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Lust'n'Needs

von

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Carpet Burn

Carpet Burn

 

 

"Aber Menschenhandel ist doch schon seit Jahrzehnten verboten!"

Von diesem Einwand jedoch ließ Jocke sich keineswegs beirren. Wenn einmal eine seiner Meinung nach brillante Idee in seinem alkoholschwangeren Schädel gereift war, konnte ihn nichts und niemand mehr von der Umsetzung jener abbringen. Am allerwenigsten Cari, wenn dieser selbst betrunken war. Deshalb behielt er auch sein breites Honigkuchenpferdgrinsen und sah den Drummer, den letzten Mann, der dem Rausch bisher noch tapfer getrotzt hatte, triumphierend an.

"Wo kein Kläger, da kein Richter", gab Jocke zum Besten und warf dem ganz in schwarz gehaltenen Bündel, welches auf dem Boden neben der Couch lag und sich nicht mehr rührte, einen angetanen Blick zu. Dann aber hefteten sich seine Augen misstrauisch auf den besorgten Drummer. "Es sei denn, du hast vor, mich zu verpfeifen. Aber dann setzt es was, das versprech ich dir, Kunde!"

Im Grunde hatte Cari nichts dergleichen vor. Man konnte allerdings nicht behaupten, dass er Jocke in irgendeiner Art und Weise fürchtete. Ehrlich gesagt hielt sich sein Respekt ihm gegenüber wahrlich in Grenzen. Der Sänger der anderen Band mochte älter sein, aber muskeltechnisch war Cari ihm deutlich überlegen.

Dennoch missfiel ihm Jockes Plan. Auch er sah nun schweigend zu seinem mittlerweile tief und fest seinen Rausch ausschlafenden Freund hin, der das alles, was Jockes dämliches Hirn zu nächtlicher Stunde so ausspuckte, nicht mehr mitbekam und sich dementsprechend nicht zur Wehr setzen konnte.

Jocke würde ihn also gegen seinen Willen verschachern. Und wer wusste schon, an wen! Vielleicht an irgendeinen miesen Typen, der nur mit ihm ficken wollte, weil er so schön aussah und ihn ansonsten wie ein Stück Scheiße behandelte.

Leider hatte Cari seine Kräfte ebenfalls längst nicht mehr beisammen, weswegen er auch nur teilnahmslos zuschaute, wie Jocke sich voller Tatendrang den Laptop des Drummers an Land zog, ihn aufklappte und ewig brauchte, begleitet von zahlreichen Flüchen, bis ihm das Gerät gehorchte.

Wäre Cari nicht so voll gewesen, er hätte Jocke so was von verwackelt...

"Du kannst Jamie nicht verkaufen", hörte der Drummer sich plötzlich sagen, womit er Jockes Aufmerksamkeit kurz auf sich zog.

"Wieso denn nun wieder nicht?"

Cari zuckte die Achseln.

"Weil er dir nicht mal gehört. Oder hast du seinen Kassenzettel noch?"

Jocke winkte nur ab.

"Ich hab ihn aus dem Tierheim, da bekommt man keinen Kassenzettel. Und nun halt deine Fresse, sonst wird das hier nichts."

Weiterhin wog Cari sich in Ratlosigkeit. Zugegeben, Jockes Plan war schon irgendwie witzig und sogar ein wenig spannend, aber trotz seiner benebelten Birne war Cari im Gegensatz zu Jocke der Ernst der Lage bewusst.

"Aber wir können das nicht machen!", begehrte er abermals verzweifelt auf und wünschte sich, dass Tim und Rikki sich noch nicht so früh vom Acker gemacht hätten, denn ein wenig Unterstützung hätte sich sicherlich als recht brauchbar erwiesen. "Denk nur mal daran, dass Jamie uns lynchen wird, wenn er herausfindet, dass er einen Besitzer bekommen soll. Deine Idee ist vollkommen hirnverbrannt, Alter! Lass den Scheiß!"

Cari machte Anstalten, Jocke seinen Laptop zu entreißen, doch da der andere nach wie vor eine erstaunlich schnelle Reaktion besaß, landete Cari rascher, als er es sich hatte versehen können, auf dem Rücken. Währenddessen hatte Jocke schon angefangen, wild auf die Tastatur einzutippen.

"Jocke!!", brüllte Cari ärgerlich, und selbst davon erwachten die beiden Sänger nicht im Geringsten. Jocke nicht, weil er plemplem im Kopf war, und Jamie, weil er es traditionell verstand zu pennen wie eine Leiche. Nicht selten hatte Cari sich an ihn herangepirscht, um zu lauschen, ob er überhaupt noch atmete.

Der Verkauf einer Leiche wäre wahrscheinlich noch strafbarer gewesen...

"Nun halt doch endlich den Rand, herregud!" Jocke blickte nun gar nicht mehr erst vom Bildschirm auf. Cari stellte fest, dass sein Gesicht fürchterlich aussah, so wie es von der einzigen Lichtquelle, die das elektrische Gerät auf seinem Schoß darstellte, angestrahlt wurde. Er sah selbst schon wie eine Leiche aus. Mehr tot als lebendig. "Ich brauche die Kohle, Mann! Sonst bin ich nächsten Monat obdachlos."

"Ist das Jamies Problem?" Der Drummer hatte sich wieder mehr schlecht als recht aufgerappelt. Bei seinem Sturz war er leider inmitten der Bierflaschen gefallen, und nun verunzierten die Reste aus jenen seinen Teppichboden. Wie er das hasste. "Wieso soll er dafür bluten müssen, dass du Schulden noch und nöcher hast?"

"Weil er das einzige ist, was sich gut verkaufen lassen würde", lieferte Jocke ihm auch prompt die Erklärung für sein Vorhaben und tippte eilig weiter. "Was meinst du, ist es okay, wenn ich als Startgebot tausend Kronen nehme? Oder ist das zu viel?"

Cari riss die Augen auf. Zu viel? Er hätte beinahe laut losgelacht. Sein bester Freund sollte für ein paar läppische Kröten verscherbelt werden! Sein bester Freund, den man eigentlich mit keinem Geld der Welt bezahlen konnte.

Voller Mitleid blickte Cari zu dem schlafenden Bündel hin. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass ihn irgendein hässlicher, dreckiger, stinkender Kerl ersteigerte. Sein Jamie blieb bei ihm, und damit basta.

"Du hast sie nicht mehr alle." Cari tippte sich gegen die Stirn. "Tausend Kronen sind zu wenig, Mann! Eher hunderttausend Kronen."

"Aber dann kauft den doch keiner." Jocke seufzte. "Außerdem ist es nur zu deinem Vorteil, wenn er schön billig ist - so kannst auch du ihn dir vielleicht leisten und musst deinen Schatzi-Schatz keinem anderen überlassen."

Am liebsten hätte Cari einen Kommentar dazu abgegeben, aber er ließ es besser bleiben, brachte es doch eh nichts. Viel mehr hörte er nun Jocke bei seinen Selbstgesprächen zu, während er Jamies Anzeige gestaltete.

"Gut, also tausend Kronen. Angebotsdauer vierundzwanzig Stunden. Hast du ein schönes Foto von ihm? Wo er möglichst wenig an hat?"

Cari bemerkte erst reichlich spät, dass Jocke mit ihm sprach und ihn anguckte. Als er nicht reagierte, grinste der Sänger breit über den Bildschirm hinweg.

"Klar hast du Nacktbilder von ihm. Nur würdest du das nie zugeben, nicht wahr? Aber du solltest heute mal eine Ausnahme machen. Sex sells, du weißt ja. Und angezogen kriegen wir Jamie nie und nimmer los."

"Weil er da so hässlich ist, oder wie?", schnappte Cari aufgebracht und ließ es sich zeitgleich auf der Zunge zergehen, dass Jocke jetzt schon davon sprach, dass sie beide Jamie verscherbeln wollten.

"Nein, nein, aber da sticht er nicht aus der Masse heraus."

"Aus der Masse? So, wie viele Menschen werden denn momentan auf Ebay angeboten?"

"Klappe jetzt, wenn du nichts Konstruktives beizusteuern hast."

Klar, dass Jocke mit Totschlagargumenten ankam, wenn es unangenehm für ihn wurde. Aber Cari ließ sich nicht verarschen. Allerdings rückte er nun dennoch neben den Sänger, um ebenfalls einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. Er musste feststellen, dass er sich gerade durch Caris privaten Bilderordner scrollte, und eigentlich hätte der Drummer ihn dafür köpfen müssen. Aber er vergaß, dies zu tun, als Jocke schließlich ein wirklich zauberhaftes Foto anklickte, auf dem Jamie oben ohne zu sehen war und dazu sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte.

"Das ist putzig, das nehmen wir", bestimmte er und fügte es zu der Anzeige hinzu. Während Cari noch darüber nachdachte, wann er denn dieses Bild aufgenommen hatte, fuhr Jocke bereits mit dem Gestalten der Anzeige fort. "Verkaufe hier einen stattlichen, jungen Burschen...was noch?"

"Vielseitig einsetzbar", ergänzte Cari, der das Ganze nach wie vor sehr bedenklich, aber auch mehr und mehr witzig fand. "Und dann noch die körperlichen Daten."

"Gut, also Körpergröße, Gewicht..." Jocke trug mit Hilfe von Caris Schätzungen bezüglich dieser Fakten alles Relevante ein, bis er zögernd inne hielt und Cari ansah. "Schwanzlänge wäre noch wichtig. Wie viel hat er denn?"

Cari hob ahnungslos die Schultern.

"Was fragst du mich das?"

Das Grinsen des Sängers regte den Drummer schier auf.

"Na, wenn jemand weiß, wie Jamie bestückt ist, dann ja wohl du. Ihr seid doch so dicke..."

Cari blickte bockig auf den Boden.

"Ich weiß es aber nicht."

"Okay, dann also wieder ein Schätzwert. Was hast du anzubieten?"

"Fünfzehn."

"Fünfzehn was? Eier? Birnen? Äpfel?"

"ZENTIMETER, verdammich!!"

"Aaah, da ist sich der Herr aber auf einmal erstaunlich sicher..."

Zur Strafe für diesen Spruch stieß Cari dem anderen seinen Ellenbogen in die Seite, wovon der sich jedoch nicht beirren ließ. Er war so vertieft in sein Tun, dass er selbst so etwas wie Schmerzen nicht mehr zu spüren schien.

"Gut. Barzahlung bei Selbstabholung hab ich angekreuzt - anders gehts ja schlecht. Ich glaub nicht, dass wir Jamie in eine Kiste bekommen."

"Och, ich würde ihn schon in die Kiste bekommen", meinte Cari beiläufig, woraufhin Jocke ihm die Schulter tätschelte.

"Das glaube ich allerdings auch, so spitz, wie er auf dich ist."

So war das zwar nicht gedacht gewesen, aber Cari war es gleich. Mittlerweile war ihm wirklich so ziemlich alles egal geworden. So war das immer - umso später der Abend, desto gleichgültiger der Crow. Dies kombiniert mit Alkohol ergab einen echt gefährlichen Cocktail.

Jocke tippte weiter auf der Tastatur herum, klickte dieses und jenes Feld an - bis er abermals inne hielt und den Bildschirm lange musterte.

"Was jetzt noch fehlt ist die Kategorie", stellte er fest. "Was denkst du, wo wäre Jamie am besten aufgehoben? Spielzeug?"

Cari rückte noch ein wenig näher an ihn heran und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen aufmerksam auf die Fülle an potenziellen Kategorien.

"Spielzeug wäre okay, denn Jamie kann ich mir perfekt als hübsches, kleines Spielzeug vorstellen", sagte er währenddessen und konnte nicht verhindern, dass seine eigenen Worte ein kleines, dreckiges Schmunzeln auf sein Gesicht zauberten. Alkohol gepaart mit Gleichgültigkeit und erwachenden Trieben stellte die explosivste Mischung von allen dar. Kein Wunder, dass Cari trotz seiner Bedenken nun dazu übergegangen war, mitzuspielen. Zumal er längst einen Plan gefasst und gedanklich die Summe überschlagen hatte, die die Scheine in seiner Brieftasche bildeten. Essen und Rauchen würde er den restlichen Monat über kaum mehr können, aber die Umsetzung seiner schmutzigen Fantasien würde das wieder wettmachen.

"Nun geh mal nicht steil, Junge", erwiderte Jocke nicht minder amüsiert und klickte durch die Kategorien. "Wollen wir Jamie als Püppi verkaufen?"

Bei diesen Worten sahen die beiden Männer sich grinsend an, denn ausnahmsweise teilten sie denselben Gedanken.

"Eine Sexpuppe!", schnurrten sie unison und wollten gerade vollkommen entflammt für ihre Idee besagte Kategorie auswählen, als Jocke den Plan plötzlich über den Haufen warf.

"Nein, nein, nein, ich habs!"

"So, was denn?"

Jocke machte sich nicht erst die Mühe, Cari eine Erklärung zu liefern. Anstelle klickte er sich nun durch die Oberkategorie 'Beauty & Gesundheit', wählte danach zielgerichtet 'Pflege- und medizinischer Bedarf' aus und anschließend den sehr schönen Punkt 'Familienplanung und Erotik'. Zu guter Letzt klickte er auf das Wort 'Sexspielzeug'.

"Oh ja, dort gehört das Luder rein!", verkündete Cari hocherfreut und gab Jocke fünf, als sie die Anzeige ins Netz stellten. Dann aber zog er sich schnell seinen Laptop an Land, loggte sich in seinen eigenen Account ein und rief Jamies Verkaufsanzeige auf. In das Bieten-Feld trug er ohne groß nachzudenken eine eins gefolgt von mindestens zehn Nullen ein. Dann überreichte er mit einem triumphierenden Grinsen Jocke das Gerät, damit dieser nachschauen konnte, was Cari getan hatte.

Dieser staunte natürlich nicht schlecht.

"Du verrückter Vogel", bekannte er kopfschüttelnd und sah Cari prüfend an. "Für deinen Kerl würdest du dein letztes Hemd geben, was?"

Der Drummer schwieg jedoch nur zufrieden und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Couch. Sein Blick fiel auf den noch immer in der angestammten Position schlafenden Jamie, den er mit einem verstohlenen Lächeln begutachtete.

Nun, er musste zugeben, dass ihm gefiel, wie sich das Ganze so entwickelt hatte...

 

 

*

 

Cari erwachte aus seiner Alkoholnarkose, als es bereits Nachmittag war. Im Gegensatz zu Jamie jedoch hatte er es noch in sein Bett geschafft, wo er wohl ziemlich selig eingepennt war aufgrund der Ersteigerung seines besten Freundes.

Als er sich nun noch recht schlaftrunken und verkatert über das Gesicht fuhr und mehr tot als lebendig aus den Federn kroch, konnte er allerdings kaum fassen, was Jocke und er in der Nacht veranstaltet hatten, andererseits jedoch war es nun an der Zeit, Jamie von seinem Glück zu berichten. Denn Cari hatte Pläne. Große, wundervolle Pläne.

Nach einer kalten Dusche, die seine Lebensgeister aus dem Reich der Toten geholt hatte, beschloss er, Jamie wecken zu gehen. Dass der Sänger noch immer in der Wohnstube lag, war selbstverständlich, nicht aber jedoch, dass er in der Zwischenzeit wohl auf den Teppich gekotzt hatte. Wieso hatte Cari davon nichts mitbekommen? Hatte er etwa so tief und fest gepennt?

Zunächst war er etwas beunruhigt ob des jämmerlichen Anblickes seines Freundes und hoffte, dass er sich nicht an seinem eigenen Mageninhalt verschluckt hatte, aber diese Sorge war unbegründet, so wie Jamie sich zu regen begann, als Cari an seiner Schulter rüttelte.

"Aufstehen, Sklave! Es gibt jede Menge Arbeit!"

Jamie, der ein wenig blass um das Näschen war und bedauerlicherweise seine Kotze auch in den Haaren kleben hatte, hatte anscheinend keine Lust, wach zu werden. Mit geschlossenen Augen wälzte er sich auf den Rücken, und Cari verzog angewidert das Gesicht, so wie er feststellen musste, dass das Erbrochene selbst seine Wange verunzierte.

"Oh Gott, du stinkst, als wärst du seit mindestens einer Woche tot!", schimpfte er, woraufhin Jamie die Stirn gequält in Falten zog. "Ehe du deinen Job erledigst, gehst du bitteschön ins Bad und richtest dich hübsch für mich her. Und anschließend wischst du die ganze Kotze weg, du ekelhaftes Schwein! Kannst du dich denn gar nicht beherrschen?"

Mit diesen Worten ließ er Jamie liegen, in der Hoffnung, dass der andere nicht wieder inmitten des Sees aus seinem Mageninhalt einschlief.

Wenig später allerdings, als der Drummer mit einem starken Kaffee auf dem Tisch und einer Aspirin im Bauch am Küchentisch saß, sah er durch die halb geöffnete Tür einen Zombie durch den Flur in Richtung Bad schlurfen.

Zufrieden nippte er an seinem Getränk. Jamie gehorchte ihm also, sehr gut. Schon jetzt gefiel es ihm, Jamies Besitzer zu sein und über ihn verfügen zu dürfen. Diesem Spiel konnte er unheimlich viel abgewinnen, und er hoffte, dass Jamie das im Laufe des Tages auch tun würde.

 

Als Jamie schließlich nach einer geschlagenen Stunde wieder zum Vorschein kam, sah er wirklich wieder fast so aus, wie Cari sich sein ihm höriges Goldstück vorgestellt hatte. Die langen, schwarzen Haare waren frisch gewaschen, der Gestank hatte sich verabschiedet und außer den Augenringen und der nach wie vor recht blassen Gesichtsfarbe zeugte nichts mehr von der ausschweifenden Nacht. Man konnte sagen, dass Jamie den Umständen entsprechend gut aussah. Zudem er ein paar von Caris Klamotten trug, was den Drummer fast schon ein wenig zu erregen wusste.

Ohne irgendein Wort tappte Jamie nun dem Paar Unterhosen und dem Shirt seines Freundes durch die Küche, um sich schließlich ein Glas Wasser vorzubereiten, damit er in diesem eine Kopfschmerztablette versenken konnte. Während sie sprudelnd zerging, drehte Cari sich nun mit missbilligendem Blick zu seinem Kumpel um.

"Dass du es noch wagst, dir so eine Frechheit herauszunehmen", bemerkte er kopfschüttelnd, "wo du doch bereits eine halbe Ewigkeit lang im Bad verschwunden warst. Dafür habe ich dich nicht bezahlt, Freundchen."

Verständlicherweise sah Jamie den anderen ziemlich verwirrt an.

"Wovon redest du eigentlich? Hat dir jemand ins Hirn geschissen, oder was?"

Caris Augen funkelten ihn nur so an.

"Ich habe dich heute Nacht gekauft, davon rede ich", erklärte er Jamie ungewohnt harsch. "Du hast mich ein halbes Vermögen gekostet, aber dafür bist du nun mein Eigentum, und du musst ohne mit der Wimper zu zucken das tun, was ich dir sage, ist das klar?"

Anstatt dass Caris Erklärungen bei Jamie ein Licht aufgehen ließen, wunderte der Sänger sich immer mehr. Wahrscheinlich hatte er den Eindruck gewonnen, dass Cari nicht mehr ganz richtig im Kopf war, wo er doch nur noch dummes Zeug quatschte.

"Eigentum? Halbes Vermögen? Hä?"

Da Cari mit Worten nicht weiterkommen würde, zog er sich seinen Laptop heran, rief das inzwischen beendete Ebay-Angebot auf und drehte das Gerät so, dass Jamie einen Blick auf die Mattscheibe werfen konnte. Was er auch tat, allerdings mittels eines äußerst verwunderten Stirnrunzelns.

"Hier, siehst du?" Cari deutete auf die Anzeige. "Du bist zum Verkauf angeboten worden. Und ich hab dich erstanden."

Lange glotzte Jamie nur schweigend auf den Bildschirm, doch dann wechselte sein fassungsloser Blick zu seinem Freund.

"Das ist ein schlechter Scherz, oder?"

Cari schüttelte den Kopf.

"Kein Scherz. Ich musste bei Jocke ordentlich blechen. Und ich hoffe, dass ich meine Ausgabe nicht bereuen werde..."

Nun gab es für Jamie kein Halten mehr. Kater hin oder her, er brachte mit einem Mal eine beträchtliche Menge Energie auf, so wie er Cari anbrüllte.

"Spinnt ihr jetzt total? Habt ihr sie noch alle? Ihr habt mich im Internet verkauft!" Er griff sich an den Kopf. "Wie kommt man denn auf so einen Scheiß? Wisst ihr eigentlich, dass ich euch dafür anzeigen könnte?"

Diese Worte beunruhigten Cari ein wenig. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Er hatte um ehrlich zu sein viel mehr gehofft, dass Jamie auch ein wenig angetan wäre von diesem Spiel. Aber dem war wohl nicht so...

"Jetzt komm mal wieder runter", versuchte er seinen Freund samt einer beschwichtigenden Handbewegung zu beruhigen. "Es ist doch gar nichts passiert. Du glaubst doch nie im Leben, dass wir zugelassen hätten, dass dich jemand Fremdes kauft? Es ist alles gut, Süßer. Du bist hier bei mir, und hier bleibst du auch. Ich erwarte lediglich, dass du für das viele Geld, das ich in dich gesteckt habe, ein wenig vor mir kuschst und mich als deinen Boss anerkennst. Gerafft?"

Inzwischen hatte der Drummer sich eine Zigarette angesteckt und rauchte nun genüsslich, während Jamie noch immer vollkommen verwirrt im Raum stand und nach Worten rang.

"Du bist doch verrückt", presste er schließlich abermals hervor. "Du solltest dir mal die Birne untersuchen lassen, Crow."

Cari winkte lässig ab.

"Vielleicht später. Erst genießen wir zusammen unseren Sonntag. Besser gesagt, ich genieße ihn - du fauler, nichtsnutziger Sack wirst dich nun nützlich machen. Abmarsch ins Wohnzimmer. Dort liegt noch dein Mittagessen von gestern auf dem Fußboden, das müsste weggemacht werden. Und anschließend machst du mir Essen, klar?"

Jamie sah aus, als würde ihm jeden Moment die Kinnlade nach unten klappen, und Cari erwartete, sich eine weitere Schimpftirade anhören zu dürfen, doch diese blieb aus. Jamie hielt ganz zu seiner Zufriedenheit die Klappe und dampfte ab.

Nun, vielleicht würde aus ihm ja doch noch ein guter Sklave werden. Aller Anfang war bekanntlich schwer, aber Cari wusste, dass Jamie ihn liebte und bereit war, einiges für ihn auf sich zu nehmen.

Zudem stellte es kein großes Geheimnis dar, dass der Sänger ein bisschen devot veranlagt war. Irgendwann war die Information an Caris Ohren gedrungen, dass Jamie mit seiner Exfreundin hin und wieder SM-artige Spiele veranstaltet hatte, und wahrscheinlich hatte Cari aufgrund dessen derartige Fantasien entwickelt. Denn die Vorstellung von einem devoten Jamie wusste ihn anzumachen wie kaum etwas anderes. Selbstredend, dass es äußerst nett anmutete, als Jamie mit einem Eimer voll Wasser zurück in die Küche kam, um ihn auszuleeren.

"Schön, du hast also gehorcht", stellte Cari fest und weidete sich wenig diskret an dem Hinterteil seines Freundes, das den Drummer beinahe streifte, während sein werter Sklave sich am Waschbecken zu schaffen machte. "Du kannst ja doch ein folgsamer Junge sein. Das freut mich. Und nun wasch dir die Hände und mach mir was zu Essen. Ich hab inzwischen einen Bärenhunger, weil du so herumgetrödelt hast."

"Wie Sie wünschen", murmelte Jamie mürrisch und brummte ein leises 'Arschloch' hinterher, was Cari natürlich ganz genau gehört hatte.

"In Zukunft wirst du dir zweimal überlegen, ob du es dir leisten kannst, frech zu werden", merkte er cool an und schlug ein Bein über das andere. Jamie drehte sich derweil halb zu ihm um und sah ihn provozierend an.

"Sonst was?"

Der Drummer lächelte süffisant.

"Wirst du schon sehen, Mäuschen."

Jamie wandte sich wieder ab und suchte nun ein paar Zutaten aus dem Kühlschrank zusammen, aus denen er ein Essen für seinen Herrn und Meister zaubern konnte. Cari währenddessen sah ihm die ganze Zeit über zufrieden zu und gab hin und wieder lediglich ein paar Anweisungen. Das Gemüse sollte doch bitte in mundgerechten Stücken zubereitet werden, zudem wäre Bissfestigkeit angebracht, genau wie bei den Nudeln. Dass Jamie von all dem ziemlich genervt war und immer wieder deftig fluchte, gefiel ihm dabei nur umso mehr. Wieso war er nicht schon viel eher auf die Idee gekommen, Jamie zu versklaven und ihn für sich arbeiten zu lassen? Schließlich war das der beste Einfall, den er je gehabt hatte. Er war sich ganz sicher, dass sie noch sehr viel Spaß zusammen haben würden.

 

Nach ungefähr einer halben Stunde servierte Jamie endlich das Essen.

"Ich hoffe, es ist genehm so", fügte er mit vor Ironie triefender Stimme hinzu, während Cari die Mahlzeit kritisch beäugte.

"Nun ja, sonderlich viel Liebe hast du da ja nicht reingesteckt", mäkelte er und stocherte mit der Gabel in den Nudeln, die in einer Soße samt dicken Fettaugen schwammen, genau wie das Gemüse und das Fleisch. Missbilligend schnalzte er mit der Zunge. "Das Kochen werden wir in Zukunft wohl noch üben müssen. Ich frage mich, wie du mit dieser Stümperhaftigkeit so lange überleben konntest."

Jamie setzte sich nun Cari gegenüber und begann säuerlich das Essen in sich hineinzustopfen. Zu widersprechen hätte sich ohnehin als sinnlos erwiesen, weshalb er es gleich sein ließ. Lieber wollte er die Zeit nutzen, um seinen ebenfalls gähnend leeren Magen zu füllen, hielt aber inne, so wie er die erste Gabel voll in seinen Mund steckte.

Auch Cari hatte inzwischen angefangen zu essen und ebenso bemerkt, dass etwas mit der Mahlzeit im Argen lag. Angewidert verzog er das Gesicht.

"Das sieht nicht nur scheiße aus, das ist auch noch total versalzen!", meckerte er und erhob sich kurzerhand, um sich bedrohlich vor Jamie aufzubauen. "Es freut mich ja zu wissen, dass du so verliebt in mich bist, aber Strafe muss dennoch sein."

Jamie wollte gerade dazu ansetzen, zu fragen, was Cari damit meinte, als er am Kragen seines Shirts hochgezogen wurde, bis er Cari von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Im nächsten Augenblick schon hatte er eine geklatscht bekommen und hielt sich erschrocken die brennende Wange. Fassungslos sah er seinen Freund an, der ihn derart düster anguckte, als würde er gleich noch einmal zuschlagen oder aber auch über ihn herfallen, um ihn zu ficken. Die Vorstellung von letzterem ließ trotz der Schelle ein Kribbeln durch Jamies Lenden huschen. Um ehrlich zu sein fand er es schon ein wenig scharf, derart von Cari beherrscht und gezüchtigt zu werden. Der andere wirkte auf Jamie sehr erotisch in seiner Rolle. Nur war er nicht bereit, ihm dies mitzuteilen. Im Leben nicht.

 

Schweigend aßen sie wenig später trotz allem auf, anschließend musste Jamie das schmutzige Geschirr aufwaschen.

"Und nachher putzt du die Wohnung", befehligte Cari ihn beiläufig. "Die ganze Wohnung. Und das nackt."

Jamie rollte nur mehr mit den Augen. Insgeheim beschloss er, Cari in Zukunft von Alkohol fernzuhalten, brachte dieser ihn doch nur auf dumme Gedanken. Andererseits war die Sache wie gesagt ein zweischneidiges Schwert. Wenn Jamie ihr nicht so viel hätte abgewinnen können, hätte er Cari nie und nimmer seine bullige Bossrolle durchgehen lassen. Aber seine Sexualität war nun einmal ein wenig verschroben, und zudem konnte er sich mit seinem Freund einiges in Sachen Erotik vorstellen.

Cari hatte Glück, dass Jamie so tickte. Ansonsten hätte er sich niemals dazu herabgelassen, ihm jeden Wunsch zu erfüllen und sogar nackt auf den Knien zu seinen Füßen zu putzen. Dass Cari dabei nicht davor zurückschreckte, entspannt seine Beine auf dem Rücken des Sängers abzulegen, während dieser die Krümel unter der Couch hervorwischte, ärgerte ihn einerseits schon ziemlich. Doch das Gefühl der Erniedrigung, welches er als ungemein erregend wahrnahm, überdeckte alles. Weshalb er große Mühe hatte, seine Latte vor Cari zu verbergen.

Gesehen hatte dieser sie aber dennoch, denn schließlich war er nicht blind und außerdem glotzte er die ganze Zeit über nur auf Jamies Vorzüge. Seinen Arsch hatte er eingehend studiert, den kompletten, tätowierten Körper und nicht zuletzt auch jenes Körperteil, welches er in der Nacht noch auf fünfzehn Zentimeter Länge geschätzt hatte. Nun, vielleicht kam das sogar hin, aber was spielte das schon für eine Rolle, wenn es ihm doch gleichzeitig signalisierte, dass sein Besitzer zu allen Schandtaten bereit war?

Er hatte genau gewusst, dass Jamie das Spiel genauso viel Spaß bereiten würde wie ihm. Schließlich kannte er ihn lange genug, um über einige seiner Vorlieben im Bilde zu sein.

 

Es war inzwischen Abend geworden, als Jamie die komplette Wohnung blitzblank geputzt hatte und er sich auch ohne Caris ausdrückliche Erlaubnis eine Zigarette gönnte. Nicht mal auf den Balkon hatte er sich zum Rauchen zurückgezogen, denn er war der Meinung, dass es ihm ja wohl gestattet war, nach seiner anstrengenden Arbeit gemütlich auf dem Sofa zu sitzen - dies selbstverständlich noch immer nackt. Jamie konnte sich daran gewöhnen, in Caris Gegenwart keine Klamotten zu tragen. Es gefiel ihm, angesehen zu werden wie Freiwild, wenn er seine Reize nicht verbarg und seinem Freund zu zeigen, was er hatte. Vielleicht war er zu allem Überfluss auch noch ein wenig exhibitionistisch veranlagt. Wer wusste das schon. Und wen interessierte es.

Jamie musste schon bald feststellen, dass sich der Aschenbecher leider außerhalb seiner Reichweite befand. Obwohl er beschlossen hatte, sich in den nächsten Stunden keinen Millimeter mehr von der Stelle zu rühren, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nun nach dem auf dem Tisch stehenden Gegenstand auszustrecken.

Gerade, als er danach greifen wollte, fiel ihm in einem Anfall von Schwäche die glimmende Zigarette auf den Boden.

"Fuck!", fluchte er und bückte sich sofort nach ihr, aber der Teppich hatte bereits einen dunklen Brandfleck davongetragen. In Gedanken sah er sich schon mit Caris ärgerlichem Gesicht konfrontiert, dem er erklären musste, was er angestellt hatte, doch er hätte nicht gedacht, dass der Drummer so schnell schon hinter ihm stehen würde.

"Hast du was angestellt?", argwöhnte er, und als Jamie ihm einen Blick über seine Schulter hinweg zuwarf, musste er feststellen, dass Cari mit verschränkten Armen auf eine Antwort wartete und zudem so einen harten Gesichtsausdruck zum Besten gab, dass es Jamie kalt den Rücken hinunterlief.

"Ich...hab nur...", stotterte er, doch Cari hob schnell die Hand und ging um die Couch herum.

"Sei ruhig, ich seh mir das selber an."

Es dauerte freilich nicht lange, bis Cari das Malheur entdeckt hatte, hob sich der Brandfleck doch deutlich von dem weißen Teppich ab. Dass Caris Blick nun noch eisiger wurde, als er sich auf Jamie heftete, mutete nicht verwunderlich an. Der Sänger schluckte hart in der Erwartung einer Predigt, die sich gewaschen hatte. Vielleicht würde es auch wieder eine Ohrfeige geben. Oh ja, hoffentlich!

Doch zunächst sollte alles ganz anders kommen.

 

"Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht, mh?", wollte Cari mit bedrohlich ruhiger Stimme wissen. Jamie senkte schuldbewusst den Kopf. Seine unterwürfige Rolle hatte er längst verinnerlicht, war das doch auch nicht sehr schwer, wenn man ohnehin derartig veranlagt war.

"Es war ein Versehen", murmelte er leise. "Mir ist die Zigarette aus der Hand gefallen, und-"

"Wieso warst du auch zum Rauchen nicht auf dem Balkon, sondern räkelst dich hier nackt auf der Couch?", fuhr der andere ihm dazwischen. "Wolltest du dich mir etwa so billig anbieten, Miststück, huh?"

Jamie schwindelte es fast vor Erregung. Sein Herz galoppierte förmlich in seiner Brust. Auf was wollte Cari hinaus?

"Es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen", hauchte er abermals, linste dann aber verstohlen zu Cari empor. "Wirst du mich nicht bestrafen?"

Der Drummer allerdings lachte nur verächtlich.

"Bestrafen, pah. Ich werde mir nun lediglich deine eigentliche Bestimmung zunutze machen." Verwundert musste Jamie feststellen, dass der andere ihm unerwartet zärtlich durch das Haar fuhr und mit seinen langen, seidigen Strähnen spielte, während er ihn lüstern musterte. "Weißt du, dein Kaufangebot fand sich unter der Kategorie 'Sexspielzeug', nicht 'Putzsklave'. Und in Anbetracht dessen habe ich dich bisher wohl ziemlich zweckentfremdet, meinst du nicht auch?"

Damit hätte Jamie nun wirklich nicht gerechnet, aber Caris Worte gefielen ihm natürlich ungemein. Obwohl es die Erledigung seiner häuslichen Pflichten ebenfalls in sich gehabt hatte, so begrüßte er es, endlich nicht mehr den Putzsklaven spielen zu müssen, sondern allem Anschein nach Caris Betthäschen.

Deshalb leistete er auch keinerlei Widerstand, als ihn sein verruchter und bereits genauso sehr wie er erregter Freund auf den Boden drückte und sich kurzerhand auf seinen Arsch setzte, um zu markieren, wer hier das Sagen hatte.

"So, Schätzchen", raunte der Drummer wenig später in Jamies Ohr. "Der Teppich wird sich nun für deine wenig pflegliche Behandlung an dir rächen, das ist dir klar, oder? Erst kotzt du ihn voll und dann verbrennst du ihn - das lässt sich auch kein lebloser Gegenstand gefallen. Und erst recht nicht dessen Besitzer."

Erst wusste Jamie nicht genau, was Cari damit anzudeuten versuchte, doch spätestens, als es zur ersehnten Vereinigung kam und Cari einen harschen Rhythmus sanft gnadenloser Stöße hinlegte, wurde Jamie klar, was es mit der Rache des Teppichs auf sich hatte.

Denn bereits nach wenigen Minuten war seine Haut aufgrund der steifen Borsten vollkommen wundgescheuert, und er schwor sich, sich nie wieder mit Caris Teppich anzulegen, genauso wenig wie mit dessen Besitzer.

Denn mit diesem war nicht gut Kirschen essen, falls man denn nicht gehorchte. Und Jamie hatte schließlich zu gehorchen, war er doch in der vergangenen Nacht in Caris Besitz übergangen und gehörte folgerichtig ihm ganz allein.

Und das für immer und ewig.



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