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Brothers till the end

Sonic & Tails (Brüderlich!) OS-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails

Inhalt:
Ein verhängnisvoller Streit und seine ungeahnten Konsequenzen.
Es ist der einzige Weg. Es ist das Beste für alle.
Doch bedeutet das wirklich Glück für alle?

Kommentar der Autorin:
Die Idee kam relativ spontan. Ist ja auch nichts besonderes.
Mich hat einfach die Frage interessiert, wie die beiden in so einer Situation reagieren würden.
Einen schlechten Tag hat jeder Mal, doch ich fand es interessant zu sehen, wie Sonic und Tails mit den Konsequenzen umgehen würden.

Ja, der OS ist teilweise sehr kitschig und Sonic ist mir etwas OOC geraten ^^'
Ärgert mich auch etwas, aber ich kann mir schon vorstellen, dass Sonic auch mal richtig abticken kann, wenn er beinahe seinen Bruder verlieren würde xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails

Inhalt:
Ein Kampf, der nicht nur an der Oberfläche ausgetragen wird.
Der Körper ist eine Festung. Manchmal können selbst die Gedanken ihm nicht entkommen.
Das Gefühl, zu versagen. Das Gefühl sich selbst geschlagen geben zu müssen.
Späte Einsicht ist besser als keine.

Kommentar der Autorin:
Der arme Tails... Wieso muss er bei mir eigentlich immer so leiden? xD
Doch so ist es, wie ich ihn sehe.
Durch seine schlimme Vergangenheit zweifelt er noch viel zu oft an sich.
Darum kann er nie ohne Sonic sein. Er wird ihn immer brauchen, um sich daran zu erinnern, wer er ist und was er alles kann.
Genauso wie Sonic Tails braucht, um am Boden zu bleiben.

Und das Beste ist... Die beiden wissen das auch :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic, Tails und einige andere Hauptcharaktere

Inhalt:
Die Essenz der Freundschaft aus verschiedenen Blickwinkeln.
Etwas, das Hoffnung und Liebe hervorbringt.
Es ist nicht immer leicht, zu verstehen, doch es ist es Wert, es zu versuchen.

Kommentar der Autorin:
Die Idee kam mir vor einer Weile und doch hat es einige Anläufe gebraucht, sie überhaupt aufs Papier zu bringen.
Es war schwieriger als gedacht O.o
Aber irgendwie hat es auch verdammt viel Spaß gemacht ^^
Ich bin gespannt, ob man erraten kann, welcher Abschnitt von wem ist. Ob ich die Charaktere gut getroffen habe. :)

WICHTIG:
Jeder Part (bis zum Punkt) ist aus der Sicht eines anderen Charakters geschrieben!
Und das heißt nicht, dass jeder Chara nur einen Part bekommen hat!
Und vor allem: Ich sage nicht, welcher Part zu wem gehört! ;)
Also viel Spaß beim Raten! xD

Charaktere (alphabetische Reihenfolge):
Amy, Blaze, Cream, Knuckles, Rouge, Shadow, Silver, Sonic, Tails. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails brüderlich

Inhalt:
Das Gefühl des Sterbens. Der Grund des Lebens: ausgelöscht.
Ein Versprechen, das um jeden Preis gehalten werden soll.
Kann ein totes Herz wieder zu schlagen beginnen?

Kommentar der Autorin:
Hmmm... Ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist.
So viel habe ich schon ewig nicht mehr geschrieben!
Und vor allem: Es macht mir wieder Spaß! xD

Bei dem OS hab ich es mir einfach gemacht: Ohne Idee vor den Laptop gesetzt und drauf los geschrieben.
Ziel war es, schön emotional zu schreiben. Ich glaube, das ist mir auch endlich mal wieder gelungen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails brüderlich

Inhalt:
Das Gefühl der Schwäche hat verschiedene Gründe.
Aber ist es wirklich immer schlimm schwach zu sein? Sich selbst von Zeit zu Zeit zu verlieren?
Oder ist es genau das, was uns ausmacht?

Kommentar der Autorin:
Joa, mal wieder was neues.
Nichts weltbewegendes. Immer mal wieder dran gearbeitet.

Wollte den Spieß mal umdrehen. Das Tails Sonic "tröstet". ^^
Schreiberisch nicht das Beste von mir, aber ich mag die Idee.
Hoffe, mein Humor kommt auch an xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails brüderlich

Inhalt:
Intelligenz ist eine Gabe.
Und Vertrauen in andere die wichtigste Art der Stärke.
Nur schlecht, wenn die Grenzen manchmal verwischen...

Kommentar der Autorin:
Die Idee ist alt.
Die wollte ich schon lange mal machen ^^

Die Art und Weise, wie es jetzt aber auf dem Papier steht, ist eine komplett andere geworden xD
Die ganze Sache war innerhalb einer Stunde geschrieben.
Nur so zum Spaß ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Sonic & Tails brüderlich

Inhalt:
Was tust du, wenn du deinem bestem Freund, deinem Bruder nicht helfen kannst?
Verzweifelst du? Leugnest du die Wahrheit?
Oder vertraust du deinen Erinnerungen?
Leb das Leben, das du verdienst.

Kommentar der Autorin:
Oh je, was hab ich da wieder gemacht?!
War was ganz spontanes. Plötzlich kam die Idee und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu schreiben.
Selbes Thema wie immer (^^), diesmal aber wieder deutlich düsterer.
Habe alles absichtlich ein bisschen im Dunkeln gelassen. Hoffe man erkennt, worauf ich hinaus wollte. xD
Sonic ist etwas OOC geraten, aber ich mag es, wenn er heulend zusammenbricht… *muhahaha* :D Komplett anzeigen

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Das Beste

Das Beste
 

Ein ärgerliches Schnauben durchbrach die Stille des einsamen Waldes. Erneut strich er mit seiner Hand über die Augen, um den nervigen Tränen endlich Einhalt zu gebieten.

Doch es gelang ihm nicht. Etwas in ihm schmerzte. Mit jedem Schritt, mit dem er sich weiter von dem Ort, den er bis vor kurzem noch „Zuhause“ genannt hatte, entfernte, schien der Schmerz in ihm weiter anzuschwellen.

Die lauten Worte vom Nachmittag hingen noch immer in seinen Gedanken und wühlten ihn innerlich auf. So hatte er ihn noch nie erlebt. Seinen besten Freund und großen Bruder. Seine Stimme, sein Blick und dieses… Gefühl. Es schmerzte noch immer. Brannte regelrecht in seinem Kopf.

Wie konnte das nur passieren? Warum war es bloß soweit gekommen?
 

+++
 

„Bist du noch ganz dicht im Kopf? Hat dir dein geniales Hirn etwa den Verstand vernebelt?“ Sonic spie ihm die Worte regelrecht entgegen. Wie Gift schienen sie sich in Tails’ Kopf zu fressen. Verätzten ihn.

„Ich wollte doch nur helfen! DU warst ja nicht in der Lage dazu etwas Sinnvolles zu tun!“ Er ließ es sich nicht anmerken. Er zeigte niemanden, wie sehr ihm diese Worte schmerzten. Die wütenden Blicke seines Bruders, die sonst so warm und liebevoll waren. Und das Schlimmste für ihn war die Tatsache, dass sie dieses Mal IHM galten.

Er wollte nicht weinen, nein. Die aufkeimende Wut drängte die Tränen zurück. Er konnte das einfach nicht an sich heran lassen. Das würde er nicht verkraften…

„Ich? Ich hatte wenigstens einen Plan! Verdammt, du hättest TOT sein können, kapierst du das nicht? Es ist ein Wunder, dass du hier überhaupt noch stehst!“
 

Ein Wunder? So sah er das also? Brauchte Tails ein „Wunder“, um aus einem Kampf lebend heraus zu kommen? Waren also all seine Anerkennung, sein Lob immer bloß schöne Worte gewesen und nichts weiter? War er abends immer froh gewesen, dass das Wunder mal wieder auf ihrer Seite gewesen war? Das war es also, was er von ihm und seiner Hilfe hielt?

„Pah, dann hattest du heute aber verdammtes Glück, dass ich dir deinen Hintern in letzter Sekunde gerettet habe! Für mich sah es nämlich fast so aus, als ob du deinen Allerwertesten nicht mehr rechtzeitig unter dem netten, Lava-spuckenden Roboter wegbekommen hättest!“, zischte der Fuchs ihm entgegen.

Sonics Augen verdunkelten sich. Heißer Schmerz. Seine Körperhaltung war ablehnend; sogar feindlich. Ein heftiges Stechen. Die Hände waren zu Fäusten geballt. Starke Übelkeit in seinem Magen.

Und doch… Er ließ es nicht nach außen. Seine Mauer stand.

„Weißt du was, Tails? Vergiss es!“
 

Nur wenige Momente und der Igel war verschwunden.

Ein bodenloses, schwarzes Loch.
 

+++
 

Sie hatten sich noch nie so gestritten! Harte Worte, wütende Blicke. Das Gefühl zu fallen. Es tat weh. So wahnsinnig weh. Tails konnte dieses Stechen in seiner Brust kaum aushalten!

Die Übelkeit, die ihn befallen hatte, als ihm klar wurde, was dieser Tag alles kaputt gemacht hatte: Sie hatten das Vertrauen ineinander verloren.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.
 

+++
 

Alles hatte sich verändert. Das Haus, welches ihm immer wie eine sichere Festung vorgekommen war, fühlte sich nun an, wie eine kalte Gruft. Die Schatten verschlangen alle Farben. Die Gesichter auf den Fotos waren verschwunden. Dort, wo einst ein breites Lächeln lag, wölbte sich nun die Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht.

Er war allein. So unendlich allein. Sonic war nicht zurück gekommen. Er war einfach gegangen und hatte ihn zurück gelassen. Allein mit seinen Schmerzen, seinem Kummer.
 

War es das? War das das Ende ihrer Freundschaft? Würde es von nun an so kalt zwischen ihnen werden, wie es in ihrem Haus schon war? War das das Ende ihrer gemeinsamen Zeit?

Tails konnte diese Gedanken nicht ertragen. Das ging einfach nicht! Er konnte Sonic nicht hassen! Er wollte nie wieder mit ihm streiten! Ihn nie wieder so aufgebracht sehen…
 

Ihm blieb keine andere Wahl. Nur so konnte er das bisschen retten, was noch nicht kaputt gegangen war. Es war das Beste. Für alle.
 

+++
 

Ein merkwürdiges Gefühl weckte ihn. Schnell begriff er, dass es sein Arm war, der protestierte. Er hatte im Schlaf wohl so merkwürdig auf ihm gelegen, dass er nun begann unangenehm zu kribbeln.

Mühsam zog er seinen Körper aus seiner Schlafposition hoch und spürte, wie der getrocknete Schlamm langsam von ihm abbröselte. Ein Schaudern lief über seinen Rücken. Das alles erinnerte ihn so sehr an früher. Die Zeit, bevor er zu Sonic gekommen war. Sein altes Leben auf Westside Island.

Die letzten Tage hatten ihn wieder zurückgeworfen. Es war ihm alles immer noch so seltsam vertraut: Nachts unter freiem Himmel schlafen, Hunger und Durst leiden, die Angst, dass irgendwas ihm wehtun könnte, wenn er nicht aufpasste. Das alles war etwas, was er nie wieder erleiden wollte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

Wohin konnte er nur gehen? Gab es einen Ort auf dieser Welt, an dem jemand wie er erwünscht war? Würden sich die Leute wieder von ihm abwenden, ihn hänseln? Oder war er es, der das Unglück über sie brachte? Wenn Eggman heraus fand, dass der Fuchs nun alleine war, was würde er dann tun? Ihn entführen? Ihn töten?

Die verschiedensten Szenarien durchfluteten seine Gedanken und eine war schrecklicher als die andere. Die Angst fraß ihn auf.
 

War es ihm nicht einmal vergönnt unter anderen Lebewesen zu leben? War er dazu verdammt in den entlegensten Winkel der Welt zu gehen und dort allein zu bleiben? Für den Rest seines Lebens?

Mit jeder Sekunde wurde es ihm klarer. Das war schon immer sein Schicksal gewesen. Er hatte es nur um ein paar Jahre herausgezögert.
 

Die schönsten Jahre seines Lebens…
 

Jeder Schritt fiel ihm schwer. Seine Beine waren schwer wie Blei. Alles in ihm schrie, wehrte sich gegen den Entschluss, den er gefasst hatte und doch würde er sich nicht davon abbringen lassen. Nicht mal von sich selber.

Es gab nur einen Ort, an dem er sich verstecken konnte. An dem es sowieso niemanden interessieren würde, dass es ihn gab, selbst, wenn sie ihn zufällig entdecken sollten. Er war nicht mehr das kleine Kind von damals. Es würde sich nun ein Haus bauen können, sich selber essen besorgen und vor allem alleine leben können.

Einsam und allein auf der Insel, die ihm früher wie eine persönliche Hölle vorgekommen war und an dem sich bis heute nichts geändert hatte: Westside Island.
 

Dort gab es nicht viele Bewohner, die er in Gefahr bringen konnte. Dort würde ihn niemand suchen. So sehr es ihm auch widerstrebte, es war der perfekte Ort für jemanden wie ihn. Jemanden, der nicht erwünscht war.
 

Bald würde er die Küste erreichen, sich ein Boot nehmen und ein letztes Mal lächeln. Das würde er bald hinter sich lassen. Es würde das Ende sein von Tails, Sidekick des berühmten Helden Sonic the Hedgehog.

Er war sich sicher, dass sein bester Freund auch ohne ihn klar kommen würde. So wie er es auch früher getan hatte. Und er hatte immer noch seine guten Freunde, die ihm helfen würden. Das Leben würde weitergehen.
 

Wie ein Film zogen die Erinnerungen vor seinen Augen vorbei. Alle Kämpfe, alle ruhigen Tage vermischten sich zu den Farben, aus denen Tails’ Leben gezeichnet war. Doch diese Farben verblassten mit jeder Sekunde. Niemand würde sich mehr um das alte Gemälde kümmern und schon bald würde es vergessen sein.
 

Noch ehe er es bemerkte, stieg ihm der wohl bekannte salzige Duft des Meeres in die Nase. Das Rauschen der Wellen, die gegen das Ufer schlugen und das entfernte Kreischen der Möwen, die am Himmel ihre Kreise zogen, schafften es augenblicklich ihn zu beruhigen. Eine seltsame Ruhe kehrte in ihm ein. Die wirbelnden Gedanken verblassten und waren kaum noch spürbar. Sein ganzer Körper entspannte sich und es dauerte nicht lange, bis der Fuchs diesen plötzlichen Gefühlsumschwung begriff: Er hatte aufgegeben.
 

Tails ging einige Schritte vorwärts, bis seine Schuhsohlen von dem kalten Meerwasser umspült wurden. Es kümmerte ihn nicht, dass sie nass wurden. Immer tiefer watete er durch die sanften Wellen und ließ sich von ihnen verschlucken.

Das Meer hatte schon immer eine eigenartige Anziehungskraft auf ihn gehabt. Er liebte es beinahe so sehr wie den Himmel. Die angenehme Temperatur, das beruhigende Rauschen und all das Leben, welches ihn in diesem Moment umgab: das alles ließ ihn glauben, dass er doch nicht ganz allein war.
 

Sein Kopf brach durch die Oberfläche und sofort gierten seine Lungen nach Luft. Er blieb einfach stehen. Die Wellen schlugen ihm gegen die Brust, doch er hatte nur Augen für den strahlend blauen Himmel über ihm. Kleine, weiße Wolken huschten schnell über die blaue Leinwand und setzen ihre Reise ins Unbekannte fort. Frei wie der Wind. Ungebunden von der Erde. Losgelöst von all dem Leid.
 

Ein letztes Lächeln huschte ihm über die Lippen, ehe es für immer verblasste.
 

„Tails!“ Der Angesprochene zuckte zusammen. Sofort wandte er sich um und suchte nach der Quelle dieser Stimme.

Eine blaue Gestalt stand wenige Meter hinter ihm am Strand und starrte ihn mit großen Augen an. Er war völlig außer Atem und zahlreiche Schnittwunden zierten seinen Körper. Aber das war doch einfach unmöglich! Wie hatte er ihn bloß gefunden?

Nein, nein, nicht jetzt! Nicht, nachdem er es endlich geschafft hatte loszulassen! Warum? Was wollte er hier? Warum war er bloß gekommen?

„So-nic.“, hauchte der Fuchs, doch er rührte sich nicht. Sein Körper war zu Eis erstarrt.
 

„Tails! Endlich habe ich dich gefunden! Was…? Ich… Oh, es tut mir so leid! Bitte! Ich wollte das nicht!“ Seine Stimme. Sie zitterte. Er rang um Worte. Seine sonst so selbstverständliche Selbstsicherheit war verschwunden. Was war bloß mit ihm passiert? „Bitte! Tails! Geh nicht! Komm zurück!“ Ein Schritt nach vorne. Seine Knie zitterten. Sein Körper zitterte. Der Fuchs hatte ihn noch nie so gesehen. Noch nie so… erschöpft. Wie lange war er bloß gerannt? „Tails, lil bro…“

Ein weiter Schritt. Tails zuckte zusammen, als Sonics Fuß das Wasser berührte, doch ihn schien das überhaupt nicht zu stören. Er wandte seinen Blick nicht eine Sekunde lang von dem Fuchs ab. Immer weiter wagte sich der wasserscheue Igel in die reißenden Fluten, doch anstatt vor Panik die Flucht zu ergreifen, wie er es sonst immer tat, schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.

„Sonic…“, keuchte der Fuchs, ehe sich zwei starke Arme um seinen Körper schlossen und ihn fest an den Körper des Igels zogen.

„Bitte, Tails, verzeih mir. Ich war so ein Idiot! Nein, schlimmer. Ich war der größte Blödmann von ganz Mobius! Bitte, geh nicht. Komm zurück! Ich brauche dich doch!“ Sonic drückte den Fuchs noch enger an sich und vergrub sein Gesicht in dem orangefarbenen Fell. Tails spürte, wie der Körper seines Freundes bebte und ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Seine Augen brannten, doch er hielt die Tränen zurück. Selbst das Atmen fiel ihm schwer.
 

Diese Worte… Sie entfachten etwas in ihm, dem er nicht standhalten konnte. Sonic war hier. Sein großer Bruder ist gekommen, um ihn zu holen. Aber durfte ihn das freuen? Wie lange würde es dauern, bis sie sich wieder so streiten?

Er war nicht stark. So gerne er es auch wäre. Früher oder später würde er daran zerbrechen.
 

„Nein, Sonic. Es ist okay. Du hattest Recht. Du hast immer Recht. Mein Platz ist nicht hier. Ich werde zurückgehen. Dahin wo ich hergekommen bin. Ich werde nicht wieder irgendetwas kaputt machen.“

Das Rauschen des Meeres drang in seine Ohren. Das sanfte Plätschern der Wellen, die sich an seinem Körper brachen, hatte etwas Beruhigendes an sich. Es war so, als würde die Welt gar keine Notiz von ihnen nehmen. Als würde diese Szene niemanden interessieren.

„Das werde ich nicht zulassen. Niemals.“ Seine Stimme wurde düster. Beinahe fordernd. „Ich habe dir damals versprochen, dass du nie wieder einen Fuß auf diese Insel setzen musst. Du hast jetzt Freunde und ein eigenes Haus und ich werde nicht zulassen, dass du das alles nur wegen meiner Dummheit aufgibst. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, kann ich das verstehen, aber dann werde ich derjenige sein, der geht. Du hast es verdient glücklich zu sein.“

„Nein.“, stöhnte der Fuchs, als der Inhalt seiner Worte zu ihm durch sickerte. Nein, das war nicht das, was er wollte! Das war es nie gewesen! Endlich schien sein Körper wieder aufzuwachen. Panisch hob er seine Hände und krallte sich in das Fell des blauen Igels. Er stemmte sich gegen ihn, bis er endlich seine Augen sehen konnte. Und was er dort sah, ließ sein Herz für einige Schläge aussetzen. Tränen. Kleine Tränen glitzerten in seinen smaragdgrünen Augen. Sonic... weinte.
 

Und da erst begriff Tails: die tagelange Suche, seine Entschuldigung, seine Worte… Er unterdrückte sogar seine panische Angst vor Wasser. Er würde ohne zu zögern sein Leben aufgeben, nur für seinen kleinen Freund.

Das, was er als das Beste für alle erachtete, machte seinen großen Bruder unglücklich. Und wenn Tails sein Angebot annehmen würde, wäre Sonic unglücklich.

Es gab kein „Ich“ mehr zwischen ihnen. Es gab nur noch „Wir“.
 

„Nein, das werde ich nicht zulassen. Niemals.“ Sonics Augen weiteten sich, als er die Worte als seine eigenen identifizierte.

Wortlos sahen sich die Brüder lange in die Augen und plötzlich fiel alle Anspannung von den beiden ab. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Gesichter und Tails sah, wie ein kleiner Funken des Leuchtens zurück in die Augen des Igels huschte, welches Tails kennen und lieben gelernt hatte.
 

Sie wussten beide, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis es sich wieder „richtig“ anfühlte; so wie früher. Bis sie sich selbst wieder geben hatten.

Und sie wussten, dass es keine Garantie dafür gab, dass es nicht bald wieder einen Streit geben würde.

Doch eins war sicher: Sie würden alles überstehen. Ihre Freundschaft konnte nichts und niemand zerstören.
 

Nicht einmal sie selbst.
 

+++
 

„Tails?“

„Ja, Sonic?“

„Können wir jetzt b i t t e aus dem Wasser raus?“

Ein leises Kichern schwebte durch die Luft.

„Natürlich, big bro!“

Ohne mein Leben

Ohne mein Leben
 

Ein bizarres Stöhnen entwich seinem leicht geöffneten Mund. Sein Atem war schwach und seine Lungen begannen schon nach Luft zu schreien. Es schmerzte. Alles brannte. Er brannte.

Einen Fuß, vor den anderen. Immer wieder zwang er sich dazu. Nicht stehen bleiben. Bloß nicht ohnmächtig werden!

Seine Sicht verschwamm. Seine Umgebung konnte er kaum noch wahrnehmen. Alles war ein wirbelnder Mix aus dunklen Farben. Nur unterbrochen von dem grellen Orange der lodernden Flammen, die den Wald Stück für Stück verschlangen. Der Geruch von brennendem Holz lag beißend in der Luft, sodass jeder kleine Atemzug in seinem Hals kratzte.

Wo er war wusste er schon lange nicht mehr. Die Schmerzen vernebelten seine Gedanken. Sein sonst so schlauer Kopf war zu nichts mehr zu gebrauchen.
 

Etwas stimmte mit ihm nicht. Das war ihm schon am frühen Morgen klar gewesen. Und doch hatte er es herunter gespielt. Er hatte sich selber etwas vorgemacht. Sich selbst belogen.

Heute war der Tag ihres Picknicks. Sie hatten sich schon seit Wochen darauf gefreut! Alle waren da. Jeden, den er mochte. Den er liebte. Endlich konnte er mehr Zeit mit Sonic verbringen. Seinem großen Bruder.

Natürlich hatte er deshalb niemandem gesagt, dass er sich nicht wohl fühlte. Die Tabletten hätten dagegen doch helfen sollen…
 

Ein weiterer Schritt nach vorne und ein ziehender Schmerz kroch seinen Körper hoch; brachte ihn zum Keuchen. Er stöhnte und automatisch fasste seine Hand auf die offene Wunde auf seinem Oberschenkel. Das dunkle Blut an seinen weißen Handschuhen nahm er kaum noch wahr. Die Wunde, sie brannte. Genau wie er.

Wieso war das alles nur passiert? Warum hatte Eggman gerade heute entschlossen anzugreifen? Er hatte alles zerstört. Sie waren alle verletzt. Wo waren sie jetzt? Und wo war er?
 

Er machte einen weitern, schwankenden Schritt, doch diesmal siegte sein Körper über seinen Willen. Ein Bein knickte unter seinem Gewicht weg und wie in Zeitlupe sah der Fuchs den verwüsteten Waldboden auf sich zukommen. Unfähig etwas dagegen zu tun. Sein Kopf knallte auf der harten Erde auf und der Aufprall raubte ihm für einige Sekunden das Bewusstsein.
 

Er wollte weinen, doch er konnte nicht. Selbst dafür war er zu schwach. Er war schon zu nah dran, das Bewusstsein endgültig zu verlieren.

Mit jeder Sekunde, in der er bewegungslos auf dem Boden lag, wurde es ihm klarer: Er hatte versagt. Sowohl als Kämpfer, als auch als Freund. Wahrscheinlich tobte der Kampf mit Eggman immer noch irgendwo da draußen und was tat er? Der Fuchs musste sich seinem schwachen Körper geschlagen geben! Er konnte nicht helfen. Er hatte es nie gekonnt.
 

Es war still. Nicht einmal mehr das Knistern der Flammen drang bis zu ihm vor. War er vielleicht schon mitten in der Feuersbrunst gefangen? Oder war er dem tödlichen Inferno irgendwie entkommen? Er wusste es nicht.

Das Brennen in seinem Körper war alles, was er spürte. Er keuchte. Spürte den kalten Schweiß, der über sein Gesicht rann wie Regen. Kühles, klares Wasser. Er sehnte sich danach. Es würde das Feuer in seinem Inneren lindern. Ihn löschen.

Doch er konnte nichts dagegen tun. Es wuchs in ihm heran. Füllte nun seinen ganzen Körper aus. Vermischte sich mit den Schmerzen seiner zahlreichen Wunden. Sein ganzes Ich schien zu verbrennen.
 

„So-nic…“, keuchte er, als eine neue Welle voller Schmerz über ihn heran brach. Er krümmte sich; seine Muskeln zitterten unkontrollierbar, als er sich immer weiter in sich selbst zurück zog. Weg von dem Schmerz, weg von dem Feuer, weg von dem Gedanken an seine Freunde, die er enttäuscht hatte.

Die Dunkelheit, in die er fiel, schien ein wahrer Segen zu sein. Je mehr sie ihn umschlang, desto tauber wurde er. Sein Kopf, sein Körper. Er selbst.
 

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„Hey, lil bro! Du hast heute wirklich gut durchgehalten! Ich bin wirklich mehr als erstaunt!“

Tails grinste. Auch, wenn er völlig außer Atem war und jeder Muskel in seinem Körper vor Anstrengung zitterte, hatte er sich selten besser gefühlt.

„Danke, Sonic!“, lächelte er und ließ sich erschöpft auf das weiche Gras fallen. Die einzelnen Halme kitzelten seine empfindlichen Ohren, als er in den klaren, hellblauen Himmel hinaufsah. Er rang noch immer nach Luft. Ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund. Tails wusste, dass Sonic noch ewig hätte weiterlaufen können, ohne auch nur außer Atem zu kommen. Obwohl er wusste, dass es unmöglich für ihn war, Sonics Kondition zu erreichen, so ärgerte es ihn doch sehr, dass er sich dieser Tatsache geschlagen geben musste. Er wollte besser werden, um mit ihm laufen zu können! Wollte sein Hobby, seine Leidenschaft mit ihm teilen! Er war der einzige, der das konnte!

Und trotzdem war er nur ein Klotz am Bein.
 

„Du machst dich jetzt aber nicht wieder verrückt, oder Buddy?“

Tails zuckte zusammen. Ein ärgerliches Seufzen ertönte. Waren seine Gedanken wirklich so offensichtlich? Warum konnte Sonic ihn bloß lesen wie ein offenes Buch? Manchmal war ihre enge Bindung zueinander nicht ganz so praktisch. Mit einer Hand wischte er über seine von Schweiß bedeckte Stirn, als er sich innerlich geschlagen gab. Er wollte ihn nicht anlügen. Das hatte sein Bruder nicht verdient.

„Aber Sonic! Nach der kurzen Strecke bin ich völlig außer Atem, und du…!“ Er ließ den Satz in der Luft hängen und starrte weiter stur gerade aus. Er wand sich unter dem Blick seines besten Freundes.

„Hey, Kleiner. Machst du dir da immer noch Sorgen drüber? Ich habe es dir schon mal gesagt, aber ich sage es gerne wieder: Ich bin sehr froh, dass ich dich kennengelernt habe!“ Sonic lächelte. „Mach dir nichts draus. So schnell wie ich ist eben niemand. Und das ist gut so. Du wärst ja wahrscheinlich auch nicht begeistert, wenn ich plötzlich am Tornado rumbasteln und dafür sorgen würde, dass er rückwärts fliegt, oder?“ Tails konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Es war einfach unmöglich traurig zu sein, wenn Sonic in der Nähe war.

„Du hast immer noch Shadow! Der würde sicherlich liebend gerne mit dir ein Rennen machen“, meinte der Kleine scherzhaft und er hörte Sonic stöhnen.

„Tails. Da renne ich lieber mit einem Kaktus um die Wette! Oder wenn es sein muss auch Knuckles.“

Beide brachen in schallendes Gelächter aus. Kleine Lachtränen sammelten sich in Tails Augen, während er versuchte sich wieder zu beruhigen.

„Und wo ist da der Unterschied?“, kicherte der Fuchs.

„Still sitzen, ohne etwas Sinnvolles zu tun, können beide gut. Und stachelig sind sie auch. Aber der Kaktus hat einen entscheidenden Vorteil: er redet wenigstens nicht.“, gab der blaue Igel als Antwort.

Tails atmete tief durch, um sein Kichern zu unterdrücken.

„Danke, Sonic.“
 

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Die Liebe zu dem, der ihm das Leben gerettet hatte. Auf so viele Weisen, dass er es gar nicht mehr zählen konnte. Die Liebe zu seinem großen Bruder war alles, was er immer gebraucht hatte.

Mehr hatte er nie gewollt. Sonic war sein Leben. Nur wegen ihm hatte er überhaupt eins.

Und dafür würde er ihm immer dankbar sein.
 

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„Sonic!“ Sein eigener Schrei hallte schrill in seinem Kopf wider. Die Attacke hatte ihn genau getroffen! Eine riesige Staubwolke hing über der Stelle, an der sein großer Bruder eben noch gestanden hatte; verletzt. Unfähig, sich zu bewegen. Etwas Kräftiges hielt ihm Arm zurück, als er seinem besten Freund zur Hilfe eilen wollte. „Loslassen!“, flehte er und stemmte sich gegen den festen Griff.

„Nein, Tails! Du kannst ihm grade nicht helfen!“ Knuckles’ Stimme ertönte hinter dem Fuchs, doch dieser achtete kaum auf seine Worte.

Sein Kopf schien leer. Obwohl er wusste, dass er Sonic vertrauen konnte, hatte ihn die Angst überwältigt. Panik schnürte ihm die Luft ab. Was, wenn er es dieses Mal gar nicht schaffen k o n n t e? Wenn Eggman ihn in eine aussichtlose Falle gelockt hatte? War es wirklich möglich, dass Sonic…?
 

Die Rauchwolke lichtete sich und Tails hörte auf, sich gegen Knuckles zu stemmen. Sein Blick war auf den Krater gerichtet. Sein Herz verkrampfte.

„So-nic?“

Ein helles Licht explodierte aus der neu entstandenen Grube und eine wohlige Wärme umgab seinen Körper. Schien ihn einzuhüllen, wie einen schützenden Kokon. Dieses Gefühl… Ein Lächeln schlich sich unter seine Tränen. Wie hatte er nur an ihm zweifeln können? Sein Bruder war nicht irgendwer.

Er war Sonic the Hedgehog. Der coolste Held überhaupt.
 

„Als ob das schon reichen würde, um mich klein zu kriegen. Mich kannst du nicht besiegen! Nicht so lange ich Freunde habe, die an mich glauben!”
 

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Er war da. Er war immer für ihn da.

Dank ihm hatte er ein Leben, welches er sich nicht einmal erträumt hatte. Es waren die schönsten Jahre seines Lebens.
 

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Erneut entwich ihm ein Seufzen und er ließ sich noch tiefer in die Kissen sinken. Dieser blöde Traum! Er wollte einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden! Die Frage, die nun in seinem Kopf klebte wie Kaugummi, nahm sein ganzes Denken ein. Nur noch die Traurigkeit, die er seit dem Aufstehen empfand, schien neben dem einen Gedanken zu existieren. Er wusste die Antwort auf seine Frage, doch das stimmte ihn trauriger, als alles andere in seinem Leben es je getan hatte.
 

„Was ist los, Bro? Warum dieses lange Gesicht?“ Eine Stimme ließ ihn aufschrecken und beinahe wäre er von der Couch gerutscht.

„Ah, Sonic.“, meinte der Fuchs leise und zog seinen Körper wieder zurück auf das Möbelstück., „Schon zurück?“ Hatte er nicht gestern gesagt, er wollte einen Ganztagsausflug machen? Aber war es nicht erst Mittag?

Sein Freund zuckte nur mit den Schultern und ließ sich neben ihn auf die Couch hab ich mich nicht getäuscht. Also sag schon was los ist!“

Wieder ein Seufzen. Sollte er es ihm wirklich erzählen? Die Antwort, die er bekommen würde, jagte ihm schon jetzt einen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch er wusste wie beharrlich Sonic sein konnte, wenn es um so was ging...

„Glaubst du, dass wir bald getrennte Wege gehen werden?“

Die Stille, die sich dann über die beiden legte, war für den Fuchs nur schwer zu ertragen. Obwohl Tails nicht in Sonics Richtung sah, konnte er seine Verwirrung beinahe riechen. In seinem Kopf malte sich der Fuchs schon die wildesten Szenarien aus, wie Sonic wohl reagieren könnte, doch wie immer schaffte der Igel es, ihn zu überraschen.

„Ja, das ist sehr wahrscheinlich.“ Bei der Antwort zog sich Tails Inneres unangenehm zusammen. In seiner Brust stach es schmerzhaft und in seinen Augen brannten kleine Tränen. Das war die Antwort, vor der er sich so gefürchtet hatte. „Du bist ganz anders als ich, Tails. Du möchtest lernen und mit deinen Erfindungen die Welt verändern. Ich hingegen suche das Abenteuer, die Freiheit. Ich strenge meinen Kopf nur an, wenn es unbedingt sein muss.“

Das war typisch Sonic. Trotz seiner schlechten Launen konnte Tails sich ein Lächeln nur schwer verkneifen.
 

„Ja, du hast recht.“, brachte der Fuchs leise hervor. Aber er wollte nicht, dass es soweit kam! Sonic hatte ihm dieses Leben überhaupt erst geschenkt! Ohne ihn hätte er nie gelebt! Was sollte er also ohne seinen großen Bruder machen? Wieso mussten sie sich trennen? Nur wegen seiner Intelligenz? War es schon wieder sein Kopf, der ihm alles nahm, was ihm etwas bedeutete?

„Aber das werde ich nicht zulassen.“ Tails schreckte hoch, als sich ein Arm um seine Schultern legte und ihn zur Seite zog. Plötzlich spürte er das warme Fell seines Bruders im Gesicht, als dieser ihn fest an sich drückte. So wie er es früher oft getan hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass wir uns trennen. Ich bin viel zu selbstsüchtig, um dich gehen zu lassen. Ohne meinen kleinen Bruder, könnte ich keinen Tag überstehen. Ohne mein Herz kann ich nicht leben.“

Tails Augen weiteten sich. Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen, als er die Worte seines Bruders verstand. Sonic, der nie groß seine Gefühle zeigte und noch seltener darüber sprach, schüttete ihm gerade sein Herz aus.

„Sonic…“, flüsterte er und schlang seine Arme um Sonics Nacken. Die Hände, die auf seinem Rücken lagen, drückten ihn fest an seinen großen Bruder.

„Hehe, ich bin nicht gut was diese ganze Gefühlsduselei angeht.“ Die Scharm, die sich in seiner Stimme spiegelte, brachte den Fuchs zum Lächeln. „Ich will nur, dass du weißt, dass ich immer dahin gehe, wo du hingehst.“
 

Tails wusste in diesem Moment mehr denn je, dass er seinem Herzen nicht entfliehen konnte. Und er wollte es auch gar nicht. Man kann nicht leben ohne sein Leben.

„Ich werde nirgendwo hingehen.“
 

.
 

Immer weiter glitt er in die Dunkelheit. Selbst seine Gedanken und Erinnerungen schienen plötzlich weit entfernt. Sein Blick trübte sich. Die wirbelnden Farben verschwanden. Das Fieber übernahm die Kontrolle.

Er verlor das Bewusstsein.
 

Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er fühlte dumpf, wie sich seine Muskeln bewegten. Etwas schien ihn wieder an die Oberfläche zu ziehen, weg von der tauben Dunkelheit und im ersten Moment wehrte er sich dagegen. Er wollte nicht zurück. Nicht wieder Schmerzen und diese unerträgliche Hitze spüren. Er wollte nicht wieder den eigenen Gefühlen ausgeliefert sein.

Und doch… Etwas brachte ihn dazu gegen seinen eigenen Fluchtinstinkt zu kämpfen. Diese eine Stimme, die ihn rief…
 

„-ails!... Tails! Wach doch auf! Tails!“

Er kehrte zurück. Tauchte langsam wieder auf. Das Drücken der harten, steinigen Oberfläche des Bodens war verschwunden und stattdessen fühlte er etwas ganz anderes. Etwas Weiches und angenehmes. Eine Wärme, die er seit Jahren kannte… und liebte.
 

Er wollte seine Augen öffnen; zwang sich regelrecht dazu und ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über seine Lippen. Auch, wenn er ihn nur verschwommen sah, wusste er sofort, dass nur er es sein konnte. Seine Berührung, seine Stimme, seine Wärme.

„Sonic…“, hauchte er, als er endlich sein Gesicht sehen konnte. Smaragdgrüne Augen blickten ihm entgegen. Das Glänzen, welches sonst immer in ihnen funkelte, war einer harten, sorgenvollen Miene gewichen. Zahlreiche Schrammen zogen sich über sein Gesicht und den Teil des Körpers, den der kleine Fuchs sehen konnte. Was war bloß passiert, während er weg war?

„Tails! Tails, Buddy! Bist du okay? Was ist los? Du glühst ja!“ Seine Stimme war dumpf und voller Sorge. Selbst so etwas wie Angst schlich sich in seine Worte.

„Sonic… Sind alle… okay?“ Er überging seine Fragen und stellte die Eine, die ihm so auf dem Herzen lag: Wie viel hatte er kaputt gemacht? Sonics Augen weiteren sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er sich wieder fangen konnte und sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht breit machte.

„Glaubst du etwa, wir lassen den alten Baldy McNosehair gewinnen?“, meinte er scherzhaft, doch Tails konnte sehen, dass das Lächeln nicht seine Augen erreichte. „Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts passiert, was wir nicht wieder hinkriegen könnten. Aber mir…“, fügte er noch leise hinzu, „geht es erst wieder gut, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist, lil bro.“ Tails nickte kraftlos. Es gab nichts, was er darauf antworten konnte. Dafür kannte er Sonic viel zu gut.
 

Er fühlte, wie sein Körper in die Luft gehoben wurde und er im nächsten Moment das warme Fell seines Bruders im Gesicht spürte. Er hörte seinen Herzschlag.

Das Feuer ebbte ab. Es fiel ihm viel leichter, es zu vergessen. Der vertraute Wind, der an ihm vorbei zog, vertrieb die Sorgen und Schmerzen aus seinem Körper. Er hatte plötzlich keine Angst mehr. Die Person, der er am meisten vertraute, war hier. Er lag hier in seinen Armen.
 

In diesem Moment wusste er: Er würde alles überstehen. Nichts und niemand würde ihn bezwingen.

Nicht, so lange es seinen großen Bruder gab, der auf ihn aufpasste. Der ihn liebte.

Freundschaft, Liebe, Hoffnung

Freundschaft, Liebe, Hoffnung
 

Auch heute spüre ich sie immer noch. Diese kalte Angst, die sich in mein Inneres gefressen hatte und sich weigerte, mich loszulassen. Hoffnungslosigkeit war alles, was ich noch empfand. Ich hatte keine Zukunft, kein Leben. Alles, was mich auszeichnete, wandte sich gegen mich. Mein ganzes Ich schien gegen mich zu sein.

Ich wusste nicht, was Liebe war. Was Worte wie Freundschaft und Familie bedeuteten. Ich hatte aufgegeben. Nur noch als Schatten existiert. Darauf gewartet, dass das Ende kam. Doch gleichzeitig hatte ich wahnsinnige Angst davor. Segen und Fluch zugleich. Das Ende aller Hoffnungen.
 

Doch du hast mich verändert. Ein kurzer Blick in deine leuchtenden Augen genügte, um etwas in mir zu wecken, wovon ich geglaubt hatte, es längst verloren zu haben.

Ich konnte es nicht glauben, dass es so jemanden wie dich wirklich gab. Dass tatsächlich jemand existierte, dem ich etwas bedeutete. Ich freute mich sehr und dankte den Sternen, dass sie dich mir geschickt hatten.

Trotzdem ließ mich die Angst nicht los. Ich konnte es mir nicht vorstellen, dass du es ernst meintest. Dass du mich bei dir haben wolltest.
 

Deine Liebe war mir fremd. Deine Freundschaft so unwirklich. Doch das Herz kann man nicht belügen. Das Herz, welches du wieder zum Schlagen gebracht hattest.
 

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Immer dachte ich, ich führte das perfekte Leben. Freiheit. Geschwindigkeit, Spaß. Von morgens bis abends nur das tun, was ich wollte. Ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen. Nur für mich zu leben. Nie hatte ich bemerkt, dass etwas so Großes, so Wichtiges fehlte.

Heute wäre ich nicht hier, wenn ich dich damals nicht getroffen hätte, dessen bin ich mir sicher. Du hattest mich erst komplett gemacht und mir die Seite des Lebens gezeigt, für die sich der Kampf lohnte. Spaß alleine war kein Motiv.

Freiheit ist nicht das Ziel, für das es sich zu leben lohnt. Es gibt so viel Wichtigeres; so viel, was das Herz berühren kann.
 

Ich habe dich gesehen. Einsam, allein und ohne den Willen zu leben. Es hat mich zerrissen. Diesen Schmerz… Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gespürt.

Es war plötzlich da, dieses Gefühl. Diese Gedanken. Ich konnte nicht gehen. Nicht ohne dich. Ich hätte es nicht verkraftet. Das war mir noch nie passiert! Es war so ungewohnt… intensiv. Der Mittelpunkt meines Lebens hatte sich verändert. Du hast mein ganzes Denken eingenommen.
 

Diese Wärme, die ich fühle, wenn du lachst. Diese Freude, die ich empfinde, wenn ich zurückkomme und du mich mit leuchtenden Augen empfängst. Diese Angst, die ich spüre, wenn du in Gefahr bist. Der Wunsch, dich zu beschützen.

Das heißt es, ein großer Bruder zu sein.
 

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Die Liebe trifft einen meist völlig unerwartet. Man scheint plötzlich innerlich zu verglühen. Gegen alle Regeln. Die Gedanken rasen. Der Magen kribbelt. Von einer Sekunde auf die andere. Wie ein leuchtender Stern versucht man sich dem Unbekannten hinzugeben. Zu lieben.

Doch nicht immer wird diese Liebe erwidert. Es gibt verschiedene Formen der Zuneigung, die das Leben völlig auf den Kopf stellen können. Du hegst diese Gefühle nicht für mich. Du setzt deine Prioritäten anders. Es gibt jemanden, gegen den ich einfach nicht ankomme.
 

Macht mich das traurig? Ja. Habe ich aufgegeben? Nein. Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast, den du liebst. Jemanden, mit dem du dein Leben teilst. Jemanden, der dich glücklich macht.

Doch ich glaube, dass es auch für mich einen Platz in deiner Welt geben kann. Dass die Möglichkeit besteht, dass auch du mich eines Tages so siehst, wie ich dich sehe. Ich würde alles dafür tun. Und so lange werde ich an deiner Seite sein und jeden Moment genießen, den wir gemeinsam verbringen.
 

Der Sinn meines Lebens ist es, die Hoffnung nie zu verlieren. Ich werde das Feuer nicht erlöschen lassen. Ich werde kämpfen.
 

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Hoffnung war für mich ein Fremdwort. Das Leben gab mir keinen Grund dazu, optimistisch zu sein. Der Kampf war aussichtslos. Alles war verloren. Kaum noch etwas war mir geblieben. Es gab nur eine Person, die immer an meiner Seite stand.
 

Du warst schon immer stärker als ich. Du warst die Mutige, die Unerschrockene. Die, die mich gerettet hatte. Jede Nacht.

Dabei hatte ich mir so sehr gewünscht, dich beschützen zu können. Ich hatte gekämpft, doch ohne Erfolg. Es hatte keinen Zweck. Es gab nicht viel, an das wir uns klammern konnten. Der rettende Strohhalm war kurz. Zu kurz, um ihn greifen zu können.
 

Die Welt versank in den ewigen Flammen und es gab nichts, was wir tun konnten.
 

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So lange ist es her, seit ich hier zu dir gekommen bin. Dass ich angefangen habe zu leben. Du hattest mir etwas geschenkt, was ich nie bekommen hatte: Freundschaft.

Und genau das will ich dir zurück geben. Ich weiß, ich bin nicht so stark wie du. Ich kann dich nicht so beschützen, wie du es für mich tust. Dieses starke Gefühl, welches in meinem Inneren lodert, wie ein Flammenmeer. Ich kann es dir nicht zurück geben.
 

Doch ich bin da, wo immer du auch hingehst. Ich werde an deiner Seite sein, wenn du mich brauchst. Es gibt Dinge, die nur ich dir geben kann. Ich werde dir helfen, so gut ich kann. Ich werde alles geben. Solange ich da bin, wirst du nie wieder alleine sein müssen.

Und trotzdem weiß ich, dass es nie genug sein wird. Ich werde dir nie zurück geben können, was du mir in all den Jahren geschenkt hast.
 

Aber bitte glaub mir: ich werde nie aufhören, es zu versuchen. Ich werde es schaffen dir zu beweisen, wie viel du mir bedeutest. Ich werde kämpfen!
 

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Freunde? So etwas habe ich nie gebraucht! Ich bin stark; ich kenne meinen Weg. Meine Verantwortung. Wieso sollte ich also anderen vertrauen? Jemanden, der mich gar nicht kennt? Das ist mein Leben und ich lasse mir von nichts und niemanden reinreden!

Wieso seid ihr also einfach so bei mir aufgetaucht? Wieso habt ihr mir so viel ärger gemacht? Meine Aufgabe gefährdet?
 

Es ist eure Schuld, dass sich mein Denken verändert hat. Dass ich sogar um Hilfe bitte, wenn die Möglichkeit besteht, dass ich es alleine nicht schaffen kann. Ich hätte nie gedacht, dass das einmal möglich wäre. Ich bin stark; ich kann das allein.

Ich brauche niemanden um mich herum. Pah, Freunde. Wenn ich schon sehe, wie ihr darauf herumreitet. Euer Gerede von Freundschaft und Familie. Bloßer Unfug. Jeder kämpft für sich allein. So war es und so wird es immer sein.
 

Es interessiert mich nicht, was ihr meint alles tun zu können. Ich brauche niemanden. Ich lebe für meine Aufgabe und nicht, um Spaß am Leben zu haben.

Ihr seid nervig, laut und kindisch. Mit Leuten wie euch will ich überhaupt nichts zu tun haben.
 

Wie kann es also sein, dass ihr mir so wichtig geworden seid, dass ich selbst mein Leben für euch geben würde?
 

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Es gab keine Hoffnung. Wieso auch? Wir hatten nichts falsch gemacht und trotzdem waren wir es, die unvorstellbar litten. Es gab nicht viel, was wir tun konnten. Nur der Kampf hielt uns am Leben.

Immer wieder kämpfen; keine Angst zeigen. Dem Gegner furchtlos entgegen blicken. Das Feuer im Herzen spüren. Es gab nicht viele wie uns. Die anderen hatten aufgegeben. Sich der Angst hingegeben. Waren in der Verzweiflung versunken. Sie hatten sich aufgegeben. Versteckten sich nur noch und beteten, dass das Elend einfach so verschwand.
 

Doch nicht so wir. Der Kampf geht weiter, auch wenn niemand ihn kämpfen will. Wer nur zusieht, kann nicht gewinnen. Nichts wird sich jemals ändern, wenn nicht Opfer gebracht werden.

Es musste einen Weg geben, dessen war ich mir sicher. Ich war nicht allein, also konnte mich niemand aufhalten.
 

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Du hast mir gezeigt, dass es wichtig ist, zu vertrauen. Dass jeder eine zweite Chance verdient hatte, auch wenn ich gerade anderer Meinung war. Viele Freunde habe ich so gewonnen, die mich nun auf meinem langen Weg begleiten.
 

Doch du warst der Erste, bei dem ich diese Worte verstehen konnte. Bei dem ich sie in meinem Herzen fühlen konnte. Auch, wenn du es wahrscheinlich gar nicht ahnst, hast du mir mehr gegeben, als alle, die ich kenne, zusammen. Jedes Opfer, das ich bringen musste, und jeden Kampf, den ich ausgetragen habe, waren es Wert. Denn ich habe es für dich getan.

Ich habe dir versprochen, dass ich dich beschütze. Ich habe versprochen auf unsere Freunde aufzupassen. Niemals werde ich zulassen, dass mir jemand das nimmt, was mir am meisten bedeutet.
 

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Es gibt nicht viele Dinge, die mich faszinieren. Denen ich meine Aufmerksamkeit widme. Für die ich so etwas wie Interesse aufbringen kann. Und das langwierige und mühsame Aufbauen einer tiefen Bindung zu einer anderen Person gehört definitiv nicht dazu.

Das Gerede von Freundschaft und Liebe stößt bei mir nur auf taube Ohren. Ich benutze andere lediglich, um meine eigenen Ziele zu erreichen. Ich habe ein Ziel vor Augen und das werde ich mit allen Mitteln erreichen. Wer mir im Weg steht, wird weggefegt. Sie dienen nur zu meiner Unterhaltung. Sie sind nichts Wert.
 

Und doch. Es ist viel lustiger, wenn sie da sind. Ein Abenteuer folgt dem Nächsten. Interessante und spannende Dinge passieren. Es fühlt sich anders an. Fremd. Aber auf eine positive Weise.

So schlimm ist es gar nicht, wenn sie da sind. Vielleicht ist dieses ganze Ding mit der Freundschaft gar nicht so übel, wie ich immer dachte… Der größte Schatz liegt meistens im Verborgenen.
 

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Ich war allein, ich bin allein und ich werde es auch immer sein. Ich brauche niemanden. Bin das stärkste Wesen der Welt. Alle anderen sind bloß schwache Feiglinge, die sich wichtig fühlen wollen.

Doch das sind sie nicht. Ich bin der Stärkste, der Klügste und der Beste. Gefühle brauche ich nicht. Ich tue nur, was mir gefällt. Ich kann alles alleine. Ich bin der Beste.
 

Aber warum kümmern sie sich dann um mich? Warum interessiert es sie überhaupt, ob ich lebe oder tot bin? Sie sind mir egal, aus welchem Grund bin ich es ihnen also nicht?

Ich verstehe es nicht. Dieses Prinzip der Freundschaft. Freunde machen einen nur schwach. Angreifbar. Verletzbar. Wie oft hatte ich es schon gesehen? Verletzungen, die beinahe den Tod bedeutet hatten, und das nur, um jemanden zu beschützen? Zu verteidigen? Freundschaft ist eine Schwäche. Ich bin nicht schwach.
 

Aber… warum sind sie dann gemeinsam so stark? War es das, was du damals meintest? Wieso kann ich es einfach nicht verstehen? Und wieso lassen mich diese Fragen nicht in Ruhe?
 

Ich bin stark. Ich bin der Beste. Ich bin allein.
 

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Der Funken Hoffnung keimte unheimlich schnell. Es gab etwas, was wir tun konnten! Der Kampf war noch nicht verloren. Es würde weitergehen! Sogar endlich wieder gut werden! Diese Chance… Ich musste sie einfach nutzen, doch ich hätte nie geglaubt, was es bedeuten würde.

Freund oder Feind? Friede oder Krieg? Heute oder Morgen? Wie hoch würde der Preis sein, der gezahlt werden musste? War es das überhaupt Wert?
 

Ihr habt es mir gezeigt. Wie einfach diese Frage zu beantworten ist. Und nicht nur das. Ich bin gewachsen. Stärker geworden. Nur, weil ich euch getroffen hatte. Das Leben hat mich wieder. Ich habe an die Zukunft geglaubt. Mir dir an meiner Seite.

Doch wo verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit? Wie weit darf man gehen, ohne in einen noch tieferen Abgrund zu stürzen? Wann fängt das Leben an lebenswert zu werden?
 

Würde ich diese Entscheidung heute wieder treffen? Ja. Dessen bin ich mir sicher. Ich werde die Welt beschützen, die wir beide so lange mit unserem Leben, unserer Existenz verteidigt haben. Es gibt immer einen Weg.
 

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Ich kann ihnen nicht helfen. So sehr ich auch möchte, ich bin nicht stark genug. Aber sie bedeuten mir doch so viel! Ist alles, was ich tun kann, auf ihre Rückkehr zu warten und zu hoffen, dass sie alle gesund wiederkommen?

Kann ich nur diejenige sein, die sie anfeuert oder tröstet?
 

Ich kann gar nicht sagen, wie gern ich so stark wäre wie sie. Wie gern würde ich mich nützlich machen. Wie gerne würde ich ihnen helfen. Und das wissen sie. Alle. Das ist es, was mich weiter machen lässt. Sie warten auf mich und verurteilen mich nicht. Ich gehöre trotzdem dazu.

Sie sind meine Freunde. Sie sind mir wichtig.
 

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Ich habe euch zu danken. Ohne euch wäre ich nie soweit gekommen. Ich hätte alleine nie die Kraft aufgebracht. Nicht den Willen zu kämpfen. Durch euch habe ich selbst in schlimmen Zeiten das gefunden, was beinahe unmöglich schien.
 

Und ich werde alles dafür geben, es nicht wieder zu verlieren. Ich werde es beschützen. Unser gemeinsames Glück. Unser Leben. Die, die uns so wichtig sind.

Und dank eurer Hilfe wird mir das auch gelingen. Wir werden zusammen kämpfen, denn wir sind Freunde. Eine Familie. Sogar mehr als das.
 

Wir sind Sonic Heroes.

Totes Herz

Totes Herz
 

Diese Kälte. Diese eisige Kälte war alles, was mein tauber Körper noch spüren konnte. Wer war ich? Wieso war ich hier? Es wurde immer schwieriger einen klaren Gedanken zu fassen. Erinnerungen verschwammen. Vermischten sich mit Albträumen. Realen Albträumen.
 

Ein merkwürdiges Rauschen erfüllte die Luft. Ein monotones Geräusch, welches sich wie eine Decke über meine Ohren legte und alles andere verschlang. Ausblendete.

Was war passiert? Was war dieses dumpfe Pochen, welches sich beständig in den Vordergrund drängte?

Etwas in mir wehrte sich dagegen. Wollte gar nicht wissen, was das alles zu bedeuten hatte. Es sollte mir egal sein. Hier, in dieser absoluten Dunkelheit war die Welt da draußen völlig egal. Wieso sollte ich weg wollen? Es war schön hier. Hier, wo alles taub war.
 

Doch da war dieses Gefühl. Zuerst war es nur dumpf, doch je mehr ich mich darauf konzentrierte – in mich hinein horchte – desto stärker wurde es. Es drängte sich beinahe auf und ich wurde innerlich unruhig. Was war es, was mich plötzlich aus meiner Starre zu reißen schien? Wieso wollte es, dass ich aufwachte? Wieso… tat mir dieses Gefühl in meinem Herzen weh?
 

Doch ich konnte es nicht halten. Schien wieder in die Dunkelheit abzudriften. In die unendliche Finsternis, die mich stumm zu rufen schien. Ich hatte keine Kraft, um mich ihr entgegen zu stellen. Ich spürte meinen Körper nicht. War bloß ein körperloses Wesen, dessen Geist sich von allem lossagte. Es gab nichts, wofür es sich lohnte zurückzukehren. Schmerzen zu erleiden und sich zu opfern.
 

Es war kalt. So kalt.
 

„Sonic!“
 

Mein Ich reagierte. Dieses Wort, mein Name. Es hatte mich geweckt. Doch warum? Wer war es, der nach mir rief? Oder halluzinierte ich? Ich hatte einfach keine Kraft mehr, um zu denken. Selbst die dumpfen Farben der verschwommenen Bilder in meinem Kopf verblassten mehr und mehr. Wie konnte ich etwas entkommen, was so… übermächtig war? Ich konnte mich nicht gegen das Universum selbst stellen.
 

Ich ließ mich fallen. Tauchte wieder weiter hinab in den unendlichen Strom aus Stille und Dunkelheit. Ich hatte aufgegeben. Hieß das neue Leben willkommen. Verschwand aus dieser Welt. Und plötzlich war es so, als hätte es sie nie gegeben.
 

„SONIC!“
 

Ein gleißendes Licht verschlang die Schwärze. Ein zuckender Schmerz mischte sich zwischen die Taubheit und wilde Farben tanzten vor meinen Augen.

Diese Stimme… Wie konnte ich sie bloß vergessen? Wie konnte ich das alles bloß vergessen? Die Situation, in der ich mich befunden hatte. Der Grund, weshalb ich meinen Körper nicht mehr spüren konnte. Und natürlich denjenigen, der mich immer begleitete.
 

Sein Gesicht tauchte vor meinen Augen auf. Sein orangegoldenes Fell von Dreck verkrustet. Strömender Regen vermischte das Blut seiner Wunden zu einem kranken, abstrakten Gemälde auf seiner Haut. Die blauen Augen, in denen sonst die pure Freude tanzte, waren matt und geprägt von großer Angst.
 

Wie konnte ich ihn bloß alleine lassen?
 

Mühsam kämpfte ich gegen den Rest der Schwärze, gegen die Ohnmacht, die mich wieder zu verschlucken schien. Ich konnte nicht aufgeben. Ich durfte es nicht. Es war mir egal, wenn ich sterben würde, solange meine Freunde in Sicherheit waren. Solange er am Leben war.

Doch ich hatte es ihm versprochen. Nein, geschworen. Ich würde ihn beschützen. Ihn lieben und bei ihm sein. So lange, bis er mich nicht mehr haben wollte.
 

Aber diese Zeit war noch nicht gekommen. Ich würde nicht zulassen, dass er ihm etwas antat…

Das Gefühl des Fallens verschwand mit jeder Millisekunde und wich einem anderen, welches ich so noch nie empfunden hatte. Ich flog. Nicht so, als wenn wir mit dem Tornado unterwegs waren. Nicht mal so, als wenn er mich an der Hand nahm und mir zeigte, wie hoch der Himmel war.

Nein. Dieses Mal war es völlig anders.
 

Die Taubheit wich einem Brennen. Einem unheimlich starken Brennen und doch tat ich nichts, um das Feuer zu löschen. Es war gut, dass ich brannte. In Flammen stand. Es beflügelte mich noch weiter. Schneller, als ich je geflogen war, näherte ich mich dem kleinen, hellen Punkt. Der Wärme. Der Stimme, die mich rief.
 

„Tails!“, keuchte ich, als ich endlich meine Augen öffnen konnte. Meine Lungen schrien nach Luft, als ich gegen meinen bleischweren Körper ankämpfte. Kein Muskel bewegte sich. Es fühlte sich an, als würde die Schwerkraft mich erbarmungslos auf den Boden drücken. Ich roch die muffige Erde unter meinem Gesicht. Fühlte jeden einzelnen Regentropfen, der gegen meinen Körper peitschte. Hörte wieder das stete Rauschen, welches die gesamte Welt zu erfüllen schien.
 

Doch da waren noch andere Geräusche. Schrill und laut. Sie ließen mein Herz gefrieren. Etwas Kaltes schlang sich um meine Gedanken, als mir ihre Bedeutung endlich bewusst wurde.

Aber ich konnte einfach nicht. Mein Körper gehorchte mir nicht.
 

Ein markerschütternder Schrei hallte über die Lichtung, auf der ich mich noch immer befand. Panik erfasste mich und plötzlich war es mir egal, wie schwer mein Körper war. Es war mir egal, wie sehr jede einzelne Wunde brannte.

Er brauchte mich! Ich musste ihn retten! Ich würde nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht!
 

Mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, brachte ich meinen widerspenstigen Kopf dazu, sich zur Seite zu drehen. Die wirren Farben vor meinen Augen bekamen nur langsam Konturen. Verzweifelt blinzelte ich, um endlich etwas sehen zu können.

Was war los? Wo war er? Ging es ihm gut? Tails!
 

Es fühlte sich an, wie Stunden, bis ich endlich etwas erkennen konnte. Die Landschaft war verwüstet. Ausgerissene Bäume hatten tiefe Spuren in der vom Regen matschigen Erde hinterlassen. Pfützen überdenken den Boden und ein schier undurchdringlicher Vorhang aus Wassertropfen tauchte alles in ein verschwommenes Grau.

Ein Wesen, monströs und mächtig, zeichnete sich als Schattengestalt vor dem schwarzen Himmel ab. Zwei rote Punkte schwebten wie von Geisterhand in der Luft. Sie schienen sich in meine Seele zu bohren.
 

Doch das alles interessierte mich nicht. Immer noch von Panik und Angst ergriffen suchten meine Augen die Umgebung ab. Ich hätte nach ihm gerufen, doch aus meiner Kehle drang kein Laut. So hilflos, wie in diesem Moment hatte ich mich noch nie gefühlt. Es fraß mich von Innen her auf. Verschlang mich in einem Stück.
 

Und dann brach sie zusammen; meine Welt. Mein Leben. Meine Existenz. Sie war nichts mehr Wert. Die Geräusche verblassten. Mein Blick starr auf ihn gerichtet und nur ein Gedanke in meinem leeren Kopf: Nein!

Nein, das konnte nicht…!

Ich konnte ihn nicht greifen. So weit weg… Explodierender Schmerz. Ein Aufschrei der Verzweiflung. Ein lautes Krachen, dicht neben mir. Doch es war völlig egal. Nur ein Gedanke: Tails! Unerträglicher Schmerz. Ein Schritt, nach dem anderen. Näher. Näher! Nein!

Zitternde Finger. Kalt. Nass. Zärtliche Berührungen. Sein Kopf. Blut, so viel Blut. Nein!
 

Blackout.

Alles verschwamm. Zu vieles und doch gar nichts geschah gleichzeitig. Ich hatte mich verloren. Hatte die Schwärze gewonnen? Nein, es war nicht dunkel. Was war hell. Feuerrot. Verging die Zeit? Gab es Zeit überhaupt noch? Wo war ich?

Ich wusste es nicht.
 

Ein Aufkeuchen. Meine Sicht kehrte zurück. Feuer, Rauch und Stücke aus Metall lagen vor mir verstreut. Was war passiert?

Mein Körper zitterte, doch ich stand. Ich hob meine Hände und sah die dunklen Flecken, die das Weiß meiner Handschuhe verdeckten. Dreck und… Blut. Wie rote Tränen flossen die Regentropfen über den Stoff.

Heiße, salzige Tränen. Ich weinte? Aber… ich weinte nie! Niemals in meinem Leben! Und trotzdem. Das tote Herz in meiner Brust weigerte sich weiter zu schlagen. Fühlte sich so das Sterben an? Diese unerträgliche Kälte, die die Schmerzen in meinem Inneren bloß noch verstärkte? Oder war ich sogar schon tot?

Mein Grund zu leben... Verschwunden. Ausgelöscht.
 

Aber mach dir keine Sorgen, Tails. Ich würde dir folgen. So, wie ich es dir versprochen hatte. Ich folgte dir dahin, egal wohin du auch gehen würdest. Denn es gab nichts mehr auf dieser Welt, was ich so sehr liebte, wie dich. Ohne dich war alles sinnlos.
 

Ich ließ mich fallen. Ignorierte die Schmerzen, die heiß durch meine Adern flossen, als ich unsanft auf dem matschigen Boden aufschlug. Ich schloss die Augen; wartete. Wo war sie? Wo war die Dunkelheit, die mich umschlingen sollte? Wohin war sie verschwunden? Jetzt, wo ich sie so sehr brauchte?

Nein! Nein, das war einfach nicht gerecht! Ich wollte doch gehen! Ihm folgen! Ich hatte es ihm doch versprochen! Ihn nie alleine zu lassen…
 

Tails, kleiner Bruder, verzeih mir. Es war alles meine Schuld. Ich habe das Versprechen gebrochen, dass ich dir gegeben hatte. Ich konnte dich nicht beschützen. Das Lächeln, gegen das kein funkelnder Sternenhimmel ankam. Deine Freude, wenn du wieder am Tornado gearbeitet hattest und mich stolz zu einem Probeflug eingeladen hattest. Das Kichern, welches erklang, wenn wir zusammen Spaß hatten.

Das war alles, was ich immer wollte. Und ich bin Schuld, dass es nicht mehr da war. Bitte, verzeih mir…
 

Die Dunkelheit kam nicht. Die Schmerzen verschwanden nicht. Sie waren allgegenwärtig. Doch keine Wunde konnte mit der Qual konkurrieren, die in meinem Herzen brodelte.

Ich sehnte mich nach der Taubheit. Nach der Schwärze. Nach dem Tod.
 

Dieser kam jedoch nicht. Egal, wie lange ich auch wartete. Ich hatte es nicht verdient zu sterben. Meine Sünde war zu groß. Ich durfte dich nicht wiedersehen.

„Tails…“ Meine Stimme war nicht lauter als das lautlose Landen eines Blattes auf dem einsamen Waldboden. Mein kleiner Bruder…
 

Ich öffnete meine Augen. Die Sonne strahlte schadenfroh vom Himmel und tauchte alles in das mysteriöse Orange eines Sonnenaufgangs. Aber ich fühlte nichts mehr. Keine Angst, keine Trauer, keine Wut. Ich war leer. Mein Herz war gestorben. Von dieser Welt gegangen.
 

Wieso war ich also noch hier?
 

„Sonic…“ Ich erschrak. Mein schon tot geglaubtes Herz fing plötzlich schmerzhaft an zu pochen. Mir wurde übel. War ich jetzt schon verrückt geworden? Drehte ich nun völlig durch?

Wie in Zeitlupe hob ich meine freie Hand, auf der nicht gerade mein Körper lag und spürte plötzlich etwas warmes, flauschiges, was sich gegen mich drückte. Aber das war doch… unmöglich. Ich fühlte ihn. Spürte sein Fell unter meiner Hand, während sie über seinen kleinen, zerbrechlichen Körper glitt.

„Nein“, hauchte ich. Nein, das war nicht möglich. Nur ein Traum. Bloß der schönste Traum meines Lebens.

„Doch“, erklang seine Stimme erneut. Schwach und kratzig, doch trotzdem war das kleine Lächeln daraus zu hören.
 

Ich neigte meinen Kopf. Schabte über den erdigen Untergrund, bis ich sie endlich sah. Seine himmelblauen Augen, die sanft in meine blickten. Glitzernde Tränen lagen in ihnen, als sich das Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

Er lag ganz dicht bei mir. Seine Arme an meiner Brust. Ich merkte die Spannung an den Stellen, an denen er sich in mein Fell krallte. Nicht gewillt je wieder loszulassen.

„Ich gehe nirgendwo hin, wo du nicht auch bist, big Bro.“
 

Ein wunderschöner Traum. Nein. Das war die Realität.

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn noch enger an mich. In diesem Moment seinen Herzschlag zu hören war für mich das schönste Geschenk auf Erden.
 

Gab es so etwas wie ein Wunder?

Hatte ich es einer höheren Macht zu verdanken, dass Tails noch lebte? Dass die Dunkelheit nicht zurückgekehrt war, um mich endgültig zu holen?

Ich wusste es nicht.

Und es war mir völlig egal, solange er da war. In meinen Armen lag. Lebend.
 

„Tails, ich liebe dich, lil bro!“

„Ich hab dich auch lieb, big bro.“
 

In diesem Moment hätte die Welt um uns herum untergehen können und es hätte nichts gegeben, was mich weniger gestört hätte.

Mein totes Herz war wieder zum Leben erwacht.

Die beste Medizin

Die beste Medizin
 

Glitzernde Funken streckten sich über den gesamten dunkelblauen Himmel und nur der Mond vermochte ihren Zauber mit seinem Licht zu mindern. Ein schwacher Luftzug zog über den Hügel und die nahen Blätter raschelten leise in seinem Rhythmus.

Es war angenehm ruhig. Beinahe gespenstisch. Nicht einmal das Meer schien sich an dem nächtlichen Geräuschpegel beteiligen zu wollen.
 

Nur das ärgerliche Schnauben eines zu dieser Uhrzeit noch wachen Mobians durchbrach hin und wieder die Stille.

„Ich wusste doch, dass ich dich hier finde.“ Die Stimme hallte ungewöhnlich laut über die freie Ebene und ließ den blauen Igel aufschauen.

„Tails? Warum schläfst du noch nicht?“, fragte dieser, als sich der Fuchs neben ihn setzte. Sein sonst so leuchtend goldenes Fell war plötzlich von einem satten Dunkelgrau. Nur seine hellblauen Augen leuchteten mit den Sternen um die Wette.

„Weil ich viel lieber mit dir mitten in der Nacht Trübsal blasen will, big bro.“ Der ihm nur zu bekannte, spöttische Tonfall ließ die Mundwinkel des Älteren merklich zucken.

„Es ist immer wieder eine Freude sich mit dir zu unterhalten“, meinte er dann und erntete ein leises Kichern. Doch nur einen Moment später klang die Stimme seines Freundes wieder ernst.

„Nun sag schon, Sonic, was ist los? Was hat dich so verärgert?“
 

Mit einer schnellen Bewegung ließ sich der Igel nach Hinten sinken, bis seine Stacheln gegen die Kacheln des Daches drücken. So wirkte der Himmel über seinem Kopf noch unendlicher.

„Du hast es doch gesehen…“, grummelte Sonic und kreuzte die Arme unter seinem Kopf. Er hatte keine Lust darüber zu sprechen und schon gar nicht mit Tails. Doch er ahnte, dass sein kleiner Bruder das anders sehen würde.

„Sonic… Das war doch nicht deine Schuld. Du hast nur das getan, was du für richtig gehalten hast. Und nebenbei hast du noch dutzende Unschuldige gerettet.“ Er hörte die Worte, doch er wollte sie nicht verstehen. Das, was er getan hatte, war viel zu schlimm. Um ein Haar hätte er die Personen, die ihm mehr als alles andere bedeuten, verletzt. Oder schlimmer noch…

„Das entschuldigt gar nichts. Ich hatte mich nicht im Griff. Ich hab mich provozieren lassen.“ Die Bilder flackerten erneut vor seinen Augen auf. Blut, das im Boden versickert, Schreie, die in der Luft hängen, der salzige Geruch von Tränen in der Luft. All das jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er hatte etwas Unverzeihliches getan.

„Aber es ist doch gar nichts passiert. Du warst nur etwas… wütend. Eggman ist gut darin Mist zu erzählen.“ Der Fuchs kicherte. „Sein Spruch mit dem Toaster war aber wirklich gut.“ Sonic stöhnte.

„Tails. Ich war nicht einfach nur „wütend“. Ich habe der dunklen Seite in mir nachgegeben und hätte beinahe Unschuldige verletzt. Wer weiß, was noch alles passiert wäre, wenn ihr nicht dagewesen wärt! Nur weil ich eure Stimmen gehört hatte, konnte ich wieder zurückkommen. Um ein Haar hätte ich alles vermasselt.“
 

Wieder kehrte Stille ein. Der Blick der beiden Freunde war starr gen Himmel gerichtet. Erneut raschelten die Blätter der umstehenden Bäume sanft im Wind.

Das Schweigen zwischen ihnen war nicht unangenehm. Tails gab ihm die Zeit, die er brauchte, um nachzudenken. Er wusste, wie es in ihm aussah. Und trotzdem bemerkte Sonic, wie sich die Stimmung plötzlich änderte. Und das nicht seinetwegen.
 

„Dann fühlst du dich im Moment also genauso nutzlos wie ich es immer tue, hab ich recht?“ Beinahe hätte der Blaue ihm zugestimmt, als der Sinn der Worte plötzlich zu ihm durchdrang. „Was?“ Er wandte seinen Blick auf seinen kleinen Bruder, der noch immer neben ihm saß und in die Sterne schaute. Das Mondlicht warf einige Lichtpunkte auf sein Gesicht, sodass Sonic eine kleine Chance hatte, es zu deuten. Doch entgegen der Stimmung seines letzten Satzes, prangte sogar ein Lächeln auf seinen Lippen. Auch wenn es in keinster Weise fröhlich war. Tails zuckte mit den Schultern.

„Na du weißt schon. Sich unnütz fühlen. Nur ein Klotz am Bein sein, der alles falsch macht und dann auch noch ständig in Gefahr gerät, um dann später gerettet werden zu müssen. Das Übliche eben. Ich denke da jedes Mal dran.“

Sonic war sprachlos. War es wirklich das, was sein bester Freund jedes Mal über sich dachte? War er deshalb vor jedem Kampf mit Eggman so… ruhig und in sich gekehrt? Der Igel hatte immer vermutet, dass er sich nur auf das Kommende vorbereitete. Nie hatte er gedacht, dass Tails sich selber als Versager betrachtete.

„Tails. Das ist doch nicht wahr und das weißt du.“ Was konnte er sagen? Was würde seinen kleinen Bruder davon überzeugen, dass das überhaupt nicht das war, was Sonic in ihm sah? Wie konnte er ihm sagen, wie sehr er seine Hilfe schätzte?

„Nein, das weiß ich nicht. Du entwickelst im Kampf ungeahnte Kräfte, bist mutig und flink. Kein Roboter hat eine Chance gegen dich. Ich dagegen…“ Sein Gesichtsausdruck änderte sich trotz allem nicht. Das merkwürdige Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen, aber seine Augen wirkten ungewöhnlich stumpf und leer. Äußerlich mochte er vielleicht ruhig wirken, aber innerlich zerriss es ihn in diesem Moment. Und das ließ dem Blauen das Herz verkrampfen. „Ich stehe nur nutzlos in zweiter Reihe und alles, was ich tun kann, ist ab und zu blöde Sprüche reißen, um Eggman zu reizen. In einem Kampf Mann gegen Mann würde ich sang und klanglos untergehen.“ Sonic wollte etwas sagen, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Tails hingegen schien gar nicht auf seinen Bruder zu achten. Er zuckte mit den Schultern. „Na ja. Immerhin versuche ich es. Und wenn ich nur ab und zu eine von den tollen Erfindungen des Docs ruinieren oder ein Passwort knacken kann und so eine kleine Hilfe bin, kann ich mich wohl glücklich schätzen.“
 

Sonic richtete sich auf. Seine Hände ruhten auf den kalten Dachziegeln, die sich rau unter seinen behandschuhten Fingern anfühlten. Sein Blick ruhte auf dem Gesicht seines Freundes, der noch immer verträumt in die Sterne sah.

„Tails, ich…“, begann der Igel, unterbrach sich jedoch, als ihm klar wurde, dass er darauf nichts erwidern konnte. Diese negative Einstellung überraschte ihn.

„Ist schon gut, Sonic.“ Zum ersten Mal, seit sie dort oben saßen, trafen blaue auf grüne Augen. Sonic zuckte kaum merklich zurück, als er das Funkeln in ihnen sah, welches plötzlich alles Negative vertrieb. „Das ist es nun mal, wer ich bin. Eine Niete im Kämpfen, aber dafür ein nerviger Besserwisser. Das ist doch nichts Schlimmes.“ Tails grinste, während sein Gegenüber nur verdutzt guckte. „Im Gegenteil. Das ist sogar was Gutes. Denn immerhin hast du genau diesen Freak, mit all seinen Macken, zu deinem Bruder gemacht. Das ist es, wer ich bin, und ich bin mehr als glücklich damit. Wieso sollte ich mich also ändern?“
 

Der Wind strich über sie beide hinweg, während Tails amüsiert auf eine Reaktion seines großen Bruders wartete. Es war ihm nicht entgangen, wie die Kinnlade des Igels bei dem Wort „Freak“ nach unten geklappt war. Die Rede hatte wohl gesessen.

„Ich weiß ja nicht, was du jetzt tust, …“, fuhr der Fuchs fort, „aber ich werde mich jetzt mal hinlegen. Der Morgen bricht schon bald an.“ Ein letztes breites Lächeln, ehe er sich erhob, doch ein kräftiger Ruck an seinem Handgelenk stoppte ihn, weshalb er sich wieder hinsetzten musste. Fragend legte er den Kopf schief.

Sonic war noch immer wie weggetreten und schüttelte wild seinen Kopf, um endlich wieder zur Vernunft zu kommen.

„Nicht so schnell, Kiddo“, brachte er mühsam hervor, als der erste Schock von ihm abgefallen war. „Du kannst hier nicht solche Reden schwingen und dann einfach gehen!“ Tails grinste.

„Ach, kann ich nicht?“ Der neckende Unterton entging dem Igel nicht.

„Nein, definitiv nicht. Kannst du mir mal verraten, was das eben war?“ Der Fuchs zuckte mit den Schultern.

„Also, es war als eine aufmunternde Rede gedacht, darum würde ich sagen…“ Sonic unterbrach ihn.

„Hast du das wirklich ernst gemeint? Dass du dich für schwach und nutzlos hältst und dich selber als Freak siehst?“ Das konnte doch nicht sein ernst sein! Doch seine aufgebrachten Worte schienen seinen Bruder nicht aus der Ruhe zu bringen.

„Klar. Sonst hätte ich es ja nicht gesagt“, sagte er so leicht hin, als würden sie gerade über das Wetter reden.

„Tails, du bist kein Freak!“, meinte Sonic energisch und war noch immer verblüfft, dass sein kleiner Freund wirklich so empfand. „Du bist eine wahnsinnig nette und liebevolle Person und kein Freak! Du kannst Dinge, davon könnte ich nicht mal träumen! Du musst nicht kämpfen können, um etwas ausrichten zu können! Ohne dich wäre ich wahrscheinlich längst nicht mehr hier! Jeder braucht mal Hilfe, aber das ist noch lange kein Grund sich zu schämen! Du hast eine Kraft in dir, die schon mehr als einmal Unschuldige vor dem sicheren Tod bewahrt hat! Und selbst, wenn man mal einen Fehler macht, heißt das noch lange nicht, dass man deswegen aufhören muss, es überhaupt erst zu versuchen!“

Sonic atmete schwer nach seiner Rede und musste sich kurz wieder fangen. Sein Herz raste, als die Gefühle in seinem Inneren verrücktspielten. Unruhig betrachtete er seinen Bruder, doch zu seinem Erstaunen wurde das Lächeln nur noch breiter.

„Dito!“, lachte er dann fröhlich und wandte sein Handgelenk aus Sonics Griff. „Du solltest dir öfter mal selber zuhören, big bro.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich der orangefarbene Fuchs und streckte seine müden Knochen.
 

Es dauerte eine Weile, ehe Sonic begriff. Voller Erstaunen riss er seine Augen auf. Tails hatte Recht. Seine eigene Rede passte perfekt auf seine momentane Situation. Der Kleine war unglaublich. Nun schlich sich auch ein Lächeln auf Sonics Gesicht.

„Du kleiner, mieser… Du hast mich provoziert, um mich mal meine eigene bittere Medizin schmecken zu lassen. Wirklich clever.“ Fassungslos schüttelte er den Kopf, als das helle Lachen seines Bruders ertönte.

„Manchmal ist die eigene Medizin die Beste.“
 

Zu schnell, als das Tails es sehen konnte, sprang der Blaue auf die Beine und im nächsten Moment baumelte der Fuchs bereits hilflos über seiner Schulter. Sofort begann dieser zu protestieren.

„Ah, Sonic! Lass mich runter! Das ist nicht fair!“

„Und deine Aktion eben w a r fair? Vergiss es, lil bro. Keiner legt sich ungestraft mit Sonic The Hedgehog an!“

„Nein, nein, nein!“, lamentierte Tails, als Sonic leichtfüßig vom Dach herunter sprang und auf die Haustür zuging. Er ahnte genau, was jetzt passieren würde. Das Lachen stieg ihm bereits die Kehle hinauf. „Gnade! Bitte keine Kitzelattacke!“

„Keine Gnade.“ Sonic kicherte. „Es wird schlimm werden. Mach dich auf was gefasst.“
 

Schon bald verschluckte sie die warme Dunkelheit ihres gemeinsamen Zuhauses. In dieser verbliebenen Nacht würden beide sehr gut schlafen, das hatten sie im Gefühl. Ein leises „Danke, lil bro“ schwebte noch im Raum, als beide völlig erschöpft und immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen eng aneinander geschmiegt die Augen schlossen.
 

Das erste Mal seit langem waren Sonic seine Kräfte nicht mehr unheimlich. Im Gegenteil. Nur durch sie war es ihm möglich diejenigen zu beschützen, die ihm mehr als die Welt bedeuteten.

Diejenigen, die es wert waren, bis an seine Grenzen zu gehen. Und noch viel weiter.

Alternativ

„Darf ich fragen, was genau du da tust?“
 

Schneller, als der Igel es je für möglich gehalten hätte, zuckte die kleine goldene Form zusammen und drehte sich einmal um die eigene Achse, bis seine Augen starr auf ihn gerichtet waren. Seine zwei Schwänze, die dem Blauen natürlich sofort aufgefallen waren, wirbelten wie ein breiter Streifen hinter ihm her. Azurblaue Augen, groß und beinahe vor Angst kugelrund, starrten den Neuankömmling an. Angst glänzte darin und der Schreck schien den Körper des Kindes versteinert zu haben.
 

Ein entschuldigendes Lächeln huschte über das Gesicht des Älteren, als ihm klar wurde, was er da gerade angerichtet hatte.
 

„Hey, kiddo. Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken! Zumindest nicht so sehr.“ Der blaue Igel kratzte sich verlegen am Kopf, ließ dabei das Fuchskind aber nicht aus den Augen. Doch anstatt eine Antwort zu erhalten, brachte dieser seinen zitternden Körper mühsam dazu sich von der Stelle zu bewegen und steuerte auf einen nahen Felsen zu, dessen graue Spitze sich wie ein Dorn aus dem sandigen Boden grub.
 

„E-Ent-schuldi-gung“, begann der Fuchs zu stottern, als er in die Sicherheit seines Felsens abgetaucht war. „I-ch konnte ja nicht… wissen, dass das… Sonic The Hed-gehogs Flug-zeug ist.“ Die Ohren waren fest an seinen Kopf gepresst, sodass sie unter seinem hellen Fell beinahe verschwunden schienen. Die Finger zu Fäusten geballt lugte er nur einige Zentimeter über das feste Gestein hinaus. Die Werkzeuge, die er eben noch in den Händen gehalten hatte, lagen nun halb vergraben und völlig vergessen im Sand.
 

„Mach dir keinen Kopf, Kleiner. Ich bin nicht böse und ich werde dir auch nicht wehtun, das verspreche ich. Ich bin eben nur sehr neugierig, was du da mit meinem Tornado angestellt hast.“ Sonic versuchte so ruhig wie möglich zu sprechen, da es nicht zu übersehen war, dass der kleine Fuchs fürchterliche Angst vor ihm hatte. Doch warum war ihm ein Rätsel.
 

„I-ch habe… Das Flugzeug… Da war ein Kurzschluss im Motor und darum… Ein Kabel war gebrochen. J-etzt funktioniert er wieder.“ Ein zögerlicher Schritt nach vorne. Einen kleinen Zentimeter weiter aus seiner Deckung. Der Igel lächelte beeindruckt.
 

„Du hast mein Flugzeug repariert? Nichts für ungut, Kumpel, aber du bist doch höchstens fünf Jahre alt! Woher kennst du dich denn schon so gut mit Flugzeugmechanik aus?“ Ein Blick auf die Maschine: Einwandfreier Zustand. Sogar besser, als er je gewesen war.
 

„V-vier“, stotterte er wieder, doch diesmal bemerkte der Igel, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. „I-ch weiß nicht, warum ich… das eben kann. Es ist mein… Hobby. Alle machen sich lustig über mich.“ Ein weiterer Blick, doch erst jetzt sah er sie: Kratzer, Schnittwunden und Blutergüsse säumten das goldfarbene Fell des Fuchskindes und sein linker Knöchel schien stark geschwollen. Was war dem Kleinen bloß zugestoßen?
 

„Hey, hey! Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht glaube! Das tue ich! Warum sollte ich auch nicht? Wenn du sagst, dass du das kannst, habe ich da keinen Zweifel dran. “ Sonic lächelte.

„W-wirklich?“ Ungläubiges Schimmern in seinen Augen.

„Natürlich. Jeder kann unglaubliche Dinge vollbringen. Egal wie klein sie sind. Man muss ihnen nur eine Chance geben.“

„D-Danke.“ Ein zaghaftes Lächeln. Eine fröhliche Stimmung. Das Gefühl von Freundschaft, das den Körper wie einen wohligen Schauer durchfährt. Beide können es tief in sich drinnen spüren: Den Anfang einer neuen Freundschaft.
 

Doch ein Gedanke sitzt tief.
 

„Du solltest nicht hier bleiben, Kumpel. Eggman und seine Roboter treiben hier ihr Unwesen. Du könntest verletzt werden.“ Das kleine Lächeln verschwand. Angst zeigte sich erneut.

„Roboter?“ Ein langsamer Schritt näher, doch der Fuchs rührte sich nicht. Behutsam legte er seine Hand auf den winzigen Kopf.

„Überlass das mir, okay? Bring dich in Sicherheit. Ich möchte ja nicht, dass mein neuer Freund verletzt wird.“ Plötzlich ein helles Leuchten in den kleinen himmelblauen Augen, dass den Sternen Konkurrenz machen konnte. Ein energisches Nicken.
 

Jedoch…
 

Explosionen, Laserfeuer und aufgewirbelter Sand. Doch egal wie sehr der Kampf auf tobte, sein Blick galt immer wieder der kleinen goldenen Form, die sich ängstlich hinter dem Flugzeug versteckte.

Es war alles zu schnell gegangen. Sie hatten keine Zeit mehr zu fliehen. Jetzt musste Sonic das tun, was er immer tat: kämpfen. Kämpfen um zu beschützen. Doch dieses Mal würde er weiter gehen. Viel weiter.
 

Ein schriller Schrei. Panik ergriff ihn. Er konnte gerade noch sehen, wie ein Roboter den Arm nach seinem neuen Freund ausstreckte, ehe dieser darin zu verschwinden drohte. Kochende Wut.

„Lass ihn los!“ Schnelle Schritte, entschlossene Mine. Schon bald war alles voller Einzelteile.

„Bist du okay?“ Sorge in seiner eigenen Stimme. Ängstliche Augen blickten ihn an. Ein kurzes Nicken. Mehr brachte der zitternde Körper nicht hervor. Das ging nicht. So konnte das nicht weiter gehen! Sie mussten weg, schnell!
 

„Komm!“ Ein Griff nach seiner Hand. Schnelle Bewegungen. Hinein in das Cockpit. Ihre letzte Chance. Das Dröhnen des Motors übertönte kurz das Surren der mechanischen Kämpfer. Doch die Bedrohung blieb. Zügiges Drücken vieler Knöpfe. Ein Ruck und bald war der Boden unter ihnen verschwunden. Erleichterung.
 

Doch plötzlich… Rauch und Feuer. Der Motor brannte! Es gab keine Rettung, keine Hilfe! Rasend schnell kam das beängstigende Blau näher! Wasser; das Meer! Was sollten sie bloß tun?

Schrille Schreie; ein harter Aufprall. Dunkelheit. Eine unwirkliche Kraft drückte auf ihre Körper. Kämpfen war sinnlos. Das Wasser verschluckte sie –
 


 

„Ähm, Moment mal, Tails. Hast du uns gerade umgebracht?“ Ein leises Kichern ertönte neben ihm, und er spürte, wie der Fuchs die Decke wieder ein Stück mehr über seine Schultern schob.

„Sieht ganz so aus.“ Er lachte wieder. Beinahe so, als hätte er eben einen Witz erzählt und nicht ihre letzten Momente vor dem Ertrinken. Sonics Margen verknotete sich bei dem Gedanken unangenehm. „Das hätte auch gut so passieren können.“ Nun hielt der Igel es nicht mehr aus und blickte auf seinen kleinen Bruder, der wenige Zentimeter neben ihm auf der Couch saß.

„Ach, und warum glaubst du das?“ Auch sein Blick war nun auf den Blauen gerichtet.

„Na, du hast einfach ein kleines Kind dein Flugzeug reparieren lassen! Ich hätte auch genauso gut kleine Steinchen in den Tank werfen und behaupten können, ich wäre Pilot!“ Beide hielten den Blicken des jeweils anderen stand.
 

„Du meinst also, ich war zu leichtsinnig dir einfach so zu vertrauen? Wobei unser Treffen ja auch komplett anders abgelaufen ist, aber das nur so nebenbei.“ Tails kicherte wieder.

„Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du mich dein Flugzeug hast reparieren lassen! Und die Geschichte war nur, um die Spannung zu erhöhen!“ Er legte lächelnd den Kopf schief. „Aber ja, genau das meinte ich. Es gibt definitiv mehr Kinder da draußen, die das Flugzeug zum Absturz gebracht hätten, als solche, die es wirklich wieder flott kriegen. Deine Erfolgsquote war verschwindend gering.“ Nun war es an Sonic zu grinsen.
 

„Vielleicht hast du da nicht ganz unrecht, lil bro.“ Der Igel zog seinen Arm unter der Decke hervor und legte ihn um die Schultern seines Freundes, um ihn nah an sich heranziehen zu können. Dieser nahm die Geste dankbar an und kuschelte sich in das weiche Fell seines Bruders. „Aber selbst wenn es so gelaufen wäre und ich mein Vertrauen in dich mit meinem Leben bezahlt hätte… Ich bereue nichts. Im Gegenteil. Ich würde es immer wieder tun.“

„Hab dich lieb, big bro.“

„Lieb dich auch, lil bro.“

Vergiss mich nicht

Vergiss mich nicht
 

Es war schon irgendwie merkwürdig, wenn ich so darüber nachdenke. Auf der einen Seite konnte ich den ganzen Tag einfach nur ziellos durch die Gegend laufen, ohne mich zu langweilen, Ruhe zu brauchen oder etwas anderes tun zu wollen, aber auf der anderen Seite liebte ich Tage wie diese genauso sehr. Warme Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach der riesigen Baumkrone über mir drangen, weiches Gras unter meinem Körper, das sogar noch ein wenig feucht von dem nächtlichen Regenschauer war, und die angenehme Ruhe des einfach nur Herumliegens. Ständige Bewegung und stundenlanges Liegen. Zwei Seiten einer Medaille und doch war beides ich. Schon komisch.
 

Ich seufzte und rutschte tiefer an dem Baum herab. Das sollte ich mir jedenfalls abgewöhnen. Immer dieses Rumphilosophieren. Das war viel zu anstrengend. Und außerdem war ich doch bekannt als der, dessen Kopf nicht zum Nachdenken da war. Auch, wenn das irgendwie einer Beleidigung gleichkam, musste ich bei dem Gedanken grinsen. Bisher hat mir mein Kopf immer aus der Patsche geholfen. Und für alles andere war sowieso Tails zuständig.

Und soweit ich wusste war er auch grade wieder dabei die Fachsimpel-Quote für uns beide an diesem Tag zu erfüllen. Er wollte ja lieber in seiner Werkstatt bleiben und rumbasteln anstatt mit mir an die frische Luft zu gehen. Ich sollte ihn wirklich öfter mit nach Draußen ziehen. Das ewige drinnen Herumsitzen kann auf Dauer gar nicht gut sein.
 

Ich öffnete meine Augen einen Spaltbreit und wurde gleich von den bunten Farben des Spätfrühlings begrüßt. Bald würde es Sommer werden. Die Blumen würden verblühen und das noch so frische Gras wird einen Großteil seiner grünen Farbe einbüßen. Dem fehlenden Regen sei es geschuldet.

Nur wenige Meter vor mir ragte unser gemeinsames Zuhause vor dem blauen Himmel in die Höhe. Auch, wenn es harmlos aussah, wusste ich genau, welche Überraschungen jeden erwarten würden, der auch nur dran denkt, dort unerlaubt einzudringen. Ich grinste bei dem Gedanken. Natürlich würde niemand diese Aktion mit seinem Leben bezahlen. Tails hatte an alles gedacht. Das Haus konnte sogar unterscheiden, ob der Eindringling ein lebendes Wesen war oder ein Roboter. Mit Letzteren haben wir nämlich kein Problem etwas unsanfter umzugehen.
 

Mein Blick schweifte zu dem Anbau, der sich neben dem Haupthaus befand. Ich konnte nur einen kleinen Teil des Gebäudes erkennen, bemerkte aber, dass das Tor weit offen stand. Ein Stück des rot gestrichenen Tornados glänzte hell in der hereinfallenden Sonne. Das war also seine Antwort auf „an die frische Luft gehen“? Ich hörte ihn diesen Einwand jetzt schon bei unserer nächsten Diskussion über das Thema vorbringen.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schloss ich die Augen erneut und lauschte dem lauen Frühlingswind, wie er mit den nahen Blättern spielte. Der Wald war so friedlich, dass es beinahe unheimlich war. Zu lange hatte Eggman sich nicht mehr blicken lassen und ich wusste nicht genau, ob ich mich darüber freuen oder der Sache doch nicht so recht trauen sollte. Doch woher sollte man schon wissen, was dieser Typ dachte? Uns blieb nur eins: Abwarten und die freie Zeit genießen.

Wir würden mit allem fertig werden. Solange Tails an meiner Seite war, würde ich nicht zweifeln. Tails, mein kleiner Bruder. Er war zu einem großen Teil meines Lebens geworden. Zu einem sehr viel größeren, als ich es je gedacht hätte. Er WAR mein Leben. Alles andere war zweitrangig geworden. Meine Freiheit: Egal.

Meine Geschwindigkeit: Unwichtig.

Geld und Ruhm: Absolut irrelevant.

Wenn es ihm schlecht geht, geht es mir auch schlecht. Wenn er unglücklich ist, bin ich es auch. Wenn er nicht in meiner Nähe ist, ist alles unbedeutend, bis er wieder da ist. Tails hat mich von Grund auf verändert. Er hat mir das gegeben, von dem ich dachte, dass ich es nie brauchen würde: Liebe, Freundschaft und ein Gefühl des Zuhauseseins. Es war mein größtes Glück, dass ich ihm begegnen durfte. Und auch, wenn mein Leben durch seine Anwesenheit völlig auf den Kopf gestellt wurde, würde ich für nichts in der Welt tauschen wollen.

Dank ihm hatte ich so viel mehr, als ich es mir je erträumt hatte.

Er war mein Leben.
 

Ein schriller Schrei schoss über die Lichtung und das Rascheln der Blätter verstummte augenblicklich. Ehe ich mich versah war ich bereits auf den Füßen und rannte so schnell ich konnte in Richtung der Garage. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Diese Stimme…

Es dauerte nur Millisekunden, ehe ich durch das offene Tor sprang und abrupt stehen blieb. Panisch blickte ich mich um und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit ehe ich ihn an seinem Schreibtisch entdeckte. Sein Körper war vor Schmerzen gekrümmt, Schweißperlen standen auf seiner Stirn und eine Hand war um die Kante der Werkbank geschlungen, während er die andere in sein Fell gekrallt hatte. Genau an der Stelle, an der sein Herz saß.
 

„Tails!“

Panik erfasste von mir begriff und mein Innerstes verkrampfte. Ganz automatisch wollte ich auf ihn zugehen, doch er wich einen Schritt zurück. Ich versteinerte Augenblicklich.

„Nein. Komm... nicht… näher…“ Er keuchte die Worte nur. Seine Stimme war so schwach, dass ich ihn kaum hören konnte, auch wenn er nur gut zwei Meter von mir entfernt stand. Seine Augen waren halb geschlossen und er hatte den Kopf gesenkt. Immer wieder zuckte er zusammen und jedes Mal stöhnte er vor Schmerzen auf. Es zerriss mich.

„Tails! Was ist los? Du musst sofort zum Arzt!“ Eben war mein Verstand noch so scharf gewesen und plötzlich bekam ich keinen klaren Gedanken mehr zustande. Angst schnürte mir die Kehle zu. Die Angst, die wichtigste Person in meinem Leben zu verlieren.

„Das… hat… keinen… Sinn.“ Sein Körper sackte weiter in sich zusammen und diesmal hechtete ich an seine Seite, um ihn aufzufangen, ehe er auf dem Boden aufschlug. Immer noch von Panik erfüllt, drückte ich ihn dicht an mich heran. So, als könnte ich ihm helfen, indem ich ihn einfach nur fest genug hielt. Sein Atem wurde mit jedem Atemzug schwächer und schwächer und sein Körper verkrampfte immer mehr.

Was war bloß los? Was sollte ich nur tun?

„Tails!“, rief ich verzweifelt und drückte ihn enger an mich. Festhalten. Halt ihn fest!

„So-nic.“ So gut er konnte, hob er seinen Kopf, bis seine hellblauen Augen genau meine trafen. Ich erschrak, als ich bemerkte, wie die Farbe langsam verblasste. Nein! „Bleib… stark. Bitte.“ Seine Worte verdutzten mich. Was meinte er? Doch als er plötzlich seine Hand hob, hätte ich am liebsten laut aufgeschrien. Sie war… transparent. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Beine kaum noch sichtbar waren.

Tails löste sich vor meinen Augen auf.
 

„Du musst ins Krankenhaus; sofort!“ Schnell umfasste ich ihn stärker und wollte ihn gerade hochheben, als ich den schwachen Druck seiner Hand an meiner spürte.

„Nein. Bitte. Du hast etwas… Anderes… zu tun.“ Verzweifelt sah ich ihn an. Warum? Warum ließ er mich ihn nicht retten? Warum nur?
 

„Tails, warum?“ Meine Stimme war leise, brüchig. Jedes Wort brannte regelrecht in meiner Kehle. Ich spürte den Druck in meinem Kopf.

„Verzeih mir, big bro. Ich… liebe dich. Werde immer… bei dir sein. Bitte. Vergiss… mich nicht.“ Mehr und mehr von ihm verschwand. Der Druck in meinen Armen schwand mit jeder endlosen Sekunde. Nein… Nein! Er konnte doch nicht einfach…!

„Tails! Nein!“ Er schenkte mir ein letztes Lächeln. Es war genau das Lächeln, das er an dem Tag trug, als wir Freunde wurden. Nein, als wir Brüder wurden. Dieses Lächeln das sagte: Danke, dass du mich liebst.
 

Und plötzlich war ich alleine. Eine eisige Kälte umfing meinen Körper, als alle Muskeln in sich zusammensackten. Irgendwie schaffte ich es wohl sitzen zu bleiben, denn der erwartete Aufprall auf dem Boden blieb aus. Doch das alles war vollkommen egal.

Das Gewicht, das eben noch auf meinen Schoß gedrückt hatte, war verschwunden. Die Wärme, die ich in meinen Armen gehalten hatte, war einer eisigen Kälte gewichen. Das Gesicht, das mich gerade noch angelächelt hatte, war nicht mehr existent. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum.

Mein Körper war taub. Ich spürte absolut nichts mehr. Ich war… wie tot. Mein Grund zu leben hatte sich eben in Luft aufgelöst. Er war… einfach weg.

„Tails…“ Ich schluchzte. Spürte die Tränen auf meinen Wangen. Ich war vollkommen hilflos. Alles hatte seinen Glanz verloren. Es gab keinen Grund mehr zu existieren.
 

Ein lautes Rumpeln ließ mich aufblicken. Erst hatte ich beschlossen es zu ignorieren, doch nach einer Weile wurde es zu penetrant. Ich blickte neben mich. Dort, wo der Tornado stand. Tails Flugzeug. Sein geliebtes…

Meine Augen weiteten sich ungläubig, als ich die Veränderung bemerkte. Das Flugzeug war plötzlich… uralt! Die knallige rote Farbe, die Tails erst vor kurzer Zeit erneuert hatte, war einfach verschwunden. Rost und Dreck überzogen das eben noch gut gepflegte Metall. Dellen drückten sich wie von Geisterhand in die Oberfläche. Alle Modifikationen verschwanden, bis es wieder genauso aussah, wie damals, als ich auf Westside Island abgestützt war.

Wie damals, bevor ich Tails getroffen hatte.
 

„Das ist… nicht wahr!“, keuchte ich und blickte hastig durch den Raum. Die Bilder an den Wänden waren verschwunden. Tails Werkbank löste sich in Nichts auf! Und sogar das Gebäude selber schien sich einfach so in Luft aufzulösen! So, als hätte es nie existiert.

Der Boden unter mir veränderte sich und ehe ich begriff saß ich auf einer Wiese unter blauem Himmel. Der immer noch laue Frühlingswind blies mir sanft ins Gesicht.

„Nein, nein, nein!“ Mühsam erhob ich mich und wankte wie in Trance zurück. Dort, wo eben noch die Werkstatt gestanden hatte, stand nun nur noch ein altes, rostiges Flugzeug mitten auf einer Wiese. Das war doch unmöglich!

Hastig blickte ich zur Seite, doch dort, wo eigentlich unser Haus stehen sollte, befand nur noch eine kleine, einfache Holzhütte.
 

Langsam dämmerte es mir. Und diese Erkenntnis ließ mein Innerstes gänzlich gefrieren. Ich konnte nicht mal sagen, ob mein Herz noch schlug. Ich spürte es nicht.

Ich hatte alles verloren. Alles und noch so viel mehr. Aber warum? Was war hier eben passiert? Ein Albtraum! Das war ein wahrer Albtraum!
 

„Soniiic!“ Ein heller Schrei ertönte hinter mir und für einen Moment schien mein Herz wieder zu funktionieren. Ich blickte mich um und erkannte einen rosafarbenen Igel, der mir winkend entgegen lief.

„Amy!“, stieß ich hervor. „Amy! Tails ist…!“ Ich stockte. Hier war etwas nicht richtig. Ihre Kleidung, sie war…!

„Ahhhh! Du hast dir meinen Namen gemerkt! Ich kann es kaum glauben!“, quietschte sie fröhlich hüpfte vergnügt auf der Stelle. Ihr orangefarbener Rock schwang bei jeder ihrer Bewegungen mit. Ein Rotschimmer zierte ihre Wangen.

„Amy?“

„Ich weiß… Es ist schon einige Jahre her, aber ich hatte nie die Gelegenheit mich dafür zu bedanken, dass du mir damals das Leben gerettet hast!“ Ich blickte sie verdutzt an. „Du weißt schon. Damals auf Little Planet! Ich wollte dir schon so lange danken, hatte aber nie die Gelegenheit dazu!“ Ihr schüchternes Lächeln fühlte sich falsch an. Das passte nicht zu ihr! Das war nicht die Amy, die ich kannte!

„Ich…“, stieß ich hervor, ohne die geringste Ahnung, was ich tun oder sagen sollte.

„Oh, ich störe wohl gerade?“ Sie legte ihren Kopf schief und drückte ihre Arme näher an ihren Oberkörper. Erst da bemerkte ich das kleine Stück Papier und den Stift, den sie fest an sich drückte. „Ich will auch gar nicht nerven, aber ich hatte gehofft… Könntest du vielleicht…? “ Mit hochrotem Kopf streckte sie plötzlich ihre Arme aus und hielt mir den Block samt Stift entgegen. Beschämt blickte sie auf den Boden. Ihr rechter Fuß malte Kreise in die Erde. „Ich weiß… Normalerweise gibst du keine Autogramme, aber ich dachte… Bitte?“

Ganz automatisch und ohne nachzudenken griff ich nach dem Stift und starrte ihn einige Minuten an. Die Erkenntnis sackte immer tiefer in meinen Kopf. Von Sekunde zu Sekunde wurde es mir klarer. Ich hatte mehr verloren, als mir bewusst gewesen war.
 

Ich begriff gar nicht, was ich da tat, als mich das freudige Kreischen des rosafarbenen Igels, der einmal meine beste Freundin gewesen war, wieder in die Realität zurückholte. Auf ihrem Block prangte nun mein Name.

„Oh, danke, danke! Wenn ich das meinen Freundinnen zeige!“ Sie lachte, verbeugte sich mit einem weiteren Danke und verschwand zwischen den umstehenden Bäumen.
 

Sie waren alle verschwunden. Ich hatte mich nie mit Amy angefreundet. Und wahrscheinlich auch nicht mit den anderen. Knuckles, Vanilla und Cream, die Chaotix, Shadow, Silver und Blaze. Und auch nicht mit… Tails.

Alle möglichen Gefühle strömten auf mich ein. Ich hatte Tails nie getroffen. Ihn nie kennen gelernt. Wir waren nie Brüder geworden. Unsere Leben hatten sich nie berührt. Er würde mich nie wieder anlächeln.
 

Dass ich rannte bemerkte ich erst, als ich den Hügel längst hinter mir gelassen hatte. Meine Füße trugen mich vorwärts. Wohin wusste ich nicht genau. Und es war mir auch egal. Ich wollte weg, einfach nur weg. Mein Leben hatte sich innerhalb von Sekunden in Luft aufgelöst. Alle anderen hatten es vergessen! Unser gemeinsames Leben!

Oder… War ich derjenige, der Unrecht hatte? Hatte ich das alles nur geträumt? Gab es Tails überhaupt nicht? Hatten all unsere Kämpfe nie stattgefunden? War das alles nur in meinem Kopf passiert? Wie auf Kommando durchzuckte diesen ein heftiges Stechen. Mir wurde kurz Schwarz vor Augen und im nächsten Moment spürte ich schon, wie ich auf dem steinharten Waldboden aufschlug. Der Schmerz in meinem Kopf flammte wieder auf und ich unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei. Nein, nein, nein! Das war kein Traum! Das konnte einfach keiner gewesen sein! Tails war real, das wusste ich! Mein Bruder hat existiert!
 

Ich sprang wieder auf die Beine und lief. Ich lief und lief. Ohne Pause. Ich hielt nicht an. Für niemanden, der mir über den Weg lief. Ich sah ihre Gesichter nicht. Für mich waren sie nur Luft. Unbedeutend. Sie waren mir… egal. Alles war egal.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon lief, als mir plötzlich der salzige Geruch von Meerwasser in die Nase stieg. Doch ich bremste nicht ab. Ich hatte mittlerweile begriffen, wohin mein Körper mich leitete. Ich musste es mit eigenen Augen sehen. Musste IHN sehen.

Das Wasser unter mir spritze bei jedem meiner Schritte in mein Gesicht. Doch ich beachtete es gar nicht. Selbst der Gedanke, dass ich nicht mehr schnell genug sein könnte und hier – mitten auf dem Meer – ertrinken könnte, erschreckte mich nicht. Ein Teil von mir rief sogar nach dem Tod. Dem Ende. Alles, was mir lieb und teuer war existierte nicht mehr. Warum tat ich es also noch?
 

Es regnete. Das war das erste, was mir auffiel. Hatte ich schon wieder festen Boden unter den Füßen? Ich wusste es nicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich die Insel betreten hatte. Und doch musste es so sein, denn ich versank nicht, als ich das erste Mal seit Tagen stehen blieb. Aber in diesem Moment wünschte ich, ich hätte dem Teil in mir nachgegeben, der nach dem Tod gerufen hatte.

Hier stand ich nun. Meine Beine hatten mich hierher geführt. Erinnerungen, die irgendwie nicht zu mir gehören zu schienen, obwohl sie es doch taten, hatten mir diesen Ort gezeigt. Und doch war es unwirklich. Einfach nicht gerecht.

Ich brach zusammen. Gab endlich meinem Körper die Pause, nach der er schon seit Ewigkeiten schreien musste. Hier an diesem Ort. Diesem verfluchten Ort. Zitternde Finger streckte ich ihm entgegen. Diesem namenlosen Stein der lieblos in die Erde gerammt war. Völlig verwittert und mit Pflanzen bedeckt. Zahlreiche Spuren deuteten auf die Schändung dieses kleinen Kindergrabes hin. Ausgeschlagene Kanten des ehemals glatten Steins, plattgetrampelte Erde und das schlimmste waren die großen, vom Regen verschmierten Buchstaben die darauf prangten. FREAK.
 

Diesmal konnte ich die Tränen nicht bekämpfen, als die Bilder auf mich einprasselten. Wollte es auch gar nicht. Es war nur eine Woche nachdem ich auf der Insel gelandet war geschehen. Mein Flugzeug war bereits von einem Fachmann repariert worden und ich war bereit zum Abflug, als ich diesen kleinen roten Punkt auf dem Sand bemerkte. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen war ich zu ihm hinübergegangen. Und dort lag er. Seine Augen blickten nichts sehend in den Himmel. Letzte Tränen hingen noch in seinen Augenwinkeln. Einige Gelenke seltsam verdreht. Blut sickerte noch immer in den glühend heißen Sand. Nicht einmal seinen Namen hatte ich gekannt.
 

Mein Schrei hallte durch den Wald, als ich mich daran erinnerte, wie ich das kleine, abgemagerte Kind aufgehoben und es begraben hatte. Ich hatte sein Gesicht genau gesehen, bis auch das unter der Erde verschwand.

Das war kein Traum, nein. Nicht einmal ein Albtraum. Das war zu grausam für einen Albtraum. Das war das Leben. Der Tod.
 

„Verzeih mir, big bro. Ich… liebe dich. Werde immer… bei dir sein. Bitte. Vergiss… mich nicht.“
 

Ich zuckte zusammen, als ich seine Stimme in meinem Kopf vernahm. Seine letzten Worte, bevor all dies passiert war.

Nein, das habe ich mir nicht eingebildet. Ich weiß, dass Tails real war. Mein kleiner Bruder. Meine Welt. Etwas ist passiert, doch ich kann mir einfach nicht erklären, was. Wie soll ich etwas tun, wenn ich nicht weiß, was überhaupt passiert war? Wie soll ich gegen das Schicksal ankommen?

Ich wünschte, ich könnte einfach die Zeit zurückdrehen und all das ungeschehen machen!
 

„Werde immer… bei dir sein. Bitte. Vergiss… mich nicht...“
 

Plötzlich und so schnell, dass meine Gelenke mit einem lauten Knacken protestierten, richtete ich mich auf. Ich hielt dieses Gefühl fest. Klammerte mich daran.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Danke, lil bro. Entschuldige, dass ich so lange gebraucht habe, es zu verstehen. Das ich daran gezweifelt habe. Du warst eben schon immer der Klügere von uns Beiden. Du hast es von Anfang an gewusst, habe ich Recht? Dass es irgendwann soweit kommen würde.

„Ich werde dich retten. Ich habe es dir versprochen. Du bist bald wieder bei mir, ich schwöre es.“
 

Tropf, tropf. Immer und immer wieder, doch das Wasser war mir egal. Mein Verlust war größer als meine Angst und Abscheu gegen das flüssige Nass.

Er wird dafür büßen. Das werde ich ihm nie verzeihen… Niemals.
 

Schneller, immer schneller. Mein Körper protestierte. Mit jedem Schritt schien er zerreißen zu wollen und doch gab ich nicht auf. Das Leben meines besten Freundes stand auf dem Spiel. Dank ihm hatte ich so viele andere Leben berührt. Dank ihm glich meine Welt einer sonnendurchfluteten Wiese und nicht einem wolkenverhangenen Meer.
 

„Vergiss… mich nicht.“
 

Ja, du wusstest es. Du wusstest genau, was mit dir passierte, und du hast versucht, es mir zu sagen. Verzeih mir, dass ich es nicht verstanden hatte. Doch ich werde es wieder gut machen. Du hast etwas anderes verdient als diesen geschändeten Grabstein. Du hast es verdient geliebt zu werden.
 

Der Regen tropfte auch hier in Massen vom Himmel. Schliddernd hielt ich vor dem großen, metallenen Koloss inne. Die Kameras hatten mich noch nicht entdeckt, doch gleich würden sie es tun. Ich werde dieses Labor in Schutt und Asche legen, das verspreche ich…
 

Mein Körper bewegte sich und ich dankte Chaos dafür. Trotz der Schmerzen war es ein leichtes die Roboterwachen auszuschalten. Er hatte wohl nicht mit meinem Erscheinen gerechnet. Er hatte wohl gedacht, dass ich ihn wirklich vergessen hätte. Aber wie könnte ich?

Ich erinnerte mich. Und zwar sehr gut. Sein Plan hatte nicht funktioniert.
 

„EGGMAN!“, schrie ich, als ich die Tür zu seinem Computerraum mit einer schnellen Bewegung aufbrach. Ich flog einfach hindurch. Ein lauter Aufschrei ertönte und gleich darauf lag das Surren von zahllosen Lasern in der Luft. Die Wut in mir brodelte. Heißer als alles, was ich je gespürt hatte. Er würde büßen…

Ich spürte, wie mich der Hass durchtränkte. Mich verschlang. Mein Herz ergriff. Und ich konnte mich nicht wehren. Wusste nicht einmal, ob ich das überhaupt wollte. Ich würde es zu Ende bringen. Hier und jetzt.

Die Roboter waren verschwunden, ehe ich blinzeln konnte. Nichts weiter als Schrappnell. Müll.
 

Und da kauerte er. Vor dieser großen Maschine. Der Maschine, die mein Leben zerstört hatte. Mein Leben und das meines Bruders.

„Eggman“, zischte ich und ging zu ihm herüber. Er schrie mir Dinge zu, suchte verzweifelt nach einem Ausweg, doch ich wusste, es gab keinen. Nur noch wenige Zentimeter trennten mich von ihm, als ich innehielt. Er würde büßen, aber nicht so.

Ich schloss meine Augen für einen Moment.
 

„Verzeih mir, big bro. Ich… liebe dich.“
 

Ich liebe dich auch, Kiddo. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich wünschte, ich hätte dir das öfter gesagt.

Als ich meinen Blick wieder auf meinen Feind richtete, spürte ich, wie der Hass von einer wohligen Wärme verdrängt wurde. Immer wieder hörte ich seine Stimme, sah sein Lächeln, spürte seine Umarmungen. Ich lasse dich nicht im Stich. Niemals.
 

Die Wärme breitete sich in meinem Körper aus und ich spürte, wie sich sämtliche Energie in mir sammelte. Ich hatte die Chaos Emeralds nicht bei mir, doch ich brauchte sie dieses Mal auch nicht. Diesmal war es meine eigene Stärke, auf die es ankam. Und ich würde alles geben.

Goldenes Leuchten erfüllte den Raum.
 

„Mach sofort rückgängig, was du meinem Bruder angetan hast!“, schrie ich ihm entgegen. „Mach, dass Tails und ich uns damals getroffen haben! SOFORT!“
 

Unbeholfen richtete der Doktor sich auf und drückte mit zitternden Fingern ein paar Knöpfe, bis die Maschine laut zu surren anfing und uns mit einem blauen Licht umhüllte.

Das Nächste, was ich sah, war ein regennasser Wald. Der Winter war dabei Einzug zu halten und die Luft war kühl. Ich kannte diesen Ort, wusste, wo ich war. Und nichts konnte mich glücklicher machen. Ich zählte die Schritte, bis ich den Platz erreichte. Konnte mich an jedes Detail erinnern. Die Wärme in meinem Inneren umschloss nun auch mein Herz, als ich sie sah. Ein blauer Igel und ein orangefarbener Fuchs. Klitschnass und verfroren. Und auf dem Gesicht des Igels hatte sich ein breites Lächeln breit gemacht.
 

„Wie heißt du?“ Diese Frage schien den Fuchs zu überraschen. Perplex sah er dem Fremden entgegen.

„Miles… Prower.“ Bevor er es selbst bemerkte, hatte er seinen Namen bereits ausgesprochen. „Aber ich hasse meinen Namen!“, fügte er noch schnell hinzu.

„Würdest du gerne bei mir bleiben? Bitte sei ehrlich. Würdest du gerne mit mir zusammen wohnen? Ich… habe mir schon immer einen… kleinen Bruder gewünscht.“

„Ist… Ist das… dein Ernst?“

„Aber klar! Du weißt doch, Sonic the Hedgehog erzählt keine Lügen.“

„Danke! Danke, Sonic! Ich… Wollte schon immer einen großen Bruder haben!“

„Für dich würde ich alles machen, lil bro. Lass uns nach Hause gehen.“
 

Ich schloss die Augen. Ließ mich in dem Moment versinken. Genoss ihn. Meine Erinnerung. Das war der Moment in dem ich beschlossen hatte den kleinen, hilflosen Fuchs zu mögen. In diesem Augenblick hatte ich einen Bereich in meinem Herzen entdeckt, den ich bisher nicht kannte und den ich nie wieder missen wollte.
 

„Sonic.“ Mein Herz machte einen Ruck als ich die Stimme vernahm. Ich öffnete meine Augen und bemerkte, dass ich bereits wieder in Eggmans Labor war. Dieser schien allerdings verschwunden zu sein, doch das war in diesem Moment nebensächlich.

Ich wandte mich um. So langsam, wie ich es mir selbst nicht zugetraut hätte. So, als hätte ich Angst, dass er wieder verschwinden würde, wenn ich mich zu schnell bewegte. Es war, als würde ich ihn zum ersten Mal richtig sehen. Sein Fell, eine Mischung aus Orange und Gold. Seine weißen Ohren. Die unglaublich blauen Augen, die funkelten, wie die Sterne am Himmel.

Ein junger Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte.
 

„Hey, Buddy.“ Meine Stimme war leise, doch ich wusste, dass er mich hören konnte. Tränen sammelten sich in seinen Augen und doch verschwand das Lächeln nicht von seinem Gesicht.

„Entschuldige, dass ich so lange weg war.“ Seine Stimme brach, als die Freudentränen die Oberhand gewannen und sein ganzer Körper anfing zu zittern.

„Ich hab dich vermisst, lil bro.“
 

Da war sie wieder. Seine Wärme. Ich drückte ihn fester an mich, immer darauf bedacht, ihm nicht wehzutun. Ich musste mich ständig daran erinnern, dass ich noch immer meine Super-Form hatte und ihn ohne große Mühe zerquetschen könnte. Und trotzdem würde das nie passieren. Ich würde ihn nie wieder verlieren, egal was mich das kostet.

„Lass uns nach Hause gehen.“ Ich spürte, wie er an meiner Schulter nickte. Doch er ließ mich nicht los. Und ich ihn auch nicht. Ich drückte ihn enger an meinen Körper und ging mit ihm in Richtung der zerstörten Tür. Ein letztes Mal wandte ich mich um, streckte meine Hand aus und sammelte alle mir noch zur Verfügung stehende Energie. Ich halte immer meine Versprechen.
 

Ein gleißender Lichtblitz schoss durch den Raum und Sekunden später ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Ich umfasste den zerbrechlichen Körper in meinem Armen fester und brachte uns mit einem Chaos Control so weit weg wie möglich. Erst als ich wieder auf unserem Hügel stand, löste ich meine Super-Form auf und setzte den jungen Fuchs vorsichtig ab. Erstaunt blickte ich auf den Platz, an dem vor kurzem noch die alte Hütte und das rostige Flugzeug standen und war mehr als erleichtert, als mir ein gewohnter Anblick begegnete.
 

Das Bild von meinem Leben, was eben noch zerbrochen auf dem Boden gelegen hatte, begann nun langsam sich wieder zusammen zu setzen. Stück für Stück. Und der größte Part war bereits vollständig.

„Was hast du gesehen?“ Tails Frage überraschte mich.

„Was meinst du?“

„Ich war… tot, oder? Ich habe ohne dich… gar nicht mehr existiert, habe ich Recht?“ Das Bild des geschändeten Kindergrabes erschien erneut vor meinem engeren Auge und ich zog Tails näher an mich heran. Nie wieder. Nie wieder würde ich diese Bilder sehen müssen.

„Denk da nicht drüber nach, lil bro. Das war ein Leben, das es nie hätte geben sollen. Wir haben uns getroffen und du bist jetzt hier. Hier bei mir. Und nichts anderes zählt.“

„Ich hab dich lieb, big bro. Und ich danke dir.“

„Und ich habe dich lieb. Sehr sogar.“
 

„SONIC! TAILS! Ein Glück! Ihr seid okay!“ Tails und ich wandten uns um. In Amys Augen glänzten Tränen. „Ich hatte eben einen ganz verrückten Traum! Chaos sei Dank war das nicht real!“
 

Im Gegensatz zu den anderen Malen begrüßte ich ihre Umarmung sehr. Das Bild setze sich wieder zusammen. Stück für Stück.
 

Stück für Stück.
 

Und ich werde dafür sorgen, dass es nie wieder zerbricht.

Ich werde das Leben, welches ich schenken konnte, mit meinem ganzen Dasein beschützen.

Wir werden beide das Leben führen, welches wir verdient haben.
 

„Komm schon, big bro! Ich habe gerade den Tornado geupgrated! Lass uns eine Runde fliegen!“ Glockenhelles Lachen. „Ich hoffe nur, dass es auch wirklich immer noch da ist und sich nicht in Luft aufgelöst hat!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich liebe diesen Spitznamen! <3 Baldy McNosehair! xD
Danke, Sonic Colors! ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
PS: Kennt wer die Erinnerung an Sonics und Tails erstes Treffen?
Das hab ich eben mal schnell aus meinem anderen OS ‚Lernen, wie man vertraut’ geklaut xD Wieso auch das Rad neu erfinden…? ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Mich1
2015-05-14T18:58:01+00:00 14.05.2015 20:58
Traurig, dass dieses Kapitel noch keinen Kommentar hat. Ich fand den OneShot einfach niedlich. Es ist alles so knuddelig und man kann sich die ganze Umgebung sehr gut vorstellen. Einfach Süß.
Von:  Drigo
2013-07-20T22:10:22+00:00 21.07.2013 00:10
also ich muss schon sagen ich bin hin und weg einfach klasse wie du schreibst mach weiter so ja
Von: abgemeldet
2013-07-13T14:00:53+00:00 13.07.2013 16:00
Oh Mann, entschuldige, dass ich erst so spät hier vorbeischaue. Ich habe zwar mitbekommen, dass die neuen One-Shots längst oben waren, aber in letzter Zeit war mit mir einfach gar nichts anzufangen. Ist erst seit gestern wieder besser geworden und ich habe es sogar mal geschafft, selbst wieder was zu schreiben. Früher oder später hole ich aber immer alles nach, so kennt man das von mir (egal, wie lange es dauert ^^). :)
Ich hoffe, du bist bereit für neue Monster-Kommentare auf Ciela-Art. ;D
Ich werde mich jedenfalls nicht zurückhalten. Muahahahaha~
> Einzig und allein auf Wunsch von Ciela hier hochgeladen.
Verdammt. Ich kann einfach nicht "Nein" sagen ^^'

Hihihi~ Also mich freut das sehr. :3
Aber ich kenne das, ich kann auch nur schwer "Nein" sagen. Es sei denn, ich habe wirklich absolut keine Lust dazu das zu tun, worum ich gebeten werde. :,D
> Jetzt, wo ich nicht mehr so depri bin, finde ich, dass die Geschichte sogar geht.
Ist meistens so. Zumindest habe ich das auch schon sehr oft erlebt, dass mir Kapitel hinterher doch noch ganz gut gefallen haben, nachdem meine Depri-Phase vorbei war. Was auch gut ist, denn so hat man sich die Arbeit nicht umsonst gemacht. In jedem Fall freut es mich sehr für dich, dass du dem OS jetzt besser gegenüberstehen kannst. :)
So, und zur Inhaltsangabe des OS: Die klingt so vielversprechend! Wird sicher wieder genau nach meinem Geschmack sein. ♥
> Und das Beste ist... Die beiden wissen das auch :D
Awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~ Q____Q
Das ist so schön. >.<

Ich habe noch nicht angefangen zu lesen und schon halbe Romane geschrieben ... tja, das bin ich. :,D
Aber JETZT fange ich einfach mal endlich an, mit dem Lesen. :D

> Ein bizarres Stöhnen entwich seinem leicht geöffneten Mund.
Irgendwie bekomme ich dabei schon gleich Gänsehaut. o_Ô
Also, im Grusel-Sinne jetzt, nicht dass man mich falsch versteht.

> Es schmerzte. Alles brannte. Er brannte.
Ich bin ja echt ein Fan von solch kurzen "Sätzen" knapp hintereinander, die verwender ich auch sehr gerne, besonders bei Ich-Perspektiven. Da kommt die Spannung einfach viel besser mit rüber, finde ich. Darum habe ich hier gerade so ein vertrautes Gefühl, während ich das lese, weil ich in solchen Stellen auch immer so schreibe. Das gefällt mir. :D

> Bloß nicht ohnmächtig werden!
Das ist immer ein gutes Vorhaben. D;
Oh je, wer das wohl ist? Hoffentlich nicht Tails, bei ihm tut es mir immer doppelt so leid, wenn es ihm so schlecht geht, aber bestimmt ist er es. Q___Q

> Sein sonst so schlauer Kopf war zu nichts mehr zu gebrauchen.
Waaaaaaaaaaah, natürlich ist es Tails. Q___Q
Was passiert da nur wieder bei dir, du armer? TT___TT

> Heute war der Tag ihres Picknicks. Sie hatten sich schon seit Wochen darauf gefreut!
Der Satz ist irgendwie total süß. :3

> Wieso war das alles nur passiert? Warum hatte Eggman gerade heute entschlossen anzugreifen?
Immer dann, wenn es am schönsten ist ... kennt man leider. :(
Oha, da scheint echt was los gewesen zu sein. D;

> Er wollte weinen, doch er konnte nicht.
Dafür weine ich hier gleich. Q___Q

> „So-nic…“
Ich find's immer so süß, wenn Tails das so sagt. Und hier ist es gerade zusätzlich noch so dramatisch. >.<

> „Du machst dich jetzt aber nicht wieder verrückt, oder Buddy?“
Awwwww~ Sonic hat ihn gleich durchschaut. Hehe, er kennt ihn eben schon zu gut. :3

> „Mach dir nichts draus. So schnell wie ich ist eben niemand.
XDDD
Klar, er meint es in dem Moment vielleicht nicht so, aber das klingt gerade irgendwie selbstlobend. XD

> „Tails. Da renne ich lieber mit einem Kaktus um die Wette!
XDDDDDDDDDDDDDDDDD
Was für eine Aussage. XD
Wie es dir immer gelingt, bei der ganzen Dramatik trotzdem noch witzige Sachen einzubauen, finde ich super. :D

> Die Liebe zu seinem großen Bruder war alles, was er immer gebraucht hatte.
Awwwwwwwwwwwwww~ Q___Q
Das klingt wieder mal so schön, ich bin gerührt.
Diese ganzen Rückblenden sehen übrigens gerade danach aus, als würde Tails vor seinem Tod alles nochmal durchgehen. D;

> Sein Freund zuckte nur mit den Schultern und ließ sich neben ihn auf die Couch hab ich mich nicht getäuscht. Also sag schon was los ist!“
Ich würde ja sagen, hier stimmt eindeutig was nicht. ;)

> konnte er seine Verwirrung beinahe riechen.
Ich würde Sonics Gesichtsausdruck jetzt zu gerne sehen. XD

Oh, was ich übrigens sagen wollte: Ich finde es gut, dass du immer wieder zeigst, dass Tails noch Zweifel hat. Ich meine, nach so vielen Jahren auf dieser Insel, wo er gehänselt wurde und alles, ist es nicht so leicht, ein starkes Selbstvertrauen aufzubauen. Das braucht Zeit. Daher finde ich es echt gut, dass du das auch so handhabst, also dass er nicht gleich ein unüberwindbares Selbstvertrauen besitzt. So wie jetzt wirkt es einfach viel realistischer, deshalb wirst es auch in keiner Weise störend.
Wollte ich nur lobend anmerken. :)

> Plötzlich spürte er das warme Fell seines Bruders im Gesicht, als dieser ihn fest an sich drückte.
Awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~ ♥♥♥
Ich sterbe wieder vor Verzückung. ♥

> Ohne mein Herz kann ich nicht leben.“
Wie poetisch und einfach nur so schön. Q___Q

> Sonics Augen weiteren sich für den Bruchteil einer Sekunde
Damit ich hier nicht nur wie ein begeistertes-schleimendes-Fangirl rüberkomme, ist es mir eine Freude, dich auch mal berichtigen zu können: "weiteten" :)

> Nicht, so lange es seinen großen Bruder gab, der auf ihn aufpasste. Der ihn liebte.
Und wieder so ein schöner Schlussatz bei diesem tränenvollen OS. ♥

Ich bin beruhigt, dass du dich mit dem OS inzwischen auch anfreunden konntest, denn ich persönlich mag den hier mehr als den ersten. Wahrscheinlich weil er noch viel dramatischer war. Und ich liebe Drama. X3
Dann kann ich im Grunde nur wieder sagen, was ich dir schonmal sagte: Ich finde es großartig, wie du Gefühle beschreibst und in den Geschichten sowohl Drama als auch Witz vereinen kannst. Mit dem Spitznamen "Baldy McNosehair" konnte ich zwar leider nichts anfangen, weil ich Sonic Colors ja (noch) nicht kenne, aber ich bin sicher, es hätte mich schmunzeln lassen, würde ich es kennen. XD
Ich nehme mal an, dass Tails Fieber gehabt hat, oder? Zumindest ist es das, was ich jetzt nach dem Lesen aus dem Ganzen geschlossen habe. Der arme kleine Fuchs. D;
Aber Sonic ist immer für ihn da. Das ist schön. ♥
Btw. finde ich es auch toll, dass du die Bruderliebe überzeugend rüberbringen kannst, ohne dass es wie Shonen-Ai oder so aussieht. Bruderliebe finde ich zwischen den beiden auch viel besser als irgendwas anderes. Ich hoffe auf viele weitere One-Shots. :D
Und wenn ich mal lange brauche, bis ich zum Lesen komme, nicht enttäuscht sein. Wie gesagt, früher oder später hole ich immer alles nach. :)
Danke nochmal für's hochladen. ♥
Von:  Drigo
2013-07-08T03:59:16+00:00 08.07.2013 05:59
schnief ich bin von deinen worten so gerührt du bist der beste mach weiter so ja
Antwort von:  MarySae
08.07.2013 06:35
Danke! Ich werde es auf jeden Fall versuchen :)
Von:  Drigo
2013-07-05T19:22:24+00:00 05.07.2013 21:22
ich bin neu und heiße Drigo deine Fanfics es super ich mag es
Antwort von:  MarySae
05.07.2013 21:47
Danke dir! Freut mich :D
Von: abgemeldet
2013-06-27T20:09:47+00:00 27.06.2013 22:09
Endlich! *___*

*hat die FF gleich favorisiert*
Darauf warte ich schon so lange, seit du sagtest, du schreibst noch was. Bin ich froh, dass ich deine FFs abonniert habe. X3
Ist ja wohl auch das mindeste, nachdem du mich mit der FF "Lernen, wie man vertraut" total übel geflasht hast. Ich habe mir inzwischen sogar das Spiel "Sonic Mega Collection Plus" besorgt, um alles nachzuholen, was ich bisher verpasst habe. Alles nur wegen dir. >.<
Ich bin so unendlich glücklich, dass du eine One-Shot Sammlung zu Sonic und Tails aufgemacht hast. ♥ Nach der letzten, tollen Geschichte zu den beiden habe ich sehr darauf gehofft. :3

> Die beiden sind aber auch einfach zu niedlich!
OH JA! Und WIE! >___<
Ich habe ja auch einige Folgen von Sonic nachgeholt und mich dabei in die Folge Tails' New Home aus Adventures of Sonic the Hedgehog verliebt. Geschwisterliebe ist so was schönes. ♥

> Ja, der OS ist teilweise sehr kitschig und Sonic ist mir etwas OOC geraten ^^'
Ich mag Kitsch. :3
Und mit dem OOC bin ich mal gespannt, ob ich das bestätigen kann. O___O

> Ärgert mich auch etwas, aber ich kann mir schon vorstellen, dass Sonic auch mal richtig abticken kann, wenn er beinahe seinen Bruder verlieren würde xD
Kann ich mir aber auch vorstellen. D:
Owww, jetzt freue ich mich noch mehr darauf, den OS zu lesen. *___*
Sorry, dass ich hier wie so ein kleines, junges Fangirl rüberkomme, aber nach "Lernen, wie man vertraut", kann ich einfach nicht mehr anders. >.<

Nanu? Stand in dem Spoiler "Kommentar der Autorin" nicht vor einer Weile noch was anderes? Oder spinne ich jetzt total? Hm, egal. o_Ô

Ich beginne dann mal mit dem Lesen und zitiere dabei wieder. Ich bin so gespannt. :D *anfang zu lesen*

AH! Moment! Ich habe mich vertan ... das, was ich meinte, war nicht im Spoiler gewesen, sondern im Vorwort des Kapitels. Dazu wollte ich nämlich noch was gesagt haben:
> Die Ideen sind da, aber ich kann sie einfach nicht aufschreiben... *seufz*
Das Problem habe ich zur Zeit auch, wobei es vor einigen noch schlimmer war, besonders an den heißen Tagen. x___X
Ich habe zwar sehr große Lust, zu schreiben und auch Ideen, aber ... keine Ahnung, der Antrieb fehlt irgendie. Ist ziemlich ätzend, wenn es einem so geht. Finde ich aber toll, dass du trotzdem geschrieben hast, auch wenn es dir schwerfiel. Und ob der OS deswegen schlecht ist oder nicht, werde ich ja jetzt sehen. *fängt jetzt wirklich an zu lesen*

> Ein ärgerliches Schnauben durchbrach die Stille des einsamen Waldes.
Oh, fängt ja schon gut an. Wer das wohl ist? :O
[...] Owww, es ist Tails. Und er weint wieder ... ich kann ihn nicht weinen sehen. Q___Q
Man weiß es zwar schon von der Inhaltsbeschreibung her, aber: Klingt nach einem Streit mit Sonic. D;

> „Bist du noch ganz dicht im Kopf? Hat dir dein geniales Hirn etwa den Verstand vernebelt?“
Holla, was geht denn da ab?! o___Ô;
Wird man gleich erst mal von diesem Satz erschlagen, was hat Tails denn gemacht, dass Sonic so was sagt (vor allem mit der Art, wie er es tut: spie ihm die Worte regelrecht entgegen.)?
Trotzdem finde ich den Satz auch irgendwie cool, wegen der Wortwahl. :,D

> Und das Schlimmste für ihn war die Tatsache, dass sie dieses Mal IHM galten.
Owwww ... Q___Q
Tails! DX *ihn drück*

> „Ich? Ich hatte wenigstens einen Plan! Verdammt, du hättest TOT sein können,
Oha, was ist denn da nur vorgefallen? o___Ô

Ich muss an der Stelle zugeben, dass ich die Stelle von "„Bist du noch ganz dicht im Kopf?[...]" bis "zischte der Fuchs ihm entgegen." mehrmals lesen musste, um zu verstehen, wer da jetzt was gesagt hat und aus wessen Sicht gesprochen wird. Kann sein, dass das an mir liegt und ich gerade nur eine extrem lange Leitung hatte.
Oh, und hier ist ein Fehlerchen: "Die wütenden Blicke seines Bruders, sie sonst so warm und liebevoll waren. <--- Ich nehme an, dass nach dem ersten Komma eigentlich ein "die" da stehen sollte. :)
Nein, ich fische gerade nicht gezielt nach Fehlern, der sprang mir nur ins Auge und ich dachte, ich merke ihn mal an.

> Sie hatten sich noch nie so gestritten!
Irgendwann ist leider immer das erste Mal. :(

> Sie hatten das Vertrauen ineinander verloren.
Oh nein! Q___Q

> Die Schatten verschlangen alle Farben. Die Gesichter auf den Fotos waren verschwunden. Dort, wo einst ein breites Lächeln lag, wölbte sich nun die Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht.
Ich sagte dir ja bereits in "Lernen, wie man vertraut" dass mir deine Art Gefühle zu beschreiben sehr gefällt und man da richtig mit eintauchen kann. Und solche Stellen mag ich dann auch ganz besonders von dir. Ich liebe generell solche Art von Beschreibungen, die die Dramatik durch besondere "Bilder" vertiefen. Ist hoffentlich klar, was ich mein ... wenn nicht, dann sag ich einfach: Ich finde den Text hier awesome. :)

> Würde es von nun an so kalt zwischen ihnen werden, wie es ihrem Haus schon war?
Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich auch ein paar Fehler aufzähle, wenn sie mir auffallen. Lass dir versichert sein, dass mich solch kleine Fehler nicht stören, nur magst du sie vielleicht ja trotzdem gern wissen. ^^
Hier hast du vermutlich ein "in" vergessen. :)

> Schnell begriff er, dass es sein Arm war, der protestierte. Er hatte im Schlaf wohl so merkwürdig auf ihm gelegen, dass er nun begann unangenehm zu kribbeln.
Ein Deja-Vu! XD
Nein, ernsthaft. Genau das gleiche war mir heute passiert, als ich aufstehen wollte. Ich hatte offenbar auch so ungünstig auf meinem Arm gelegen, dass der total kribbelte und ich hasse dieses Gefühl so. >.<

> Mühsam zog er seinen Körper aus seiner Schlafposition hoch und spürte, die der getrocknete Schlamm langsam von ihm abbröselte.
"wie der" :)

> Ein Schaudern lief über seinen Rücken. Das alles erinnerte ihn so sehr an früher. Die Zeit, bevor er zu Sonic gekommen war. Sein altes Leben auf Westside Island.
Moment mal, sag jetzt nicht er hat sich dazu entschlossen, abzuhauen und wieder alleine draußen zu leben?! O____O
Tu das nicht Tails. D;
... moment, er hat es schon getan. TT___TT

> War es ihm nicht einmal vergönnt unter anderen Lebewesen zu leben?
Och Tails. :(
Du und Sonic, ihr müsstet euch nur mal aussprechen, dann würde alles sicher wieder gut werden. Ein Streit kann wahre Freundschaft nicht entweien. DX
Aber gut, aussprechen ist schwer, wenn Sonic nicht zurückkommt, schon klar. D:

> Es würde sich nun ein Haus bauen können, sich selber essen besorgen vor allem alleine leben können.
Ich würde vorschlagen hier ein "und" zu platzieren. :)

> Einsam und allein auf der Insel, die ihm früher wie eine persönliche Hölle vorgekommen war und an dem sich bis heute nichts geändert hatte: Westside Island.
Er geht wirklich dahin zurück?! Neeeeeeeeeeeeein! TT________TT

> Es würde das Ende sein von Tails, Sidekick des berühmten Helden Sonic the Hedgehog.
Sidekick ... :,D
... das ist gerade so traurig. Q___Q

> Und er hat immer noch seine guten Freunde, die ihm helfen werden.
Da du bisher in Vergangenheit geschrieben hast, würde ich den Satz auch in Vergangenheit schreiben. :)

> und es dauerte nicht lange, bis der Fuchs diesen plötzlichen Gefühlsumschwung begriff: Er hatte aufgegeben.
Q__________Q
Nicht aufgeben, Tails! D:

> Eine blaue Gestalt stand wenige Meter hinter ihm am Strand und starrte ihn mit großen Augen an.
Na Gott sei Dank! Sonic ist da. Q___Q
... und er kann nichts tun, weil er Wasser hasst. Toll. :,D

> „Tails! Endlich habe ich dich gefunden! Was…? Ich… Oh, es tut mir so leid! Bitte! Ich wollte das nicht!“
Ich wusste doch, dass alles gut wird! >.<
Meistens tut es den meisten Freunden nach einem Streit doch immer leid. D;

> „Bitte! Tails! Geh nicht! Komm zurück!“
Genau! Geh zurück!!! DX *fiebert mit*

> Tails zuckte zusammen, als Sonics Fuß das Wasser berührte, doch ihn schien das überhaupt nicht zu stören.
*le gasp*
O_________O
Da kannst du mal sehen Tails, wie wichtig du Sonic bist. >.<

> ehe sich zwei starke Arme um seinen Körper schlossen und ihn fest an den Körper des Igels zogen.
Awwwwwwwwwwwwwwwwwwww~ Q___Q

> Ich war der größte Blödmann von ganz Mobius!
Und das aus seinem Mund. *schmunzel*

> und vergrub sein Gesicht in dem orangefarbenen Fell.
Awwwwwwwwwwwwwwwwwwww~² Q___Q
Schreib doch nicht immer so knuffige Sachen, ist ja schlimm mit dir. >___< *ist mal wieder total gerührt von dem Bild*

> Er war nicht stark. So gerne er es auch wäre. Früher oder später würde er daran zerbrechen.
Da denkt man gerade, alles wird gut und dann haut Tails so was raus. Warum? D;

> Kleine Tränen glitzerten in seinen smaragdgrünen Augen. Sonic... weinte.
°A°
Awwwwwwwwwwwwwwwwwwww~³ Q___Q
Jetzt bin ich soeben schon wieder geistlich gestorben, weil das hier so süß und rührend ist. >.<

> Es gab kein „Ich“ mehr zwischen ihnen. Es gab nur noch „Wir“.
Wie schön das klingt. ♥

> Bis sie sich selbst wieder geben hatten.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was du hier sagen willst. Meinst du "gern hatten" oder stehe ich auf dem Schlauch? :O

> Ihre Freundschaft konnte nichts und niemand zerstören.
Nicht einmal sie selbst.

Das ist so wundervoll. ♥

Der letzte Absatz ist dann nochmal so unendlich süß, hihi. :3

Kann es sein, dass du gerne emotionale Sachen schreibst? >:D
Jedenfalls muss ich sagen, dass ich solche Sachen wahnsinnig gern lese. Ich mag Dramatik einfach, besonders wenn sie auch noch in Fluffigkeit endet. ♥
Zu den Fehlern die ich aufgezählt habe: Nimm die nicht weiter ernst. Da du ja selbst geschrieben hast, dass du Mühe hattest den OS zu schreiben, schiebe ich das automatisch dadrauf. ;)
Was ich schade fand ist, dass man die Situation nicht richtig miterlebt hatte, die zum Streit geführt hat, auch wenn sie in der wörtlichen Rede angesprochen wurde. Ist jetzt aber auch nicht weiter tragisch, da man sich das Geschehen auch gut selbst zurechlegen kann.
Allzu OOC fand ich Sonic jetzt gar nicht, auch wenn ich dass nach wie vor eigentlich nicht richtig beurteilen kann. Bin ja noch dabei, nach und nach alles aufzuholen. Die Stelle wo Sonic so offen seine Gefühle gezeigt und Tränen in den Augen gehabt hat, ja, die könnte man eventuell als OOC bezeichnen. Aber ich habe es jedenfalls nicht so empfunden, weil auch der coolste und stärkste Held mal durch bestimmte Situationen so reagieren kann. Außerdem hat es für so einen traurig-schönen Moment gesorgt. Q___Q
Ansonsten kann ich nach wie vor sagen, dass man durch deine Beschreibungen gut mit den Charas mitfühlen kann und das gefällt mir immer noch sehr~ Ich hoffe auf weitere One-Shots. :3
Trotz deiner Schwierigkeiten ihn zu schreiben, fand ich den OS hier toll. Und das sage ich nicht nur so, um mich einzuschleimen, denn sonst würde ich mir sicherlich nicht die Mühe machen, so einen langen Kommentar zu schreiben. ;D
Bleibt mir nur noch zu sagen: Wir lesen uns~


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