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Totgesagte leben länger

von

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II. Introduktion (Gleichberechtigung muss sein)

Wissenschaft in der Zaubererwelt basierte zum großen Teil auf Versuchen und Fehlschlägen, weniger darauf, Zusammenhänge schematisch oder mathematisch zu erfassen. Zaubertränke bildete hierbei eine gewisse Ausnahme, da die Interaktion der einzelnen Zutaten stets zu berücksichtigen war, aber oft ließen sich Interaktionen unterdrücken oder umwandeln, so dass sich letztlich wenig durch theoretischen Ansatz wirklich präzise vorhersagen ließ. Angesichts dieser Vorgehensweise war es vermutlich wenig verwunderlich, dass an den Zauberschulen gerade mal ein einziges Fach gelehrt wurde, dass sich mit Zahlen beschäftigte – Arithmantik – und es nach Abschluss einer Zauberschule gerade mal einen Geschäftszweig gab, wo jemand mit einer Vorliebe für Zahlen sich betätigen konnte – Finanzwesen im engeren wie im weiteren Sinn. Wer sich in seinem Beruf mit Zahlen beschäftigen wollte – und Inventuren verschiedener Läden zählten da nicht, wurden die meisten Läden doch mit einem selbsttätigen Inventurzauber vermietet – konnte sich also entweder bei Gringotts, der Zauberbank, bewerben und dort niederen Bankdienst versehen oder sich weiter zum Fluchbrecher ausbilden lassen und als solcher alte Zauber mathematisch analysieren, in der Hoffnung so herauszufinden, wie man diese ausschaltete, ohne selbst schaden zu erleiden, oder sich dem steuerlichen Verwaltungswesen anschließen, was in der Allgemeinheit mit überpedantischen Finanzpinseln gleichgesetzt wurde, oder sich in der freien Wirtschaft als Finanzberater betätigen.

Die meisten Menschen Zauberbritanniens neigten dazu, ihren Zeitgenossen gemäß der Schulhäuser, denen sie in Hogwarts angehört hatten, die ein oder andere Karriere in den oben beschriebenen Sektoren zuzuordnen. So waren es überwiegend Gryffindors, die, das Abenteuer suchend, sich zum Fluchbrecher ausbilden lassen würden. Ravenclaws hingegen vermutete man im Verwaltungswesen und Slytherins aufgrund ihrer Ambitionen erwartete man nicht außerhalb der freien Finanzwirtschaft zu sehen. Umso befremdlicher musste es daher für die meisten wirken, wenn sie erfuhren, dass Blaise Zabini, Slytherin und Jahrgangsgefährte von Harry Potter, dem Jungen, der überlebte, um Voldemort endgültig zu besiegen, ausgerechnet ein Finanzpinsel geworden war. Denn Blaise umgab so gar nicht die trockene Aura, wie sie derlei I-Punkt zentrierende Kümmelspalter an den Tag legten, die sich mit ihrem eher unbedeutenden Verwaltungsakt ungeheuer wichtig machen wollten. Aber Blaise war auch kein gewöhnlicher Finanzpinsel. Er war ein Finanzpinsel im Dienste der Internationalen Vereinigung von Zauberern und berichtete dem Supreme Mugwump höchstpersönlich. Und als ein solcher Finanzpinsel musste er sich nicht mit kleinlichen Verwaltungsangelegenheiten beschäftigen, wie etwa dem Eintreiben säumiger Strafgelder für Flohnetzmissbrauch oder betagten Hexen erklären, dass sie auch in diesem Jahrhundert Steuern zahlen müssten, dass es eben keine Altersbefreiung von Steuern gäbe und sie ihm auch keine Socken stricken bräuchten, wenn er sie von den Steuern befreite, weil er das nicht könne, da er die Vorschriften zu beachten habe. Als Finanzpinsel der Internationalen Vereinigung der Zauberer war es mehr seine Aufgabe, internationale Großgeschäfte zu überwachen, um Kartellbildung zu vermeiden, Verhandlungen mit Geldhäusern und Regierungen zwecks magischen Ausgrabungsarbeiten diplomatisch zu leiten und gelegentlich auch Firmen oder Ministerium hinsichtlich ihrer Haushalte zu überprüfen, wenn diese unter der Beobachtung der Vereinigung standen. Und gerade weil er in dieser Funktion dem Supreme Mugwump direkt berichtete, hatte sein Wort wirkliches Gewicht, hatte er selbst wirkliche Macht im internationalen Finanzwesen. Ohne, dass er dafür einem Klienten hätte schöntun müssen, wie es die freischaffenden Finanzberater tun mussten. Macht, wie sie eines ambitionierten Slytherin würdig war. Natürlich übersahen die meisten seiner Mitmenschen diesen Faktor. Ebenso wie die wenigsten von ihnen wussten, dass seine Arbeit bei weitem nicht daraus bestand, endlose Zahlenkolonnen auszuwerten. Denn die Zahlen, die er in seinem Beruf zu Gesicht bekam, waren in den seltensten Fällen die Zahlen, die er wirklich sehen wollte. Er war sich nur zu bewusst, dass die meisten Leute, egal ob private Unternehmen oder öffentliche Institutionen, die Prüfungsunterlagen zu ihren Gunsten ein wenig manipulierten. Und ehrlich gesagt, war es ihm ziemlich gleichgültig, ob der Chef seinen Privatbesen bei der jährlichen Inspektion der Firmenbesen auch mit untersuchen ließ und auch gleich über die Firma abrechnen ließ. Das waren kleine Fische. Wenn aber in den Unterlagen ein ganzer Flugpark an Besen aufgeführt war, mit allen sich daraus ergebenden Abschreibungsmöglichkeiten, sich aber kein Besen außer dem des Chefs auffinden ließ, sah das schon anders aus. Denn die Firmen und Institutionen, die sich an die Internationale Vereinigung der Zauberer wendeten, taten dies nicht ohne Grund und nicht ohne daraus folgende Auflagen. Meist waren es für das Allgemeinwohl wichtige Firmen und Institutionen, die aufgrund verschiedener Umstände am Abgrund standen und aufgrund anderer Umstände unabhängige Unterstützung brauchte. Oder es ging um den Austausch heikler Informationen, bei denen die Internationale Vereinigung als unabhängige Wächter bestellt wurden, um zu verhindern, dass die eine oder die andere Seite mit den ihnen anvertrauten Informationen Schindluder trieb. Und Finanzen waren eben der Punkt, wo sich Schindluder am offensichtlichsten niederschlug. Natürlich nie in den offiziellen Unterlagen, aber Blaise hatte ein untrügliches Gespür für Zahlen, so dass er es förmlich riechen konnte, wenn die Papier manipuliert waren. Wobei sein Gespür für Zahlen ihm dann untrüglich half, die Manipulation zu finden, da kein Zauberer, egal wie gewissenhaft, einen Manipulation fortlaufend fehlerfrei beibehalten konnte. Irgendwann kam es zu einer winzigen, eigentlich vernachlässigbaren Unregelmäßigkeit und schon hatte Blaise einen Anfang an dem er dann das gesamte Rätsel auflösen konnte.

Sein aktueller Auftrag allerdings, so sein Chef, war eher als Erholungsauftrag gedacht. Es galt als erste Stichprobe der Vereinbarung das britische Ministerium für Zauberei und seinen Haushalt zu überprüfen.

Kaum, dass seinerzeit nach dem endgültigen Fall Voldemorts Kingsley Shacklebolt zum Interimsminister und später per Wahl in seinem Amt bestätigt worden war, hatte dieser sich daran gemacht, das Ministerium wieder aufzubauen. Natürlich mit allen notwendigen Reformen, die sich aus der Lektion, die Voldemort Britannien erteilt hatte, ergeben hatten. Doch dabei hatte er sehr schnell feststellen müssen, dass viele Abteilungen längst nicht so effektiv wirtschafteten, wie sie eigentlich sollten, und dass in der Vergangenheit die sich daraus ergebenden Haushaltslöcher zu mehr als einhundert Prozent durch private Spenden gestopft worden waren. Natürlich konnte man die einzelnen Abteilungen dazu anhalten, mit dem ihnen zugeteilten Etat auszukommen, aber Wiederaufbau bedeutete weit mehr als das. Und um nicht wieder von privaten Spenden abhängig zu werden, hatte Shacklebolt daraufhin das einzig Vernünftige getan: Er hatte sich an die Internationale Vereinigung der Zauberer um Unterstützung gewandt. Eine Unterstützung, die gerne gewährt wurde, jedoch wie stets an Bedingungen geknüpft wurde, worunter auch eine unregelmäßige Überprüfung des Haushalts gehörte, um sicherzustellen, dass man in Zauberbritannien nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückfiel und sich so ein neuer Voldemort wieder einkaufen konnte. Da aber dies die erste Überprüfung wäre und zudem der Fall Voldemorts erst wenige Jahre zurück lag, war davon auszugehen, dass Blaise keinerlei Unregelmäßigkeiten vorfinden würde und stattdessen ausreichend Zeit haben würde, sich mit alten Freunden und Bekannten zu treffen.

Soweit der Plan. Aber Pläne waren ja bekanntlich dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Und so hatte sich Blaise noch keine zwei Tage mit den Unterlagen, die ihm der Minister durch seinen persönlichen Assistenten hatte überbringen lassen, beschäftigt, als sein Gespür für Ungereimtheiten anschlug.

Wie es schien, hatte man gemeinhin beschlossen, den Froschungsetat allseits aufzustocken, was an und für sich eine gute und zu befürwortende Idee war. Denn Forschungsergebnisse ließen sich wiederum vermarkten und brachten letztlich wieder mehr Geld in die Kassen. Es mochte auch für das erste Jahr ein hinreichender Anreiz gewesen sein, allen Abteilungen das gleiche Mehr-Budget zuzugestehen, damit jede Abteilung ordentlich Gehirnschmalz investierte, interessante Forschungsprojekte auszuarbeiten, die fortzusetzen sich für das Ministerium lohnte. Aber im zweiten Jahr wiederum allen Abteilungen das gleiche Forschungsbudget zuzuteilen? Und auch im dritten Jahr? Selbst wenn man sich vom Verdacht reinwaschen wollte, bestimmte Abteilungen vielleicht zu bevorzugen, müsste sich spätestens nach zwei Jahren das ein oder andere Projekt als unrentabel erwiesen haben, während andere Projekte durchaus durch einen entsprechend höheren Etat schneller zu profitablen Ergebnissen kommen konnten. Ganz abgesehen davon, dass nicht jede Abteilung sich für Forschungsprojekte eignete. Schließlich konnten Verwaltungsabteilungen, die lediglich mit Papierkram beschäftigt waren, den Locher auch nur einmal erfinden. Irgendetwas stimmte hier eindeutig nicht.

Die offizielle Vorgehensweise sah nun vor, dass Blaise die einzelnen Abteilungen würde besuchen und mit dem jeweiligen Abteilungsleiter sprechen müssen. Eine auf den ersten Blick fruchtlose Angelegenheit, denn erstens misstrauten ihm die Ministeriumsmitarbeiter per se, als würde er sie zur Rechenschaft ziehen, bloß weil er zufällig mitbekam, wie sie Ministeriumseulen für den Transport privater Post benutzten und zweitens würde kein Ministeriumsmitarbeiter bei einer offiziellen Untersuchung zu Protokoll geben, dass er das Gefühl habe, das Budget seiner Abteilung wäre zu reichlich bemessen. Und der unausgesprochene Ehrenkodex verlangte, dass man gleichzeitig auch nicht behauptete, man könne durchaus einen größeren Etat gebrauchen und vorschlagen die dafür notwendigen Mittel einer bestimmten Abteilung zu entziehen. Denn wenn man erst einmal auf die Art versuchte, sich bei einem Prüfer Liebkind zu machen, trat man damit eine Lawine von verleumderischen Gerüchten los, die rasch in Grabenkämpfe ausarteten und ein Ministerium handlungsunfähig machten. Oder vereinfacht gesagt: Wer als erster den Stein warf, musste damit rechnen, dass alle übrigen nach der Kindergartenregel ‚Wie du mir, so ich dir’ handelten.

Manchmal aber gelang es einem auch, zwischen den Zeilen interessante Dinge zu erfahren. Etwa, wenn eine Abteilung besonders stolz auf eine Idee war. Oder wenn man versuchen wollte zu verstecken, dass man gar kein Forschungsprojekt hatte und stattdessen die dafür zur Verfügung gestellten Geldmittel benutzte, um eine vernünftige Abteilungsweihnachtsfeier auszurichten. Letzteres war vermutlich der betreffenden Abteilung nicht einmal zu verdenken, war doch der Anteil im Budget, der für Weihnachtsfeiern vorgesehen war, nach dem, was Blaise gesehen hatte, geradezu lächerlich, obgleich allseits bekannt war, dass Weihnachtsfeiern im richtigen Rahmen zu mehr Kollegialität und daraus folgend mehr Produktivität im nächsten Jahr führten. Und gerade die Verwaltungsabteilungen konnten kaum, wie andere Abteilungen, durch die siebenunddreißigste Erfindung des Lochers ihr Weihnachtsfeierbudget aufstocken, benötigten aber vielleicht mehr noch als andere Abteilungen den kollegialen Zusammenhalt.

Aus der Summe all dieser Beobachtungen, so hoffte Blaise, würde es ihm vielleicht gelingen, einen brauchbaren Hinweis zu erhalten.
 

Den ersten Hinweis in diese Richtung erhielt er in der Abteilung für restriktierte Zaubertränke. Ein eher unauffälliger Satz und vermutlich dazu angetan, Blaise davon zu überzeugen, wie angetan alle hier von Minister Shacklebolts Arbeit waren.

„Wir waren vielleicht ein wenig überrascht, aber auf jeden Fall mehr als froh, als Minister Shacklebolt von der zentralisierten Forschung die Budgets wieder auf die Abteilungen und damit in unsere Obhut übergab.“

„Und zugleich Ihren Etat auch ein wenig aufstockte“, lockte Blaise mit einem einnehmenden Lächeln, doch der betreffende Abteilungsleiter schwieg. Was sich im nachhinein als weiterer Hinweis herausstellte. Denn kein einziger Abteilungsleiter, mit dem Blaise sprach, erwähnte die Budgeterhöhung. Nicht bei jedem sprach Blaise diesen Punkt an, aber trotz genauem Zuhören, konnte er auch zwischen den Zeilen keine einzige greifbare Reaktion bezüglich des erhöhten Forschungsetats feststellen. Es hatte fast den Anschein, als gäbe es für diese Abteilungen diese Mehrmittel gar nicht. Weshalb sich für Blaise nun folgende Fragen ergaben:

1) Wenn Minister Shacklebolt die Forschung wieder dezentralisiert hatte, ließ das darauf schließen, dass unter Voldemort die Forschung zentralisiert worden war. Bei einem Despoten und Kontrollfreak wie Voldemort nicht von der Hand zu weisen. Aber welche Projekte waren zentralgesteuert verfolgt worden? Keine der Abteilungen hatte etwas von den Schreckenserfindungen verlauten lassen, die man unter Voldemorts Herrschaft hätte vermuten können. Keine fleischfressenden Flüche als Zwangsprojekte für die Zauberkunstabteilung, keine Spionagetropfen in der Zaubertrankabteilung, keine Verwandlungen, die es einem erlaubten, innere Organe von Gegnern in Steine zu verwandeln. Was also hatten diese Abteilungen in dem Jahr entwickelt?

2) Wenn keine der Abteilungen über ein größeres Budget verfügten, wo floss dann das ganze Gold hin, das auf dem Pergament für die Forschung zur Verfügung gestellt wurde?

Die erste Frage ließ sich vermutlich mit einem gründlichen Blick in die geheimen Archive des Ministeriums beantworten – es sei denn natürlich ein übereifriger Mitarbeiter hatte dort alle Spuren von Voldemorts Herrschaft getilgt. Ob um sich selbst zu schützen oder um den Neuanfang wirklich bei Null beginnen zu lassen, wäre dabei unerheblich. Die zweite Frage hingegen war eigentlich genau der Grund, weshalb Blaise hier war, würde sich aber ungleich schwieriger beantworten lassen. Denn er konnte schlecht Minister Shacklebolt mit dem konfrontieren, was er bislang hatte. Nichts davon ließ sich einwandfrei beweisen, vieles basierte nur auf seinen Schlussfolgerungen, die wiederum aus einer Mischung aus Erfahrung und Bauchgefühl herrührten.

Weshalb Blaise beschloss, sich erst einmal auf die erste Frage zu konzentrieren. Denn so wie sich sein Bauchgefühl anfühlte, war bei weitem nicht auszuschließen, dass beide Fragen irgendwie zusammenhingen und wenn er eine Frage beantworten konnte, bestand die Chance, dass er der Lösung des zweiten Rätsels schon ein gutes Stück näher war.
 

„Wie bitte? Ich soll Ihnen uneingeschränkten Zugriff auf die Archive des Zaubereiministeriums von Britannien gewähren, Mr. Zabini?“ Irritiert sah der hochgewachsene dunkelhäutige Minister den Jüngeren an. „Wissen Sie da, was Sie von mir verlangen? Dort lagern Geheimnisse aus vergangenen Zeiten, die selbst heute noch, sollten sie publik werden, zu einem Krieg zwischen Rassen oder Nationen führen könnten. Noch nicht einmal die Unsäglichen haben uneingeschränkten Zugriff darauf. Einzig der amtierende Zaubereiminister verfügt über einen solchen Zugriff und selbst hier sind in dem Eid, den ein Minister bei Amtsantritt schwören muss, extreme Klauseln enthalten, die stärker sind als ein unbrechbarer Schwur, so dass es einem Amtsinhaber selbst nach seinem Ausscheiden unmöglich wäre, etwas darüber zu sagen. Und noch etwas: Ohne diesen Schwur ist es unmöglich bestimmte Bereiche des Archivs zu betreten.“

Blaise seufzte. Er hatte geahnt, dass es nicht einfach werden würde, aber dass es sich so kompliziert gestalten würde... Immerhin wuchs durch diese Sicherheitseinrichtungen die Chance, dass das, was er suchte, tatsächlich in den Archiven zu finden war. Es müsste ihm irgendwie gelingen, seine Suche einzugrenzen, dann könnte ihm Shacklebolt auch einen lediglich eingeschränkten Zugriff gewähren. „Die Unterlagen, die ich suche, fallen in die Herrschaftszeit Voldemorts. Also keineswegs jene uralten Geheimnisse, die den internationalen Frieden gefährden, Minister.“

„Aber auch Voldemorts Herrschaft ist vergangen... Sie können mir glauben, manches, was ich beim Aufräumen dieses Büros gefunden habe, hätte ich lieber nie zu Gesicht bekommen.“ Kingsley Shacklebolt schien bei diesen Worten sichtbar zu altern. „Es wäre geradezu naiv anzunehmen, dass Voldemort sich mit Britannien zufrieden gegeben hätte.“

Das war ein Punkt, den Blaise nicht von der Hand weisen konnte. Dann aber kam ihm eine Idee. Es war unwahrscheinlich, dass diese Geheimnisse, die Shacklebolt schützen wollte, alle Abteilungen umfasste. „Gibt es unter den folgenden Abteilungen eine, deren vollständige Wochenberichte der vergangenen fünf Jahre Sie mir uneingeschränkt zur Verfügung stellen könnten? Von Interesse wären die wissenschaftlichen Abteilungen: Tränke, Zauber, Verwandlungen.“ Das waren die Abteilungen, in denen Blaise bei seinen Untersuchungen in den vergangenen Tagen die vielversprechendsten Forschungsaktivitäten gefunden hatte.

„Bedaure, die einzige ‚Abteilung’ deren Berichte ich Ihnen guten Gewissens zur Verfügung stellen könnte, wären die der Kantine.“

Kantine? Wollte Shacklebolt ihn verarschen? Blaise war kurz davor, den Minister mit dem zu konfrontieren, was er bislang an Unstimmigkeiten herausgefunden hatte und von diesem eine Erklärung zu verlangen. Doch er riss sich am Riemen. Wenn er jetzt die Zügel schießen ließ, erntete er bestenfalls Halbwahrheiten, erreichte aber weiter nicht viel. „Und wenn ich einen ähnlich starken Schwur leistete wie Sie, Minister? Ich möchte den internationalen Frieden genauso wenig gefährden, wie Sie, und als Mitarbeiter der Internationalen Zauberervereinigung wäre es nicht der erste antike Eid, den ich leisten müsste.“

Shacklebolt schüttelte nur müde den Kopf. „Dieser spezielle Teil des Antrittseids kann nur von einer Person zu einer Zeit gesprochen werden. Erst, wenn der Minister den Amtsaustrittseid schwört oder verstirbt, ist sein Nachfolger in der Lage, den Antrittseid zu leisten. Deswegen müssen Sie sich wohl oder übel mit den Kantinenberichten zufrieden geben, Mr. Zabini. Ich werde dafür sorgen, dass mein Assistent sie Ihnen heute Nachmittag vollständig überbringt.“

Blaise wusste, dass er damit aus der Unterredung entlassen war. Doch was bei Morgana sollte er mit den Wochenberichten der Kantine anfangen? Die Anzahl der eingekauften Kartoffeln würde ihm wohl kaum mehr Aufschluss über die Forschungsangelegenheiten des Ministeriums in Voldemorts Jahr gewähren, als gar kein Bericht.

Dennoch gebot es die ihm eigene Gründlichkeit, dass er auch diese Akten studierte. Und vielleicht sollte er bei der Gelegenheit sich auch mal diese ominöse Kantine ansehen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Delacroix_
2013-02-19T12:00:59+00:00 19.02.2013 13:00
Uh, Wirtschaft.
 Das Thema findet man auch eher selten und ich glaube, ich weiß auch woran das liegt. Aber Spaß beiseite. 
Ich mag deinen Blaise. Wirklich und das Kapitel hat sich sehr gut und auch sehr schnell weggelesen.
Das Einzige was mir beim lesen zusätzlich aufgefallen ist, war ein Buchstabendreher im Satz: 
"Wie es schien, hatte man gemeinhin beschlossen, den Froschungsetat allseits aufzustocken, was an und für sich eine gute und zu befürwortende Idee war."


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