Zum Inhalt der Seite

Pokédex-Einträge

Kurzgeschichten zu Pokédex-Einträgen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

#149 Dragoran


 

DRAGORAN
 

Die unendliche See vor Augen und den salzigen Geruch des Meeres in der Nase, die ersten Sonnenstrahlen wecken einen morgens sanft und mit dem letzten Lichtfleck am Horizont kehrt abends auch die Nachtruhe wieder.
 

Dieses Gefühl von Freiheit ist es, was viele Menschen und auch Pokémon auf See treibt.
 

Das, und die Neugierde, die Hoffnung, neues und noch unbekanntes Land zu entdecken.
 

Ein solches Schiff, dessen Besatzung nur so vor Abenteuerlust strotzte, war gerade auf einem der weiten Ozeane unterwegs gewesen. Die Männer und Frauen an Bord erhofften sich, die sagenumwobene Insel der Dragoran zu entdecken. Man behauptete, Dragoran seien majestätische und seltene Wesen, aber nur wenige haben sie bis jetzt zu Gesicht bekommen, geschweige denn eines gefangen.

Weit draußen auf dem Meer, dort wo sie kein Mensch und kein Pokémon je erreichen werden, liegt eine Insel, unentdeckt und geschützt von den tiefen des Meeres. Diese Insel nennen die Dragoran ihr Heim und keiner außer den Dragoran hatte die Insel bis jetzt mit eigenen Augen gesehen.
 

An Bord des kleinen Schiffes waren viele Trainer, ihre stärksten Pokémon an ihrer Seite ausgestattet und bereit, alles zu geben, um eines von diesen seltenen Wesen fangen zu können.

Sie fuhren viele Tage und Wochen über das weite Meer, nur um nach einer erfolglosen Suche im nächstgelegenen Hafen ihre Vorräte aufzustocken und gleich darauf wieder in See zu stechen. Die Besatzung wechselte mit jedem Anlegen in einem Hafen, neue Trainer kamen hinzu und andere, die ihre Hoffnung bereits aufgegeben hatten, kehrten dem Schiff den Rücken, vergaßen ihren Traum von einem Dragoran.
 

Das Schiff segelte viele Jahre auf der Suche nach der Insel über die See, doch an einem schicksalhaften Tag zur späten Jahreszeit, als das Wetter stürmisch und die Wellen hoch waren, ging das Schiff das letzte Mal auf die Reise.

An Bord waren nur der Kapitän, der seinem Traum seit Jahrzehnten nachjagte und ein junger Trainer, der seinen Traum zum ersten Mal verfolgte. Die Sonne zierte den wolkenlosen Himmel und trotz des unbedenklichen Wetters war die Küste schon bald nicht mehr zu sehen.
 

"Warum glauben Sie, dass die Insel ausgerechnet hier ist?", fragte der junge Trainer plötzlich, der in allen Himmelsrichtungen nur blaues Wasser erkennen konnte, welches sich nahtlos mit dem strahlenden Blau des Himmels vermischte. Der Kapitän, der seine Kapitänsmütze bis tief ins Gesicht gezogen hatte, blickte den Trainer mit einem seltsamen Blick aus Enttäuschung und Freude an und räusperte sich.
 

"Vor vielen Jahrzehnten, als ich noch jung war, fuhr mein Vater auf eben diesem Schiff durch eben diesen Ozean", er blickte in die Ferne, schien sich an alte Zeiten zu erinnern.

"Eines Tages fuhr er hinaus auf das Meer und kam seit diesem Tage nicht mehr zurück. Das Schiff wurde Tage später geborgen, allerdings ohne auch nur eine Spur von meinem Vater."
 

"Sie glauben, ein Dragoran hat ihn...", murmelte der Trainer zögerlich und der Kapitän lachte bitter.
 

"Nein, nein, Dragoran verletzen keine Menschen, es sind von Grund auf gutherzige Wesen."
 

"Wieso suchen Sie dann ausgerechnet hier in diesem Ozean?", hakte der Trainer nach und der Blick des Kapitäns wanderte in den Himmel. Der Trainer folgte seinem Blick und kniff die Augen zusammen, da ihn das grelle Sonnenlicht blendete.
 

"Es gab einen Grund, warum mein Vater jeden Tag hier auf dieses Meer hinausgefahren ist. Ich möchte herausfinden, nach wem oder was er hier so verzweifelt bis an sein Lebensende gesucht hat", erzählte der Kapitän und dann herrschte langes Schweigen zwischen den beiden.
 

Ein tiefes Grollen war letztendlich das Geräusch, das die Stille durchbrach.
 

"Was war das?", rief der Trainer überrascht und eilte von einer Ecke des kleinen Schiffes in die andere und hielt nach der Quelle des Brüllens Ausschau. Ein dunkler Schatten zeichnete sich plötzlich auf dem Schiff ab, verdeckte anschließend die Sonne und das Wesen, dass diesen Schatten verursachte, stieß noch einmal seinen bedrohlichen Ruf aus.
 

"Dort oben!" Der Kapitän zeigte nach oben, ein große Kreatur mit breiten Flügeln flog über die Köpfe der beiden hinweg, machte eine Drehung und raste kopfüber in Richtung Meer, nur um kurz vor der Berührung mit dem Wasser wieder steil nach oben zu fliegen. Es wendete erneut in der Luft und war nun auf der Höhe des Schiffes, die langen Schwingen stießen bei jedem Flügelschlag ins Wasser und ließen dieses fein auf das Schiff nieseln.
 

Der Kapitän und der junge Trainer waren starr vor Schock, beobachteten nur aufmerksam jede einzelne Bewegung des Pokémon und ehe sie sich wieder aus dieser Lähmung befreien konnten, machte das Pokémon eine Schraube, die eine weitere Menge Meereswasser aufwirbeln und einen kleinen Regenbogen entstehen ließ. Im nächsten Augenblick war das Wesen ins Wasser getaucht, hinterließ dabei keine Anzeichen, die je von seiner Existenz gezeugt hätten.
 

"War das... etwa ein Dragoran?", sagte der Trainer schließlich, immer noch erstaunt und verblüfft von dem Spektakel, dass sich bis vor wenigen Sekunden vor ihren Augen abgespielt hatte.
 

"Ob es dieses Pokémon war, das mein Vater damals gesehen hatte?", murmelte der Kapitän erleichtert und starrte mit einem bitteren Lächeln auf die Stelle im Meer, wo das Dragoran verschwunden war.

"Sie leben Unterwasser. Deswegen hat noch nie jemand ihre Insel gefunden. Es war dumm von mir, mein ganzes Leben mit der Suche nach einer Insel im Meer zu verbringen." Er seufzte, lenkte das Schiff wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
 

Der junge Trainer wollte Einspruch erheben, schloss seinen Mund aber wieder, als er den traurigen Blick des Kapitäns bemerkte. Durch die ganze Aufregung hatten sie beide allerdings nicht bemerkt, dass sich der Himmel bereits merklich verdunkelt hatte, graue Wolken bedeckten nun die Sonne und vereinzelt fielen dicke Regentropfen auf die Gesichter des Trainers und des Kapitäns.
 

"Ein Sturm zieht auf, so muss es meinem Vater damals auch ergangen sein", rief der Kapitän sich ins Gedächtnis und versuchte, nicht die Kontrolle über das Schiff zu verlieren, während die allmählich immer stärker werdenden Wellen gegen den Rumpf dessen prallten.
 

Noch während er versuchte, gegen die kleineren Wellen anzukommen, bahnte sich eine riesige Wassermasse am Horizont an, die das Schiff ohne Widerrede verschlingen würde.
 

"Wir werden sinken!", schrie der junge Trainer entsetzt, suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, von dem Schiff zu fliehen, auf dem er garantiert dem Tode geweiht war. Der Kapitän aber blieb regungslos stehen, akzeptierte sein Schicksal, so wie es sein Vater damals auch tat.
 

Der verzweifelte Schrei nach Hilfe ging mit der großen Welle unter, dass Schiff wurde von dem gierigen Meer verschlungen und zerberstete es in hunderte von Einzelteilen. Danach war das Meer wieder still und dutzende von Holzstücken trieben an die Oberfläche, doch von den zwei Menschen war keine Spur.

Doch noch etwas trieb an die Oberfläche, raste sogar mit großer Geschwindigkeit darauf zu. Ein Dragoran durchbrach die Wasserschicht, breitete seine majestätischen Flügel in dem Moment aus, in dem es aus dem Meer stieg und erhob sich hoch in die Lüfte.
 

In den Armen trug es zwei Menschen, die dank der schnellen Rettung unverletzt blieben und nun völlig sprachlos waren. Das Dragoran flog so hoch in die Lüfte, dass man in weiter Ferne die Küste erkennen konnte und auch der Hafen, von dem aus sie ablegten, zeichnete sich dort unten ab.

Mit einem kräftigen Flügelschlag preschte das Dragoran nach vorne, der Windstoß, der dabei von ihm ausging, schlug alle dunklen Gewitterwolken beiseite und gab die Sicht auf den strahlend blauen Himmel wieder frei.

Die rote Abendsonne zeichnete sich auf den Gesichtern der drei ab, als sie in Richtung Küste flogen und der junge Trainer und der Kapitän wünschten sich, dass dieser Moment niemals mehr vorbeiginge.

Doch das Dragoran setzte die beiden Schiffbrüchigen behutsam am Strand ab und lächelte den beiden zu, doch bevor sie sich bedanken konnten, war es wieder im Meer verschwunden.
 

"Und, Trainer, hast du gefunden, wonach du gesucht hast?", fragte der Kapitän schließlich und drehte sich zu dem jungen Trainer um.
 

"Nein. Aber ich habe gelernt, dass Träume am schönsten sind, wenn sie Träume bleiben."
 

Pokédex-Einträge von Dragoran:

Gold: "Man sagt, dass dieses Pokémon ständig über die Meere fliegt und Ertrinkende rettet."

Kristall: "Man sagt, dass es irgendwo im Meer eine Insel gibt, auf der sie sich versammeln. Nur sie leben dort."

Rubin/Saphir: "DRAGORAN kann die Welt innerhalb von 16 Stunden umkreisen. Es ist ein gutherziges POKéMON, das vermisste und sinkende Schiffe bei Unwetter sicher an Land zurückbringt."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück