnittlicher Verbrecher, der Glück gehabt hatte. Aber ihm sollte es recht sein. Ein selbstsicheres Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als der besagte Mann in Sicht kam. Offensichtlich hatte ein Mädchen von ihrer Ankunft oder von neuer Kundschaft berichtet. Das Gesicht des Fremden zeigte eine gewisse Vorsicht, die die Meisten bestimmt schlicht und ergreifend übersehen hätten. Vielleicht hielt er die Acht für Aufräumer von Adligen aus der Region... Der junge Mann konnte regelrecht den abschätzenden Blick des Älteren auf sich spüren. Sein Blick blieb verdächtig lange an Banryu hängen.

„Was kann ich für Euch tun?“, fragte der Mann unverbindlich, während Bankotsu ihn nun eingehender musterte. Wenn auch unauffälliger als sein Gegenüber. Seine schwarzen, gepflegten Haare waren zurückgebunden und er trug recht teure Kleidung. Ein weiterer Hinweis auf das gut laufende Geschäft. Der Mann war etwas größer als er selbst. Seinem Gesicht merkte man schon einige Jahre an. Bankotsu schätzte ihn etwas älter ein als Suikotsu. Doch er bezweifelte, dass dieser Mann in jüngeren Jahren ein Frauenschwarm gewesen war.

„Ich will Unterkunft und Essen für eine Nacht.“, erklärte der Anführer schließlich und hielt kurz inne. Er wollte nicht unnötig Geld ausgeben. Aber wer wusste schon, was sich später noch ergab? Vermutlich würde er es ihnen dann erlauben. Eine solche Dienstleistung vorher zu beantragen, war töricht, da es meistens sowieso stimmungsabhängig war. „Acht Personen. Keine weiteren Dienstleistungen.“

„Mhm... Wenn das so ist, kommt herein. Allerdings...“ Der Mann schien etwas enttäuscht zu sein, kommentierte aber nicht weiter, sondern wandte sich einem Thema zu, das unvermeidlich gewesen war: der Preis. Die Beiden verhandelten kurz, doch der Besitzer gab schneller nach, als erwartet. Der Preis war sogar geringer als an normalen Unterkünften. Es war akzeptabel. Nachdem der Zopfträger ihm das Geld ausgehändigt hatte, zählte der Mann schnell die erhaltenen Münzen. Dann verbeugte er sich respektvoll. „Ich lasse sofort Zimmer für Euch vorbereiten. Solange könnt ihr im Hauptraum speisen.“

Bankotsu nickte nur als Antwort und wandte dem Mann den Rücken zu. Hinter sich hörte er eilige, schon fast geschäftig klingende Schritte, die sich entfernten. Gemächlich ging er zu seinen Freunden. Sie alle warteten leise miteinander redend auf dem erdbraunen Feldweg. Kyokotsu erblickte ihn als Erster.

„Sieht so aus, als könnten wir etwas Bequemeres benutzen als den Erdboden.“, sagte er amüsiert, doch bei ihm klang es wie immer wie ein amüsiertes Grollen. Sein Gesicht wurde durch ein Grinsen erhellt. Auch auf den Gesichtern der sechs Anderen zeigte sich Erleichterung.

„Nein.“, erwiderte Mukotsu breit grinsend, als erwarte er etwas Besonderes. Der junge Anführer kannte seinen alten Begleiter gut genug, um zu wissen, was er wollte. Jakotsu schien ebenfalls zu wissen, was kommen würde, da er gerade einen Vogel fasziniert beobachtete. Sein Bruder hingegen zog allerdings nur fragend die Augenbrauen hoch. „Sieht so aus, als würden wir heute Abend Spaß haben.“
 

[Renkotsu]

„Vor allem spirituelle Personen scheinen besonders häufig von einem tragischen Ende betroffen zu sein.“, behauptete der junge Mann, während sie aßen. Renkotsu hob seine Brauen. Er hatte nicht so häufig Gelegenheit für so etwas. Es hatte sich nämlich gerade ein recht interessantes Gespräch mit Akira entwickelt. Jakotsu saß ebenfalls bei ihnen und hörte zu. Vielleicht träumte er auch vor sich hin. 'Von seinem Traumprinzen...' Dieser Gedanke ließ den Kahlköpfigen etwas grinsen, bevor er sich wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Er hätte allerdings nicht erwartet, dass der Junge solche Geschichten kannte. Andererseits hatte er auch eine angefangene, spirituelle Ausbildung erwähnt. Auch der Rest seiner Freunde hatte sich in kleiner Gruppen aufgeteilt, die jeweils eigene Gespräche führten. „Besonders Priesterinnen.“

„Kannst du mir Beispiele nennen?“, hakte er nach. Im Moment kam sich Renkotsu vor wie ein Lehrer, der seinen Schüler abfragte. Akira stellte seine Schüssel vor sich ab und blickte ihn aus seinen braunen Augen interessiert an.

„Midoriko, zum Beispiel. Tsukiyomi.“ Er senkte nachdenklich seinen Blick. Auch Renkotsu fragte sich, ob er das Mädchen-Thema ansprechen sollte. Im Moment waren sie gerade im Gespräch und das musste ja nicht jeder mitbekommen, wenn er ihn das fragte. Wenn er falsch lag, wäre das vor den anderen unangenehm. Und wenn er doch Recht hatte, könnte sich für ihn ein Vorteil ergeben. Irgendwie. „Kikyou hätte ich fast vergessen. Dabei ist das gerade mal ein halbes Jahrhundert her.“

„Könntet ihr mal aufhören, fremde Namen in den Raum zu werfen? Da kriege ich ja Kopfschmerzen...“, beschwerte sich Jakotsu endlich. Auch er senkte seine Schüssel und blickte von Akira zu dem Feuerbruder. Immer hin und her.„Ich würde lieber die Geschichte von dieser Midoriko zu Ende hören.“ Der Kupferhaarige nahm seine Schüssel wieder in die Hand und aß weiter. Anscheinend wollte er ihm das Erzählen überlassen. Der Feuerbruder seufzte.

„Nun gut. Dann hör auch zu.“, ermahnte Renkotsu seinen Gefährten, der jedoch wieder etwas abwesend nickte. Und schon wieder war er weg. Ihr junger Begleiter lehnte sich entspannt an die Wand, stupste den Transvestiten beiläufig mit seinem Fuß an, während er weiteraß. Sofort war er wieder in dieser Welt. „Es wird gesagt, dass sie zehn Dämonen auf einmal töten konnte. Daher hatten die Yokai Angst vor ihr und suchten nach einem Weg, die Priesterin loszuwerden. Daher verschmolzen sie am Ende in dem bösen Herz eines Mannes, der sie begehrte, zu einem Yokai, der ebenso mächtig war wie sie. Sieben Tage und Nächte kämpften sie, doch Midoriko war mittlerweile erschöpft und sah ein, dass sie den Dämon nicht besiegen konnte. Sie war gerade von seinen Klauen gepackt worden, als sie ihre letzte Kraft zusammen nahm. Sie fing die Seele des Yokai ein und fesselte sie an ihre eigene. Dann stieß Midoriko die Seelen aus ihrem Körper, was sowohl den Dämon als auch sie selbst tötete. Angeblich entstand daraus das Shikon no Tama, aber das ist nur eine Geschichte. Das Juwel ist vor langer Zeit verschwunden.“

„Es heißt, in dem Juwel kämpfen die beiden Seelen noch immer gegeneinander.“, vollendete der Jüngste die Sage. Jakotsu wirkte recht beeindruckt und schien über den Mythos nachzudenken, bevor er gleichgültig mit den Schultern zuckte. War ja klar gewesen. Akira hingegen lächelte leicht. „Du bist ein recht guter Geschichtenerzähler, Renkotsu.“

„Das lernt man.“, erwiderte der Angesprochene schulterzuckend. Früher im Kloster hatte er manchmal sogar Kindern sowas erzählen müssen. Er musterte sein Gegenüber und beschloss, seine Frage zu riskieren. Seine und Jakotsus Reaktionen würden ihm endlich Gewissheit verschaffen. Er war nicht dumm. Zumindest der Transvestit musste es wissen. Der Feuerbruder blickte den Kupferhaarigen daher scharf an. „Du bist ein Mädchen, richtig?“

„Was?“, fragte Jakotsu an Akiras Stelle ziemlich erstaunt, die Augen überrascht geweitet und erstarrt. Die Reaktion des – oder der? – Kupferhaarigen war noch interessanter: Akira fing an, lautstark zu husten. Offensichtlich hatte er/sie sich an seinem/ihren Reis verschluckt. Damit wäre seine These wohl bestätigt. Doch bevor Akira wieder sprechen konnte, beschloss der Transvestit zu antworten. „Ja, ist sie.“

„Nii-chan! Was machst du?!“, zischte Akira wütend, seine... nein, ihre Augen glühten kupferrot. Renkotsu lehnte sich entspannt zurück, genoss das Schauspiel, das sich ihm bot. Warum der Transvestit es so einfach verraten hatte, wusste der Kahlköpfige nicht. Aber es war schließlich Jakotsu. Dieser blickte seine Schwester gerade irritiert an.

„Aber er wusste es doch schon längst.“, erwiderte der Schwarzhaarige, erstaunt von ihrer Wut. Das hielt die junge Frau nicht davon ab, sauer auf ihn zu sein.

„Wusste er nicht!“, erwiderte Akira leise, bevor sie tief Luft holte und ihren Blick auf Renkotsu richtete. Sie wirkte nun eher unsicher, vielleicht etwas ängstlich. „Renkotsu...“

„Keine Sorge, ich werde niemandem was sagen. So ist das doch viel amüsanter.“, erwiderte Renkotsu grinsend und klopfte Akira ein Mal freundschaftlich auf die Schulter. Jakotsu wirkte irgendwie erleichtert. Wahrscheinlich, da Akira nicht mehr wütend auf ihn zu sein schien.

„Danke...“, murmelte sie und ließ ihren unsicheren Blick durch den Raum wandern, vermied den Blickkontakt. Renkotsu sollte es Recht sein. Er hatte das Rätsel gelöst und das war ihm für den Abend Belohnung genug. Nun waren seine Gedanken wieder ruhiger. Die Kupferhaarige erstarrte auf einmal und ließ ihren Blick schnell auf den Boden wandern. Was war denn nun? Der Kahlköpfige schaute zu seinen Gefährten, doch alles war bei bester Ordnung. Suikotsu, Mukotsu und Bankotsu tranken in Gesellschaft von zwei schönen Frauen, wobei diese verdächtig an dem Anführer und dem Giftmischer hingen. Suikotsu schien kein Interesse zu haben. Etwas weiter daneben saßen die beiden Riesen und taten wer-weiß-was. Neben ihm erhob sich Akira und verschwand mit einem „Ich geh schlafen.“ aus dem Raum. Renkotsu zuckte nur mit den Schultern. Frauen waren nun mal launisch...

„Jetzt weiß ich, warum ich die Geschichte nicht mag. Da spielt schon wieder eine Frau die Hauptrolle...“, brach es aus Jakotsu heraus. Er schien endlich einen Grund für seine Abneigung gefunden zu haben. Die Mundwinkel des Feuerbruders zuckten verdächtig.

„Und ausgerechnet du hast eine Schwester.“, lachte Renkotsu los, woraufhin Jakotsu zu schmollen begann. Er schloss die Augen.

„Nein, nein, nein!“, wehrte der Transvestit ab. Das brachte den Kahlköpfigen dennoch nicht vom Lachen ab. Erst die Korrektur. „Zwei, Aniki.“
 

[Akira]

Die junge Frau schloss verärgert die Schiebetür zu ihrem Zimmer. Sie wusste nicht einmal, warum sie eine so schlechte Laune hatte. Die Enthüllung Renkotsu gegenüber war nicht so schlimm gewesen, wie sie gedacht hatte. Eher erleichternd. Aber seit sie... Die Kupferhaarige stoppte unmittelbar, riss ihre Brustpanzerung ab, schleuderte sie irgendwo hin und ließ sich auf ihren Futon fallen. Zumindest hatte sie dieses Mal einen eigenen Raum. Es war ja eigentlich gar nicht so schlimm, einen Raum mit Männern zu teilen – meistens war es ja sowieso Jakotsu – aber das war nichts verglichen mit einem eigenen, ruhigen Raum. Aber auch diese Begebenheit konnte Akira nicht wirklich genießen. Zu viel beschäftigte sie. Sie seufzte tief und schloss ihre Augen im Versuch, etwas Schlaf zu bekommen. Als die junge Frau endlich halbwegs weggedämmert war, drehte sie sich auf die Seite und bemerkte ein unangenehm hartes Gefühl an ihrer Hüfte. 'Mein Schwert...?', fuhr es durch ihren schlaftrunkenen Kopf. Genervt entfernte sie Surudoi von ihrem Körper und schleuderte es in die Richtung ihres Brustpanzers. 'Was ist bloß los mit mir?' Die Kupferhaarige seufzte, schloss ihre Augen und legte sich wieder hin. Sie hob ihre Hand und rieb sich die Stirn, bevor sie anschließend ihr Gesicht mit den Händen verdeckte. 'Oh Mann...' Einige Minuten später war sie noch immer tief in Gedanken, sodass die junge Frau das Öffnen und Schließen ihrer Schiebetür nicht bemerkte. Noch nicht einmal die Schritte, die sich ihr näherten. Erst, als sich jemand direkt neben sie kniete, realisierte sie, dass sie nicht mehr allein war. Und das war im Moment ihr einziger Wunsch.

„Nii-chan, ich bin nicht in der Stimmung für deine...“ Sie drehte ihren Kopf in die entgegengesetzte Richtung ihres Besuchs. Sie wollte jetzt einfach nur allein sein. Und sie wollte wissen, warum sie wütend und traurig zugleich war. 'Naja, es ist eher Traurigkeit...'

„Ich bin nicht dein Bruder.“, unterbrach eine weibliche Stimme ihre Gedankengänge und brachte Akira dazu, ihre Augen schnell zu öffnen. Sie setzte sich schnellstmöglich auf und beobachtete die durchaus schöne Frau vor ihr mit großen, überraschten Augen.

„Was tust du dann in meinem Raum?“, fragte sie, noch immer zu überrascht, um anders zu reagieren. Eine böse Ahnung stieg in ihr auf.

„Ein Freund von dir meinte, du bräuchtest ein bisschen... Entspannung.“, antwortete die Frau weich, ein verführerisches Lächeln im Gesicht. Sogar ihre Augen wirkten lockend. Zu dumm, dass es bei ihr nicht wirkte. 'Oh nein...', dachte Akira, konnte sich aber nicht bewegen, als die Frau ihre Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte und über es strich. Die junge Frau war zu schockiert. Aber als die Frau sich auf die Kupferhaarige zubewegte, fiel sie auf ihren Hintern.

„I-Ich... Ich kann nicht...“, stammelte sie, sprang auf die Beine und stürmte zu der Tür. „E-Entschuldige. Ich muss jemandem danken.“

Sie konnte den neugierigen Blick der Frau auf ihrem Gesicht spüren. Wahrscheinlich wurde sie nicht häufoig zurückgewiesen. 'Ich bin mir sicher, dass er es war.' Eine tiefgreifende Verlegenheit durchströmte sie. Dann folgte ein tiefer Ärger, der die Gefühle, die sie zuvor beschäftigt hatte, ersetzten. Aber die junge Frau rief noch nicht seinen Namen. Sie wusste, dass er sonst abhauen konnte, bevor sie sein Zimmer erreichen konnte. 'Dieser Idiot! Warum ist dieser sture, rücksichtslose, egoistische Esel so sagenhaft unverschämt?!' Akira hielt direkt vor der Tür, hinter der sich der Grund für ihren Ärger und ihre schlechte Laune verbarg. Sie riss die Schiebetür auf und starrte sein Bett wütend an.

„BANKOTSU!“
 

[Bankotsu]

Er erstarrte, als er Akira seinen Namen von der Tür aus rufen hörte. Seinen vollen Namen. Es klang bedrohlich, wütender als jemals zuvor. Er setzte sich auf und blickte seinen Freund irritiert an. Der Kupferhaarige starrte ihn an, seine Augen glühten vor Zorn.

„Was ist passiert, Kumpel? Warum so wütend?“ Er warf etwas Unidentifizierbares nach ihm, aber der Schwarzhaarige wich rollend zur Seite aus. Wenn Akira kochend vor Wut war, ließen seine Kampfkünste nach. Er war quasi nur noch in Rage. Es machte zwar normalerweise immer Spaß, mit ihm zu kämpfen und zu streiten, aber jetzt... Jetzt war der Kupferhaarige viel zu gefährlich für sich selbst.

„Wirklich? DU fragst MICH, was passiert ist?!“, zischte er mit einem drohenden Unterton und bewegte sich langsam auf ihn zu. Der Schwarzhaarige stand so schnell auf, wie er konnte, und sprang an das andere Ende des Raumes. Dann bemerkte er die schöne Frau, die hinter seinem Freund aufgetaucht war und dem Streit zusah. „Du warst derjenige, der diese Frau zu mir geschickt hat! Gib es zu! Weißt du, wie BESCHÄMEND das ist?!“

„Ich habe dieses Mal wirklich nur versucht, nett zu sein!“, antwortete er lauter, als er gewollt hatte. Und offensichtlich machte das den Kupferhaarigen noch zorniger. Er stand nun neben seinem Ruheplatz, griff nach dem Kissen und schmiss es nach ihm. Bankotsu trat einfach zur Seite. Das Kissen traf nur die Wand, allerdings härter, als er es vermutet hätte. Akira hatte ja doch etwas Kraft in seinem kleinen Körper.

“Ach ja?! Dann versuch's NOCHMAL!” Dieses Mal zerschlug der junge Mann etwas Hölzernes, wodurch Splitter hoch in die Luft flogen. Der Schwarzhaarige begriff es noch immer nicht. Warum war Akira so wütend?

„Du wirktest deprimiert! Ich...“

„Nun nicht mehr!!“

„Warum bist du so wütend? Ich finde sie sehr hübsch!“ Seine Aussage machte es noch schlimmer. Sein Begleiter wurde nun so laut, dass jeder in der Nähe ihren Streit mitbekommen würde. Sogar seine Aura verstärkte sich immens. Die Frau, die in der Tür stand, zuckte sichtbar zusammen.

„Es geht nicht um sie! Es geht darum, dass du ein unverschämter, rücksichtsloser, gleichgültiger, sturer Trottel bist!!“ Und mit jeder Beleidigung warf er etwas nach ihm. Bankotsu sprang rückwärts über Banryu und versuchte immer noch, nur auszuweichen.

„Dann sag mir, was ich getan habe!“, verteidigte er sich und wurde selbst sauer. Er grinste herablassend. Er konnte ihm nichts vorhalten, er hatte nichts getan. Akira stand nun exakt neben seiner Hellebarde – das Einzige, was er nach ihm werfen konnte. Aber er wusste auch, dass er der Einzige war, der Banryu ohne die Hilfe von anderen hochheben konnte. Das schien der Kupferhaarige auch zu wissen. Der junge Anführer hatte allerdings die Schnelligkeit seines Freundes vergessen. Auf einmal stand er direkt vor ihm.

„Du denkst niemals über die Gefühlen von ANDEREN nach, du Idiot!“ Offenbar hatte Akiras Frustration den Höhepunkt erreicht, denn er atmete hörbar. Dann wandte er sich um, um aus dem Raum des Anführers zu verschwinden. Akira schien sich gerade noch so beherrschen zu können. Doch der Schwarzhaarige wollte dieses Mal nicht nachgeben. Er würde ihm nicht erlauben, seine nette Tat in einen Fehler umzumünzen. Dieses Unverständnis verletzte ihn aus einem unerfindlichen Grund sehr. Und das sollte sein Gegenüber auch zu spüren bekommen.

„Gut, wie du willst. Du bist mir sowieso sowas von egal.“, knurrte Bankotsu aufgebracht, was Akira sofort erstarren ließ. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann wirbelte er herum und holte schneller aus, als der junge Anführer es erfassen konnte. Ein lautes Klatschen erfüllte den Raum. Langsam und perplex berührte Bankotsu seine schmerzende Wange und blickte den Kupferhaarigen an, die Augen überrascht geweitet. Er biss sich fest auf die Lippe, er schien mit sich zu kämpfen. In seinen braunen Augen konnte der Schwarzhaarige sogar Tränen erkennen. Den Grund dafür konnte er allerdings nicht benennen. Das war das Letzte gewesen, womit er gerechnet hätte. Akira drehte sich schließlich wieder um und stürmte aus dem Raum, direkt an der Frau vorbei, die im Prinzip die Ursache für diesen Streit war. Auch sie hatte entsetzt ihre Hände vor dem Mund zusammengeschlagen.
 

[Jakotsu]

Noch etwas müde öffnete er leise seine Tür, huschte durch sie hindurch und schloss sie wieder. 'Ich brauche nur etwas frische Luft...', murmelte er geistig, versuchte sich selbst zu überzeugen. In der letzten Nacht hatte der junge Mann etwas unruhig geschlafen – nicht zu vergessen der ohrenbetäubende, nächtliche Streit – und nun war ihm ein wenig schwindelig. Seufzend lehnte er sich gegen die Wand und legte seinen Kopf ebenfalls gegen das kühle Holz. Eine Weile genoss er die kalte Luft, den leichten Wind. Als er leicht die Augen öffnete, konnte er sehen, dass die Sonne gerade im Begriff war, aufzugehen. Der dunkelblaue Himmel wurde nun von einem breiten Spektrum an Orange- und Gelbtönen gefärbt. Diese ruhige Idylle beruhigte und weckte seinen Geist zugleich. Es war einer der friedlichsten Momente in den letzten Wochen. Vielleicht sogar der letzten Monate. Auf einmal hörte er ein leichtes Zischen. Jakotsu schreckte hoch und stieß sich alarmiert von der Wand ab. Das war eindeutig das Geräusch eines abgeschossenen Pfeiles gewesen. Wie von selbst brachten ihn seine nackten Füße hinter eine Dachstütze. Das Geräusch war aus dem Garten gekommen. Ein weiterer Pfeil wurde abgeschossen. Neugierig lugte der Transvestit hinter dem Balken hervor – und seufzte erleichtert, aber leise. In der Mitte des Gartens stand Akira und schoss Pfeile auf imaginäre Ziele. Sogar äußerst präzise. Ihr Haar leuchtete im aufgehenden Sonnenlicht, während sie schnell und elegant ihre Pfeile verschoss. Aber warum war sie schon so früh auf und trainierte? Jakotsu wollte gerade auf sich aufmerksam machen, als eine weitere Person – für die junge Frau sichtbarer – auftauchte. Es war Bankotsu. Sie erstarrte und sicherte schnell den Pfeil, den sie gerade in seine Richtung hatte abschießen wollen. Sein Freund wirkte allerdings nicht im geringsten besorgt, sondern blieb einfach nur stehen und blickte die Kupferhaarige durchdringend an. Für einige Augenblicke starrten sie sich ausdruckslos in die Augen. Jakotsu trat hinter dem Balken hervor, was ihm einen besseren Überblick über die Situation ermöglichte. Keiner der Beiden schien ihn zu bemerken. Auf einmal senkte Akira ihren Blick. Der junge Anführer hingegen ließ sich noch nicht mal zu einem überheblichen Grinsen herab, sondern ging einfach in die Richtung des Speisezimmers, wo sie auch gestern zu Abend gegessen hatten. Doch seine Schwester schien es sich auf einmal anders überlegt zu haben, denn sie hob ruckartig ihren Kopf.

„Bankotsu.“, sagte sie gepresst. 'Bankotsu? Seit wann?', fragte sich Jakotsu im Stillen, doch er wollte sich nicht einmischen. Er begann leise den Rückzug anzutreten. Einen Schritt, dann noch einen. Bankotsu blieb stehen, zeigte aber keine andere Reaktion. Er wartete vielleicht. Eine Weile war es still. Nur das Rascheln der Blätter war zu hören. Die folgenden Worte waren nur leise wahrnehmbar. „Es tut mir leid.“

„Schon gut.“, erwiderte er ruhig. Jakotsu konnte seine Neugier nicht mehr im Zaum halten und spitzte seine Ohren. Täuschte er sich oder hörte er in seinen Worten ein gewisses Bedauern heraus? Der junge Anführer senkte seinen Kopf, blickte sie nicht an. Vielleicht hatte er deshalb ihr Zittern nicht bemerkt. „Mir tun meine gestrigen Worte auch leid.“

Dann verschwand er endgültig und ließ die Beiden zurück. Das Mädchen ging langsam und mit ebenfalls gesenktem Kopf auf die Veranda zu. Genau dort, wo er sich befand. Sie ließ sich auf das Holz plumpsen, legte ihren Bogen neben sich und fuhr sich mit einer Hand durch ihren Pony. Jakotsu wusste nicht, ob sie seine Präsenz bemerkt hatte, aber er wollte sie nicht allein lassen. Einmal war genug. Er hatte schon längst vergessen, warum er überhaupt rausgekommen war. Leise ließ er sich neben Akira nieder, die ihr Gesicht mittlerweile mit ihren Händen verdeckte. Spätestens jetzt wusste sie, dass er da war.

„Lass mich bitte allein.“, murmelte die junge Frau in seine Richtung. Ihr Tonfall klang verdächtig beherrscht. Wahrscheinlich weinte sie und wollte ihre Schwäche niemandem zeigen. Das war schon immer so gewesen, auch als sie klein gewesen waren und ihr Vater zu viel von ihr gefordert hatte. Warum sie dieses Mal weinte, wusste er nicht.

„Nein.“, antwortete Jakotsu daher einfach. Dann legte er aus einem Impuls einen Arm um ihre zitternden Schultern und zog sie zu sich. Das hatte sie früher immer für ihn gemacht und jetzt konnte er sich revanchieren. Akira wehrte sich nicht einmal, sondern vergrub nur ihr Gesicht in seinem Kimono. Sie weinte wirklich, leise vor sich hin. Alles, was die junge Frau bis jetzt unterdrückt hatte, schien nun an die Oberfläche zu kommen. Zumindest war das seine Einschätzung. „Warum weinst du?“

„Wegen allem und wegen nichts.“, erklärte die Kupferhaarige mit rauher Stimme. Eine sehr kryptische Aussage. Irgendwie hatte der Schwarzhaarige gehofft, dass sie ihm endlich mal etwas mehr vertrauen würde. Das sie ihm Dinge sagte, die sie belasteten. Enttäuschung machte sich in ihm breit. „Es ist einfach zu viel...“

„Weißt du... Wenn du dich niemandem anvertraust, kann dir auch niemand helfen.“ Eine Weile sagte niemand mehr etwas. Jakotsu hob seinen Kopf und blickte in den Himmel. Ein paar kleine, braune Vögel waren bereits aktiv und flogen zwitschernd umher. Man könnte fast meinen, sie hätten keine Sorge in der Welt. Hatten sie wahrscheinlich auch nicht. Langsam schienen Akiras Tränen nachzulassen, denn nun war sie ziemlich ruhig geworden. Als der Transvestit wieder nach unten blickte, schaute er in ein vertrautes, ernstes Gesicht.

„Du hast Recht.“, sagte die junge Miko entschlossen. Der Schwarzhaarige vermutete hinter ihren Worten eine tiefere Bedeutung, die er gar nicht gemeint hatte. Und dann begann sie zu erzählen.

Das Dämonenjägerdorf

Das Dämonenjägerdorf
 

[Akira]

„Verdammt...“, fluchte sie leise, als sie fast auf dem Ast des Baums ausgerutscht wäre. Die junge Priesterin versuchte gerade, einen Pfeil aus der Rinde des nassen Baums zu lösen. Es war zwar ein attraktives Ziel gewesen. Aber sie hatte dabei nicht bedacht, dass sie sie ja auch wieder holen musste. Und das, obwohl es in der vorigen Nacht geregnet hatte... Dieser blöde Regen hatte sie auch noch vom Schlafen abgehalten! 'Naja, nicht nur der...', grummelte sie innerlich und zog noch einmal heftiger an dem Pfeil. „Warum musste ich auch hierher schießen...? Ich Dummkopf... Immer habe ich nur Ärger mit mir...“

„Ist das ein neues Training? Morgendliches Fluchen?“, erklang eine ruhige Stimme unter ihr. Der Besitzer klang ziemlich amüsiert. Zumindest dafür, dass es noch recht früh war. 'Gut, Jakotsu und... sind ja auch schon wach...' Akira warf einen Blick nach unten, während sie weiter an dem störrischen Pfeil rumzerrte. Er war tiefer in das Holz eingedrungen, als sie gedacht hätte. „Du weißt schon, dass du dir so die Laune verdirbst?“

„Guten Morgen, Renkotsu!“, rief Akira ihm fröhlich zu. Ihr konnte heute nicht so schnell etwas die Laune verderben. Dafür waren die letzten Wochen schon zu nervenaufreibend gewesen und sie glaubte nicht, dass ihr jetzt noch etwas schlimmer zusetzen konnte. Der Feuerbruder lächelte zurückhaltend zurück. Jetzt lehnte sich die junge Frau mit ihrem ganzen Gewicht gegen diesen dämlichen Pfeil. „Du weißt doch, dass Bescheidenheit eine Tugend ist. Und da keiner in der Nähe ist, der mich ausschimpfen kann, mach ich's halt selbst.“

„Du hast aber ausgesprochen gute Laune.“, merkte er noch immer lächelnd an. Heckte er schon wieder etwas aus? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich der Pfeil plötzlich löste und sie auf dem Ast etwas ins Taumeln geriet. Hastig griff Akira nach einem anderen Ast, um nicht von dem Baum zu fallen. Das war knapp gewesen...

„Hoppla...“, murmelte sie überrascht. Dann machte sich die Miko daran, die Äste wieder herunterzuklettern. Und zwar vorsichtig. Renkotsus Gesicht zeigte nun Besorgnis, doch seine Arme waren noch immer vor der Brust verschränkt. Ihre kleine Ungeschicklichkeit hatte wohl gefährlicher ausgesehen, als sie gewesen war. Als die Kupferhaarige auf dem untersten Ast angekommen war, sprang sie einfach. „Ist das ein Verbrechen?“

„Ich korrigiere mich.“, antwortete er tadelnd. „Du machst Gleichgewichtsübungen. Lass lieber bleiben, was du nicht kannst.“

„Wer bist du? Mein Vater?“, spöttelte sie mit einem ironischen Lächeln im Gesicht. Der Kahlköpfige wandte sein Gesicht ab und setzte sich in Bewegung. Richtung Speisezimmer? Genau sagen konnte die junge Frau es nicht, folgte ihm jedoch.

„Mit Sicherheit nicht.“, brummte ihr Begleiter. Jetzt klang er wieder normal. „Das würde ich auf Dauer nicht ertragen.“

„Gut.“ Akira lachte einfach los, ungezwungen. Seit er Bescheid wusste – also seit gestern Abend – fühlte sie sich in Renkotsu's Gegenwart viel entspannter, unbefangener. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er sich jetzt nicht großartig anders verhalten würde. Er warf ihr einen Seitenblick zu.

„Was ist der wirkliche Grund für dein morgendliches Training?“ Er wollte wirklich nicht locker lassen. Vielleicht war es auch seine Art, Anteilnahme zu zeigen. Oder seine Neugierde zu befriedigen. Die Miko seufzte leise und schüttelte den Kopf. Neugierde war manchmal echt tödlich. In diesem Fall für ihre Nerven.

„Ich habe nun einmal vieles, worüber ich nachdenken muss. Bogenschießen leert den Kopf.“, erklärte sie diplomatisch. So brauchte sich der Feuerbruder keine weiteren Gedanken um sie zu machen – wenn er es denn tat. Und seine Neugierde sollte genug befriedigt worden sein. Doch die Kupferhaarige hätte es besser wissen müssen, denn er fuhr fort:

„Deine Heirat.“

„Naja... nicht nur.“, antwortete Akira neutral. Zwar wanderten ihre Gedanken dort ab und zu hin, aber es war momentan nicht das hauptsächliche Thema ihrer Gedanken. Denn es gab genug andere, wichtigere Dinge. Nun war die Stimmung gedämpft.

„Mhm.“ Ihr Begleiter wollte nun anscheinend taktvoll sein. 'Hätte er damit nicht früher anfangen können?', dachte sie genervt, als auf einmal ihr Magen knurrte. Peinlich berührt presste sie ihre Hände auf diesen. Sofort hatte sich die Anspannung gelegt. Renkotsu's Augen blickten sie nun amüsiert an. „Gehen wir essen, bevor sich dein Magen weiter beschwert.“
 

{Einige Stunden später}

[Renkotsu]

„Sag mal, warum habt ihr Beiden euch gestern Nacht überhaupt gestritten?“, fragte der Kahlköpfige Bankotsu schließlich. Schon den ganzen Morgen über war er mürrisch gewesen und hatte mit sarkastischen Bemerkungen um sich geworfen. Über alles und jeden. Und nachdem er das melodische Lachen des Mädchens bemerkt hatte, hatte sich die Gewitterwolke über seinem Kopf noch weiter verdunkelt. Das war ja kaum zu ertragen.

„Muss ich dir das wirklich sagen?“, erwiderte sein Kamerad schlecht gelaunt. Gestern Nacht musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein. Normalerweise ließ sich der jüngere Söldner nicht so schnell seine Laune verderben. Und das so langanhaltend...

„Du bist der Anführer...“ Der Feuerbruder ließ Bankotsu absichtlich die Wahl. Sonst fühlte er sich schnell bevormundet und wurde gefährlich für andere. Er fragte sich, ob... Der Schwarzhaarige seufzte auf einmal geschlagen und erzählte, dass er am vorigen Abend Akiras Missstimmung bemerkt hatte. Dann von seinem „Aufmunterungsversuch“, gefolgt von ihrem Ausraster. Renkotsu war kurzzeitig sprachlos und blickte den Jüngeren ungläubig an.

„Also am Ende läuft es darauf hinaus, dass du... du Akira eine Frau aufs Zimmer geschickt hast...“, brachte Renkotsu mit gepresster Stimme hervor, während er versuchte, einen Lachanfall zu unterdrücken. Bankotsu schien das zu spüren, denn er warf ihm einen scharfen Blick zu. Doch der Feuerbruder konnte nicht mehr. Das war einfach zu absurd. Er brach in schallendes Gelächter aus. Er spürte die irritierten Blicke seiner Gefährten auf sich. Sie hatten ihre Gespräche unterbrochen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit.

„Ich weiß nicht, was daran so lustig ist.“

„Entschuldige, aber... manchmal denkst du wirklich nicht nach, Anführer.“, erklärte Renkotsu etwas leiser, noch immer lachend. Außerdem konnte er dem Anführer nicht den offensichtlichsten Grund für den Wutanfall der Kupferhaarigen verraten. Dann wäre der Spaß ja zu Ende. Daher suchte er schnell nach einer anderen Erklärung. „Du weißt doch, wie Akira ist. Sehr... tugendhaft.“

„Um nicht zu sagen: prüde und verklemmt.“, knurrte der junge Anführer mit einem abfälligen Grinsen. Es war wirklich ein Wunder, dass er ihr noch nichts angetan hatte. 'Unerfahren trifft es vielleicht eher...', fuhr es ihm durch den Kopf. Ihr Verhalten spiegelte das einer bestimmten schwarzhaarigen Schönheit von früher wieder. Sie war damals genauso unnahbar gewesen. Später stellte sich dann heraus, dass sie überhaupt noch keine Erfahrungen gehabt hatte...

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Unter den richtigen Umständen...“ Sein Satz wurde von Suikotsu unterbrochen, der sich nun von vorne zu Wort meldete. Vermutlich waren sie nun in der Nähe des Dorfes. Immerhin war es hier mittlerweile sehr bergig geworden. Um genau zu sein, befanden sie sich nun im Tal zwischen zwei höheren Bergen. Ein paar hundert Schritte entfernt war tatsächlich ein agil wirkendes Dorf. Auf den ersten Blick wirkte es vollkommen gewöhnlich, doch der Kahlköpfige bemerkte sofort ein geschäftiges Treiben mitten im Dorf. Ihnen kam auch eine Gruppe aus drei in Rüstungen gekleidete Männern entgegen. Alle trugen ein Katana und eine weitere, jeweils besondere Waffe. Ein Speer, eine Sichel. Und auch ihre Rüstung wirkte keinesfalls gewöhnlich. Das waren wohl Dämonenjäger, unterwegs zu einem Auftrag. Im Grunde waren sie auch Söldner. Immerhin wurden sie für ihre Dienste bezahlt. Alle Drei warfen ihrer Gruppe misstrauische, abschätzende Blicke zu, bevor sie sich entfernten. Es beeindruckte den Feuerbruder, dass diese Männer sie einfach so ziehen ließen. Entweder hatten sie noch nicht von ihnen gehört oder sie trauten ihrem Dorf eine Verteidigung zu. Das Dorf war tatsächlich so lebendig, wie er es vermutet hatte. Kinder beider Geschlechter liefen mit Spielzeugen und Waffen umher, spielten und trainierten gleichermaßen. Die Erwachsenen hingegen arbeiteten an Waffen, trainierten ebenfalls oder machten sich für einen Ausflug bereit.

„Können wir euch helfen?“, fragte ein jüngerer Mann mit locker zurückgebundenen, schwarzen Haaren. Er lächelte zurückhaltend, musterte sie aber genauso misstrauisch wie die Jäger zuvor. Der junge Anführer trat zügig nach vorne.

„Sehen wir so aus?“
 

[Jakotsu]

„Nun, ihr seid hier.“, antwortete der Mann auf Bankotsus recht unverfrorene Gegenfrage. Er schien häufiger so etwas zu erleben. Jakotsu legte seinen Kopf etwas schief. Wie alt der wohl war? Zwanzig? Die Kupferhaarige, die bis eben noch bei ihm gewesen war, fasste den jungen Anführer am Arm und zog ihn etwas zurück. Zumindest versuchte sie das. Dann drängte sich Akira an ihm vorbei, sodass sie leicht vor seinem Freund stand, der ihr einen giftigen Blick zuwarf.

„Wir sind wegen Totosai, einem Dämonenschmied, gekommen.“, erklärte sie an Bankotsus Stelle. Jakotsu hatte nichts dagegen. Seine Schwester konnte schon immer gut andere überzeugen. Sein Freund schien dem allerdings nicht zuzustimmmen, denn er griff ihre Schulter, zog sie zu sich und murmelte ihr etwas ins Ohr. Sein Gesicht sah alles andere als zufrieden aus, als sie ihm ebenso leise und für ihn unhörbar antwortete. Dann ließ er Akira ruckartig los, woraufhin sie fortfuhr. „Er meinte, Midorikos Höhle läge hier.“

„Kotaro!“, rief nun ihr Gesprächspartner. Schnell kam ein kleiner Junge von vielleicht zehn Jahren angeschossen. Sein Gesicht war von Sommersprossen geziert und er hielt eine Sichel in seiner linken Hand. Gelangweilt blickte sich der junge Mann im Dorf um, doch seiner Meinung nach gab es hier nichts Spannendes – außer vielleicht den Waffen. Aber er hatte Jakotsuto, welches ihm vollkommen reichte.

„Bring den Dorfvorsteher zu meiner Hütte. In Ordnung?“, bat er den Jungen, der kurz nickte, ihnen einen neugierigen Blick zuwarf und sich dann eilig entfernte. Dann setzte sich auch der Mann in Bewegung und erwartete wahrscheinlich, dass sie ihm folgten. Gedankenverloren holte der Transvestit ein Bambusrohr aus seinem Kimono. Er war recht kurz und wirkte wie eine Pfeife. Der hatte am Morgen einsam in einem Gang herumgelegen. Eine neue Beschäftigung war ihm immer willkommen. 'Was könnte ich damit anstellen...?', fragte sich der junge Mann still und wirbelte ihn etwas herum. Dann bog er den Stock etwas durch, ohne ihn zu zerbrechen. Das tat er einige Male. Als der Schwarzhaarige wieder aufblickte, war die Gruppe vor einer normalen Hütte zum Stehen gekommen. „Ihr könnt hier auf den Dorfvorsteher warten. Meine Frau hat sicherlich nichts dagegen.“

„Vielen Dank.“, erwiderte das Mädchen und verbeugte sich vor dem Mann. Er nickte leicht ihr leicht zu, bevor er sich zu einer brünetten Frau gesellte. Sie trug ein Baby auf dem Arm. Es schien leise vor sich hin zu weinen. Dieses Bild erinnerte ihn an etwas. Es war eine seiner frühesten Erinnerungen. Seine Mutter hatte damals versucht, seine kleine Schwester zu beruhigen. Die war selbstverständlich noch ein Kleinkind gewesen. Es war noch klar in seinem Kopf und das zauberte ein Lächeln in sein Gesicht. Erst jetzt fiel Jakotsu auf, dass Akira ihrer Mutter sogar ziemlich ähnlich sah. 'Zumindest in einer jüngeren Ausgabe...', dachte er fröhlich, als ihn ein Maunzen direkt neben ihm aus den Gedanken riss. Der Schwarzhaarige zuckte leicht zusammen und ließ sogar vor Schreck das kleine Rohr fallen, so vertieft war er gewesen. Es miaute erneut. Neben ihm saß eine kleine Katze, die ihn mit ihren roten Augen neugierig und freundlich anschaute. Der Transvestit blickte verwirrt zurück. Dann sprang sie auf und verschwand in der Hütte, als hätte sie recht schnell das Interesse verloren. Jakotsu seufzte leise, hob das Bambusstück auf und ließ seinen Blick auf der Suche nach dem jungen Anführer umher schweifen. Doch der war nirgends zu sehen.

„Aniki?“, sprach er Suikotsu an. Er stand halb hinter ihm an die Wand gelehnt da und schien auf etwas zu warten. Nun blickte der halbe Doktor abwartend an. „Wo ist Bankotsu?“

„Zur Höhle. Mit Renkotsu, der Kleinen und diesem Dorfvorsteher.“, erklärte er geduldig, bevor er seinen Blick wieder in die Ferne richtete. Jakotsu sprang hastig auf. 'Habe ich das echt verpasst...?', fragte er sich. Doch sein Kamerad schien sein Vorhaben vorausgesehen zu haben. „Wir sollen hier auf sie warten.“

„Och, menno...“, grummelte er nun verstimmt und ließ sich wieder auf die „Terrasse“ fallen. Wieso hatten sie ihn zurückgelassen? Sie wussten doch, wie sehr ihn diese lange Phase des Nichtkämpfens langweilte. Nach einer Weile wurde es ihm zuviel. „Der Kleinen? Wer soll das denn sein?“

„Deine Schwester, Jakotsu.“, erwiderte Suikotsu ungerührt. Irritiert blickte Jakotsu seinen Freund an, studierte sein Gesicht. 'Seit wann weiß er das denn? Ich meine, bei Renkotsu habe ich mich ja verplappert... Ist das bei Suikotsu etwa auch passsiert?', überlegte er fieberhaft.

„...Schwester?“, fragte der junge Transvestit daher vorsichtig nach. Sein Gesprächspartner schaute ihn abschätzend an. So, als wolle er prüfen, ob Jakotsu ihn auf den Arm nehmen wollte.

„Das ist offensichtlich. Der Körperbau lügt nicht.“, antwortete er nach einer Weile, woraufhin Jakotsu erleichtert aufatmete und nickte. Suikotsus bessere Hälfte war ja mal Arzt gewesen. Anscheinend hatte diese nervige Seite unfreiwillig auch noch Einfluss auf diesen Suikotsu. Das war eine gute Erklärung. Eine Bessere, als die Möglichkeit, dass er es dem ehemaligen Doktor versehentlich erzählt hatte. Doch nun, da dieses Problem für ihn geklärt war, wurde Jakotsu wieder ungeduldig. Immer wieder ließ er den Stock gegen seine Handfläche schlagen.
 

[Akira]

Sie betrachtete den Eingang der Höhle kurz, bevor sie sich wieder dem Dorfvorsteher zuwandte.

„Wir glauben, dass alle den Eingang durchqueren können, die mit den Toten mitfühlen. Ihr könnt es probieren, wenn ihr wollt.“, erklärte der mittelalte Mann ruhig und hob einladend eine Hand in Richtung der Öffnung in dem Felsen. Selbst wenn sich die junge Miko nicht explizit konzentrierte, konnte sie die starke, reine Aura, die die Höhle ausstrahlte, wahrnehmen. Als Antwort für den Schwarzhaarigen nickte sie einmal kurz und ging mäßigen Schrittes auf die Schwärze zu. Kurz vor der Grenze hielt sie für einen Moment inne, durchquerte dann aber die blau aufleuchtende Barriere. Dahinter drehte sie sich um und blickte abwartend zu ihren Begleitern. Renkotsu war der Erste, der sich rührte. Er streckte seine Hand aus, um die Barriere zu berühren, zuckte allerdings sofort zurück, als hätte er einen Schock erleiden müssen. Sie schien ihn zurückgewiesen zu haben. Der Feuerbruder gab keinen Kommentar ab, sondern ging nur mit verschränkten Armen auf Abstand.

„Wie's aussieht, müssen wir wohl oder übel hier warten.“, brummte der junge Anführer mürrisch und ließ sich neben dem Eingang der Höhle in einer Wachposition nieder, Banryu griffbereit neben ihm. Er warf ihr keinen weiteren Blick zu. Er schien noch immer sauer wegen vorhin zu sein. So schlecht gelaunt und nachtragend konnte auch nur dieser Junge sein... Die Kupferhaarige biss sich kurz auf die Unterlippe, um sich weitere Kommentare zu verkneifen. Der Dorfvorsteher ging langsam an ihr vorbei und eilte dann voraus. Offenbar erwartete er, dass sie ihm folgte. Akira warf zweifelnd einen flüchtigen Blick zurück zu den beiden Söldnern, der überraschenderweise von dem jungen Anführer erwidert wurde. Er schenkte ihr sogar ein kurzes Lächeln. Gut, er zog die Mundwinkel leicht nach oben. Vermutlich, um sie aufzumuntern. „Mach keinen Unfug.“

Die junge Miko lächelte erleichtert zurück, bevor sie von der Schwärze vollkommen umhüllt wurde, als sie tiefer in die Höhle vordrang, um zu dem Dämonenjäger aufzuschließen. Als sie ihn endlich erreichte, warf er ihr einen prüfenden Seitenblick zu.

„Darf ich Euch fragen, was Ihr seid, Akira-sama?“ Er klang ehrlich interessiert, aber die junge Frau hob nur die Augenbrauen. Sie verstand die Frage nicht ganz. Was genau meinte er mit dem „was“? Da war sie sich nicht sicher.

„Ich bin...“ Die Kupferhaarige zögerte kurz und blickte nun nach vorne, in das Dunkel der Höhle, das noch kam. Die unregelmäßigen Steinwände wurden nur noch von einigen Sonnenstrahlen erleuchtet, die es hierher geschafft hatten. 'Ja, was bin ich? Mensch, Kriegerin, Priesterin. Alles stimmt...' Sie kämpfte kurz mit sich, bevor sie fortfuhr: „Ich bin eine Miko.“

„Darf ich dann fragen, warum Ihr mit einer Gruppe von Söldnern reist, wenn Ihr eine Priesterin seid?“ Er musterte sie kurz. „Wie eine Gefangene wirkt Ihr jedenfalls nicht.“

„...“ Akira setzte zum Sprechen an, unterbrach sich dann jedoch. Seine Frage war für einen Außenstehenden wahrscheinlich normal, für die junge Frau war sie eher nervig. Sie richtete ihren Blick nachdenklich nach unten. Die Kupferhaarige wollte einem fast vollkommen Fremden nicht erklären müssen, wie es zu der Situation gekommen war. Dafür hasste sie die Vorstellung einer Heirat zu sehr.

„Ich verstehe.“, antwortete er nach einer Weile, blickte sie jedoch nicht an. „Liebe ist was Schönes... Aber sie macht auch blind. Zum Beispiel für Gefahr.“

„Wie bitte?“, stieß sie hervor und hob alarmiert den Kopf, die Augen vor Überraschung geweitet. Ihr Begleiter lächelte verständnisvoll.

„Es liegt mir fern, über Euch zu urteilen. Wenn er Ihr Interesse hat, muss er ein... guter Mensch sein.“, merkte der Ältere an. Akira schüttelte irritiert ihren Kopf, ihre Ponyfransen fielen ihr nun in die Augen. Schnell strich sie sie weg. Wovon redete der Kerl überhaupt?! Und von wem? Ein nervöses Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit.

„Ich weiß wirklich nicht, was Ihr meint.“, antwortete die junge Frau schlicht. Doch ihre Antwort vertiefte das Lächeln im Gesicht des Dorfvorstehers nur. Er schien sich köstlich über sie zu amüsieren. 'Macht er sich über mich lustig?', fuhr es ihr durch den Kopf. Das schien aber eigentlich nicht der Fall zu sein.

„Es ist doch offensichtlich. Ihr scheint euch gerade gestritten zu haben, aber ihr haltet eine gewisse Nähe zueinander ein. Er scheint Euch meistens nachzugeben, wie ich gehört habe, und er beschützt Euch. Sonst hätte er das vorhin nicht gesagt.“, erklärte ihr Begleiter, als läge dieser Sachverhalt auf der Hand. Akira erstarrte kurz, als ihr die Tiefe seiner Bemerkungen klar wurde. Ihre Wangen erhitzten sich merklich, glühten schon fast, aber die Dunkelheit bot dafür guten Schutz. Die junge Frau wusste einfach nicht, was sie darauf antworten sollte. Der Dorfvorsteher schien ihre Verlegenheit zu bemerken. „Habe ich etwa etwas Unausgesprochenes ausgesprochen? Entschuldigt bitte.“

„Nein... Bestimmt nicht.“, antwortete Akira schnell, noch immer peinlich berührt. Der Gedanke, dass Bankotsu und sie... Dieser Gedanke war unmöglich. Undenkbar. Und er war ihr unangenehm. 'Nein, nicht unangenehm. Es... Es macht mich einfach nur verlegen... Es ist... nicht richtig...' Akira suchte gedanklich nach den richtigen Worten, aber vergeblich. Keins schien wirklich zu passen, um diese Gefühle zu beschreiben. Vielleicht sollte sie später etwas meditieren. „Er und seine Freunde eskortieren mich nur. Seine Sorge gründet sich daher allein auf Geld. Schon der Gedanke an eine... solche Erklärung scheint mir unangebracht.“

„Ach wirklich?“, hakte er neugierig nach, doch eine große Höhlenmündung beendete das für sie unangenehme Thema. Vor ihnen breitete sich nun eine weite Höhle mit einer hohen Decke aus. Der Boden schien ab einem gewissen Punkt aus dutzenden – vielleicht hunderten – versteinerten Dämonen zu bestehen. Fast genau in der Mitte befand sich ein riesiger Yokai, der sich von den Restlichen stark abhob und eine menschliche Gestalt umschlungen zu halten schien. „Das dort ist Midoriko, wie sie gegen Tausende von Dämonen gekämpft hat. Für immer erstarrt. Ihr könnt sie Euch ansehen.“

„Ich kenne die Geschichte...“, murmelte die junge Frau, bevor sie sich langsam auf die steinerne Miko zu bewegte, kurz zögerte und dann eilig an dem riesigen Dämon hochkletterte. Als sie sich kurz umschaute, sah sie, dass der kluge Dorfvorsteher noch am Eingang stand, die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, und sie dazu aufzumuntern schien, weiter vorzudringen. Als Akira endlich vor der jahrhundertealten Priesterin angekommen war, atmete sie erleichtert aus. Dann blickte sie erneut auf. Die Frau vor ihr musste einmal wunderschön gewesen sein, doch nun waren ihre ehemals eleganten Züge eingefallen. Dennoch fielen ihr die Haare noch offen über ihre Schultern. Kurz fragte sich die junge Miko, welche Farbe sie wohl mal gehabt hatten. Das Seltsamste an dieser Statue war allerdings das Loch, das sich an der Stelle ihres Herzens befand. Dort hatte sie ihre Seele zusammen mit der der Yokai ausgestoßen und das Shikon no Tama geformt. Ein kalter Schauer lief ihr über den Körper. Das würde auch ihr Schicksal sein, die lebenslange Bekämpfung von Dämonen. Der Tod durch selbige. Es war nun einmal eine schwere Bürde, mit spirituellen Kräften geboren zu werden. Solche Kinder hatten kaum mehr Freiheit als die von Adligen, weil sie so wertvoll waren. Keine eigene Wahl, wenig Freiheit, dem Guten verpflichtet. Und je stärker sie waren, desto größer war die Verantwortung. Midoriko hatte dieselbe Pflicht erfüllen müssen. Aber war sie glücklich gewesen? Dann fiel ihr die andere Priesterin ein, die durch das Juwel gestorben war, umgebracht von ihrem eigenen Geliebten. Auch sie hatte ausgesprochen starke Kräfte besessen... Diese Höhle schien eine gewisse Trauer auszustrahlen, die auch sie selbst erfasste. Akira ließ ihren Blick über den steinernen Körper wandern, bis er auf ein unscheinbares Katana an der Hüfte der toten Priesterin stieß. Das musste es sein. Gedatsu, das heilige Schwert. Zögerlich streckte sie ihre linke Hand nach ihm aus. Doch gerade als ihre Finger den kühlen Stein berührten, pulsierte er einmal und sendete für einen kurzen Moment einen schwachen, bräunlichen Schein aus. Ihr Dämonenschwert reagierte fast augenblicklich darauf: Es begann, stark zu vibrieren. Dann riss sich Surudo'i plötzlich los, einen dunkelroten Schimmer aussendend. Seine Aura schien nun, da es sich von ihrer Bannung befreit hatte, so stark zu sein, dass man sie sogar mit den Augen eines normalen Menschen wahrnehmen konnte. Es sendete eine Druckwelle aus, die alles durchdringen zu schien und sie zurückstieß. Akira prallte hart gegen die unnachgiebige Statue der altertümlichen Priesterin. Der Kupferhaarigen entwich ein leichtes Aufkeuchen, als sie den Schmerz in ihrem Rücken und ihrer Schulter wahrnahm. Doch nicht nur die tote Miko hatte angefangen, sich zu regen. Der Grund unter ihr begann zu beben. Sie hob aufgrund einer bösen Ahnung ihren Kopf. Dort warteten boshaft rote Augen auf sie.
 

[Bankotsu]

Hastig sprang der junge Mann auf, als sich der Boden unter ihm anfing, zu bewegen. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Dann hatte sich der Grund wieder beruhigt. Doch nun konnte er etwas noch Gefährlicheres als das Beben spüren. Gleichzeitig war es noch viel gewaltiger als alles, was er je an dämonischen Auren wahrgenommen hatte. Und das waren nun einmal nicht wenige gewesen, sondern eher hunderte. Kurz durchlief ihn die freudige Erwartung eines Kampfes, sein Körper spannte sich leicht an. Doch dann fiel ihm siedend heiß ein, dass Akira direkt auf die Quelle der Auren zugelaufen war. Fluchend griff der junge Anführer Banryu und rannte schnell in den Eingang der Höhle.

„Hol sofort die anderen!“, rief er seinem kahlköpfigen Kameraden zu. Ihn hatte Bankotsu durch diese plötzliche Entwicklung fast vergessen. Eigentlich ließ sein Stolz nicht zu, dass er Hilfe annahm... Aber erstens waren dies seine Kameraden und zweitens mussten sie ja einen Auftrag erfüllen. Und auch wenn er es niemals offen zugeben und auf jeden Fall vehement abstreiten würde, gab es noch einen weiteren, einen dritten Grund. Der Schwarzhaarige machte sich Sorgen um seinen neuen Freund. Ohne auf eine Antwort von Seiten Renkotsus zu warten, drang er schnell in die Dunkelheit der Höhle ein. Die Atmosphäre war nun nicht mehr unerträglich rein, sondern durch etwas absolut Bösartiges ersetzt worden. Der junge Mann fühlte sich nun sogar noch unwohler als vorher. Nach einigen Augenblicken kam eine schwach erleuchtete Höhlenwölbung in Sicht. Direkt am Eingang kämpfte der Mann, der den Jungen hinein begleitet hatte, erbittert gegen einen riesigen Dämon, der aus vielen verschiedenen zusammengesetzt zu sein schien. Doch es wirkte eher wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielt. Doch jetzt schien der Yokai genug zu haben, denn er schlug das Katana des Dämonenjägers beiseite und umschlang ihn komplett mit einer Art grauer Tentakel, den der Dämon hochhob. Ein teilweise wütender, teilweise schmerzverzerrter Schrei erklang. Bankotsu beschleunigte sein Rennen und machte sich bemerkbar, indem er schnell den Arm des Yokai abtrennte. Sofort fiel das Etwas herunter, der tote Teil des Yokai verwandelte sich in Blasen – anscheinend eine Säure. Der Yokai schrie wütend auf. Der Körper des Taijiya fiel zu Boden, schlug hart auf, regte sich aber nicht. Vermutlich war er bereits tot. Für eine genauere Untersuchung hatter er allerdings keine Zeit. Bankotsu wandte seine Aufmerksamkeit dem merkwürdigen Yokai zu. Hunderte von Oni, Spinnenyokai und andere niedere Dämonen schienen verschmolzen zu sein, um diesen enorm starken Dämonen zu formen. Das machte ihn aber nicht unbedingt schöner. Eher im Gegenteil: Er war hässlicher als alles, was er bisher gesehen hatte.

„DU WAGST ES?“, dröhnte der Dämon mit mehreren Stimmen. Es klang wie ein Chor des Schreckens, doch der junge Anführer maß dem Geschwafel keinen einzigen Funken seiner Aufmerksamkeit zu, sondern sprang über gewisse Teile des Dämons hoch. Das wäre der kürzeste Weg.

„Keine Zeit!“, rief er dem wütenden Yokai zu, während er einem Maul auswich. Und dann einem Tentakel, gefolgt von einem Arm eines Oni.

„SUCHST DU DIE PRIESTERIN?“, fragte der Dämon unter verschiedenen Fangversuchen. „SIE WIRD STERBEN. MIDORIKO MUSS STERBEN.“

Ein Auge an einem Arm erschien, doch er schlug den Teil einfach mit Banryu durch. Der Yokai sprach nur von einer Priesterin. Er konnte also unmöglich Akira meinen.

Und er hatte eindeutig „Midoriko“ gesagt. War dies womöglich der Yokai, den die Priesterin damals bekämpfen musste? Der war doch vor hunderten von Jahren gestorben. Während er weitere Teile des Yokai abwehren musste, drang er langsam tiefer in die Höhle vor.

„Akira!“, rief Bankotsu laut. Man konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. Sogar er selbst hörte sie, aber im Moment war es ihm ziemlich egal. Allerdings bekam er keine Antwort. Dagegen beschäftigte ihn dieser merkwürdige Dämon noch ziemlich gut. Aber je mehr Körperteile der junge Anführer dem Wesen abschlug, desto mehr Säure wurde freigesetzt. Außerdem wuchsen sie auch recht schnell wieder nach. Dieser Yokai war zwar genauso stark, wie der Schwarzhaarige es sich von einem solchen wünschte – eine Herausforderung eben. Aber dass gerade jetzt ein solcher auftauchen musste... Er fluchte abermals, bevor er die Taktik änderte und davon abließ, mit Banryu auf den Körper einzuschlagen. Der Söldner konzentrierte sich nun darauf, dem Yokai auszuweichen. Um diesen würde er sich später kümmern. Momentan hatte etwas anderes Priorität. Ein weiteres Mal rief er den Namen seines Freundes. Dieses Mal kam eine Antwort. Allerdings nur in Form einer hellblau leuchtenden Druckwelle, die er noch nie gesehen hatte. Doch sie ließ den Dämon unter ihm aufkreischen und ein Stück zurückweichen. Für eine Sekunde war Bankotsu irritiert. Immerhin hatte sie ihm überhaupt nicht geschadet. Sofort änderte er seine Richtung auf den Ursprung der Attacke.

„VERSCHWINDE!“, vernahm er eine wütende, aber bekannte Stimme, gefolgt von einer weiteren Druckwelle. Sie war stärker, durchdringender als zuvor. Auch der Schwarzhaarige musste gegen diesen Angriff ankämpfen und blieb daher ruckartig stehen. Der Dämon hinter ihm schrie ein weiteres Mal wütend auf. Es klang wie ein „VERDAMMTE MIKO!“. Er entzog sich rasch der Reichweite, offenbarte so die Sicht auf den Jungen. Er war scheinbar unversehrt. Etwa einen Meter von ihm entfernt hing Akiras Schwert in der Luft, von Dunkelrot und Schwarz umhüllt. Das Schwarz wirkte düsterer als das anfängliche Dunkel der Höhle. Seine rote, dämonische Energie rieb sich sichtbar gegen die spirituelle Energie, die von Akira ausging. Der Zopfträger überwand schnell die letzten Meter zwischen ihnen und blieb dicht neben seinem Freund stehen, seine Hellebarde nach vorne gerichtet. Seine Besorgnis hatte sich schon vor ein paar Augenblicken in Kampfeslust verwandelt.

„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst keinen Unfug anstellen?“, murmelte Bankotsu dem Kupferhaarigen leise zu, während er ihn angrinste. Dessen Wut ebbte sichtbar ab und seine Züge zeigten nun ein leichtes Lächeln. Er selbst richtete seinen Blick schnell wieder auf das Katana vor ihnen.

„Hab's dir aber nie versprochen, Ban.“ Mit seiner freien Hand schob der junge Söldner den Jüngeren hinter sich. Immerhin war er ja unbewaffnet – sah man mal von seinen spirituellen Kräften ab. Pfeil und Bogen hatte Akira ja im Dorf lassen müssen. Niemand sollte bewaffnet in die heilige Höhle gehen. Eine schwachsinnige Regel. Er protestierte zwar mit einem schwachen „Hey...“, ließ es dennoch geschehen.

„Herzallerliebst.“, erklang eine tiefe, eindeutig männliche Stimme aus Richtung des Yoto. Das Schwarz der Aura formte sich nun zu einer Gestalt, die entfernt an einen Menschen erinnerte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich mein zugegeben schwächlicher Sohn beschützen lassen muss. Wie erbärmlich.“

„Sohn...?“, erwiderte der junge Anführer etwas verwirrt. War deren Vater nicht vor langer Zeit gestorben? Kurz verfluchte er sich für seine Verwirrung, aber Akira bestätigte sein Wissen.

„Du bist nicht mein Vater. Schände nicht die Namen der Toten.“ Seine Stimme klang fest und überzeugt. Ihr Gegenüber lachte nur, waberte etwas. Der Schwarzhaarige tat lieber noch nichts. Außerdem war das Gespräch momentan weitaus interessanter. Auch für seinen jungen Freund. Er blickte kurz zur Seite, als ein erneutes Fauchen ertönte. Der Yokai hatte sich wieder aufgebäumt und verdeckte so die Sicht auf den Ausgang. Offenbar war der Rest seiner Kameraden endlich eingetroffen. 'Das hat ja eine Ewigkeit gedauert.', dachte Bankotsu, während sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte. „Du bist nur die Manifestation von Surudo'is Willen. Nicht mehr.“

„Falsch. Ich bin Yoshizuki. Oder was von ihm übrig ist.“ Ein höhnisches Lachen erklang. Der Kupferhaarige war mittlerweile wieder neben ihn getreten. Wie der junge Mann dem Gesicht seines Gefährten entnehmen konnte, hatten sich auch einige Zweifel breit gemacht. „Aber dir und deinem Bastardbruder bin ich keine Erklärungen schuldig.“

„Jetzt reicht's.“, knurrte der Anführer verärgert. Dieser Mann – oder dieses Yoto – wurde ihm immer unsympathischer und gingen ihm mittlerweile gehörig auf die Nerven. Erst machte er seinen Schützling aus einem unerfindlichen Grund wütend und dann beleidigte er auch noch seinen langjährigen Freund. Genug war genug. „Mir egal, ob du der Kaiser oder nur dummes ein Stück Metall bist. Dich werde ich fertig machen.“

„Ach, meinst du?“, antwortete die schwarze Gestalt. Er klang nun etwas ruhiger, eher amüsiert. Aus dem Klang seiner überheblichen Stimme trat deutlich hervor, dass dieses... Ding keine hohe Meinung von ihm hatte. Wenn das wirklich Akiras Vater war, wusste er endlich, woher der Kupferhaarige seinen frechen, vorlauten Ton hatte. Die schwarze Gestalt holte sehr schnell aus, Bankotsu ebenso. Metall klirrte auf Metall, als die Waffen aufeinander trafen.
 

[Akira]

Die junge Frau stieß einen überraschten Laut aus, als sie unsanft auf ihrem Hintern landete, nachdem sie von ihrem Freund wieder leicht nach hinten geschubst worden war. 'Leicht nach seinen Maßstäben...', grummelte sie im Stillen vor sich hin, während sie sich schnell wieder aufrichtete. Bankotsu war sich anscheinend wirklich nicht seiner fast schon übermenschlichen Kräfte bewusst. Sie beobachtete ihn und seinen Gegner für eine kurze Zeit, da sie sowieso nicht wusste, was sie tun sollte. Der Schwarzhaarige befand sich immer in der Luft, wenn die beiden Klingen aufeinander trafen. Es wirkte, als wäre er ganz in seinem Element. Akira fragte sich kurz, warum er überhaupt hier war, beschloss dann aber, dieses Thema erstmal auf sich beruhen zu lassen. Immerhin gab es gerade Wichtigeres. Das Adrenalin schoss durch ihren Körper, als ihr wieder die Präsenz des wiedererweckten Dämons auffiel. Wie war er in den Geschichten nochmal genannt worden? Die junge Frau glaubte, es sei Magatsuhi gewesen. Auf jeden Fall wütete dieser gerade am Eingang der Höhle. Seine gewaltigen Gliedmaßen erstreckten sich bis zur Decke, stießen sogar dagegen. Neben den Metallklängen der beiden Kämpfenden, gesellten sich dazu nun einige Explosionen und ein ganz bestimmtes Zischen, das ihr verdächtig bekannt vorkam... Jakotsuto? Und die Explosionen könnten eventuell von dem Feuerbruder herrühren. Eine kurze Welle der Freude durchfuhr die Kupferhaarige, bevor sie einen Entschluss fasste. Hastig begann die Miko auf die Stelle zuzueilen, von der sie Surudo'i vorhin absichtlich weggedrängt hatte, weg von Midorikos Schwert. Da steckte doch mehr dahinter. Sie konnte ihren Kameraden sowieso nur dann helfen, wenn ihr eine Waffe zur Verfügung stand, und das war im Moment leider nicht der Fall. Plötzlich legte sich ein riesiger, grüngeschuppter Schwanz in ihren Weg, wahrscheinlich unbeabsichtigt. Die junge Priesterin konzentrierte sich und ließ spirituelle Energie in ihre Extremitäten fließen, sodass diese seltsame Säure ihr nichts anhaben konnte. Dann begann Akira, den geschuppten Teil des Dämons hinaufzuklettern. Bedauerlicherweise schien der Yokai dies sofort zu bemerken, denn ihm entfuhr ein lautes Grollen, während er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und seinen Schweif mit voller Kraft gegen die Höhlenwand über ihr krachen ließ. Ruckartig wich die junge Frau durch ein schnelles Rollen zur Seite aus, bevor die Wand an ebendieser Stelle einstürzte und – zu ihrer Überraschung – den Blick auf den noch immer grauen Himmel freigab. Kurz war Akira von der Stärke Magatsuhis beeindruckt, während ihr gleichzeitig die Gefahr dieses Monstrums klar wurde. 'Und ich bin wieder da, wo ich begonnen habe...', erkannte die Kupferhaarige frustriert, als ihr Blick wieder auf den Schwarzhaarigen und ihr Yoto fiel. Doch die Beiden kämpften nicht mehr. Vielmehr schien dieser angebliche Geist ihres Vaters auf sie zuzurasen. 'Was...?' Die Miko reagierte zu spät. Die dämonische Klinge hatte bereits die Kette ihrer Rüstung durchtrennt, drang nun durch ihre Kleidung und streifte die Haut ihrer Schulter. Ein Schmerzschrei entfuhr ihr, als etwas von der dunklen Energie in ihrer Wunde zurückblieb. Reflexartig fuhr ihre Hand beschützend zu ihrer linken Schulter. Glücklicherweise hatte die Kupferhaarige noch etwas ausweichen können, sonst hätte dieses verdammte Katana ihre Kehle durchtrennt. Bei diesem Gedanken erfasste sie ein kalter Schauer. Ihre Sicht verschwamm etwas. Akiras Gedanken wurden nun hauptsächlich von ihrer pochenden Schulter dominiert. Der Schmerz des Schnittes an sich war nur minimal. Viel schlimmer war das Dämonische, das nun durch ihre Adern zu kriechen schien, ihren Verstand betäubte und sie bewegungsunfähig machte. Aus weiter Entfernung hörte Akira ihren Namen...
 

[Bankotsu]

Mitten im Kampf entfernte sich „Yoshizuke“ einfach von ihm, floh wie ein Feigling. Er drehte sich eilig um, folgte dem Katana mit seinen Augen. Es schien direkt auf Akira zu zielen. 'Nein!', durchfuhr es ihn. Er stand noch immer an der Stelle, wo er zuletzt gewesen war. Allerdings war jetzt die Wand hinter ihm eingestürzt und von seiner Position aus konnte man den Himmel erkennen. Hatte er nichts Besseres zu tun gehabt, zum Beispiel sich verstecken?! Sein Ärger änderte dennoch nichts an dem Schwert, das den Kupferhaarigen mittlerweile erreicht hatte. Gerade, als Bankotsu die ersten Schritte in die Richtung der Beiden machte, hatte das Phantom – oder das Katana? – ausgeholt und ihr einen Schwerthieb verpasst. Ein Schrei ertönte. Er klang seltsam überrascht. Akiras Rüstung fiel von seinem Körper ab und landete mit einem leisen Klirren auf dem Boden, während sich ihr Besitzer reflexhaft an die Schulter fasste. Wahrscheinlich war auch sie von dem Schlag beschädigt worden. Das Katana schwebte nun hinter ihnen, zum Schlag erhoben.

„Endspiel.“, verkündete er oder es gehässig. Dann ging alles ganz schnell. Surudo'i sendete eine blitzartige, schwarze Explosion aus. Der Kupferhaarige stand noch immer an derselben Stelle. Als sei er in Trance. Bankotsu war sich nicht einmal sicher, ob er die nahende Gefahr bemerkte. Er hechtete zu seinem Freund, schlang einen Arm beschützend um seinen kleinen Körper und sprang dann zu den Trümmerteilen, um sie beide vor der Attacke zu schützen. Der Schwarzhaarige war noch mitten in der Luft, als ihn die Explosion im Rücken traf, ihn förmlich durchdrang. Er spürte, wie er nach vorne geschleudert wurde. Und die Schmerzen, die sich quälend langsam durch seinen ganzen Körper zu fressen schienen. Der junge Anführer kämpfte kurz dagegen an. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Unausgesprochenes

[Jakotsu]

'Verdammtes Biest!', fluchte Jakotsu innerlich. Wenn sich der Dämon immer wieder regenerierte, machte es ja doch keinen Spaß. Es bestand ja kaum eine Chance auf einen Sieg, der ihn befriedigen würde. Er wich einem der Tentakel aus. Dann einem weiteren, der durch die Luft angepeitscht kam. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Renkotsu seine Feuerfäden verwendete. Sie spannten sich über einen Teil des Yokai und entflammten sofort. Die Fäden brannten sich in das Fleisch, welches augenblicklich einen abscheulich süßlichen Gestank von sich gab. Aber das Resultat war wieder nur grünliche Säure, die aus den Wunden spritzte. Dadurch hatte sich der Transvestit schon seinen Arm verätzt und schon eine simple Bewegung tat höllisch weh. Suikotsu musste auch noch irgendwo sein, aber er konnte ihn in diesem Chaos nicht ausmachen. Er schwang Jakotsuto erneut. Natürlich mit seinem unverletzten Arm. Die Klingen fuhren sicher und schnell durch die Luft, durchtrennten große Teile des Yokai, zuckten zu ihm zurück. Doch es ergab nur noch mehr ätzendes Zeug, das auf den Boden klatsche, während sich die abgetrennten Teile dadurch auflösten. Der Schwarzhaarige lachte kurz, als er wieder ausweichen musste. Wenn das so weiterging und sie keinen Weg fanden, dieses Ding wieder in die Hölle zu schicken – wo es bestimmt hergekommen war – würden sie selbst nicht mehr lange unter den Lebenden weilen. Jakotsu überlegte fieberhaft, welche anderen Möglichkeiten es gab, aber sein Kopf war im Moment wie leer gefegt. 'Wenn wir ihn nicht mit Waffen töten können, wie dann?! Woher ist dieser verdammte Yokai überhaupt gekommen, so nah an einem Dämonenjägerdorf?', schimpfte er daher etwas frustriert. Aber das konnten sie – falls sie diesen Kampf hier überlebten – später noch den halbtoten Taijiya fragen. Als der Schwarzhaarige ihn vorhin in den sichereren Gang gezogen hatte, war der kaum noch am Leben gewesen. Er hoffte deswegen, dass der Dorfvorsteher noch eine Weile durchhielt. Momentan waren die Drei jedoch in einer fast aussichtslosen Lage. Und Akira und Bankotsu hatten sie auch nicht gefunden. Vielleicht war dieses hässliche Etwas hier so groß, dass sie auf der anderen Seite gegen es kämpften? Der Yokai war laut genug, sodass er jedwedes andere Geräusch übertönte. Auf einmal packte ihn ein Tentakel und bevor er sich mit seiner Klinge retten konnte, hatte er ihn mit einer rasanten Geschwindigkeit zu sich gehoben. Ein grimmiger Ausdruck trat auf sein sonst fröhliches Gesicht, während der „Arm“ jetzt auch noch seinen Schwertarm blockierte. Der junge Mann kämpfte mit seinem verletzten Arm gegen den festen Würgegriff an, doch zuerst schien es keine Wirkung zu zeigen. Er bewegte sich noch immer. Schnell. Er schlug weiter auf den rauen, grauen Tentakel ein. Ein wenig verwundert war Jakotsu allerdings, dass der riesige Yokai ihn noch nicht verschlungen hatte. Ein weiteres Mal schlug er mit voller Kraft zu. Dieses Mal schien es zu funktionieren: Der Dämon ließ ihn los. Dadurch wurde er durch den Restteil der Höhle geschleudert, prallte an dem Körper des Yokai ab. Hastig festigte der Transvestit den Griff um sein Schwert, das er noch in der Luft tief in den Körper des Dämons rammte, um seinen Fall zu stoppen. Sofort schoss die grüne Flüssigkeit aus der Wunde, doch Jakotsu stieß sich ab, bevor er von der Flut getroffen wurde. Nach einigen Sekunden landete er auf dem Boden. Schleunigst blickte sich der junge Mann um, entdeckte aber keinen seiner Kameraden. Er musste quer durch die ganze Höhle befördert worden sein. Hinter sich erfasste er ein großes Loch in der Höhlenwand und Trümmerstücke. Doch der Weg wurde von einer schwarzen Gestalt blockiert, die sich ihm aus einem unerfindlichen Grund näherte. Dazu kam, dass der gewaltige Dämon ihn nun ignorierte. Jakotsu runzelte die Stirn. 'Was ist hier los...?', fragte er sich und wandte sich wieder der sich nähernden Person zu. Nun, da der Fremde nur noch einige Meter entfernt war, konnte er ihn auch erkennen. Schwarze, wie ein Samurai zusammengebundene Haare, im Dunkel liegende Augen und ein schmerzhaft vertrautes Gesicht. Sein Körper reagierte sofort und von allein. Der Transvestit taumelte entsetzt einen Schritt zurück. Ihn durchflutete eine gewisse Trauer, kindliche Angst und ungeheure Verbitterung. Trotzdem überschattete seine Überraschung all diese Gefühle.

„V-Vater...?!“, brachte Jakotsu ungläubig hervor, ohne nachzudenken. Sein Gegenüber verzog das Gesicht. Wahrscheinlichn vor Abscheu. Das hatte er schon immer gut gekonnt, wie seine folgenden Worte bewiesen. Der Schwarzhaarige fand seine Fassung schnell wieder und lächelte leicht.

„Jakotsu. Dass du es wagst, mich Vater zu nennen. Du nutzloser...!“

„Was ist es jetzt wieder?“, antwortete der junge Mann gespielt unschuldig. Seinem alten Herrn brauchte er seiner Meinung nach überhaupt nichts zu beweisen. Im Laufe der Jahre war er ihm sogar ziemlich egal gewesen. „Ich glaube, du hast in meiner Kindheit alle Beleidigungen, die du kanntest, aufgebraucht. Und das noch nicht mal nur für mich. Wiederholungen sind langweilig, aber wenn du Neue hast, höre ich gerne zu.“

„Mhm...“, überlegte die Figur süffisant und nickte leicht, zufrieden. „Du hast es nie erfahren, oder? Über deine Mutter, meine ich.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“, meinte Jakotsu kühl. Er hatte nicht vor, sich weiteren Demütigungen und Beleidigungen durch diesen Mann auszusetzen. Das Einzige, was er von ihm wissen wollte, war der Verbleib seiner Freunde. „Wo sind Bankotsu und...“

„Na, warum du dich so sehr von deinen Schwestern und mir unterscheidest.“, unterbrach ihn sein Vater scharf – auch wenn der Transvestit innerlich bezweifelte, dass er bis jetzt überlebt hatte. Er wich absichtlich aus. Vielleicht, um ihn noch mehr zu quälen. Oder, was wahrscheinlicher war, um ihn abzulenken. Was auch immer es bezwecken sollte, es funktionierte. Jakotsus Augen weiteten sich etwas, zu seinem eigenen Ärger. „Du bist nichts weiter als der Bastard deiner Mutter. Nur aus Mitleid habe ich dich bei mir behalten. Ich hätte dich in den Wäldern aussetzen sollen, wenn ich sehe, was aus dir geworden ist!“

„Du solltest nicht über Dinge reden, von denen du keine Ahnung hast.“, erwiderte der Schwarzhaarige. Unterdrückte Wut schwang in seiner Stimme mit. Sein Gegenüber lachte jedoch nur.
 

[Bankotsu]

Als er endlich aufwachte, umhüllte ihn vollkommene Dunkelheit. Offensichtlich, weil seine Augen noch immer geschlossen waren, wie er nach einer Weile feststellte. Doch der junge Anführer fühlte sich trotzdem noch zu schwach, um sie zu öffnen. Ihm entwich ein leises Stöhnen. Ein Pochen durchdrang seinen ganzen Körper. Er musste ganz schön hart auf den Boden aufgeprallt sein. Dann richtete sich seine eingeschränkte Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Zu seinem Erstaunen bemerkte Bankotsu nämlich, dass sein Ruheplatz sehr weich war. Also nicht der harte Boden. Zumindest dort, wo sein Kopf und Oberkörper lagen. Aber im Augenblick war es ihm eigentlich völlig egal. Er war auch irgendwie viel zu müde, um klar zu denken. Alles, was seine Sinne wahrnahmen, wirkte sehr weit entfernt. Der Schwarzhaarige konnte sich nur schwach an das erinnern, was zuvor geschehen war. Irgendetwas entzog ihm die Erinnerung. Der junge Söldner versuchte die vergangenen Momente herbeizurufen. Akira und er waren von der Druckwelle der Explosion getroffen worden. Und danach? Was war mit Akira's verfluchtem Schwert los?! Der junge Anführer versuchte, seinen Arm ein wenig zu bewegen, aber er rührte sich keinen Millimeter. Er hörte auf, es zu versuchen. Es tat einfach zu sehr weh. Sein ganzer Körper schien wie gelähmt zu sein, schmerzend durch die kräfteraubenden, schwarzen Blitze. Vielleicht auch durch den Aufprall... Wie viel Zeit wohl vergangen sein mochte?

„Du bist endlich wach...?“, vernahm er Akiras leise Stimme. Irgendwie klang der Jüngere matt und... täuschte er sich oder konnte er zwischen den gesprochenen Worten ein großes Maß an Verlegenheit hören? 'Warum das?', fragte sich der junge Mann träge und öffnete schließlich seine Augen ein kleines Bisschen. Er konnte nur einen Teil von Akiras Kleidung und den staubigen, braunen Boden sehen. Sie waren wahrscheinlich den Berg etwas heruntergerutscht, bevor ihre Körper zur Ruhe gekommen waren. Glücklicherweise waren sie Beide dabei bewusstlos gewesen. Sonst hätten sie wahrscheinlich noch mehr Schmerzen ertragen müssen. 'Natürlich! Ich habe ihn abgeschirmt...', fiel Bankotsu wieder ein, erleichtert, dass seine Erinnerung allmählich zurückkehrte.

„Ja...“, murmelte er mit ebenso leiser Stimme. Dann spürte der Schwarzhaarige eine leichte Berührung an seiner rechten Schulter, die jedoch einen stechenden Schmerz durch seinen Körper jagte. Sein Körper verkrampfte sich automatisch. Sein Freund musste sein Unbehagen gespürt haben, denn er ließ sofort von ihm ab. Sofort klang der Schmerz ab.

„Entschuldige...“, sagte der Kupferhaarige schnell. Bankotsu war trotz der Situation ziemlich amüsiert, auch wenn seine Gesichtsmuskeln ihm kein Grinsen erlaubten. Er konnte schon beinahe sein knallrotes Gesicht vor sich sehen. Mit seiner ganzen Willenskraft bewegte er seinen Kopf ein Stück, sodass er nun auch mit seinem anderen Auge etwas sehen konnte. Seine Unterlage fühlte sich noch immer weich an, passte sich seiner schwachen Bewegung an. Akira gab ein unbehagliches Geräusch von sich. „A-Aber könntest... könntest du von meiner... Brust runter...?“

'Seine Brust...?', dachte der junge Mann entgeistert. Zuerst war er zu perplex, um zu reagieren. Dann traf ihn die Erkenntnis wie aus dem Nichts. 'Akiras Brust... ist die einer Frau...' Er war noch immer zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Daher rutschte er mit allerletzter Kraft etwas nach unten, zu seinem Bauch, wo er wieder zusammensackte. Sogar sein... nein, IHR Bauch war weich. Als Erstes durchströmte ihn eine Welle der Wut. Am liebsten hätte er sich gerade selbst geschlagen. Und Akira angeschrien. 'Wie konnte ich übersehen, dass Akira ein MÄDCHEN ist?!', schimpfte er mit sich selbst.

„D-danke...“, antwortete Akira ruhig, hinterließ nach... ihren Worten jedoch eine peinliche Stille. Der junge Söldner war noch immer von dieser Entwicklung überrascht, aber er konnte auch fühlen, dass ihr Körper ziemlich angespannt war. Kein Wunder. Seine Wut ebbte schnell ab. Im Moment hatte der Schwarzhaarige einfach nicht die Energie, solche Gefühle aufrecht zu erhalten. Vielleicht später... Nach ein paar Minuten hob... sie ihre Stimme. „Du bist bestimmt sauer... Zurecht, denke ich...“

„Momentan nicht.“, murmelte Bankotsu kaum verständlich, woraufhin Akira mit einem stillen, erkennenden „Oh.“ antwortete. Daraufhin schwieg sie wieder, war wahrscheinlich genauso erschöpft wie er selbst. Der junge Anführer wusste allerdings auch nicht, warum er so reagierte. Normalerweise wäre diese Täuschung Grund genug für ihn, um sie jetzt loszuwerden. Auf die eine oder andere Weise. Aber gerade jetzt gab es etwas Wichtigeres – das Schwert. Aber wie sehr sich Bankotsu auch anstrengte, er konnte sich kaum bewegen. Weshalb seine Gedanken recht schnell wieder zu dem Mädchen zurückkehrten. Wenn sie wirklich ein Mädchen war, dann hatte sein bester Freund auf jeden Fall Bescheid gewusst... Fragte sich nur noch, weshalb er nichts gesagt hatte. Waren die Beiden überhaupt verwandt? Allerdings erklärte diese Enthüllung etwas anderes: Er selbst war doch nicht abnormal, wie er am Anfang gedacht hatte. Aber dass sie ihn solange hatte täuschen können... Vielleicht hatte er es auch einfach nicht wissen wollen. Der Söldner spürte, wie ihm seinerseits das Blut ins Gesicht schoss. Seine Wangen brannten im wahrsten Sinne des Wortes. Bankotsu war froh, dass Akira sein Gesicht momentan nicht sehen konnte. Er war noch nie im Beisein oder wegen einer Frau beschämt gewesen und der junge Mann wollte auch nicht, dass sich dieser Sachverhalt änderte. 'Was zum...?', dachte er irritiert, als er eine vorsichtige Berührung an seinem Hinterkopf wahrnahm. Sie strich aus einem unerfindlichen Grund behutsam über sein Haar. „Was... machst du da...?“

„Oh... uhm... Entschuldige...“ Sie entfernte schnell ihre Hand, während sie genauso verlegen klang wie er sich fühlte. Aber Akira schien sich immerhin noch mehr bewegen zu können. Lag das vielleicht an den spirituellen Kräften, mit denen sie gesegnet war? Möglich war es. Das bedeutete aber auch, dass die dämonische Energie in der Lage war, seine Gegner zu paralysieren... „Ich habe nur... die dämonische Energie... reinigen wollen...“

„Okay, dann...“ Bankotsu verstummte. Er wollte nicht fortfahren müssen. Die junge Frau schien seine Zustimmung zu spüren, denn sie setzte ihre Aktion fort. Der Söldner spürte die Wärme, die von ihren Fingern in seinen Körper floss und die Schmerzen ablinderte. Es fühlte sich seltsam angenehm an und er versuchte gar nicht erst, dagegen anzukämpfen. Denn dadurch kamen langsam seine Kräfte zurück. Er bewegte seinen Arm probehalber ein weiteres Mal. Dieses Mal klappte es, auch wenn es noch immer wehtat. Aber es war zu ertragen. Langsam und vorsichtig stützte sich der Söldner auf beiden Armen ab und erhob sich einige Zentimeter, während er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

„Ich habe alles Dämonische aus deinem Körper geläutert. Fühlst du dich jetzt besser?“, hakte Akira nach, woraufhin er seinen Blick auf ihr Gesicht richtete. Ihre warmen, kupfernen Augen blickten ihn besorgt an. Bankotsu bemerkte auch, dass ihre Wangen noch immer gerötet waren. 'Stimmt ja. So fängt es bei den anderen Frauen auch an...' Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Aber dafür war jetzt keine Zeit.

„Ja. Du?“, antwortete er knapp und rappelte sich auf. Nun kniete der Söldner neben der Kupferhaarigen. Auch sie setzte sich langsam auf, während sie ein leises Stöhnen unterdrückte – oder es zumindest versuchte. Hörbar war es für den jungen Mann trotzdem.

„Du bist ganz schön schwer, weißt du das?“, erwiderte die junge Frau leicht sarkastisch, schloss dann die Augen. Bankotsu verdrehte leicht die Augen. Kaum ging es ihnen wieder besser, fing der Junge – 'Nein, das Mädchen...', korrigierte er sich schnell – an, Distanz zwischen sie zu bringen. Aber er wollte gar nicht erst auf ihren Kommentar eingehen. Der Zopfträger stand rasch auf und blickte sich dann auf der Suche nach Banryu um. Er war sich ganz sicher, dass er es vorhin noch in der Hand gehalten hatte. „Mein Körper wird sich schon erholen. Wichtiger sind Magatsuhi und Surudo'i...“

„Magatsuhi?“, fragte der Schwarzhaarige irritiert nach. Das war das erste Mal, dass er diesen Namen hörte. Auf einmal erblickte er seine Hellebarde etwa drei Meter von ihnen entfernt. Sie lag einfach auf dem Boden, unbeschädigt.

„Der Dämon.“, hörte er die Stimme der jungen Frau in seinem Rücken, während er langsam zu Banryu ging und es aufsammelte. Es war schwerer, als er es gewöhnt war. Doch eigentlich war das nicht so verwunderlich, immerhin war sein ganzer Körper ausgelaugt.

„Woher weißt du, wie er heißt?“

„Während meines Trainings habe ich viele Mythen kennengelernt.“, erklärte Akira ruhig. Ihr schien es mittlerweile besser zu gehen und sie schien sich von dem Vorfall vorhin erholt zu haben. Bankotsu beschloss, später noch ein weiteres Mal nachzuhaken. Ebenso langsam trottete er wieder zu seiner Freundin. „Und in den Geschichten von Midoriko wurde er so genannt. Das verkörperte Böse eben.“

„Dann wird dieser Yokai eine harte Nuss sein.“, murmelte der junge Anführer nachdenklich. Ein leicht freudiges Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Je stärker der Gegner war, desto besser war der Kampf seiner Meinung nach. Im Kampf ging es sowieso immer darum, sich zu beweisen. Und Kämpfe um Leben und Tod waren am besten dazu geeignet, seine Stärke zu messen. Die Möglichkeit des eigenen Todes war ein guter Preis für den Kick. Akira schüttelte so hastig ihren Kopf, dass ihr Pferdeschwanz durch die Luft peitschte.

„Ich glaube nicht, dass wir ihn besiegen können. Nicht einmal Midoriko ist das damals...“ Sie stockte kurz, während sich die Augen der jungen Frau leicht weiteten. So, als ob ihr urplötzlich etwas eingefallen wäre. So langsam wurde der Schwarzhaarige ungeduldig. „Aber wenn wir Surudo'i bannen, könnte das auch Magatsuhi...“

„Und was...?“, begann Bankotsu ungehalten. Er hatte nun wirklich keine Lust, das Gebrabbel der Priesterin – die sie ja anscheinend war... – zu ertragen. Nicht, während seine Kameraden in dieser verdammten Höhle, angeblich ohne jedwede Chance zu gewinnen, gegen diesen „Magatsuhi“ kämpften. Doch sein Gegenüber unterbrach ihn recht schnell.

„Ich brauche Gedatsu. Dann könnte ich Surudo'i versiegeln.“ Ihr Gesicht wirkte entschlossen, so als ob sie eine Lösung gefunden hatte. Das schien auch der Fall zu sein. Bankotsu seufzte innerlich. Mal wieder würde sie ihm eine Erklärung schuldig bleiben, bis alles vorbei war. Doch er nickte noch, bevor sie ihre Frage stellen konnte. „Kannst du du mir helfen?“
 

[Suikotsu]

„Na warte!“, erklang es direkt neben dem Söldner, bevor ein gewaltiges Flammenmeer auf den Yokai herabregnete. Erstaunlicherweise bewirkte das Feuer mehr als seine Klauen: Es verbrannte das Fleisch zwar, verhinderte durch die Hitze jedoch das Austreten von Flüssigkeit. Damit waren Renkotsus Attacken weitaus effektiver als Jakotsus oder seine eigenen. Mukotsu hingegen war immerhin halbwegs immun gegenüber der giftigen Säure. Zumindest wirkte er nicht sonderlich beängstigt oder beeinträchtigt. 'Wo ist Jakotsu eigentlich?', schoss es ihm durch den Kopf, nachdem ihm die Abwesenheit seines Kameraden aufgefallen war. 'Kaum lässt man ihn eine Sekunde aus den Augen...' Suikotsu schlug einen nahenden Onikopf mit seiner Klaue beiseite und wich dann dem grünen Sprühregen aus. Mehr konnten sie im Moment sowieso nicht tun außer Ausweichen. Der Dämon wirkte unbesiegbar. Auch wenn die Söldner ihn schwächen konnten, würde der Yokai unter diesen Umständen obsiegen. Auf einmal ertönte ein alarmierter Schrei, vielleicht eine weitere Verfluchung. Die Person war auf jeden Fall außerhalb seiner Sichtweite. Dadurch war er nur für einen Moment abgelenkt gewesen, aber diese kurze Zeit reichte schon aus: Einer der Auswüchse war schon zu nah, um ihm noch ausweichen zu können. Der Arm traf ihn hart in den Magen und schleuderte ihn heftig gegen die Steinwand. Ungewollt entfuhr ihm ein leises Schnaufen und landete unsanft auf dem Boden. Schnell rappelte sich Suikotsu wieder auf. Der Dämon schien sie momentan nicht einmal verletzen zu wollen, sondern schien sie von irgendetwas abhalten zu wollen. Oder aber er spielte mit den Söldnern wie eine Katze mit ihrer Beute, bevor sie sie fraß. 'Aber was...' Der ehemalige Doktor konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende führen, denn er hörte gleich in seiner Nähe ein leises Stöhnen. Nein, eher ein Röcheln. Und es war seltsamerweise viel stiller geworden als vorher. Der Schwarzhaarige eilte auf die Quelle des Geräuschs zu. Der Arzt in ihm wusste bereits, dass es sich um einen Verletzten handelte. Er hasste Ärzte zwar, aber diese Fähigkeiten seines anderen Ichs waren manchmal ganz praktisch. Dennoch gefiel ihm nicht, was er sah. Dort am Boden lag Renkotsu, vollkommen außer Gefecht gesetzt.

„Renkotsu.“, sprach Suikotsu seinen Kameraden an, der allerdings kaum reagierte. Er war nicht einmal halb bei Bewusstsein. Langsam ließ sich der Söldner auf ein Knie neben dem Verletzten nieder. Er hatte eine schlimme Fleischwunde im Magen, eine Blutlache hatte sich bereits neben den Kahlköpfigen ausgebreitet. Immerhin war es nicht die Brustregion gewesen. Aus seinem Mund floss sogar ein Rinnsal aus roter Flüssigkeit. Der Schwarzhaarige presste nachdenklich seine Lippen zusammen. In Renkotsu's Zustand sollte man eine Person eigentlich nicht bewegen. Aber wenn er hierbliebe, wäre das sein sicherer Tod. So oder so standen die Chancen seines Kameraden eher schlecht. Allein könnte er den Feuerbruder allerdings nicht aus dieser verdammten Höhle schaffen. Der Schwarzhaarige stand auf und blickte sich nach seinen anderen beiden Begleitern um. „Jakotsu! Mukotsu!“

„Was ist los, Bruder?“, fragte als Antwort eine Stimme ganz in der Nähe. Es klang gehetzt, etwas außer Atem. Als der ehemalige Arzt in diese Richtung blickte, erkannte er Mukotsu, der eilig auf ihn zulief und dabei dem Yokai mehr schlecht als recht auswich. Seine Spezialität waren nun einmal keine offensiven Kämpfe, sondern eher Angriffe aus dem Hinterhalt. Suikotsu warf einen vielsagenden Blick auf ihren verletzten Bruder, was dem Giftmischer nur ein Schnauben entlockte, nachdem er zum Stehen gekommen war. „Was für ein Dummkopf.“

„Dafür ist jetzt keine Zeit. Beleidigen kannst du ihn, wenn er wieder halbwegs bei Bewusstsein ist.“, erwiderte der Schwarzhaarige ruhig, während er sich eiligst wieder neben dem Kahlköpfigen niederließ und ihn an den Armen in eine sitzendere Position brachte. Mukotsu beobachte die ganze Aktion interessiert, bevor er sich umdrehte und eine weitere Portion seines Giftes in Richtung des riesigen Yokai verteilte. Das Gute daran war, dass sie nun nicht mehr sichtbar waren und das den Dämon für eine – wenn auch kurze – Zeit aufhalten würde.

„Was ist mit Jakotsu?“

„Weißt du, wo er ist?“, hakte der ehemalige Doktor nach. Ansonsten konnten sie nicht auf den Transvestiten warten. Jakotsu war schlau genug, um zu wissen, wann er flüchten sollte. Er würde hoffentlich klar kommen. Der Giftmischer schüttelte einmal seinen verhüllten Kopf, womit die Sache eigentlich geklärt war. Der Ältere schien das zu verstehen, denn er packte den Feuerbruder so gut es ging an den Füßen, obwohl er so klein war. Dieser gab ein leises Stöhnen von sich. Sein Zustand verschlimmerte sich mit jeder Minute „Renkotsu hatte den effektivsten Angriff gegen dieses Ding. Wir müssen uns zurückziehen.“
 

[Jakotsu]

Als sich Jakotsuto noch einmal um das Yoto schloss, wurden seine Klingen von der dunklen Aura verschlungen, Blitze drangen in sie ein. Fluchend ließ er sie zurückschnellen, bevor der Schwarzhaarige erneut ausholte. Die Schlangenklingen umrundeten seinen Gegner, fuhren durch ihn hindurch. Doch das Phantom seines Vaters war unverletzt. Es sah aus, als hätte er es absichtlich geschehen lassen. Um ihn zu ärgern, zu provozieren und um ihm zu zeigen, dass er nichts gegen ihn ausrichten konnte. Jakotsu wusste, dass es nicht der Mann war, der ihn aufgezogen hatte. Der war vor Jahren im Feuer ums Leben gekommen. Dies hier war nur die Essenz von Surudo'i. Vielleicht der böse Teil seines Vater. Der Ältere grinste höhnisch. Dann entfuhren aus dem Katana ein weiteres Mal dunkelviolette Blitze, die wieder in sein Schwert eindrangen.

„Du bist besser, als ich es von dir erwartet hätte.“, lobte ihn sein Gegenüber. Es schwang allerdings eine ausgesprochen sarkastische Note in seiner Stimme mit. Sein Blick fiel auf sein Schwert, woraufhin sich seine Augen überrascht weiteten. Der Transvestit beobachtete nämlich, wie Jakotsuto in der Luft harrte und einige Risse sich auf den Klingen zu bilden begannen. Es wurde gefährlich für seine Waffe. „Aber noch immer nicht gut genug.“

Mit einem Ruck riss Jakotsu sein Schwert zurück, bis es wieder eine einzige Klinge war. Doch auch diese zeigte einige, kleinere Frakturen. Lange würde es wohl nicht mehr durchhalten können. Musste es vielleicht auch gar nicht. Das Phantom schwang Surudo'i, woraufhin es eine schwarze, nur aus dämonischer Energie bestehene Klinge nach ihm aussandte. Der Schwarzhaarige sprang in die Luft, um dieser auszuweichen. Sie glitt haarscharf unter seinen angezogenen Füßen vorbei und schlug hinter ihm in der Wand ein. Er landete sicher und halbwegs leichtfüßig einige Meter von seiner ursprünglichen Position entfernt. Surudo'i erstarrte in der Luft, während sein Träger irritiert, oder eher überrascht in seine Richtung schaute.

„Jakotsu...“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme schwach hinter ihm. Der Angesprochene drehte seinen Kopf leicht in ihre Richtung, wo der Anführer und seine Schwester aufgetaucht waren. Sie lebten. Erleichterung durchfuhr den Schwarzhaarigen. Allerdings sahen beide nicht sonderlich gut aus. Kleidung und Gesichter verdreckt. Akiras Haori war zusätzlich noch zerfetzt und blutgetränkt, ihre Schulter zeigte eine Fleischwunde. Bankotsu hatte seinen freien Arm um ihre Taille geschlungen – wahrscheinlich, um sie zu stützen und ihr das Laufen zu erleichtern. Er selbst wirkte ausgelaugt und wies einige oberflächliche Kratzer auf. Jakotsu erlaubte sich ein erleichtertes Lächeln, als die Beiden endlich bei ihm ankamen.

„Das Ding lässt sich nicht besiegen.“, kommentierte er. Seine Schwester nickte leicht, aber bestätigend. Jakotsu stand in einem Schwung auf und ging die letzten Schritte rückwärts zu ihnen, das Yoto immer im Auge behaltend.

„Akira meinte, sie könne ihr Katana versiegeln, wenn sie irgendwie an Gedatsu gelangen würde. Wenn das wahr ist, bringen wir sie zu der Mumie.“, meldete sich Bankotsu das erste Mal seit ihrer Ankunft zu Wort. Seine Stimme klang etwas rau. Jakotsu runzelte seine Stirn. Die Beiden hatten also mittlerweile eine Möglichkeit gefunden, das Schwert in den Griff zu bekommen. Aber war die Kupferhaarige mit ihrer Wunde überhaupt in der Lage, eine Waffe zu halten, geschweige denn zu benutzen? Der Transvestit bezweifelte das eigentlich. „Jakotsu, du...“

„Nein.“

„Was?“ Akiras leise Stimme klang verwundert, ihre braunen Augen blickten ihn fragend an. Sie war noch immer bei vollem Bewusstsein, wusste also, was sie tun wollte. Aber um das zu schaffen, mussten sie sowohl das Schwert als auch den Yokai ablenken. Und so verletzt, wie die Priesterin war, konnte ihr Plan nicht gut gehen. Außerdem würde Bankotsu wollen, dass er sich um die junge Frau kümmerte, dabei hatte sein Freund überhaupt keine Beziehung zu dem Ding.

„Ich gebe euch Rückendeckung. Mit dem Phantom habe ich nämlich noch eine Rechnung offen.“, erklärte Jakotsu seinen Begleitern. 'Nicht zu vergessen, dass ich noch in besserer gesundheitlicher Verfassung bin und so mehr Zeit schinden kann.', ergänzte er still in seinem Kopf. Bankotsu wäre eindeutig schneller erschöpft als der Transvestit selbst. Außerdem fühlte sich der junge Mann durch das Schwert noch immer ziemlich angegriffen. Seinem besten Freund entfuhr ein genervter Seufzer. „Dass es mich einfach beleidigt...“

„Wir sehen uns hier gleich wieder.“, antwortete der junge Anführer geschlagen, während er seine festen Blick auf ihn gerichtet ließ. Er wollte ihm viel Erfolg wünschen. Zumindest hoffte Jakotsu, dass dem so war. Akira hingegen sah so aus, als wollte sie etwas einwenden. Doch nur ihr sorgenvoller Blick blieb an ihm hängen. „Lass dich nicht töten.“

Jakotsu nickte als Antwort schnell. Das würde er auf keinen Fall zulassen. Gegen einen Geist zu verlieren, wäre wirklich erniedrigend. Vielleicht sogar schlimmer als bei einer Frau. Wenn er denn mal sterben sollte, dann sollte es durch die Hand eines gutaussehenden Mannes geschehen. Der Schwarzhaarige lächelte nun. Der Zopfträger hob die Miko etwas hoch und zog sie noch näher zu sich heran, sodass er schneller laufen konnte. Bankotsu schenkte ihm noch ein kurzes, kampffreudiges Grinsen, bevor er in Richtung des verschmolzenen Yokai davonstürmte. Auch seine kleine Schwester hatte ihn noch einmal angelächelt und er meinte, er hätte ein leises „Viel Glück.“ gehört. Jakotsu fasste nun wieder seinen Gegner ins Auge, der gerade dabei war, seine beiden Freunde anzugreifen. Ihr Aufeinandertreffen hatte kaum eine Minute gedauert und trotzdem hatte Surudo'i schon wieder eine neue Priorität gefasst. Falls es denn eine hatte. So einfach würde der Transvestit es ihm nicht machen. Er schwang Jakotsuto erneut.

„Ich bin hier dein Gegner, nicht sie!“, rief er dem Phantom zu, während sich seine Klingen fest um das dämonische Katana schlossen. Ein schreckliches, metallisches Quietschen erfüllte die ganze Höhle. Es reagierte kaum, versuchte jedoch weiterhin, die anderen Beiden zu attackieren. Mit voller Kraft riss er seine Schlangenklingen zurück, in die entgegengesetzte Richtung. Überraschenderweise gab das Yoto nach, auch wenn es von dem Angriff an sich nicht sonderlich beeinträchtigt zu sein schien. 'Jetzt werde ich dir mal zeigen, wozu ich in der Lage bin.'
 

[Akira]

Die junge Frau blickte über Bankotsu's Schulter zurück. Dorthin, wo Jakotsu sich gerade mit ihrem Katana duellierte. 'Das ist alles meine Schuld.', fuhr es durch ihren Kopf. 'Wenn ihm was passiert...' Sie biss sich fest auf ihre Unterlippe, während sie ihren Bruder im Auge behielt, solange sie es noch konnte. Der Transvestit schien nun ernst zu machen. Dieser Gedanke beruhigte die Kupferhaarige ein wenig. Aber wenn ihm wirklich etwas zustieß...

„Du könntest mir schon etwas helfen.“ Akira wandte ihren Blick von dem Kampf ab, blickte nach oben in sein verkniffenes Gesicht. Soviel zu seinem Kommentar, er sei nicht wütend. Doch der Söldner schien ihre Besorgnis zu spüren, denn er presste sie noch enger an seine Seite. Als Antwort nickte die Priesterin leicht, während sie ihren unverletzten, rechten Arm so gut es ging um seinen Rücken schlang. Sie wagte es allerdings nicht einmal, den anderen Arm auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sogar unbewegt durchdrangen die stechenden Schmerzen ihren ganzen linken Oberkörper. Und jeder eigentlich sanfte Stoß, der durch das Landen und Weiterspringen Bankotsus verursacht wurde, verstärkte ihn kurzzeitig. Aber Bankotsu musste leider den Attacken Magatsuhis ausweichen. Entschlossen schob die Kupferhaarige ihre Schmerzen an den Rand ihres Bewusstseins, bevor sie ihre Augen schloss und sich auf ihre Umgebung konzentrierte. Neben Bankotsu's warmer Präsenz fühlte sie auch ein feindseliges Bewusstsein. Dunkle Gedanken, zerstörerische Absichten, ungezügelte Gefühle. Magatsuhi. Er war beinahe schon überwältigend. Surudo'i war ähnlich, aber es wirkte intelligenter. Akira konzentrierte sich hastig auf die einzige Waffe in ihrer Nähe. Während ihrer unabgeschlossenen Ausbildung hatte sie gelernt, wie sie ihre Kräfte in Gegenstände fließen lassen konnte. Die Miko spreizte leicht die Finger, die auf seiner Schulter ruhten.

„Banryu.“, murmelte die junge Priesterin als Antwort, woraufhin der Schwarzhaarige leise schnaubte. Er wich lieber dem nahenden Arm aus, als sich irgendeiner Gefahr auszusetzen. Oder das Miasma des Yokai war zu stark.

„Du hast keine Ahnung. Wenn man einen Arm abschlägt, dann...“, antwortete Bankotsu. Er klang dabei ein wenig belehrend, doch er unterbrach sich selbst. Akira hatte gespürt, dass er seine Hellebarde gerade bei einem herannahendem Teil Magatsuhis benutzt hatte und dann ausgewichen war. „Mhm. Warst du das?“

„Auch ich kann nützlich sein, Bankotsu.“, erwiderte die junge Priesterin scherzend. Auch wenn sie sich fragte, woher sie überhaupt die Kraft dafür genommen hatte. Bankotsu's Laune schien sich etwas gebessert zu haben, immerhin hatte sich ein triumphierendes Grinsen in sein Gesicht geschlichen.

„In der Tat.“, meinte der Schwarzhaarige beiläufig, während er den Körper des Dämons als Treppe benutzte und immer wieder auf ihn einschlug. Das hatte zu Folge, dass Magatsuhi noch wütender wurde, aber auch schneller zurückwich. Die Miko erblickte in demselben Augenblick einen versteinerten Teil des Yokai. Scheinbar war der Bann noch nicht vollkommen gebrochen worden. „Wir sind gleich da.“

„In O-woah!“, wollte Akira antworten, ließ jedoch einen überraschten Aufschrei los, als der junge Anführer sie mitten in der Luft losließ. Sie landete mit einem dumpfen Aufprall in der Nähe der Mumie, während der Schwarzhaarige seine Waffe schwang und das Banryusen losließ. Die Energie fraß sich in den Yokai und es war offenbar noch genug spirituelle Kraft in Banryu enthalten, sodass die zugefügten Wunden kein Miasma ausspien. 'Dieser Grobian...', fuhr es der Kupferhaarigen wütend durch den Kopf, während sie sich aufrappelte und ihre schmerzende Hüfte mit ihrer unverletzen Hand rieb. Das würde eine Prellung mehr geben. Bankotsu landete etwa einen Meter vor ihr.

„Beeil dich mal!“, rief er ihr über die Schulter zu. Der befehlende Tonfall gefiel der jungen Frau zwar nicht, aber sie wusste auch, dass der Söldner Recht hatte. Er hatte schon längst wieder angefangen, Magatsuhis Attacken zu blocken und den Dämon abzulenken. Eilig hastete Akira auf die altertümliche Priesterin zu und tastete dieses Mal ohne zu zögern nach dem Schwert. Kaum hatte die Kupferhaarige es berührt, sendete es eine leichte, ebenfalls bläuliche Aura aus. Sie entfernte es langsam von der Statue, bevor die junge Priesterin Bankotsu's Namen rief. Er reagierte sofort, tauchte auf einmal neben ihr auf. „Dieses schäbige Ding ist dieses berühmte Schwert?“

„Ja, wieso?“, fragte Akira, während sie ihren Geist nach dem Schwert ausstreckte. Fast sofort erspürte sie seine warme, reine, aber mächtige Wesensart, die sich nach ihr ausstreckte. Sie blickte ihren Freund lächelnd an, doch er wandte sein Gesicht rasch von ihr ab.

„Hauptsache, es kann diesen Yokai besiegen.“, murmelte der junge Anführer, bevor er einen neuen Angriff startete. Die pinkfarbene Energie seines Banryusen schnitt senkrecht durch den gesamten Yokai, hinterließ tiefe Risse. Magatsuhi schrie lautstark auf, machte sich daran, sich schnellstmöglich zu heilen. Grüne Flüssigkeit sprudelte aus den Verletzungen, bedeckte seinen ganzen, geschundenen Körper. Akira eilte so schnell sie konnte auf den schon halbtoten Dämon zu und wollte ihm dabei einen Hieb versetzen. Doch das Schwert kam ihr zuvor: Es setzte ihre gesamte spirituelle Energie frei, die klingenförmig auf den Yokai einprasselte. Er gab einen letzten, kläglichen Laut von sich, bevor er sich langsam in Luft auflöste. 'War das... etwa schon wieder eine Illusion?', fragte sich Akira irritiert, während Bankotsu wieder neben ihr auftauchte. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, seine Augen behielten sie im Blickfeld. Doch bemerkte sie ihn kaum.

„Jakotsu...“, fiel der jungen Priesterin siedend heiß ein. Wenn sie Surudo'i nicht bändigen konnten, ging der ganze Spuk von vorne los. Die Kupferhaarige drehte sich auf dem Absatz um und begann ihren unwilligen Körper wieder in Richtung ihres Bruders zu treiben. Schon nach einigen Schritten schienen ihre Beine allerdings zu beschließen, ihr den Dienst zu versagen. Aus dem Nichts tauchten jedoch zwei starke Hände auf und hielten sie da, wo sie war.

„Mensch... du bist wirklich unmöglich...“, knurrte der Schwarzhaarige schlecht gelaunt, stützte Akira jedoch wie zuvor. Aber auch Bankotsu schien wieder zurück zu seinem Freund zu wollen, da er sich wieder zu ihrem Ursprungsort bewegte. Dieses Mal war glücklicherweise kein Yokai im Weg. 'Oder die Illusion davon. Was auch immer es war...' Doch ihre trägen Gedanken wurden recht schnell von dem jungen Anführer unterbrochen: „Meinst du, du kannst so kämpfen?“

„Das muss gehen, nicht wahr?“ Akira lächelte schwach, auch wenn sie wusste, dass ihr Kamerad es nicht sehen konnte. Er antwortete auch nicht. Es war offensichtlich, dass sie noch eine Weile durchhalten musste. Die Miko war froh, dass die Höhle recht klein war. Denn gerade kam Jakotsu in Sicht und sie fühlte, wie sich Bankotsu's Griff um sie verstärkte. Der Transvestit war noch immer mitten im Kampf, auch wenn er erschöpfter aussah als vorher. Er blieb stehen, um sein Schwert erneut schlangenartig um Surudo'i zu wickeln. Das Phantom flackerte. Der junge Anführer wurde langsamer. Jakotsu zog den Griff um Surudo'i noch enger, bevor er zu ihnen sah. Neben ein paar Kratzern zierte ein vergnügtes Lächeln sein Gesicht, während sich ungefähr die Hälfte seiner Haare aus seiner kunstvollen Hochsteckfrisur gelöst hatten. Der Transvestit schien sich ja doch recht gut bei diesem Kampf amüsiert zu haben. 'Tja, Rache tut wohl manchmal ganz gut...', dachte Akira müde. Er wischte sich ein kleines Rinnsal aus Blut aus dem Mundwinkel.

„Wollt ihr mich etwa ablösen?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2015-04-12T15:13:51+00:00 12.04.2015 17:13
Hey^^
Bis zum Ende: hammer Story auf oberstem Niveau*-*
Freue mich schon, wenn es weiter geht:) Also, sag ich einfach mal... Mach weiter so und herzlich Willkommen auf meiner Favoliste:)
LG
Bloody^^
Von:  Shirayuki_Hime
2014-07-26T23:05:24+00:00 27.07.2014 01:05
Gutes kapitel. Schreib bitte schnell weiter!!!;)
Von: abgemeldet
2014-07-15T19:57:20+00:00 15.07.2014 21:57
Wow toll!
Endlich mal wieder eine Bankotsu FF 8)
Ich werde gleich anfangen zu lesen, wollte dir nur jetzt schon einmal ein Kommi hinterlassen. Denn alleine das es ein Ban-Ban FF ist freut mich riesig! :D <3
Von:  xXSelaiahXx
2014-05-04T11:13:04+00:00 04.05.2014 13:13
Ein tolles Kapitel so wie immer!
Schreib schnell weiter
Von:  xXSelaiahXx
2014-04-24T17:23:34+00:00 24.04.2014 19:23
Wie immer ein hammer kapitel!
Aber du kannst doch nicht so plötzlich aufhören!
Schreib jedenfalls schnell weiter! *-*
Von:  Mimiteh
2014-02-16T22:44:12+00:00 16.02.2014 23:44
Huh, Ideen muss man haben.
Interessante Umsetzung der sieben Krieger, auch wenn ich noch nicht ganz dahinter gestiegen bin, zu welchem Zeitpunkt deine Geschichte einzuordnen ist. Laut Charaliste haben Kagome und Co nichts zu melden, Inu ist aber dabei, also wahrscheinlich nicht gebannt, zu diesem Zeitpunkt. Sind wir also noch vor Inus Bekanntschaft mit Kikyô? Nun, wir werden sehen...

Die Beschreibungen sind super, bis auf gelegentliche Wortwiederholungen mag' ich auch deinen Schreibstil und die Art, wie du die Sieben rüberbringst, ist echt nicht schlecht. Bankotsu und Akira haben also so ihre Schwierigkeiten miteinander, Jakotsu bekommt zum ersten Mal einen ausgereiften und nicht so übertrieben Charakter, der ihn mir sympatischer wirken lässt, als im Original und der Rest... handelt genau so, wie man es sich vorstellen würde.
Weiter so^^


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