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Regeln der Liebe

von

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Gefühle

Kapitel 1

Gefühle
 

Sommer 2008
 

Das gesamte Haus, sowie die Nacht waren bereits stockfinster, als Amalia an diesem Abend nach Hause kam. Es war der zehnte August – ein Blick auf die Digitaluhr der Küche zeigte ihr, dass es bereits der elfte war – und Lillis sechszehnter Geburtstag. Wie immer hatte ihre beste Freundin ihre Geburtstagsfeier ganz groß aufgezogen und mit unzähligen Freunden und Verwandten gefeiert. Doch wer würde das nicht tun, hätte man in den Sommerferien Geburtstag.

Eigentlich hätte Amalia dort übernachten wollen, so wie jedes Jahr, doch irgendwie war es ihr den ganzen Abend über nicht gut gegangen. Natürlich hatte sie sich amüsiert und mit ihren Freunden über die unzähligen Witze gelacht. Und dennoch war die ganze Zeit über eine Art dunkler Schatten über ihr gehangen, so dass sie sich bei jedem Witz, bei jedem Spaß einfach unwohl gefühlt hatte. Irgendwann hatte sie es einfach nicht mehr unter all den gutgelaunten Partygästen ausgehalten und war geflohen. Mit einer Ausrede hatte sie sich von Lilli verabschiedet, um sich anschließend von Peter, Lillis Vater, nach Hause fahren zu lassen.

Hier war sie nun. Ohne sich die Mühe zu machen ihre Kleidung auszuziehen und sich etwas Bequemeres zum Schlafen an zu ziehen, ließ Amalia sich auf ihr Bett fallen. Schlafen. Das war alles was sie nun wollte.
 

Das permanente Ticken ihrer Uhr ließ Amalia genervt auffahren. 3:47 stand auf der Anzeige ihres Weckers. Zweieinhalb Stunden. Seit guten zweieinhalb Stunden war sie nun schon zu Hause und versuchte zu schlafen – ergebnislos.

Zuerst war es ihre Decke gewesen, die sie wachgehalten hatte. Normalerweise brauchte Amalia immer eine Decke zum Schlafen; im Winter wickelte sie sich in sie ein, um Sommer kuschelte sie sich an sie, während sie von ihr halb bedeckt wurde. Doch heute ging dies nicht. Trotz offenem Fenster hatte die Blondine das Gefühl zu ersticken und begann schon zu schwitzen, wenn sie die Decke nur anfasste. Also hatte sie sich innerhalb weniger Sekunden von ihrer Bettdecke befreit und diese so weit wie möglich von ihr weggeschoben, ehe sie sich eine bequemere Schlafposition suchte. Doch auch das brachte nichts, denn nur wenige Zeit später begann Amalia zu frieren.

Da sie wusste, dass wenn sie sich wieder in ihre Bettdecke wickeln würde, sofort wieder anfangen würde zu schwitzen, entschied sie sich dafür, einfach das Fenster zu schließen. Müde ließ sie sich erneut in ihr Bett fallen lassen und schloss die Augen.

Tick. Tack. Tick. Tack. Genervt riss Amalia ihre Augen auf. Es war unglaublich! Was war heute nur mit ihr los? Zuerst ihre seltsamen Gefühle auf Lillis Geburtstagsfeier und nun diese nervigen kleine Störfaktoren in ihrem Zimmer, die sie sonst immer hinnahm und automatisch ignorierte. Das helle Licht ihres Fernsehers und Receivers. Das Ticken der Uhr. Es gab nur noch eine Lösung. Kerzengerade richtete sie sich in ihrem Bett auf, stand auf und stand auf, stapfte auf ihre Zimmeruhr zu und nahm sie grob von der Wand, ehe sie die Batterie entfernte, die Uhr wieder auf hing und in ihr Bett zurückging. Es reichte. Alle Störfaktoren waren ab geschalten, nun sollte es doch möglich sein einzuschlafen, oder?
 

„Man, diese Hitze ist unerträglich…“

Leise drangen die geseufzten Worte wie durch einen Wattebausch an seine Ohren. Abwesend schenkte er dem Mädchen zu seiner rechten einen kurzen Blick und nickte zustimmend. Bei Temperaturen von über 30°C war dies auch nur verständlich und wenn man dann auch noch in einem überfüllten Bus steckte, kam einem die Hitze noch einmal doppelt so schwül vor. Natürlich brachte dann auch eine Klimaanlage oder offene Fenster nur wenig bis gar keine Abkühlung.

„Meine Güte, es sollte verboten werden, bei diesen Temperaturen überhaupt vor die Tür gehen zu müssen. Findest du nicht auch?“

Langsam drehte Lars nun vollständig seinen Kopf zu dem Mädchen neben ihm um und musterte sie unauffällig. Sie könnte irgendwann einmal schön sein, in ein paar Jahren vielleicht. Das Mädchen war ungefähr ein Jahr jünger als er, mollig, trug eine Brille und eine feste Zahnspange. Ihre schlammfarbenden Haare hatte sie zu einem groben Zopf zusammengebunden. Ein schwaches Lächeln lag auf den leicht geschminkten Lippen des Mädchens.

„Ich bin übrigens Mia.“, freundlich streckte Mia ihm ihre dicke Hand entgegen und wartete auf eine Reaktion von Lars.

Genervt wandte Lars sich wieder von der Fremden ab und blickte stur aus dem Fenster. Mädchen waren doch alle gleich. Sie nervten oder brachen dir dein Herz.
 

Das helle Licht der Morgensonne drang schwach durch die schmalen Schlitze ihres Rollladens. Leise murmelnd drehte sie sich in ihrem großen Bett um und kuschelte sich tiefer in ihre Bettdecke, die sie irgendwann am Morgen wieder vom Boden aufgehoben hatte. Das gnadenlose Geräusch des Rasenmähers versuchte sie penetrant zu ignorieren, was ihr nicht besonders gelang.

„Einfach nicht zuhören. Verdränge alles um dich herum, öffne nicht die Augen. Schlaf einfach weiter Amalia, los du schaffst das! Schlaf einfach weiter…“

Erst gegen fünf Uhr morgens war Amalia schließlich doch noch eingeschlafen, nur um knapp sieben Stunden später von dem Dröhnen eines Rasenmähers geweckt zu werden.
 

Eine halbe Stunde später stieg Amalia frisch geduscht aus der Dusche in ihrem Badezimmer und zog sich ein paar Shorts und ein altes schlippriges T-Shirt über, ehe sie gemächlich in den ein Stockwerk höher gelegenen Wohnteil ihres Elternhauses lief. Aus der Küche hörte sie bereits ein lautes Scheppern von Töpfen und Pfannen, was auf ein baldiges Mittagsessen schließen ließ.

„Mum, brauchst du vielleicht Hilfe?“, vorsichtig lugte Amalia in die Küche, in welcher sie ihre Mutter einen Topf Gemüse schälen sah. Beim Klang der Stimme ihrer Tochter drehte Lisa sich sogleich um; eine halb geschälte Kartoffel in der Hand.

„Lia Schatz, du bist ja schon da. Wann bist du denn gekommen? Sollte dein Vater dich nicht abholen?“

„Ja, sollte er, aber mir ging es gestern Abend nicht so gut, deswegen hat mich Lillis Vater nach Hause gefahren.“

„Dir ging es nicht gut? Lialein, was hast du? Brauchst du irgendetwas?“, behutsam legte Lisa ihre Hand auf die Stirn ihrer Tochter und musterte sie besorgt.

„Nein, nein. Es ist nichts Ernstes. Ich hab mich gestern Abend nur etwas unwohl gefühlt. Es geht mir gut…“, die letzten Worte murmelte sie nur noch so dahin, woraufhin ihre Mutter sofort hellhörig wurde.

„Aber?“

„Nichts aber, Mama. Es ist alles in Ordnung. Alles bestens.“

„Amalia Braun, wann lernst du es endlich? Du kannst mir nichts vormachen, ich sehe sofort, wenn du lügst. Also, sagst du mir jetzt, was dich bedrückt?“

„Ach, ich weiß auch nicht…“, ein schluchzen entrann Amalias Lippen, während sie noch versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Doch als ihre Mutter sie sanft in ihre Arme schloss, brachen sie einfach aus ihr heraus.

„Lialein“

„Ich…ich weiß auch…auch nicht…ich weiß auch nicht…was…was mit mir ist. Ich habe schon die ganzen…die ganzen Ferien über…so ein seltsames Gefühl…“

„Ach Schatz…“, ein feinfühliges Lächeln legte sich auf Lisas Lippen. „…ich glaube du weißt genau, was das für Gefühle sind. Denk doch einmal darüber nach.“

Fest an die Brust ihrer Mutter gedruckt schüttelte der Teenager seinen Kopf, während ihr ihre Mutter permanent beruhigen über den blonden Schopf strich. „Das sind deine Schuldgefühle.“

„Schuldgefühle? Wegen was denn?“, zischte sie.

„Denk doch einmal darüber nach.“

„Lars…“, es war nur ein leises flüstern und doch erschien es Amalia, als würde es hundertmal lauter in ihren Ohren nachhallen. Eine bittere Erkenntnis traf die junge Frau.
 

„Mum…“

„Du hast ihn schwer verletzt. Ihr wart euch doch früher einmal so nahe.“, noch immer strich Lisa ihrer Tochter über den Kopf.

„Ich war vielleicht wirklich etwas zu hart zu ihm, ich weiß auch nicht was mit mir war…ich mein, ich mag ihn ja, aber eben nur als Freund und…ich weiß auch nicht, ich glaub, es war mir einfach zu viel. Dass jeder uns für ein Paar hielt und er dann auch noch Benny und den anderen erzählt hätte, dass ich in ihn verliebt bin…da hab ich dann wohl einfach rot gesehen…“

„Das solltest du ihm vielleicht auch sagen. Ich kann dir nicht versprechen, dass es wieder so wird, wie es früher einmal war. Nein, ich glaube nicht, dass es jemals wieder so werden wird, aber wenn ihr euch aussprecht, könnt ihr vielleicht irgendwann wieder normal miteinander reden.“

„Ja, vielleicht hast du Recht.“, sanft löste Amalia sich aus der Umarmung ihrer Mutter und wischte sich mit ihrem linken Arm die restlichen Tränen aus ihrem Gesicht.

„Nein, nicht vielleicht. Ich HABE Recht…so und jetzt komm und hilf mir das Gemüse klein zu schneiden, ich mache Eintopf.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit ist Kapitel 1 auch schon beendet. Dieses Kapitel spielt nur wenige Wochen nach dem Prolog. Amalia und Lars haben sich nach ihrem Streit nicht wirklich noch einmal gesehen/gesprochen und ich wollte Amalias "Leben" danach beschreiben.
Vielleicht noch als kleine Info: Die beiden sind gerade 15, also noch mitten in der Pubertät ;)

So, ich hoffe es hat euch gefallen

LG
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