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Ewige Einsamkeit, einsame Ewigkeit

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Ewige Einsamkeit, einsame Ewigkeit

Sie kann nicht mehr einsam sein.
 

Keine Kraft.

Von allen Einflüssen, Eindrücken, Erwartungen erdrückt.

Genau so empfindet sie.

Sie ist nicht mehr besonders jung. Wurde nicht direkt in diese Zeit hineingeboren.

Aber sie ist auch nicht zu alt, um all diese Dinge zu verstehen.

Sie kann nur nicht mithalten.

Sie kann nicht Fuß fassen.

Kann sich nicht im Strom der Zeit treiben lassen.

Inmitten der fließenden Welt, dem schnellen, hektischen, chaotischen, tristen und doch bunten, präzisen und doch oberflächlichen Sturm, steht sie, wie ein Fels in der Brandung, etwas entgegensteuernd, das sie niemals mehr erreichen kann.

Jeder zieht an ihr vorbei.

Wie vereinzelte Tropfen tausender Wellen einer tosenden Flut sich auf einem rauen Stein inmitten des Meeres absetzen, sie dort für einen kurzen Moment verweilen und mit der Zeit wieder mitgerissen werden, ebenso verbringen die Menschen Zeit mit ihr.

Sie setzen sich eine Weile zu ihr. Sie lassen sie Hoffnung schöpfen, dass man bleiben würde.

Doch am Ende ist sie nur wieder alleine.

Einsam.

Der Fels in der Brandung, der so fest steht, dass keiner ihn jemals von seinem Platz reißen kann.

Und warum das alles?

Sie ist einsam. Sie will nicht mehr so sehr leiden, wie sie es jetzt tut.

Und doch schafft sie es nicht, sich aus eigener Kraft aus ihrer Lage zu befreien.

Ihre Seele ist gespalten.

Ein Teil in ihr würde sich in die Fluten werfen, sich treiben lassen und zu einem der Tropfen werden, der sich gelegentlich hier und dort absetzt. Sie würde gern so sein, wie all diese anderen, die es mit Leichtigkeit schaffen, den Sturm nicht als Sturm, sondern als antreibende Böe in Richtung des Lebens zu empfinden.

Doch dort wehrt sich der andere Teil in ihr.

Der Teil, der sich vor all den Dingen fürchtet, die sie in dem Sturm, in den Fluten, in dem Strom der Zeit erwarten. Er hat Angst, dass sie sich dort, wo sie gerade ist, zwar einsam und verlassen fühlt, jedoch dort, wo sie womöglich stranden würde, noch einsamer und zudem orientierungslos und verloren wäre.

Sie wünscht sich eine Richtung.

Sie wünscht sich, dass einer der Tropfen, der auf den kalten Stein in der Flut trifft, dort verweilt, dort wächst und eines Tages die raue Oberfläche abträgt, um zu helfen, den Stein ins Paradies, in die Zukunft zu führen.

Sie wünscht sich, dass jemand bei ihr bleibt, wie ein solcher Tropfen.

Dass jemand ihr die Hand reicht und ihr sagt, dass man mit ihr gehen würde, egal, wie langsam sie wäre, wie ängstlich, wie einsam, wie eigen.

Sie wünscht sich, nicht mehr allein zu sein.

Wünscht sich Mut, Hilfe, Geborgenheit.

Vertrauen.

Zuversicht.

Und dann...

Dann, wenn der Sturm zum Wind geworden ist.

Wenn Schnelligkeit zu Entspannung, wenn Hektik zu Ruhe, wenn Chaos zu Orientierung geworden sind.

Wenn Trist und Bunt zu den Farben der neuen Welt verschmelzen.

Wenn Präzision und Oberflächlichkeit eine Gemeinschaft idealer Weltanschauung bilden.

Dann...

Wünscht sie sich Ewigkeit.

Dann kann sie ihren Kopf an Schultern derer Menschen lehnen, denen sie vertraut. Die ihr helfen. Die sie lieben, wie sie ist.

Die ihr die Einsamkeit nehmen.

Dann kann sie ihre Augen schließen und eine letzte Träne vergießen, mit der sie Abschied nimmt von ihrer Einsamkeit, ihrer Trauer und ihren Zweifeln.

Damit diese letzte Träne...

Dieser Tropfen...

Eines anderen Steins Oberfläche abträgt.

Einem anderen Menschen die Hand reicht.

Eines anderen Wesens Einsamkeit nimmt und es in die neue Welt trägt.
 

Sie will nicht mehr einsam sein.

Und du?



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