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Lust'n'Needs

von

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By Candle Light


 

By Candle Light
 

 
 

 
 

Jamie hatte ja schon fast so etwas wie Verständnis dafür, dass sein bester Freund alles tat, um ihm über seinen noch frischen Schmerz hinwegzuhelfen. Natürlich war er selbst der Meinung, kein Kindermädchen zu benötigen, das ihm kaum eine Minute nur mit sich und seinen Gedanken vergönnte und ihm jegliche Arbeit im Haushalt abnahm, damit er sich wieder auf die schönen Dinge des Lebens fokussieren konnte. Selbstverständlich hatte es was, den ganzen Tag herumsitzen zu können und ein paar Akkorde aus der Klampfe zu prügeln, während man von vorne bis hinten bedient wurde, und im Grunde war Caris Gegenwart tatsächlich eine, die Jamie sehr schätzte. Er empfand es sogar als in Ordnung, dass der Schlagzeuger sich von heute auf morgen bei ihm einquartiert hatte, wahrscheinlich, weil er fürchtete, Jamie sei seit dem einschneidensten Ereignis der letzten Wochen akut selbstmordgefährdet.

Über all dies lies sich hinwegsehen. Aber wenn Cari den Vogel derart abschoss wie an diesem Abend, da krachte selbst dem abgebrühten Jamie die Kinnlade auf den Boden und wart nicht mehr reparabel.

 

Jamie hatte regelrecht dafür gekämpft, die Erlaubnis zum Einkaufen zu bekommen, denn wenn man seit Tagen nur in der Bude hockte und die stickige Zimmerluft einatmete, die nun noch stickiger anmute, da Caris Furze ebenfalls im Raum herumschwebten, konnte man schon leicht die Krise bekommen. Also hatte er Cari bekniet und angefleht, wenigstens zum Supermarkt um die Ecke gehen zu dürfen und seine strikte Erholungsphase kurz zu unterbrechen. Die bösen Menschen würden ihn schon nicht gleich umbringen oder sein angeschlagenes Gemüt noch weiter verletzen. Cari sollte endlich raffen, dass er hart im Nehmen war und ebenso ein Meister im Verdrängen. Er merkte schon von selbst, wenn ihn jemand nicht verdiente und weinte dieser Person keine Träne hinterher. Obwohl es schon seltsam war, plötzlich jeden Morgen ohne den Menschen aufzuwachen, der einen über Monate hinweg begleitet hatte. Cari wusste natürlich, wie sich das anfühlte, war seine letzte Trennung doch sehr schmerzhaft und mit vielen aufwühlenden Gefühlen verbunden gewesen. Seitdem hatte er nie wieder ein Auge auf ein Mädchen geworfen, zumindest nicht mit der Aussicht auf eine Beziehung, die über eine obligatorische Nacht hinausging. Wahrscheinlich machte er es richtig, überlegte Jamie, während er den Beutel mit den eingekauften Lebensmittel die letzte Stufe hinaufhievte und schließlich die Türe aufschloss, nichts ahnend und nichts erwartend. Dass Cari ihn mit einer äußerst seltsamen Überraschung begrüßen sollte, konnte ja keiner riechen. Obwohl, Jamie konnte es in der Tat längst erschnuppern, als er im Flur stand. Und der Duft stammte nicht etwa von ein paar besonders deftigen Furzen seines selbsternannten Kindermädchens sondern von etwas wirklich Leckerem. Es roch nach Essen. Nach Gebratenem. Obwohl Cari nicht gerade für seine Kochkünste berühmt war, schien er sich während Jamies Abwesenheit mächtig ins Zeug gelegt zu haben. Auf jeden Fall würde Jamie das Zubereitete nicht von Haus aus verschmähen, hatte er doch mächtig Hunger mitgebracht. Sogar so viel, dass er seine Einkäufe ganz schnell vergaß und nicht umhin konnte, einen neugierigen Blick in die Küche zu werfen, in welcher Cari noch geschäftig und sogar mit vorgebundener Schürze am Herd werkelte. Doch auch wenn bereits dies gewöhnungsbedürftig und sogar witzig anmutete, so stellte dies längst nicht das dar, was Jamie regelrecht die Sprache verschlug. Der Esstisch war nämlich vornehm dekoriert, mit weißer Tischdecke, edel aussehenden Tellern (Jamie hatte gar nicht gewusst, dass er solch ein Geschirr besaß) und bauchigen Weingläsern. Als Krönung des Ganzen fand sich in der Mitte eine Vase mit ein paar Blumen darin, deren Namen Jamie nicht kannte. Und er wollte sie auch gar nicht kennen. Er machte sich nämlich nichts aus Blumen. Rosen kannte er, für ihn waren allerdings alle roten Blumen Rosen. Da das Gemüse in der Vase jedoch weiße Blüten aufwies, war Jamie sich sicher, dass es sich nicht um Rosen handeln konnte. Das wäre ja auch noch schöner gewesen; Cari begrüßt ihn mit roten Rosen und fällt vor ihm auf die Knie. Urplötzlich hielt Jamie die Luft an und starrte zu dem ihn noch nicht bemerkt habenden Cari hin. Oje, was, wenn dieser aber doch derartiges im Schilde führte? Was, wenn er etwas von ihm wollte? Schließlich muteten die Kerzen, die der Schlagzeuger nun entzündete, äußerst verdächtig an. Verdammt, seit wann bereitete man seinem besten Kumpel ein regelrechtes Candle-Light-Dinner?

Eine Antwort auf diese Frage sollte Jamie noch nicht in seinem Kopf finden, blieb ihm doch keine Zeit, weiterhin über die Beweggründe seines Freundes nachzudenken. Denn dieser hatte ihn schließlich entdeckt und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, noch immer eine Kerze in der Hand haltend.

"Och nö, Jamie, noch nicht gucken! Kusch, kusch!"

"Ich bin kein Huhn, das du damit verscheuchen kannst", gab Jamie ernst zurück und blieb extra noch provokant im Türrahmen stehen, Cari intensiv musternd. "Pass auf, dass du dir nicht deine zarten Fingerchen verbrennst."

Mit der entzündeten Kerze fuchtelte der andere herum.

"Ach, Quatsch, ich bin hart im - au!"

Jamie war sich ziemlich sicher, dass ein flüssiger Wachstropfen durch die zu heftigen Bewegungen auf Caris Hand herabgefallen war. Eilig flüchtete er nun zum Waschbecken und kühlte seine frische Wunde. Allerdings ohne Kerze in der Hand. Die hatte er endlich wieder an seinen Platz zurückgestellt, wo Jamie erst sie und dann Caris entzückenden Rücken eingehend beäugte.

"Ich bin auch hart im au", meinte er schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Solch einen Aufwand hättest du nicht betreiben müssen, nur um mich zu fragen, ob ich dich heiraten will."

Jamie war, als zuckte Cari zusammen. Zu sehr hätte ihn der Gesichtsausdruck seines Freundes auf diese offensive Vermutung hin interessiert, doch Cari schien noch immer sehr beschäftigt mit sich und seiner Hand.

"Ich mach dir doch keinen Heiratsantrag...", murmelte er letzten Endes, während er sich besonders sorgfältig die Hände an einem Geschirrtuch abtrocknete.

"Okay, dann willst du mir also ein Fickangebot unterbreiten", mutmaßte Jamie trocken, diese Feststellung natürlich nicht ernst meinend. Deshalb wechselte er auch so abrupt das Thema. "Mein Gott, soll ich pusten?"

Daraufhin wirbelte selbst Cari herum und starrte Jamie aus fassungslosen, großen Augen an.

"Was?"

Jamie aber deutete nur mit dem Kinn auf seine noch immer etwas gerötete Hand.

"Dort", fügte er an, seine Mundwinkel allerdings begannen dezent zu zucken. "Was dachtest du denn?"

Diese Frage wollte Cari augenscheinlich nicht beantworten. Viel lieber flüchtete er sich in die weiteren Vorbereitungen des Abendessens, während Jamie allmählich Spaß daran fand, seinen Freund etwas zu ärgern. Das musste er nun über sich ergehen lassen, schließlich benahm er sich Jamie gegenüber oft ebenfalls recht kumpelhaft-arschig, also stellte dies lediglich ausgleichende Gerechtigkeit dar. Und wenn der andere gedacht hätte, dass Jamie fertig mit seinen Ausführungen war, dann hatte er sich geschnitten.

"Für ein Fickangebot hätte mir aber auch weniger Dramatik und Feierlichkeit genügt." Langsam durchschritt der langhaarige Sänger den Raum, pfriemelte an den Blütenblättern der Blumen herum und begradigte eine leichte Falte in der Tischdecke. "Es ist ja ganz süß, aber du vergisst anscheinend, dass ich kein Mädchen bin."

"Wie hätte mir das entgehen können..."

Vorwitzig trat Jamie direkt hinter seinen Freund, der gerade einen Salat mit Öl anrichtete.

"Nun, es ist ja nicht so, als würde ich dir rund um die Uhr meinen Schwanz um die Ohren hauen." Inzwischen drohte das Grinsen Jamies Gesicht zu sprengen. "Vielleicht sollte ich aber genau das tun, damit du kapierst, wie männlich ich wirklich bin."

Mit einem Mal drehte Cari sich zu Jamie herum, nicht sonderlich erstaunt darüber, dass Jamie kaum noch Abstand zu ihm gewährte. Doch nun blitzte auch in seinen Augen etwas auf, das einen schäbigen Gedanken verriet.

"Da fragt man sich echt, wer hier wem gerade ein feierliches Fickangebot unterbreitet." Da es aber eindeutig zu riskant angemutet hätte, diese Aussage so im Raum stehen zu lassen, deutete Cari schnell auf den Tisch. "Setz dich schon mal hin, ich tafel gleich auf."

 

Jamie tat wie ihm befohlen, sogar ohne irgendeinen weiteren blöden Kommentar. Mit einem Mal war seine Fähigkeit, dumme Witze zu reißen, verblasst und er wusste nicht einmal so genau, warum. Womöglich hatte er sich leicht vor sich selbst erschrocken, als er Cari diese eindeutige Sache mit seiner Männlichkeit an den Kopf geworfen hatte. Aber es war ihm einfach so über die Lippen gekommen, und im ersten Moment hatte er es auch noch für ziemlich intelligent gehalten. Dass der andere seinen Spruch aber vielleicht nicht als Witz auslegte sondern für bitteren Ernst hielt, darüber hatte er im vornherein nicht nachgedacht. Natürlich, sie tätigten hin und wieder ein paar sexuelle Anspielungen, wie beste Freunde es eben handhabten, aber seit Cari ihm ein Candle-Light-Dinner bereitet hatte, war er sich über nichts mehr im Klaren.

 

"Die Hähnchenkeulen müssen noch etwas", erklärte Cari, der gerade jedem von ihnen eine große Portion Salat auf den Teller hob, die Jamie aber noch nicht gleich anrührte, sondern argwöhnisch begutachtete. Genau wie die Weinflasche, mit der sein Freund anschließend auftauchte.

"Für mich bitte etwas Härteres", forderte Jamie prompt und hielt die Hand auf sein Glas, als Cari drauf und dran war, ihm einzuschenken. "So einen Scheiß trink ich nicht. Wir haben noch Jack da, der ist-"

Doch Cari lächelte ihm verheißungsvoll zu und schenkte ihm dennoch etwas von seinem Rotwein ein.

"Kennst du das nicht? In vino veritas. Im Wein liegt die Wahrheit."

"Welche Wahrheit?", hakte Jamie leicht verunsichert nach. "Willst du mir meine Zukunft mit einer Kugel vorhersagen? Oh, ich kann dir gleich sagen, in drei Jahren bin ich der König der Welt."

"Klar, Jamie", nickte Cari leicht amüsiert wirkend und zog seinen Stuhl zurück, um schließlich auf ebendiesem Platz zu nehmen. "Wäre dir König von Schweden nicht genug?"

"Niemals, alle Jungfrauen sollen mir gehören", entgegnete Jamie so trocken wie eh und je, während er mit der Gabel geschäftig in seinem Salat herumstocherte. "Eine Wahrheit hab ich übrigens gerade eben nicht im Wein, sondern im Salat gefunden."

"Und die wäre?"

"Salat besitzt so viele Nährstoffe wie eine Papierserviette. Wusstest du das?"

Cari dachte jedoch nicht daran, darauf einzugehen.

"Ich habe auch eine Wahrheit gefunden", meinte er, woraufhin Jamie ihn nicht ganz ohne Neugierde musterte. "Du warst mit blonden Haaren, rotem Lippenstift und diesen silbernen Armreifen auch immer ganz süß gewesen."

"Und genau deswegen hab ich meinen Style geändert!" Jamie wirkte ganz aufgebracht, zeigte direkt auf Cari, dabei mit vollen Backen seinen Papierserviettensalat zermahlend. "Weil ich es gehasst habe, süß zu sein."

"Aber deine schwarzen Haare und sein Klamottenstil sind auch richtig sexy."

"So soll das ja auch sein, sexy ist gut!", kam es zufrieden von Jamie, allerdings richtete er seine Blicke nun wieder auf Cari. Aber nicht nur auf dessen Gesicht, sondern insbesondere auf dessen Oberkörper, der wie so oft von einem recht abgenutzten Muskelshirt mit äußerst großen Armausschnitten geschmückt wurde, die viel Haut sehen ließen, wenn man von der Seite hineinlinste. "Aber du solltest dich vielleicht zuerst selber angucken. Wer präsentiert sich denn auf der Bühne die meiste Zeit oben ohne? Mh?"

"Ach, gefällt dir das?"

Cari kam nicht umhin, ein kleines, diebisches Grinsen über sein Gesicht huschen zu lassen. Im Wein schien ja tatsächlich die Wahrheit zu liegen, so viel, wie Jamie gerade an Geheimnissen über sich preisgab. Doch Jamie wäre nicht Jamie gewesen, hätte er nicht versucht, seinen Kopf noch im letzten Moment aus der Schlinge zu ziehen. Denn er hatte bemerkt, dass er gerade Dinge ausplauderte, die schnell falsch ausgelegt werden konnten.

"Ob gefallen oder nicht, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass du einen guten Körper besitzt."

Allmählich wurde es Jamie ein wenig warm um den Kopf herum. Hach, scheiße, was laberte er da nur? Wahrscheinlich hatte ihm die Trennung von seiner Freundin doch stärker zugesetzt, als er vermutet hätte. Irgendetwas lief da in seiner Birne nicht mehr ganz rund. Eindeutig. Ganz zur Freude von Cari, der schon lange auf eine Gelegenheit gewartet hatte, seinem Freund näher zu kommen. Natürlich nur ganz unverbindlich, es sollte sich nur um ein wenig Spaß handeln, den er eben mit diesem Abendessen schön einzuleiten gedacht hatte. Jamie würde die Abwechslung auch gut tun. Sicherlich grübelte er noch oft darüber nach, was er in seiner zerbrochenen Beziehung falsch gemacht hatte, doch wenn er einmal bemerkte, dass auch andere Mütter Kinder hatten, die es ihm gut besorgten, dann würde sich seine Laune schnell bessern. Davon war Cari überzeugt. Und er schreckte nicht davor zurück, in die von Jamie vorgegebene Richtung weiterzugehen.

 

"Ich kann mich für dich ausziehen, wenn du das willst. Jetzt und hier..."

"Boah, du Sau", entkam es Jamie prompt recht halbherzig, dafür aber mit äußerst heftig klopfendem Herzen, während er gebannt zu seinem Freund emporblickte, der aufgestanden war und dieses unwiderstehliche Cari-Grinsen grinste. Der Schlagzeuger wusste eindeutig um seinen Sexappeal, präsentierte sich nur zu gerne und mimte den coolen Macker, indem er Jamie kokett zuzwinkerte und dabei mit der Zunge schnalzte. Da konnte man schon mal weiche Knie bekommen, auch wenn man sich eigentlich nichts aus Männern machte. Cari, der war einfach heiß, das hatte sich selbst Jamie hin und wieder eingestehen müssen. Die Ausstrahlung kombiniert mit dem Aussehen seines Freundes war einfach nur ein diabolischer Cocktail und der Beweis für ihn, dass er aufgrund des offensichtlichen Fickangebotes nur so verstört reagiert hatte, weil er es partout nicht hätte abschlagen können. All die Tage, in denen Cari nur mit einem Handtuch bekleidet aus seinem Badezimmer gekommen war und auch keine Skrupel davor gehabt hatte, es direkt vor Jamies Augen fallen zu lassen, hatten ihren Tribut gefordert. Schon deswegen hatte Jamie kaum mehr Gelegenheit gehabt, über seine verflossene Liebe nachzudenken. Und jetzt, wo Cari abermals seine Hüllen fallen ließ - natürlich nicht alle - war seine Birne viel zu matschig, um über irgendwelche negativen Dinge zu sinnieren. Als der irre Typ mit dem Undercut auch noch begann, seine Hüften kreisen zu lassen, während er sein Shirt über höher über seinen angedeuteten Sixpack zog, reichte es Jamie endgültig. Viel zu flau wurde ihm im Magen und auch in seinem restlichen Körper, während er kaum noch durch seine glasigen Augen blicken konnte.

"Hör auf, ich will heute noch was essen können", beschwerte er sich und beschloss, nicht länger hinzusehen, sondern lieber seinen weniger aufregend anmutenden Salat anzustarren.

"So, wird dir etwa so schlecht, wenn du mich siehst?"

Cari wusste, dass er das Zepter endlich an sich gerissen hatte. Der freche, vorlaute Jamie von vorhin war auf einmal ganz kleinlaut geworden, während Cari alle Trümpfe in der Hand hielt. Also war sein bester Freund doch nicht ganz so uninteressiert an ihm, wie er vielleicht hätte sein wollen. Er hatte die Zeichen doch richtig gedeutet. Blicke logen nicht, und Jamies Blicke waren eindeutig gewesen, wann immer er sich vor ihm entblößt hatte. Nein, bloße beste Freunde ohne irgendwelche Zusätze schauten sich mit Sicherheit nicht so sehnsüchtig an. Lange genug hatte er Zeit gehabt, um Jamie auszutesten, ihn in den Wahnsinn zu treiben mit anzüglichen Sprüchen und obszönen Gesten. Und jedes Mal hatte Jamie entweder verdruckst reagiert oder war in ein deftiges Wortgefecht eingestiegen, was mehr als nur zweideutige Anspielungen beinhaltet hatte. Manches ging eindeutig als Dirty Talking durch, genau wie das Gespräch, das sie jetzt mehr oder minder führten. Jamie blieb ihm noch eine Antwort schuldig. Sehr zum Bedauern von Cari, der nur zu gerne gehört hätte, wie Jamie ihm offenbarte, dass er nichts mehr essen konnte, weil er mit einem Mal nur noch Appetit auf seinen schönen Freund besaß. Doch momentan forderte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.

Jamie schaute von seinem Teller auf und schnüffelte angestrengt in der Luft.

"Was stinkt hier so?", wollte er schließlich wissen und rümpfte die Nase. Cari unterdessen konnte sich seine freche Erwiderung einfach nicht verkneifen, auch wenn mit dieser endgültig jeglicher erotische Touch aus der Atmosphäre verbannt wurde.

"Du Sau wirst geschissen haben", beschuldigte er Jamie. "Gibs doch zu."

Im Grunde hatte er erwartet, dass Jamie ihm nun einen ebenso fiesen Spruch entgegenschmetterte, doch der blieb aus.

"Nee, das riecht...verbrannt. Hattest du nicht-"

"Was im Ofen", ergänzte Cari, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Alarmiert hechtete er zum Herd, um die Ofenluke zu öffnen und die kohleschwarzen Hähnchenkeulen herauszuziehen.

"Na lecker, Cari", beschwerte Jamie sich angewidert, so wie er einen Blick auf ihre verdorbene Mahlzeit erhaschte. "Nur, weil du über deinen niederen Triebe alles vergessen hast. Das kannst du alleine essen."

"Du hast auch alles vergessen", verteidigte Cari sich prompt. "Das hat mir aber ausnahmsweise nicht der Wein verraten, sondern dein entrückter Blick."

Jamie schwieg, ob beleidigt oder sich schlichtweg ertappt fühlend konnte man nicht so recht sagen. Cari hakte auch nicht weiter nach, sondern machte sich daran, das angebrannte Essen zu entsorgen. Derweil fand allerdings Jamie seine Sprache wieder.

"Hoffentlich hast du noch einen Nachtisch in Petto", murrte er wenig angetan, und er sollte gleich noch ärgerlicher werden.

"Eigentlich nicht", offenbarte Cari ihm. "Ich hatte geplant, dass wir unseren Nachtisch im Schlafzimmer zu uns nehmen."

"Ah nee, ich hasse Eiweißshakes als Dessert."

"Tust du nicht. Du wirst damit vorlieb nehmen müssen." Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Schlagzeugers, während sein Blick auf die zahlreichen Kerzen im Raum fiel. "Wir könnten vorher höchstens noch ein kleines Wachsspielchen einschieben..."

Doch Jamie ließ sich davon nicht beeindrucken.

"Man hat ja vorhin schon gesehen, wie sehr dich das angetörnt hat."

"Vielleicht bist du aber härter im Nehmen als ich."

"Na, das sowieso."

Natürlich schmeckte Cari dieser Kommentar nicht sonderlich, wurde damit doch seine Männlichkeit untergraben. Allerdings fielen ihm nun ein paar sehr kluge Dinge ein, die er Jamie vortrug, als er direkt vor diesem an der Küchentheke lehnte, selbstverständlich nach wie vor oberkörperfrei.

"Aber ein Gutes hats", behauptete er schlichtweg. "Jetzt, wo du nichts mehr essen musst, kannst du mich auch weiterhin anschauen. Und ich erlaubte dir hiermit ganz offiziell, dass du mir nun eindrücklich deine Männlichkeit beweisen darfst."

Kaum hatte er dies ausgesprochen, fiel er vor Jamie auf die Knie und griff sich dessen Hand. Der Sänger war daraufhin so perplex, dass er keinen Ton herausbekam, sondern nur verblüfft in die hellen Augen seines Freundes schauten, die vor Schalk nur so funkelten.

"Jamie Anderson", begann er schließlich feierlich. Die Schatten, die das Kerzenlicht verursachte, huschten über sein Antlitz und sorgten dafür, dass Jamie es nun fast tatsächlich mit der Angst zu tun bekam. "Willst du mich...ficken?"

Augenblicklich fiel jegliche Anspannung von Jamies Schultern. Erleichtert atmete er aus und lachte befreit auf.

"Du Arsch, ich dachte wirklich, du machst mir einen Heiratsantrag!", schimpfte er und schlug unter Glucksen nach Caris Kopf, welcher ihm aber jedes Mal gekonnt auswich. Dieser verdammte Schlingel! Was bildete er sich ein, Jamie solch einen Schreck einzujagen?

"Du hättest doch sowieso Ja gesagt", feixte Cari, während er noch immer den Kopf einzog, allerdings hin und wieder verstohlen zu Jamie hinaufblinzelte. "Ich weiß genau, dass du mich liebst."

"Ach, fick dich doch", fluchte Jamie, der aufstehen wollte, allerdings Caris Hand spürte, die sich um sein Handgelenk geschlossen hatte und ihn somit inne halten ließ. Wieder trafen sich ihre Blicke und Jamie konnte schon im Voraus beurteilen, dass Cari ihm nun etwas sehr Schmutziges sagen würde. Denn auch die Augen des Schlagzeugers verrieten mehr, als dieser je vermutet hätte.

"Nein, ich fick dich", raunte er schließlich mit seiner tiefen, begehrenden Stimme, erhob sich und zog Jamie am Arm hinter sich her, sodass dem anderen keine Chance blieb, ihm zu entkommen. Doch um ehrlich zu sein hatte der Sänger das auch nicht vorgehabt.

So ein Eiweißshake als Hauptmahlzeit und Nachtisch zugleich konnte schließlich nicht ganz verkehrt sein. Und im Gegensatz zu Salat besaß dieser sogar ein paar lebenswichtige Nährstoffe...



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