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Lust'n'Needs

von

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Lost In Paradise


 

Lost In Paradise
 

 
 

 
 

Zum Leben eines Musikers gehörte es bei Weitem nicht nur, Platten aufzunehmen, für Gigs zu proben und diese schließlich vor mehr oder minder vollen Hallen abzuhalten.

Man durfte nicht annehmen, dass alles immer nur mit Spaß einherging, nein, so war es ganz und gar nicht. Im Grunde bestand die Hälfte einer Tour nur aus lästigen Wartezeiten, in welchen man nichts tun konnte außer rauchen, schlafen oder saufen. Aber mindestens genauso unangenehm wurden mit den Jahren die ständigen Fotoshootings. Erstens bedeuteten sie puren Stress verbunden mit anstrengenden Posen, die man bis zum Gehtnichtmehr aufrechterhalten musste, wobei Jamie und seine Mannen ohnehin schon eher einen auf lässig und natürlich mit einem eventuellen Touch Wildheit machten. Doch trotzdem nervte die Prozedur so ziemlich jeden, außer vielleicht dem leicht kamerageilen Rikki, der sich auch ab und an mit seinem Smartphone knipste. Aber ein paar professionelle Bilder gehörten einfach dazu, denn eine optische Präsentation war wichtig, für die Fans als auch für die Promotion. Und so galt es auch heute, sich in ein annehmbares Outfit zu werfen und die Kriegsbemalung anzulegen. Doch zunächst musste man zum Studio gelangen. Und das gestaltete sich in Jamies Fall recht kompliziert, befand sich sein Auto doch gerade in der Werkstatt. Aber wozu hatte man Freunde, die zudem ein Motorrad besaßen? Cari hatte sich selbstverständlich bereiterklärt, seinen Kumpel mitzunehmen.

 

"Dazu muss ich dich aber befummeln, das ist dir schon klar?", hatte Jamie seinen Freund noch gewarnt, bevor sich die beiden auf die Maschine geschwungen hatten, doch Cari hatte ihm nur ein schiefes Grinsen zukommen lassen und nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Jamie noch etwas zögerlich seine Hände auf die Hüften des anderen gelegt hatte.

"Du kannst mich auch richtig anpacken", hatte der Schlagzeuger anstelle seinem Hintermann unverblümt über seine Schulter hinweg zugerufen. "Wenn du mir runterfällst, hab ich dich ja nicht mehr. Wär scheiße. Also komm kuscheln."

Und Jamie war dieser Aufforderung nachgekommen, auch wenn es ihm nicht ganz behagte, derart auf Tuchfühlung mit seinem Kumpel zu gehen. Meist war es Cari gewesen, welcher von sich aus Körperkontakt herstellte, Jamie wagte sich dies eigentlich nur, wenn er ein bisschen Alkohol intus hatte. Männer anzufassen, das erschien ihm ein wenig heikel aus einem ganz gewissen Grund. Er fürchtete nicht, Cari könnte ihm eine reinhauen, wenn er ihn anfasste, dazu mochten sich die beiden viel zu sehr. Ja, und eben Letzteres sorgte dafür, dass ein unbehagliches Gefühl in Jamie heranwuchs, während er sich gegen den lederbejackten Rücken seines Kumpans drückte und die Augen aufgrund des Fahrtwindes zusammenkniff.

Nein, das Ganze machte ihn irgendwie leicht verrückt. Irgendwie hielt er es kaum aus. Und gleichzeitig wusste er, dass er heute Nacht wohl süße Träume haben würde, wenn er sich die Situation später noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Denn dann wurden die Dinge noch intensiver, die Gefühle, die Gedanken und auch der weitere Verlauf des Ganzen. Insgeheim ging bei Jamie nämlich ganz schön was aufgrund seines wahrlich sehr attraktiven Bandkollegen. Bisher hatte er es auf ihre jahrelange, enge Freundschaft und die dadurch entstandene psychische Nähe geschoben, aber wahrscheinlich war noch etwas anderes der Grund für seinen verdrehten Kopf. Etwas, das Jamie ganz und gar nicht schmeckte, was er allerdings auch beim besten Willen nicht abstellen konnte.

 

Es hatte bereits leicht zu tröpfeln begonnen, als sie aufgebrochen waren, doch mit der Zeit verdichteten sich die schwarzen Wolken am Horizont zusehends und es dauerte nicht lang, bis Jamie den Regen auf seinen Lippen schmeckte, kühl und nass und auch Cari bemerkte, dass es nicht sonderlich gut um das Wetter stand. Mit dem Motorrad zum Fotoshooting über die Landstraße zu brettern hatte sich als keine sonderlich gute Idee erwiesen, aber ihnen hatte sich keine andere Möglichkeit geboten. Tim und Rikki pennten schon seit Tagen bei dem Kumpel, der die Fotos schießen sollte und alles andere wäre zu umständlich gewesen.

Also mussten sie sich durch den immer stärker werdenden Regen kämpfen, welcher ihnen ungehindert ins Gesicht peitschte. Wahrscheinlich hätten sie die Strecke auch gepackt, wäre da nicht das bedrohliche Donnergrollen in der Ferne ertönt und ein erster Blitz über die mittlerweile dunkelgraue Wolkendecke gezuckt. So ein großes Risiko konnte Cari nicht eingehen, nie im Leben. Um sie herum war nichts als Feld, goldene Ähren und leicht verdorrter Mais. Erst weiter hinten konnte der Schlagzeuger einen Verschlag ausmachen, der wie eine alte Bauernscheune aussah.

Kurzerhand fuhr er rechts ran und stellte den Motor aus, während Jamie nicht so recht wusste, was der andere im Schilde führte. Als er verwirrt Caris Lederjacke losgelassen hatte und ihr Besitzer sich vom Sitz schwang, wollte Jamie gerade zu einer Frage ansetzen, doch der andere erstickte diese mit einem beinahe panischen Blick prompt im Keim und packte Jamie fest am Arm.

"Folg mir einfach", meinte der Schlagzeuger und stiefelte mit dem ahnungslosen Jamie im Schlepptau los, ungeachtet der hohen Getreidestängel, zwischen denen er sich mit seinen Stiefeln einen Weg in Richtung der Scheune bahnte. Da Jamie seinem Freund im Grunde blind vertraute, hielt er schon bald mit diesem Schritt, denn meist wusste Cari, was er tat. Besser als Jamie. Und dass dies auch heute der Fall war, bestätigte sich, als der Sänger ebenfalls die leicht heruntergekommene Scheune entdeckte, die zwar etwas baufällig, aber doch wie ein willkommener Zufluchtsort wirkte. Erneut grollte der Donner über das Land, dieses Mal bedeutend lauter und anscheinend hatte Cari Schiss bekommen, denn er wurde immer schneller und der Abstand zwischen ihm und Jamie somit immer größer.

"Beeil dich!", rief er seinem Freund hastig winkend zu, während sich Jamie noch immer durch den Regenschauer kämpfte, der seine Klamotten komplett durchweichte und ihm zudem die klare Sicht versperrte. Als er sich schließlich zwang, nach vorn zu schauen, war Cari längst verschwunden, doch Jamie wusste natürlich, dass der andere bereits in der Scheune Unterschlupf gesucht hatte und dort auf ihn wartete.

 

Aber stimmte das wirklich?

Sowie Jamie endlich keuchend und nach Luft schnappend durch die Tür in das Dunkle trat und sich für seine konditionsmindernde Raucherei verfluchte, fühlte er sich auf einmal ziemlich allein. Er blickte sich um, konnte aber aufgrund des komplett fensterlosen Raumes nichts erkennen und verspürte prompt ein kribbelndes Gefühl seinen Nacken emporsteigen. Was, wenn Cari ihn doch verarscht hatte?

Egal, wie sehr er auch sein Schnaufen zu unterdrücken versuchte, um nur auf die Umgebungsgeräusche hören zu können, er vernahm keinen einzigen Laut. Alles war still. Und Jamies Atem zitterte in seiner Kehle.

"Cari?", setzte er schließlich leicht von Panik erfüllt an, machte einen, zwei Schritte in das Innere der Scheune. "Ich weiß, dass du hier irgendwo bist. Also, lass den Scheiß."

Letzteres diente eher zu seiner eigenen Beruhigung, doch als selbst daraufhin kein noch so kleines Geräusch folgte, schlug sein Herz dumpf und angstvoll gegen seinen Brustkorb. Jamie war wahrlich kein Schisser, aber er befand sich ganz allein in der Pampa und dazu in einer maroden Scheune, was selbst den mutigsten Mann zu einem von den ureigenen Trieben dominierten Tier degradierte.

 

Angespannt ballte er die Hände zu Fäusten und starrte ins Dunkel. Nichts. Immer noch nichts.

"Ca-", kam es aus seinem Mund, doch urplötzlich verstummte er. Nicht nur vor Angst, sondern auch, weil sich eine Hand über seine Lippen gelegt hatte.

Schwindel überkam ihn, heftiger Schwindel und ein Gefühl, als würde er in ein tiefes Nichts fallen. Erst als er hinter sich ein schelmisches Lachen vernahm, fasste er wieder einen klaren Gedanken.

"Du Arsch!", schrie er empört, nachdem er die Hand mit einem beherzten Griff um das Gelenk von seinem Mund entfernt hatte. "Du verdammtes Arschloch, ich bring dich um!"

Eine hitzige Verfolgungsjagd begann, in welcher Jamie lediglich dem Geräusch von Caris vor Lachen zitternder Stimme und seinen Schritten, welche im Stroh raschelten, folgte. Als sich seine Augen allerdings ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er den anderen als grauen Schatten wahrnehmen, nach welchem er erbarmungslos griff und schließlich auch an der Jacke zu fassen bekam.

Nun war es an Cari, ein seltsames Geräusch zwischen Schreien und Lachen von sich zu geben, welches in dem Moment anschwoll, in welchem er mitsamt Jamie zu Boden ging.

Sanft schlug der Sänger seinem Kumpel mit der flachen Hand auf den Rücken, wobei Cari sich kaum noch einzukriegen schien, während er gegen den anderen kämpfte und versuchte, sich umzudrehen.

Ein wildes Spiel entbrannte zwischen ihnen, bei welchem die nassen Haare des jeweils anderen auf ihren Gesichtern kleben blieben und die Wärme ihrer Körper unter der durchweichten Kleidung spürbar wurde. Sie waren sich nahe wie selten zuvor, und Jamie realisierte dies schon sehr bald, als er den feuchten, warmen Atem des anderen auf seiner Wange fühlte, dessen Duft nach Aftershave wahrnehmen konnte und vor allen Dingen auch seine Stimme, die sehr dicht an sein Ohr drang.

Er wollte zurückzucken, als er es gerade so geschafft hatte, die Handgelenke Caris in festem Griff zu halten, doch das wäre zu auffällig gewesen. Also hielt er dem in der Dunkelheit funkelnden Blick des im Heu liegenden stand und hörte nur noch, wie hastig ihrer beider Atem in ihrer Lunge ging. Jeder Muskel in ihren Körpern stand unter Spannung, um gleich wieder auf Angriff oder Abwehr zu gehen, doch es war schließlich an Jamie, sich geschlagen zu geben.

 

"Ich hätte fast einen Herzinfarkt wegen dir Idioten bekommen!", schimpfte er seinen Freund aus, nachdem er ihn losgelassen und sich so neben ihm im Heu niedergelassen hatte, dass er einen guten Blick auf ihn werfen konnte. "Ich hab gedacht, erst lässt du mich alleine und dann kommt hier irgendein Verbrecher oder so."

"Och, glaubst du, das würde ich tun?"

Cari rührte sich nicht, aber Jamie bemerkte, wie seine Augen auf sein Gesicht geheftet waren, voller Zweifel und noch mit irgendetwas anderem, das sich nicht so recht einordnen ließ, was aber ungewohnt weich aussah.

"Dich alleine lassen?"

Schwerfällig erhob er sich schließlich doch und rückte an Jamie heran, um ihm eine Strähne hinter die Schulter zu schieben.

"Eher würde ich dich beschützen vor dem Verbrecher. Ja. Wenn du willst, dann beschütze ich dich hier drin. Wenn du Angst hast..."

Jamie warf ihm einen harschen Blick zu, der beinahe aufklarte, als er bemerkte, wie nahe Cari ihm einmal mehr war.

"Glaubst du echt, ich hätte Schiss? Pfft."

"Also erst hattest du ziemlichen Schiss."

Cari wirkte amüsiert, was Jamie ein schweres Gefühl in der Magengegend bescherte. Er hasste es, wenn sich jemand auf seine Kosten lustig machte. Selbst wenn dieser jemand Cari war...

"Cari, Hilfe, Hilfe! Der Satan holt mich!", äffte der Schlagzeuger den anderen nach, welcher allerdings eisern schwieg, so lange, bis auch Cari bemerkte, dass seine Witze nicht zündeten.

 

Betretene Stille zog zwischen ihnen ein, während Jamie angestrengt darüber nachdachte, was er nun tun oder sagen sollte. Eigentlich fand sich immer ein Thema, über das sie quatschen konnten, und sei es noch so sinnlos gewesen, aber heute war sein Kopf einfach viel zu voll und gleichzeitig komplett ausgeleert. Das zwischen ihnen, das hatte etwas Gespanntes, etwas ekelhaft Aufgeladenes, das Jamie kaum mehr ertrug. Aber da fiel ihm plötzlich etwas sehr Plausibles ein.

"Wie wollen wir jetzt eigentlich zum Shooting kommen?"

Er hörte, wie Cari sich am Kopf kratzte und als er dem anderen leicht widerwillig sein Gesicht zuwandte, sah er zudem, wie der Schlagzeuger die Stirn runzelte und ihn von unten herauf angrinste.

"Öh, gar nicht?", fragte er Jamie schließlich leicht unsicher, doch er selbst schien von seiner Meinung nach dem Aussprechen so begeistert, dass er prompt bei ihr blieb. "Ich hatte ohnehin keinen Bock darauf. Und du doch auch nicht."

Er zupfte sich einen Halm von seinem nassen Hosenbein.

"Knips, knips, hätte ich das gewollt, wäre ich Model geworden."

"Wir können Tim und Rikki das Shooting aber auch schlecht alleine machen lassen. Wir sollten ihnen Besch-"

Gerade wollte Jamie sein Handy aus der Hosentasche zerren, als er Caris Hand bestimmt auf seinem Arm niedersinken spürte. Ein merkwürdig intensives Gefühl stieg prompt in ihm auf, das ihn noch fester hielt als es jeder Griff seines Freundes hätte zu tun vermocht.

"Lass", forderte Cari mit leiser Stimme, woraufhin Jamie seinem Wunsch nachgab, wenn auch widerwillig. Jamies fragender Blick traf wie durch einen Zufall bedingt auf den fordernden des anderen, und dem Sänger gelang es partout nicht mehr, wegzuschauen. Dem Gesicht des Schlagzeugers haftete solch eine faszinierende, wilde Schönheit an, dass Jamie mit einem Mal vergaß, dass Cari noch immer den Körperkontakt zwischen ihnen aufrechterhielt. Das einzige, was er noch wahrnahm, war ein brennendes Gefühl von Überwältigung, eine drängende Anziehungskraft und seinen dumpfen Herzschlag in seiner Brust. Poch. Poch. Poch. Fast flehentlich.

 

"Jamie", hörte er Caris tiefe Stimme anfangen zu sprechen, wobei die Blicke des anderen noch immer fast hektisch über sein Gesicht huschten. "Es gibt da was, was ich mich schon lange frage. Du musst aber versprechen, mich nicht gleich zu hauen, wenn ich dir das jetzt sage."

Hundeblick an.

"Okay?"

Was blieb Jamie auch anderes übrig, als zu nicken? Ein nervöses Kribbeln vermischte sich mit all den anderen auf ihn einprasselnden Gefühlen. Was würde auf ihn zukommen? Etliche Dinge gingen ihm durch den Kopf, aber nie hätte er an die Sache zu denken gewagt, die Cari tatsächlich beschäftigte.

"Irgendwie hab ich den Eindruck gewonnen, dass du...na ja...dass du vielleicht auch auf Männer stehen könntest. Weil...die Art und Weise, wie du manchmal in der Kneipe Typen abcheckst und ihnen sogar hinterherschaust..."

Alarmiert riss Jamie die Augen auf. Stimmte das wirklich? Wenn ja, dann hatte er es noch nicht einmal selbst bemerkt. Denn im Grunde, da war Cari der einzige Kerl, der ihn wirklich interessierte. Ja, was, wenn er das Ganze vielleicht auf sich bezog?

Jamie allerdings war viel zu peinlich berührt, um diesbezüglich nachzuhaken. Ihm war, als wäre er geradewegs in eine Falle gelaufen und in diesem Augenblick hätte diese hinter ihm zugeschnappt. Eine vertrackte Situation, aus der er sich mit einer Lüge herauszuhelfen versuchte.

 

"Ich steh nicht auf Kerle", erklärte Jamie so ruhig er in seinem Zustand noch konnte, während er sich zwang, Caris bohrendem, neugierigem Blick standzuhalten.

"Hmhm?", hakte der andere daraufhin skeptisch nach, und es klang wie ein hinterfragtes Nein.

"Hmhm", versicherte Jamie ihm standhaft, schüttelte sogar leicht den Kopf und begann tatsächlich, selbst von seiner kleinen Lüge überzeugt zu sein, bis -

Ja, bis Cari vorschnellte und ihm einen Kuss aufdrückte. Einfach so.

Eine heiße Explosion setzte in Jamie ein, die ihn nicht nur komplett sprachlos machte, sondern ihn auch zu lähmen wusste.

"Und jetzt?", wollte Cari verschmitzt und mit treuherzig schiefgelegtem Kopf von seinem Freund wissen. "Mal probieren, wie es ist?"

"W-wie probieren?"

"Na..."

Cari rückte noch ein wenig näher an Jamie heran. So nah, dass er mühelos in dessen Ohr flüstern konnte.

"Sex. Komm, du bist doch im Grunde genauso neugierig und experimentierfreudig wie ich. Und ich würde gern mit dir...zumal das hier die perfekte Gelegenheit wäre. Der perfekte Ort. Ein kleines Paradies. Keiner stört uns, und keiner hört dich, wenn du den Verstand verlierst. Mh?"

Im Grunde gab es nun erst recht keine Alternativen mehr für Jamie. Alles in ihm schrie Ja, als er Caris Verführungsversuch vernahm, und als er nur einmal einen prüfenden Blick in dessen Augen werfen wollte, um sicherzugehen, dass dieser sein Angebot ernst meinte, eskalierte die Situation bereits.

Wilde Küsse entbrannten zwischen ihnen, wie das Relikt zwei hungriger Tiere, die man endlich losgelassen hatte, um sie zur Nahrungsquelle zu führen.

Stroh knisterte, als Jamies Rücken sich in die Grashalme schmiegte. Unterdrücktes Stöhnen erfüllte den Raum, was mit dem Rascheln von fallenden Hüllen und dem Klimpern von Gürtelschnallen einherging. Es war, als kämen sie gar nicht schnell genug aus ihren klammen Klamotten, hektisch halfen sie sich gegenseitig, Shirt und Hose abzustreifen und schmiegten sich dann wieder begierig aneinander, bald schon nackt, bald schon atemlos und sich rhythmisch gegeneinander reibend. Jamies gespreizte Beine, Cari, der dazwischen lag und seinen schönen Sänger überall berühren, überall zu küssen versuchte, an jeder Stelle seines entblößten Körpers, dessen Haut so salzig und doch so süß auf seiner Zunge schmeckte.

Das Spiel wurde hitziger. Aus wilden Küssen war wilde Liebe geworden. Schwere Atemzüge. Keuchen. Gar Aufschreie. Sich hektischer bewegende Schatten.

 

"Oh, Jamie. Oh ja, Jamie." - "Skit, Cari! Skit, skit!"

Aus hastigem Flüstern wurden erregte Lautäußerungen, lauter, noch lauter. Stille von Jamies Seite. Dann ein langgezogenes, zittriges, gequältes Stöhnen. Cari, der seinem Gespielen mit glasigen Augen dabei zuschaute, wie dieser sich in seinen Armen vergaß, wie dieser sich befreit seinem Höhepunkt hingab und schließlich konnte er selbst nicht mehr anders, als Jamie zu folgen. Heiß und gnadenlos durchströmten ihn die Wogen der Lust, die er wegen Jamie empfand, bis er erschöpft den Kopf hängen ließ, tief und schwer durch den Mund atmend.

Er hatte es Jamie gut besorgt, und er selbst war ebenfalls voll auf seine Kosten gekommen.

"Woah", verließ es atemlos Jamies Lippen. "Ich glaub, so schnell gings bei mir noch nie. Das waren vielleicht fünf Minuten. Keine Ahnung. Oh Gott..."

Cari wusste, dass er seinem Freund nicht erklären musste, wieso sie schon beim ersten Körperkontakt beinahe explodiert wären. Sie hatten sich gewollt, wie verrückt hatten sie sich gewollt, und ihre Begierde hatte ihre Körper angetrieben, bis es schon sehr früh nicht mehr ging. Aber was spielte das für eine Rolle? Cari hatte sich schon ewig gewünscht, einmal so auf Jamie hinabzulächeln, nachdem sie sich so nahe gekommen waren wie sie noch nie einen Typen nahe waren, nackt und verschwitzt wie nach einem Dauerlauf. Völlig atemlos.

"Du bist der Wahnsinn, Baby, der helle Wahnsinn", versicherte Cari Jamie euphorisch, während ihre Schatten erneut zu einem verschmolzen und die verführerischen Geräusche von Küssen die Stille durchbrachen.

 

Wer hätte gedacht, dass diese dunkle, marode Scheune ein wahres Paradies darstellen konnte? Für Jamie und Cari war es ein solches. Sie hatten sich in ihr gefunden, sie hatten ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Und niemand hatte sie gehört oder sie gar stören können. Bis jetzt. Denn plötzlich drang ein greller Lichtstrahl in die Scheune und ließ die beiden geblendet voneinander weichen.

"Ihr verdammtes Pack, wartet nur, bis ich euch erwische! Meinen Hasso werde ich auf euch hetzen, der wird euch Manieren beibringen! Meine Scheune ist kein schmutziger Sündenpfuhl! Fort mit euch!"

Die wütende Stimme gehörte einem untersetzten, mit Latzhose und Gummistiefeln bekleideten Mann, der triefend nass in der Tür stand und seine Mistgabel drohend in die Höhe reckte.

Jamie und Cari tauschten panische Blicke. Als dann auch noch ein gefährliches Knurren an ihre Ohren drang, konnten sie nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob diese einsame Scheune tatsächlich das Paradies oder doch eher die Hölle verkörperte...



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