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Geschichten die das Leben schreibt

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Gute-Nacht-Geschichte der Zauberei

Kapitel 6
 

Eine Gute-Nacht-Geschichte der Zauberei
 

Gedankenverloren saß ich in meinem Lieblingssessel im Schlafzimmer. Draußen plätscherte der Regen vor sich hin. Twix saß auf dem Fensterbrett, sein Schwanz hing herunter und wedelte von einer zur anderen Seite. Seine Ohren zuckten jedes Mal wenn wieder ein Tropfen die undichte Regenrinne verließ und auf dem Boden landete. Eine starke Windböe klatschte einen großen Schwall Regenwasser gegen mein Fenster und erschreckte den inzwischen etwas älteren Kater so sehr, dass er auf der Stelle kehrt machte und sich vor dem Unwetter in Sicherheit brachte. Wie ein geölter Blitz, den Schwanz gerade nach oben aufgestellt und am Ende leicht eingerollt, flitzte Twix aus dem Zimmer. Von unten hörte ich leise Geräusche des Entzückens. Vermutlich hatte sich das Fellknäuel auf Alice' Schoß gerettet um sich dort bemuttern und liebkosen zu lassen. Ein Lächeln zuckte über mein Gesicht, dann wandte ich mich wieder den vielen Fotos zu.
 

Das Foto von Alice erinnerte mich immer wieder an ein anderes. Es hatte sehr überraschend im vierten Jahr seinen Weg zu mir gefunden.
 

Geschichte der Zauberei war schon zu seinen besten Schulzeiten nicht Scorpius Lieblingsfach gewesen. Nachdem die Lehrer aber einmal angefangen hatten die Antworten von uns nicht mehr entgegen zu nehmen, litt besonders seine Aufmerksamkeit während dieser Unterrichtsstunden sehr.

Wie hätte ich es ihm verübeln können, außer Hausarbeiten die benotet wurden, beachtete man weder Scorpius, noch meine Bemühungen. Also überging er, besonders für dieses Fach unnötige Unterrichtsvorbereitungen. Ich durfte zwar meine Gedanken ebenfalls nicht mehr mitteilen, aber dennoch vervollständigte ich weiterhin meine Notizen und bereitete mich wie üblich auf den Stoff vor.
 

Geschichte der Zauberei wurde für die Schüler der vierten Klasse donnerstags in der ersten Stunde nach dem Mittagessen unterrichtet. Davon abgesehen, dass die Ausführungen des Professors sowieso die Meisten in einen tranceartigen Dämmerzustand versetzten, war es taktisch erst recht unklug eine Meute vollgefressener pubertärer Viertklässler dieser Situation auszusetzen.
 

An dem Tag als dieses Foto entstand hatten sich Albus und Scorpius jeder zusätzlich zu ihrem Mittagessen noch zwei riesige Stücken Kürbiskuchen in den Mund geschaufelt. Noch während sie versuchten das Dessert hinunterzuschlucken, begannen sie von zwei Stunden Mittagsschlaf zu schwärmen. Albus warf ein, dass er am liebsten den gesamten Nachmittagsunterricht ausfallen lassen würde und direkt aufs Quidditchfeld hinaus wollte. Kaum war das Thema angeschnitten, steckten die beiden die Köpfe zusammen und diskutierten wilde Manöver. Garantiert hatte mein Cousin diese wieder in irgendeiner schlaflosen Nacht zusammengeschustert, das würde auch erklären warum manche davon mehr Zirkusnummern als effektiven Taktiken glichen. Da Scorpius das offensichtlich genauso sah wie ich, wurde das Gespräch immer hitziger und um ihren Standpunkt zu verteidigen gestikulierten sie ausladend mit Gabeln, die ihre Besen darstellen sollten. Dabei bekam die Hälfte unserer Tischnachbarn Kuchenkrümel und Soßenreste ab.
 

Trotz der angeregten Diskussion hatte ich es geschafft meine beiden Freunde zur Anwesenheit bei Professor Theodore zu bewegen und so betraten wir zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn das Klassenzimmer und ließen uns auf unseren aktuellen Stammplätzen in der letzten Reihe nieder. Dort konnte Albus schlafen ohne je aufzufallen, Scorpius kritzelte hin und wieder Karikaturen von Mitschüler und dem verwirrten alten Professor auf seinen Block, dann sah er zumindest so aus, als würde er eifrig dem Unterrichtsgeschehen folgen. Wenn er das nicht tat, nahm er sich allerdings ein Beispiel an Albus und verschlief die gesamte Doppelstunde. Und ich...naja ich saß zwischen den beiden und war vermutlich meistens die einzige die aufrecht die Schulbank drückte. Aber okay, ich gebe zu, dass auch ich nach dem gefühlten 16547 Muggelgesetz und der dahinter verborgenen Geschichte, manchmal Schwierigkeiten dabei hatte die Augen offen zu halten.
 

Kaum hatte unser Lehrer das Zimmer betreten hörten die Jungs auf sich mit kleinen verhexten Papierkügelchen zu drangsalieren. Bevor das ganze in eine Papierschlacht ausgeartet war, hatten diese Kugeln Klatscher und Quaffel darstellen sollen. War ja klar gewesen, dass es nicht bei Gabeln bleiben würde. Stattdessen wirkten sie plötzlich von der einen auf die andere Minute schläfriger als nach jedem Trank von Poppy. Dabei hatte der Unterricht noch nicht einmal begonnen.
 

Ich packte geschäftig neues Pergament und Schreibutensilien aus. Tunkte die Feder ins Tintenfass und wollte Datum und Thema der kommenden Stunde notieren, als sich Alice und Dominique zu mir umdrehten. Zuvor hatte ich gesehen, wie die beiden die Köpfe in der Reihe vor uns zusammengesteckt hatten.
 

Nun blickte mich das grinsende Gesicht meiner blonden Cousine an. „Rosie, hast du Lust heute abend mit in den Raum der Wünsche zu kommen?“ ich sah die beiden schief an. „Aber morgen ist doch noch Schule!“ Alice Augen funkelten. „Ja, aber Pflege magischer Geschöpfe fällt wegen Gewitterwarnung aus. Das heißt wir können zwei Stunden länger schlafen.“

Ich bemerkte im Augenwinkel wie Albus und Scorpius sich vorbeugten und sich ansahen. Ich verdrehte die Augen. Natürlich würden sie dann heute Abend eine extra Schicht beim Training einlegen. Also hatte ich von den beiden nachher sowieso nichts mehr. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass ich tatsächlich schon lange nichts mehr nur mit meinen Freundinnen unternommen hatte. „Also schön, überredet!“ Dominique klatschte mit Alice ab, die gerade dabei war ihre Haare von verirrten Papierkügelchen aus der letzten Reihe zu befreien.
 

Wir lachten gerade...naja...mittellaut, als sich Professor Theodore, ein kleiner stämmiger Mann mit Sommersprossen und einer runden Brille auf der Nase und schütterem grauem Haar, bemerkbar machte. Er war auf das Lehrerpult geklettert und räusperte sich nun hörbar. „Nun meine Damen und Herren, beginnen wir mit dem Unterricht. Heute wird es...“
 

Die ersten Worte waren ertönt und zu meiner rechten und linken Seite wurden synchron Arme verschränkt aufs Pult gelegt und ein blonder bzw. schwarzer Haarschopf darauf gebettet. „Weck uns wenn's vorbei ist.“ hörte ich beide noch nuscheln, bevor sie ziemlich sicher schon im Land der Träume verschwunden waren.
 

Ich hatte gerade ansetzen wollen die wichtigsten Fakten aufzuschreiben, als ich feststellte, dass die Tinte an der Feder bereits wieder getrocknet war. Genervt rollte ich mit den Augen, tauchte sie erneut ins Tintenfass und richtete derweil das Wort an meine beiden Banknachbarn: „Ich werde nichts dergleichen tun. Das solltet ihr doch allmählich wissen.“ Am liebsten hätte ich den beiden ja auch noch einen Fußtritt gegeben.
 

Meine beiden Freundinnen lachten immer noch leise. Dominique hatte es endlich geschafft den Zauber von den Papierkügelchen zu nehmen und so Alice vor einem weiteren Haarfiasko gerettet. Den Zauberstab noch in der Hand drehten sich die beiden in Richtung des Lehrerpultes.
 

Ein paar Stunden später betrat ich den Raum der Wünsche, dicht auf den Fersen ein nur allzu bekanntes Fellknäuel und unter dem Arm zwei Flaschen Kürbissaft und eine Tüte Chips. Ich war die Letzte die den Raum betrat.
 

Drei Sessel standen im Halbkreis vor einem Kamin in dem ein knisterndes Feuer loderte. Dominique lag vor den Sitzmöglichkeiten auf dem Teppich und kritzelte abwechselnd in ein kleines Notizbuch mit blauem Einband und eine unglaublich lange Rolle Pergament. Ich stieg über meine Cousine hinweg und lud meine Beute auf dem Tisch ab. Twix war an meinen Beinen vorbei gehuscht und hatte es für schlau befunden sich auf Dominiques Rücken auszustrecken. „Wir haben uns jetzt drei Stunden nicht gesehen Dome, hast du es etwa in dieser kurzen Zeit geschafft schon wieder Strafarbeiten zu bekommen?“ Als Antwort erhielt ich ein Murren, dicht gefolgt von einem Schnauben um den Pony aus ihren Augen zu vertreiben. „Noch viel besser! Ich hatte total vergessen dass wir diesen ewig langen Aufsatz in Verwandlung schreiben sollten. Natürlich habe ich jetzt die Ehre das Ding nachzureichen mit zusätzlich zwei Seiten Inhalt extra.“
 

Im linken Sessel räkelte sich Alice genüsslich und streckte die Hände in die Höhe. „Du hast aber auch immer ein Glück Dome. Schreib dir doch endlich mal auf was wir für Hausaufgaben haben. Rose und ich haben dir doch nicht umsonst das Heft geschenkt.“
 

„Würde ich ja, wenn ich nicht ständig mein Notizbuch vergessen würde.“ Murrte die Blonde und beugte sich wieder über ihren Aufsatz. Ein Vorhang goldblonder Haare verdeckte ihr Gesicht.
 

Ich lies mich in den mittleren Sessel gleiten und griff nach einer der Tassen auf dem Tisch. Ich kann mich noch genau erinnern wie ich den Geruch tief einsog und zufrieden feststellte, dass es Pfefferminztee war.
 

Als meine Tasse halb leer war gähnte meine Cousine endlich und begab sich in die aufrechte Position. Mein Kater war bei der unerwarteten Bewegung erschrocken davon gesprungen, hatte kläglich gemaunzt und lag nun, alle Viere von sich gestreckt, dicht vor dem Kamin.

Dominique rollte ihr Pergament zusammen und entdeckte dann ein kleines Blatt darunter. „Ach, hier Rose für dich. Ich hatte es schon fast wieder vergessen.“ Sie gab mir den Zettel und stapelte dann Feder, Tinte, Notizbuch und andere Lernmaterialien wackelig auf den Tisch.
 

Ich blickte auf das Blatt in meiner Hand, es stand ein Datum und Dominiques Name darauf. Dann drehte ich es um und bekam prompt einen Lachanfall. Alice lehnte sich neugierig zu mir herüber, um einen Blick auf das Pergament zu erhaschen und stimmte in mein Lachen mit ein. Vor unseren Augen legten sich synchron und in Dauerschleife immer wieder die Arme von Scorpius und Albus auf den Tisch und die Köpfe folgten. Dazwischen saß meine Wenigkeit und rollte genervt mit den Augen.

„Wann hast du das denn gemacht“ japste ich nach einer Weile, als sich mein Lachanfall beruhigt hatte. Dominique fischte sich ein Schokoplätzchen aus der Dose, die vermutlich Alice beigesteuert hatte und steckte es sich in den Mund. „Heute in Geschichte der Zauberei.“
 

Alice grinste uns an. „Na für die beiden war das wohl eher eine Gute-Nacht-Geschichte.“
 

Ich wurde durch ein Miauen aus meinen Gedanken gerissen und blickte zur Tür. Dort stand Alice mit meinem Kater auf dem Arm. „Na Rose, träumst du schon wieder? Albus hat dich schon dreimal gerufen. Es gibt Tee und der Film fängt gleich an.“

Ich streckte mich und meine Knie knackten leise als ich sie ausstreckte. „Bin ja schon unterwegs.“
 

Bevor ich die Tür hinter mir schloss, blickte ich noch einmal auf das bunte Gewimmel welches sich inzwischen von meinem Bett bis fast zu meinem Schreibtisch ausbreitete. Selbst wenn sie sich nicht durch einen Zauber bewegen würden, wären sie einfach magisch, genau wie mein Leben jetzt.



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