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Fake for your life!

von

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{ 13. | Schmierentheater }

Durch einen Seiteneingang betraten sie das gepflegte Parkgelände, welches vom Klinikkomplex umschlossen wurde wie ein gut gehütetes Geheimnis. Alfred trabte noch immer grinsend hinter Francis her. Unter ihren Füßen knirschte Kies, als sie einen sträuchergesäumten Weg entlang bummelten und schließlich eine dunkle Holzbank erreichten. Francis ließ sich sichtlich zufrieden darauf fallen. Ein Bein über das andere schlagend, zauberte er ein Päckchen Zigaretten aus seiner Jacketttasche und hielt es Alfred einladend hin.
 

„Nee, danke“, machte dieser, als er sich ebenfalls auf die Bank plumpsen ließ.
 

„Nichtraucher? Ernsthaft?“ Im Nu hatte sich Francis eine der Zigaretten zwischen die Lippen geschoben und diese angezündet.
 

„Nichtraucher.“
 

„Sie machen hier aus allen Nichtraucher.“
 

„Aus allen?“ Alfred beobachtete, wie Francis gen Himmel sah, obwohl dort oben nichts weiter als in diversen Graufacetten gehaltene Wolkenkonstellationen zu erkennen waren. Trotzdem verweilte seine Aufmerksamkeit dort, indessen er abwesend einen tiefen Zug nahm.

„Es gab Zeiten, da hat Arthur mich quasi auf Knien angefleht, ihm Zigaretten mitzubringen.“ Die Erinnerung schien mit zwiespältigen Gefühlen besetzt. Zwar kräuselten sich Francis’ Mundwinkel, doch ein richtiges Lachen wollte nicht zum Vorschein kommen.
 

„Arthur ist Raucher?“
 

„Der Zweck heiligt die Mittel.“
 

Alfred verstand zunehmend weniger. Francis hielt es wohl auch nicht für nötig, eine Erklärung abzuliefern. Stattdessen folgten seine Pupillen ein paar dicken Krähen, die ihren Sitz auf hohen Ästen verließen und gleich darauf am Himmel verschwanden.
 

„Kann ich mir irgendwie nich’ vorstellen.“
 

„Nicht?“ Überrascht drehte Francis Alfred das Gesicht wieder zu.
 

„Mit dem will man ja schon nich’ zusammen am Tisch sitzen! Wer will dann mit dem zusammen eine rauchen gehen?“
 

„Moi.“
 

Nichts an Francis’ Mimik änderte sich. Sie war stark und stellungsbeziehend. Sie ließ Alfred sich wünschen, seine letzten Worte umgehend zurück nehmen zu können. Ihn beschlich nämlich der Verdacht, sich soeben tief in die Nesseln gesetzt zu haben...
 

„Er hat mich getreten“, probierte er, seinen Groll zu rechtfertigen.
 

„Je comprends. Ihr sitzt also am gleichen Tisch. Sag, warum bist du hier Patient, Alfred?“ Der Anflug des sturen Untertons hatte Francis’ Stimme verlassen. Auch sein Gesicht machte wieder einen weicheren Eindruck. Wenn Alfred es sich so recht ansah, glaubte er, Francis habe eine zu kurze Nacht und eine zu anstrengende Woche hinter sich. Da war eine latente Müdigkeit, die nicht entdeckt werden wollte. Ein Kaffee wäre Francis im Moment sicher die liebere Gesellschaft.
 

„Das sieht man doch...“
 

„Peut-être, ich frag dich aber trotzdem. Also?“ Ohne Alfred auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen, zog Francis erneut an seiner Zigarette.
 

„Ich hab nich’ wirklich was gegen Arthur.“
 

„Es geht hier gerade nicht um Arthur.“
 

Ging es nicht? Alfred war davon ausgegangen, dass Francis ihn deswegen so in die Mangel nahm, weil er ihm das vorangegangene Urteil verübelte. Dass dem offenbar nicht so war, verwirrte ihn zugegebenermaßen.

„Ich-ich bin zu...“ Nein, er würde es nicht sagen. Schon allein das Wort fett in Zusammenhang mit ihm selbst war Alfred nach wie vor höchst unangenehm. Insbesondere wenn er neben einem schmalen Mann saß, der an genau den richtigen Stellen über Muskeln verfügte und somit ein durch und durch wohl definiertes Bild abgab.

Wenn Attraktivität allein ausreichte, um Menschen miteinander zu verbinden, war das wohl das große Geheimnis hinter Francis und Arthurs sagenumwobener Beziehung. Zumindest konnte sich Alfred vorstellen, dass Arthur mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen, etwas mehr Lebensfreude im Gesicht und einem sonnigeren Gemüt eine gewisse Attraktivität besaß.
 

„Ja? Sprich die Dinge aus.“ Francis aschte auf die noch klammen Kieselsteine. Seine Augenbrauen, die sein Gesicht mit maskulinem Anmut bereicherten, lagen tief, setzten Alfred aber nicht unter Druck, ebenso wenig wie der gewählte Tonfall. Es war ein Vorschlag, ein Angebot. Kein Befehl.
 

Alfred kam sich ob all dessen entsetzlich jung und dumm vor. Nicht weil Francis ein paar Jahre länger auf der Welt war als er, sondern weil er leger erwachsen wirkte, ohne dafür überhaupt den Bart oder die Mode zu brauchen. Francis könnte in komplett anderer Garderobe hier sitzen und würde doch genau dieselbe Ausstrahlung besitzen und genau dieselben Gefühle in Alfred wachrufen.
 

Tief Luft holend, schaute Alfred hinab auf den Kies, den er mit den Spitzen seiner Turnschuhe geräuschvoll durchfurchte.

„Ich bin zu fett. Ich fresse zu viel und ich kann nich’ aufhören. Ich denk irgendwie ständig nur noch ans Essen. Mein ganzer scheiß Bettkasten und mein Wandschrank sind voller Essen! Manchmal fress ich sogar so viel, dass ich hinterher kotzen muss und es macht mir nix aus, danach einfach wieder weiterzufressen...“ Die Silben stoben wie Eiskristalle durch die Luft und machten Alfred für die Röte auf seinen Wangen empfänglich. Warum hatte er das gerade gesagt? Das war doch total lächerlich! Peinlich! Unangebracht! Was interessierte es Francis, ob er-?!
 

„Geht doch. Gut gemacht!“
 

Ruckartig schnellte Alfreds Kopf herum. Ein widersprechendes „Nein!“ lag ihm auf der Zunge, blieb aber ungesagt, da Francis unerwartet gähnte und dann eine leise Entschuldigung nuschelte.

„Kurze Nacht“, merkte er noch an, bevor er seine Zigarette ein letztes Mal zum Mund hob. „Und, wie gefällt’s dir hier so?“
 

„Soll das ’n Witz sein? Das is’ wie in ’nem Drillcamp hier! Die haben so ziemlich alles eingesackt, was ich von Zuhause mitgebracht hab! Ich muss jeden Morgen um 6 aufstehen, das Essen schmeckt wie Pappe und der Sport macht null Bock. Und wenn ich dann total alle bin, weil ich da ewig aufm Laufband hecheln musste, sagt mir einer wie Arthur, ich soll mich nich’ so anstellen! Wenn der wüsste! Aber der muss ja keinen Sport machen!“
 

Alfred hatte keinen Schimmer, was so lustig war, aber Francis prustete los. Das Lachen bollerte bis zum Himmel hinauf und ebbte nur langsam zu einem herben Kichern ab.

„Er würde dir davon laufen. Das glaub mir mal.“
 

„Wer?“ Alfred konnte nicht folgen.
 

„Arthur. Wenn ich dir ’nen Tipp geben darf: lauf nie mit ihm um die Wette. Oh, und spiel keine Strategiespiele mit ihm.“
 

Das meinte Francis doch nicht ernst, oder?
 

„Och, nun guck nicht so. Es ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!“ Das Gesicht wieder ernster, fuhr Francis gemäßigt fort. „Es war ihm immer egal, ob es draußen geregnet, geschneit oder gestürmt hat. Fünf Uhr morgens und er ist joggen gegangen.“
 

„Fünf Uhr morgens?!“ Alfred fiel vor Entsetzen fast von der Bank.
 

Mit einer vorher nicht da gewesenen Schwere schloss Francis die Augen und nickte.

„Da hat ihn ja niemand gesehen... Ich hab das nur zufällig irgendwann mal mitbekommen.“
 

„Seid ihr Nachbarn?“ Oder wie kam es dazu, dass Arthur entdeckt wurde?
 

„Non, wir sind aufs gleiche Internat gegangen. Arthur ist mein Patenschüler gewesen.“
 

„Ah!“
 

„Im Sommer hab ich den Abschluss gemacht, kurz nachdem Arthur endlich eingeliefert wurde.“
 

„Oh Gott, das ist ja schon ewig her!“ Das pure Entsetzen ließ Alfred erblassen. Warum dauerte eine Behandlung in dieser Klinik bitte so elendig lange? Was, wenn Alfred  Halloween, seinen absoluten Lieblingsfeiertag, hier verbringen musste? Er hatte fest damit gerechnet, Ende Oktober längst wieder Zuhause zu sein und Halloween mit allem drum und dran feiern zu können. Wenn auch ohne Party, denn wer sollte ihn einladen? Das letzte Halloween hatte Alfred auch allein Zuhause verbracht, Gruselfilme geguckt und sich ungeniert an den Tonnen von Süßigkeiten bedient, die eigentlich für die klingelnden Kinder vorgesehen waren. Die Aussicht, an Halloween in dieser Klinik eingesperrt zu sein, stülpte sich wie ein wahr gewordener Albtraum über Alfreds Gemüt und ließ ihn vollkommen entsetzt Francis anstarren.
 

Dieser wirkte emotional abwesend.

„Ja. Das war keine schöne Zeit damals...“ Sein Blick suchte Alfreds Augen auf. „Naja, dich interessiert das wahrscheinlich eher ni-“

„Doch! Ich mein, ich sitz mit Arthur an einem Tisch und ich teil mir mit Feli ein Zimmer, aber keiner erzählt mir, was da abgegangen ist!“
 

„Was da abgegangen ist?“
 

„Jup, Tino hat gesagt, die beiden hätten versucht sich umzubringen!“ Übermütig sprangen die Worte von Alfreds Zunge. In ihm brannte wieder die Entschlossenheit, endlich hinter das Geheimnis der beiden zu kommen. Was war dran an Tinos Behauptung? Warum schwieg Arthur und warum wechselte Feli stets das Thema, wenn Alfred versuchte, etwas über den Vorfall herauszubekommen?
 

„Oui...“
 

Es stimmte also! Alfred hielt die Luft an, indessen Francis die Arme vor dem Oberkörper verschränkte und sich innerlich zu sammeln schien.

„Arthur und Feliciano sind in etwa zur gleichen Zeit hier eingewiesen worden. Man hat angenommen, es würde den beiden gut tun, nicht allein auf einem Zimmer zu sein...“
 

„Was haben sie gemacht?“
 

„Das, was sie vorher auch gemacht haben.“ Etwas in Francis’ Augen schimmerte trist, als er gedanklich in der Zeit zurück reiste und den Mundwinkel beinahe angewidert verzog. „Nur dass sie plötzlich jemanden gefunden hatten, der mit ihnen daran arbeitet, ihr Ziel auch zu erreichen...“
 

„Ziel?“
 

„Alfred“, Francis machte eine harte Pause, „was weißt du eigentlich über Feli? Oder über Arthur? Oder warum die beiden hier Patienten sind?“
 

„Äh, sie sind hier, weil sie magersüchtig sind?!“ Was sollte die merkwürdige Frage? War das ein Test oder ein Spiel?
 

Nein, es war weder das eine noch das andere, wenn man Francis’ Miene Glauben schenkte.

„Ich kenn Feli erst, seit ich Arthur hier besuche. Aber ich weiß, was Arthur vorher für scheußliche Sachen gemacht hat... Anfangs hab ich’s allerdings nicht wirklich mitbekommen. Er hatte ein relativ normales Gewicht, als er auf unsere Schule gewechselt ist. Er war dünn, aber nicht auffällig dünn. Bis ich überhaupt mal gemerkt habe, was Arthur sich antut, sind Monate vergangen...!“ Sich mit der rechten Hand übers Gesicht wischend, schien Francis nicht weiter zu wissen.
 

„Aber ihr wart doch im gleichen Internat?! Da hast du ihn doch jeden Tag gesehen!“ Enorme Gewichtszunahmen und Gewichtsabnahmen sah man doch! Alfred hatte es auch bei sich gesehen, obwohl er sein Spiegelbild lange zu ignorieren versucht hatte. Irgendwann hatte er allerdings einfach nicht mehr wegsehen können und auch seine Eltern hatten ab einem bestimmten Zeitpunkt realisiert, dass er zugenommen hatte – und unaufhaltsam weiter zunahm.
 

„Oui, mais..Arthur war sehr geschickt und..Sag, würde es dir auffallen, wenn du mit über hundert Leuten in einem Speisesaal sitzt, ob jemand wirklich da ist? Gehst du nicht eher davon aus, dass er irgendwo sitzt, wo du ihn nicht siehst? Ich habe immer gedacht, Arthur ist da. So wie er es behauptet hat. Aber er war nie da. Nie. Er hat sich morgens und abends manchmal Essen mit aufs Zimmer genommen, aber“, Francis’ machte einen absurden Laut, „das meiste davon ist nicht in seinem Magen gelandet. Das war nur Tarnung.

Ich hab das nach den Winterferien bemerkt, aber eigentlich auch nur, weil er quasi vor meinen Augen in Ohnmacht gefallen ist. Wir waren alleine auf dem Flur, auf dem Weg zur Bibliothek. Wir haben diskutiert – denn wenn du mit jemandem wirklich diskutieren kannst, dann mit dem Dickschädel –, plötzlich war er still. Ich dachte erst, er hält einfach mal die Klappe, weil er einsieht, dass ich natürlich wieder Recht habe. Dann hab ich mich umgedreht und er lag da. Ich hab ihn zum Krankenzimmer getragen. Da hab ich gemerkt, wie leicht er ist und wie schlecht er eigentlich aussieht...“
 

Die Erinnerungen wogen so schwer, dass Francis sich nicht imstande sah, sie ohne eine weitere Zigarette zu stemmen. Sein Feuerzeug stieß die Flamme aus. Der Rauch gesellte sich zur Wolkendecke. Alfred saß mucksmäuschenstill, auf mehr lauschend.
 

„Irgendwie hab ich’s ab dem Moment genau gewusst. Es hat nur leider nichts gebracht...“
 

„Wieso nich’?“
 

„Weil Arthur behauptet hat, ihm ginge es gut und er habe halt durchs Lernen viel Stress und brauche nur etwas frische Luft. Außerdem ist unser Internat ein reines Jungeninternat. Das allein ist wahrlich traurig genug! Aber auch die Denkmuster sind völlig antiquiert. Jungen bekommen keine Essstörungen, lautet da die Devise.“ Gereizt verengte Francis die Augen, von der Einfältigkeit noch immer zutiefst beleidigt.
 

Alfred indes versuchte sich in das Leben einzudenken, was Arthur und Francis gelebt hatten. Ein Jungeninternat, vermutlich nicht gerade billig, mit Einzelzimmern und strengen Vorschriften, die Arthur genau in die Hände gespielt hatten. Er hatte schlicht und ergreifend abgestritten, magersüchtig zu sein. Das Lehrpersonal vertrat die Ansicht, Jungen bekamen keine Essstörungen und Probleme gehörten im Elternhaus, nicht in der Schule diskutiert. Perfekt für Arthur.
 

„Ja und dann?“
 

„Mir hat ja keiner geglaubt. Er wollte nicht drüber reden. Was hatte ich also für eine Wahl? Ich konnte nur abwarten, bis es so schlimm wurde, dass es einfach nicht mehr zu verleugnen war...“ Francis drückte die aufgerauchte Kippe am metallenen Mülleimer neben der Bank aus. Seine Bewegungen wirkten dabei angestrengt. Sein Inneres kochte vor Wut.

„Keiner wollte auf mich hören! Also hab ich ihn eben selber observiert. Der Junge hat so gut wie nie geschlafen. Stattdessen ist er joggen gegangen und hat gelernt wie ein Irrer und überhaupt! Nachts hat er Stufen gezählt. Treppe rauf, Treppe runter und immer so weiter. Er hat sowieso liebend gern alles gezählt und aufgeräumt. Das wurde tagtäglich schlimmer! Vor allem das Händewaschen! Aber irgendwann war wirklich Schicht im Schacht.“
 

„Schicht im Schacht?“ Es klang so endgültig, dass Alfred schlucken musste. Zumal Francis vernichtend nickte.
 

„Er hatte kaum mehr Kraft zum Aufstehen. Er hat im Bett gelegen, ich hab uns ein Kartenspiel organisiert und ihm gesagt, jedes Mal, wenn er verliert, muss er was essen. Der blöde Sack hat selten verloren und wenn doch, hat er sogar um Wasser gefeilscht! Das war im späten Frühjahr. Da hat dann sogar unser Rektor zähneknirschend gemeint, Arthur hätte wohl ein Problem mit dem Essen und er müsse seine Eltern darüber informieren, aber die hab ich kein einziges Mal zu Besuch kommen sehen. Weder als Arthur so krank war, noch davor. Arthur wollte das auch gar nicht. Ihm war es ganz recht, dass es so lief. Er hat nicht damit gerechnet, dass seine Eltern ihn in eine Klinik stecken. Blöderweise hat er sich hier schnell zu helfen gewusst und sich mit Feli zusammengetan. Die beiden waren Gift füreinander. Alles, was Feli will, ist bei seiner Familie sein.“
 

„Ja, ich weiß. Aber er wird ja eh bald entlassen und dann-“
 

„Entlassen?! Feliciano Vargas soll entlassen werden?!“ Francis’ obszöne Lautstärke presste Alfreds Rücken gegen die klamme Parkbank. „Hat er dir das etwa erzählt?!“
 

„Ja, klar...“ Alfred musste nervös lachen, warum auch immer.
 

Francis war nicht zum Lachen zumute: „Cher Feli wird nirgendwo hingehen, das glaub mir mal! Hast du dir den Jungen mal mit Verstand angesehen?!“
 

„Ähm...“
 

„Feli hat sein Ziel nie aufgegeben, Alfred! Er will bei seiner Familie sein. Er will sterben.“
 

„Aber dann kann er doch nicht wieder-“
 

„Oh mon dieu, du weißt gar nicht, dass seine Familie tot ist?!“
 

Alfred fehlten die Worte. Sein Mund stand offen. Nein, er war zu. Dann ging er wieder auf, während seine Hände Gesten formten, die keinerlei Bedeutung hatten.
 

„Du hast es tatsächlich nicht gewusst...“
 

„Er hat mich eingeladen! Er hat gesagt, wenn wir hier raus sind, dann darf ich ihn in Italien besuchen! Er-er redet immer nur von seiner Familie! Ich weiß, dass seine Mom das beste Tiramisu weit und breit macht! Mit genau der richtigen Menge Espresso! Und sein Bruder, Lovino, der steht total auf Frappuccinos und Pizza! Und-“

„Er kann sie nicht los lassen. Wer kann ihm das verübeln...“ War der erste Satz noch mit Schärfe ausgesprochen, war der zweite ein Zeugnis der Trauer.
 

Alfred wusste nach wie vor nicht, wie ihm geschah. Feliciano hatte nie auch nur mit einem Wörtchen erwähnt, dass seine Eltern und sein Bruder nicht mehr am Leben waren! Im Gegenteil, alles deutete doch darauf hin, dass seine Familie völlig intakt war und ihm regelmäßig Briefe schrieb. Woher kamen die denn bitte sonst alle? Und warum sollte Feli Alfred nach Italien einladen, wenn es dieses Familienleben dort nie mehr geben würde? Wieso das alles?
 

„Écoute bien, Alfred: Feli und Arthur haben sehr unterschiedliche Talente. Feli ist eigentlich jemand, der das Essen offen verweigert, aber Arthur ist jemand, der dich glauben lassen kann, er esse brav seinen Teller leer und alles sei in bester Ordnung. Die Show hat er schon im Internat perfekt beherrscht. Arthur hat Feli beigebracht, wie man Essen versteckt, selbst wenn da jemand vor dir sitzt, der dir auf die Finger guckt. Feli hat dafür gesorgt, dass sie trotzdem ihr Gewicht hatten. Er ist so leutselig, es versteht sich eigentlich jeder mit ihm. Er ist von Zimmer zu Zimmer geschlichen und hat all die Dinge mitgenommen, die sich gut in Kleidung einnähen lassen. Klein, aber schwer. Damit es beim morgendlichen Wiegen keine Probleme gibt. Die beiden haben ihre Talente mehr oder weniger vereint, um sich endlich zu Tode zu hungern.“
 

Nein, niemals! Feli war nicht so! Alfred schüttelte den Kopf. Feli war immer so aufgeschlossen und freundlich gewesen, so hilfsbereit und so lebensfroh in Hinblick auf seine Entlassung. Auf ein Leben mit seiner Familie. Das musste doch ein Missverständnis sein!

Nur zu gerne hätte Alfred protestiert, doch dann fielen ihm die Sportübungen von gestern Abend ein. Alfred hatte zwar etwas Unerlaubtes gegessen, aber es war Felis Idee gewesen. Er hatte Alfred die kleinen Übungen gezeigt, um die überflüssigen Kalorien abzutrainieren. Er hatte von ihrem gemeinsamen Wohl gesprochen. Von ihrem gemeinsam Ziel. Er hatte Alfred dazu angehalten, Schmiere zu stehen, während er selbst die für ihn eigentlich überflüssigen Übungen machte...
 

„Es ist nur rausgekommen, weil Arthur während einer ihrer nächtlichen Sportstunden plötzlich zusammengebrochen ist. Ich kann dir nicht sagen, ob Feli gezögert hat, aber fest steht, er hat eine Schwester gerufen, weil Arthur nicht mehr zu sich gekommen ist. Arthur ist ins Krankenhaus eingeliefert worden. Herzrhythmusstörungen, katastrophale Blutwerte, verringerte Knochenmasse, lebensbedrohliches Untergewicht... Ich hab ihn da besucht, während er weggetreten war und man ihn mit einem Schlauch in der Nase zwangsernährt hat. Ich dachte, er schafft es nicht.“ Unausgesprochen schwang etwas mit, das daraufhin hindeutete, dass Francis nicht beschreiben konnte, was er dort im Krankenhaus gesehen hatte.
 

Nie zuvor hatte Alfred konkret darüber nachgedacht, woran man starb, wenn man magersüchtig war. Man verhungerte doch, oder? Aber was beinhaltete der Tod durch Verhungern? Wo führte diese Krankheit namens Anorexia Nervosa eigentlich wirklich hin und was konnte sie auf ihrem Weg ins Lebensende alles für Schäden anrichten?
 

Magersucht war doch außerdem viel gefährlicher als Alfreds Fresssucht mit den gelegentlichen Brechattacken. Oder glaubte er das nur? Bürgte das Erbrechen eventuell doch große Risiken, um die sich Alfred nie geschert hatte, weil er es gar nicht so genau hatte wissen wollte?
 

„Naja, Arthur geht’s ja inzwischen besser...“, hörte sich Alfred geschockt sagen. Nur um sich selbst an den Jungen zu erinnern, der ihn ein paar mal zu oft grob angefahren hatte und um nicht an den Jungen zu denken, der so gut wie tot gewesen war.
 

„Er hat zugenommen, ja“, bestätigte Francis, alles Weitere für sich behaltend. Seine Stimme kannte keine Nachsicht. Er hatte etwas gesehen, was sich Alfred in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen konnte und er war nicht bereit, es ist in Worte zu packen, die nie an das Gesehene heranreichen würden.
 

So wie Alfred die Lage einschätzte, hatte dieser absolute Tiefpunkt aber wohl gereicht, um Arthur zu bekehren. Er aß, wenn auch minderbegeistert, aber er tat es. Nur warum Arthur überhaupt so besessen davon war, zu hungern, konnte sich Alfred nach wie vor nicht erklären. Bei Feliciano schien es auf eine verquerte Art Sinn zu machen. Aber was trieb Arthur an?
 

Und wenn man vom Teufel sprach... Alfred hatte kurz zum Klinikgebäude hinüber gelinst, als ihm Arthurs Gestalt durchs Fenster im Treppenhaus auffiel. Schnell und zielbewusst nahm er die Stufen hinab. Gleich würde er durch den unteren Eingangsbereich marschieren und in den Park hinaustreten.
 

Alfred wusste nicht, warum, aber er war sauer und entsetzt. Feli saß dort oben und kämpfte mit jedem Bissen. Arthur hatte seinen Teil dazu beigetragen. Genauso konnte man aber von Feli sagen, dass dieser nicht vor dem Todesplan zurückgeschreckt war. Francis hatte es sogar so klingen lassen, als hätte Feliciano damals wahrhaftig gezögert eine Schwester zu rufen. War es so gewesen? Hätte Feli Arthur ernsthaft dort liegen und sterben lassen?
 

Alfred drückte sich von der Parkbank ab, innerlich wie zerrissen. Er wollte gerade weder Arthur noch Feliciano sehen. Die beiden planten – oder hatten zumindest geplant –, an ihrer Essstörung zu sterben. Das war ihm selber nie in den Sinn gekommen. Bei ihm war die Essstörung irgendwie passiert, als Problemlösung. Als Ausweg. Mochte ja sein, dass einige Menschen den Tod ebenfalls als einen Ausweg für Probleme betrachteten, aber Alfred gehörte definitiv nicht zu ihnen. Das, was Feli und Arthur getan hatten, war seines Erachtens krank auf hoher Ebene. Nur weil Felis Eltern verstorben waren, durfte Feli nicht sein Leben wegschmeißen. Und Arthurs Eltern würden garantiert auch traurig sein, wenn Arthur verstarb. Alle Eltern wären dann doch traurig. Oder?
 

Alfred zwang sich, nicht darüber nachzudenken, ob es seine Eltern nicht sogar praktischer finden würden, wenn er nicht mehr da wäre. Die Antwort hatte er längst für sich gefunden, aber er wollte bei sich keinen so eindeutigen Zusammenhang zwischen seiner familiären Situation und seiner Essstörung erkennen.
 

„Alfred?“
 

„Sorry, ich muss gehen. Ich, äh, meine Eltern kommen sicher jeden Moment.“
 

Recht überrumpelt von Alfreds plötzlichem Aufbruch, brachte Francis nur eine kurze Verabschiedung zustande. Alfred warf ein überstürztes Winken über die Schulter und verschwand schneller als es sich gehörte in die andere Richtung, um Arthur nicht geradewegs in die Arme zu laufen. Der Junge war des Wahnsinns! Alfred war schrecklich wütend. Viel wütender als ihn die Aktion mit dem Törtchen gemacht hatte. Am liebsten würde er Arthur gegen die nächstbeste Wand rammen und ihm sagen, dass es seine Schuld war, wenn Feli starb. Wenn Feli sein Ziel erreichte...
 

Es wäre aber wohl nicht richtig, Feliciano so dermaßen in Schutz zu nehmen. Alfred begriff, dass Feli sehr genau wusste, was er getan hatte und immer noch tat. Es war nicht Arthur, der ihn weiter vorwärts drängte. Es war Feli selber...
 

Ganz gleich also, wie sauer Alfred auf Arthur war, es würde rein gar nichts an Felis Einstellung ändern...
 

Alfred duckte sich hinter den Holzpavillon, als Arthur aus der Türe trat, das Gesicht säuerlich verzogen und die Hände zu Fäusten geballt. Immerhin hatte er sich die Zeit genommen, einen leichten Regenmantel und einen Schal überzuwerfen, ehe er sich Francis und dem Wetter hier draußen stellte. Alfred kniete unbequem hinter dem Holz, das nasse Gras hinterließ dunkle Flecken an seinen Schuhen und auf der blauen Jeans. Von hier aus konnte Alfred sogar noch die Bank erkennen, auf der Francis mit dem Rücken zu ihm saß.
 

„Mon ami! Welch entzückender Anblick!“
 

Alfred sollte verschwinden. Wenn er den Pavillon umkreiste, würden die beiden ihn bestimmt nicht bemerken. Doch etwas hielt ihn zurück. Womöglich die pure Neugier.
 

„Was sollte das? Was hast du Alfred erzählt?“ Arthur stellte es so dar, als würde eine ganze Verschwörung hinter seinem Rücken stattfinden. Absolut lächerlich!
 

„Tss, wir haben uns nur unterhalten. Über ihn und ein paar andere Dinge...“, ließ Francis anklingen.
 

„Ich glaub dir kein Wort!“ Nichtsdestotrotz setzte sich Arthur auf die Bank, zwischen ihnen eine kalkulierte Armlänge an Abstand einhaltend.
 

„Ist das so?“ Francis drehte den Kopf, um Arthur ungerührt betrachten zu können. Kein Grinsen, nicht mal ein Schmunzeln. Nur ein Blick, der Arthurs Schultern etwas an Steife einbüßen ließ. Er war dann auch derjenige, der den Blickkontakt abbrach. Alfred hätte nicht gedacht, dass jemand Arthur in dieser Disziplin so leicht in die Knie zwingen konnte.
 

„Wenn hier jemand dem anderen kein Wort glauben darf, dann ja wohl ich.“ Francis sprach die messerscharfen Worte aus als handele es sich um altbekanntes Geplänkel.
 

Arthur zuckte zusammen.

„Was soll das schon wieder heißen?!“
 

Gute Fortschritte“, deutete Francis an, mit den Fingern Anführungszeichen formend.
 

Beide Jugendlichen starrten sich nun unverfroren an. Francis abwartend, Arthur mit erbost zusammen gezogenen Augenbrauen.

„Hör zu: Ich fress jeden Scheiß, den die mir hier vorsetzen; klar?! Ich tue alles, damit ich hier so bald wie möglich raus kann!“ Arthurs Zähne schienen sich kaum auseinander zu bewegen. Er war viel aufgebrachter, als Alfred ihn je erlebt hatte. Sein gesamter Körper war dem Zorn verfallen, während Francis einfach nur da saß und ihn betrachtete: reserviert, kühl, dann ein Urteil fällend.

„Ich lass dich nicht bei mir einziehen, solange du mich belügst.“
 

„Zur Hölle noch mal, ich lüge nicht!“ Arthur sah plötzlich so verzweifelt aus, als habe man ihm seine Existenzgrundlage entzogen.
 

„Doch!“, brauste jetzt auch Francis auf. „Je sais! Ich weiß es sogar ganz genau! Mag ja sein, dass die Ärzte dich nicht durchschauen. Aber ich weiß, dass du lügst. Du lügst ständig! Du lügst sogar mich an! Oder willst du mir etwa weismachen, du hättest die Macarons gegessen? Oder das Eclair vorige Woche? Oder die Buttermilchplätzchen? Oder-?“
 

„Ich hab dir gesagt, ich hab’s probiert. Und ja, es hat sogar geschmeckt. Zufrieden, du Meisterbäcker?! Oder brauchst du noch ’ne 5-Sterne-Bewertung, um dein scheiß Ego weiter aufzupolieren?!“
 

„Laisse tomber, Arthur! Ich weiß, dass du lügst und sobald du hier raus bist, fängst du wieder genau so an wie vorher. Meinst du, das will ich mir in meiner eigenen Wohnung angucken?! Das tu ich mir nie wieder freiwillig an!“ Francis kam so abrupt auf die Füße, dass Alfred zusammenzuckte und das Gleichgewicht verlor. Sein Hintern machte unsanft mit dem feuchten Boden Bekanntschaft. Allerdings realisierte er es kaum, so dermaßen gefesselt war er von dem unerwarteten Streit.
 

Keine Sekunde später war auch Arthur aufgesprungen, offenbar von all den Vorwürfen und den geänderten Wohnungsbezugsplänen völlig am Ende. Woher wollte Francis denn so genau wissen, dass Arthur log? Arthur aß bei Tisch, Alfred konnte es bezeugen. Außerdem wirkten die Dinge, die Arthur während der Therapiestunden von sich gab, so einsichtig und reflektiert.
 

„Aber-aber es war abgemacht, dass wir zusammen ziehen, sobald ich hier raus kann!“, dieses Mal schwankte Arthurs Stimme, woran Francis’ aufbrechende Körperhaltung garantiert nicht unschuldig war. Jener trat dicht an Arthur heran, gerade genug Raum für aggressives Wispern lassend. Alfred beugte sich automatisch vor, so als ermögliche es ihm, die nächsten Sätze besser zu verstehen.
 

„Non, sobald du gesund bist!“, korrigierte Francis kleinlich. „Und ich weiß, du bist es nicht. Du...“ Seine Augen flackerten. „Ich glaube, es gibt etwas, über das du endlich mal mit jemandem reden musst.“
 

„Was soll der Scheiß?!“
 

„Ich kann eins und eins zusammen zählen, weißt du? Wie du dich immer abmühst, alles bis ins kleinste Detail zu kontrollieren! Wie du bist und wie du dich gibst, wenn man dich näher versucht kennen zu lernen. Wenn man versucht, dir näher zu kommen. Und du tust alles, um nicht zurück nach Hause zu deinen Eltern zu müssen, zu deinem Vater. Du bist nicht mal in den Ferien heim gefahren. Ihr telefoniert nie. Sie weigern sich sogar, mit dir eine Familientherapie zu machen und zahlen nur für die Klinik, damit man dich hier wieder aufpäppelt.“
 

„Halt den Mund!“
 

„Arthur, als du damals auf der Intensiv gelegen hast... Mon cher, ich hab deinen Oberschenkel gesehen. Ich weiß, was du da rein geritzt hast! Du kannst das alles nicht einfach weghungern und totschweigen. So funktioniert das ni-!“

„Du sollst deinen verdammten Mund halten! Meine Familie geht dich einen feuchten Dreck an! Also fuck off!“ So barsch die Worte auch waren, Arthurs gesamter Körper wirkte, als breche er auseinander. So als würden ihn die Emotionen zerteilen. Seine Hände, die wieder zu Fäusten geballt an seinen Seiten hinunter hingen, zitterten wie verrückt. Worauf auch immer Francis anspielte, es stahl Arthur seine Kraft und Würde. Es kommandierte sein Augenmerk zu Boden und malte sein Gesicht an wie das eines Toten.
 

„Ich verlange ja nicht, dass du mit mir darüber redest. Aber red mit den Therapeuten. Die sind genau dafür da! Wenn du’s nicht tust, dann können wir auch nicht...“ Den Satz offen für beendet erklären, schluckte Francis hörbar.
 

Arthur bekam keinen Ton heraus. Sein Blick sprang einmal zu Francis’ Gesicht hinauf, nur um danach völlig hoffnungslos wieder zu Boden zu stürzen. Zu stolz, um sich an irgendetwas oder irgendwem festzuhalten.
 

Alfred indes wusste gar nicht, wie ihm geschah und sein Verstand weigerte sich, den Worten eine Bedeutung zuzuschreiben. Fest stand, dass Arthurs Beklemmung auch auf ihn überschwappte und ihm Atemnot bereitete.
 

„Du weißt gar nichts, gar nichts!“, herrschte Arthur im Zuge eines verzweifelten Akts. Einzig und allein für ihn selbst inszeniert, um sich an ein Weltbild zu klammern, in dem er halbwegs existenzfähig war und in dem Francis so ahnungslos war, wie Arthur es sich wünschte.
 

Alfred war übel.
 

Francis Geduldfaden riss, als Arthur brutal die Hand wegschlug, die Francis im Zuge einer tröstenden Geste hob.

„Wie du meinst... Wir können jedenfalls nicht zusammen ziehen, solange du mich belügst und solange du nicht ernsthaft gesund werden willst. Nur weil du mir einmal aus der Scheiße geholfen hast, helf ich dir nicht dabei, dich umzubringen! Du musst dich entscheiden: schweigend sterben oder leben, mit mir.“
 

„Sei nicht so verflucht anmaßend! Als ob du mir so viel bedeuten würdest!“
 

Eine Gänsehaut überkam Alfred und ließ ihn weiter hinter den Pavillon kriechen, als Francis sich eine Erwiderung sparte und mit eiligen Schritten über den Kies stapfte. Jetzt noch viel emotionsgeladener als eben. Seine gesamte Gesichtsmuskulatur war verzerrt und bildete eine Maske unschönen Grolls und ausgereizter Frustration. Seine Nasenflügel vibrierten und seine Zähne knirschten, so hart hatte Arthur ihn getroffen.
 

In dem Moment, als Francis in der Klinik verschwand und das Knacken des Kies erstarb, verschlang eine gespenstische Stille alles Zurückgebliebene. Zwar konnte Alfred die Blätter und Zweige leichte Bewegungen vollführen sehen, doch es wirkte, als habe jemand den Ton der Welt abgeschaltet. Der Wind schwieg und die Erde hielt die Luft an.
 

Sich einen inneren Ruck gebend, sah Alfred schließlich wieder zu der Stelle hinüber, wo Arthur und Francis eben gestanden hatten. Arthur saß auf der Bank, den Kopf gesenkt, die verkrampften Hände auf den Knien und mit dem Stoff seiner Hose wie verschmolzen. Durch seinen Mantel fuhren gelegentlich absurde Zuckungen, die von seinen Schultern herrührten und den Stoff über seinen Schulterblättern zum Leben erweckten. All das in absoluter Stille.

Wer oder was auch immer Arthur gelehrt hatte, leise zu leiden, hatte ganze Arbeit geleistet.
 

Für Alfred stand fest, dass Arthur Francis wesentlich mehr schätzte, als Alfred jemals glaubte, dass Arthur überhaupt irgendjemanden zu schätzen fähig war...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Niekas
2013-03-21T22:59:39+00:00 21.03.2013 23:59
Ich habe das Kapitel gelesen. Mir war übel.
Später am Abend war ich chinesisch essen, musste ohne Zusammenhang an diese Geschichte denken, und mir ist wieder übel geworden.
Nimm all das einfach als Kompliment, denn was du schreibst, geht mir ernsthaft an die Nieren.

Ich mag es, dass du Francis die Rolle als der fürsorgliche/hilflose Freund zugedacht hast, das passt unglaublich gut zu ihm. Ich gebe zu, das mit Arthurs Missbrauch (denn so, wie ich das gelesen habe, hat er einen erlebt) war mir ein bisschen zu... abgenutzt? Ein bisschen zu "schon zu oft gelesen", was an sich natürlich nicht deine Schuld ist. Nur, was mich anfangs an Arthur ernsthaft schockiert hat, war, dass es bei ihm gar keinen Grund für seine Essprobleme zu geben schien. Aber anscheinend gab es doch einen Grund. Was die Sache nicht weniger schlimm macht, aber zumindest etwas greifbarer, wenn du verstehst, wie ich das meine.
Anders ausgedrückt: Ein "Ich habe keine Ahnung, woran es liegt, aber ich bin eben so" hätte mich wirklich, wirklich verstört. Aber ich weiß nicht, ob es so etwas gibt. Wie gesagt... ich kenne mich nicht aus.
Bevor ich noch mehr wirres Zeug schreibe, Daumen hoch und viel Erfolg noch.
Beste Grüße
Von:  Angel_ER
2013-03-21T18:25:52+00:00 21.03.2013 19:25
OMFG! Felis Family is tod?! L-Lovi?TT^TT traurig echt traurig.
Ich hoff echt, dass es ein gutes Ende nimmt, sprich Arthur und Francis vertragen sich wieder (und ziehn zusammen), Feli bleibt am Leben und bei Alfred wird hoffentlich auch wieder alles gut.
Sehr schönes Kapi. Freu mich schon aufs nächste.
LG deine Angel^^


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