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Correlation

Seto/Ryou Euroshipping
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Gleich der zweite Upload innerhalb weniger Tage und auch dieses Mal für einen WB, den ich ja eingangs schon erwähnte.
Ich muss sagen, dass es mir einerseits Spaß gemacht hat zu versuchen, Seto und Ryou einander näher zu bringen, allerdings ist mir Setos kühler Charakter sehr dazwischen geschossen, was die Sache um einiges erschwert hat..

Es ist, zugegeben, etwas Mokuba-lastig, aber mir schien es unpassend, Ryou und Seto förmlich aneinander zu binden, deswegen muss er als dritte Person mitmischen :P

Also, abgemeldet, ich hoffe du bereust deine Entscheidung nicht, mich dazu animiert zu haben, den OS hochzuladen xD

Viel Spaß!

,..+~*~+.., Komplett anzeigen

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One and Only

„Seto, weißt du zufällig, ob wir noch Popcorn-Mais haben?“

„Popcorn-Mais?“, wiederholte Seto mit gerunzelter Stirn und hielt Mokuba die Tür zur Tiefgarage der Kaiba Corporation auf, „Ich denke nicht, dass wir welchen haben. Wozu brauchst du den überhaupt?“

Der Schwarzhaarige schlüpfte durch die Tür und lief ein Stück rückwärts vor seinem Bruder her, der ihn nun mit gehobenen Brauen musterte.

Mokuba, mittlerweile volljährig, war in den letzten paar Jahren um ein gutes Stück gewachsen, hatte sich aber seine kindliche Ader ganz und gar nicht nehmen lassen.

„Ich habe Ryou für heute Abend eingeladen; wir wollen uns ein paar Filme anschauen.“
 

Innerlich seufzend zeigte Seto mit einer winkenden Geste über Mokubas Schulter um ihm zu deuten, dass sie bereits am Auto angekommen waren.

In den letzten Monaten hatte der jüngere Kaibabruder oft Besuch von Mitgliedern des Kindergartens gehabt, wenngleich Ryou mit deutlichem Vorsprung am häufigsten bei ihnen gewesen war.

Zu Zeiten, in denen er mehr mit Yugi und Konsorten zu tun gehabt hatte, war ihm der Weißhaarige eher wie eine graue Maus vorgekommen, die keine große Bedeutung hatte, doch Mokuba schien in ihm einen guten Freund gefunden zu haben.
 

Das änderte jedoch nichts daran, dass er Besuch in seinem Haus nicht gern sah, vor allem dann, wenn der Gast Mokubas Aufmerksamkeit ganz für sich beanspruchte.
 

„Du hast wirklich einen ziemlichen Narren an diesem Jungen gefressen“, murrte Seto und startete den Wagen, einen kurzen Blick zu seinem Bruder werfend, der sich gerade anschnallte.

„Komm schon, besser als würde ich Yugi einladen, oder?“

„Ohja“, pflichtete er ihm wahrheitsgemäß bei, hatte er sich bei dessen Besuchen doch stets in sein Arbeitszimmer verzogen, um ja nicht mit ihm sprechen zu müssen.

Er hielt Yugis überquellende Nettigkeit einfach nicht lange aus, weswegen er sich darum bemühte, erst gar nicht mit ihr konfrontiert zu werden.

Leider gehörte Ryou von seiner Persönlichkeit her in eine ähnliche Sparte, wobei er zugeben musste, dass er mit ihm besser zurecht kam.
 

Die Auseinandersetzung mit Bakura damals hatte ihn verändert, wie Mokuba ihm einmal erzählt hatte.

Er sei selbstbewusster geworden und habe sich seit Bakuras Verschwinden sehr zum positiven verändert, sei fröhlicher geworden.

Alles Dinge, die für einen Außenstehenden nach einer erfreulichen Veränderung klangen, aber Seto nahm diese Informationen eher unbeeindruckt hin und erfreute sich an ihnen in dem Maße dass er sich mit dem Weißhaarigen arrangieren konnte, sofern sie sich trafen.
 

An der Villa angekommen sah Seto schon von weitem jemanden vor ihrer Tür stehen, der verdächtig nach Mokubas Besuch aussah.

„Ist das nicht Ryou?“, fragte er beiläufig, während er den Sportwagen quer vor dem Anwesen parkte und Mokubas Blick ebenfalls aus der Seitenscheibe des Wagens glitt.

Hastig nickte er und verließ beinahe überstürzt den Wagen, woraufhin Seto ein stilles Seufzen entfuhr.

Auch er stieg aus und schaute nur flüchtig zu den beiden Freunden, die sich zur Begrüßung umarmt hatten.
 

„Ryou, wieso hast du nicht schon geklingelt? Roland hätte dich hereingelassen“, sagte Mokuba und überbrückte somit die Zeit, ehe Seto ebenfalls an der Eingangstür angekommen war und diese aufschloss.

Der Weißhaarige lächelte schief und zog etwas den Kopf ein.

„Ich fand es etwas unhöflich reinzukommen, obwohl ihr noch nicht zuhause wart“, erklärte er sich und sah zu Seto auf, als dieser die Tür aufgeschlossen hatte und die beiden mit einer stummen Geste an sich vorbei in die Villa bat.

Er hatte keine Begrüßung seitens des Älteren erwartet, daher verzichtete auch er darauf, ein begrüßendes Wort von sich zu geben.
 

Zu Anfang hatte er sich noch darum bemüht, sich Seto zum Freund zu machen, oder sich zumindest mit ihm gut zu stellen, doch als dieser Versuch aufgrund von Setos Abneigung gegen ihn mehrmals gescheitert war, hatte er seine Höflichkeit auf das Nötigste reduziert.
 

Ryou folgte Mokuba ins geräumige Wohnzimmer und folgte seinem Angebot, sich auf die Couch zu setzen.

Während Ryou sich seiner Schuhe entledigte und sich im Schneidersitz auf dem ausgesprochen gemütlichen Sofa niederließ, zog Mokuba eine breite Schublade des kleinen Schränkchens unter dem Fernseher auf, in dem sie einen riesigen Stapel DVDs gelagert hatten.

„Was möchtest du schauen?“, fragte Mokuba und drehte sich zu Ryou um, der bloß ein langgezogenes „Ehm..“ hören ließ, bevor er antwortete.

„Such du was aus, ich hole mir erstmal etwas zu Trinken, ja?“

Über die ausweichende Frage nicht gerade begeistert nickte Mokuba gezwungen und warf einen Blick auf die verschiedenen Filmtitel, die beinahe alle Genres beinhalteten, was die Auswahl nicht gerade erleichterte.
 

Unterdessen hatte Ryou sich in die Küche begeben und lief dort Seto über den Weg, der sich in der Zwischenzeit seines Mantels und Aktenkoffers entledigt hatte und im Kühlschrank nach etwas Essbarem zu suchen schien.

Kurz kreuzten sich ihre Blicke, als Ryou den Raum betrat, allerdings war es dieses Mal Seto, der sich abwandte, nachdem er sich nach dem Gast umgedreht hatte, wohl hoffend, dass es sich um seinen Bruder handelte.

Wortlos holte Ryou ein Glas aus dem Schrank und musste anschließend wohl oder übel an Seto vorbei, denn dieser stand direkt neben dem Regal, in dem die Getränke lagen.
 

Er zögerte einen Moment, schlich aber dann mit einem „Darf ich mal eben?“ an dem Brünetten vorbei und angelte eilig nach einer Flasche, damit er alsbald wieder aus der Küche verschwinden konnte.

Zwar hatte er keine Angst vor Seto, aber ihm war die kühle Art, mit der er jemandem gegenüber trat unangenehm.

Sie erinnerte ihn ein wenig an Bakura und selbst wenn er diese Zeit mit ihm seiner Ansicht nach soweit verarbeitet hatte, versuchte er doch, sich von Menschen, die mit ihm Ähnlichkeit hatten, fern zu halten, damit er nicht noch auf dumme Ideen kam.
 

Nachdem Ryou sich abgewandt hatte und im Begriff war, die Küche zu verlassen, drehte Seto sich schweigend zu ihm um und hörte Mokuba bereits aus dem Wohnzimmer einen Filmtitel rufen, den der Weißhaarige lachend bejahte.

Er verstand diese Freundschaft einfach nicht.

Er verstand generell nicht, wie man sich mit solch einer Begeisterung vor den Fernseher setzen und nichts tun konnte.

Man würde wahrscheinlich das gleiche zu Akten und Papierkram sagen, aber dabei tat man wenigstens noch etwas nützliches.
 

..Wenn er allerdings genauer darüber nachdachte störte ihn etwas anderes.

Er konnte einfach nicht nachvollziehen, wie man gemeinsam über so etwas kleines glücklich sein konnte, das nicht einmal mit persönlichem Erfolg zu tun hatte.

Sie freuten sich einfach so.
 

Innerlich den Kopf schüttelnd nahm Seto schließlich einen Joghurt aus dem Kühlschrank, danach noch einen Löffel aus der nächsten Schublade und begab sich in sein Arbeitszimmer, in dem er vorhin seinen Aktenkoffer abgestellt hatte.

Leise hörte er den anlaufenden Film aus dem Wohnzimmer und dazu noch die Stimmen Ryous und seines Bruders.

Sie schienen sich zu amüsieren.
 

Kurzzeitig die Augen geschlossen schlenderte er den Flur entlang, dessen Verlauf er glücklicherweise auswendig kannte und schloss wenige Sekunden später die Zimmertür hinter sich.

Das Licht war bereits eingeschaltet, was dem Raum aber nichts von seiner eher düsteren Atmosphäre nehmen konnte.

Auf seinem großen Schreibtisch lagen mehrere Aktenordner, Verträge und andere Dokumente, die einsortiert werden wollten.

Die Regale an den Wänden waren gefüllt mit fein säuberlich beschrifteten Ordnern, die in der Kaiba Corporation eigentlich mehr verloren hatten als in seiner Villa, doch war es ja kein Geheimnis, dass Seto ohne seine Arbeit nicht leben konnte.
 

Mit einem Blick auf ein paar neuere Verträge setzte er sich an den Tisch und widmete sich seinem geliebten Papierkram.
 

Ryou und Mokuba hatten es sich gemeinsam auf der Couch gemütlich gemacht und sahen sich einen Horrorfilm an, der jedoch eher durch die ungewollt komischen Dialoge und schlechten Effekte bestach als durch echten Spannungsaufbau.

Daher lachten die beiden auch eher als dass sie sich gruselten oder erschreckten, wobei Mokuba äußersten Gefallen daran gefunden hatte, sich über die Protagonisten auszulassen.

„Wenn diese Frau da meine Freundin wäre würde ich sie für verrückt erklären.. Ich meine.. wer ist so dämlich und geht ohne einen kundigen Menschen mit seinen Freundinnen auf Höhlentour?“
 

Amüsiert auflachend zuckte Ryou, der sich mit angezogenen Beinen auf das Sofa gesetzt hatte, die Schultern.

„Ist sie nunmal selbst Schuld~“, schmunzelte er und bemerkte dann, dass Mokuba zu ihm herüber sah.

Überrascht drehte er sich zu ihm und legte leicht den Kopf schief.

„Hm?“

„Weißt du, was ich mich schon länger frage?“

„Nein, was?“
 

Der Zeitpunkt für diese Frage war denkbar ungewöhnlich, weswegen Ryou bereits etwas um das ein oder andere Geheimnis bangte.

„Hast du eigentlich niemals daran gedacht, die Zeit, die du hier verbringst dafür zu nutzen, eine Freundin zu suchen?“

Für einen Moment sprachlos tippte Ryou nervös mit seinen Fingern auf seinen Beinen herum, die er mit den Armen umschlungen hatte.

„Darüber.. habe ich eigentlich noch nie nachgedacht, nein..“, murmelte er und lächelte verlegen.

Er zog die Beine etwas näher an sich heran und schaute wieder zum Bildschirm, auf dem eine der Frauen gerade mit einer dürftig leuchtenden Taschenlampe durch eine Höhle stolperte.
 

Mokuba ließ sich durch Ryous offensichtliche Abneigung gegen dieses Thema jedoch nicht aufhalten, weiter nachzuhaken.

„Eine süße kleine Freundin würde sicher zu dir passen.“

Skeptisch schaute Ryou den Schwarzhaarigen an und murrte leise vor sich hin.

„Ich weiß nicht, ich kann mir sowas gar nicht vorstellen.. Ich bin lieber für mich.“
 

Er hatte zweifellos Mokubas Interesse geweckt, doch der merkte ebenso, dass Ryou dieses Thema nicht nur unangenehm war, sondern es auch irgendetwas hervorzubringen schien, was Ryou bedrückte.

Das nächstliegende war natürlich, dass es etwas mit Bakura zu tun hatte, der über Jahre hinweg sein Leben bestimmt hatte.

„Schade..“, murmelte Mokuba und setzte sich wieder gerade hin, den Blick ebenfalls wieder auf den Fernseher gerichtet.

Wirklich viel hatte er von dem Film nicht mitbekommen, da er sich die meiste Zeit mit Ryou über die ein oder andere Stelle amüsiert hatte, aber es war ein Weg, sich etwas Bedenkzeit zu schaffen.
 

Verwundert über Mokubas scheinbare Kapitulation betrachtete er ihn einen Augenblick lang im Profil.

Es war erstaunlich, wie sehr er sich von seinem Bruder unterschied, denn sie sahen sich nicht einmal wirklich ähnlich, von ihrem Charakter ganz zu schweigen.

„..Wieso schade..?“, fragte er vorsichtig nach und hoffte, diese Frage nicht noch zu bereuen.

„Weißt du..“, begann er und setzte sich nun in einen Schneidersitz, Ryou zugewandt, „..bei Seto ist es so ähnlich. Er verschließt sich vor anderen Menschen und ich habe ihn schon länger nicht mehr lachen sehen.“

Ryou verkniff sich den Kommentar, der fragte, ob Seto überhaupt lachen konnte.

Stattdessen ließ er sein Gegenüber weiterreden.
 

„Mir scheint eine Partnerin einfach der beste Weg, glücklich zu werden. Nenn mich naiv, aber ich dachte es könnte dir auch nicht schaden, mal drüber nachzudenken und dich dazu zu motivieren.“

Verlegen strich er sich einige Haare aus dem Gesicht, was bei seiner Frisur an ein Ding der Unmöglichkeit grenzte.

Als er wieder aufsah bemerkte er Ryous Lächeln, das weniger Bitterkeit innehatte als vermutet.

„Ich komme schon aus~ Vielleicht solltest du auch einmal drüber nachdenken anstatt es bei hoffnungslosen Fällen wie mir und deinem Bruder zu versuchen?“
 

Ryou fand es merkwürdig, von jemand jüngerem dazu ermutigt zu werden sich eine Partnerin zu suchen, nur weil dieser jemand ihn glücklich sehen wollte.

Man hatte ihn innerhalb seines Freundeskreises stets gut behandelt, man hatte sich um ihn gesorgt und war nett zu ihm, aber darum hatte sich wirklich noch nie jemand Gedanken gemacht.

Außerdem stand für ihn eine Freundin schon gar nicht zur Debatte, aber er war sich nicht sicher, ob dies der richtige Moment war, um es Mokuba zu sagen.

Eigentlich war es eine Information, die er für sich behalten wollte, obwohl er Mokuba in letzter Zeit für sich zu seinem besten Freund und engsten Vertrauten ernannt hatte.
 

Das Ende des Filmes machte sich durch einen schwarzen Bildschirm bemerkbar, der das ganze Wohnzimmer verdunkelte, woraufhin Mokuba zum Fernseher eilte und die DVD aus dem Player nahm, wieder um sich etwas Zeit zu verschaffen, ehe er die Unterhaltung mit Ryou fortsetzte.

Er hatte sich seit jeher um das Wohl seines Bruders gekümmert und für ihn nur das Beste gewollt, da war es nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe er gleiches auch für Ryou wollte, obwohl es nun wirklich nicht seine Aufgabe war, sich um anderer Leute Probleme zu kümmern.
 

Schweigend beobachtete Ryou den Schwarzhaarigen und stand kurz darauf vom Sofa auf, was von Mokuba jedoch sofort bemerkt wurde.

Fragend sah er den anderen an, der durch das Licht des blauen Bildschirms schwach beleuchtet wurde.

„Ich denke, ich sollte lieber wieder nach Hause“, rechtfertigte er sich lächelnd, hielt allerdings inne, als Mokuba entschieden den Kopf schüttelte.

„Willst du nicht heute Nacht hier bleiben?“

„Eigentlich..“

„Nur ein Mal..“, bettelte Mokuba und sah den anderen von unten herauf an.

Ryou zögerte, nickte jedoch schließlich.

Mokubas Hundeblick funktionierte gut wie eh und je und daheim wartete ohnehin niemand auf ihn.
 

Erleichtert lächelte nun auch Mokuba und legte die DVD anschließend zurück in die Hülle, welche er wieder in der Schublade zwischen den anderen einordnete.

„Zumindest Seto wird damit leben müssen, dass ich mir darüber den Kopf zerbreche“, murmelte er mit einem gezwungen belustigtem Unterton und verzichtete dabei darauf, seinen Gast direkt anzusehen.
 

Ryou setzte sich zurück auf die Couch und lehnte sich an dieser an.

„Aber jemanden für deinen Bruder zu finden ist bestimmt nicht einfach.“

„Mh, das mag sein, aber so anspruchsvoll ist Seto eigentlich gar nicht.“

„Nicht?“

Kopfschüttelnd ging Mokuba zur Wohnzimmertür und schaltete von dort aus das Licht an, das Ryou für einen Moment die Augen zusammenkneifen ließ.
 

„Nein, im Grunde braucht er nur jemanden, der geduldig mit ihm ist. Vielleicht kennst du das Sprichwort 'Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten'?“

„Ja, aber das.. klingt etwas einseitig, wenn du mich fragst.“

Mokuba setzte sich nun wieder zu Ryou und hatte sich dabei eine Decke von der Sofalehne genommen, die er sich nun um die Schultern legte, nicht jedoch ohne Ryou die andere Hälfte anzubieten.

Erst nach einigem inneren Hin und Her nahm Ryou es an und kuschelte sich gemeinsam mit Mokuba unter die wärmende Decke.
 

„Aber er öffnet sich irgendwann, wenn er merkt, dass man sich durch seine abwesende Art nicht abschrecken lässt. ..Man muss nur versuchen, ihn ein wenig zu verstehen.“

Ryou musterte den anderen misstrauisch und fragte sich, an wem er dieses Verhalten beobachtet haben wollte, schließlich hatte er als Bruder den Bonus, kaum etwas vom Argwohn seines Bruders mitzubekommen.

„Nun muss sich nur noch eine finden, die sich dem stellen will.“

Mokuba bewegte den Kopf etwas hin und her als wollte er eine vorschnelle Antwort netter verpacken als sie eigentlich gewesen wäre.

„'Einer' trifft es eher“, nuschelte er und zog etwas den Kopf ein, sodass ihm die Decke bis unter die Nase reichte.
 

„Du meinst-“, begann Ryou, wurde aber durch ein „Genau. ..Wollen wir.. lieber schlafen, ich bin müde, wenn ich ehrlich bin.“ unterbrochen.
 

Ohne ihm noch eine Chance zu geben, das Gespräch weiterzuführen und sich zu versichern, dass er Mokubas Worte nicht falsch verstanden hatte, hatte der Schwarzhaarige bereits an ihn gelehnt und die Augen geschlossen.

Ryou war in mehrerlei Hinsicht mit dieser Situation überfordert, aber er übte sich in Beherrschung.

Wenn man davon absah, dass Mokuba sich gerade an ihn kuschelte wie ein kleines Kind, das Angst im Dunkeln hatte, saß er vollkommen fehl am Platz auf dem Sofa in der Kaiba'schen Villa, den Gedanken verfolgend, dass Seto schwul war.
 

Gut, er hatte nie mit besonderem Interesse an irgendeinem Geschlecht geglänzt sondern schien eher mit seiner Firma liiert zu sein, aber dass er der Männerwelt zugetan war erschien Ryou irgendwie unpassend.

Nicht dass er jemandes Sexualität in Frage stellen wollte, aber die Vorstellung eines schwulen Kaibas war schon nicht ohne, wobei er ersteinmal vor seiner eigenen Tür kehren müsste, doch er entschied sich dazu, sich darüber jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen, denn das hatte er in der Vergangenheit bereits oft genug getan.

Tief seufzend lehnte er seinen Kopf an Mokubas und versuchte zumindest etwas Schlaf zu finden.
 

Tatsächlich schlief er besser als er vermutet hatte, zumindest fand er sich am nächsten Morgen längs auf dem Sofa liegend wieder, vollständig zugedeckt.

Er öffnete langsam die Augen, gähnte und streckte sich, bemerkte aber erst spät, dass er sich nicht in seinem eigenen Bett befand sondern auf einer fremden Couch, die er recht bald als die des Kaiba-Haushaltes identifizierte.

Etwas aufgeschreckt setzte er sich hastig auf und sah sich um, doch Mokuba war nirgends zu sehen, lediglich ein kleines Zettelchen auf dem Couchtisch.

Auf diesem entdeckte Ryou seinen Namen, weswegen er ihn an sich nahm und durchlas.
 

Mokuba war also in der Firma, weil er in der Früh einen Anruf bekommen hatte.

Des Weiteren befand sich am unteren Ende der Nachricht, die zur Hälfte aus Entschuldigung für die ungeplante Übernachtung bestand, die Bitte, Seto aufzuwecken, sollte dieser nicht vor Ryou wach sein.

Darunter noch der Hinweis, auf keinen Fall zuzulassen, dass sein Bruder das Haus verließ und – sogar eingekreist – dass er sich sicher über einen Morgenkaffee freuen würde.
 

Ryou rieb sich über diese Aufgabe noch ein wenig Schlaf aus den Augen und reckte seinen Kopf zu beiden Seiten.

Sollte er nun also das Kindermädchen für Seto spielen, nun da Mokuba dafür nicht zu haben war?

..Na das konnte ja ein Spaß werden..

Wenn es etwas gab, mit dem Mokuba sich unbeliebt gemacht hatte war es garantiert nicht die Übernachtung.
 

Nach einigen Minuten, die Ryou darin investierte, etwas wacher zu werden, erhob er sich von dem ausgesprochen gemütlichen Sofa und schlurfte als erstes in eines der Badezimmer, für dessen Finden ihm zugute kam, nicht zum ersten Mal hier zu sein.

Mittlerweile hatte er sich bereits den ein oder anderen Raum eingeprägt darunter auch Mokubas Zimmer und das seines Bruders, sowie dessen Arbeitszimmer.

Sofern er sich also nicht gerade in einem unbekannten Flur verirrte konnte er sich hier recht gut zurechtfinden und das war ihm genug.
 

Müde wusch er sich das Gesicht und trocknete es anschließend an Handtüchern ab, auf denen sogar die Initialen der Kaiba Corporation eingenäht waren, wie Ryou zum ersten Mal bewusst feststellte.

Kurz betrachtete er die Stickerei und fuhr mit dem Finger darüber, kam aber nicht umhin, darüber die Augen zu verdrehen.

Man musste doch nicht wirklich überall vermerken, wie reich man war, oder?
 

Nun mehr oder weniger wach wägte er ab, ob er erst das Wecken oder den Kaffee in Angriff nehmen wollte, entschied sich aber schlussendlich für letzteres.

So erspielte er sich noch etwas mehr Zeit ehe er dem sprichwörtlichen Drachen gegenübertreten musste, wobei er überlegte, wie er wohl reagieren würde war es nicht sein Bruder, der ihn weckte.

Zudem würde er es sicher nicht all zu sehr begrüßen, dass eben jener sich in diesem Moment in der Firma befand, damit sein Bruder etwas Ruhe hatte.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie schon beinahe Mittag hatten.
 

Ryou stützte sich vor der laut brummenden Kaffeemaschine ab und strich sich die verwuschelten Haare aus dem Gesicht, wobei er damit ähnlich viel Erfolg hatte wie Mokuba am Abend zuvor.

Wie oft hatte man ihm schon geraten sich die Haare schneiden zu lassen, da man ihn sonst noch für ein Mädchen halten könnte – was leider schon das ein oder andere Mal vorgekommen war – aber er hatte auf seine langen Haare bestanden, nicht zuletzt weil Bakura ihn dazu gezwungen hatte.

Hätte Ryou sich die Haare abgeschnitten wäre der Unterschied zwischen ihm und seinem dunklen Geist zu auffällig gewesen und in dem Fall hätte er um sein Leben bangen müssen, wäre es nicht sogar so weit gegangen, dass Bakura ihm die Kontrolle über seinen Körper gänzlich genommen hätte.
 

Mit den Fingern rieb er sich die Stirn und versuchte die negativen Erinnerungen an Bakura zu verdrängen.

Er hatte sein Leben schon zu lange auf den Kopf gestellt, da musste er nicht selbst wieder damit anfangen.
 

Glücklicherweise stellte die Maschine vor ihm nun ihr Gluckern ein und signalisierte ihm so, dass sie ihr Werk getan hatte und er Seto seinen morgendlichen Kaffee bringen konnte, ohne den er sicherlich zu Grunde gehen würde.

Selbst am duftenden Kaffee riechend spazierte Ryou nun den Flur hinunter und um die ein oder andere Ecke, bis er schließlich an Setos Zimmer angekommen war, an dessen Tür er nun klopfte, jedoch ohne eine Antwort zu erhalten.

//Hm, wahrscheinlich schläft er noch..//, dachte er sich und öffnete daher nur vorsichtig die Tür, darum bemüht so wenig Lärm wie möglich zu verursachen.
 

Leise trat er ein und ließ die Tür offen stehen, damit von dort aus etwas Licht in den dunklen Raum fallen konnte, sodass er nun das Bett genauer in Augenschein nehmen konnte, welches sich aber als leer herausstellte.

Die unordentlich daliegende Decke ließ Ryou darüber nachdenken, ob Seto überhaupt noch zuhause war oder bereits ebenfalls in der Firma.

Ehe er sich allerdings darüber ärgern konnte sich offensichtlich unnötige Arbeit gemacht zu haben glitt sein Blick zu dem kleinen Nachtschränkchen, auf dem neben einer Lampe ein Bilderrahmen stand, den er nun näher betrachtete.
 

Er neigte es etwas ins Licht, sodass er recht bald Seto und seinen Bruder darauf erkennen konnte, beide noch recht jung, dafür aber sicher drei Mal so glücklich wie heutzutage.

Schief lächelnd erinnerte Ryou sich an Mokubas Sorge um Setos Wohl und seinen Wunsch, ihn wieder lächeln zu sehen.

Wie es aussah brauchte Seto keinen Partner sondern einfach nur mehr Zeit, die er mit seinem Bruder verbringen konnte, nur war für einen jungen Erwachsenen wie Mokuba trotz seiner Liebe zu seinem Bruder bestimmt nicht unbedingt die Absicht, seine gesamte Zeit mit ihm zu verbringen, was Ryou durchaus nachvollziehen konnte.

Mokuba opferte sich ja jetzt schon für Seto auf, indem er ihm die Arbeit in der Firma teilweise abnahm, was den Weißhaarigen nun auf eine Idee brachte.
 

Vielleicht war Seto gestern Abend über seinem Papierkram eingeschlafen?
 

Ryou stellte das Bild zurück an seinen Platz und machte sich anschließend durch die gespenstisch leisen Flure auf den Weg zu Setos Arbeitszimmer, das nicht einmal sonderlich weit von der Küche entfernt lag.

Auch dieses Mal klopfte er an die Tür und bekam genau wie eben weder die Erlaubnis einzutreten noch eine andere Reaktion, was ihn jedoch nicht daran hindern konnte, trotzdem hereinzukommen.

Letztendlich standen die Chancen, dass der ältere Kaiba ohnehin nicht im Haus war recht hoch, doch schnell bemerkte Ryou, dass dem nicht so war.
 

Der Brünette hatte die Arme auf dem vollgestellten Tisch verschränkt und darauf seinen Kopf gebettet, damit diese Position wenigstens ansatzweise gemütlich war, auch wenn Ryou sich fragte, wie der Kerl es geschafft hatte, die ganze Nacht in dieser Haltung zu verbringen.

Wenigstens war dieser Raum durch die offenen Vorhänge heller als das Schlafzimmer, durch dessen Fenster sicherlich schon seit Tagen kein Tageslicht mehr gefallen war.
 

Lautlos näherte er sich dem Tisch und ließ Seto dabei nicht aus den Augen.

Es war unübersehbar, dass er sich nicht gern in diesem Raum aufhielt, zumal er nicht einmal wirklich das Recht hatte hier zu sein..
 

//Seit wann trägt er eine Lesebrille..?//, fragte er sich, als er den Tisch halb umrundet hatte und musterte die rahmenlose Brille, die nun etwas schief in Setos Gesicht hing.

Er war auch nur ein Mensch und hatte seine 'Macken', aber dass er eine Brille trug und sei es nur als Lesehilfe ließ Ryou endgültig am perfekten Bild des CEO zweifeln, sah man einmal von seinem Wissen über dessen gestörten Charakter ab.

Wenn man ihn nicht gerade so persönlich kennen lernen konnte, war die Idee eines Partners praktisch undenkbar, denn erfahrungsgemäß hielt Seto jeden so weit wie möglich von sich fern, sodass es gar nicht möglich war, ihn auch nur ansatzweise kennen zu lernen.
 

Dabei hatte er durchaus seine Qualitäten, auch wenn die aus der Ferne eher das Aussehen und Geld waren.

Von der Nähe aus aber, so empfand Ryou es, war das schönste an Menschen und gerade an Menschen wie Seto, die andere Seite an ihnen zu entdecken, die Fremde nicht zu Gesicht bekamen.

Ein Lächeln, ein ehrlich gemeintes freundliches Wort, eine nette Geste.. kleine Blicke hinter die Fassade.

Bei Bakura hatte er vergeblich nach diesen Dingen gesucht.
 

Stumm seufzend trat Ryou nun einige Schritte zurück und machte sich durch ein Räuspern bemerkbar, Seto wachte jedoch auch davon nicht auf.

„Kaiba?“, fragte er nun in die Stille herein und erhielt daraufhin endlich ein Lebenszeichen des Brünetten, was daraus bestand, dass er sich im Halbschlaf etwas räkelte und schlussendlich den Kopf hielt.

Leise murrend massierte er sich den schmerzenden Nacken und realisierte erst spät, dass er sich nicht nur eingebildet hatte, seinen Namen gehört zu haben.

Er hob den Blick und sah nur verschwommen die Umrisse einer Person, von der er erwartete sein Bruder zu sein, weswegen er sich für einen Moment wieder abwandte.
 

Beinah kraftlos schob er einen Ordner beiseite, der ihm die Sicht auf eine kleine Uhr auf seinem Schreibtisch versperrte und murrte vor sich hin, allerdings darum bemüht, seinem Unbehagen nicht all zu lange hörbar Luft zu machen.

Eigentlich hätte er schon seit Stunden in der Firma sein müssen..
 

„Kaffee?“, machte Ryou sich nun erneut bemerkbar und hatte seinen Blick die ganze Zeit nicht von Seto abgewandt.

Seto zog die Brauen zusammen, entsprach die Stimme doch ganz und gar nicht der seines Bruders.

Er nahm die Brille ab und massierte sich etwas die Augen, ehe er tatsächlich jemand anderen als Mokuba vor sich ausmachen konnte.

Zu seiner Überraschung war es wirklich Ryou, der ihm nun eine dampfende Tasse Kaffee entgegen hielt.

Da er zu perplex war um zu antworten nahm der Weißhaarige das leise „Was willst du hier?“ des Brünetten als Bestätigung auf seine Frage hin und stellte den Becher vor Seto auf seinem Schreibtisch ab.
 

„Mokuba bat mich darum.“

Ryous Erklärung ließ Seto kurz die Augen schließen um nachzudenken, die Brille in seiner Hand etwas wippen lassend.

Er verstand nicht, wieso Mokuba diese Aufgabe auf Ryou abgewälzt hatte, dabei hätte er doch wissen müssen, dass Seto es nur sehr ungern sah, wenn jemand in seine Privaträume kam, der dazu nicht autorisiert war.

„Ja, was auch immer“, murrte Seto und suchte nun den Blick seines Gegenübers.
 

Innerlich bestärkte Ryou sich in seinem Eindruck, den er von Seto hatte.

Der Mann gab sich nicht einmal die Mühe, nett zu anderen zu sein, sondern strafte selbst die mit guten Absichten mit abschätzigem Verhalten.

..Eine derartige Haltung gegenüber anderen hatte er mit Bakura schon einmal erlebt, allerdings in einer sehr viel bedrohlicheren Variante, weswegen ihm der Umgang mit Seto leichter fiel.

„Er bat mich außerdem darum zu verhindern, dass du ihm in die Firma folgst. Er kümmert sich bereits.“

Setos Kopf ruckte automatisch noch ein Stückchen hoch.

Hatte er da gerade gesagt, dass Mokuba sich allein um die Firma kümmern wollte?
 

„So und du denkst, dass du mir was vorschreiben kannst?“

„Ich kann dir nichts vorschreiben, aber denk daran, dass ich jahrelang mit Bakuras Wesen ausgekommen bin, da wirst du mich nicht mehr einschüchtern können“, sagte er ernst und erreichte damit, dass Seto für einen Moment nichts mehr zu erwidern wusste.

Er hatte Ryou nicht nur anders in Erinnerung, sondern auch tatsächlich unterschätzt, denn mit einem Geist wie Bakura den eigenen Körper zu teilen musste auf die Dauer eine Folter gewesen sein, deren Ausmaße kaum vorstellbar waren, wenn man es nicht selbst erlebt hatte.

Noch erstaunlicher war aber, dass Ryou zu einem Selbstvertrauen gelangt war, das er niemals erwartet hatte.

Vielmehr hätte Seto erwartet einen noch schüchterneren Jungen vor sich zu haben, doch das genaue Gegenteil war der Fall.
 

„Aber wenn du unbedingt weg willst, dann geh nur. Lass dich von irgendwem anders aus dem Graben aufsammeln, wenn du während der Fahrt einschläfst. ..Du siehst übrigens grässlich aus.“

Für Seto waren Ryous Worte wie Schläge ins Gesicht.

..Wann war jemand ihm gegenüber nochmal so direkt gewesen?

Hatte das überhaupt jemand gemacht?

Fakt war, dass Ryou es geschafft hatte, ihm die Sprache zu verschlagen.

Er wusste schlicht und einfach nichts mehr zu sagen, nicht einmal Beleidigungen wollten ihm über die Lippen kommen.
 

Zu sehr wich diese Situation von seiner Erwartung ab.
 

Ryou sah Seto seinerseits noch einmal eindringlich an und wandte sich anschließend von ihm ab, da an diesem Punkt nichts weiter zu erreichen gewesen wäre.

Außerdem gefiel ihm die Stimmung in diesem Raum nicht.

Viel lieber hätte er wieder Mokuba um sich gehabt oder vielleicht auch Yugi, mit denen er sich wenigstens wieder freuen und lachen konnte.

Dinge, die wohl niemand außer Mokuba jemals mit Seto getan hatte..
 

Wie bestellt und nicht abgeholt sah der Brünette zu, wie Ryou nun die Tür hinter sich schloss und ihn mit seiner Sprachlosigkeit allein ließ.

Nicht einmal Otogis Sticheleien hatten ihn jemals so getroffen wie just Ryous.
 

Seto lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und atmete ein Mal tief durch.

Sein Kopf war zum ersten Mal seit langem einfach nur leer.

Ihm gingen keine wichtigen Strategien zur Gewinnsteigerung seiner Firma oder abzuschließende Verträge durch den Kopf wie es normalerweise der Fall war.

Auch wenn dieser Zustand für ihn normalerweise eher besorgniserregend war, konnte er von sich behaupten, irgendwie entspannter zu sein als vorher.

Etwas abwesend griff er nach der Tasse, die Ryou ihm gebracht hatte und nippte daran.
 

Seufzend schlenderte Ryou den Flur entlang zum Wohnzimmer, um sich dort erneut auf dem Sofa niederzulassen und sein Handy aus der Tasche zu holen.

Mokuba war zwar in der Firma, aber Ryou war danach, ihm eine Nachricht zu schicken, sozusagen ein kleines Gegengewicht zu der wenig erfreulichen Unterhaltung mit Seto.

Es dauerte nicht lange, bis er eine Antwort erhielt, deren Inhalt tatsächlich ein Grund zur Freude war, denn Mokuba kündigte seine baldige Rückkehr an.

Seine anschließende Frage, wie Seto sich gemacht hatte beantwortete Ryou mit einem kurzen „Abweisend wie eh und je“.

Nur wenige Sekunden nachdem er diese Nachricht abgeschickt hatte, rief Mokuba an.
 

Ryou nahm den Anruf erstaunt an und hörte Mokuba am anderen Ende mit irgendwelchen Menschen reden, die verdächtig nach Leuten von der Presse klangen, zumindest schloss Ryou das aus dem etwas gedämpften Gemurmel, aus dem er mehrmals Mokubas Namen und das Wort „Interview“ herauszuhören meinte.

„Mokuba?“, fragte er vorsichtig und hatte somit die volle Aufmerksamkeit des jungen Kaibabruders.

„Ja, ich bin sofort für dich da.“

Geduldig wartete Ryou darauf, dass Mokuba mit ihm sprach und bemerkte dabei gar nicht, dass Seto prüfend einen Blick in den Raum geworfen hatte und im Türrahmen stehen geblieben war, als er bemerkte, mit wem Ryou dort telefonierte.
 

„So, jetzt habe ich Ruhe“, verkündete Mokuba und tatsächlich waren auch die Stimmen nicht mehr zu hören, stattdessen ließ sich ein gewisser Widerhall seiner Stimme ausmachen, da er sich in die Tiefgarage geflohen hatte, nachdem er über die Rezeption der Firma seinen Chauffeur konsultiert hatte, der bereits am Wagen auf ihn wartete.

Den Grund für seinen Anruf hatte er bis jetzt jedoch verschwiegen.

„Wie geht’s dir?“

„Uhm, gut soweit; ich war etwas überrascht heute Morgen allein hier aufzuwachen.“

„Du hast aber auch geschlafen wie ein Stein.“
 

Ryou musste unwillkürlich lachen.

Es klang für ihn nicht richtig gesagt zu bekommen dass er so tief geschlafen habe, war sein Markenzeichen doch eher der unruhige Schlaf..

„Wirklich? Na gut, du hast dich unbemerkt davonschleichen können.. Ich hoffe, ich habe mich im Schlaf nicht an dich geklammert“, scherzte er, konnte aber seine Verlegenheit nicht verbergen.

„Nein, keine Sorge, hast du nicht.“
 

Eine kurze Pause folgte, in der Seto sich in die Küche begab und für eine Weile aus dem Fenster in den Garten schaute, dabei aber nichts spezielles beobachtete.

Aus dem Wohnzimmer hörte er nun wieder Ryous Stimme, noch immer etwas verlegen aber durchsetzt von Freundlichkeit, was Seto wieder schmerzlich vor Augen führte, dass seine Welt, die nur aus seiner Firma und seinem Bruder bestand nicht das einzige war, das einem Leben Sinn geben konnte.

Es missfiel ihm, diesen eher philosophischen Gedanken zu verfolgen anstatt weiterzuleben wie bisher, aber Ryous enger Umgang mit Mokuba machte es ihm unmöglich, es einfach zu ignorieren.

Nicht zuletzt deswegen, weil Mokuba so viel fröhlicher schien, wenn Ryou ihn seiner Nähe war.

Sie lachten gemeinsam und genossen die Zeit zusammen.
 

//Wann habe ich Mokuba das letzte Mal zum lachen gebracht..?//
 

Unruhig tippte Seto mit den Fingern auf die Arbeitsplatte der Küche und zwang sich kurz darauf, nicht weiter darüber nachzudenken.

Er würde sich nur selbst schaden.
 

Mokubas Rückkehr ließ nicht lange auf sich warten, weswegen auch Seto sich nun aus der Küche heraus begab, um seinen Bruder zu begrüßen, musste aber sehen, dass Ryou ihm zuvorgekommen war, der bis eben noch mit Mokuba telefoniert hatte, sodass der noch immer das Handy in der Hand hielt, als er zur Tür herein kam.

Der Blick des Schwarzhaarigen ging über Ryous Schulter hin zu Seto, den er nun anlächelte, auch wenn dessen etwas ungeordnetes Äußeres eher zu einem schiefen Lächeln verleitete.

Es war jedoch ein Ausdruck seiner Freude darüber, dass Seto sich etwas Ruhe gegönnt hatte, die wirklich nötig gewesen war, das musste selbst Seto sich eingestehen, aber er musste es ja nicht gerade öffentlich machen.
 

„Steht die Firma noch?“, fragte er wobei sein gewohnt ernster Ton seine Worte ungewollt lustig klingen ließ, was selbst Ryou zum schmunzeln brachte, sehr zu Setos Verwunderung.

Hatte er ihn gerade wirklich amüsiert?

Schweigend betrachtete er Ryous Gesicht und ließ sich erst durch Mokubas Stimme wieder davon ablenken.

„Ja, es gab heute morgen bloß einen ziemlich großen Auflauf an Reportern, die abgewimmelt werden wollten.“

Seto nickte verstehend und war seinem Bruder rückblickend dankbar, dass er ihm diese Aufgabe erspart hatte.
 

Mokuba steckte sein Handy endgültig zurück in seine Hosentasche und wandte sich Ryou zu – für Seto übrigens eine mehr als ungewohnte Situation, kümmerte Mokuba sich doch sonst eher um ihn.

„Was hältst du davon, wenn ich dich als Entschädigung für meinen Überfall gestern Abend auf einen Kaffee einlade?“

Kurz zögerte Ryou, nickte aber schließlich lächelnd.

Sowohl er als auch Seto hatten verschiedene Assoziationen mit dieser Frage, wobei es sich bei Ryou auf den Kaffee bezog, da diese Formulierung merkwürdig unpassend für einen Kaiba klang, wenngleich sehr verlockend, wobei sich bei Seto die Gedanken eher auf den 'Überfall' konzentrierten.

Sollte er sich tatsächlich fragen, was die beiden gestern alles angestellt hatten, obwohl Ryous Besuche doch die letzten Male ohne besondere Zwischenfälle angelaufen waren?
 

Noch ehe er das für sich beantworten konnte, hatte Ryou eingewilligt und war kurz im Wohnzimmer verschwunden, um seine Tasche zu holen.

Seine Chance - Seto suchte den Blick seines Bruders.

„Überfall?“

„Ja~“, druckste er und lächelte gedrungen, „Ist nicht so wichtig.“

Er winkte ab und ließ Seto unwissend wie vorher, was aber daran lag, dass Mokuba sein Stochern in Ryous Privatsphäre mit ihm in ihrer Hörweite nicht unbedingt erwähnen wollte.

Dass er Seto so dazu brachte, sich in die Frage nach den genauen Umständen hineinzusteigern wusste er nicht.
 

Ryou kehrte zu ihnen zurück und verabschiedete sich, erfreut über die Einladung, sogar bei Seto, der nur verdutzt dastand, die Tasse Kaffee noch immer in seiner Hand und vollkommen überrumpelt.

Kaum dass er sich versah war Mokuba mit Ryou verschwunden und er erneut allein.

Die Welt schien ihm derzeit gerne das ein oder andere Schnippchen zu schlagen..

Seufzend schüttelte er den Kopf im Versuch, seine Gedanken wieder auf wichtige Dinge zu konzentrieren und hielt am sinnvollsten, sich dafür wieder in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen.

Sich den Kopf zerbrechen konnte er noch früh genug.
 

Unterdessen waren Mokuba und Ryou in einem nahegelegenen Café angekommen, in dem sie bereits des Öfteren mit Yugi und den anderen gewesen waren, da es dort den ganzen Tag über recht leer und ruhig war.

Was für manchen Gast gemütlich war, stellte für die Inhaber des Geschäfts eher eine finanzielle Gratwanderung dar, aber darum scherte sich selbst Ryou in diesem Moment eher wenig.

Er hatte jetzt, da er Seto außer Reichweite wusste, etwas von seiner Unbeschwertheit wiedergefunden, die er vorher nicht hatte zeigen können, wohl auch, weil er sich in der Gegenwart des CEO darum bemüht hatte, keine Schwäche zu zeigen.
 

Dies bemerkte auch Mokuba und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was ihm einen verwirrten Blick seitens des Weißhaarigen einhandelte, als sie sich gesetzt hatten.

„Hm?“

„Nichts, nichts.“

Genau passend kam die Bedienung zu ihnen, bei der Ryou einen heißen Kakao bestellte und Mokuba – ganz der Bruder – einen Kaffee.

Während die Dame ihre Bestellung weitergab stützte Mokuba sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und sah sein Gegenüber an.
 

„Du kannst ja lachen!“, grinste er und sah mit Freude, wie Ryou beschämt auf den Tisch schaute, ehe er mit einem „Ja~, das soll vorkommen“ wieder zu dem Schwarzhaarigen aufsah und kurz auflachen musste.

„Ich denke, ich war gestern wirklich zu voreilig.. Du kannst auch so fröhlich sein.“, lächelte Mokuba, sorgte aber mit seinen Worten dafür, dass Ryous Lächeln allmählich ganz verschwand.

„Ich mache das beste aus meiner Lage. ..Das trifft es wohl eher.“

Seine gespielt glückliche Miene weckte Mokubas Neugier, in der zum großen Teil Sorge steckte.

„Wie meinst du das?“
 

Unruhig zog er an seinen Fingern und wusste nicht recht, wie er anfangen sollte.
 

Viel war von seiner Fröhlichkeit, die er bis vor wenigen Augenblicken noch gezeigt hatte nicht mehr vorhanden.
 

Schneller als erwartet brachte man ihnen ihre Getränke, was Ryou jedoch mehr als gelegen kam, denn so konnte er sich etwas an der warmen Tasse festklammern und fühlte sich Mokubas Blicken nicht gänzlich ausgeliefert.

„..Auch wenn.. Bakuras Verschwinden schon ein paar Jahre zurückliegt, bin ich wohl nicht ganz drüber weg“, murmelte er und stierte auf die Sahne, die sich langsam mit dem darunter liegenden Kakao vermischte.

„Bedrückt dich, was damals passiert ist?“

Mokubas vorsichtige Frage ließ Ryou leicht lächeln.
 

„Ich weiß, dass nicht ich es war, der dieses Chaos angerichtet hat, aber.. dafür ein Teil von mir.“

Zwar hatte Mokuba am Rande mitbekommen, was die Geister in den Millenniumsgegenständen waren, allerdings nicht, wie nahe sich die beiden Seelen standen.

Er erinnerte sich daran, wie sehr Yugi unter dem Verlust des Pharaos gelitten hatte, aber da Marik diesen Schmerz nicht gezeigt hatte, schien es ihm merkwürdig, dass gerade Ryou, der ebenfalls einen bösen Geist beheimatet hatte, weiter darunter litt.

„Also fühlst du dich schuldig?“

„Nein, ich.. fühle mich nicht schuldig. Ich habe nur seit seinem Verschwinden das Gefühl, dass mir etwas fehlt.“
 

Seine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser, sodass er als kleinen Ausflucht nach dem Löffel griff der bei seinem Kakao lag und etwas Schaum von diesem herunter löffelte.

Schon jetzt hatte er Mokuba Dinge offenbart, die er ursprünglich für sich hatte behalten wollen, aber der junge Kaiba hatte es geschafft, die richtigen Hebel zu ziehen.

„So böse Absichten er auch hatte; Bakura war für mich viel mehr als nur die Verkörperung eines uralten Geistes, der nach Rache gierte. ..Er war stets an meiner Seite und gab mir dadurch Sicherheit. ..Das klingt sicher krank, ich weiß schon“, lachte er bitter und rührte etwas in seinem Kakao, ehe er zu Mokuba schaute, dessen ernste Miene ihn kurzzeitig innehalten ließ.

„Krank nicht unbedingt, aber.. eher nach einer Abhängigkeit.“
 

Ryou rührte weiter in seiner Tasse und nickte schließlich.

„Ja, das wird es wohl letzten Endes gewesen sein.. Ich muss aber gestehen, dass ich diese Zeit trotz der Qualen nicht missen möchte. ..Wahrscheinlich einfach, weil ich nicht allein war.“

Mokuba runzelte die Stirn.

„Jetzt hast du doch uns..? Yugi, Joey, Tristan, mich?“

Zum ersten Mal seit Monaten hatte er das Gefühl, dass Mokuba tatsächlich noch ein Kind war, überspielte es jedoch mit einem Lächeln.
 

Er war froh, seine Freunde zu haben und rechnete es ihnen auch hoch an, dass sie ihn trotz Bakuras Taten noch so freundlich aufgenommen hatten, aber auch sie konnten nicht alle Lücken füllen.
 

„Ich denke, du lagst mit deiner Idee gestern doch nicht so falsch“, begann er und legte den Löffel weg, damit er an seinem Kakao nippen konnte, „ich sollte mir wohl wirklich jemanden suchen.“

Seinen blick wandte er von Mokuba ab und schaute lieber aus dem Fenster auf die wenig befahrene Straße neben ihnen.

Etwas unentschlossen, ob er sich bestätigt fühlen oder aufgrund der merkwürdigen Reaktion doch misstrauisch sein sollte, lehnte Mokuba sich zurück und sah Ryou einen langen Moment lang schweigend an.
 

„So einfach habe ich dich von deinem Einzelgängertum abgebracht?“, kam nun die skeptische Frage, auf die hin Ryou sich erst einmal einen vernünftigen Konter überlegen musste.

Ein paar kleine Schlucke aus seiner Tasse und abwartende Blicke seitens des Kaibabruders später stellte Ryou den Kakao wieder vor sich ab und atmete tief durch.

„Ich bin nie freiwillig ein Einzelgänger gewesen. ..Vielmehr habe ich mich durch Bakura zu einem machen lassen, weil er mir das Gefühl gab, dass ich niemanden außer ihm brauchte.“

Gespannt folgte Mokuba Ryous Worten und musterte unablässig sein Gesicht.

„Und jetzt da ich euch habe fällt mir immer öfter auf, dass nur noch eine einzige Sache fehlt und das ist jemand an meiner Seite.“
 

Mokuba setzte sich mit einem Mal wieder aufrecht hin.

„Aber warum hast du dann gestern-“

„Ich wollte nicht, dass du auf dumme Ideen kommst“, unterbrach er den anderen, wobei er jedoch mehr murmelte als laut sprach, „und mich mit irgendeinem Mädchen verkuppeln willst oder so..“

Hörbar peinlich berührt senkte er seinen Blick zurück in die halb geleerte Tasse und hörte Mokuba seufzen.

„Aber wieso?“

„Weil ich jeder von ihnen eine Absage erteilen würde und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem dein Bruder nicht einmal nach einer Frau sucht.“
 

In der Hoffnung, dass er den Umstand nicht erst noch erklären musste, trank er den Rest seines Kakaos aus und stand daraufhin auf.

Schon das kurze Gespräch hatte an ihm gezehrt, auch wenn er es schaffte, dies hinter einem Lächeln zu verstecken.

Selbst Mokuba ließ sich täuschen.

Bis er wieder ohne weiteres über das Thema reden konnte oder wollte musste Mokuba sich mit dieser Erklärung zufrieden geben, denn mehr als dies war nicht drin, wenn er weiterhin sein gespieltes Lächeln halten wollte.
 

„Entschuldige, aber ich muss gleich arbeiten“, begann er und zog Mokuba in eine kurze Umarmung, „fast vergessen.“

So ganz konnte ihm der Schwarzhaarige das zwar nicht abnehmen, aber er machte keine Anstalten, ihn aufhalten zu wollen.

„Und danke für die Einladung. Es.. hat gut getan, mal zu reden.“, log er, doch Mokubas leichtes Lächeln und Nicken zeigten ihm, dass er damit davonkam, auch wenn dem jungen Kaiba wie auf die Stirn geschrieben stand, dass er nicht verstand, was hier gerade passierte.
 

Für eine Nachfrage war jedoch keine Zeit mehr.

Eilig verließ Ryou das Café und nur wenige Sekunden darauf entglitten ihm förmlich seine Gesichtszüge.

Das Lächeln verschwand und an seiner statt zeigte Ryous Miene Trauer und Verzweiflung.
 

Mit Tränen in den Augen hielt er sich die Hand vor sein Gesicht und versuchte sich nicht dem Drang zu Weinen hinzugeben.

Mokuba hatte es erneut geschafft, Emotionen zutage zu Fördern, die Ryou beinahe unter Kontrolle gebracht hatte.

Es waren die teils schönen Erinnerungen an die Zeit mit Bakura, verbunden mit dem Leid, das er wegen ihm hatte erleiden müssen.

Die ersten Tränen rollten über seine Wangen, Zeichen der Kapitulation gegen die widersprüchlichen Gefühle gegenüber Bakura.

Er musste sie endlich loswerden und neu anfangen..
 

Schweigend stierte Seto an die Decke, vor einigen Minuten hatte sein Wecker geklingelt.

Normalerweise befände er sich jetzt schon auf dem Weg in die Dusche, doch in den letzten Tagen hatte sich etwas verändert.

Anstatt sein morgendliches Denken ausschließlich auf den folgenden Tag in der Firma zu konzentrieren, spukten ihm Fragen durch den Kopf, die er sich vorher nie gestellt hatte.

'Wieso geht mir Mokubas und Ryous Lächeln nicht aus dem Kopf?'

'Sind die beiden wirklich nur befreundet?'

'Warum stört es mich, dass Ryou sich mir gegenüber so distanziert verhält?'
 

Seto setzte sich auf, zog die Beine in den Schneidersitz und fuhr sich mit den Händen mehrmals durchs Gesicht und schließlich durch die Haare.

Er war intelligent genug um zu wissen, dass diese Fragen mit zwei Worten beantwortet werden konnten, aber ihm fehlte ein Teil im Puzzle, nämlich wieso es gerade ihn getroffen hatte.

Tagein tagaus schwirrten seine Gedanken um diese paar Unklarheiten und doch war es ihm unmöglich, auf sie einzugehen.

Gerade er sollte auf einmal das Bedürfnis entdeckt haben, jemanden in seiner Umgebung zum Lächeln zu bringen?

Er, Seto Kaiba, der es zu seinem Markenzeichen gemacht hatte, niemandem außer seinem Bruder sein Herz zu öffnen?
 

//Absurd..//, dachte er sich und schüttelte den Kopf.

Glücklicherweise war Ryou schon seit Tagen nicht mehr hier gewesen, was aber weniger daran lag, dass Mokuba sich nicht kümmerte, sondern eher daran, dass der Weißhaarige weder auf Anrufe noch auf Nachrichten reagierte, wie sein Bruder ihm stets berichtet hatte.

Ihm sollte es Recht sein, denn so hatte er genug Zeit, sich wieder zu ordnen und diese grässlich unproduktive Phase des Nachdenkens über sinnlose Dinge hinter sich zu bringen.

Einiges an Arbeit hatte sich bereits wieder angesammelt, sodass es ihm förmlich in den Fingern juckte, sich wieder voll und ganz in seinem Lebenswerk zu verlieren.
 

Nach einem tiefen Atemzug begab er sich aus seinem Bett und begab sich unter die Dusche, während Mokuba zum unzähligen Mal versuchte, seinen Freund zu erreichen, doch viel Hoffnung auf eine Anwort hatte er nicht.

Er saß am Küchentisch und nestelte an einer leeren Kaffeetasse herum, während er dem regelmäßigen Ton seines Handys lauschte, dieser Versuch sollte allerdings glücken.

Der Hörer wurde am anderen Ende abgenommen, sodass Mokuba glatt die Tasse in seiner Hand umschubste, hatte er doch nicht damit gerechnet, all zu bald wieder mit Ryou sprechen zu können.
 

„Ryou!?“, fragte er aufgebracht und musste auflachen, woraufhin Ryou das Handy etwas von seinem Ohr weghielt.

„Natürlich, wer sonst?“

Sein Lächeln war sogar zu hören, was Mokuba ebenfalls ein Lächeln aufs Gesicht spielte.

„Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht, Ryou~“, murrte er fast wehleidig und hörte Ryou nun ebenfalls lachen.

„Mir geht’s blendend, mach dir keinen Kopf. Ich hatte nur in den letzten Tagen keinen Nerv für ein Telefonat, entschuldige.“
 

Für Mokuba bedurfte es schon keiner Entschuldigung mehr, er war bloß froh, Ryous Stimme wieder zu hören.

„Sag, magst du heute vorbeikommen?“

Etwas überrumpelt willigte Ryou stotternd ein, fragte sich allerdings, was sie mit der Zeit anfangen sollten, wollte Mokuba seine gute Laune aber nicht verderben.

„Wann würde es dir denn passen?“

„Ich muss jetzt gleich erst noch in die Firma, das wird aber nicht lange dauern. ..In zwei Stunden?“, schlug er letztlich vor und wieder bekam er eine Bestätigung seitens Ryou.

„Wunderbar! Dann.. bis nachher?“

„Ja, bis nachher!“
 

Mokuba legte auf und grinste.

Gerade entlud sich die ganze Anspannung, die ihn die letzten Tage heimgesucht hatte, als es schlicht unmöglich gewesen war, Ryou zu erreichen.

Auch Yugi hatte auf heißen Kohlen gesessen, nachdem Mokuba sich bei ihm nach Ryou hatte erkundigen wollen.

Er würde ihn auf dem Weg in die Firma anrufen.
 

Genau zwei Stunden später klingelte es an der Tür des Kaiba'schen Anwesens und dadurch, dass Roland damit betraut worden war, Mokuba zur Firma zu bringen und von dort auch wieder abzuholen, war es Seto, der die unliebsame Aufgabe hatte, dem unbekannten Störenfried die Tür zu öffnen.

Er staunte jedoch nicht schlecht, als dieser jemand sich als Ryou herausstellte.

Dieser sah nicht weniger überrascht zu dem Brünetten auf, war er der letzte gewesen, den er nun erwartet hätte.

„Ist.. Mokuba schon wieder da?“, fragte er vorsichtig und schaute testweise an Seto vorbei, um den anderen vielleicht schon hinter ihm zu entdecken, doch vergebens.

„Er ist bei einem wichtigen Meeting.“
 

„Achso, wir waren eigentlich für jetzt verabredet..“

„Er wird schon noch kommen.“

Verstehend nickte Ryou, wunderte sich aber darüber, dass Seto ihn nicht direkt abwies, sondern einen Schritt beiseite trat und ihm somit bedeutete, eintreten zu dürfen.

„Danke“, murmelte der Weißhaarige und ließ Seto ein schmales Lächeln zukommen, was dieser jedoch nicht so recht zu schätzen oder deuten wusste.

Er ging voraus in die Küche und Ryou folgte ungefragt, woraufhin sich der Brünette nun zum Gast seines Bruders umdrehte, hatte er sich doch eigentlich wieder in sein Arbeitszimmer flüchten wollen.

„Hm?“

„Ich..“, begann Ryou zögerlich und schaute erst etwas ziellos im Raum umher, ehe er schließlich Setos Blick erwiderte, „..ich fürchte, dass Mokuba sich da in was rein steigert.“
 

Die vergangenen Tage hatte er dafür genutzt, alles noch einmal zu überdenken und war darauf aufmerksam geworden, dass Mokubas Fürsorge für ihn und Seto zwar schmeichelhaft war, aber nicht unbedingt das, was jemand in seinem Alter tun sollte.
 

Seto hob die Brauen und stützte sich mit verschränkten Armen an der Arbeitsplatte hinter sich ab.

„So? In was denn?“

Ryou empfand die Atmosphäre dieses Mal als angenehmer im Gegensatz zu ihrer letzten Unterhaltung, was wohl daran lag, dass Seto ihn nicht direkt von sich wies, sondern ihm zuhörte, anstatt ihn wie einen Fremden zu behandeln, wenngleich das Klima noch weit von einer gemütlichen Stimmung entfernt war.

Dass Mokuba ebenfalls nicht anwesend war, machte den Moment allerdings nahezu ideal.
 

„Er ist sehr um das Wohl anderer besorgt.“

„..Ich weiß. Daran ist aber nichts Besonderes..?“

Skeptisch musterte er den Weißhaarigen, der sich nun recht ungeniert auf den Küchentisch setzte, da er sich im Stehen zu angreifbar vorkam.

„Darunter verdrängt er aber seine eigenen Interessen. ..Er nimmt dir Arbeit ab, damit du dich ausruhen kannst und nicht mehr so gestresst bist; er macht sich Gedanken darum, wie man einen Partner für dich finden kann, anstatt sich um jemanden für sich selbst zu kümmern. Das ist doch nicht mehr Sinn der Sache..?“
 

Seto ließ sich die Worte des anderen durch den Kopf gehen und kniff etwas die Augen zusammen.

Was er sagte entsprach den Tatsachen, das konnte Seto bezeugen – Mokuba machte beispielsweise keinen Hehl daraus, wie gern er seinen Bruder in festen Händen wüsste – aber es schien ihm unpassend, dass gerade Ryou sich darum scherte.

„Wieso interessiert dich soetwas?“, fragte er nun und sah darüber hinweg, dass Ryou entweder unabsichtlich oder bewusst von einem Partner und keiner Partnerin gesprochen hatte.

„Ich will verhindern, dass er sich zu sehr für andere aufopfert.“

„Sondern ihn ganz für dich beanspruchen?“
 

„Ihn für mich beanspruchen?“

Ryou schaute ihn verwirrt an und runzelte die Stirn.

Setos Stimme hatte etwas provokantes bekommen, was dem Weißhaarigen ganz und gar nicht gefiel.

Er spürte schon jetzt den ein oder anderen Abwehrmechanismus in seinem Inneren greifen, was die Weiterführung des Gesprächs, das ihm durchaus einiges bedeutete, schwerwiegend beeinträchtigen könnte.
 

„Natürlich, du weißt doch, wie sehr er sich freut, wenn du hier bist.“

„Aber ich will ihn nicht für mich beanspruchen..! Es scheint mir eher als wolltest du ihn von der Welt da draußen abschirmen.“

Diese Anschuldigung war nicht die neuste, die hatte Seto schon von so manchem gehört, aber bisher gut verdrängt.

„Er ist mein Bruder und ich lasse ihn mir nicht wegnehmen.“
 

Ryou seufzte.

„Das will auch niemand und ich ganz bestimmt nicht. Aber diese übermäßige Sorge um ihn engt ihn ein“, sagte er nun mit Nachdruck, woraufhin Seto jedoch lediglich die Augen schloss und nichts erwiderte.

„Er braucht keinen Bruder, um den er sich sorgen muss. Er braucht einen, der hinter im steht und ihn unterstützt.“

Ginge es gerade nicht um Mokuba, hätte Ryou dieses Gespräch wohl niemals begonnen, denn er konnte sich weiß Gott besseres vorstellen als Seto Kaiba höchst selbst ins Gewissen zu reden.

Ein sprichwörtlicher Kampf gegen Windmühlen, wie es schien.
 

„Ich unterstütze ihn“, verteidigte er sich, wusste aber selbst, dass Ryou sich damit nicht zufrieden geben würde.

„Stell dir vor er fände eine Freundin und würde mit ihr woanders hin ziehen wollen. Was würdest du tun?“

Tatsächlich war das eine Zukunftsperspektive, die Seto gern niemals eintreten sehen würde, aber dass Ryou das Thema anschnitt zwang ihn dazu, darüber nachzudenken.

„..Ich lasse dich nicht eher in Ruhe bis du einsiehst, dass es so nicht weitergehen kann“, drohte Ryou und profitierte davon, dass Seto sich an diesem Tag außergewöhnlich kooperativ zeigte.

„Na was schon? Ich kann ihn schließlich nicht hier einschließen.“

„Eben.“
 

Seto hatte seinen Blick mittlerweile von Ryou abgewandt und stierte an die Decke, bemerkend, dass seine als unantastbar geglaubte Fassade bröckelte.

Wenigstens gab Ryou ihm nun etwas Ruhe zum Durchatmen.

„..Weißt du, auch wenn es zwei verschiedene Welten sind, glaube ich, dass man Bakura und mich mit euch beiden vergleichen kann.“

Abwartend sah Seto den Weißhaarigen nun wieder an, hatte ihn dieser Vergleich doch sehr gewundert.

Ryou für seinen Teil hatte den Blick auf den Boden gerichtet.
 

„Ich meine, wenn man von den ganzen Drohungen, Misshandlungen und.. so.. absieht..“, fügte er leise hinzu und schwieg darauf einige Sekunden.

Sein Kopf senkte sich noch ein Stück, sodass es Seto kaum mehr möglich war, Ryous Gesicht zu sehen.

Es erstaunte ihn stets aufs Neue, wie viel Ryou unter Bakura hatte erleiden müssen.
 

„Bakura und ich haben uns niemals aus den Augen gelassen. ..Ich konnte immer darauf zählen, dass er da war, auch wenn er kaum etwas Gutes im Sinn gehabt hatte, wenn er sich zeigte.“

Ryou kratzte mit den Nägeln etwas an der Tischkante herum.

„Er gehörte fest zu meinem Leben und.. als er verschwand hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr vollständig war. Ich habe lange gebraucht, um mit seinem Verlust zurecht zu kommen und bin selbst jetzt noch nicht ganz über ihn hinweg, aber.. ich habe eingesehen, dass es gut war, abzuschließen.“

Seto hatte aufmerksam zuhören müssen um kein bisschen zu verpassen, doch ihm fehlte noch die endgültige Verbindung zu ihm und Mokuba.

„Ich fühle mich nun freier als vorher. ..Wenn ihr beide voneinander ablassen könnt – ihr seid ja nicht aus der Welt – würdet ihr euch bestimmt auch besser fühlen. Mokuba hätte Raum, sein Leben zu bauen und du könntest dir vielleicht eine Alternative zu deiner Arbeit suchen.“
 

Vorerst war Seto ein weiteres Mal durch Ryous Zutun sprachlos, wobei er einräumen musste, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem was er sagte Recht hatte.

..Selbst wenn das bedeutete, dass er sich mit dem Gedanken anfreunden müsste, sein Ein und Alles von der Hand zu lassen.
 

Tief durchatmend schaute nun auch Seto auf den Boden vor sich und lachte trocken auf.

„Du hast echt Nerven.. Kommst hier rein und willst mir sagen, wie ich mit Mokuba umzugehen habe.“

Seine Worte hatten viel weniger Kraft als erwartet. Sie klangen eher nachdenklich als anklagend.

„Ich will euch bloß helfen, das ist alles. Was ihr beiden daraus macht ist nicht meine Sache.“
 

Er glitt vom Tisch herunter und war im Begriff, im Wohnzimmer auf Mokuba zu warten, da wurde Ryou von einer Frage aufgehalten, die Seto einfach nicht für sich behalten konnte, erst recht nicht nachdem er Ryou schon so geduldig zugehört hatte.

„..Warum sagst du mir das gerade jetzt? 'Wenn Mokuba eine Freundin hat' ..Ich hoffe für dich, dass du damit nicht dich selbst meinst.“

Ihre Blicke trafen sich, Ryous zeigte beinahe etwas wie Erschütterung.

„Du meinst ich und Mokuba..?“
 

Ryous Miene hellte sich so weit auf, dass er sogar ein Lachen nicht zurückhalten konnte, gefolgt von einem Kopfschütteln.

Dass Seto wie selbstverständlich darauf schloss, dass sowohl Ryou als auch sein eigener Bruder ebenfalls schwul waren, amüsierte ihn zusätzlich.

„Nein, keine Sorge. So gern ich auch bei ihm bin – wir würden miteinander nicht glücklich“, begann er und legte lächelnd den Kopf schief, „Abgesehen davon, dass er – anders als ich – eher nach einem Mädchen suchen würde, käme nicht mit einem kaputten Wesen wie meinem zurecht und ich nicht mit seiner Freundlichkeit. ..Wahrscheinlich bin ich durch Bakura zu einem Masochisten geworden.“

Wieder musste er lachen, ließ aber deutlich durchscheinen, dass ihm diese Einsicht zusetzte.
 

Einerseits erleichtert darüber, dass sein Bruder nichts mit Ryou angefangen hatte, andererseits gefesselt von Ryous Ausführungen trat er schließlich näher an ihn heran, behielt jedoch noch einen gewissen Abstand zu ihm, weswegen der Weißhaarige seinen Blick zu ihm hob.

„Wenigstens sind wir uns in einem Punkt einig: Wir können stetige Nettigkeit nicht ab“, schmunzelte er und hob etwas die Hand, um Ryou aus Reflex durch die Haare zu streichen, wie er es bei Mokuba stets getan hatte, hielt sich jedoch zurück.

„Außerdem solltest du aufhören so aufgesetzt zu lachen. ..Wenn selbst ich sehe, dass du mir was vormachst.“
 

Es schien fast als hätten die beiden tatsächlich einen gemeinsamen Nenner gefunden, wobei diese Basis beiden mehr als nur fragil zu sein schien, aber es war mehr als sie je geglaubt hätten.
 

Ryou wischte sich mit einem Ärmel über die wässrigen Augen, die der Gedanke an Bakura verursacht hatte und sah anschließend lächelnd zu Seto auf, der somit in seiner Absicht, die Küche zu verlassen, aufgehalten wurde.

„Ich beneide Mokuba um dich“, gestand er und betrachtete das Amulett um Setos Hals, in dem wie er wusste Bilder von ihm und seinem Bruder hingen, „Wenn ich Ausschau nach einem Partner halte, werde ich an dich denken.“

Erst als Ryou den Satz beendet hatte fiel ihm auf, wie merkwürdig er geklungen haben musste, woraufhin auch das Lächeln von seinen Lippen verschwand.

Dass Ryou vorhin so viel von sich und seiner Gefühlswelt preisgegeben hatte änderte nichts daran, dass er Seto just offenbart hatte, dass er zu dem Typ Mann gehörte, dem Ryou zugetan war.
 

Deswegen nahm er eilig seine Tasche vom Tisch und wollte sich an Seto vorbei ins Wohnzimmer flüchten, doch der Weg wurde ihm umgehend versperrt.
 

Seto hatte seinen Arm wie eine Schranke vor Ryou ausgestreckt und eine Hand auf seine Schulter gelegt.

Ryous erstaunter Blick hoch zu dem anderen brachte ihn jedoch nicht weiter, denn der andere schaute erneut aus dem Fenster.

Weder konnte Ryou erklären, wieso er gesagt hatte was er gesagt hatte, noch konnte Seto begründen, wieso er den anderen nicht einfach hatte gehen lassen.
 

Fakt war, dass sie eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt waren, wie man meinen könnte.

Sie brauchten beide jemanden, an dem sie sich festhalten konnten, der jedoch auch mit dem zermürbten Charakter des anderen zurecht kamen.
 

Es war an Ryou, die bedrückende Stille zu brechen, indem er seine Hand auf Setos legte und sie von seiner Schulter nahm, aber weiterhin festhielt.

„..Wie soll ich das verstehen?“, fragte er leise und sah zu Seto auf, der sich wieder vom Fenster abgewandt hatte, allerdings erst verzögert antwortete.

„Wie würdest du es gern verstehen?“

Seto war kein Mann vieler Worte und wenn es um Gefühle ging, die er nicht einmal wirklich zuordnen konnte, schränkte sich seine Rhetorik noch weiter ein.
 

Wortlos lehnte Ryou nach kurzem Überlegen seine Stirn an Setos Brust und schloss die Augen.

Selbst dieses Bisschen Nähe, sofern Seto es zulassen würde, fühlte sich so viel wirklicher und richtiger an alles was er mit Bakura getan hatte.

Tatsächlich ließ Seto es zu.

Sein Blick lag nun auf dem weißen Haarschopf, der sich zaghaft an ihn gelehnt hatte und seine Hand hielt.

Für ihn war es nicht weniger ungewohnt wie für den kleineren, doch wollte er ihn auch nicht von sich weisen, weil es ihm vorkam, dass es das war, was ihm in den letzten Tagen einfach keine Ruhe gelassen hatte.
 

Er war nicht etwa – wie er sich eingeredet hatte - auf Ryou eifersüchtig gewesen, weil er Mokuba zum lachen gebracht hatte, sondern einzig und allein auf Mokuba, weil dieser ein so vertrautes Verhältnis zu Ryou führen konnte, wie es Seto wohl lange nicht möglich wäre.
 

Sanft legte Seto nun seine freie Hand auf Ryous Kopf und strich darüber.
 

Sie hatten sich beide etwas vorgemacht.

So wie Ryou mit der Illusion gelebt hatte, durch Verdrängung seine Vergangenheit verarbeitet zu haben, so hatte Seto sich vor der Realität zu flüchten versucht, in dem er schmerzlichen Erlebnissen ins Gesicht sehen musste, die er am liebsten endlos in die Zukunft aufgeschoben hätte.

Aber da das Leben so nicht spielte, hatten sie nun die Möglichkeit, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, sofern sie sich vorerst damit abfinden konnten, dass Unmengen an unausgesprochenen Worten zwischen ihnen standen, die vielleicht nie zur Sprache kommen würden.
 

Erst das Geräusch des Schlüssels im Schloss der Haustür und deren anschließendes Öffnen trennte die beiden voneinander.

Ryous leichtes Lächeln blieb bestehen, als er zum ersten Mal in seinem Leben Setos glückliche Miene betrachtete.

Ihn jemals lächeln zu sehen, auch nur so leicht wie jetzt, hätte er bis vor kurzem nicht für möglich gehalten.

Umso mehr freute es ihn nun, auch wenn der gemeinsame Moment jäh durch den heimkehrenden Mokuba gestört wurde, der nun zur Küchentür hereinkam.

Nach einer kurzen allgemeinen Begrüßung wandte er sich Ryou zu, vor dem er schuldbewusst den Kopf hängen ließ.
 

„Entschuldige bitte die Verspätung! ..Es war wirklich wichtig.“

„Ist schon in Ordnung“, lächelte Ryou, doch Mokuba konnte sich den Querverweis auf das arbeitswütige Verhalten seines Bruders nicht nehmen lassen.

„Ich denke, die Arbeit allem voran zu stellen habe ich von ihm~“, grinste er schief und konnte nicht wissen, dass Ryou die Sache nun, da er sich mit Setos Verhalten auseinander gesetzt hatte, vollkommen anders sah.

Egal wie wichtig ein Meeting sein würde, Mokuba hatte für Seto stets an oberster Stelle gestanden.
 

Während Mokuba den Weißhaarigen mit sich ins Wohnzimmer komplimentierte, blieb Seto noch einen Augenblick in der Küche zurück, wo er Ryous letzten Blick erwiderte, den er ihm zuwarf, ehe er den Raum verließ.

Schwach lächelnd ballte er die Hand, die eben noch Ryou gehalten hatte zur lockeren Faust und begab sich seinerseits in sein Arbeitszimmer.
 

Ihr stummes Versprechen war der erste Schritt in einen Neuanfang.


Nachwort zu diesem Kapitel:
,..+~*~+..,

..Was Wolfi aus Euroshipping macht.
Mir kommt es mehr vor wie Salat und selbst jetzt finde ich das Ende nicht wiiirklich passend, aber na gut..

In der Hoffnung, dass ein paar Leute es durch die 1oooo+ Wörter geschafft haben, wünsche ich weiterhin einen schönen Tag :)

~Wolfi Komplett anzeigen

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Von: abgemeldet
2013-10-12T16:27:50+00:00 12.10.2013 18:27
Hallo ^^

Erst einmal tut es mir leid, dass die Auswertung meines Wettbewerbs so lange auf sich warten ließ, ich muss leider zugeben, dass ich echt wenig Motivation hatte, mich damit auseinander zu setzen, was zum einen den Grund hat, dass ich eine Zeit lang super wenig für YGO übrig hatte und zum anderen war ich auch etwas demotiviert, weil mein Wettbewerb nur zwei Einsendungen hat =(
Naja, egal, jetzt erstmal zum OS ^^.

Mich freut es gleich zu Beginn, dass du dich für ein Lied entschieden hast, welches mir aus persönlichen Gründen sehr ans Herz gewachsen ist und ich bin gespannt, was du daraus gemacht hast – auch das Pairing stößt bei mir auf Freude *gg*
Ich finde, der Einstieg in den One Shot ist dir schonmal gut gelungen. Du hetzt weder voran, noch lässt du es zu sehr plätschern und hältst dich mit langen Einführungen auf – das ist etwas, was ich manchmal etwas schwer finde, bei One Shots.
Die Szene in der Küche gefällt mir übrigens gut. Also da wo Ryou sich kurz an Seto vorbeizwängt – das ist sehr einfach und auf den ersten Blick nicht spektakulär, aber du zeigst damit deutlich auf, wie die Charaktere zueinander stehen ohne viel Blabla drum herum =)

>Er konnte einfach nicht nachvollziehen, wie man gemeinsam über so etwas kleines glücklich sein >konnte, das nicht einmal mit persönlichem Erfolg zu tun hatte.
>Sie freuten sich einfach so.

Das ist ein kurzer Absatz, der Setos Charakter eigentlich ziemlich gut beschreibt.
Mit fällt allerdings nebenbei auf, dass du manchmal Probleme mit Substantivierungen zu haben scheinst: Bsp. Kleines wird groß geschrieben, weil du da etwas davor setzen kannst :3 Nur so nebenbei.
Diesen Sprung vom gemütlichen Wohnzimmer zum düsteren Arbeitszimmer, also das Aufzeigen dieser Gegensätze finde ich stilistisch auch sehr gut gelungen ^^
Was mich auch immer etwas stört sind diese Tilde, die haben in einer wörtlichen Rede nichts zu suchen. In einem RPG kann man darüber noch hinwegsehen, aber in der Deutschen Grammatik haben sie nichts zu suchen. mMn sollte ein guter Autor schon fähig sein, seine Sätze und wörtlichen Rede so zu formulieren, dass man auch ohne Tilde merkt, wie etwas gesagt wird ^^
Desweiteren finde ich schön, wie du die Freundschaft zwischen Ryou und Mokuba schreibst. So unaufgesetzt und ungezwungen – so wie es sein sollte =) Viele Autoren können zwar Super Pairing Storys schreiben, wenns aber um andere zwischenmenschliche Dinge geht versagen sie kläglich. Zu diesen Autoren gehörst du ganz eindeutig nicht ^^
Also ich weiß nicht xD – wenn Mokuba nicht gerade geplant hat, Ryou und seinen Bruder miteinander zu verkuppeln, dann finde ich das ganz schön merkwürdig, dass er diesen Seto quasi zum Fraß vorwirft :D
Hm, also nur lange Haare sind kein Grund, jemanden für ein Mädchen zu halten, so by the way ^^;
Ich bin nicht soo der Fan von solchen Vergleichen…
Insgesamt gefällt mir aber die Darstellung der jeweiligen Charas sehr gut, für IC gibt’s echt Pluspunkte <3 Das scheint echt eine Stärke von dir zu sein *smile*

Prinzipiell finde ich es gut, wenn man hin und wieder Leerzeilen macht, aber mitten in einem Gespräch finde ich es etwas störend. Das fällt mir irgendwie grad so auf, dass das bei dir häufiger vorkommt. Auch bin ich der Meinung, dass nicht nach jedem Satz ein Zeilenumbruch sein muss…
Ich bin auch weniger der Fan von Umschreibungen wie der Weißhaarige etc. Anfangs hielt es sich in der Waage, aber gerade, wo ich etwa in der Mitte der Geschichte bin, fällt es mir auf, dass es sich doch etwas mehr häuft…

Das Gespräch zwischen Seto und Ryou gegen Ende finde ich sehr gut gelungen. Die näherst die Charaktere einander an, ohne, dass es unrealistisch wird – das finde ich gerade bei einem Pairing wie Euroshipping ziemlich schwierig – ich hab mich bei meiner eigenen Euro FF da phasenweise auch ziemlich schwer getan.

Soo … ich bin jetzt fertig mit lesen. Ich muss sagen, ich finde es sehr interessant, was du aus dem Lied „gemacht hast“. Der One Shot hat mir insgesamt gut gefallen – er hatte eine schöne Länge und einen angenehmen Schreibstil – das einzige, das ich mir noch gewünscht hätte, wäre etwas weniger Centric auf Ryou/Mokuba, sondern mehr auf das eigentliche Pairing, das ist für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen :3
Auch denke ich, hätte dem OS ein bisschen mehr Schmackes hin- und wieder nicht geschadet. Es war zwar angenehm zu lesen, wie ich ja sagte, aber ab und zu wünscht man sich doch etwas mehr Tempo :3

Nicht, dass du dich wunderst: Ich werde, da es ja leider nur zwei Einsendungen geworden sind, keine klassische Platzierung machen, sondern einfach nur so, eine Summe an Karotalern auszahlen, damit die Mühe trotzdem belohnt wird ^^.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du das nächste Mal wieder an einem meiner Wettbewerbe teilnehmen würdest.

LG Lelio

Von:  jyorie
2013-04-11T18:54:52+00:00 11.04.2013 20:54
Hi ^_^

danke für den Hinweis auf dein OS ... ich glaub ich hätte es sonst nicht gesehen. Meiner Meinung nach hat es sich sehr gelohnt, das du es hochgeladen hast. Übrigens hatte ich schon bei dem Übernachten gedacht, das Mokuba Ryou aus reiner Berechnung heraus gebeten hat zu übernachten und er das mit Setos Ausrichtung auch direkt für einen Kupplungsversuch eingestreut hat. ... aber scheinbar ist Mokuba bei den beiden ja total arglos gewesen ^^

*grins* sonst hätte wirklich alles zusammen gepaßt, wie er es arragiert hätte, Seto und Ryou allein zuhause, Seto ohne Arbeit und ausgeschlafen, Ryou der ihm Kaffee und Frühstück macht .... *schmunzel* es hätte gepaßt. Aber vielleicht war es auch deine Absicht, das es so aussieht, als wenn Mokuba das impliziert hätte.

Ich kann mir gut vorstellen, so süß Euroshipping ist, genauso schwer ist es die beiden zusammen zu bringen. Und das sie am Ende deines OS gerade am Anfang stehen und das da noch etwas entstehen kann, finde ich auch nicht schlimm. Die Szene am ende war sehr zart und süß, und hat durchaus zu beiden Charakteren gepaßt.

Eine wirklich gelungene Arbeit. Glückwunsch! Hat mir Spaß gemacht es zu lesen.

CuCu Jyorie



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