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Mit der letzten Kirschblüte

von

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Kirschbaum

Sie war alleine in ihrem Zimmer, lag in ihrem Futon, bewegte sich nicht. Wie konnte sie auch, sie war krank, dazu verurteilt zu sterben. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Atem ging matt. Wenn man es nicht besser wusste, würde man meinen, dass sie schliefe, doch der Schein trügt. Sie war in ihrer eigenen, kleinen Welt. In einer Welt, in der sie sich bewegen konnte, singen, tanzen – all das, was sie nicht mehr kann, durch diese unbekannte Krankheit. Erst war es nur ein leichter Husten gewesen, man hatte sich dabei nichts gedacht. Doch er verschwand nicht, im Gegenteil, er wurde schlimmer, bis sie schließlich ihre Stimme verlor. Die Ärzte aber konnten nichts finden. Nun, konnte sie sich nicht mehr bewegen, war nur noch wie eine Puppe, welche ihre Zeit damit verbracht herumzuliegen. Hören war ihr auch verwehrt, das einzige, was ihr geblieben war, war Augenlicht. Doch in ihrer Traumwelt, konnte sie noch all das, was sie gekonnt hatte, bevor all dies passiert war. Seid neustem war dort auch ein blonder Junge. Er lachte immer viel und hatte immer einen guten Rat parat, wenn sie traurig war, tröstete er sie. Zwar wusste sie, das er nur ein Produkt ihrer Einsamkeit war, doch für sie, war er ihr bester Freund, ein Leben ohne ihn, konnte sie sich gar nicht mehr vorstellen, vielleicht war sie auch etwas in ihn verliebt. Doch heute war er nicht da, heute, wo sie spürte, dass es für sie vorbei war, das sie diese Welt verlassen wird. Sie öffnete wieder ihre Augen und drehte ihren Kopf nach rechts, Richtung Fenster, welches offen stand und die frische Luft hinein ließ. Draußen, vor dem Fenster, stand ein Kirschbaum, er war in seiner Blütezeit gewesen, doch nun wurden die Blüten von dem sanftesten Windhauch mitgerissen, fort, weit weg von hier. Wie gerne würde sie auch einfach frei sein, wie der Wind. Doch sie war gefangen, gefangen in ihrem eigenen Körper. Eigentlich war es ein schöner Gedanke, zu sterben – fand sie. Dann würde sie frei sein, würde von nichts mehr festgehalten werden, und doch, würde sie etwas vermissen. Diesen Jungen mit den Blonden Haaren, welche er hinten zu einem kleinem Zopf gebunden hatte. Sie glaubte nicht, dass Seelen träumen können, wenn man starb, kam man ins Paradies, so hieß es. Es soll wunderschön dort sein, keine Sorgen, keine Nöte. Daher hatte sie keine Angst vor dem Tod, sie stellte ihn sich nicht als das Böse vor, sondern als Erlösung. Für sie war das Leben das Böse und der Tod das Gute. Schon eine Weile beobachtete sie nun, wie die Kirschblüten vom Wind mitgerissen wurden, durch die Luft getragen wurden und schließlich sanft auf der Erde landeten. Das Atmen viel ihr schwer, sie wusste, bald würde sie hier alles zurücklassen, doch das war für sie in Ordnung. So lag sie noch bis zur Abenddämmerung in ihrem Futon, schaute den Blütenblättern zu, wie diese frei durch die Luft getragen wurden. Nur noch eine einzige Kirschblüte war übrig. Diese war winzig und doch so stark, stärker als die anderen Blüten, hatte sich noch nicht mitreißen lassen, hatte sich noch nicht vom Wind verführen lassen. Doch, auch die letzte Blüte, muss einmal ihren Platz verlassen, was sie auch tat. Mit einem Windstoß wurde sie hoch in die Lüfte gerissen, segelte etwas, sank dann Richtung Erde und landete in dem kleinem Teich neben dem Kirschbaum. Doch von dem, bekam das Mädchen nichts mehr mit. Ihr leben war mit der Windböe ebenfalls davongetragen wurden, ihre Augen hatten ihren trüben Glanz verloren, starrten ausdruckslos Richtung Kirschbaum, welcher nun kahl war. Das Mädchen hatte es geschafft, war nun frei, und doch hatte sich eine Träne ihren Weg über ihre blasse Wange gebahnt. Sie weinte, auch wenn sie schon die Welt verlassen hatte, so weinte sie noch und lächelte dabei. War sie doch nun, dort, wo das Paradies sein sollte – in einer anderen Welt.



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