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Wenn ich dich sehe krieg' ich Magenschmerzen.

von

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Am nächsten Tag legte Akutsu es darauf an Taichi zu begegnen.

Er bereute nicht etwa sein Verhalten gegenüber dem Jüngeren und er würde sich auch nicht entschuldigen. Aber er bereute es ein kleines bisschen nicht mit zu Taichi gegangen zu sein.
 

Curry – was würde er jetzt für hausgemachtes Curry geben, an einem weiteren Morgen ohne Frühstück, an dem er mit knurrendem Magen das Haus verlassen musste. Akutsus alleinerziehende Mutter bemühte sich sehr um ihren einzigen Sohn, hatte Geduld mit ihm, versuchte öfter mal auf ihn einzureden und bekochte ihn auch so gut es ging.

Aber sie hatte eine Arbeit und manchmal blieb ihr nichts anderes übrig, als den ganzen Tag auf dieser Arbeit zu verbringen – manchmal verpasste sie sogar den letzten Zug nach Hause.
 

Und an diesen Tagen und manchmal auch an anderen, gab es kein Bento für Akutsu und noch nicht einmal ein Frühstück daheim, denn es hatte niemand eingekauft. Akutsu bekam Geld, sich etwas im Convenience Store zu kaufen, doch wenn er es wie gestern für Videospiele, Mangas und ähnliches ausgab, blieb manchmal nichts übrig.
 

„Taichi!“
 

Da rannte der Kleine in Richtung Schulgebäude, sie waren wohl beide recht spät dran, was ebenfalls öfter der Fall war.
 

„Akutsu-senpai! Guten Morgen!“ Er hielt an und schenkte Akutsu etwas außer Atem ein Lächeln.
 

Er war also nicht beleidigt. Typisch Taichi eben.
 

„Gib mir 500 Yen.“, forderte der Große ohne eine anständige Begrüßung.

Taichi sah ihn etwas irritiert an.
 

„Ehm… also… Moment, ja?“
 

Und schon begann er in seinen Sachen zu kramen.

Sehr schön fand Akutsu das, wenn sein Kouhai so brav war und ihn nicht einmal mit lästigen Fragen löcherte. Er sollte die Dinge gefälligst so annehmen wie sie waren.
 

Er überreichte ihm eine glänzende Münze und grinste dann wieder. Wie konnte man eigentlich so sorglos und naiv sein?
 

„Wenn du möchtest bring ich dir morgen was zum Frühstück mit! Meine Mama macht immer so viel Frühstück, dass meine Schwester und ich es eh nicht alles essen können!“
 

Akutsu, der schon hatte gehen wollen, erstarrte.

Der wagte es, ihm schon wieder so ein unhöfliches Angebot zu machen? Wollte er Akutsu provozieren?

Doch ehe er etwas sagen konnte, fügte er noch hinzu:
 

„Deine Wunden scheinen komplett verheilt zu sein, das freut mich! Ist dein Rücken wieder in Ordnung? Wenn nicht kann ich mich noch mal drum kümmern!“
 

Das war zu viel. Er war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass er nichts im Magen hatte oder ob es daran lag, dass er länger als nötig mit Taichi geredet hatte – der Schmerz traf seinen Magen innerhalb von Sekunden so heftig, dass er darüber erschrak.

Er hielt für einen Moment die Luft an, bevor es wie schon gestern aus ihm herausbrach.
 

„Hab ich dir nicht gesagt, dass ich widerliche Stalker hasse? Du kleiner Rotzbengel, bleib mir aus den Augen, ich warne dich! Und wage es nicht noch einmal etwas über meine Verletzungen zu sagen! Die Sache ist nie geschehen, klar!?“
 

Er war richtig laut geworden und instinktiv hatte er Taichis Kragen gepackt und ihn ein Stück zu sich gezogen. Böse funkelte er ihn an.
 

Der Schwarzhaarige erwiderte nichts und es stiegen ihm keine Tränen in die Augen. Einen Moment konnte Akutsu so etwas wie Furcht oder Unsicherheit in diesen lesen, doch dann entriss er sich dem Griff.

Das Stechen… wieso wurde es noch schlimmer? „Phase 2“ war eingetreten, es sollte besser werden… was war los?
 

Dann rannte Taichi. Ohne sich unzudrehen rannte er in die Schule.
 

Akutsu umklammerte die 500-Yen-Münze.

Hinter ihm hörte er Schritte und schon lief ein ihm zu vertrauter Mitschüler vorbei – der rothaarige Sengoku grüßte ihn höflich, als er Richtung Schulgebäude ging.
 

Akutsu sagte nichts, denn auch wenn Sengoku das eben mitbekommen hatte, interessierte ihn das nicht im Geringsten.
 

„Taichi…“, murmelte er unbewusst, als er in Richtung Convenience Store lief. Doch als er zwischen den Regalen voller Gebäckstücke und Reisbällen und kleinen Bentos hindurchging, hatte ihm der Schmerz bereits den Appetit verdorben.
 

Einen Tag später kam Akutsu noch später als sonst zur Schule. Und das, obwohl er sich extra beeilt hatte.

Auch diesmal hatte er keine Absichten sich bei Taichi zu entschuldigen – es würde sowieso nicht nötig sein. Er wollte ihm aber das geliehene Geld zurückgeben.

Heute hatte er etwas zu Hause essen können, das sogar seine Mutter zubereitet hatte, was ihn fast schon gut gelaunt stimmte.
 

Er wartete wenige Meter abseits des Gebäudes, denn er wollte nicht dabei gesehen werden, wie er offensichtlich auf Taichi wartete. Da auch kein Lehrer zu sehen war, holte er eine Zigarette aus seiner Jacket-Tasche und zündete sie sich an.
 

Nach 15 Minuten hatte der Unterricht bereits begonnen und Taichi war nicht vorbeigekommen. Er musste es also früher zur Schule geschafft haben. Akutsu zertrat den Zigarettenstummel auf dem Boden und ging.
 

Nach dem Unterricht verließ Akutsu den Klassenraum recht eilig. Die Erstklässler hatten früher aus als seine Jahrgangsstufe und er vermutete, dass sich Yamabukis Manager bereits auf dem Tennisplatz befand.
 

Auf dem Weg dorthin wurde er von seinem Englischlehrer aufgehalten, der ihm die Aufsätze von vor 2 Wochen zurückgab, eine weitere Moralpredigt inklusive. Doch er schien Glück zu haben, denn der Lehrer hatte nichts an den Aufsätzen an sich auszusetzen. Es brachte also doch etwas, das ach so korrekte Verhalten der Mitschüler argwöhnisch zu beobachten – diesmal hatte es ihm als Stoff für den sinnfreisten „Essay“ aller Zeiten gedient.
 

Akutsu erreichte den Tennisplatz immer noch friedlich gestimmt, doch Dan Taichi war nirgends zu sehen. Die Jimmies spielten gerade ein Singles Match gegeneinander und Akutsu musste lachen, als er sah, wie schrecklich sie spielten.
 

„Und so was will ernsthaft im Totaikai gewinnen… lächerlich!“ Er wusste, dass er und Sengoku die einzigen Spieler waren, die etwas drauf hatten – wobei zwischen ihm und Sengoku natürlich noch Welten lagen.
 

Jetzt wunderte er sich, wo denn Sengoku steckte, der doch täglich so fleißig trainierte. Aber ihm sollte es nur recht sein. Ganz egal ob der Tennis Club voll von Losern war oder nicht, er würde sein nächstes Match gewinnen und das danach und das danach. Dafür würde er schon allein dadurch sorgen, dass er den Teams einen Gastbesuch abstatten würde.
 

Er verlies den Tennisplatz und sah ein, dass er dem Kleinen sein Geld ein andermal geben musste. Vielleicht war der ja schon zur Fudomine-Mittelschule gegangen, vielleicht mit Sengoku, um seine hirnrissigen Notizen zu krakeln. Ob das Buch wohl noch ganz war, nachdem Akutsu es auf den Boden geknallt hatte?
 

Er dachte an die hässlichen Zeichnungen verschiedener Spieler, die er manchmal in jenem Buch bemerkte und musste schmunzeln – Taichi war wirklich ein äußerst engagierter Mensch, der bestimmt mal etwas wie Sportmanagement studieren würde – aber bis dahin war es noch lange hin.
 

Ein lautes Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte den Tennisplatz bereits hinter sich gelassen, befand sich jetzt am Ende des Schulanwesens. Eine Bushaltestelle befand sich dort, die er nicht benutzte, er fuhr mit der Bahn.
 

An der Bushaltestelle standen Sengoku und Taichi und redeten miteinander.
 

„… jedenfalls ist mir aufgefallen, dass Akutsu seit einer Weile noch aggressiver geworden ist. So laestig…“, hörte er Sengoku sagen. Dann seufzte dieser und wedelte mit der Hand, als wolle er ein Insekt verscheuchen.
 

„He Taichi, hörst du mir überhaupt zu? Mensch, bist du so niedergeschlagen wegen der Sache gestern?“
 

Akutsu schluckte. Sengoku hatte es also mitbekommen. Gut, sein Problem war das nicht. Und Sengokus sollte es eigentlich auch nicht sein.
 

Taichi hatte die ganze Zeit auf Sengokus Füße gestarrt und hob jetzt den Kopf um ihn anzusehen.

Akutsu ging ein paar Schritte zurück, so dass sie ihn nicht sehen konnten, er sie aber noch sehen und verstehen würde. Nicht, dass er sich so etwas antun müsste, aber er war eben neugierig.
 

„Taichi… ich weiß wie sehr du Akutsu bewunderst. Aber mach endlich die Augen auf, der Kerl ist gemeingefährlich! Wäre er nicht im Tennis-Club, könnten sich die anderen viel besser auf die Spiele konzentrieren!“
 

Was sollte das denn heißen? Was hatte er bitte schön damit zu tun, er kam doch eh nie zum Training. Sengoku dieser arrogante Hund, was laberte er da? Akutsu ballte seine Hand zur Faust und hatte plötzlich große Lust das Gespräch der Beiden zu stören.
 

Dann sprach Taichi endlich.
 

„Akutsu ist nicht gefährlich! Und Akutsu stört die anderen gar nicht!“, verteidigte er seinen Freund. Akutsu spürte ein wohliges Gefühl in der Brust, als er das hörte.
 

„… aber es ist wahr, er ist aggressiver geworden. Ich weiß nicht, wieso er mich plötzlich so behandelt.“

Und schon war das wohlige Gefühl wie erloschen.
 

„Es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereite Sengoku-senpai!“ Der Schwarzhaarige verbeugte sich wie zur Entschuldigung.

Was sollte das? Wieso zum Teufel entschuldigte er sich? Und wie um alles in der Welt kam er darauf, dass Sengoku sich um ihn sorgte?
 

„Ist schon okay. Ich will nur nicht, dass unserem Manager etwas passiert ja?“, er grinste und wuschelte Taichi durchs Haar, so dass sein Stirnband herunterrutschte.
 

Akutsu wurde übel.
 

„Ja… Ich verspreche dir, dass ich Acht geben werde und ihm erstmal aus dem Weg gehe. Danke für alles, Sengoku-senpai!“, sagte der Kleine, während er sein Stirnband wieder hochschob.
 

Dann kam der Bus. Sengoku stieg ein und lächelte Taichi noch einmal zu.

Taichi winkte ihm und lief dann langsam weg von der Haltstelle und in Richtung Bahnhof.
 

In Akutsu brodelte es.
 

Er hatte nicht das ganze Gespräch mitbekommen, aber was er mitbekommen hatte, hatte ihm gereicht.

Dass Sengoku ein Arschloch war, wusste er. Aber wie um Himmels Willen konnte Taichi auf seine Masche hereinfallen? Wie unloyal bitte war Taichi?
 

Er konnte es nicht fassen.
 

Taichi, der Akutsu ja wirklich geradezu anhimmelte, immer einen auf freundlich machte und gehorchte, fiel ihm in den Rücken!?

Er schnappte ein paar Mal nach Luft, als hätte er zwischendurch vergessen zu atmen. Dann eilte er seinem Kouhai hinterher.
 

„Taichi…!“, rief er als er wenige Schritte hinter ihm war.

Dieser blieb stehen und drehte sich um und Akutsu holte ihn ein.
 

„Akutsu… senpai…?“ Er sah ihn mit großen Augen an.
 

„Komm mit!“
 

Akutsu packte ihn kurzerhand am Handgelenk und zog ihn hinter sich her, wieder in Richtung Schule. Er wusste nicht, wieso er so überstürzt reagierte, aber er wollte sich gar nicht fragen warum. Er musste mit diesem Verräter reden, ihn zur Räson ziehen.
 

„Was machst du…?“, fragte der Kleine, der seine Situation ganz und gar nicht zu begreifen schien.

Doch Akutsu hielt erst an, als sie die Straße mit der Bushaltestelle hinter sich gelassen, und hinter das Schulgelände, an den Rand eines kleinen Parks gelangt waren. Er sah sich um; kein Mensch war zu sehen, gut so.
 

Jetzt erst ließ er Taichi los.
 

„Wag es nicht wegzurennen.“, zischte er und sah ihn eindringlich an.
 

„Das… hatte ich nicht vor… aber…“, kam es leise von seinem Kouhai.
 

Doch Akutsu hörte ihn gar nicht erst zu Ende an.
 

„Du bist das mieseste Stück, das mir je begegnet ist!“, platze es aus ihm heraus.
 

„Hast es gewagt mir derart in den Rücken zu fallen! Lässt dich ganz weich kauen von Sengoku! Du unloyaler Bastard, wie konntest du?“ Seine Augen blitzen, als er Taichi näher kam. Er sollte sich ruhig fürchten.
 

Taichi jedoch zuckte nicht mal mit der Wimper. Er stand nur da und sah Akutsu in die Augen. Dieser war nicht mal in der Lage einzuschätzen, was sein Blick gerade bedeuten sollte.
 

„Möchtest du was zu deiner Verteidigung sagen? Wenn nicht, dann sag ich dir, lass mich ein für alle Male in Ruhe! Verpiss dich zu Sengoku und den anderen, du Verräter!“ Instinktiv packte er jetzt wieder Taichis Kragen.
 

„Ich… habe dich doch in Ruhe gelassen.“, sagte der Dunkelhaarige jetzt leise und wich Akutsus Blick aus, rührte sich jedoch nicht.
 

„Du bist mir doch gerade nach und wolltest reden…“ Er blinzelte und musterte dann die untere Hälfte von Akutsus Gesicht.
 

„Ich würde dir niemals in den Rücken fallen, Akutsu-senpai. Aber Sengoku-senpai hat Recht, wenn er sagt, dass du dich verändert hast…“, er wurde immer leiser.
 

Sengoku hatte Recht? Nein, Sengoku hatte nicht Recht, niemals. Aber bitte, wenn Taichi ihn provozieren wollte, dann sollte er doch. So bestätigte er nur, was er eben eh schon zweifellos gehört hatte.
 

„Ich habe Sengoku-senpai versprochen, mich von dir fern zu halten…“
 

Das reichte. Akutsu konnte und wollte sich nicht mehr beherrschen. Er hatte schon aus so vielen Schülern Kleinholz gemacht, denn niemand durfte es wagen ihn zu provozieren oder sich gegen ihn zu stellen. Und was konnte schlimmer sein, als einer, der durchgehend den Freund gespielt hatte und plötzlich sein wahres, mieses Gesicht zeigte!?
 

„… aber mir war klar, dass ich das nicht halten kann. Ich weiß zwar nicht, was du in letzter Zeit gegen mich hast, aber das ändert für mich nichts. Ich werde dich weiterhin unterstützen!“
 

Akutsu hatte zum Schlag ausgeholt, als Taichi seinen Satz beendete. Was sagte er…?
 

Und da war es, kam so schnell wie der Hieb, den Akutsu hatte ausführen wollen.

Sein Magen schien sich zusammen zu ziehen und er bekam für einen Augenblick keine Luft mehr. Er musste handeln, sonst würde er ersticken…
 

Er holte aus und diesmal schlug er ihn wirklich.
 

Schlug ihn mit voller Wucht ins Gesicht.
 

Es klatschte, als seine Knochen die zarte Wangenhaut trafen, der Junge das Gleichgewicht verlor, Akutsus Griff entglitt und ins Gras fiel.
 

„Ah…!“, kam der klagende Laut des Managers.
 

Akutsus Hand zitterte. Er starrte sie an.
 

„Phase 2“…
 

„Phase 2“ hatte ihn dazu verleitet, so etwas zu tun. Etwas, das er doch schon oft getan hatte, so oft, bei allen möglichen Menschen.
 

Dann sah er zu Taichi.
 

Der Kleine setzte sich langsam wieder auf und hielt sich die Wange.

„Aua…“, wimmerte er leise. Tränen füllten seine Augen und er begann zu schluchzen.

„Au…“
 

Akutsu schluckte hart. Er wollte gehen, denn er hatte erledigt was erledigt werden musste, aber er konnte nicht.

Er musste gehen… denn sein Magen hatte nicht aufgehört zu stechen. Nicht im Geringsten hatte „Phase 2“ ihm geholfen, im Gegenteil – sie hatte seine Schmerzen verschlimmert.

Wie ein Virus kroch es jetzt hoch in seinem Körper, hoch in seine Brust und erhitzte sie - hoch in seine Kehle und trocknete sie aus.

Was war das für eine Teufels-Krankheit?
 

Sein Herz schlug laut, als er sich vorsichtig, wie in Zeitlupe vor Taichi kniete, den Schmerz zu ignorieren versuchend, was leider ein Ding der Unmöglichkeit war.
 

Taichi wollte aufstehen. Wollte wohl wegrennen, weg von Akutsu, vielleicht seine Wange verarzten gehen. Akutsu hielt ihn fest und packte ihn am Knöchel, so dass er ausrutschte und hinfiel bevor er überhaupt richtig stand.
 

„Bleib…“, hauchte er und seine Kehle war so trocken, dass sie schmerzte.
 

Taichi wimmerte noch immer, hatte aber keine Kraft sich loszumachen und blieb liegen. Würde „Phase 2“ Akutsu dazu zwingen ihn komplett auszuknocken?
 

Der Schmerz erfüllte jetzt seinen ganzen Körper und er fragte sich ob das sein Ende war. Sein Herz hämmerte so schrecklich… und als er sich über sein Opfer beugte wurde ihm noch heißer.
 

Taichi hatte aufgehört zu weinen und sah ihn an. Er konnte die Angst deutlich in seinen Augen lesen, und das war zum ersten Mal der Fall.
 

„Taichi…“ Akutsu wusste nicht, was er sagen sollte, als er jetzt über Taichi kniete, die Hände links und rechts neben dessen Kopf abgestützt.

Ihre Blicke waren fest miteinander verankert.
 

Als der Schmerz so schlimm war, dass er sein Herz zu zersprengen drohte, wusste Akutsu plötzlich was er tun musste. Für den Bruchteil einer Sekunde teilte ihm sein Hirn noch mit, dass er gerade das nicht tun durfte, aber sein Instinkt siegte über den Verstand und beschaffte ihm endlich Erlösung.
 

Er beugte sich noch tiefer runter, so tief, dass er Taichis Atem auf seinen Lippen spüren konnte. Doch er zögerte nicht mehr.
 

„Phase 3“.
 

Ganz langsam und vorsichtig legte er seine Lippen auf die des anderen. Verharrte einen Moment.

Taichis Lippen waren so weich… doch er konnte spüren, wie dieser sich unter ihm anspannte.
 

Akutsus Schmerz jedoch wurde schlagartig weniger. Das war es, was er brauchte, endlich hatte er die Lösung gefunden.
 

Behutsam legte er eine Hand an die Wange des Jungen, die er noch eben geschlagen hatte.

Dann begann er seine Lippen leicht gegen die des anderen zu bewegen.
 

Taichi, für den das Ganze ein extremer Schock gewesen sein musste, regte sich plötzlich unter ihm, wollte ihn wegdrücken.

Als Akutsu von seinen Lippen abließ und ihn ansah, stotterte er vor sich hin.
 

„Was… was soll das… wie sehr… wie sehr hasst du mich eigentlich…“
 

Doch Akutsu wollte nichts hören, denn kaum hatte er abgelassen, war sein Schmerz wieder stärker geworden.
 

Erneut legte er seine Lippen auf Taichis, diesmal mit mehr Druck.

Er öffnete seinen Mund leicht und leckte ihm sachte über den seinen. Der Kleine schmeckte süßlich. Ganz wie er aussah, so schmeckte er, fand Akutsu. Doch jetzt würde er dafür bestraft werden, unloyal gewesen zu sein. Und sei es nur um Akutsu zu heilen – er war doch der Möchtegern-Doktor hier.
 

Seine Zunge stupste jetzt stärker gegen die Lippen seines Kouhais, forderte Einlass. Als Akutsu mit dem Daumen die wunde Wange entlang streichelte, entspannte sich dieser ein wenig und er nutzte die Chance, sich endlich Einlass zu erkämpfen.

Fordernd stieß er seine Zunge in die fremde Mundhöhle und ertaste die des anderen, welche wegzuckte, als er sie berührte.
 

Doch Akutsu konnte man nicht mehr entkommen. Er war auf dem richtigen Weg, dem einzig richtigen sogar! Sein Schmerz verwandelte sich mehr und mehr in ein angenehmes Kribbeln, ein Kribbeln, wie er es erfahren hatte, als Taichi ihn vor 2 Wochen verarztetet hatte.
 

Gierig schmeckte er den Jüngeren, liebkoste seine Zunge, erkundete sein Inneres. Heiß wurde ihm, noch heißer als zuvor, und doch bekam er eine Gänsehaut, als erlitte er einen Hitzeschlag.

Der Junge unter ihm, der nicht zu wissen schien, wie ihm da gerade geschah, gab jetzt ein leises Geräusch von sich, ein Geräusch das Akutsu gefiel. Er löste sich dennoch, sah unter sich.
 

„So ist es brav. Mach weiter so, Taichi.“ Er hatte sich zu seinem Ohr gebeugt und flüsterte es ihm zu.

Dann widmete er sich wieder diesen Lippen, die ihm Erlösung schenkten, dieser Zunge und dieser Hitze die auch Taichi in Flammen gesetzt zu haben schienen.

Endlich erwiderte dieser den Kuss - erst sehr vorsichtig und unsicher - doch Akutsu lies nicht locker und verwickelte ihn in eine gefährliche Art der Begierde.
 

Immer heftiger küsste er den Jüngeren, saugte sich an ihn, in ihn und krallte dann eine Hand in das dunkle Haar.
 

„Sengoku soll es wagen dich noch einmal anzufassen…“, hauchte er zwischen einem der vielen, aufeinander folgenden Küsse.

Taichi antwortete nicht, gab aber immer wieder leise, leicht seufzende Laute von sich, die Akutsus Nackenhärchen aufstellten und schließlich auch tiefere Gegenden erweckten. Eine Hand hatte der Kleinere gegen die Brust seines Senpais gelegt und berührte ihn sanft dort, wo sein Herz schnell gegen den Brustkorb hämmerte.
 

„Uhn… Taichi…“, stöhnte er, als dieser einen schlanken Arm um seine Hüfte legte. Es gefiel ihm also.
 

Er lies nun von seinen Lippen ab, die schon ganz gerötet waren und widmete sich seinem Ohr. Wieder flüsterte er leise, dass Taichi unloyal gewesen war, er das nicht so schnell verzeihen konnte und dass er von Sengoku fern bleiben solle, wenn er sich weiterhin mit Akutsu abgeben wolle…

Sanft küsste er die Stelle an Taichis Hals unter dem Ohr und lies seine Lippen nach unten wandern, bis sie sein Schlüsselbein erreichte.

Taichi zitterte unter seinen Berührungen und stöhnte immer wieder leise auf.
 

„Gefällt dir das etwa?“, fragte der Silberhaarige fast neckend, bevor er die zarte Haut über den Knochen leckte und dann daran saugte, bis sie errötete.
 

„Sen… senpai…“
 

Ein Handyklingeln riss beide aus ihrer Vertieftheit. Dan Taichis Handy.
 

Erschrocken drückte er Akutsu von sich und dieser lies ihn gewähren.
 

„Ha… hallo?“
 

Es war Banda, ihr Coach, das konnte Akutsu heraushören. Während Taichi telefonierte, rappelte er sich auf und klopfte Gras und Schmutz so gut es ging von seiner Schuluniform.
 

Sein Schmerz war weg, doch das Kribbeln war geblieben und langsam fing sein Hirn wieder an zu arbeiten.

Er war noch erregt, doch er beruhigte sich schnell, war froh, seinen Körper so gut zu beherrschen.
 

Was um Himmels Willen war eben geschehen? Was hatte er getan? Was hatte Taichi getan? Er beobachtete ihn verstohlen, doch da beendete er sein Gespräch bereits.
 

Er rappelte sich ebenfalls auf und klopfte den Schmutz ab.

Und dann standen sie so da und schwiegen, aber sahen sich an. Und Akutsu bemerkte, dass Taichis Wange stark gerötet war. Er schluckte.
 

„Deine Wange, sie… muss verarztet werden.“, war alles, was ihm einfiel.
 

Taichi nickte. Sah Akutsu lange an.

Jetzt war wohl der Moment da, an dem Akutsu ihm drohen musste, ihn zu erhängen, falls er nicht sofort vergessen würde, was eben geschehen war. Und Akutsu könnte sich dann direkt miterhängen.

Doch er sagte es nicht.
 

„Ich… hab mein Set dabei. Ich werde mir die Wange abspülen und etwas Salbe darauf schmieren. A-also dann…“ Taichi wirkte sehr verlegen und durcheinander, als er seinen Rucksack aufhob und Anstalten machte zu gehen.
 

„Nein.“, sagte Akutsu.
 

„Ich habe dich geschlagen und es geschieht dir Recht, du verräterischer Bastard. Und ich…“, er sah erst zu Boden, dann zu Taichi, dann wieder zu Boden.
 

„… werde dich verarzten.“, fügte er leise aber hörbar und vielleicht ein wenig drohend hinzu.
 

Der Jüngere erwiderte nichts, was ihn einen Moment lang verunsicherte. Er sollte was sagen, das war doch peinlich…
 

„Es ist zwar noch nicht so spät, aber die meisten Schüler müssten die Gebäude verlassen haben. Und es gibt doch dieses Klo in dem es spuken soll, das ist eh fast immer leer, also da könnten wir auch hin…“
 

„Was? Nein… auf keinen Fall! Ich hab Angst…“

Na endlich.
 

„Taichi, sei keine Memme. Ups vergessen, du bist ja eine Memme…!“
 

Und so liefen sie nebeneinander in Richtung Schule. Jeder für sich, jeder mit seiner Schultasche, sich nicht mehr anschauend als nötig, aber etwas gesprächiger als sonst, zumindest was Akutsu anging.
 

Und das Kribbeln war da, aber es war angenehm und sanft und befand sich nicht direkt im Magen, sondern eher in seinem ganzen Körper verteilt.
 

Und er würde sich Fudomine mal ansehen, lieber allein als mit Taichi und vielleicht würde er sie schon vor dem Match irgendwie ausschalten können.

Doch zuerst musste er jetzt dieses quengelige Muttersöhnchen verarzten. Die 500 Yen würde der nie wieder sehen!

Aber der Englischlehrer, der als einziger sollte ruhig sehen, wie sozial er doch sein konnte, denn er war zwar groß und wusste wo er wohnt, aber nicht, dass es Akutsu war, der Taichi geschlagen hatte – und außerdem hatte der Kleine ihm doch eh wieder verziehen.
 

„Senpai?“
 

„Ja?“
 

„Man sagt, wenn man die eine Wange geschlagen bekommt, soll man die andere auch noch hinhalten.“
 

„Aha.“
 

„Ich will aber nicht.“
 

„…“
 

„Aber… also… wenn sich das andere wiederholt dann… wäre das okay für mich… glaub ich.“
 

„…“
 

„Senpai?“
 

„Halt die Klappe, sonst sitzen wir nächstes Jahr noch hier!“
 

„Verstanden! Ich sag nix mehr!“
 

„Brav.“
 

„…“
 

„…“
 

„… !!! Se-Senpai...! Doch nicht hier.. !!!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  AkikoKudo
2012-11-13T20:59:01+00:00 13.11.2012 21:59
Ohh...so süß
und akutsu ist ein riesiges gemeines A****loch
aber deswegen ist er ja so toll
ich find die story wirklich gut geschrieben
war sehr flüssig zu lesen und einfach alles hat gestimmt
also TOP
*daumen hoch*
besonders hat mir gefallen, dass akutsu seine gefühle gar nicht bennen konnte und total falsch interpretiert hat, passt zu ihm
die charakter hast du echt gut getroffen



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