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Der verschollene Reinblüter

von

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"Ich bin ein wenig überrascht." Ichijo bleibt an der Tür stehen, während Ryu die bewusstlose Rika auf ihr Bett legt. "Du hattest scheinbar überhaupt kein Verlangen nach ihrem Blut. Es wäre für dich ein leichtes gewesen, von ihr zu trinken, als du mit ihr allein warst."

"Ich habe es nicht getan, weil die Schulregeln es verbieten." Ryu zieht die Decken über Rika. "Obwohl es mir durchaus für einen Moment schwergefallen ist, zu widerstehen. Doch schließlich will ich mich möglichst gut an das Leben an der Academy anpassen, während ich hier bin."

"Eine vorbildliche Einstellung, wenn auch wirklich ziemlich ungewöhnlich."

"Darf ich dich auch etwas fragen?" Ryu nimmt den Mantel, den er Rika vorher ausgezogen hatte, um ihn in den Schrank zu hängen. "Dieser Vampir, der sich auf das Schulgelände gewagt hat - geschieht es häufiger, dass welche von außen hier eindringen?"

"Nein, zu unserem Glück nur selten. Wollen wir gehen? Bei diesem Mädchen gibt es nichts, was wir jetzt noch tun könnten. Kehren wir in unser Wohnheim zurück."

"Gut." Ryu schließt die Schranktüren und folgt Ichijo aus dem Zimmer.
 

"Ich verstehe, so ist das."

Kaien sitzt mit den anderen an seinem Küchentisch. "Dann müssen wir Ryu wirklich dankbar sein, dass er diesen Vampir gleich vernichtet hat. Wäre dieses Mädchen getötet worden, hätte es sicher das Misstrauen und die Zweifel bei den DayClass-Schülern erneut wachgerufen. Es hat uns in den vergangenen Wochen viel Mühe gekostet, um sie den schrecklichen Vorfall mit Rido Kuran und seinen Anhängern allmählich vergessen zu lassen."

"Wir hätten damals einfach die Erinnerungen von ihnen allen löschen sollen."

"Hanabusa." Kain wirft seinem Cousin einen Blick zu.

"Was? Ich meine, das wäre doch die einfachste Lösung gewesen."

"Nein." Yuki schüttelt entschieden den Kopf. "Ich wäre damit nicht einverstanden gewesen. Und ich glaube auch nicht, dass Kaname das getan hätte."

"Da bin ich deiner Meinung, Yuki." Kaien legt seine verschränkten Hände auf die Tischplatte und stützt das Kinn auf. "Nun ja, ich danke euch für euren Bericht über diesen kleinen Zwischenfall - ich werde auch Yagari darüber informieren. Ihr könnt jetzt in euer Wohnheim gehen."

"Ich hoffe, er und der andere Vampirjäger werden etwas unternehmen. Zumindest könnten sie den Neuen mal richtig befragen."

"Sei still, Aido-senpai." Yuki schaut den blonden Vampir streng an, während sie über das Schulgelände gehen. "Du hast wirklich keinen Grund, Ryu-senpai gegenüber so misstrauisch zu sein. Er hat nichts getan, womit er es verdient hätte. Du wirst ihn in Ruhe lassen, hast du verstanden?"

"Ja, Yuki-sama." Aido macht ein sichtlich kleinlautes Gesicht.

"Gut. Ich werde jetzt schlafen gehen. Gute Nacht."
 

"Was hat sich Ichio-sama nur dabei gedacht, jemand von seinen Männern zu mir zu schicken?" Ryu steht an seinen Zimmerfenster und schaut in die Nacht hinaus. "Hat er nicht bedacht, dass dieser Vampir hätte entdeckt werden können? Und bestimmt halten sich auch welche in der Stadt auf. Ich muss einen finden und ihn eine Nachricht überbringen lassen. Damit sich so etwas wie heute nicht noch einmal wiederholt. Und am besten mache ich mich gleich auf die Suche, die anderen schlafen jetzt alle."

Rasch wechselt er seine Schuluniform gegen dunkle Kleidung und zieht einen langen schwarzen Mantel über. Er kommt ungesehen die Treppe hinunter, doch als er die Eingangstüren erreicht und öffnen will, hört er eine Stimme. "Wo willst du denn jetzt noch hin?"

"Kain." Ryu schaut zu ihm hinauf. "Ich dachte, ihr liegt schon alle im Bett."

"Ich war duschen." Kain schiebt das Handtuch von seinen feuchten Haaren in seinen Nacken. "Und warum bist du noch wach? Willst du irgendwohin?"

"Nur einen kleinen Spaziergang machen", schwindelt Ryu. "Ich bin einfach noch nicht müde. Es spricht doch nichts dagegen, wenn ich noch ein wenig rausgehe, oder?"

"Nein. Pass aber auf, dass du nicht versehentlich von Kiryu oder Yagari erschossen wirst." Kain bleibt noch stehen, bis die Eingangstüren wieder geschlossen sind. "Schon eigenartig, dass er sich extra umgezogen hat. Aber was soll´s, ist schließlich seine Sache."
 

In der Stadt herrscht noch reges Treiben, doch Ryu hält sich in den wenig bevölkerten dunklen Nebengassen. Mit seinen vampirischen Sinnen versucht er die Anwesenheit eines anderen Vampirs zu erspüren.

Doch auch nach zwei Stunden hat er immer noch keinen gefunden. "Das verstehe ich nicht. Ich war mir so sicher, dass ich sie finden würde."

"Und wen?"

Erschrocken wirbelt Ryu herum, sein Blick fällt auf die Gestalt in einem langen hellbraunen Mantel und mit einem Cowboyhut auf dem Kopf. "Yagari-sensei. Was machen sie hier?"

"Das könnte ich dich auch fragen." Der schwarzhaarige Vampirjäger schnippt seine Zigarette auf den Boden. "Ich bin dir gefolgt, seit ich beobachtet habe, wie du vom Schulgelände geschlichen bist. Eigentlich hättest du mich bemerken müssen, doch du warst offenbar abgelenkt. Wen oder was hast du hier gesucht?"

"Was soll ich ihm antworten? Mir muss schnell etwas einfallen...Am einfachsten ist es, wenn ich so nah wie möglich an der Wahrheit bleibe. Desbalb werde ich ihm zumindest erzählen..."

"Was ist? Hast du die Sprache verloren?"

"Nein... Ich wollte die Vampire finden. Der eine, der in die Academy eingedrungen ist, ließ eine Bemerkung fallen, dass noch weitere in der Stadt sind. Ich dachte, ich könnte sie vernichten, damit sie nicht ebenfalls zu uns kommen."

"Tatsächlich? Na, das kannst du dann ja gleich erledigen. Schau mal hinter dich."

Als Ryu sich umdreht, sieht er einen Mann in einem offenen Ledermantel und einer schwarzgetönten Sonnenbrille auf den strähnigen Haaren. Und am anderen Ende der Gasse sind einige schemenhafte Gestalten auszumachen, mit rotglühenden Augen.

"Eine schöne Nacht, nicht wahr?" Der Mann bleibt in wenigen Schritten Abstand stehen. "Hervorragend geeignet, um durch die Straßen zu streifen und sich unter das Völkchen zu mischen. Sag, Kollege, wie wär´s wenn du dich uns anschließt? Wir wollen später noch mit einigen von diesen Menschen eine nette kleine Party veranstalten."



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