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Licht in deinem Herzen

von

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Überredung

Die treue Haushälterin entschied, dass man Takeru so nicht hintergehen durfte, deshalb sagte sie nur: „Morgen. Wir werden morgen alles besprechen, mit Takeru-san zusammen. Für heute reicht es. Hiko, du solltest ins Bett gehen, du bist doch völlig übermüdet.“

Für einen kurzen Moment stand Hiko der Mund offen, solche Aufforderungen hatte sie schon lange nicht mehr gehört. Doch sie stand gehorsam auf und verabschiedete sich, jedoch nicht, ohne die Shinobi an ihr Wort zu erinnern, dass sie ihr von allem, was geschehen war, berichten mussten.

Teiko blieb einen Moment länger, wünschte dann aber auch eine gute Nacht.

„Es tut mir leid“, murmelte sie noch.

 

Der nächste Morgen brach an, wie der Abend geendet hatte – düster und nebelig.

Hiko saß mit den Konoha-Ninja im Speisezimmer. Ihre kleine Schwester schlief noch, die Aufregung der letzten Tage hatte sie arg mitgenommen.

 

Sakura hatte sich am Abend zuvor noch in Hikos Zimmer geschlichen, um ihr alle Details der Geschehnisse mitzuteilen. Als sie hörte, wie verängstigt und verstört Aiko war, überkam sie ein solcher Hass, dass sie erst vor wenigen Stunden in den Schlaf gefunden hatte. Sie schmiedete ihren eigenen Plan. Es tat ihr Leid, weil sie die Ninja aus Konoha ausnutzen würde, aber das war ein Verlust den sie hinnehmen konnte. Für ihre Rache an Orochimaru und Kabuto würde sie sogar viel mehr als das ertragen. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber sie wollte diese Beiden unbedingt tot sehen. Doch an diesem Morgen vermochte sie es, diese Gedanken beiseite zu schieben und sich nichts anmerken zu lassen.

 

 

Naruto freute sich über das fulminante Angebot an Speisen und verleibte sich ein Gericht nach dem anderen ein. Seine beste Freundin beobachtete ihn dabei mit kritischem Blick, seine Manieren  hatte er wohl verlegt. Sie sprachen ganz normal miteinander, Hiko genoss diese Offenheit. Es war schon lange her, dass es jemanden in ihrem Alter gab, der so mit ihr sprach.

 

Hiko schob sich genüsslich ein Stück Banane mit heißem Honig in den Mund, woraufhin ihre geliebte Haushälterin sie tadelnd ansah. Doch auch wenn es dieser nicht passte, dass Hiko ihre Leibspeise Tag und Nacht essen konnte, so würde sie es ihr dennoch nicht verbieten. Hikos Mutter hatte das auch nie getan. Im Gegenteil, sie hatte selbst ständig süßen Reis genascht. Bei dem Gedanken daran musste die alte Frau lächeln.

Das Mädchen war ihrer Herrin so ähnlich. Es wunderte sie nicht, dass Takeru sie kaum ansehen mochte. Das rabenschwarze Haar hatte sie zwar von ihm, aber die dunkelblauen Augen waren unverkennbar die ihrer Mutter. Augen, die so ernst schauen konnten und viel zu erwachsen für das noch kindliche Gesicht waren. Die Gedanken der freundlichen, alten Dame schweiften ab, zu früheren Zeiten. Als Takeru nicht so verbittert war, als er noch lachen konnte. Er hatte ihr und Hiko verboten, den Konoha-Ninja zu erzählen, wie sehr er sich gesorgt hatte, als Aiko verschwand. Zum Wohle des Landes galt er lieber als kaltherzig und gemein, denn als besorgt und angreifbar. Die einzigen, die dabei wirklichen Schaden nahmen waren er und seine Kinder…

 

Diese Mahlzeit fühlte sich für Shikamaru und die anderen ein wenig wie ihre Henkersmahlzeit an. Nach dem Essen würden sie mit Takeru Chika sprechen. Er hasste Shinobi. Sie, Shinobi, waren im Begriff, seine Töchter mitzunehmen und zu trainieren. Ihre Argumente mochten zwar schlagend sein, doch sein Hass war das, nach allem was Shikamaru wusste, auch. Er beobachtete die Tochter dieses Mannes genau, von der oft beschriebenen Kälte konnte er nichts spüren.

 

Sie alle genossen das Essen sehr. In Hiko keimte der Wunsch auf, immer von diesen herzlichen Menschen umgeben zu sein. Die junge Frau konnte sich nicht erinnern, je in ihrem Leben ein so amüsantes Frühstück gehabt zu haben. Sie verschluckte sich vor Lachen an einem Bananenstück, als Sakura Naruto harsch zurechtwies, er möge sich benehmen und er seine beste Freundin daraufhin nur anstrahlte und etwas von „Entschuldige Sakura-chan!“ murmelte.

 

Diese familiäre Atmosphäre sollte jedoch bald ein Ende finden. Es war an der Zeit, mit Takeru Chika zu sprechen. Für dieses Gespräch waren Shikamaru und Kakashi zuständig, der junge Nara bestand darauf, dass Naruto mitkam. Seine Intuition verriet ihm, dass dieser einen entscheidenden Teil zu ihren Gunsten beitragen würde.

 

Hiko würde nicht anwesend sein, eine Tatsache die sie maßlos aufregte. Sie empfand es als unverschämt, dass sie nicht dabei sein konnte, wenn über ihre Zukunft entschieden wurde.

Von Sakura und Aiko begleitet, ging die junge Frau in den Garten. Sakura spielte mit dem kleinen Mädchen, während Hiko malte. Mit Pinsel und Farbe kleine Welten entstehen zu lassen, das Licht einzufangen und Landschaften lebendig werden zu lassen, half ihr über die Anspannung die sich in ihr aufbaute hinweg. Sie und mittlerweile auch Aiko, beschäftigten sich viel mit den schönen Künsten, viel mehr als diese blieben ihnen zum Zeitvertreib ohnehin nicht.

 

Währenddessen erklärte Kakashi im Büro des Daimyou ausführlich was nun tatsächlich vorgefallen war. Vor ihnen saß ein Mann, der so kalt und gleichgültig schien, dass sie jeden Mut verloren. Lediglich mit einem Nicken gab er ihnen zu verstehen, dass er hörte, was ihm berichtet wurde. Nachdem Kakashi endete, bedankte er sich und für einen kurzen Moment bröckelte die Fassade. Für die Winzigkeit eines Augenblicks klang seine Stimme nicht desinteressiert, sondern von Herzen dankbar, doch der Moment war so kurz, dass Kakashi und Shikamaru ihn kaum zu fassen bekamen. Nur Naruto war überrascht, er hatte es gehört und er hatte den kurz veränderten Gesichtsausdruck bemerkt.

 

Als niemand etwas sagte, fragte Takeru: „Ist noch irgendetwas?“, seine Stimme klang dabei so unterkühlt wie zuvor, er gab sich wirkliche Mühe, die Fassade aufrecht zu halten.

Kakashi antwortete ihm mit träger Stimme: „Ja, da wäre noch etwas… Wo soll ich anfangen?“, er seufzte nachdenklich, „Wir wissen alle, dass Orochimaru und Kabuto keine zu unterschätzenden Gegner sind.“

Takeru nickte, blickte aber ratlos drein. Was wollte dieser maskierte Mann?

„Nun, wie gedenken Sie die Sicherheit ihrer Töchter zu garantieren? In dem Wissen, dass die Sicherheit ihrer Töchter der Schlüssel zur Sicherheit der Nationen sein könnte“, der Shinobi ließ diesen Satz so stehen, in der Hoffnung Takeru würde antworten und nicht sofort dicht machen.

Seine Hoffnung erstarb, als er den empörten Gesichtsausdruck des Mannes sah.

„Was fällt Ihnen ein! Glauben Sie ich könnte nicht für meine beiden Töchter sorgen?!“, ereiferte er sich.

„Wir wollen nicht in Frage stellen, dass sie das können“, doch genau das wollten sie, aber das wäre zu viel der Information, „wir wollen lediglich wissen, wie sie für ihre Sicherheit garantieren wollen.“

Takeru schnaubte verächtlich. Nicht nur weil er es unverschämt fand, sondern auch, weil er nicht wirklich wusste, wie er auf diese Frage antworten sollte. Wenn er ehrlich mit sich war, konnte er die Sicherheit nicht garantieren. Das würde er allerdings unter keinen Umständen zugeben. Leider fiel ihm nicht schnell genug eine passende Erwiderung ein, sein Schweigen verriet ihn.

„Wir könnten sie beschützen. Beschützen und ausbilden, sie können nicht ewig von den Fähigkeiten anderer abhängig sein“, Kakashi wusste, dass er sich in diesem Moment auf sehr dünnem Eis bewegte.

Takerus Stimme wurde bedrohlich leise, als er antwortete: „Auf gar keinen Fall werden meine Töchter zu Shinobi. Gäbe es euch nicht, hätten wir nicht dieses Problem.“ Seine Augen wurden zu schlitzen, während er sprach, doch der Ninja ließ sich nicht beirren. Eine Debatte dieser Art würde zu nichts führen. Über das für und wider der Existenz von Ninja zu diskutieren wäre der Sache nicht zuträglich, deshalb erwiderte er nur: „Dennoch gibt es sie und leider sind einige von ihnen hinter ihren Töchtern her.“

 

Naruto beobachtete diese Situation mit merklich wachsender Wut. Was dachte dieser Mann sich nur?

 

Takeru konnte dieses Argument nicht entkräften, blieb aber bei seinem Standpunkt. Selbst Shikamaru ging allmählich die Geduld aus, als der Alte sagte: „Dennoch werde ich nicht zulassen, dass meine Töchter so verkommen! Ich kann sie ausreichend beschützen! Es ist nicht notwendig, dass sie das verdammte Teufelszeug lernen!“ Er sagte das mit Nachdruck, schrie sie beinahe an. Auch, um sich selbst zu überzeugen und die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass die Männer vor ihm recht haben, zu übertönen. Er wollte es nicht hören, außerdem – was würden die Menschen in seinem Land von ihm halten, wenn er nicht einmal seine Töchter beschützen konnte? Er durfte das nicht zulassen, auch wenn er wusste, dass es das Richtige wäre. Sich das einzugestehen war schlimmer, als alles andere, denn er hasste sie so sehr. Shinobi. Wie er allein das Wort verabscheute. Er konnte nicht zulassen auch noch seine Töchter an sie zu verlieren und damit obendrein seine Schwächen preisgeben. Das könnte er sich nicht verzeihen. Niemals. Andererseits könnte er es sich ebenso wenig verzeihen, wenn ihnen hier etwas geschehen würde…

 

Jäh wurde er aus seinen wirren Gedanken gerissen. Irritiert blickte er in das wutverzerrte Gesicht des blonden Jungen, den er bis dahin kaum bemerkt hatte.

„GLAUBEN SIE DAS WIRKLICH? SIE KÖNNTEN STERBEN! STERBEN, WEIL SIE ZU STOLZ WAREN HILFE ANZUNEHMEN! ES SIND IHRE TÖCHTER!“

Naruto schrie ihn an, er hasste diesen Mann in diesem Moment wie niemanden sonst und was er ihm entgegen schrie, nagte an dem Mann, den er vor sich sah. Wie konnte dieser alte, sture Idiot die Sicherheit seiner Töchter, seinem dummen Glauben unterordnen?

„OROCHIMARU WIRD SIE TÖTEN!  WIE VERDAMMT NOCHMAL KÖNNEN SIE DAS ZULASSEN? ALS KÖNNTEN SIE SIE BESCHÜTZEN! UND SELBST WENN, DASS IST NICHT EWIG EINE OPTION. WOLLEN SIE SIE EINSPERREN? WOLLEN SIE, DASS SIE AUF EWIG IN EINEM GOLDENEN KÄFIG LEBEN, OHNE MÖGLICHKEIT FREI ZU SEIN?“

Naruto atmete schwer, es hatte gut getan, dem Mann endlich die Meinung zu sagen. Shikamaru musste sich ein Lächeln verkneifen, er hatte darauf gebaut, dass Naruto auf seine typisch kopflose, unverschämte und erstaunlich überzeugende Art reagieren würde. Er wusste bis heute nicht weshalb, aber bei dem blonden Chaosninja war er einfach nicht schlimm, wenn er höher gestellte Personen so anschrie. Vielleicht lag es daran, dass es Naruto völlig egal war, wer ein Mensch ist, woher er kommt, welche Stellung er hat. Für ihn sind sie alle einfach nur Menschen, die Gefühle haben und denken können.

 

Takerus Fassade bröckelte endgültig. Er konnte dem Blick Narutos nicht standhalten. Er dachte daran, wie seine Frau verschwand und nie wieder zurückkehrte. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit, sie niemals wieder zu sehen. Die ewige Frage, ob sie vielleicht doch noch leben könnte. Die Gewissheit, dass es Shinobi waren, die seine Welt zerstört haben. Die Verzweiflung von jenen Tagen kehrte zurück.

In einem goldenen Käfig leben, hatte der Junge gesagt. Etwas, dass auch seine Ehefrau nie gewollt hätte. Er erinnerte sich noch genau: Als er Daimyou wurde, bat er sie, das Shinobi Dasein aufzugeben – mit ihm zusammen. Doch sie hatte ihm damals genau das gleiche gesagt. Frei sein, aber gleichzeitig gefangen, war nicht das was sie wollte.

Dieser Junge hatte ihm in Erinnerung gerufen, was wirklich wichtig sein sollte. Nicht wie er als Daimyou des Landes dastand, sondern seine Töchter zu beschützen, völlig gleich wie. Dennoch gab es so viele Dinge, die er den Shinob nicht verzeihen konnte.  Er wollte sich erklären, dem Jungen sagen, wieso er nicht vernünftig sein konnte. Doch alles woran er in diesem Moment dachte, war seine Frau. Er sah Naruto an. Dieser entschlossene Blick, die ehrliche Wut in seinen blauen Augen.

„Ich habe sie geliebt, so sehr geliebt. Sie war mein Leben und Shinobi haben sie mir genommen.“ Eine stumme Träne bahnte sich den Weg. „Ich kann das einfach nicht verzeihen.“, seine vor Verzweiflung erstickende Stimme ließ die Konoha Ninja stumm bleiben.

Plötzlich spürte er Arme um sich. Dünne, zarte Arme.

„Es ist in Ordnung, Vater. Du musst nicht verzeihen. Nur bitte… ich flehe dich an. Denk an das, was Mutter gesagt hätte“, Hiko sah ihn an. Auch sie hatte Tränen in den Augen, doch die galten schon nicht mehr dieser Situation. Ihr Blick war entschlossen. So hatte er seine Tochter noch nie gesehen. Er kannte sie wütend, traurig, bockig. Aber immer schien etwas Lebloses in ihren Augen zu sein. Nun sah er in ihnen die Augen ihrer Mutter.

 

Er tat was sie sagte, dachte daran, was diese getan hätte.

 

Sie hätte sie gehen lassen. Sie hätte die Hilfe dankbar angenommen, glücklich, ihre Töchter so beschützen zu können.

 

Was war er nur für ein Narr. Er nickte stumm, nicht im Stande, etwas zu erwidern. Er wollte sie nicht gehen lassen, denn er war sich sicher, dass sie nie zurückkommen würden. Doch er wusste, dass sie ihm nie verzeihen würden, wenn er sie einsperrte. Am allerwenigsten seine Frau.

 

„Danke“, flüsterte seine Tochter und umarmte ihn abermals. Ob sie in diesem Moment auch daran dachte, dass sie das seit fünf Jahren nicht getan hatte?

 

An diesem Abend, lange nachdem die Shinobi und seine Töchter fort waren, stand Takeru, wie an jedem Abend seit nun mehr fünf Jahren, vor seinem Bett und starrte es an. Wenn er das tat, wünschte er seiner Frau eine gute Nacht, wo auch immer sie sein mochte.

 

Manchmal erzählte er ihr von seinem Tag, während er da stand und auf ihre Hälfte des Bettes sah.

 

Manchmal, seltener, schrie er sie an, warum sie fort war und nicht zurückkam. Warum sie ihn allein gelassen hatte.

 

Immer sagte er ihr, dass er sie liebt und auf ewig lieben wird.

 

Und an diesem einen Abend lächelte er dabei zum ersten Mal, seit fünf Jahren, bevor er sich neben sie legte.



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