Zum Inhalt der Seite

Der stummte Schrei der Seele

Kaname x Zero
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel

Kapitel 6
 

Ein paar Schritte hinter Kaname folgte Zero eben diesem und blickte immer wieder einmal auf seinen Hinterkopf. Er verstand nicht, wieso er auf einmal zu den Kurans nach Hause kommen sollte. War dies vielleicht eine Falle und Kuran würde sich in irgendeiner Weise an ihm vergreifen? Er schüttelte den Kopf. Er schätzte Yuki nicht so ein, dass sie ihn in so eine Situation bringen würde und eigentlich hatte Kaname ihm auch noch nie etwas getan.

„Wann hast du denn eigentlich Zeit?“, verwundert blickte Zero zu Kaname, der ihn abwartend musterte.

„Ich... hm...“ Er überlegte. Heute Mittag war er arbeiten und danach wollte er zu seiner Mutter. Morgen würde sein Vater länger arbeiten, demnach hätte er an diesem Tag Zeit. „Ich hätte morgen Zeit...“, antwortete Zero und die beiden musterten sich.

„Gut.“, war alles, was Kaname sagte, wartete dieses Mal bis Zero ganz zu ihm aufgeschlossen hatte, um dann nebeneinander her zu laufen. Immer wieder beobachtete Zero den anderen aus dem Augenwinkel. Zero hatte keine Angst vor Kaname, doch wollte er sich einfach in Acht nehmen. Eigentlich war Zero nie so und er hasste sich dafür, dass er solch ein Schisser geworden war.
 

Natürlich bemerkte Kaname die Anspannung des Jungen und seufzte innerlich. Hatte er so einen schlechten Eindruck bei ihm hinterlassen, dass er sich durchgehend kampfbereit stellte? Bereit war, jeden Moment die Flucht zu ergreifen? Er ballte seine Hände zu Fäuste, entspannte sich aber sofort wieder, als Zero zusammen zuckte. Ein wenig wunderte ihn das Verhalten von ihm, doch musste Kaname zugeben, dass er Zero eigentlich auch nicht wirklich kannte und ihn nur schwer einschätzen konnte. Was er eigentlich immer geglaubt hat zu wissen war, dass er sehr stark war. Er glaubte schon immer, dass Zero eine harte Schale und einen weichen Kern hat. Aber mittlerweile schien diese harte Schale verschwunden zu sein. Zero tat manchmal noch stark doch war es anders.
 

Am Schultor angekommen blieben die beiden noch einmal stehen und sahen sich an.

„Nun... wir sollten wohl lieber getrennt rein gehen...“, kam es von Zero und er blickte auf den noch leeren Schulhof.

„Wieso das?“, kam die Frage von Kaname und innerlich war er sichtlich verwundert.

„Nun ja, nicht, dass die Schüler auch noch etwas gegen dich sagen.“. Einen Moment blickte Kaname ihn erstaunt an, ehe Zero einfach weiter lief und im Eingang der Schule verschwand. Kaname war klar, dass es sich niemand auf der Schule trauen würde, das Wort ihm gegenüber zu erheben. Kaname stammte aus gutem Hause und hatte jetzt schon als Schüler ein gutes Ansehen. Zudem stellte er sich mit allen hier auf der Schule gut, so dass die meisten nichts gegen ihn hatten und wenn doch, so äußerten sie das nicht. Außer Zero.

Kaname beschloss nicht weiter darüber nachzudenken. Er wusste, dass es keinen Sinn machen würde hinter Zeros Gedanken zu kommen, da er ihn dazu auch einfach viel zu wenig kannte. Zuerst müsste er ihn besser kennen lernen und wer weiß, was dann daraus passieren würde. Vielleicht würde er dann verstehen, was in Zero vorging.

Kopfschüttelnd ging Kaname nun selbst in das Gebäude, ein Schmunzeln zierte sein Gesicht. Er konnte es selbst kaum glauben, wie eine einzelne Person ihn so beeinflussen konnte. So sehr, dass er sich selbst gar nicht mehr erkannte.
 


 

Der Schultag ging für Zero ziemlich schnell herum und ehe er sich versah sprangen die Schüler nach dem Läuten der Schulglocke auf und rannten aus dem Klassenzimmer. Nur einer packte, außer ihm selber natürlich, seine Sachen gemächlich ein. Dieser war Kaname Kuran, der Zero den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Vor dem Klassenzimmer warteten Kanames Freunde, die sich unterhielten. Ab und an schauten sie zu Kaname, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.

„Hast du ein Problem, oder wieso schaust du immer so bescheuert hier her?“, motzte auf einmal Aidō und mit einem mörderischen Blick zu Zero, der sie noch einen Moment ansah, ehe er sich wieder auf seine Tasche konzentrierte.. Er wollte sie eigentlich nicht anstarren, nur war er so in Gedanken gewesen, dass er es gar nicht richtig mitbekommen hatte.

"Aidou, beruhige dich.", sagte Kaname und man konnte ganz leicht heraushören, dass er genervt war.

"Tut mir Leid."
 

„Aber Kaname-san, du kannst doch diesen Abschaum....“, Ruka verstummte sofort, als sie den kalten Blick von Kaname spürte und blickte bedrückt auf den Boden.

„Ich muss noch was erledigen.“, sagte Kuran und dann hatte er auch schon das Klassenzimmer verlassen. Einen Moment war es ruhig im Klassenzimmer, ehe das Mädchen ihre Schultern straffte und mit großen Schritten auf Zero zukam und ihn abfällig musterte.

„Du Vollidiot...“, fing Ruka an und holte mit ihrer Hand aus. Ehe sie aber das Gesicht von Zero erwischte, hielt eine Hand sie zurück und verwundert blickte sie zu dem Jungen hinter sich. „A-Akatsuki?“, stotterte sie und sah ihn verwundert an.

„Lass es Ruka.“, kam es ruhig von Akatsuki und er legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie zur Türe zu geleiten. Noch einmal blickte er zu Zero, ehe er Aidō zu sich rief und gemeinsam mit den Beiden den Raum verließ. Akatsuki sah das ganze wie Kaname. Er fand es nicht sonderlich amüsant Zero zu nerven. Vielleicht war es anfangs anders, als sich Zero noch gewährt hatte, aber jetzt reizte ihn das ganze nicht. Er fand es eher kindisch, was da ab ging. Jetzt merkte er, dass Zero nicht mehr darauf ansprang und sie sich ebenbürtig waren. Auch wenn er das so wohl nie zu Ruka und Aidou sagen würde. Ruka und Aidou hatten nur etwas gegen Zero, weil Kaname sich für ihn interessierte. Er wusste nicht, warum das plötzlich so war, aber es ging ihn auch nichts weiter an.
 

Für eine Weile stand Zero verwirrt an seinem Platz, ehe er sich kopfschüttelnd zu seiner Tasche wandte und sich auf den Weg zu seiner Arbeit machte. Er holte seinen Apfel hervor und schmiss ihn anschließend in die nächste Hecke, an der er vorbei kam. Zero hatte keinen Hunger und außerdem wollte er nicht, dass er mehr wog. Umso weniger er auf den Knochen besaß, desto unattraktiver war er für andere Menschen. Er wollte sich hässlich machen, mit seinem Untergewicht und seinen Narben. Egal wie sehr er sich bemühte, wie sehr er sich selber verabscheute und sich als ekelerregend empfand, nichts schreckte ihn ab. Nichts hielt ihn davon ab, sich an ihm zu vergreifen.

In seinen Gedanken versunken stellte sich Zero an die Ampel und wartete darauf, dass diese auf Grün umschalten würde. Die Menschen um ihn herum nahm er gar nicht war und so hing er weiter seinen Gedanken nach. Er wirkte unbeteiligt. Unbeteiligt am Leben und den alltäglichen Situationen. Schenkte nichts und niemanden seine Beachtung und es schien, als würden seine Augen das rote Licht der Ampel einsaugen. Es einspeichern und nie wieder frei lassen. Und irgendwie, ja irgendwie kam ihm diese Farbe bekannt vor. Dieses tiefe Blutrot.
 

Eine Hand legte sich auf Zeros Schulter und ehe er sich versah, spürte er den warmen Atem in seinem Nacken und das geflüsterte „Zero“, das ihm ein Schauer über den Rücken jagte. Vor Schreck weiteten sich Zeros Augen und ehe er dachte, man würde ihn vor die fahrenden Autos werfen, verlor er sein Gleichgewicht und sah die Straße immer näher auf sich zu kommen. Die Hand auf seiner Schulter umfasste seine Brust und mehr grob als sanft, wurde er weg zur Straße und gegen eine warme Brust gedrückt.

„Du solltest besser aufpassen!“, wurde Zero sanft zurechtgewiesen und verwirrt blickte er ihn rotbraune Augen. Rote Augen, die ihn zu durchbohren versuchten.

„Kuran?“, brachte Zero verwirrt heraus und der Schönling lächelte ihn daraufhin an.

„Wohin gehst du? Ich begleite dich.“, stellte er gleich klar.

„Ich.. ähm...“, nuschelte Zero und lief rot an. Als er bemerkte, in was für einer Lage er sich gerade befand, wandte er sich aus Kurans Umarmung und blickte ihn zornig an.

„Fass mich nicht an!“, knurrte er daraufhin und drehte dem anderen den Rücken zu.

„Ist ja gut.“, antwortete ihm Kuran und leicht musste er lächeln.
 

“Also, würdest du mir dann verraten, wohin du gehst?“, wiederholte er nun seine Frage und misstrauisch blickte Zero ihn etwas genauer an. Kaname war wohl schon zu Hause gewesen, denn er trug seine Schuluniform nicht mehr. Stattdessen war er nun in einer Jeans und einem weißen Hemd gekleidet. Darüber trug er eine schwarze Winterjacke, die nicht gerade billig aussah.

„Du solltest deine Jacke zu machen...“, nuschelte Zero und nun war es Kaname, der verwundert war. „Es ist kalt.“, ergänzte Zero und blickte gegen Boden. Einen Moment schien es, als würde Kuran noch überlegen, ehe er seine Finger zum Reißverschluss führte und seine Jacke schloss. „Ich geh arbeiten...“, brummte Zero und Kuran sah interessiert an.

„Arbeiten? Bekommst du denn kein Taschengeld?“ Die zwei sahen sich wieder an, ehe sich Zero schnaubend abwendete.

„Das geht dich einen Scheiß an.“ Innerlich musste Kaname auflachen und sachte schüttelte er seinen Kopf. Er hatte hier gerade eine ziemliche Diva vor sich, die Stimmungsschwankungen von Zero waren kaum auszuhalten. Aber immerhin zeigte Zero wieder ein wenig seiner Kampflust
 

Die Ampel schaltete auf Grün und die Beiden überquerten die Straße. Nach einer Weile, als Kaname immer noch keinen anderen Weg anschlug, drehte sich Zero genervt um.

„Was wird das?“, schnauzte er ihn an und Kaname musste sich ein Schmunzeln verkneifen.

„Ich sagte doch, dass ich dich begleiten werde.“, war das Einzige, was er dazu sagte und er steckte sich seine Hände in seine Hosentasche.

„Na dann...“, murrte Zero und die Beide setzten ihren Weg fort.

„Sag mal, bist du eigentlich geschminkt?“, kam irgendwann die Frage von Kaname und nervös schluckte Zero.

„Mag sein, was geht dich das überhaupt an?, motzte Zero und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Ehrlich gesagt nichts, es wundert mich nur...“ Immerhin hatte Kaname den Jungen schon länger unter Beobachtung und des öfteren war ihm dies aufgefallen. Er hatte sich schon immer gewundert, denn es schien nicht, dass Zero so viel wert auf sein Äußeres legte, eher im Gegenteil. Es schien, als würde sich Zero mit Absicht zurückziehen, seine Schönheit verstecken, denn er war alles andere als hässlich.
 

Plötzlich blieb Zero stehen und Kaname lief beinahe in de Jungen hinein. Genervt verdrehte Zero seine Augen und deutete dann auf die Türe eines kleinen Café.

„Hier arbeite ich.“, brummte er und verstehend nickte Kaname.

„Wie lange dauert deine Schicht?“, fragte er, ehe sie gemeinsam in das Café eintraten.

„Heute sind es drei Stunden“ Kaname blickte auf seine Armbanduhr und zählte nach. Also blieb Zero heute bis um 19 Uhr, zum Glück hatte er einige Dinge von der Schule mitgebracht, so konnte er sich seine Zeit vertreiben. Er blickte Zero noch hinterher, der seine Kollegen grüßte und anschließend nach hinten in den Personalraum trat. Kurz betrachtete er noch die Türe, auf der „nur Personal“ darauf stand, ehe er sich das kleine Lokal genauer ansah. Zwei Wände zierte eine große Fensterfront, an der kleine Tische mit roten Sesseln, die sehr bequem aussahen, standen. Er schritt auf einen freien Tisch zu und ließ sich dann nieder. In der Mitte des Raumes standen noch mehrere Tische und gegenüber der Eingangstür stand eine große Theke mit verschiedenen Leckereien. Links daneben befand sich die Türe, in der Zero verschwunden war.

Eigentlich war geplant, dass er sich mit den anderen trifft, aber er würde ihnen einfach schreiben, dass ihm etwas dazwischen kam. Er kann sich vorstellen, dass weder Aidou noch Ruka das so gut aufnehmen werden und ihm das lange vorhalten werden. Aber das hier war die Chance, Zero außerhalb der Schule kennen lernen zu können. Vielleicht war hier wieder mehr vom alten Zero zu erkennen.
 

„Was kann ich Ihnen bringen?“, fragte ein junges Mädchen, mit braunen Haaren, die rechts und links zu zwei Zöpfen geflochten worden waren. Sie wirkte sehr schüchtern und immer wieder blickten ihre großen, braunen Augen, die hinter einer Brille versteckt wurden, Kaname unsicher an. Freundlich lächelte er das Mädchen an. Auf ihrem Namensschild konnte Kaname erkennen, wie sie hieß: Nadashiko Shindo „Könntest du mir deinen Arbeitskollegen Kiryu schicken? Ich würde gerne bei ihm bestellen.“ Freundlich nickte das Mädchen, ehe sie zu der Türe blickte, durch die Zero gerade kam. Unsicher lächelte sie Kaname wieder an und schritt zu dem Jungen, den sie insgeheim selber mochte. Wieso wollte dieser schöne Mann unbedingt bei Kiryu bestellen? Kannten sie sich?
 

„Ähm Kiryu-kun? Dieser junge Mann würde gerne bei dir bestellen.“, hauchte sie schüchtern und blickte von unten zu ihm hinauf. Zeros Blick folgte dem seiner Kollegin und wie schon erwartet saß dort Kaname und lächelte ihn auffordernd an.

„Was zum Teufel...“, murmelte er und schüttelte seinen Kopf. Wollte Kaname ihn ärgern oder gar provozieren? Er hätte genauso gut bei Nadeshiko bestellen können.
 

Langsam und in Gedankenversunken schritt er auf seinen Klassenkameraden zu und blieb dann anschließend an seinem Tisch stehen. „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte er so professionell, wie es für ihn gerade möglich war und verwundert hob Kaname eine Augenbraue an.

„Sie? Das ist ja ganz neu für dich.“, zog Kaname ihn auf und Zero blickte ihn wütend an. „Wie wäre es noch mit 'Master'? Ja das würde mir gefallen!“ Auf Kanames Gesicht bildete sich ein Grinsen, doch als sich Kiryu gerade umdrehen und wieder gehen wollte, erstarb Kanames Lächeln, packte den anderen am Arm und zog ihn wieder zu sich zurück. „Ich... ähm... Entschuldigung.“, brachte der Schönling heraus und innerlich schüttelte er seinen Kopf. Es war neu für ihn, sich bei jemanden zu entschuldigen, geschweige denn vor irgendjemand zu stammeln. „Ich hätte gerne einen Kaffee.“
 

Hastig schrieb Zero die Bestellung auf, ehe er schnell von Kaname verschwand und weitere Bestellungen nachging. Eine Weile beobachtete er seinen Klassenkamerad und musste feststellen, dass Zero bei den weiblichen Kunden sehr gut ankam. Irgendwie gefiel es ihm, dass Zero nicht nur gemieden wurde, aber andererseits verspürte er deutlich, dass ihm das nicht gefiel. Er konnte schwer sagen, ob es daran lag, dass Zero so viel Aufmerksamkeit vor dem Mädchen erhielt oder ob Zero ihn nicht beachtete. Aber damit wollte er sich nicht weiter auseinandersetzen, sondern konzentrierte sich darauf Zero zu beobachten. Sollte er sich Gedanken machen, dass er sich gerade we ein Stalker verhielt?
 

Nach einer Weile fand es Kaname komisch, wie sich Zero gegenüber Körperkontakt verhielt. Er zuckte vor jeder Berührung zurück und versuchte auch jeglichen Kontakt zu meiden. Immer, wenn sich Zero unbeobachtet fühlte, verzog er sein Gesicht und Kaname fragte sich, was er dachte. Zu gerne würde er in seinen Kopf blicken. Lag es vielleicht daran, dass Zero zu sehr mit seinen Mitschülern angeeckt und irgendetwas vorgefallen war? Hatte er deswegen vielleicht Angst unnötigen Körperkontakt aufzunehmen?

Nachdenklich blickte Kaname in sein Heft und schnappte sich sein Stift. Am Besten wäre es, wenn er sich auf seine Hausaufgaben konzentrierte und sich nicht mehr zu viele Sorgen um den Jungen machte. Er wollte Zero kennen lernen und sich selbst in nichts verrennen. Denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich etwas anbahnte, das so nicht vorhergesehen war.
 

„Sag mal Kiryu-kun, dieser Junge... kennt ihr euch?“, fragte Nadashiko Shindo und verwundert sah Zero auf. „Wen?“, hakte er unnötigerweise nach, denn er wusste nur zu gut, wen seine Arbeitskollegin meinte. „Diesen hübschen Jungen.“, erklärte sie und Zero blickte zu Kaname.

„Hübsch?“, fragte er sich und er betrachtete Kaname etwas genauer. Er blickte auf seine blassen Hände, die gerade mit dem Stift immer wieder auf den Tisch klopften. Zu seinem Hemd und langsam wanderten seine Augen hinauf bis zum Hals, der durch das weiße Hemd ragte. Er kam zu den Lippen, die Kaname in diesem Moment befeuchtete und auch Zeros Zunge leckte unbewusst über seinen Mund. Seine Augen wanderten zu dieser wohlgeformten Nase und blieben letztendlich bei den rotbraunen Seelenspiegel, die eine sanfte Wärme ausstrahlten. Und genau in diesem Moment wurde Zero klar, dass er sich Kaname nie genauer angesehen hatte. Und er musste sich eingestehen: Kaname war hübsch. Sehr hübsch sogar.
 

„Und?“, holte ihn das Mädchen wieder aus seinen Gedanken und seine Aufmerksamkeit lag wieder auf ihr.

„Wir gehen in die gleiche Klasse.“, klärte er sie dann auf. „Wieso fragst du?“, wollte er nun dann doch wissen und komischerweise war er sehr gespannt auf ihre Antwort. Sie fand ihn hübsch, das hatte sie ihm gerade indirekt gesagt, konnte dies dann heißen, dass sie vielleicht interessiert war? Dieser Gedanke gefiel ihm nicht. Er wusste nicht warum, es verwunderte ihn auch, aber alleine der Gedanke daran, dass sie ihn toll fand, verpasste ihm ein unwohles Gefühl.

„Er starrt dich die ganze Zeit an.“, klärte sie ihn auf und es schien, als fiele ihm ein Stein vom Herzen. Doch kurz darauf verarbeitete er, was sie ihm gerade gesagt hatte und sein Blick verdunkelte sich.

„Dieser....“, knurrte er und ballte seine Hände zu Fäuste. Erschrocken sah Nadashiko ihn an. Hatte sie etwas falsches gesagt?
 

Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte leicht zu. „Ich glaube, er passt nur auf dich auf.“, versuchte sie ihn zu beruhigen und merkte, wie er leicht zitterte, als sie das sagte.

„Beschützen?“, spuckte er schon angewidert aus und genau in diesem Moment blickte Kuran auf und die Blicke der beiden trafen sich. Es schien, als würde seine Wut verfliegen.
 


 

„Kuran, wie lange möchtest du denn noch bleiben?“, fragte er, für seine Verhältnisse doch recht freundlich nach und Kaname deutete ein Lächeln an.

„Ich werde dich heute Abend nach Hause begleiten!“, stellte er klar und seine Tonlage ließ keine Widersprüche zu. Ihm war klar, dass er in dieser Hinsicht in einem härteren Ton mit ihm sprechen musste, denn sonst hatte man bei Zero keine Chance. Zumindest nicht, was das anging.

Aber er musste zugeben, er mochte diese Seite an ihm. Zero wäre für ihn viel weniger interessant, hätte er diese Mauer nicht um sich gebaut. Er stellte eine Herausforderung dar und Kaname wollte der Einzige sein, der durch diese Mauer brach. Der die wahren Gefühle von Zero zu Gesicht bekam. Er wollte ihm helfen, bei ihm sein, ihm zur Seite stehen. Man konnte es sozusagen als Spiel betrachten, dass er unbedingt zu Ende spielen wollte. Und vielleicht versuchte er sich das auch selbst einzureden.
 


 

Es war mittlerweile 21 Uhr abends und Zero lag in seinem dunklen Zimmer und starrte zur Decke hinauf. Den ganzen Tag war Kuran bei ihm geblieben und hatte ihn dann auch noch nach Hause gebracht. Zero verstand einfach nicht, was er damit bezwecken wollte. Erst ignorierte er ihn, besah ihn mit diesen durchdringenden Blicke und nun suchte er schon zwanghaft seine Nähe. Diese Nähe, die Kuran zu ihm suchte war teilweise sehr bedrückend andererseits gefiel ihm aber das Gefühl, dass ihm jemand nahe sein wollte. Eine Nähe, die er seit Ewigkeiten sich ersehnte. Doch er hatte Angst davor. Was war, wenn alles nur ein Spiel war? Wenn diese Bemühungen von Kuran nur ein falschen Spiel war und er sich von ihm wieder abwandte, ihn hinterging und ihn so verletzen wollte? Zero war sich ziemlich sicher, dass er ihn hasste und wenn er sich nun auf seine Nähe einließ, würde ihn das vielleicht letztendliches nur noch viel mehr zerstören. Würde ihn das vielleicht nicht dann doch noch in den Wahnsinn treiben? Kuran hatte ihm noch nie etwas getan. Aber was war, wenn er nun selbst einfach so mitmachen wollte?
 

Sein Blick wanderte zu einen der Risse der Decke und müde schmunzelte er. Diese Risse spiegelten sein zerstörtes Selbst wieder. Er war sowohl von außen, als auch von innen. Gebrochen. Man hatte sein Vertrauen missbraucht, ihm Narben zugefügt, die niemals heilen würden. Und das Schlimmste war, dass man ihn sogar dazu gebracht hatte, sich selber zu verletzen. Man hatte ihn gedemütigt und er wusste, egal wie ein Mensch war. Egal wie er sich gab, jeder war gleich. Alle Menschen freuten sich an dem Schmerz von anderen und hofften, dass sie fielen. Dass sie fielen und nicht mehr aufstanden, denn eine Person, die am Boden lag, konnte man leichter übersteigen. Jeder wollte immer der Beste sein. Jeder Mensch dachte nur an sich selber und da war es ihnen egal, wie viele Menschen vor ihnen zu Fall gingen. Hauptsache sie konnte die Spitze erreichen.

Menschen waren armselig. Sie brachten nichts anderes als Schmerz und Leid. Und ständig versuchten sie Hass mit Hass zu bekämpfen und merkten nicht, dass sie andere dabei zerstörten.
 

"Mein Herz war aus Glas und ich merkte nur, wie es in tausend Teile zerbrach. Wie die Glasscherben sich in meine Haut schnitten und tiefe, klaffende Wunden hinterließen, aus denen das Blut quoll. Dieser Schmerz war unerträglich und jedes Mal, jede Berührung, jedes Wort riss die Wunden immer weiter auf. Und doch reichte es mir nicht. Und doch reichte mir der Schmerz nicht und ich fügte mir selbst diese kranke Scheiße zu. Schnitt mir tief in die Haut, nur um meinen Schmerz zu fühlen. Um meinen Körper noch ein klein wenig selber zu beherrschen. Damit mir mein Körper für diesen Moment selber gehörte und dieser Druck aus diesen Schnitten entweichen konnte. Damit dieses tiefe Rot mir zeigen konnte, dass ich immer noch ein Mensch war.

Und zurück blieben diese Narben. Narben, die mich an diesen Schmerz erinnerten. Narben, die mich an diese Qual erinnerten und Narben, die mich hässlich machten. Und dennoch, dennoch fasste er mich jeden Tag an, so wie heute. "
 

„Zero?“.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück