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Mädchenherz♥

Ein unfreiwilliger Geschlechterwechsel für Jûdai und seine Folgen
von

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Mädchen hassen abgrundtief

Ich weiß, dass ich vieles nicht weiß. Eigentlich sind Duelle das Einzige, mit dem ich mich auskenne.

Ja, und? Mich hat das nie gestört. Andere haben sich auch selten beschwert. Irgendwie bin ich immer gut durchgekommen. Ich war der festen Überzeugung, das würde immer so bleiben.

Bis mir vor Augen geführt wurde, wie gefährlich es sein kann, etwas nicht zu wissen.

 
 

Prolog. Mädchen hassen abgrundtief


 

Das Kaibaland war an diesem Tag Ende Oktober vollkommen überrannt. Das lag wahrscheinlich an uns, denn unser Schulleiter hatte den gesamten dritten Jahrgang der Duel Academia für einen Tag dorthin geschickt.

Dass das Duell-Center auch so voll war, fand ich aber doch irgendwie seltsam, duellieren konnten wir uns ja auch auf der Insel. Andererseits hatten auch der Austauschschüler Johan Andersen und ich beim Betreten des Kaibalands spontan beschlossen, dass wir den Tag mit einem Duell beginnen sollten unduns gleich ein Duellfeld gesichert.
 

Johan gehörte zu den vier Austauschschülern, die zusammen mit dem Schulleiter der Duel Academia West-School, Professor Cobra, aus allen Teilen der Welt an unsere Duel Academia gekommen waren, um uns Schüler zu motivieren. Nicht, dass ich zusätzliche Motivation brauchen würde, aber gespannt war ich schon, gegen die „Neuen“ anzutreten. Bei Johan hatte das auch nicht lange gedauert, da wir gleich zur Eröffnung der sogenannten Disclosure Duels gegeneinander antreten durften. (Was genau es mit den Disclosure Duels auf sich hatte? Da hatte ich nicht richtig zugehört. Irgendwas von wegen mehr Motivation für die Duellanten und rausfliegen, wenn man nicht gut genug ist. Konnte mir sowieso nicht passieren.)

Ich hatte das Duell gegen Johan zwar gewonnen, aber so ganz zufrieden war ich mit meinem Sieg nicht. Johan hatte nämlich das ganze Duell über darauf hingearbeitet, sein Ass-Monster zu beschwören und im letzten Moment zugegeben, dass die Karte von diesem Monster noch gar nicht gedruckt war. Ihr seht, er ist ein ziemlicher Scherzkeks und deshalb verstehen wir uns wahrscheinlich auch so gut.

 

Diesmal hatte er mir versprochen, nicht auf das Beschwören des sagenumwobenen Rainbow Dragon hinzuarbeiten und es war ein spannendes Duell. Am Ende verlor ich trotzdem, aber so geht das nunmal. Mal gewinnt man, mal verliert man. Außerdem hatte er am Ende auch nur noch 200 Lebenspunkte über.

 

„Gotcha!“, rief Johan neckisch, als meine Lebenspunkte auf Null fielen.

Ich musste augenblicklich lachen, allein schon, weil er nicht nur meinen Spruch sondern auch meine typische Geste imitierte, mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand dabei auf mich zu zeigen.

„War’n tolles Duell!“, rief ich und rappelte mich vom Boden auf, wo ich beim letzten Angriff seiner Monster gelandet war.

Johan schien gerade etwas erwidern zu wollen, als sich vom Rand des Duellfelds eine ganze Horde Mädchen in irrwitzigem Tempo auf ihn zubewegte und in Sekunden umstellte. Einige davon riefen seinen Namen oder dass er sich toll geschlagen hätte, andere, dass sie ein Kind von ihm wollten, oder zumindest ein Autogramm.

Ich seufzte. Natürlich, Johan war bekannt in der Duellwelt. Die anderen hatten mir erzählt, dass der Erfinder von Duel Monsters, Pegasus J. Crawford, ihn für einen der fünf besten Duellanten der Welt hielt. Es wunderte mich nur, dass bei den ganzen Leuten die ihn umringt hatten gar keine Jungs dabei waren.
 

Als ich mich ein bisschen umguckte, weil ich nicht wusste was ich als nächstes machen sollte, bemerkte ich ein Mädchen, das etwas abseits der Menschenmenge stand und diese mit verschränkten Armen betrachtete. Sie war pink. Pinke Haare in zwei Zöpfchen, rosa Oberteil, pinker Rock, pinke Socken, rosa Stiefel. Eben von Kopf bis Fuß pink. Damit fiel sie ganz schön auf.

Ich wendete mich an sie: „Hey, bist du auch Duellantin?“

Sie zuckte zusammen. Drehte sich schlagartig um. Und haute mir dabei die Duel Disk an ihrem linken Arm fast ins Gesicht. 

„Ist es verdammt nochmal so unnormal, dass sich Mädchen auch duellieren?!“, fauchte sie. Das kam mir etwas übertrieben vor. Ich hatte doch nur deshalb gefragt, weil ich die Duel Disk erst gesehen hatte, als sie mir damit schon fast die Nase gebrochen hatte.

„Was soll daran unnormal sein?“, fragte ich also beschwichtigend, allerdings sah sie nicht wirklich besänftigt aus.

„Ja, ich weiß auch nicht“, erwiderte sie harsch und zog dabei die Augenbrauen böse zusammen. Ich wusste wirklich nicht, was sie hatte, also ging ich gleich zu meiner eigentlichen Frage über: „Also du bist Duellantin. Hast du dann Lust auf ein Duell gegen mich?“

Sie sah ein wenig unschlüssig aus und warf einen Blick rüber zu Johan. Der war immer noch von  Mädchen umringt, ich glaube, es waren sogar mehr geworden als vorher.

„Wolltest du dich lieber mit Johan duellieren?“, fragte ich.

„Seh ich etwa so aus?“, blaffte sie. Schon wieder so eine unverständliche Reaktion.

„Ich frag ja nur. Also, duellieren wir uns?“

Sie schloss nochmal kurz die Augen, dann nickte sie. „Okay, dir zeig ich’s!“, verkündete sieund ballte die linke Hand zur Faust.

Ich grinste. „Das freut mich. Ich heiße übrigens Jûdai Yûki.“ Damit hielt ich ihr die Hand hin.

Sie packte sie gleich so fest, dass ich Angst um meine Finger bekam, während sie sagte: „Ich heiße Mika Jotei. Sehr erfreut.“

Irgendwie sah sie dabei gar nicht erfreut aus.

 

Da es inzwischen voller geworden war, mussten wir zehn Minuten warten, bis ein Duellfeld für uns frei wurde. Nachdem wir ausgeknobelt hatten wer beim Duell den ersten Zug machen durfte, saß Mika die restliche Wartezeit mit verschränkten Armen neben mir auf den Plastiksitzen am Rand der Halle und grinstevor sich hin. Irgendwie fand ich sie langsam etwas seltsam, aber Hauptsache, das Duell würde Spaß machen.

 

Auch als wir uns dann auf dem Duellfeld bereit machten, legte sie ihr böses Grinsen nicht ab.

„Ich zeige dir schon noch, was wir Mädels so draufhaben“, kündigte sie an, als sie ihre Duel Disk aktivierte.

„Aber gerne“, erwiderte ich.

Das Duell begann. 

 

„Ich bin dran. Draw!“, verkündete sie sofort und riss die gezogene Karte furios aus ihrem Deck-Stapel.

Ihr erster Zug wurde dann aber doch eher zurückhaltend: „Ich beschwöre ein Monster im Verteidigungsmodus und setze drei Zauber- oder Fallenkarten!“

Das getan, beendete sie ihren Zug auch schon. Also musste ich wohl die Initiative ergreifen.

 

„Mein Zug, Draw“, verkündete ich und zog. Es war die Karte Dummy Marker, aber die brauchte ich eh nicht, denn das Glück war mir mal wieder hold und hatte mir schon bei den ersten fünf Karten alles geliefert, was ich brauchte.

„Ich beschwöre E-HERO Featherman!“, verkündete ich und ließ den grün gerüsteten, geflügelten Helden auf meiner Seite des Feldes erscheinen. Sofort schickte ich eine zweite Karte nach: „Außerdem aktiviere ich die Zauberkarte Fake Hero! Ihr Effekt erlaubt es mir, ein Monster von meiner Hand zu spezialbeschwören!“

Das Hologramm der Karte erschien in überdimensionierter Form auf dem Spielfeld.

„Ich wähle E-HERO Burst Lady!“

Die Fake Hero Karte löste sich in Licht auf und an ihrer Stelle erschien meine rot gewandete Feuerkriegerin mit einem selbstbewussten Kampfschrei. Ich konnte Mika ansehen, dass sie nicht begeistert war, in einem Zug bereits zwei Monster vor die Nase gesetzt bekommen, aber ich war ja noch nicht einmal fertig mit meinem Zug!

„Jetzt aktiviere ich die Zauberkarte Fusion und verschmelze mit ihrer Hilfe Featherman und Burst Lady zu E-HERO Flame Wingman!“

Schweigend sahen wir beide zu, wie die beiden Monster sich in einen Strudel aus Licht stürzten und an ihrer Stelle mein Lieblingsmonster erschien. Flame Wingman hatte die Arme lässig verschränkt und untermalte seinen Auftritt lediglich mit einem lauteren Grummeln.

 

Auch dabei beließ ich es allerdings immer noch nicht. „Jetzt setze ich noch eine verdeckte Karte“, kündigte ich an, „und nun greife ich mit Flame Wingman dein verdecktes Monster an!“

Mein Held sprang in die Luft und sofort bildete sich um ihn eine Schicht aus lodernden Flammen.

„Flame Shoot!“, befahl ich. Mein Elementarheld raste wie geheißen sofort auf das verdeckte Monster zu. Doch Mika hatte vorgesorgt.

„Mein verdecktes Monster, Lightlord Hunter Raikou, hat einen Flipp-Effekt! Wenn der aktiviert wird, kann ich eine Karte auf dem Feld zerstören, indem ich drei Karten von meinem Deck auf dem Friedhof schicke!“

Gesagt getan: Sie warf drei Karten weg und deutete dann zielstrebig auf meine verdeckte Karte: „Die kommt weg!“

Ich war ein wenig irritiert: „Nicht Flame Wingman, damit er dich nicht angreifen kann?“

Da hatte ich wohl erneut etwas Falsches gesagt, denn sie wurde sofort wieder sauer.

„Nein! Hältst du mich für zu doof, die richtigen Entscheidungen zu treffen?“, brüllte sie.

Ich zuckte die Achseln und sah zu, wie sich ihr Monster, ein Wolf in einer silbernen Rüstung, auf meine verdeckte Karte stürzte und sie mit der Schnauze umdrehte.

Mika fixierte die Fallenkarte misstrauisch.

„Das ist Common Sacrifice, eine Fallenkarte, die ich nur aktivieren kann wenn der Gegner drei oder mehr Monster auf dem Feld hat. Ich hätte sie also eh noch nicht einsetzen können“, erklärte ich entschuldigend.

„Was!?“, fragte Mika anklagend.

Ich legte die zerstörte Karte auf meinen Friedhof und seufzte. „Wäre doch schlauer gewesen, Flame Wingman zu zerstören.“

Der setzte nun nämlich seinen Angriff fort und warf sich mit voller Wucht auf Raikou, der beim Aufprall in Datenpartikel zerplatzte.

Mika ballte die Hände zu zitternden Fäusten. „Du glaubst wohl, ich mache solche Fehler weil ich ein Mädchen bin, hä!?“, schrie sie. Eigentlich war das nicht der Fall, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihr das sowieso nicht mehr ausreden konnte, also sagte ich lieber gar nichts.

Sie beruhigte sich auch gleich wieder, weil ihr etwas anderes aufgefallen war: „Hey, wieso habe ich nur noch 3800 Lebenspunkte? Raikou war doch im Verteidigungsmodus.“

Ich lächelte. „Das ist Flame Wingmans Effekt! Wenn er ein Monster besiegt, werden dir dessen Angriffspunkte von den Lebenspunkten abgezogen, also sei froh, dass Raikou nur 200 Angriffspunkte hat.“

Mika schwieg diesmal, aber glücklich sah sie nicht aus. Ich warf noch einen Blick auf meine Hand, in der sich jetzt nur noch die Karte Dummy Marker befand, die ich am Anfang des Zuges gezogen hatte. Ich spielte sie verdeckt und beendete meinen Zug.

 

Mika zog und ging gleich in Aktion über.

„Ich beschwöre Lightlord Magician Laila!“

Zumindest das war spannend, denn gegen jemanden mit diesen Monsterkarten hatte ich mich bisher noch nicht duelliert. Das Monster, das sie nun beschwor war eine Frauengestalt in einem weißen Gewand und mit einem langen Umhang, die Unmengen an goldenem Schmuck trug. In der Hand hielt sie einen goldenen Stab mit leuchtender Spitze. Sie hatte 1800 Angriffspunkte, Flame Wingman konnte sie also nicht gefährlich werden. Wieso hatte Mika sie trotzdem im Angriffsmodus gespielt?

Mika betrachtete die restlichen zwei Karten auf ihrer Hand. Scheinbar waren die in dieser Situation nicht sehr nützlich, denn sie spielte nur noch eine davon verdeckt.

„Jetzt beende ich meinen Zug. Davor muss ich noch drei Karten vom Deck auf den Friedhof schicken, weil Laila auf dem Feld ist.“

Das war interessant. Offenbar hatten alle Lightlord-Monster Effekte bei denen sie Karten auf den Friedhof schicken musste. Das könnte heißen, dass ich einfach nur auf Zeit spielen müsste, um zu gewinnen, weil ihr dann die Karten ausgehen würden. Aber… das wäre so oder so nicht mein Stil.

 

Ich zog und bekam die Karte N Signal auf die Hand. Die spielte ich auch sofort verdeckt aus, wichtiger war, dass Flame Wingman mit seinen 2100 Angriffspunkten stärker war als ihre Laila, die nur 200 Verteidigungspunkte aufwies. Ich beschloss also, ihre mittlerweile vier Zauber- oder Fallenkarten zu ignorieren und befahl meinem Monster, ihres anzugreifen.

Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Angriff durchgehen würde, und tatsächlich grinste Mika sofort breit: „Nichts da!“

Mit einer ausladenden Handbewegung aktivierte sie eine ihrer Fallenkarten, die sofort ein Energieschild zwischen Laila und Flame Wingman entstehen ließ. Angriff Anullieren, ein Klassiker, aber definitiv effektiv. Mein Monster musste den Angriff abbrechen und zu mir zurückkehren.

„Klasse pariert!“, lobte ich.

Sie schien sich darüber nicht besonders zu freuen.

Da ich keine Karten mehr auf der Hand hatte, verkündete ich: „Ich beende meinen Zug!“

 

Mika riss ihre Karte regelrecht aus der Halterung, als sie zog. Ihre Hand mit den Karten zitterte ein wenig. Irgendwie sah sie alles andere als beherrscht aus und ich hoffte irgendwie, dass sie nicht die Konzentration verlieren und ihren Zug in den Sand setzen würde.

„Ich aktiviere die Zauberkarte Hilfstruppen des Lichts“, verkündete sie und deckte eine ihrer verdeckten Karten auf.  Sogleich erklärte sie auch, was diese bewirken sollte: „Indem ich drei Karten von meinem Deck auf den Friedhof schicke, …“ (schon wieder… die musste echt aufpassen dass ihr die Karten nicht ausgingen!) „kann ich ein Lightlord-Monster auf Level Vier oder niedriger auf die Hand nehmen!“

Sie brauchte nicht lange, um das entsprechende Monster aus ihrem Deck zu suchen und dieses wieder zu mischen. Die Karte klatschte sie dann auch gleich auf die Monsterkarten-Zone ihrer Duel Disk.

„Ich beschwöre Lightlord Monk Eirin!“

Das Monster erschien. Es war eine akrobatisch wirkende Frau, deren Oberkörper in einer silbernen Rüstung steckte und deren Beine von einem losen roten Rock bedeckt waren, der ihr aber noch genug Bewegungsfreiheit ließ, erst einmal einen kräftigen Kick in die Luft durchzuführen. Mit der rechten Hand wirbelte sie einen längeren goldenen Stab mit an beiden Seiten leuchtenden Enden herum. Sie hatte 1600 Angriffspunkte, irgendwas musste Mika also noch in der Hinterhand haben, damit dieses Monster es mit meinem aufnehmen konnte.

 

„Als nächstes aktiviere ich den Effekt von Laila! Wenn ich sie in den Verteidigungsmodus versetze, kann ich eine deiner Zauber- oder Fallenkarten zerstören.“ Deshalb hatte sie sie also zuerst im Angriffsmodus gespielt.

Auf meinem Feld lagen in dem Moment zwei verdeckte Karten: N Signal und Dummy Marker. Ich war gespannt, welche sie wählen würde.

Mika fackelte nicht lange und deutete auf die Karte, die von mir aus links lag.

 „Da hast du leider Pech gehabt“, verkündete ich sofort.

„Was?!“, stieß sie erschrocken aus.

Ich grinste, als die Magierin mit einem Schwung ihres Stabes meine Fallenkarte aufdeckte.

„Wenn du versuchst, die verdeckt liegende Karte Dummy Marker zu zerstören, darf ich eine Karte ziehen.“ Was ich auch sofort tat: Die gezogene Karte war Elemental Mirage. Die würde vielleicht noch nützlich werden.

 

Zerknirscht nahm Mika das zur Kenntnis, dann ging sie in den Angriff über: „Los, Eirin, greif Flame Wingman an! Ihr Effekt…“

Das Monster sprang sofort mit gezücktem Stab auf meines zu. Nach wie vor war es eigentlich zu schwach, um Flame Wingman zu schlagen, daher war ich neugierig, was Mika in der Hinterhand hatte, um das noch während des Angriffs zu ändern.

Mika wirkte, als ich sie erwartungsvoll anblickte, allerdings eher schockiert.

Kleinlaut setzte sie fort: „… ihr Effekt besagt, dass sie ein gegnerisches Monster zurück ins Deck schicken kann…“

Das klang doch genau richtig! „Cool!“, rief ich.

Doch sie war noch nicht fertig: „… wenn der Gegner im Verteidigungsmodus ist.“

Das war Flame Wingman allerdings nicht.

Spielend tauchte er unter Eirins Stab durch, setzte ihr die Drachenkanone an seinem rechten Arm ins Gesicht und fegte sie mit einem Strahl aus Flammen vom Feld. Das hatte ich nicht erwartet.

„Ich dachte, jetzt kommt eine tolle Strategie, wie sie schlagartig noch mehr Angriffspunkte bekommt…“, seufzte ich, „irgendwie schade.“

„Schade?“, zischte sie. Irgendwie jagte mir ihr Blick Angst ein, obwohl sie auf einmal nicht mehr so wütend wirkte wie vorher, sondern im Gegenteil ziemlich ruhig.

„Das soll ich dir abkaufen? Dass du das schade findest, dass ich dein Monster nicht vernichten konnte? Sei doch froh“, sagte sie mit beängstigend leiser Stimme.

Sie verschränkte die Arme und senkte den Kopf noch ein wenig tiefer und starte mich dabei an. Ein Schauer lief mir den Rücken runter. „Komm schon, lach mich aus, dass ich dich so hirnlos angegriffen habe! Und am besten gleich auch noch dafür, dass ich genau in deine blöde Falle getappt bin!“, forderte sie mich mit einem verzerrten Grinsen auf.

Ich schluckte. „Wieso, das kann doch jedem mal passieren“, murmelte ich. Das mit dem Angriff eigentlich nicht, aber wenn ich das zugeben würde, würde sie wahrscheinlich noch wütender werden.

„Ich weiß sowieso was du denkst“, sagte sie drohend, aber sie wartete dann doch nicht auf eine Antwort, sondern betrachtete ihre beiden Handkarten und nickte kurz zu sich selbst.

„Ich spiele eine Karte verdeckt. Jetzt muss ich, weil Laila noch auf dem Feld ist, drei Karten auf den Friedhof schicken und nun beende ich meinen Zug.“

 

Ich war also wieder dran. Ich zog und spielte das gezogene Monster gleich aus: „Ich beschwöre ein Monster verdeckt im Verteidigungsmodus!“

Das Monster war E-HERO Clayman, ein Krieger mit 2000 Verteidigungspunkten. Den würde ich nur im Notfall brauchen, jetzt war aber erst einmal Flame Wingman dran: „Los, greif Laila an! Flame Shoot!“

Mikas Grinsen wurde breiter. „Hab ich dich endlich. Ich aktiviere die Fallenkarte Crystal Veil!

Blaue Kristalle bohrten sich quasi aus dem Nichts in einem Kreis um Flame Wingman, der sofort in seinem Angriff innehielt.

„Diese Karte stoppt nicht nur einen Angriff, wenn ich ein Licht-Monster vom Friedhof aus dem Spiel entferne. Sie zieht dir auch die Hälfte der Angriffspunkte des entfernten Monsters von den Lebenspunkten ab.“

Sie zog eine Karte aus ihrem Friedhofstapel und gleichzeitig stieg aus den Kristallen die durchscheinende Gestalt eines Monsters auf: Ein mit einer silbernen Rüstung gepanzerter Drache mit goldenen Flügel-Elementen am mächtigen Helm und an den Schultern. Dieses Monster musste sie irgendwann in den letzten Runden wegen der Lightlord-Effekte auf den Friedhof gelegt haben.

Lightray Diabolos hat 2800 Angriffspunkte, damit verlierst du 1400 Lebenspunkte!“, verkündete sie.

Das durchsichtige Monster stürzte sich mit einem brutalen, von gleißendem Licht umhüllten Faustschlag auf mich. Der, wenn auch holografische, Angriff ließ mich rückwärts stolpern, während sich das Monster auflöste. Meine Lebenspunkte fielen augenblicklich auf 2600. Endlich passierte mal was!

„Wow, krasser Konter! Richtig stark!“, rief ich.

Irgendwie schien Mika auch dieses Kompliment nicht zu freuen.

Jetzt blieb mir nur noch, Elemental Mirage für den Notfall verdeckt zu spielen, dann beendete ich meinen Zug.

 

Mika war am Zug. Die neu gezogene Karte gefiel ihr offensichtlich, denn bei deren Anblick verbreiterte sich ihr diabolisches Lächeln noch um ein Stück. Da kam scheinbar richtig was auf mich zu. Ich musste unwillkürlich grinsen, genau diese Spannung liebte ich so am Duellieren!

Sie fackelte auch nicht lang und spielte die gezogene Karte: „Ich aktiviere den Feldzauber Shine Spark!“

Das Feld wurde augenblicklich in gleißendes Licht gehüllt. Ich musste die Augen zukneifen und sie zusätzlich mit meinem Arm vor dem Lichteinfallschützen, aber schon der erste Moment hatte mich übel geblendet. Zum Glück wurde das Licht nach der Aktivierung der Karte etwas weniger intensiv.Trotzdem tanzten mir Lichtpunkte vor den Augen, als Mika den Effekt des Feldzaubers erklärte.

„Diese Karte erhöht die Angriffspunkte aller Licht-Monster um 500 Punkte und senkt ihre Verteidigungspunkte um 400!“

Ja, die Karte passte gut in ihr Deck, denn soweit ich beobachtet hatte waren all ihre Lightlord-Monster vom Typ Licht.

„Ich versetzte Laila wieder in den Angriffsmodus und greife Flame Wingman an!“

Mit seinen 2100 Angriffspunkten hatte er keine Chance gegen ihr Monster, dessen Angriffsstärke durch den Licht-Bonus nun bei 2200 lag. Mit einem eleganten, aber mächtigen Hieb ihres Stabes löschte ihre Magierin mein Monster aus. Zum Glück verlor ich dabei nur 100 Lebenspunkte und lag damit jetzt bei 2500, also alles im grünen Bereich.

„Hm, jetzt muss ich mir aber was einfallen lassen!“, kommentierte ich das Verschwinden meines stärksten Monsters zuversichtlich.

Mikas Augenbrauen zuckten, aber sie blieb ruhig. „Ich schicke wegen Laila wieder einmal drei Karten auf den Friedhof und beende meinen Zug.“

 

Dann war ich wieder dran. Eigentlich musste ich jetzt ganz schön Glück haben, wenn ich auf einen Schlag Lailas 2200 Angriffspunkte überbieten wollte. Aber ich würde das schon schaffen. Ohne Zögern nahm ich die oberste Karte von meinem Deckstapel – und musste unwillkürlich grinsen. Wenn ich mich auf eins verlassen konnte, dann auf mein Glück beim Ziehen.

„Ich opfere mein verdecktes Monster, E-HERO Clayman, und beschwöre meinen E-HERO Prismer!!“, verkündete ich und rief sofort das soeben gezogene Monster aufs Feld. Der aus Kristallen bestehende Krieger erschien kampfbereit auf meiner Feldseite. Im Licht von Shine Spark schien er golden zu leuchten.

Prismer ist auch ein Licht-Monster, also profitiert er genau wie Laila von deiner Feldkarte!“, rief ich. 2200 Angriffspunkte statt den üblichen 1700 waren immerhin genug, um Laila stand zu halten.

„Nicht so schnell!“, unterbrach Mika meine Siegesgewissheit.

Ein noch übleres, fieseres Lächeln als zuvor zog sich jetzt regelrecht von einem ihrer Ohren zum anderen. Dann brach sie in ein grausiges, hässliches Lachen aus das mir in den Ohren weh tat. Ich verstand damals wie heute nicht, warum sie ausgerechnet mich so hasste – schließlich hatten wir uns nicht einmal eine halbe Stunde vorher kennengelernt – aber scheinbar war ihr in diesem Moment nichts wichtiger, als mir eins auszuwischen.

 

Und aufgeladen mit diesem Hass aktivierte sie die Karte, die mich, oder vielmehr Prismer, aufhalten sollte.

 

„Ich aktiviere die Fallenkarte Gender Bender! Sie vertauscht bei einem Monster vom Typ Krieger, wie Prismer eins ist, die Angriffs- und Verteidigungspunkte!“

 

Aus der Mitte der Karte schoss ein Strahl aus rosa Energie, der fast so sehr blendete wie die Shine Spark Karte zuvor. Deshalb musste ich die Augen zukneifen und konnte nicht sehen, was genau passierte. Aber ich spürte etwas. Zuerst war es wie ein harter Schlag in den Magen, dann wurde mir auf einmal heiß, als würde mein Körper von innen heraus verbrennen.

Hätte das nicht nur wenige Sekunden gedauert, hätte ich mir wahrscheinlich die Seele aus dem Leib geschrien. So hatte ich nicht einmal wirklich Zeit, die Schmerzen überhaupt wahrzunehmen, bevor sie auch schon wieder vorbei waren.

Verwirrt starrte ich Mika an, während ich ein wenig nach Luft schnappen musste. So etwas war mir in einem Duell noch nie passiert und es hatte sich sehr viel realer angefühlt als ein Hologramm.

„Was war das?“, fragte ich.

Dann räusperte ich mich, weil meine Stimme irgendwie seltsam klang.

„W- wie ist das denn jetzt passiert?“, stammelte Mika. Sie sah sogar noch verwirrter aus als ich mich in dem Moment fühlte. Das verunsicherte mich.

„Was… ist passiert?“, stammelte ich. Meine Stimme klang immer noch so seltsam. Anders. Höher.

Mika schüttelte ungläubig den Kopf.

Das war der Moment, in dem ich an mir herunterschaute und sich die Frage von selbst beantwortete. Brüste… Ich hatte Brüste.
 

 

Und das war der Anfang einer ziemlich verwirrenden Geschichte, in der mir erst wirklich klar wurde, was ich alles nicht wusste.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Elaine_Eden
2012-10-12T23:26:31+00:00 13.10.2012 01:26
Erst mal danke, dass du mich sogar in der Beschreibung erwähnt hast und vor allem, dass du die Story überhaupt noch weißt xD Ich war fast dabei, diese bekloppte Idee schon zu vergessen. Dass sie jetzt eine FF ist, freut mich sehr :)
Nun hast du Aki also gegen einen eigenen Chara ausgetauscht. Eigentlich hasse ich OCs in bereits bestehenden Serien, aber dieses pinke Mädel ist dir gut gelungen. Du hast ihr einen Charakter verliehen mit typischen Zügen. Klingt, als wär sie tsundere... Solche Leute sind ziemlich anstrengend xD
Der Prolog ist ziemlich gut. Respekt für den Duellteil, denn ich hätte zu wenig Plan von dem Spiel, um das so zu schreiben. Dennoch bin ich froh, wenn die folgenden Kapitel so gut wie möglich ohne das Kartenspiel auskämen. ;D (Ich fand das in dem Anime schon immer etwas lächerlich. Eine normale Sportart wäre sicher cooler gewesen... aber wer weiß, ob es dann auch so einen Erfolg gehabt hätte)
Also ich bin gespannt, was da noch kommt. x3 Mich würd interessieren, ob Juudai nun schreiend aus dem Raum da rennt haha xD
Von:  hAyLeY9pOtTeR
2012-10-11T21:07:22+00:00 11.10.2012 23:07
wow... so könnte ich duellstory aber nicht schreiben! O__O dafür habe ich von duel monsters keinen blassen schimmer und zu doof, das zu checken, trotz wo ich gern ygo gx gucke, seit ich teenager gewesen bin. warum sollte johan nicht mädchenschwarm werden? was die mika gegen judai hatte? lese noch die nächsten kapiteln weiter, wie judai mit der "neuheit" klarkommen würde...
Von:  fahnm
2012-09-23T00:45:20+00:00 23.09.2012 02:45
Hammer Prolog.
Die Story ist genial.^^
Mach weiter so.^^


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