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Secret Santa

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Vorwort zu diesem Kapitel:
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Unerwartet

Der Winter klopfte mit kräftigen Schlägen gegen die mächtigen Tore von Hogwarts. Die Ländereien lagen begraben unter dicken Schneeschichten und auf den Fenstern waren Gemälde mit Eisblumen zu sehen. Die Zeit in der sich Schüler lieber um das heimelige Kaminfeuer in ihren Gemeinschaftsräumen drängten und von großen wie kleinen Winterabenteuern träumten.

Um in die ruhigen Tage etwas Überraschung und Freude zu füllen, überlegten sich die Schüler untereinander kleine Aktionen – wie das Wichteln.

So hatten auch James Potter und Fred Weasley sich zu ihrer Hogwartszeit ein kleines Wichteln für ihre Familie überlegt. Zu den Adventssonntagen sollte jeder seinem Wichtelkind ein Geschenk machen – anonym – und anhand dieser Geschenke sollte das Wichtelkind erraten, wer sein Wichtel war. Die große Enthüllung war immer am Heiligabend.

Dies war zur Tradition geworden und es wurde jedes Jahr von den Weasley und Potter Kindern wiederholt. Durch den Spaß an der Sache wurden sogar enge Freunde der Familie in den erlesenen Kreis aufgenommen und Scorpius Malfoy sowie Erik und Alice Longbottom gehörten schnell zur festen Besetzung.
 

Auch in Roxannes sechstem Schuljahr sollte das Wichteln stattfinden. James und Fred hatten ihren Abschluss gemacht, doch Hugo Weasley und Lily Potter waren das Erbe gerne angetreten und organisierten alles für das jährliche Secret Santa.

Die Ankündigung ihrer kleinen Cousine war für Roxanne unerwartet gekommen. Sie hatte gedacht, mit dem Abgang ihres Bruders und dessen besten Freund, würde diese jährliche Spielerei ein Ende haben. Nur ihm zu liebe hatte sie daran teilgenommen, denn eigentlich interessierte sie sich wenig dafür und hatte auch nicht das Bedürfnis großherzig zu jemanden zu sein oder etwas Unnützes von irgendwem geschenkt zu bekommen.

Da es aber zu einer Familientradition geworden war, wurde sie gar nicht gefragt, ob sie wollte und so überreichte ihr Lily am 26. November ihr Wichtelkind. Entgeistert blickte sie auf den Zettel und las den Namen ihres Cousins Louis. Das sollte zumindest nicht allzu schwer werden, doch trotzdem wollte sie ihrem Unmut Luft machen. »Hättet ihr nicht vorher mal Bescheid sagen können?«, fragte sie in einem gereizteren Ton, als sie ihn eigentlich anschlagen wollte.

Lily war allerdings viel zu robust, als dass sie sich von den Worten ihrer älteren Cousine angegriffen fühlte. »Du hast jedes Jahr mitgemacht«, erklärte sie locker, »und es ist eine Familiensache. Aber nächstes Jahr frag ich dich.« Mit dem Versprechen ging sie von dannen und hüpfte die Stufen der Marmortreppe in der Eingangshalle hoch.

Nächstes Jahr…, klangen die Worte der kleinen Gryffindor in ihrem Kopf wieder und es hinterließ einen bitteren Geschmack. Um diese Tradition würde sie erst nach ihrem Abschluss rumkommen, war ihre Diagnose. Wenigstens liegt der vierte Advent dieses Jahr auf Heiligabend.
 

Am 3. Dezember war der erste Advent. Vom Tisch der Slytherin aus hatte Roxanne eine gute Aussicht auf die andern Tische und konnte jede ihrer Verwandten und andere Teilnehmer des Wichtelns beobachten. Lily und Hugo hatten am Freitag begonnen die Geschenke einzusammeln, um sie am Adventssonntag von den Schuleulen verteilen zu lassen. Vermutlich waren die Tiere reichlich irritiert davon, dass ihr Flug nur zur Großen Halle führte, beschweren taten sich allerdings wenige der Tiere.

Die ersten Vögel zogen in die Halle ein und zogen Kreise an der verzauberten Decke, bevor sie zum Landeanflug auf den vier Tischen ansetzten.

Roxanne sah wie ein dunkler Waldkauz bei ihrer Freundin Lucy landete; im Schnabel hielt er ein verschnürtes Päckchen. Die Hufflepuffschülerin nahm es an sich und versuchte sich dabei nicht zu sehr anmerken zu lassen wie gespannt wie eigentlich war.

Was Lucy geschenkt bekommen hatte, verpasste Roxanne, weil eine Schleiereule abrupt neben ihr auf dem Tisch landete und sie zusammenfahren ließ. Der Vogel ließ einen Umschlag fallen und plusterte sein Gefieder auf. Mit hochgezogener Augenbraue und argwöhnischem Blick sah sich die Weasley erst den Vogel und dann den Umschlag an – ihr Wichtelgeschenk.

Roxanne brauchte nicht viel Schauspiel, um ihre Aufregung zu kaschieren, denn es interessierte sie nicht sonderlich, was sie da von wem auch immer bekommen hatte. Gleichgültig griff sie sich das Geschenk, betrachtete es gelangweilt mit ihren grünen Augen und öffnete es schließlich.

Sieben Notenblätter aus dickem Pergament waren in diesem zu finden. Kritisch begutachtete Roxanne das Papier und war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. War das jetzt einfach nur einfallslos oder gar lieblos? Hatte da vielleicht noch wer so wenig Lust auf den ganzen Kinderkram wie sie?

Mit geschürzten Lippen besah sie sich jedes einzelne Blatt und entdeckte auf dem Letzten in der letzten Zeile eine Notenfolge. Kurz blinzelte sie und war versucht die Melodie zu summen, konnte sich jedoch noch darauf besinnen es nicht zu tun. Mit einem leichten Kopfschütteln befreite sie ihren Kopf von wirren Gedanken und stand von ihrem Platz auf.

Sie war schon fertig mit dem Frühstücken und hatte nur noch auf das Wichtelgeschenk gewartet.
 

Zum zweiten Advent schenkte Roxanne ihrem Cousin Louis eine silberne Krawattennadel. Es war ein kleiner Hinweis darauf, wer sie war, und sie wusste zudem, dass er selber mit dem Gedanken gespielt hatte sich eine neue zu kaufen. Auch wenn sie nicht freiwillig mit machte, war sie doch sehr zufrieden mit der Auswahl ihrer kleinen Präsente.

Von ihrem eigenen Geschenk hatte sie sich nicht sonderlich viel erhofft, als sie die Schleiereule erblickte, die auf ihren Platz zuhielt. Dieses Mal war der Umschlag nicht größer als der für einen normalen Brief und Roxanne hatte damit zu kämpfen ihre Missgunst zu verbergen. Als sie den Umschlag öffnete war die Überraschung jedoch groß.

Aus dem Umschlag fiel eine Orbica*. Sie wurde nur von einer Papierhülle geschützt und auch kein Aufdruck gab einen Aufschluss darüber, welche Lieder auf der Minidisk gespeichert waren. Nur eine von handgeschriebene Notiz mit dem Vermerk Secret Santa 2023.

Unbewusst biss sich Roxanne auf die Lippe. Die Handschrift war gut leserlich und sauber, kam ihr aber nicht bekannt vor. Vielleicht hatte derjenige aber auch wen anders um diese Notiz gebeten. Eine Handschrift ließe sich leicht identifizieren in Familienkreisen. Sie hob den Blick und ließ ihn über alle Teilnehmer beim Wichteln, die sich in der Großen Halle befanden, gleiten.

Vielleicht würde die Musik auf der Orbica Aufschluss über den Absender geben.
 

Auch nach dem dritten Advent hatte Roxanne noch keinen konkreten Verdacht darauf, wer ihr Secret Santa war. Eine frustrierende Tatsache, denn in den vergangenen Jahren hatte sie eine hervorragende Intuition bewiesen.

Jeden Tag, wenn sie sich Gedanken um den Unbekannten machte, hatte sie den Kettenanhänger, ihr drittes Wichtelgeschenk, zwischen den Fingern. Die Nachbildung eines Epigonion. Eher schlicht, aber Roxanne musste sich eingestehen, dass sie ihr sehr gut gefiel.

Umso mehr frustrierte sie, nicht zu wissen, wer derjenige war, der sie ihr geschenkt hatte.

Alle Geschenke hatten eine Verbindung zu Musik. Da sie in der Schülerband sang war es eine sehr naheliegende Idee, die jedem gekommen sein konnte. Auf der Orbica befanden sich allerdings einige ihrer Lieblingslieder und andere, die sie nicht kannte, allerdings gut in ihren Musikgeschmack passten. Also kannte ihr Wichtel sie doch ein bisschen besser. Vielleicht?

»Du grübelst wieder«, bemerkte Scorpius wissend als er sich neben seine Mitschülerin auf die schwarze Ledercouch im Gemeinschaftsraum niederließ.

»Es hat halt nicht jeder so leicht mit dem erraten seines Wichtels. Rose gibt sich ja gar keine Mühe, zu verschleiern, dass sie dich gezogen hat«, murrte Roxanne.

»Hm, da hast du schon Recht. Bei ihr weiß man es wirklich immer sofort, wenn sie einen beschenkt.« Mit einem Grinsen kratzte sich der Slytherin an der Nase. »Vermutlich ist sie richtig sauer, dass sie mich gezogen hat.«

»Ja, jetzt kann sie dir nichts kitschiges zu Weihnachten schenken, weil es alle sehen werden und ihr das peinlich sein würde.« Roxanne konnte ein verdrehen mit den Augen nicht unterdrücken.

Scorpius lächelte bloß und schien der Weasley nicht widersprechen zu wollen. Vielleicht war er selber sogar ganz froh drum? Oder bedauerte er das?

»Nun gut. Morgen wirst du dann ja erfahren wer dein Secret Santa ist , Roxy.« Er strich ihr kurz über ihr Haar und stand dann wieder auf.

Ja, morgen würde sie es erfahren.
 

Die kleine Möglichkeit bestand, dass Roxannes Secret Santa über die Weihnachtsferien nach Hause zu seiner Familie gefahren war. Die Möglichkeit war relativ klein, da die meisten das Jahr im Schloss geblieben waren und im Nachhinein ärgerte sie sich, selber nicht die Heimreise gewählt zu haben (aber was sollte sie bei ihren Eltern und der ganzen Familie?).

Nach dem Mittagessen waren alle Teilnehmer zur verabredet Auflösung. Dafür trafen sich, auf Lilys Entscheidung hin, alle im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Ein Vorschlag, der mit Skepsis aufgenommen wurde, denn immer noch war es nicht üblich, dass sich die Schüler, der verschiedenen Häuser, in den fremden Gemeinschaftsräumen aufhielten – auch wenn es immer öfter auftrat.

»Bei uns ist es gemütlich und warm und keiner wird wirklich etwas gegen eure Anwesenheit haben können, da ihr zur Familie gehört!«, argumentierte Lily und bevor Scorpius Einspruch erheben konnte, schnürte sie ihm schon das Wort ab. »Du bist Ehrenmitglied der Familie Potter! Schon lange.«

Also gingen die Hufflepuffs, die Ravenclaws und die Slytherins alle in einem Bündel zum Portrait der fetten Dame, die ein rosanes Kleid trug, und warteten auf Einlass. Über die Ansammlung fremder Schüler vor ihrem Gemälde, schien sie nicht sonderlich begeistert, doch bevor sie zu unangenehmen Fragen ansetzen konnte, schwang sie auch schon zur Seite und ein roter Haarschopf lugte dahinter hervor.

»Herzlich willkommen!«, begrüßte Hugo die Gäste euphorisch und machte den Eingang für sie frei, damit sie eintreten konnten.

Im Gemeinschaftraum hielten sich außer den Schülern, die zum Wichteln gehörten, nur wenige andere auf. Im Kamin war ein Feuer entzündet und alte, rote Ohrensessel waren darum aufgestellt. Sie standen auf einem alten, zerlumpten Teppich auf dem sich die Gryffindors platziert hatten, um den Gästen höflich die Ohrensessel zu überlassen.

Mit verschränkten Armen, überschlagenen Beinen und einer möglichst desinteressierten Miene ließ sich Roxanne in einen der Sessel sinken. Ihren Blick ließ sie über die Gemälde an der Wand schweifen und entdeckte eins von ihrer Direktorin, Professor McGonagall, aus jungen Jahren. Sie war eine wunderschöne Frau gewesen.

Nachdem alle anwesend waren und einige Floskeln getätigt wurden, startete die Auflösung des Weihnachtswichtelns. Jeder trat dafür vor, erzählte, was er an jedem Advent von seinem Secret Santa geschenkt bekommen hatte und teilte seine Vermutung mit, wer dieser gewesen sein könnte. Erst danach bekam jeder sein letztes Geschenk.

Roxanne bewegte sich die ganze Zeit über so wenig wie möglich. Nur mit den Augen folgte sie den Gesprächen und begann anhand derer, die als potentieller Wichtel ausschieden, zu analysieren wer ihrer war.

Louis kam an die Reihe und präsentierte der Gruppe seine drei Geschenke. Als die Frage der Fragen, von wem sie waren, kam, hielt er einen Moment inne, blickte jeden in der Runde an, deutete aber letztendlich ganz richtig auf Roxanne. »Ich tippe auf dich, werte Cousine.«

Für den Augenblick, in dem alle auf eine Reaktion warteten, herrschte Stille und die Slytherin hätte diese gerne etwas länger genossen, aber sie war die Aufklärung schuldig und so bestätigte sie den Verdacht des Ravenclaw und übergab ihm sein letztes Geschenk für dieses Weihnachten.

Folglich war sie an der Reihe. Viel zu früh wie sie fand, denn noch lange hatte sie nicht alle ausschließen können, also musste sie sich schnell etwas überlegen oder auf eine intuitive Eingebung hoffen – die sich am besten als richtig herausstellen würde.

»Was hast du bekommen?«, fragte Lily ganz aufgeregt und brachte ihre Cousine in Zugzwang.

Roxanne atmete tief ein, besann sich auf Gelassenheit und setzte ein kühles Lächeln auf. »Zum ersten Advent hat mir mein Secret Santa einige Notenblätter geschenkt, zum Zweiten bekam ich eine selbst bespielte Orbica und zum Dritten diesen Kettenanhänger hier.«

»Und wen vermutest du hinter den Geschenken?«, fragte anschließend Hugo.

Beinahe hätte Roxanne aus einer Gewohnheit heraus angefangen eine ihrer dunklen Haarsträhnen zu zwirbeln, doch bemerkte sie es noch rechtzeitig, sodass sie es unterbinden konnte. Keiner der Anwesenden brauchte merken, dass sie immer noch keine wirkliche Ahnung hatte. Nun musste sie aber raten und das mit möglichst sicherem Auftreten. »Ich denke, Albus war mein Secret Santa.«

Der Angesprochene sah sie aus seinen leuchtend grünen Augen an und hob die Augenbrauen. »Wie kommst du auf mich?«

Die Frage sorgte bei Roxanne fast für einen Ausbruch von kaltem Schweiß. Sie hatte falsch getippt – was abzusehen gewesen war. »Ich dachte, weil … alles hat etwas mit Musik zu tun und das war für mich eine ganz plausible Verbindung.«

Das Lächeln auf den Lippen des Potters hatte etwas Entschuldigendes. »Nein, ich bin’s nicht.«

War klar, dachte Roxanne sich trocken. Sie rang sich zu einem Lächeln. »Gut, und wer war es dann?«

Hugo klopfte mit den Händen einen Trommelwirbel auf den Teppich, bevor Lily verkündete: »Erik Longbottom!«

Egal wie sehr sich Roxanne dazu ermahnte ihr Gesicht zu wahren, sich nicht zu viel anmerken zu lassen – ihr Kopf war zu dem Hufflepuff geruckt und sie starrte ihn aus ihren großen Augen heraus an. Erik Longbottom? Darauf hätte sie nie getippt.

Der Junge aus dem siebten Jahr, erwiderte ihren Blick. Seine Haltung war angespannt und seine braunen, fast schwarzen, Augen unruhig, aber er schien sich zu bemühen nichts davon aus sich ausbrechen zu lassen.

»Oh.« Ihre Kehle fühlte sich trocken an.

Erik stand von seinem Platz auf und überreichte Roxanne sein letztes Geschenk. Der Umschlag war sehr dünn und sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu fragen, ob er schon mal etwas von Geschenkpapier gehört hätte.

»Vielen Dank.« Sie öffnete den Umschlag nicht, schenkte ihm noch ein Lächeln und setzte sich wieder zurück auf ihren Platz. Dabei nahm sie wieder ihre gleichgültige Haltung ein und diesmal blieb ihr Blick auf Erik heften.

Erik Longbottom, ein Hufflepuff aus dem Abschlussjahr, der große Bruder von Alice Longbottom und würde diese nicht zu den Freundinnen von Roxanne zählen, würde sie ihn vermutlich nicht einmal kennen. Was man über ihn hörte war etwas verschroben. Er war Vertrauensschüler und hatte eine sehr verkrampfte Neigung zu Regeln. Kurz könnte man ihn wohl als uncool beschreiben.

Umso absurder fand Roxanne es, dass dieser Junge, den die überhaupt nicht registrierte und mit dem sie noch nie ein Wort gewechselt hatte, ihren Geschmack so gut getroffen hatte. Wie konnte das sein?

Alice muss ihm geholfen haben, erklärte es sich die Slytherin.
 

Auch nach der Auflösung des Wichtelns waren alle noch eine Weile zusammen im Gryffindor-Turm und unterhielten sich über die unterschiedlichsten Themen – Quidditch, die Ferien, Silvester und vieles mehr. Doch die Zeit verstrich und es wurde Abend und vor dem Essen wollten lieber alle ihre Sachen in ihren Gemeinschafträumen verstaut haben.

Wie gute Gastgeber brachten die Gryffindors ihre Besucher zum Portrait und verabschiedeten sich dort. Beim Essen würde man sich wieder sehen. Ohne weitere Zeit zu vergeuden – denn es war wirklich schon spät – gingen die Ravenclaws direkt zu ihrem Turm weiter, während die Hufflepuffs und Slytherins den Weg zur Eingangshalle einschlugen, von wo sie auf direktem Weg zu ihren jeweiligen Häusern kamen.

Albus und Scorpius liefen voraus, Roxanne nur ein Stück hinter ihnen. Es wäre kein Problem gewesen, wenn sie zu ihnen aufgeschlossen hätte, doch ihr war nicht danach, sich am Gespräch zu beteiligen. Dafür war sie viel zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. In den Händen hielt sie immer noch den verschlossenen Umschlag.

Mit einem Blick über die Schulter sah sie die Weasley zu Erik, der mit Lucy ebenfalls ein Gespräch führte. Sein Lächeln war unsicher bis kritisch, während Lucy ihn von etwas zu überzeugen versuchte. Vielleicht hatte ihm auch Lucy bei den Geschenken geholfen?

Aber viel interessanter war die Frage, wieso sich Roxanne darüber so viele Gedanken machte.
 

Am Absatz der großen Marmortreppe blieb Roxanne stehen und bedeutet Scorpius und Albus ohne sie weiter zu gehen. Einen fragenden Blick austauschend nahmen sie die Worte der Jüngeren hin und verabschiedeten sich von ihr und auch Erik und Lucy.

»Ist was Roxy?«

Die Angesprochene wandte sich ihrer Cousine zu und blickte in zwei fragende Gesichter. Mit Mühe ließ sie ihre Unschlüssigkeit nicht durchscheinen und reckte das Kinn. »Ich wollte mich noch mal für die Geschenke bedanken.«Roxanne war überrascht wie leise ihre Stimme klang. »Also ich hab mich wirklich gefreut«, setzte sie etwas lauter und kratziger hinzu.

Entgeistert blickten die beiden Hufflepuffs sie an.

Ich mach mich lächerlich, dachte Roxanne und wandte sich ab, um zu gehen. Sie hatte sich ja auch schon längst bedankt und konnte ja schlecht erklären, dass sie nie geglaubt hätte, dass Erik Longbottom ihr die Geschenke gemacht hätte.

»Ähm – Weasley?«

Sie hielt inne und sah wieder zu Erik. »Ähm … ja?«

»Lucy und Alice haben mir bei dem letzten Geschenk etwas geholfen. Ich war mir selbst nicht so sicher.«

Mit gerunzelter Stirn ließ Roxanne den Blick auf den Umschlag sinken. Sie wollte ihn nicht öffnen, wenn jemand dabei zusah, aber nun war ihre Neugier geweckt – zudem schien es Erik wichtig zu sein, zu wissen, ob es ihr gefiel und er machte sich Gedanken darum. Am liebsten hätte sie ihn ruppig aufgerissen, aber die ermahnte sich und tat es mit etwas mehr Sorgfalt.

Darin befanden sich zwei Karten für ein Konzert von Arthea Bell.

Völlig unvorbereitet auf diese Überraschung klappte ihr unschicklich der Mund auf, was Lucy zum kichern brachte. Auch das Lächeln auf Eriks Lippen wurde herzlicher, auch wenn er sich versuchte zusammenzureißen. Ohne etwas dagegen tun zu können, wurden Roxannes Wangen zusätzlich noch rot. Peinlich!

»Es gefällt mir sehr«, murmelte sie leise, aus Sorge, dass ihre Stimme zittern könnte. Karten für ein Konzert von einer Sängerin, die sie ganz gerne mochte, zu bekommen, war wirklich toll.

So fixiert auf die Karten und Angst davor noch einmal aufzuschauen, sag Roxanne nicht wie Erik erleichtert aufatmete und sich auch seine Haltung entspannte. »Gut.«

»Du kannst Erik ja einladen.«, platze Lucy heraus und grinste. Die beiden Andern sahen sie wie vom Donner gerührt an. »Der mag die Musik von ihr auch«, setzte sie hinzu und stahl sich davon.

Einen Augenblick standen sich die Slytherin und der Hufflepuff schweigend gegenüber.

»Also. Wenn du Zeit hast … dann – dann darfst du mich begleiten.«

Wer die Musik von Arthea Bell mochte und so schöne Geschenke machte, konnte nicht so uncool sein, wie sie meinte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Orbica - ein magischer Ersatz für CDs, die sich mit einem magischen CD-Spieler abspielen lassen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-12-19T14:01:13+00:00 19.12.2013 15:01
Awww... wie süß ♥
Ein sehr schön geschriebenes Adventstürchen und ein zugegebenermaßen unerwartetes Pairing, aber ich bin begeistert :)
Antwort von: Norrsken
19.12.2013 17:46
Vielen Dank für deine lieben Worte ;v;
Ich stand bei dem Türchen leider unter imensem Druck und war deshalb etwas traurig, aber wenn es trotzdem gefällt, dann bin ich erleichtert. ♥
Das Pairing ist unerwartet? Övö Aber ich hoffe trotzdem akzeptabel. :3

liebe Grüße
Antwort von: abgemeldet
19.12.2013 17:48
Unerwartet für mich zumindest ^^"


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