Zum Inhalt der Seite

Innocent Rabbit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich liebte Vögel. Sie waren frei und konnten durch die Luft und mit dem Wind fliegen. Sie konnten die ganze Welt sehen. Dafür brauchten sie nur die Flügel auszubreiten und loszufliegen. Darum beneidete ich sie, um die Fähigkeit der Freiheit.

„…-Mura“, riss mich die Stimme des Lehrers aus meinen Gedanken. Verwirrt blinzelte ich ihn an und fragte: „Hai?“

„Würdest du bitte lesen“, bat er genervt und hängte noch ein „Seite zweiundsiebzig, Zeile zwanzig“ daran, weil ich ihn überfordert angesehen hatte.

„Hai! Eto… Und währen die Sonne den Himmel rot färbte, steigen die Vögel von den Bäumen aus auf. Wie ein schwarzer Sturm erhoben sie sich von den Baumwipfeln gegen den Horizont und verdeckten Teile des romantischen Himmels. Die Zeit des Aufbruches war für sie gekommen und ein Körper aus unzähligen einzelnen, anderen Körpern schwebte davon“, las ich laut vor und runzelte die Stirn. Für mich ergab das keinen Sinn, doch ich hatte auch nicht wirklich aufmerksam den Unterricht mitverfolgt.

Wenig elegant ließ ich mich auf meinen Platz zurückfallen und starrte weiter aus dem Fenster. Die Vögel waren alle verschwunden, dafür rannte ein Eichhörnchen auf die Kirschbäume zu, an einem der Stämme hoch und verschwand hinter den rosafarbenen Blüten.

Mit einem Seufzer schloss ich die Augen, als die Klingel ertönte. Es war Schulende und um dem Ansturm an Menschen bei der Türe zu entgehen, ließ ich mir Zeit beim Packen meiner Sachen. Ich mochte keine Menschenmengen, weshalb ich erst ging, nachdem die nächste Stunde angefangen hatte. Eilig lief ich durch die leeren Gänge und durch das Schultor. Schnell hatte ich die schwarze Limousine erblickt und setzte mich in dieser auf die Rückbank.

Keine Fragen, wie mein Tag oder die Schule gewesen waren. Es gab auch keinen Grund dazu, da der Fahrer nicht mein Vater war, sondern ein einfacher Angestellter. Dafür sagte er mir, wenn mein Vater zuhause war oder nicht. Heute war er es laut Aussage.

Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern blickte aus dem Fenster. Die Straßen der Stadt zogen vorüber, ohne dass ich mich weiter mit den Leuten dort draußen beschäftigte. Ohne viel Zeit zu verbrauchen, erreichten wie einen der teureren Tokyoter Stadtteile.

Schlussendlich hielt der Wagen vor dem Haus, in dem ich mit meinem Vater lebte. Meine Mutter war davon gelaufen, als ich ein kleines Kind gewesen war. Diese Tage waren es gewesen, in denen mir beigebracht wurde, dass mein Vater kein Interesse an mir hatte und ich mir nicht viel vom Leben mit ihm zu erhoffen brauchte.

Ohne ein weiteres Wort stieg ich aus dem Wagen und ging ins Haus. Schuhe ausziehen, Jacke aufhängen und ins Zimmer gehen, so wie jeden anderen Tag auch. Nur heute nicht.

„Yuki-Mura, komm her!“, erschallte die Stimme meines Vaters durch das sonst sehr ruhige Haus. Heute war wohl der Tag, an dem alle meinen Namen rufen wollten.

Eilig warf ich den Rucksack hinter die Zimmertür und rannte dann die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, schlitterte mit meinen Socken ums Eck und zur Tür des Büros meines Vaters. Kurz kam ich zur Ruhe, bevor ich anklopfte und schließlich eintrat. „Hai?“

„Ich werde verreisen“, erklärte mein Vater kühl.

„Schon wieder?“, fragte ich enttäuscht und beobachtete, wie er wahllos Zettel in seinen Aktenkoffer verfrachtete. Wobei er sie wohl eher auswählte.

„Ich habe dir jemanden zum Schutz abgestellt. Er ist in ein paar Minuten da“, teilte er mir noch mit, bevor er an mir vorbei aus dem Raum ging.

Unsicher folgte ich ihm zur Eingangstür, setzte mich jedoch auf den Treppenabsatz und sah zu, wie er in seine Schuhe schlüpfte und sich seinen Mantel über den Arm hängte.

Als er das Haus verließ, warf mein Vater keinen Blick zurück, doch ich hatte das auch nicht erwartet. Während ich also auf meinen Bodyguard wartete, legte ich meine verschränkten Arme auf die Knie und stützte mein Kinn auf diesen ab.

Es war wieder still im Haus. Nur das Ticken der Uhr aus dem Wohnzimmer drang bis auf den Hausflur. Es war der einzige Beweis dafür, dass die Zeit weiterlief.

Nach einigen Worten wurde mir allerdings meine Sitzgelegenheit zu unangenehm und auch mein Magen meldete sich, also ging ich in die Küche. Wie erwartet gab es nicht viel zu Essen. Nur das, was mein Chauffeur alias Koch alias Putzmann zubereitet hatte. Kurz schob ich die Nudeln in die Mikrowelle und suchte mir Stäbchen und etwas zu trinken. Mit Essen und einem Glas Cola ging ich ins Wohnzimmer, wo ich den Fernseher einschaltete, das Glas auf den kleinen Tisch stellte und anfing zu essen.

Es dauerte nicht lang, da hörte ich bereits, wie die Tür auf und zu ging. Ich sagte nichts. Wer auch immer kam, würde ohnehin den Fernseher hören.

Genau wie erwartet ging nun auch die Tür zum Wohnzimmer auf und Schritte erklangen, bevor sich zwei Beine in mein Blickfeld schoben. Verdutzt blinzelte ich und sah dann fragend auf. Wobei mir daraufhin die Nudeln aus den Stäbchen glitten.

Ich hatte damit gerechnet, einen hässlichen Schrank von Menschen zu bekommen und stattdessen bekam ich einen viel zu attraktiven Mafiosi. Überrascht musterte ich das schöne Gesicht, das teilweise von den schwarzen Haaren verdeckt wurde. Die Lippe wurde durch einen Ring verziert, an dem eine Kette entlang zum Ohr und unter die Haare lief. Die Ärmel des schwarzen Hemdes waren hochgekrempelt und der Kragen offen, wodurch eine elegante Silberkette zum Vorschein kam.

„Du bist Yuki-Mura?“, fragte der mir namentlich unbekannte und ich nickte. Die Stimme des Mannes war angenehm. Ein wenig heller, als man es bei seinem düsteren Aussehen erwarten würde, aber eindeutig samtig.

„Hai“, antwortete ich leise, rutschte auf der Couch zur Seite und betrachtete wieder den Bildschirm. Es war nicht so, dass ich nicht gerne redete, ich wusste nur nicht, was ich von meinem Beschützer halten sollte. Man fühlte sich ja auch nicht unbedingt gut, wenn man von einem Yakuza beschützt wurde. Selbst wenn der eigene Vater dessen Boss war.

„Trinkst du?“, fragte mein Aufpasser weiter.

„Iie“, antwortete ich ruhig und schlürfte weiter meine Nudeln. Ich hatte keine hohe Meinung von Alkohol. Er tötete Gehirnzellen und war nicht gut für den Körper. Wenn man nicht ganz erwachsen war, sollte man ohnehin davon ablassen. Der Intelligenz half das Trinken nämlich nicht.

„Rauchen?“

„Iie“, wiederholte ich. Rauchen zerstörte die Lungen, verursachte Krebs und man starb früher. Dazu kamen die äußerlichen Merkmale wie schlechte Zähne, verfärbte Fingernägel und der Rest. Lohnte sich also auch nicht wirklich.

„Handy hast du?“

„Eingeschaltet in meinem Zimmer“, gab ich zur Auskunft und sah den immer noch stehenden neugierig an. „Dein Name ist wie? Rauchst du? Trinkst du? Hast du ein Handy?“

Wenn er diese Infos von mir haben wollte, konnte ich ihn nun mal genau so gut ausfragen. Gleiches wurde mit gleichem vergolten, wie es so schön hieß und ich war nun mal Fan von Sprichwörtern.

„Aki. Ja. Ja. Ja“, antwortete der Schwarzhaarige.

Ein wenig aus der Fassung gebracht blinzelte ich. Das tat ich immer, wenn ich nicht ganz mit der Situation zurechtkam. Aber immer noch besser als blöde Kommentare abzulassen, wie ich fand.

„Aki ist ein schöner Name“, meinte ich nur, griff nach meinem Glas, wofür die Schüssel ihren Platz auf dem Tisch fand und nippte kurz daran. „Wieso hast du ein Piercing?“

„Wieso trinkst du Cola?“, kam die Gegenfrage.

„Ich trinke gerne Cola“, murmelte ich leise, womit ich wohl auch eine Antwort auf meine Frage hatte. Also mochte er Körperschmuck. Ihm passte es, auch wenn ich kein Fan von Metall in der eigenen Haut war.

„Ich geh schlafen“, erklärte der Schwarzhaarige, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer verschwand.

„Yasumi“, rief ich ihm leise nach, doch entweder hatte er es nicht gehört oder er hatte es ignoriert. Seufzend lehnte ich mich nach hinten und verfolgte den Film. Doch als es zu langweilig wurde, schaltete ich ab und ging in mein Zimmer, um die Hausaufgaben zu erledigen, bevor ich meinen Computer hochfuhr und mein Handy kontrollierte.

Es gab keine neuen Nachrichten, doch viel hatte ich ohnehin nicht erwartet. Ich hatte nicht viele Freunde, eigentlich gar keine. Die Jungen in meiner Klasse fanden mich zu mädchenhaft mit meiner dünnen Figur, den pinkfarbenen Haaren und dem Eyeliner. Die Mädchen fanden mich niedlich, doch ich fing nicht viel mit ihnen an. Ich hatte immerhin auch keinen Grund, mich mit dem weiblichen Geschlecht abzugeben.

Das Internet bot nichts Interessantes, weshalb ich den Laptop zuklappte und mich mit meiner Gitarre auf das Bett setzte. Flink steckte ich das Kabel in den Anschluss des Instrumentes und schaltete den Verstärker ein. Danach drehte ich mit meiner Fernbedienung das Radio auf, schaltete auf CD um und ließ nun die Musik leise im Hintergrund laufen, während ich mich auf das Spiel konzentrierte. Geschickt ließ ich die Finger zwischen den verschiedenen Griffen wechseln, schlug dabei mit einem Plektrum auf die Saiten ein.

Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich so dagesessen hatte, doch als ich aufhörte, war es bereits dunkel geworden. Vorsichtig stellte ich mein geliebtes Instrument in die Halterung zurück, nachdem ich den Verstärker ausgeschalten hatte und das Kabel entfernt hatte. Es wäre wirklich nicht zu meinem Glück, wenn ich in der Früh über den Stromleiter fallen würde und so das Equipment zerstören.

Leise schlich ich über den Flur und die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer brannte Licht, weshalb ich dorthin ging. Doch in dem Raum befand sich niemand, dafür war die Türe zur Terreasse offen. Vorsichtig tapste ich auf die Glastür zu und anschließend über die kalten Fliesen zu Aki, der an der Brüstung lehnte und rauchte.

„Wieso rauchst du, wenn es ungesund ist?“, fragte ich neugierig, blieb jedoch auf meinem Platz etwa zwei Meter hinter ihm stehen. Ich wunderte mich immer wieder, wie man freiwillig sein Leben dermaßen vergeuden konnte.

„Weil ich es gerne tue. Hast du noch nie geraucht?“

Ich schüttelte den Kopf, verneinte jedoch zusätzlich noch laut, da der Schwarzhaarige mich ja nicht sehen konnte. Etwas zögerlich trat ich nach vorne und stellte mich neben ihn. „Ich mag Sterne.“

„Wieso urteilst du übers Rauchen, wenn du es selbst nie probiert hast?“, erklang Akis Stimme und verwirrt blinzelte ich ihn an.

„Ich mag die Risiken nicht“, antwortete ich leise, stützte die Unterarme auf die Brüstung und legte den Kopf in die Hände.

„Und trotzdem hast du es nie probiert.“

„Gib her“, murrte ich und streckte die Hand aus. Anscheinend erahnte Aki, was ich von ihm verlangte, denn er reichte mir die Zigarette. Zögerlich führte ich sie an die Lippen und zog einmal tief ein. Dabei atmete ich den Rauch zu tief ein und hustete leise.

„Du hast wirklich noch nie geraucht“, stellte Aki ruhig fest und nahm die Zigarette an sich. Einmal inhalierte er selbst noch einmal die giftige Mischung, bevor er den Rest der Kippe am Geländer ausdrückte und wieder hinein ging.

Hastig folgte ich ihm, da ich nur ungern abends draußen war und schloss die Türe hinter mir. Mein Bodyguard hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und zippte durch die Kanäle, bevor er bei einem stehen blieb. Grauenhafte Schreie erklangen durch die Lautsprecher.

Durch den Film ein wenig verschreckt setzte ich mich in ein Eck der Couch, zog die Beine an und umschlang diese mit den Armen. Ich nutzte die Zeit, in der Aki nur dasaß, um ihn zu mustern. Er wirkte kalt, nicht einmal sein Blick zeigte irgendwelche Gefühle. Genau das kam mir auf eigenartige Weise bekannt vor.

„Wie lange arbeitest du für meinen Vater?“, erkundigte ich mich. Erst jetzt bemerkte ich das Tattoo auf Akis Arm. Mit dem Blick fuhr ich die Ränder nach, die sich oft beinahe berührten. Es war sicherlich schmerzhaft.

„Lange“, war die simple Antwort.

„Bist du gut?“, fragte ich weiter und wandte meinen Blick nun wieder seinem Gesicht zu. Er zeigte keinerlei Gefühle, absolut nie. Da war immer nur diese Ruhe, die einen aus der Fassung brachte.

„Nummer eins“, antwortete er.

„Nummer eins?“, echote ich und blinzelte überrascht. Die Gelassenheit, mit der Aki sogar so etwas sagen konnte, versetzte mich ins Staunen. Man brauchte starke Nerven, um in diesem Geschäft so weit zu kommen. „Wieso arbeitest du eigentlich für ihn?“

Schweigen.

Sofort bereute ich die Frage, denn Aki warf mir einen Blick zu, bei dem er mir genau so gut die Waffe an den Kopf und abziehen hätte können. Ich war zu sensibel für so etwas, es jagte mir weit mehr Angst ein als eine echte Waffe.

„Wie alt bist du?“, versuchte ich es erneut, wobei meine Stimme diesmal viel zu leise war. Ich mochte es nicht, dass meine Stimme sich automatisch senkte, wenn ich unsicher wurde.

„Fünfundzwanzig.“

„Eh?“, entfuhr es mir und geschockt sah ich ihn an. Zum ersten Mal erkannte ich so etwas wie Belustigung in seinen Augen, als er mich anblickte.

„Überrascht?“

Ich nickte auf die Frage hin nur und sah ihn weiter aus großen Augen an. Normalerweise waren die Leute im Dienst meines Vaters ungefähr dreißig und seine vorige Nummer eins sogar siebenunddreißig gewesen. Akis Alter lag weit unter dem Durchschnitt.

„Hättest du mich jünger oder älter geschätzt?“

Ich konnte es mir einbilden, aber irgendwie klang Akis Stimme wie ein Schnurren. Sicher nur Einbildung, den sein Blick war genau so eisig wie auch zuvor schon.

„Älter“, nuschelte ich leise und sah verlegen zu meinem Beschützer. Doch der Schwarzhaarige hatte sich bereits wieder dem Film zugewandt. Als mir die Schreie aus dem Fernseher zu viel wurden, stand ich auf und ging wieder auf mein Zimmer. Dort verschwand ich in das angrenzende Bad und ließ die Wanne volllaufen. Während sich das heiße Wasser ins Becken ergoss, putzte ich die Zähne und betrachtete meine Haut im Spiegel. Mutter Natur hatte mich ganz dolle lieb und mir noch nie irgendwelche Unreinheiten gewünscht, doch vorsichtig war ich dennoch.

Den Wasserhahn drehte ich zu, als die Wanne voll war und zog mich aus. Vorsichtig ließ ich mich ins Wasser sinken und genoss das warme Wasser an meiner Haut. Während ich so entspannte, dachte ich nach.

Aki war zwar ein schöner Mann, doch vom Charakter hatte ich nicht viel über ihn erfahren. Ich wusste auch nicht, wie lange mein Vater weg wäre, doch da er meist ein bis drei Monate unterwegs war, war es wahrscheinlich, dass ich eine ganze Weile mit Aki verbringen musste. Diese Zeit wollte ich sicher nicht in elendiger Stille verbringen. Also musste ich herausfinden, was er mochte und mich mit ihm zumindest anfreunden. Andernfalls würde diese Zeit unaushaltbar sein.

Langsam sank ich mit dem Körper immer weiter ins Wasser, bis schließlich sogar mein Mund von der Wasserstoffmischung bedeckt war. Da meine Haare somit ohnehin nass waren, hielt ich mir kurz die Nase zu und tauchte vollständig unter.

Lange hielt ich es ohne Sauerstoff in der Lunge jedoch nicht aus, weshalb ich wieder durch die Wasseroberfläche nach oben kam und prustend ausatmete. Die nassen Haare strich ich mir aus dem Gesicht, musste jedoch erdrückenderweise feststellen, dass ich langsam wieder zum Friseur musste, da die Farbe ausgeblichen war.

Eine Weile blieb ich noch in der Wanne liegen und fühlte einfach nur die Wärme um mich herum, bis das Wasser kalt wurde und meine Haut schon längst zu schrumpeln aufgrund der überschüssigen Feuchtigkeit begonnen hatte.

Vorsichtig stieg ich aus dem inzwischen kühlen Wasser und nahm mir ein Handtuch, mit dem ich kurz die Haare abrubbelte, bevor ich es um die Hüften band und mit einem Kamm die pinken Strähnen ordnete.

Der Teppich im Badezimmer hatte meine Füße so weit getrocknet, dass ich keine nassen Spuren hinterließ, als ich ins Schlafzimmer ging und aus dem Kleiderschrank eine frische Unterhose und ein Shirt zum Schlafen suchte. Schnell hatte ich beides angezogen und holte ein trockenes Badetuch, das ich auf mein Kissen legte, bevor ich mich unter die Decke kuschelte.

Ein Glück, dass einer der Lichtschalter für das Zimmer über dem Kopfteil waren, weshalb ich nur kurz nach oben langte und das Licht erlöschen ließ. Sofort wurde es dunkel und nur die Leuchtsterne, die ich als Kind an der Decke angebracht hatte, bildeten noch eine Lichtquelle.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete ich die glühenden Plastikformen über mir, bis mir die Augen zufielen und ich ins Land der Träume versank

Hach, in dem Kapitel ist eine meiner Lieblingsszenen~

Es kommt vielleicht auch deutlicher durch, was für ein Mensch Yuki-Mura ist und Aki ist auch sleichter zu erahnen, denke ich, wenn es zumindest um seinen Charakter geht

Ach ja, es war echt eine Überraschung, als ich schon beim ersten Kapitel drei Favonehmer hatte! Das war ein Schock für mich! *nick*

Naja, Spaß beim Lesen wünsche ich~

__________________________
 


 

Seit mehreren Tagen war Aki bereits in dem Haus und schlief somit mit mir unter einem Dach. Doch so richtig konnte ich mich nicht daran gewöhnen, dass der so schweigsame auf mich aufpasste. Unangenehme Gerüchte waren auch schon aufgekommen, da der Mafiosi meinen Chauffeur ersetzt hatte, doch warum das so war, hatte er mir nicht sagen wollen.

Müde gähnte ich einmal hinter davor gehaltener Hand, bevor ich das Getränk aus dem Automaten nahm und wieder in die Klasse verschwand. Erstaunlicherweise konnte mein Beschützer aber auch kochen und jeden Morgen war ein Bento für mich im Kühlschrank. Dankbar war ich dafür wirklich, denn so musste ich nicht immer in den Conbini, um etwas zu Essen zu besorgen.

Erschöpft ließ ich mich auf meinen Platz fallen und stocherte ein wenig in dem Gemüse herum, bevor ich die Fleischstückchen heraussuchte und aß. Nachdenklich kaute ich darauf herum und sah aus dem Fenster. Ich sah keinen Grund, warum sich Aki sogar darum kümmern sollte, mir Essen zu machen. Also war es eindeutig etwas Persönliches.

„Hey, Yuki-chan.“

Verwirrt blinzelte ich das Mädchen an, das sich in mein Blickfeld geschoben hatte. Normalerweise redeten die Leute meiner Klasse nicht viel mit mir und dann sogar eine Verniedlichung meines Namens zu hören, war milde gesagt ungewöhnlich.

„Hai?“, fragte ich leise und sah sie aus großen Augen an. Nicht, dass das mit Absicht gewesen wäre, nur saß ich und sie stand und immer wenn ich nach oben sah, wurden meine Augen automatisch größer.

„Süß“, quietschte das Mädchen kurz, von dem mir der Name entfallen war. Namen waren einfach nicht meine Stärke. „Sag mal, wer ist der heiße Typ, der dich immer abholt?“

„Heiß?“, wiederholte ich überrascht, aber eigentlich traf das Wort Aki ziemlich genau. Etwas verwundert sah ich sie an, bevor ich sagte: „Das ist mein Bodyguard.“

„Ich wusste gar nicht, dass du einen Bodyguard hast“, sagte sie verwundert und ließ sich auf dem Platz vor meinem nieder. Neben mir ging schlecht, da ich einen Fensterplatz hatte. Also wandte ich mich nach vorne, um nicht unhöflich zu wirken.

„Erst seit ein paar Tagen“, murmelte ich leise und stöberte ein wenig in meinem Essen herum. Das Fleisch war aus, also machte ich mich über das Gemüse her.

„Sag mal, willst du am Freitag mit auf eine Party?“, fragte das Mädchen munter weiter und sah mich freundlich an.

Unheimliche Szene. Partys gab es genug, da die meisten an dieser Schule verzogene reiche Kinder waren, doch eingeladen worden war ich nie. Entsprechend überrascht und verwirrt war ich, während ich die Braunhaarige weiter musterte.

„Muss Aki fragen“, nuschelte ich leise und senkte den Blick auf den Tisch. Der Hunger war mir vergangen, also legte ich meine Stäbchen weg und schloss die Box wieder.

„Aki? Heißt der Typ so?“, fragte das Mädchen neugierig und bei einem Blick nach vorne stellte ich fest, dass sie breit grinste.

„Hai“, murmelte ich leise, bevor ich aufstand. „Entschuldige mich bitte.“

Schnell huschte ich aus der Klasse und über den Gang in den Garten. Unter einem der Kirschbäume setzte ich mich ins Gras und holte mein Handy heraus. Mich wunderte es selbst, doch ich tippte Akis Nummer ein. Ich wollte nachfragen, was Mädchen normalerweise wollten, wenn sie nach dem Bodyguard des Klassenkollegen fragten.

„Gibt’s irgendein Problem?“, ertönte Akis müde Stimme durch den Hörer.

Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen, als mir bewusst wurde, dass der Schwarzhaarige meist nach der Fahrt zu meiner Schule wieder schlafen ging.

„Was wollen Mädchen, wenn sie sich nach dem ‚heißen‘ Bodyguard des Klassenkollegen erkundigen?“, fragte ich leise ins Telefon und fing eine Kirschblüte auf, die von oben aus dem Baum gefallen war.

„Heiß, ja?“, meinte mein Beschützer ruhig, doch ich war mir sicher, dass in seinen Augen ein arrogantes Blitzen auftauchte. Ich hatte mir oft die Zeit genommen, seine Reaktionen auf alles Mögliche zu beobachten, doch meist war es nur ein kleines Funkeln in den Augen, das seine Gefühle anzeigte.

„Ihre Worte“, meinte ich ausweichend. Niemals würde ich zugeben, dass mein eigener Betreuer gut aussah.

„Wenn Mädchen sagen, dass jemand heiß aussieht, wollen sie den Typen haben“, gab Aki ruhig zur Antwort. „Hattest du nie mit Mädchen zu tun?“

„Bin kein Gesellschaftstyp“, antwortete ich leise und lehnte mich mit dem Rücken gegen den Baumstamm. „Und wenn man daraufhin zu einer Party eingeladen wird, obwohl man nicht wirklich viel mit den Leuten zu tun hat?“

„Die wollen definitiv an mich ran“, gab der Schwarzhaarige zur Antwort.

„Oh“, machte ich nur und zupfte an einer meiner Haarsträhnen herum. Dass Aki sofort davon ausging, dass es um ihn ging, störte mich nicht, da es einfacherweise wahr war und er intelligent genug war, um das zu erkennen. „Können wir heute zum Frisör gehen? Ich zahl dir auch einen Haarschnitt, wenn du das willst.“

„Kleiner, ich fahr dich zum Frisör und fertig. Brauchst du noch etwas?“

„Ich hab heute Putzdienst, aber kommst du trotzdem zur gleichen Zeit?“, bat ich leise und nachdem ich die Zustimmung bekommen hatte, legte ich auf und sah in den Himmel.

Ich verstand Aki wirklich nicht. Er kümmerte sich um mich, obwohl er gar keinen Grund dazu hatte und er nahm mir nichts übel, selbst wenn ich etwas Falsches sagte. Trotzdem war er die ganze Zeit so ruhig und überlegt und redete meist nicht sehr viel mit mir. Er war einfacherweise undurchschaubar.

Als das Läuten der Schulglocke erklang, stand ich schnell auf und rannte wieder in die Klasse zurück. Der Lehrer war noch nicht da, doch dafür alle anderen aus der Klasse. Möglichst unauffällig ging ich zu meinem Platz und setzte mich auf den Stuhl.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich vergessen hatte, Aki zu fragen, ob ich auf die Feier durfte. Ich würde es nachholen, wenn ich zum Frisör ging. Es war ein Glück, dass ich einen monatlichen Termin hatte, denn so konnte ich darauf verzichten, jedes Mal anrufen zu müssen und in Stress zu kommen. Eigentlich war es auch gar nicht meine Idee gewesen, doch mein Frisör hatte angefangen, mir jeden Monat am gleichen Tag zur gleichen Zeit einen Termin freizuhalten.

„Sag mal, wieso hast du eigentlich einen Bodyguard? Hast du Angst, dass dich jemand vergewaltigt, wenn du hinausgehst?“

Fragend blinzelte ich den Jungen an, der diese Fragen gestellt hatte. Einer von denen, die meist Ärger machten und nur störende Kommentare im Unterricht abließen. Kurz glitt mein Blick zu dem Mädchen, das mich entschuldigend ansah.

„Mein Vater will nicht, dass ich alleine bin“, antwortete ich und hatte das Thema somit für mich beendet, doch anscheinend sah die Gruppe aus nervenden Jugendlichen. Die Sachen, die sie sagten, ignorierte ich vollkommen, da es mich nicht allzu sehr interessierte.
 

Ungefähr so verlief es den ganzen restlichen Schultag. Nachdem der Lehrer die letzte Stunde beendet hatte, sogar ein paar Minuten vor dem Läuten, verließen alle die Klasse. Alles so wie sonst auch.

Ich beeilte mich, die Tafel zu löschen und da sonst nichts anfiel, schnappte ich mir meinen Rucksack und verließ das Gebäude. Aki wartete bereits, mit dem Rücken an den Wagen gelehnt. Doch anders als sonst war er nicht allein, sondern wurde von zwei Mädchen aus meiner Klasse angequatscht, darunter das das mich zur Party eingeladen hatte.

„Aki, Termin“, murmelte ich leise und wollte mich auf die Rückbank setzen, als ich Worte hörte, die mich aus der Bahn warfen.

„Sag mal, Yuki-chan darf doch am Freitag mit auf die Party, oder? Kommen Sie dann auch?“, fragte die Blonde, die vor Aki stand und mit ihren Wimpern klimperte.

Eine grauenhafte Geste, doch der Schwarzhaarige hatte wohl Recht behalten. Diese Mädchen wollten an ihn heran.

„Ich bring Yuki-Mura vorbei. Aber würde ich mit euch etwas anfangen, wäre das eindeutig illegal“, gab Aki desinteressiert von sich, ignorierte die Mädchen und stieg auf der Fahrerseite ein.

Ein leises Kichern kam über meine Lippen, als ich mich letztendlich doch auf den Rücksitz setzte, die Tür zuschlug und die beiden verwirrten Mädchen draußen stehen ließ.

„Was ist so lustig?“, fragte mein Beschützer ruhig und warf mir im Rückspiegel einen kühlen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte. Dabei konnte ich inzwischen schon die meisten seiner Blicke verstehen. Wie es doch so schön heißt, kann man alles erreichen, wenn man es nur will.

„Du bist in der Mafia und willst nicht gegen das Gesetz handeln“, stellte ich grinsend fest und beugte mich nach vorne. Neugierig betrachtete ich ihn, doch Aki konzentrierte sich auf die Straße und den Verkehr. Selbst bei dem Wort Mafia verzog er keine Miene.

Es kam keine Antwort, also lehnte ich mich in meinem Sitz zurück. Ich versuchte nachzudenken, doch ich hatte keine Themen in Kopf, die mich zum Grübeln gebracht hätten. „Was wollten die Mädchen von dir?“

Als Aki mich diesmal über den Umweg des Rückspiegels ansah, lag ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen, sein Gesicht jedoch war so ausdruckslos wie immer. Eigentlich ziemlich interessant, dass er immer diese ruhige Miene bewahren konnte.

„Ein Date und so. Ganz schön lustig, wenn man von Kindern angemacht wird.“

„Lustig?“, wiederholte ich und blinzelte verwundert. Aki hatte nicht im Entferntesten belustigt ausgesehen, sondern viel eher genervt. Aber das würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden.

„Also hältst du mich für ein Kind?“, hakte ich nach, da mir seine Worte wieder in den Sinn kamen. Ein wenig beleidigt war ich bei diesen Worten schon. Seit Jahren war ich nicht mehr als Kind bezeichnet worden.

„Du bist zu intelligent für ein Kind. Die beiden waren kindisch“, kam Akis alles erleuchtende Antwort.

Überrascht blinzelte ich, bevor ich kurz fröhlich lächelte. Ich war jedoch kein zu freudiger Mensch, also schaute ich ihn schnell wieder neugierig an. „Wieso sind sie kindisch?“

„Man sollte keine erwachsenen Männer anmachen, wenn man nicht einmal die High School abgeschlossen hat“, erklärte Aki und fuhr auf den Parkplatz vor meinem Frisörsalon.

Verwirrt sah ich von ihm zu dem Laden zu meinem Bodyguard. Ich hatte gar nicht mitbekommen, das wir schon so weit gefahren waren, da ich so sehr auf meinen derzeitigen Chauffeur konzentriert gewesen war.

„Sicher keine Haarveränderung?“, fragte ich leise nach und stieg aus.

Aki tat es mir gleich und hinter ihm trat ich in den Frisörsalon, in dem mich mein Frisör freudig begrüßte, vollquatschte und meine Haare machte.
 

Geschlagene drei Stunden später waren meine Haare wieder knallpink und Aki zu Tode genervt. Eine der Angestellten hatte permanent versucht, ihm blonde Strähnen anzudrehen.

„Danke, dass du das ausgehalten hast“, meinte ich leise und verzog mich auf die Rückbank. Es war ein Glück, dass das Auto eine ausfahrbare Scheibe hatte, die ich nun hochfahren ließ. Mit einem leisen Seufzen kuschelte ich mich in das Eck, das die Bank mit der Tür bildete und schloss die Augen. Der Tag hatte mich angestrengt und so dämmerte ich vor mich hin, während der Wagen durch die Straßen fuhr.

Jedoch half das hin und wieder auftretende Ruckeln, wenn der Straßenbau Unebenheit aufwies. Da lebte man schon in einer hochentwickelten Metropole und trotzdem ruckelte der Wagen öfters über die Straßen.

Anscheinend hatten wir das Haus erreicht, denn nachdem ich nicht ausgestiegen war, hatte Aki die Tür geöffnet und ich fiel mit einem mädchenhaften Schrei nach hinten und wäre auf den Boden geknallt, hätte Aki nicht schnell genug reagiert und mich aufgefangen.

„Müde?“, fragte der Schwarzhaarige und sah mich ruhig von oben aus an.

„Mhm“, machte ich nur und klammerte mich an ihn. Aki war schön warm und da die Luft frischer geworden war, bildete es einen angenehmen Kontrast. Leise nuschelnd fragte ich: „Trägst du mich?“

„Na los, Kleiner“, murmelte er, hob mich hoch und nahm wohl auch noch meinen Rucksack, denn sein linker Arm hing ein wenig herunter. Eigentlich ein kaum merklicher Unterschied, doch manchmal arbeitete das Hirn im Schlaf besser als im wachen Zustand.

„Du riechst gut“, murmelte ich leise und kuschelte mich näher an ihn. Aki roch wirklich gut. Wie nach dem Regen an einem heißen Sommertag. Angenehm rein und frisch mit einem Hauch von sommerlicher Natur.

„Wieso nennst du mich eigentlich ‚Kleiner‘?“, fragte ich müde und unterdrückte ein Gähnen. Der Schwarzhaarige war schön angenehm, also wollte ich nicht einmal loslassen, als er mich schon ins Bett gelegt hatte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er mich die Treppen nach oben getragen hatte. Wahrscheinlich war ich unterwegs eingeschlafen.

„Du bist kleiner als ich und du siehst manchmal niedlich aus, also passt so etwas zu dir“, antwortete Aki ruhig und löste meine Arme von seinem warmen angenehmen Hals.

„Niedlich“, sagte ich das Wort noch einmal und kicherte kurz. Mich nannten die Leute oft süß oder niedlich, aber wenn Aki dieses Wort aussprach, war es gleichzeitig unpassend für ihn und viel schmeichelnder für mich.

Während der Schwarzhaarige mir meine Jacke auszog, betrat ich immer weiter das Reich der Träume und nachdem Aki mich auch noch zudeckte, war ich endgültig in dem wunderbaren Land verschwunden.
 

Das zu frühe Schlafen gehen hatte auch einen Vorteil. Denn so war ich schön um halb fünf am Morgen wach und hatte mich putzmunter unter die Dusche gestellt. Gut gelaunt frisierte ich meine Haare und machte mich auch anderweitig fertig, bevor ich mir im Schlafzimmer die Schuluniform anzog und dann in die Küche tapste.

Im Kühlschrank befanden sich bereits das Bento sowie einige andere Sachen wie Gemüse und andere Zutaten. Schnell zog ich ein paar der Sachen heraus und legte sie auf die Arbeitsplatte, bevor ich den Reiskocher füllte und einschaltete und anschließend zu Kochen begann.

„Wieso bist du schon wach, Kleiner?“, erklang Akis Stimme hinter mir.

Erschrocken drehte ich mich um und warf dabei aus Versehen das Messer, mit dem ich eben noch Gemüse geschnitten hatte, in seine Richtung hin. Doch der Schwarzhaarige fing es einfach mit der Hand auf, bevor es sich in seine Brust bohren konnte.

Geschockt betrachtete ich das Blut, das in vereinzelten Spuren über seinen Unterarm lief. „Es… Es tut mir Leid! Ehrlich, Aki“, rief ich verzweifelt. Angestrengt versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, die mir vor lauter Schuld kamen.

„Beruhig dich“, murmelte der Mafiosi nur und trat gähnend zur Spüle. Das Messer warf er ins Becken und wusch sich danach die Hand.

Schnell blinzelte ich die Tränen weg und hastete dann ins Badezimmer, das meist nur von Gästen benutzt wurde. Aus dem Schrank unter dem Waschbecken kramte ich einen Erste Hilfe Koffer hervor, mit dem ich wieder in die Küche ging und schnell nach einer Heilsalbe und einem Verband suchte.

„Darf ich?“, fragte ich leise und streckte die Hand aus. Der Schwarzhaarige legte ohne jeglichen sichtbaren Zweifel seine verletzte Hand in meine. Beim Anblick der Schnittwunde musste ich schlucken. Ich sah nicht gerne Blut, doch ich riss mich zusammen und tropfte ein wenig Desinfektionsmittel auf die Verletzung, bevor ich die Salbe in der Handfläche auftrug und sorgfältig verband.

„Wieso bist du nun so früh wach?“, wiederholte Aki seine Frage leicht verändert. Fragend blinzelte ich ihn an.

„Bin zu früh eingeschlafen“, murmelte ich und gab seine Hand wieder frei. Mit einem Tuch wischte ich ein paar verirrte Bluttropfen von seiner Brust. Erst jetzt fiel mir auf, dass Aki nichts anderes als eine Pyjamahose trug. Unbewusst ließ ich den Blick über seinen Körper schweifen. Es waren keine Muskeln zu sehen, aber er war so schlank, dass er einfach gut in Form sein musste. Ich war mir auch sicher, dass er eine Menge trainierte, auch wenn man es ihm nicht unbedingt ansah. Am oberen Rand seines Bauchnabels trug er ebenfalls ein Piercing.

Ohne es wirklich zu bemerken, ließ ich meine Fingerspitzen kurz über die Haut wandern. Sie war weich und angenehm, es waren auch keine Spuren von Wunden zu sehen, die er ohne Zweifel im Laufe der Zeit erlitten hatte.

Akis Hand legte sich jedoch schnell um mein Handgelenk und hielt mich so in der Bewegung auf.

Überrascht weitete ich die Augen, da ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, was ich eigentlich tat. Verstört sah ich ihn an und zog meine Hand schnell zurück. Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg und legte meine andere Hand an die Stelle, an der eben noch die des Schwarzhaarigen gelegen hatte.

Hastig stand ich auf und begab mich wieder zur Arbeitsplatte, um das Frühstück fertig zu machen. Ich hörte, wie der Stuhl, auf dem Aki saß, sich über den Boden schob und gleich darauf verklangen seine Schritte. Ich riet einfach, dass er sich fertigmachen ging.

Als Aki wiederkam, war das Frühstück fertig und ich hatte bereits gedeckt. Unsicher sah ich ihn an, doch er trug seinen normalen Gesichtsausdruck, der nur eisige Ruhe zeigte.

Ich war mir nicht sicher, was er von mir hielt, nachdem ich ihn verletzt hatte, doch ich wusste auch nicht, was ich von mir hielt, nachdem ich ihn einfach so angefasst hatte. Das war ganz entgegen meinem normalen Verhalten.

„Itadakimasu“, nuschelte ich leise und machte mich ans Essen. Es verlief genau so schweigend, wie der restliche Morgen sowie die Fahrt in die Schule.

Nicht so wie die anderen Anfänge der Tage, an denen ich meinen Betreuer mit Fragen gequält hatte und seiner schönen Stimme gelauscht hatte. Als Aki mich in die Schule entließ, fehlte der Gruß für einen schönen Tag. Allerdings sagte ich auch nichts und warf ihm nur einen fragenden Blick zu, bevor ich die Türe zuschlug und dem täglichen Schulterror entgegen trat.

„Ruf mich an, wenn ich dich abholen soll“, erklärte Aki und ich beobachtete ihn dabei, wie er eine Zigarette aus dem Päckchen nahm, das sich immer in seiner Hosentasche befand und geschickt anzündete. Danach ließ er das Fenster zu seiner Linken herunter, so dass der Rauch sich nicht in dem Auto sammelte.

„Was machst du die ganze Zeit?“, fragte ich leise und wollte nach der Zigarette tatschen. Aki rauchte oft und so hatte ich angefangen, hin und wieder an einer der Zigaretten zu ziehen. Den Schwarzhaarigen schien das nicht zu stören, er hatte nur gemeint, dass ich nicht anfangen sollte, Raucher zu werden. Auf meine Frage, warum er denn dann rauchte, hatten wir eine kleine harmlose Diskussion angefangen. Das längste Gespräch zwischen uns in diesen zwei Wochen.

„Fernsehen“, kam die ruhige Antwort, während Aki mir die Zigarette vor die Nase hielt. Meine Versuche, sie selbst zu greifen, hatte er einfach abgewehrt, weshalb ich nun daran zog, während er sie festhielt. Gleich darauf verschwand sie aber wieder zwischen seine Lippen.

„Okay“, murmelte ich noch und stieg dann aus. Wie versprochen hatte er mich zu der Feier gefahren, doch ich wusste eigentlich immer noch nicht, was ich da machen sollte. Ich war nur zu höflich gewesen, nach meiner Zusage wieder abzusagen.

„Kommt dein Bodyguard gar nicht mit?“, fragte Yumi, das braunhaarige Mädchen, das mich bereits eingeladen hatte. Sie saß vor dem Grundstück auf der niedrigen Mauer und rauchte.

Ich schüttelte nur den Kopf und auf ihre zweite Frage, diesmal nach seinem Alter, antwortete ich laut, wobei sie mich überrascht ansah.

„Ich hatte ihn für jünger gehalten“, meinte sie grinsend und schüttelte den Kopf.

„Ich für älter“, sagte ich leise und zupfte nervös an einer der pinken Strähnen.

„Na los, gehen wir rein“, forderte Yumi grinsend auf, drückte die Zigarette an den Steinen aus und sprang auf den Boden. Sie trat zu mir und ich konnte ihre Hand in meinem Rücken spüren, als sie mich zur Haustür brachte und mich einfach hineinschob.
 

Einige Stunden später war ich betrunken. Ich hatte keine Ahnung, was für Getränke das eigentlich waren, die ich immer wieder bekommen hatte, doch geholfen hatte es der Stimmung auf jeden Fall. Ich hatte mit allen geredet, viel gelacht und öfters Komplimente für meine Haare bekommen. Die meisten fanden es echt beeindruckend, dass ich andauernd mit pinken Haaren herumrannte.

Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich jetzt neben Yumi saß und ihre Lippen auf meinem Hals spürte. Es war das erste Mal, dass ich dermaßen mit einem Mädchen geknutscht hatte. Natürlich nicht mein erster Kuss, weil Flaschendrehen war in meinen alten Schulen immer beliebt gewesen, aber in der Mittelschule waren Partys kein fester Teil des Lebens gewesen und in der High School war ich nie eingeladen gewesen. Ergo die erste Knutscherei in meinem Leben.

„Yuki-chan, du bist echt süß“, meinte die Braunhaarige kichernd und sah mich direkt an. Ihr Blick war von dem Alkohol und den paar Zigaretten schon verschleiert und wahrscheinlich sah ich nicht besser aus.

Ich grinste nur kurz, bevor ich sie auf meinen Schoß zog und wieder küsste. Der Alkohol veränderte mich ziemlich, denn normalerweise würde ich so etwas nicht machen. Meist war ich einfach nur scheu und redete nicht viel, doch in den letzten paar Stunden hatte ich eine ganze Menge mehr geredet.

„Yumi, kommst du mal“, erklang die Stimme von einem der Mädchen, das ebenfalls auf der Feier war und kichernd stand die Braunhaarige auf.

Gute Zeit, denn inzwischen kamen mir die Getränke hoch und schnell stand ich auf und ging ins Bad, um mich in die Kloschüssel zu übergeben. Dabei stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich hasste es, doch immer, wenn mir schlecht war oder ich mich übergeben musste, reizte es meinen Weinreflex. Fahrig wischte ich mir mit ein paar Papierhandtüchern über das Gesicht, um die Spuren zu beseitigen und sah dann in den Spiegel.

Ich sah beschissen aus. Meine Augen waren von dem Rauch in der Luft leicht gerötet, dank dem Alkohol waren meine Wangen derzeit blass und mein Blick war nicht minder glasig als Yumis. Verschönert wurde das Ganze noch durch die Tränen, die mir unablässig und vereinzelt über das Gesicht liefen.

Kurz hustete ich und spülte mir den Mund dann mit Wasser aus, um den Nachgeschmack von Alkohol, Zigarettenrauch und Galle loszuwerden, bevor ich mich vors Haus begab und mich auf die Stufen vor der Haustür setzte. Da die Party nur drinnen stattfand, war es an der frischen Luft deutlich ruhiger.

Vorsichtig zog ich mein Handy aus der Hosentasche und hatte leichte Mühe, Akis Nummer zu wählen, doch nach mehreren Versuchen gelang es mir dennoch.

„Ist die Party vorbei, Kleiner?“, erklang die ruhige Stimme des Schwarzhaarigen und automatisch beruhigte ich mich etwas.

„Mir ist schlecht. Hol mich ab“, bat ich leise und schniefte kurz, was unangenehm brannte, weshalb ich als Sahnehäubchen auch noch niesen musste. Komische Reaktionen.

„Ich bin gleich da“, versicherte Aki mir schnell und ich konnte hören, wie er von der Couch aufstand und der Fernseher als Hintergrundgeräusch erstarb. Danach erklang das Tuten eines beendeten Gespräches.

Ich steckte das Telefon wieder weg und legte den Kopf in den Nacken, als ich einen unangenehmen Kloß im Hals spürte. Normalerweise half das, doch die Tränen konnte ich dennoch spüren, die sich in den Haaren verliefen.

Während ich wartete, betrachtete ich den Himmel über mir. Passend zu Tokyo waren keine Sterne zu sehen, doch der Mond leuchtete als silberne Sichel am dunklen Himmel und die helleren, grauen Wolken schoben sich ein paar Mal davor.

Aki bemerkte ich erst, als er mich an der Schulter packte und hochzog. Schnell klammerte ich mich an ihn, als er mich zum Auto trug und diesmal auf den Beifahrersitz setzte. Wahrscheinlich um mich besser im Auge behalten zu können.

Müde sank ich in den weichen Sitz und schloss die Augen kurz. Die Lider öffnete ich erst, als ich zum zweiten Mal das Knallen der Autotür vernahm und blickte zur Seite. Aki war eingestiegen und startete nun den Motor, um nun langsam nachhause zu fahren.

„Was hast du getrunken?“, fragte er und es lag sicher am Alkohol, denn ich glaubte, Sorge aus seiner Stimme herauszuhören.

„Weiß nicht“, nuschelte ich und wischte mir kurz über das Gesicht, um die Tränen loszuwerden, nachdem ich aufgehört hatte, die Flüssigkeit über die Augen zu verlieren.

„Wie viel hast du getrunken?“, fragte Aki stattdessen und ich bemerkte den kurzen Seitenblick, den er mir zuwarf.

„Weiß nicht“, wiederholte ich leise und sah ihn verzweifelt an. „Mir ist so schlecht. Ich will nachhause. Fahr schneller.“

Ganz nach meinem Wunsch beeilte der Schwarzhaarige sich, das weiße Haus zu erreichen, indem ich und vorübergehend auch er lebte.

Dort stieg ich schnell aus, stolperte durch den Flur zum Bad, um mich zum zweiten Mal zu übergeben. Erschöpft lehnte ich mich mit dem Rücken an den Rand der Badewanne und beobachtete, wie Aki mir folgte und sich vor mich hin kniete. Blinzelnd beobachtete ich, wie er ein Handtuch nass machte und mir mit diesem das Gesicht abwischte.

Ich konnte erneut spüren, wie mir die Tränen über das Gesicht liefen und gleich darauf die starken Arme meines Bodyguards um meine Schultern und meinen Rücken.

„Nicht weinen, Kleiner“, flüsterte er mir ins Ohr.

Schnell klammerte ich mich an ihn und ließ den Kopf gegen seine Schulter sinken. „Mein Hals brennt so“, flüsterte ich leise und schloss die Augen.

Die Übelkeit hatte auch den Vorteil, dass ich schneller einschlief, denn sehr viel mehr bekam ich von dieser Nacht nicht mehr mit, außer Akis warmer Umarmung.
 

Das Zimmer war dunkel, als ich die Augen aufschlug. Kurz blickte ich zur Digitaluhr, die mir mit roten Leuchten mitteilte, dass es Mittag war.

Verwirrt blinzelte ich, weil ich gar keine rot leuchtende Digitaluhr hatte. Sofort sah ich mich im Zimmer um und unternahm den Versuch mich aufzusetzen. Es blieb bei einem Versuch, den ein Arm über meinem Bauch zog mich wieder nach unten, nachdem ich mich zu weit aufgesetzt hatte.

Überrascht sah ich zur Seite und hatte so einen schlafenden Aki im Blickfeld. Nur langsam kam mir wieder in den Kopf, dass ich ihn nach meiner Kotzerei gebeten hatte, nicht alleine zu sein in dieser Nacht. Das war wohl auch die Erklärung dafür, weshalb ich mit ihm im Gästezimmer schlief.

Vorsichtig legte ich mich wieder hin und betrachtete den Schwarzhaarigen. Im Schlaf war sein Gesicht friedlich und wirkte ohne die eiserne Ruhe viel schöner. Auch die Kette seines Piercings fehlte und statt dem Ring trug er einen einfachen Stecker. Den hatte er am Vortag auch getragen, als er mich abgeholt hatte, wie mir im Nachhinein auffiel.

Sanft strich ich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah auf seinen Arm, der immer noch auf mir lag, als sich die Finger leicht bewegten. Dabei bemerkte ich auch, dass ich außer meiner Hose nichts trug. Mein Shirt war wohl in der Wäsche gelandet.

Da ich mich weder bewegen konnte, noch etwas anderes machen, beschäftigte ich mich damit, mit der Fingerspitze die Ränder der schwarzen Tätowierung nachzufahren, so wie am ersten Abend mit dem Blick.

Irgendwann allerdings glitten meine Finger ganz von selbst über die glatte Haut des Armes zu den Schultern. Ich hatte mit meiner Vermutung richtig gelegen, denn Aki hatte tatsächlich Muskeln, auch wenn man sie nicht deutlich sahen. Wahrscheinlich legte er mir auf Geschwindigkeit als auf Stärke, woher auch immer ich das wissen wollte.

Behutsam drehte ich mich auf die Seite, um dem Älteren gegenüber zu liegen. Dabei wanderte ich mit den Fingern weiter über die Haut. Zuerst über die Brust, wobei ich kurz an der Stelle stehen blieb, wo ihn neulich beinahe das Messer getroffen hätte. Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass man jemanden aus Versehen umgebracht hätte.

Danach glitt ich mit der Hand weiter nach unten und stieß mit dem kleinen Finger an das Piercing. Ein wenig unsicher betastete ich den Metallring.

„Was tust du da?“

Schnell zog ich meine Hand weg und zog sie an die eigene Brust, als ich Akis verschlafene Stimme hörte.

„Nichts“, meinte ich leise und wollte aufstehen, doch der Mafiosi zeigte keinerlei Anstrengung dabei, mich auf meinem Platz festzuhalten.

„Geht’s dir wieder besser? Übelkeit oder Kater oder so?“, fragte er leise nach.

Zögerlich blickte ich in die dunklen Iriden, von denen in den noch halb geschlossenen Augen nicht sehr viel zu sehen war.

„Keine Übelkeit“, antwortete ich ruhig und musterte sein Gesicht. Da er nun halbwach war, war die Engelhaftigkeit aus seinen Zügen verschwunden und stattdessen war wieder diese Ruhe zu sehen, die er immer an den Tag legte. „Darf ich aufstehen?“

Aki zog seinen Arm zurück und drehte sich auf die andere Seite. Mit der Absicht, seinen Schlaf nicht weiter zu stören, stieg ich aus dem Bett und schloss die Tür hinter mir, als ich den Raum verließ. Leise trat ich über den Flur zur Treppe und hinauf in mein Zimmer.

Erneut befand ich mich auf einer Matratze, nur dass ich diesmal saß und es meine eigene war. Ich lehnte mich zur Wand und nahm meine Gitarre. Diesmal die Ältere, da ich so lange nicht mehr mit ihr gespielt hatte. Schnell hatte ich sie angeschlossen und stimmte sie liebevoll.

Es war ziemlich verrückt, wenn das Wertvollste im eigenen Leben eine sieben Jahre alte Gitarre war. Aber mit ihr hatte ich immer meine Gefühle ausdrücken können und es war eine gute Beschäftigung.

Während ich langsam vom Stimmen zum Spielen überging, dachte ich nach. Ich dachte gerne nach. Dabei konnte man alleine sein und brauchte keine Gesellschaft und man konnte sich über die Dinge im eigenen Leben bewusst werden.

Bei mir war der Gegenstand der Gedanken gerade Aki. Ich war mir sicher, dass ihm etwas schwer wiegendes widerfahren war. Es war eigentlich nur eine Vermutung, aber auch eine Erklärung. Immerhin war er einer der besten Killer in dem nicht gerade schwachen Clan meines Vaters und bei der Yakuza hatte das einen bedeutenden Wert. Anderseits konnte er sich aber auch um jemanden kümmern und nahm Rücksicht. Also musste er Familie haben, aber das erklärte nicht, wieso er dann in der Mafia war.

Überhaupt fragte ich mich, mit zwei Wochen Verspätung aber immerhin, wieso ich eigentlich einen Bodyguard bekommen hatte. Selbst wenn mein Vater mal wieder mehrere Monate verreiste, passte normalerweise nur unsere männliche Version des Hausmädchens auf mich auf. Zugegeben, er war ein ausgebildeter Killer, aber nicht aktiv in die Geschäfte verwickelt.

Es musste irgendwas vorgefallen sein, damit ich einen richtigen Mafiosi, noch dazu einen dermaßen starken, zur Seite gestellt bekam. Eine Möglichkeit wäre Ärger mit den Behörden, doch den hatten wir zu oft, als dass ich dafür tatsächlich solche Unterstützung bekäme. Andere Möglichkeit wäre der Streit zwischen dem Clan meines Vaters und einem anderen. Sehr große Wahrscheinlichkeit, denn immerhin versuchte man immer das Oberhaupt zu treffen und das ging sehr leicht über die Familie. Allerdings dadurch geschmälert, dass ich meinem Vater eigentlich egal war.

Er zahlte für mich und sorgte dafür, dass ich alles hatte, was ich zum Leben brauchte, aber wahrscheinlich tat er das nur wegen meiner Mutter. Er zahlte monatlich eine Menge Geld auf mein Bankkonto und so kaufte ich mir immer alles selbst, was anfiel. Doch ansonsten machte er nichts mit mir. Die Male, in denen wir in den letzten dutzend Jahren zusammen gegessen hatten, konnte ich sogar an einer Hand abzählen und zu meinem Geburtstag schenkte er mir einfach irgendwas teures und legte eine Karte dazu. Zugegeben, ich schenkte ihm auch meistens nur etwas, aber zumindest richtete ich meine Wünsche persönlich aus.

Seufzend stellte ich meine Gitarre weg und beschloss, dass ich Durst hatte. Hunger hatte ich keinen, da mein Magen sich ohnehin gegen das Essen wehren würde, das spürte ich.

Danach machte ich mich auf den Weg in die Küche und holte mir aus dem Kühlschrank die Flasche Cola. Ich trank nichts anderes als Cola und Wasser, weshalb immer ein paar Flaschen auf Lager waren.

Ich fühlte mir eines der Gläser, das ich aus dem Geschirrspüler genommen hatte und stellte die Flasche wieder zurück. Dafür erhielt ich Kenntnis darüber, dass Aki entweder einkaufen gewesen war oder mein männliches Kindermädchen in meiner Abwesenheit noch hier arbeitete. Das würde den vollen Kühlschrank und das geputzte Haus erklären. Weitaus wahrscheinlicher als ein putzender Aki.

Da ich ohnehin nichts zu tun hatte, räumte ich den Geschirrspüler direkt aus. Das hatte ich lange nicht mehr getan. Früher hatte ich meiner Mutter dabei geholfen, da sie auch den Haushalt gemacht hatte, doch nach ihrem Verschwinden hatten wir Haushaltshilfen gehabt, wodurch mir diese Aufgabe abgenommen worden war.

Den Erinnerungen auf diese Art nachhängend, räumte ich das Geschirr weg und ging dann mit dem Glas in der Hand ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lagen Akis Zigaretten und ein Feuerzeug. Beides hatte er wohl vergessen, als er mich abholen gefahren war.

Ich wusste nicht wirklich, womit ich es verdient hatte, dass er dermaßen auf mich aufpasste. Zwar war es sein Auftrag, sich um meine Sicherheit zu kümmern. Dann aber auch noch bei mir zu schlafen, wenn ich mich schlecht fühlte oder stillschweigend zu ertragen, dass ich aus Versehen einen Mordversuch auf ihn gestartet hatte, gehörte eindeutig nicht zu seinen Aufgaben.

Das Glas stellte ich neben den Zigaretten auf den Tisch, bevor ich mich vor den DVD Player hockte und einen Film einlegte. Das Fernsehprogramm war nicht einzuplanen, weshalb ich lieber DVDs schaute.

Nachdem das getan war, ließ ich mich auf die Couch fallen, kuschelte mich in eine Decke und sah mir den Film an, den ich so eben ausgewählt hatte.

„Wieso hab ich einen Bodyguard bekommen?“, fragte ich, als Aki sich neben mir niederließ und zu meinem Leidwesen die Kontrolle über den Fernseher übernahm. Da ich ohnehin lag, benutzte ich den Schwarzhaarigen unfairerweise als Kopfkissen und legte mich mit einem Arm und dem Kopf auf seine Knie.

Nicht dass ich oft ein menschliches Kopfkissen benutzen würde, aber manchmal brauchte Mensch einfach seine Kuschelzeit und besonders wenn dieser Mensch ein Teenager war und gelernt hatte, dass das menschliche Kopfkissen immer angenehm warm war.

„Leute aus einem verfeindeten Clan wollen dich umbringen“, erklärte der Schwarzhaarige ruhig und rutschte auf der Couch zurück, wobei er mich liebevollerweise mitzog.

Mein Verdacht, dass er eigentlich ein Familienmensch war, verhärtete sich dadurch nur.

„Ist meinem Vater doch egal, wenn ich abkratze“, erwiderte ich leise und beobachtete den Fernsehbildschirm, auf dem immer wieder andere Kanäle erschienen, da Aki durchzappte.

„Es ist aber auch eine Verletzung der Ehre für ein Clanoberhaupt, wenn er die eigene Familie nicht schützen kann. Anders ausgedrückt, beschützt er durch dich indirekt seine Ehre“, erklärte mir Aki und wuschelte mir kurz durch die Haare. Wahrscheinlich als Aufmunterung gedacht.

„Hast du eigentlich Familie?“, fragte ich neugierig und betrachtete aufmerksam das Filmgeschehen. Es war der Anfang zu irgendeinem Horrorfilm, so viel war schon mal klar.

„Ich hatte“, antwortete Aki ruhig.

Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn fragend an, doch da er aufmerksam auf den Bildschirm konzentriert war, fragte ich laut: „Wieso ‚hatte‘?“

„Ich bin Waise und mein Bruder ist vor zehn Jahren gestorben“, antwortete der Schwarzhaarige und seine Augen verdunkelten sich. Vielen Menschen wäre das sicher nicht aufgefallen, aber ich hatte ihn gerne beobachtet.

„Tut mir Leid“, murmelte ich und wandte mich wieder nach vorne. Das erklärte, warum er sich um mich kümmerte. Wahrscheinlich war es sein kleiner Bruder gewesen, der gestorben war. Jüngere Brüder pflegten niemanden so rührend.

„Du kannst nichts dafür“, gab Aki zur Antwort und klopfte mir auf die Schultern. Es war eine tröstende Geste, obwohl ich nicht traurig war.

Eine Weile schwieg ich und verfolgte den Film mit, doch ich war kein Fan von dem Genre. „Erinnere ich dich an ihn?“, fragte ich leise und begann, kleine Kreise mit dem Finger auf sein Knie zu zeichnen.

„Nein. Er war kindischer und naiver. Er redete andauernd und dachte nicht viel nach“, erzählte Aki und ließ seine Hand auf meiner Schulter liegen. Es war angenehm, seine Berührung zu spüren.

„Oh“, machte ich nur leise. Erneut schwieg ich eine Weile. Inzwischen war der erste Charakter in dem Film gestorben. „Verheiratet bist du nicht, oder?“

„Nein“, antwortete der Schwarzhaarige sofort.

„Eine Freundin?“, fragte ich weiter und hielt in der Bewegung, die meine Finger auf seinem Knie vollführte, inne. Stattdessen zog ich mir die Decke etwas höher. Die ganze Zeit blieb Akis Hand auf meiner Schulter liegen, obwohl ich den Arm stark bewegte.

„Nein“, kam erneut eine Verneinung.

Nachdenklich sah ich auf seine Zigaretten, die immer noch auf dem Tisch lagen, bevor ich wieder auf den Fernseher sah. Es war uninteressant, doch das waren die meisten Horrorfilme am Anfang. Nach einigen Sekunden fragte ich: „Einen Freund?“

„Nein.“ Die dritte Verneinung.

„Bist du eigentlich hetero?“, fragte ich weiter. Mir gingen allmählich die Fragen aus, doch ich wollte heute keine Stille. Zusätzlich lenkte es mich von dem grauenhaften Film ab.

„Nein.“ Klappe, die Vierte.

Mit einem Schmunzeln drehte ich mich auf den Rücken und sah ihn an. „Kommt heute auch noch etwas anderes?“

„Nein“, war die knappe Antwort.

Mit einem Kopfschütteln setzte ich mich auf und lehnte mich neben Aki an das Rückenteil der Couch. Der Film widerte ich mich immer mehr an, doch mit gelegentlichen Seitenblicken stellte ich fest, dass Aki das Szenario unbewegt mit ansah.

„Ich will einen Hund“, murmelte ich irgendwann und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. Ich fand, es war ein schöner Gedanke, einen tierischen Begleiter zu haben. Okay, es musste nicht unbedingt ein Hund sein. Eine Katze oder ein Hase oder waren auch ganz nett.

„Du müsstest deinen Vater fragen“, erwiderte Aki unberührt.

Mit einem Grinsen sah ich ihn an und piekste ihn in die Seite. „Du hast doch etwas anderes gesagt! Aber er würde nein sagen. Also besorgst du mit mir ein Haustier und wenn ich eines hab, sagt er eh nichts mehr.“

„Hamster“, erklärte Aki und wandte seinen Blick nicht einen Moment vom Bildschirm ab. Es war aber auch ein großer Bildschirm und so konnte man viel sehen.

„Hase“, erwiderte ich und als ein kurzes Nicken folgte, triumphierte ich innerlich. Ich blickte wieder zum Fernseher. Komischerweise küssten sich gerade zwei Männer. Also hatte Aki entweder zwischendurch umgeschaltet oder einer würde sterben. Einer starb.

„Ich hab das noch nie gemacht“, murmelte ich leise und zog die Beine an. Die Decke legte ich mir um die Schultern, bevor ich die Arme um die Knie schlang.

„Einen Jungen geküsst?“, fragte Aki mit seiner ruhigen Stimme.

Ich nickte nur. Es war ungewöhnlich, mit irgendjemandem darüber zu reden, aber ich anderseits waren die Fragen des Schwarzhaarigen auch berechtigt, da ich ihn die ganze Zeit ausfragte.

„Würdest du es gerne?“

„Weiß nicht“, nuschelte ich und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Eigentlich war es eine gute Frage. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, Aki zu küssen. Sicher wären seine Lippen warm und weich und er wäre gleichzeitig dominant und herrisch aber auch liebevoll. Sicher war es auch anders als bei einem Mädchen.

„Komm her“, befahl Aki und klopfte mit einer Hand auf sein Bein.

Unsicher sah ich ihn an, bevor ich mich aus der Decke schälte und auf seinen Schoß kletterte, je ein Bein auf einer Seite. Ich mochte es nicht, nicht zu wissen, was als nächstes kommen würde.

Doch was auch immer ich erwartet hatte, es geschah nichts. Aki sah mich einfach nur ruhig an und seine einzige Handlung war die, dass er mir eine Hand auf die Wange legte und sanft mit dem Daumen darüber strich.

Irgendwie war es für mich eine Aufforderung. Unsicher sah ich in die dunklen Augen, bevor ich mich nach vorne beugte und seine Lippen mit den eigenen streifte. Für Aki war das wohl ein deutliches Signal, denn seine Hand rutschte in meinen Nacken und seine Lippen bewegten sich gegen meine, eindeutig fordernder als ich es getan hatte.

Eher schüchtern erwiderte ich den Kuss. Seine Lippen waren tatsächlich warm und weich und er bewegte sie dominant und zärtlich. Doch in real war es so viel besser als nur eine Vorstellung. Ein leiser Seufzer kam über meine Lippen und in dem Moment schob sich auch schon Akis Zunge in meinen Mund. Es fühlte sich an, als wäre sie überall.

Auf jeden Fall war Aki ein guter Küsser und besser als jedes Mädchen, das ich je geküsst hatte. Natürlich, ich hatte nicht viel Erfahrung, doch er war eindeutig besser. Ich legte meine Arme um seinen Hals und lehnte mich weiter gegen ihn.

Doch irgendwann löste Aki den Kuss, aus Mangel an Sauerstoff. Keuchend lehnte ich mich mit dem Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Verzweifelt versuchte ich, wieder zu Atem zu kommen, doch mein Kopf machte nicht mit, da mich der Kuss aus der Fassung gebracht hatte.

Akis Atem beruhigte sich deutlich schneller, das spürte ich, da sein Brustkorb sich weniger gehetzt als meiner bewegte. Kaum dass ich einmal tiefer durchgeatmet hatte, hob ich meinen Kopf wieder und legte meine Lippen gierig auf seine.

Sofort stieg Aki auf den Kuss ein, ließ mir jedoch diesmal ein wenig mehr Freiraum und so erforschte ich diesmal seine Mundhöhle, fuhr über die geraden Zahnreihen oder zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe, bis irgendwann wieder er übernahm und sich wieder daran machte, mich zurück zu drängen.

Als wir uns diesmal lösten, kam ich schwerer zu Atem und ließ mich ganz gegen ihn sinken. „Besser… als mit Mädchen…“, keuchte ich und schloss die Augen.

„Kleiner, du bist schwul“, erklärte mir mein Bodyguard, doch widersprechen wollte ich nicht. Wieso sollte ich das auch, wenn ich dadurch öfter solche Küsse bekommen konnte anstatt der Zurückhaltenden von weiblichen Personen.

„Du küsst gut“, murmelte ich nach einer Weile leise. Ich war gerade definitiv in Kuschellaune, denn ich nutzte Aki gerade als Teddybär aus und schmiegte mich an ihn. „Woher willst du das eigentlich wissen?“

„Du hast selbst gesagt, dass es besser als mit Mädchen war. Das lag nicht daran, dass ich mehr Erfahrung habe, sondern dass es dir mehr gefällt“, erklärte der Schwarzhaarige ruhig.

„Aso“, nuschelte ich noch, bevor ich allmählich ins Reich der Träume versank. Aki hatte eine zu beruhigende Wirkung auf mich.
 

Es war Sonntag, als ich aufwachte, doch ich wollte einfach weiterschlafen. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub den Kopf im Kissen, doch wirklich helfen tat es nicht, also stand ich nach einigem Hin und Her doch noch auf und tapste müde ins Bad.

Eine warme Dusche später war ich eindeutig wacher. Nur mit einem Handtuch um die Hüften, ging ich in die Küche und holte mir ein Glas Cola. Gleichzeitig schaltete ich den Milchkocher ein, den ich an einem Morgen wie diesem liebte.

Mit der Cola in der Hand ging ich auf mein Zimmer zurück und zog mich an. Es war Sonntag und ich hatte nichts vor, also blieb es bei einer alten Jean und einem zu großen Shirt. Während ich mich anzog, trank ich immer wieder etwas von dem dunklen Getränk und verschwand schlussendlich im Bad, um mir die Haare trocken zu rubbeln und den Scheitel zu machen. Wenn ich sie nicht frisierte und wartete, bis sie trocken waren, würden sie eine schöne Form haben und ich hatte weniger Aufwand beim Stylen.

Mit einem großen Handtuch um die Schultern und dem leeren Glas in der Hand, begab ich mich wieder in die Küche. Einer meiner Lieblingsplätze im Haus. In einer Tasse rührte ich Kakaopulver mit kalter Milch an, bis es eine schöne braune Mischung ergab und leerte dann noch die heiße Milch darüber. Auf den Milchschaum kam noch eine Brise von dem Schokoladenpulver, bevor ich mich auf die Terrasse begab und auf einen Stuhl setzte. Interessiert betrachtete ich, wie der Wind durch die Zweige der Bäume fuhr und ein paar Vögel durch die Äste hüpften.

Es war teuer, in Tokyo ein Haus mit einem Garten zu bekommen, da es solche nicht in vielen Vierteln gab. Doch wenn der eigene Vater mit den illegalen Geschäften genug Geld einnahm, konnte man sich das durchaus leisten. Dazu kamen die Beziehungen zu Politikern und anderen Personen und man hatte ein schönes Haus mit großem Grund.

An sich betrachtet ein unangenehmes Gefühl, in einem Gebäude zu leben, dass auf Kosten des Lebens, Geldes oder der Ehre anderer verdient war, doch man freundete sich mit dem Gedanken an.

Vorsichtig löffelte ich in den Milchschaum aus der Tasse und behielt den Löffel am Ende eine Weile im Mund, bevor ich das warme Getränk schluckte. Ein Weile blieb ich noch so sitzen, bevor ich wieder hinein ging, die leere Tasse in die Spüle stellte und mir Schokoflakes mit Milch machte.

Erneut machte ich mich auf den Weg auf die Terrasse. Ich beobachtete gerne den Garten und die Natur. Viel anderes konnte ich ohnehin nicht machen.

Als das Telefon klingelte, unterbrach ich mein Frühstück und ging in den Flur, in dem sich auch das nette, nervtötende Geräusche von sich gebende Gerät befand.

„Hai?“, meldete ich mich und ließ mich auf die unteren Treppenstufen nieder. Zumindest so weit reichte das Kabel der veralteten Anlage noch.

„Yuki-Mura? Wo ist Aki?“, erklang die eisige Stimme meines Vaters durch den Hörer.

„Aki? Den habe ich heute noch gar nicht gesehen. Aber es ist Sonntag und vielleicht-“

„Sag ihm, er soll sich melden, wenn er zurück ist“, unterbrach mich mein Erzeuger herrisch. Gute Laune hatte der Mann sicher nicht.

„Ich muss dir was sagen“, meinte ich noch, bevor der Alte auflegen konnte. „Oder eher zwei Dinge“, hängte ich noch dran.

„Schieß los, meine Zeit ist knapp!“, befahl mein Vater nicht gerade höflich. Das war allerdings auch nicht seine Art, sonst wäre er nicht so erfolgreich in dem, was er tat.

„Ich bin schwul und ich kauf mir einen Hasen“, erklärte ich gelassen. Ich störte mich lange nicht mehr an der harschen Art und er war im Ausland, also konnte er mir nicht großartig viel anhaben.

„Du bist schwul?“, wiederholte der Alte und irgendwas lag in seiner Stimme, das ich nicht richtig deuten konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt wissen wollte, was das war.

„Ja“, meinte ich leise. „Aber das interessiert dich sicher gar nicht. Tut mir leid, ich wollte es dir nur sagen.“

„Vergiss nicht, Aki zu sagen, er soll anrufen. Und den Hasen kannst du dir ruhig sonst wo hin stecken“, teilte mit mein Vater mit. Dabei klang er deutlich angepisst, doch ich fragte mich gar nicht, wieso das so war. Wäre ohnehin nutzlos gewesen, da er schon aufgelegt hatte.

Stirnrunzelnd brachte ich das Telefon wieder auf die Station und ging zurück zu meinem Frühstück. Ich fragte mich, was er wohl so dringendes von Aki brauchte, um dermaßen auszurasten. Oder wieso er so wütend war, weil ich nicht straight war.

Was ich mich aber fragte, war, ob er nicht eigentlich untergetaucht war. Das passierte alle paar Jahre mal und dann blieb er für ein paar Monate weg. Seine Lebenszeichen waren dann vereinzelte Anrufe, aber weiter darauf eingegangen war ich noch nie. Einfacherweise weil ich nicht viel mit dieser ganzen Sache von wegen Mafia zu tun haben wollte.

Meine Pläne waren ein Hochschulabschluss, auf der Universität zu studieren, in einem anständigen Job Geld zu verdienen und eventuell eine Familie zu gründen. Den letzten Punkt konnte ich von meiner Liste streichen, da ich ohnehin kein Interesse an Frauen hatte. Das würde dann wohl auch erklären, wieso ich nie allzu viel Lust hatte, etwas mit Mädchen zu unternehmen.

Ich war ja schon in der Mittelschule beliebt gewesen und hätte leicht eine Freundin haben können, doch es hatte mich einfacherweise nie gereizt. In der High School hatte ich durch meine ruhige Art nicht viel mit den Leuten zu tun gehabt, doch ich wusste, dass ich einer der beliebtesten Jungen des Jahrganges war. Nicht dass ich eingebildet war, aber irgendjemand hatte mal eine Umfrage gestartet und ich hatte es im gesamten Jahrgang auf Platz Sieben geschafft und das war immerhin etwas, wenn es um vier Klassen ging.

Doch allein Akis Kuss hatte mich eindeutig süchtiger gemacht, als es all die Erlebnisse hätten machen können, von denen die typischen Idioten eines jeden Jahrganges redeten. Also die, die sich grundlos betranken, von denen einige rauchten und die meinten, Frauen flachzulegen wäre ein Grund, sich wie der König der Welt zu fühlen.

Als ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, stand ich schnell auf und lief zu Aki, der gerade heimgekommen war. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn sein eigentlich weißes Hemd war von mehreren roten Flecken übersäht und an seinem Gürtel hing der Holster einer Pistole.

„Du sollst Vater anrufen“, brachte ich noch hervor, bevor ich nach oben rannte und mich in meinem Bad übergab. Nicht so, dass ich kein Blut sehen konnte, aber das war kein Blut, das von Personen stammte, die in diesem Moment noch lebendig waren.

Während mir das bewusst wurde, kam mir mein Frühstück wieder hoch und am Ende lag ich erschöpft in meinem Bett und konnte nur hören, dass Aki anscheinend noch telefonierte.

Der Tag war wirklich nicht mehr zu retten.
 

______________________________

Okay, das Kapitel ist eigentlich ereignislos, aber man erfährt doch ein bisschen etwas von Aki, ne~?

Ach, und ist Akis Logik nicht toll? Behauptet einfach, Yuki sei schwul und der Kleine glaubt das auch noch ô___o

Naja, das war das vierte Kapitel und das nächste kommt Mittwoch~ ^^

„Sag mal, Yuki-chan, warum bist du am Freitag so früh gegangen?“, fragte Yumi mich und ließ sich in gewohnter Manier auf dem Platz vor meinem nieder, während ich in meinem Bento herumstocherte.

Nicht, dass ich keinen Hunger hatte, doch nach drei Mal kotzen an einem Wochenende fühlte ich mich nicht gerade auf dem Höhepunkt meines Lebens.

„Ich bin nicht so trinkfest“, murmelte ich leise und ließ mein Essen Essen sein und widmete mich lieber der Erdbeermilch, die Aki mir in der Früh besorgt hatte. Anscheinend hatte er geahnt, dass ich nicht wirklich etwas Essen würde.

„Das ist schade. Aber du musst ab jetzt öfters auf Partys kommen. Du bist echt lieb und auch ziemlich lustig, wenn du dich nicht andauernd so verschließt“, plauderte Yumi fröhlich weiter.

Ich blinzelte sie verwirrt an. Ich war nicht wirklich lustig, versuchte ich auch nicht zu sein und lieb war ich wenn dann, wenn ich mir Sorgen um jemanden machte. „Danke“, nuschelte ich trotzdem, bevor ich aufstand und die leere Getränkepackung wegwarf. Dann entschuldigte ich mich bei der Braunhaarigen und verließ den Raum, um mich auf den Weg in den Garten zu machen.

Heute war ein regnerischer Tag, doch es gab einen kleinen Pavillon im Garten, der mit roten Rosen überwachsen war. Wenn das Wetter besser war, waren dort meist mehr Menschen, doch an verregneten Tagen war der Platz leer. Also lief ich das Stück durch den Regen und ließ mich dann auf der Holzbank nieder.

Eine der Rosen, die ich abgerissen hatte, drehte ich zwischen den Fingern, während ich den Regen beobachtete. Ich mochte Regen. Er wusch den Schmutz davon und wenn er aus war, roch es immer sehr frisch.

„Hey, Kleiner, du warst doch neulich auf der Party, oder?“

Fragend blinzelte ich den älteren Schüler an, der sich vor mir aufbaute. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn dort gesehen hatte, aber an dieser Schule hatte er allemal keinen guten Ruf. Nach einigen Momenten antwortete ich schließlich leise: „Hai.“

„Wer war denn der Typ, der dich abgeholt hat? Dein Lover?“, fragte er belustigt. Erst jetzt fielen mir die drei Jungen hinter ihm auf, die sich wohl ziemlich über das Gerede ihres Anführers amüsierten.

„Iie. Mein Bodyguard“, murmelte ich leise und rutschte ein wenig von den vier weg. Sie machten mir Angst und ich bezweifelte, dass sie mich auf einen Tee einladen wollten.

„Oh, dein Bodyguard“, wiederholte der Schwarzhaarige und wirkte nun nicht mehr so gut gelaunt. „Also fühlst du dich so besonders, dass du einen Bodyguard von deiner Mami erbettelt hast?“

„Meine Mutter ist abgehauen“, gab ich leise zur Antwort und stand auf, als die Älteren näher herantraten. Ein paar Schritte wich ich zurück, bis ich Hände auf meinen Armen spürte, die mich festhielten.

Gleich darauf kam ein Schlag in den Magen. Ich wusste nicht, warum ich das jetzt verdient haben sollte, denn normalerweise hielt ich mich aus solchen Angelegenheiten heraus.

„Deine pinken Haare pissen mich an“, knurrte der Anführer der vier und schlug noch einmal zu, bevor ich einen Schlag ins Gesicht verpasst bekam.

Es war nicht wirklich ein angenehmes Gefühl. Unwillkürlich fragte ich mich, wie Aki das wohl aushielt. Aki. Wäre er hier, würde er mich wohl beschützen. Aber Aki saß zuhause und wartete darauf, bis er mich abholen konnte. Vielleicht erledigte er zwischendurch auch etwas, doch ich bezweifelte es.

„Lass ihn in Ruhe!“, rief Yomi, die gleich darauf den Schwarzhaarigen wegzerrte und mich in die Arme nahm.

Kurz stritt die Baunhaarige mit dem Älteren, bevor sich die vier verzogen.

„Oh Gott, das tut mir so leid, ehrlich“, jammerte das Mädchen und half mir, mich aufzurichten. „Komm, gehen wir zur Schulärztin.“

„Du kannst nichts dafür.“, murmelte ich. Komisch, genau das hatte Aki zu mir gesagt. Während ich mich von Yomi zur Ärztin bringen ließ, erklärte sie mir, wer das war und was der Grund für die Schläge war. Ihr Exfreund, der uns auf der Feier gesehen hatte und es mir übel nahm. Das Schicksal meinte es im Moment nicht gut mit mir.

„Ich will zu Aki“, murmelte ich leise, während ich mir den Bauch hielt. Er tat einfach nur weh und wahrscheinlich würde ich Blutergüsse davon tragen, doch anderseits musste ich das auch aushalten.

„Ich hab bereits bei dir zuhause angerufen. Geh in deine Klasse und warte dort, bis du abgeholt wirst“, erklärte die junge Frau, die die Krankenstation betreute und reichte mir ein Coolpack für die Wange. Dankend nahm ich es an und ließ mich dann von Yomi zur Klasse begleiten.

Dort hatten inzwischen alle mitbekommen, was vorgefallen war, doch nervige Fragen kamen keine. Stattdessen ließ ich mich auf meinen Platz fallen und hielt mit einer Hand das kühlende Teil an mein Gesicht und mit der anderen hielt ich mir den Bauch.

Die jetzige Lehrerin machte ganz normalen Unterricht, dem alle brav folgten. Meine Gedanken waren zu zerstreut, als dass ich zuhören könnte. Erst als ein Klopfen an der Tür unterbrach, sah ich auf.

Die Lehrerin bat herein und Aki erschien im Türrahmen, der nur schnell zur Begrüßung nickte, bevor er zu mir kam. Sofort klammerte ich mich an ihn und wie schon gewohnt, hob er mich hoch, in der linken Hand hielt er meinen Rucksack und trug mich aus der Schule.

„Die in meiner Klasse haben komisch geschaut“, nuschelte ich und kniff die Augen zusammen, als Aki mich auf den Beifahrersitz sinken ließ. Er tat es schon möglichst behutsam, das spürte ich, aber unangenehm war es trotzdem.

„Ruh dich aus“, war die simple Antwort des Schwarzhaarigen, bevor er die Tür zumachte und auf der Fahrerseite einstieg.

Die Schmerzen waren zu groß, als dass ich schlafen könnte, als beobachtete ich, wie Aki sich auf den Verkehr konzentrierte und versuchte, so zu fahren, dass mir davon nichts passierte. Rührend, diese Anteilnahme.

Akis Gesicht war leicht angespannt, wie mir auffiel, desto länger ich ihn ansah. Vorsichtig legte ich die Hand auf seine, die auf der Gangschaltung lag und lächelte ihn schwach an.

„Mach dir keine Sorgen“, murmelte ich leise und schloss die Augen kurz. Als ich sie wieder aufmachte, wirkte Aki sogar noch ein wenig mehr verkrampfter. Seine rechte Hand hatte er fest um den Schalter geschlossen und die linke hatte er um das Lenkrad geschlossen, dass es sicher nicht mehr angenehm war.

„Du wurdest verprügelt und ich war nicht da“, knurrte der Schwarzhaarige und schien kurz davor zu sein, auf irgendwas einzuschlagen. Blöd, dass das ein Auto war und kein Kampfsportclub.

Als ein Geräusch von der Rückbank nach vorne drang, drehte ich mich nach hinten und blinzelte überrascht. „Da ist ein Hase“, stellte ich ruhig fest und konnte mit der Information nicht wirklich viel anfangen.

„Deiner“, meinte Aki. Man konnte förmlich hören, welche Mühe er hatte, seine Kiefer auseinanderzubringen.

Erst langsam schaltete ich und wurde mir der Information bewusst, dass ich ja tatsächlich einen Hasen haben wollte. „Oh“, machte ich nur und setzte mich wieder richtig hin, bevor ich geschockt fragte: „Du hast mir einen Hasen gekauft?“

„Ja“, murrte der Schwarzhaarige nur.

„Danke“, murmelte ich verlegen und blickte auf meine Hände, die ich auf den Beinen liegen hatte. Langsam stieg mir die Wärme ins Gesicht. Aki war immer so nett zu mir, dass ich mich richtig geschmeichelt fühlte. Das ging sicher weit über den Job eines Bodyguards hinaus. Doch die Frage, ob er das wohl für jeden getan hätte, huschte mir trotzdem durch den Kopf.

„Ich mag heute bei dir schlafen“, erklärte ich leise und sah mit gesenktem Kopf zu Aki, was hieß, dass ich aus den Augenwinkeln zu ihm nach oben sah.

„Sicher“, murmelte der Schwarzhaarige nur und bog in die ruhigeren Straßen ein, in denen auch mein Haus lag.

„Bleibst du bei mir?“, fragte ich unsicher und nestelte leicht an dem Saum meines Shirts herum. Schon komisch, wenn man sich in Gegenwart der Person, mit der man noch viel Zeit verbringen sollte, immer unsicherer fühlte.

„Ja“, meinte Aki, bevor er die kurze Einfahrt hochfuhr und stehen blieb. Schnell stieg er aus und holte mich dann von meinem Platz, um mich ins Haus zu tragen. Ich hatte gar nicht darum gebeten, doch es war allemal besser als selbst zu gehen.

Vorsichtig trug er mich die Treppen hoch und ließ mich in meinem Zimmer aus Bett sinken, bevor er sich aufrichtete und kurz erklärte, dass er den Hasen holen würde, bevor er wieder verschwand.

Wenige Minuten später war Aki wieder da, meinen Rucksack ließ er auf meinen Schreibtischstuhl fallen und den Käfig mit dem schwarzen Hasen stellte er neben meinen Verstärker. Es war ein großer Käfig und eingerichtet war er auch, was mir davor gar nicht aufgefallen war.

Danach legte der Schwarzhaarige sich ins Bett und geschwind kuschelte ich mich an ihn. „Danke, Aki“, murmelte ich leise und genoss einfach die Wärme und den Schutz, denn er bot.

Es kam keine Antwort, dafür legte er einen Arm um meinte Seite drückte mich noch enger an sich.

„Aki?“, fragte ich nach einer Weile leise und sah nach oben, da mein Kopf auf Höhe seiner Brust war.

Fragend hob er eine Augenbraue und sah mich ruhig an. Grund genug, um weiterzureden, wie ich fand. „Hättest du das für jeden getan? Also vor Schulschluss abgeholt oder einen Hasen gekauft oder so?“, fragte ich leise und blinzelte kurz.

„Nein“, war die einfache Antwort.

Doch ich gab mich damit zufrieden und kuschelte mich wieder an meinen Beschützer. Die Wärme, die er spendete, war so schön angenehm und ich fühlte mich geborgen. Kurz fragte ich mich, ob ich wohl Gefühle für ihn hatte.

Natürlich mochte ich Aki und allein seine Gegenwart gab mir Sicherheit. Er kümmerte sich um mich und tat für mich Sachen, die er für andere nicht tat. Er redete nicht unbedingt viel, dafür machte er alles mit, was ich wollte, wie Kuscheln oder durch die Gegend tragen. Bei ihm fühlte ich mich gut und er war auch ein guter Küsser. Ohne Aki wäre ich wohl als einsame Jungfrau gestorben.

Während ich so nah an dem Schwarzhaaarigen lag, wurde mir langsam bewusst, dass ich mich verknallt hatte. Nicht verknallt wie bei einer einfachen Schwärmerei, sondern verknallt in Richtung Liebe, sollte es etwas Ernsthafteres werden.

„Ich mag dich“, flüsterte ich leise gegen Akis Brust, aber eine Antwort blieb aus. Also sah ich nach oben und stellte fest, dass Aki eingeschlafen war, was auch die flache Atmung erklärte.

Kurz lächelte ich und gab dem Schwarzhaarigen einen kurzen Kuss auf die Lippen. Mit seinem Lippenring fühlte sich das wirklich anders an als ohne. Das Metall war kalt, obwohl er es wohl schon eine Weile trug und bildete einen angenehmen Kontrast zu seinen warmen Lippen.

Um es noch einmal auszuprobieren, legte ich meine Lippen erneut auf die samtigen Akis und zog kurz mit den Zähnen an dem Ring. Das schien den Schwarzhaarigen aufgeweckt zu haben, denn im nächsten Moment lag ich unter ihm und er küsste mich bereits.

Der Kuss war diesmal weniger dominant und liebevoller als bisher. Sanft fuhr er mit der Zunge über eine Stelle, an der meine Lippe aufgerissen war, seitdem ich den Schlag eingesteckt hatte. Es hatte am Anfang leicht geblutet, doch weh tat es nicht.

„Ich mag dich“, wiederholte ich, diesmal in den Kuss, bevor sich die fremde Zunge in meine Mundhöhle schob. Während Aki mich immer weiter küsste, konnte ich seine Hände am Rand meines Shirts spüren, bevor sich die eine unter den Stoff schob.

Die Hand war schön angenehm und warm und schob sich immer weiter nach oben. Als sie über die Stelle glitt, an der mich die Faust getroffen hatte, verkrampfte ich mich kurz. Doch Aki fuhr sanft darüber, weshalb es sich nicht schmerzhaft anfühlte und ich wieder lockerließ.

Seine Hand verblieb an der Stelle, während seine Lippen sich nun auf meinen Hals legten, er abwechselnd Küsse oder leichte Bisse verteilte und hin und wieder seine Zunge einsetzte.

Zischend atmete ich ein und schloss die Augen. Den Kopf legte ich leicht in den Nacken, eine Hand legte ich auf den starken Rücken und krallte die Finger dort in den Stoff.

Akis Lippen überall zu spüren und die Hand, die leichte Kreise zog, war einfach ein unbeschreibliches Gefühl und machte die Anstrengung der vergangenen Tage wieder wett.

„Aki?“, murmelte ich leise, als seine Lippen sich wieder auf meine legten und diesmal fordernder, aber nicht minder zärtlich waren.

„Was?“, flüsterte er leise in den Kuss, den er bereits wieder löste und nun sanft an meinem Ohrläppchen knabberte. Eine empfindliche Stelle, wie ich soeben erfuhr.

„Magst du mich eigentlich?“, fragte ich leise. Eigentlich eine doofe Frage, immerhin hatte er mir einen Hasen gekauft.

„Mh“, war die einzige Antwort darauf.

Vorsichtig legte ich den Kopf zur Seite, um den Kontakt zu seinen Lippen nicht zu verlieren. Es war so unendlich angenehm und als ich seine Zunge an meine Ohrmuschel spürte, keuchte ich überrascht auf.

„Aki?“, fragte ich noch einmal leise und redete weiter, als er kurz inne hielt. „Geh nicht zu weit, okay?“

Sofort wurde jegliche Berührung unterbunden. Enttäuscht sah ich zu dem Schwarzhaarigen auf, der wohl nachzudenken schien, was er jetzt machen sollte.

„Lass uns einfach Kuscheln“, bat ich leise und auf ein kurzes Nicken hin, legte Aki sich wieder ordentlich hin und ich rückte näher an ihn, als ich auch schon den Arm um meine Seite spürte. Diese Berührung machte wieder gut, dass er total abgebrochen hatte.

Vorsichtig strich ich mit dem Finger über seine Seite, bevor ich den Arm um seinen Hals legte und den Kopf an seiner Brust vergrub.

„Tut dein Bauch sehr weh?“, fragte Aki irgendwann leise, wobei ich die Vibration in seinem Brustkorb spüren konnte.

Ich schüttelte nur leicht den Kopf. Irgendwie bestanden unsere Gespräche meist nur aus Fragen und Antworten, was ich mochte. So konnte man frei entscheiden, was man sagte und wenn man nicht antworten wollte, dann tat man das auch nicht.

„Dein Gesicht?“, fragte er weiter, doch erneut schüttelte ich nur den Kopf.

„Bist du müde?“, war die letzte Frage, doch auf erneutes Kopfschütteln meinerseits folgte Stille. Es war keine unangenehme Stille, sondern eine schweigende Übereinkunft zwischen uns, dass nichts mehr geredet werden musste.

Irgendwann war ich wohl doch eingeschlafen und als ich aufwachte, lag Aki auf dem Rücken, ich halb auf ihm und konnte deutlich seinen Herzschlag an meinem Ohr hören.

Mir war langweilig, ich konnte nichts tun und dank Akis Arm, der mich immer noch festhielt, auch nicht wirklich bewegen. Der Hase war anscheinend auch schon eingeschlafen, denn von ihm kamen keine Geräusche.

Aki war ohnehin eingeschlafen, doch verübeln konnte ich es ihm nicht, da es neun Uhr abends war.

„Aki?“, fragte ich leise, doch es kam keine Reaktion, da der Schwarzhaarige anscheinend tief schlief. Plan B zum Aufwecken des eigenen Bodyguards war Körperkontakt, als ließ ich meine Finger nach unten wandern und unter den Saum seines Shirts gleiten. Schöne, angenehme Muskeln waren zu spüren, während ich weiter nach oben fuhr und mir das Piercing als Ziel auserwählt hatte. Ich mochte Akis Piercings, da sie ein Teil von ihm waren und auch gut zu ihm passten.

Nur wenige Herzschläge später spürte ich seine Hand um mein Handgelenk, die meine Finger an Ort und Stelle festhielten. Beziehungsweise in einem bestimmten Radius.

„Wolltest nicht zu weit gehen und begrabscht mich jetzt selbst“, murrte der Mafiosi leise.

Grinsend sah ich zu ihm hoch, in das verschlafene Gesicht und meinte: „Ich hab Hunger.“
 

________________________________________

Pünktlich das neue Kapitel ^^

Schon ein bisschen mehr Spannung, aber so richtig geschieht nichts, ne? ^^

Naja, wie auch immer, ich freu mich über Kommis, auch wenn sie nicht nötig sind, aber noch mehr auf das SCREW Konzert *o*

Also bis zum nächsten Kapitel~ ^^

„Lecker?“, fragte Aki und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

„Hai“, meinte ich munter und schlürfte weiter die Nudeln aus der Suppe. Aki konnte sogar um beinahe Mitternacht noch gut kochen und das konnte ich jetzt gut genießen.

„Sag mal, wie gerne hast du mich?“, fragte ich leise und blickte in das dampfende Wasser meines Essens, bevor ich ein Stück Ei heraussuchte.

„Sehr“, meinte der Schwarzhaarige nur und sein Gesicht verschwand erneut hinter der Tasse.

Neugierig musterte ich ihn, während ich fertig aß. Diesmal sah Aki nicht ruhig aus, sondern müde. Dabei fragte ich mich, ob dieser ruhige Gesichtsausdruck wohl eine Maske war. Aber es lag auch etwas anderes in seinem Blick, das ich nicht genau deuten konnte. Enttäuschung?

„Aki? Tut es eigentlich weh?“, nuschelte ich leise und sah unsicher auf mein Essen. Inzwischen hatte ich fast alles weg, also rührte ich mit den Stäbchen in dem Wasser herum.

„Beim ersten Mal schon. Ich war kaum jemals in der Rolle“, antwortete Aki nach einigen Momenten. Bei seinem sachlichen Blick sah ich ihn wieder an.

Ich zögerte. Wenn ich ihn bat, dass er mit mir schlief, würde es sicher schmerzhaft sein, doch konnte er es dann trotzdem wieder wettmachen? Dazu kam, dass Männer ja eigentlich nicht dazu gemacht waren, auf diese Art miteinander zu schlafen, wodurch es auch ein bisschen gefährlich war. Doch Aki hatte immerhin Erfahrung, also würde ich mit eher geringer Wahrscheinlichkeit verletzt werden.

„Du musst dich nicht dazu zwingen“, versuchte Aki mich zu beruhigen, doch wirklich helfen tat es nicht.

„Ich will aber“, murmelte ich leise und legte die Stäbchen oben auf die Schüssel, bevor ich aufstand und zu ihm ging. Leicht verstört von dem, was ich selber tat, setzte ich mich auf seinen Schoß und küsste ihn vorsichtig.

Wie sonst auch war Aki es, der die Führung übernahm und nun seine Hände unter meine Beine schob. Gleich darauf stand er mit mir in den Armen auf und ohne den Kuss zu lösen, trug er mich auf sein Zimmer und ließ mich dort ins Bett sinken.

„Bist du dir wirklich sicher?“, fragte Aki noch einmal nach. Inzwischen kniete er über, wobei einer seiner Arme zu je einer Seite meines Kopfes war.

Ich konnte gerade noch nicken, bevor mich Akis Lippen bereits an Ort und Stelle hielten.

„Zieh dich aus“, befahl er leise in dem Kuss.

Aber jetzt mal ehrlich: das war nicht leicht! Wenn man gerade das Hirn aus dem Kopf geküsst bekam, konnte man sich nur schwer darauf konzentrieren, das eigene Hemd aufzuknöpfen. Im Liegen dann auch noch herauszukommen, ohne den Kuss zu lösen, war eine Herausforderung.

„Braver Junge“, war Akis einzige Reaktion, als ich das Hemd aus dem Bett warf. Gleich darauf wanderten seine Lippen über meinen Hals, von dem ich nur zu gerne mehr Haut preisgab, indem ich den Kopf in den Nacken legte. Und, oh Gott, es fühlte sich so gut an! Seine Lippen, die langsam nach unten wanderten und seine Zunge, die nun über mein Schlüsselbein fuhr.

Ein ersticktes Keuchen kam über meine Lippen, als seine Lippen über meine Brust fuhren. Parallel dazu zogen seine Finger eine warme Spur über meine Seite, wobei er leicht mit den Nägeln über meine Haut kratzte. Ein wenig überrascht riss ich die Augen auf, als seine Hand plötzlich in meiner Hose verschwand. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er diese geöffnet hatte.

„Aki“, wimmerte ich verzweifelt und krallte die Hand in seinen Nacken, um ihn wieder nach oben zu ziehen und in einen Kuss zu verwickeln. Er brachte mich um den Verstand, in dem er mir einfach nur über die Erektion strich und mich küsste. Dabei konnte ich mir nicht einmal eine Steigerung vorstellen.

„Sonst bist du doch immer so redegelaunt“, schnurrte Aki in mein Ohr, über das er gleich darauf mit seiner Zunge leckte. Ein ersticktes Keuchen kam über meine Lippen, meine Hand krallte sich in sein Shirt. Wobei ich an dem ohnehin im nächsten Moment zerrte, um es ihm auszuziehen. Ich wollte seine Haut anfassen und die sehnigen Muskeln spüren, die sich unter der glatten Haut befanden.

Nur wenige Sekunden später landete sein Shirt auch auf dem Boden und ich nahm meine Kraft zusammen, um mich mit ihm zu drehen, so dass er nun auf dem Rücken lag und ich auf seinem Schoß saß.

„Hose aus“, befahl Aki leise und sah mich von unten heraus mit seinen ruhigen, dunklen Augen an.

Kurz blinzelte ich ihn verwirrt an, bevor ich seinem Befehl nachkam und meine Jean auch auf den Boden warf. Anschließend beugte ich mich nach unten und knabberte sanft an seinem Hals. Warme, angenehme Haut. Nur langsam wanderte ich nach unten, begierig darauf die erhitzte Haut zu spüren, die ich nie so lange anfassen konnte. Irgendwann spürte ich Akis Hand in meinen Haaren, die langsam die Richtung vorgab. Selbst bei so etwas behielt er die Kontrolle.

Doch viel Zeit, um seinen Oberkörper zu erforschen, gab mir der Schwarzhaarige nicht. Ich zog gerade mit den Zähnen an seinem Bauchpiercing, als er sich aufsetzte und ich mich demnach ebenfalls aufrichten musste. Fragend sah ich ihn aus großen Augen an, als seine Lippen bereits wieder auf meinen lagen und er fordernd mit der Zunge durch meinen Mund strich.

Überrascht riss ich die Augen auf, als ich seine Hand plötzlich an meinem Arsch fühlte und dabei unter dem Stoff meiner Unterhose.

„Aki?“, fragte ich leise, doch der Schwarzhaarige war bereits mit der bisher unberührten Seite meines Halses beschäftigt. Artig, wie ich war, ließ ich den Kopf in den Nacken sinken, konnte mir ein überraschtes Keuchen jedoch nicht verkneifen, als ich plötzlich seine Finger in mir spürte. Mein Atem beschleunigte sich, als er sie auch noch langsam zu bewegen begann.

Amüsiert gluckste der Schwarzhaarige, als er mit seiner freien Hand meine Unterhose weiter hinunter zog. Das kleine Problem war, dass ich mit gespreizten Beinen auf seinem Schoß hockte, weshalb ich mich sehr zu meinem Leidwesen, weiter aufrichten musste, um ihn in seiner Bewegung nicht zu stören.

„Hast du schon mal jemandem einen geblasen?“, fragte Aki in mein Ohr, wobei sein warmer Atem gegen die Haut schlug und ich mich leicht weglehnte, da es ein wenig kitzelte. Das half jedoch trotzdem nichts gegen mein erschrockenes Quietschen als Antwort auf die Frage.

Langsam entfernte Aki sich von mir und ich konnte dabei zusehen, wie er sich erst seinen Gürtel öffnete, dann die Hose und diese dann wegwarf, nachdem er sie ausgezogen hatte. Das gleiche geschah mit seiner Unterwäsche, also ließ ich kurz den Blick über seinen Körper gleiten.

Kurz blinzelte ich ihn an, bevor ich mich nach vorne lehnte und wieder an seinem Hals knabberte, bis ich schließlich mit der Zunge immer wieder an seiner Halsschlagader entlang leckte. Gleichzeitig fuhr ich mit den Fingern über seinen Oberkörper und weiter nach unten, bis ich an sein Glied stieß. Diesmal zögerlicher fuhr ich darüber, bis der Schwarzhaarige meine Hand mit seiner umschloss und meine Bewegungen dirigierte.

Seine freie Hand legte er in meinen Nacken, um meinen Kopf immer weiter nach unten zu schieben, so dass ich langsam mit meinem Mund über seinen Oberkörper und Bauch wanderte. Ich ließ es mir nicht nehmen, kurz mit der Zunge in den Ring an seinem Bauchnabel zu gleiten, wodurch aus Akis Mund ein kehliges Keuchen kam.

„Und jetzt?“, fragte ich leise und blinzelte nach oben, da ich nun fast mit den Kopf auf seinem Becken lag.

„Nimm ihn in den Mund“, wies Aki mich an und ich folgte seinem Befehl. Ich war einfach ein viel zu braves Kind. Während ich ihn auf diese Art verwöhnte, sagte er immer, was ich zu tun hatte. Lecken, lutschen, befingern, alles immer wieder abwechselnd.

Doch nach einer Weile zog Aki mich an meinen Haaren wieder nach oben und abwartend sah ich ihn an. Er war es ohnehin, der hier dominierte, weshalb ich einfach seinen Anweisungen folgte. Auf gewisse Art hatte das, was wir hier taten, etwas von Sklaverei, doch stören tat es mich nicht, da ich es so gewollt hatte. Eigentlich war ich auch ganz zufrieden damit, denn so konnte ich mich ihm hingeben und da ich ohnehin keine Erfahrung hatte, war das wahrscheinlich auch praktischer auf diese Art.

Sanft wurde ich von dem Schwarzhaarigen wieder in die Kissen zurückgedrückt, wodurch wir wieder wie am Anfang lagen. Ich spürte die Matratze an meinem Rücken und er kniete über mir, je ein Arm zu einer Seite meines Kopfes.

„Bist du schon bereit?“, fragte Aki liebevoll nach und knabberte sanft mit den Zähnen an meiner Unterlippe. Ich überlegte, während ich die Arme um seinen Hals schlang. Da ich das alles noch nie gemacht hatte, wusste ich keine Antwort.

Für Aki war mein Zögern jedoch Antwort genug und ich kniff die Augen zusammen, als ich erneut seine Finger in mir spürte, diesmal einer mehr als zuvor.

„Entspannen“, murmelte mir der Ältere ins Ohr und ich versuchte, seinem Befehl nachzukommen. Langsam ließ ich die Muskeln locker und daraufhin zogen sich die Finger zurück, nur um gleich darauf wieder in mir zu sein.

„Kuss“, japste ich flehentlich und meinem Wunsch wurde nachgekommen. Kaum dass ich Akis Lippen spürte, schnappte ich gierig nach seiner Zunge, die sich in gewohnte Manier in meinen Mund schob.

Durch den Kuss abgelenkt, bemerkte ich nicht, wie seine Hand wieder verschwand und Aki anschließend selbst in meinen Körper eindrang. Erschrocken schnappte ich nach Luft und kniff die Augen zusammen. Dieses Gefühl war eindeutig anders als seine Finger und auch eindeutig schmerzhafter. Vor lauter Schmerz krallte ich die Finger in seine Haare, jedoch verzog sich kein Muskel in dem schönen Gesicht.

Für eine Weile blieb Aki so, wobei ich ein schmerzhaftes Pochen in der Bauchgegend fühlte. Der Schlaf hatte zwar dabei geholfen, dass die Schmerzen der Schläge verschwanden, doch das hier brachte sie wieder hervor, wenn auch schwächer als sie noch vor Stunden gewesen waren.

„Geht’s?“, erklang Akis flüsternde Stimme, wobei ich die Bewegung seiner Lippen an meinen eigenen spürte. Ich nickte nur.

Im nächsten Moment begann er, sich zu bewegen. Es tat weh. Einfach nur höllisch weh. Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu jammern und versuchte, meinen Atem zu beruhigen, da es dann sicher leichter ging. Es schmerzte wirklich nicht mehr so sehr, als ich wieder ruhiger atmen konnte.

Da die Schmerzen nur noch unterschwellig da waren, war es angenehmer. Ein Stöhnen kam über meine Lippen, als ich Akis Finger an meiner Seite spürte, wo sie an einer Stelle blieben und er sie wie bei einer Massage kaum merkliche Kreise ziehen ließ.

Gleichzeitig machte er sich wieder an meinem Hals zu schaffen. Irgendwie schien es, dass ihm dieser Körperteil besonders gut gefiel. Vorsichtig löste ich meine Finger aus seinen Haaren, um langsam über den Rücken zu streichen.

Warme, angenehme Haut. Wie so oft schossen mir diese Ausdrücke durch den Kopf, während ich langsam die Muskeln betastete, die sich unter der Haut anspannten. Wie viel Beherrschung man wohl brauchte, um so ruhig zu handeln, noch dazu in so einer Situation.

„Aki?“, murmelte ich leise und piekste ihn mit einem Finger vorsichtig in die Seite. Die Muskeln verhinderten, dass man allzu weit kam. Also strich ich entschuldigend darüber.

„Was ist?“, fragte der Schwarzhaarige und ließ seine Finger nun von meiner Taille nach unten wanderte. Scharf zog ich die Luft ein, als er mich berührte und sanft streichelte.

„Du verlässt mich doch nicht, oder?“, fragte ich und erwiderte seinen ruhigen Blick direkt. „Ich meine, du bedeutest mir sehr viel und du magst mich doch auch, also…“

„Sei leise, Kleiner“, murmelte Aki und brachte mich zusätzlich durch seine Lippen zum Schweigen. Er hatte es nicht versprochen, also würde er vielleicht wirklich irgendwann gehen. In Tagen, Wochen, wer wusste das schon. Vielleicht wenn mein Vater zurückkäme. Dieser Gedanke machte mir Angst.

Ich wollte nicht noch jemanden in meinem Leben verlieren, nachdem schon meine Mutter gegangen war. Ich fragte mich, ob Aki Verluste noch fühlte, wenn er niemanden mehr hatte. Aber ich wollte jemand für ihn sein. Nicht nur der Sohn seines Chefs, auf den er aufpassen musste, oder eine Person, die er einfach nur mochte. Ich wollte, dass er mich liebte.

Verzweifelt schnappte ich nach seinen Lippen und setzte alles daran, diesmal die Herrschaft in dem Kuss zu haben. Es lief auf einen Machtkampf aus, in dem ich ohnehin im Nachteil war, doch ich wollte mich nicht geschlagen geben.

Da wir beide irgendwann irgendwann Luft brauchten und ich alles gegeben hatte, um nicht zu verlieren, war es ein Unentschieden. Japsend zog ich den Sauerstoff ein und blickte zur Decke.

„Du wirst besser“, flüsterte Aki gegen meinen Hals und ich musste grinsen. Wenn man das von ihm hörte, war das schon eine Menge wert, würde ich sagen.

Ich blieb einfach liegen, eine Hand auf seinem Rücken, eine in seinem Nacken und genoss seine Bewegungen. Meine Zweifel verstand ich inzwischen nicht mehr, denn es war einfach Himmel so in seinen Berührungen aufzugehen und sich verwöhnen zu lassen. Es tat kaum noch weh, da die Lust den Schmerz überlagerte beziehungsweise ich ihn vergaß.

Doch allmählich wurden Akis Bewegungen ruckartiger und seine Muskeln spannten sich stärker an. Sein Atem, der schon lange schwerer ging, wurde noch angestrengter. Wahrscheinlich ging es mir nicht viel besser, aber ich konzentrierte mich lieber auf Aki. Das tat ich schon seit den ersten Tagen.

„Aki?“, murmelte ich und nach einem ‚Hm?‘ als Antworte, redete ich weiter: „Küss mich.“

Erneut kam er meiner Aufforderung nach und legte seine Lippen auf meine. Seufzend erwiderte ich den Kuss und spielte mit der Zunge kurz an dem Ring. Während unsere Lippen verschlossen waren, wurden seine Bewegungen weiter verlangsamt, doch waren gleichzeitig stärker. Ergeben stöhnte ich in seinen Mund, als er fester zustieß als bisher.

„Mehr“, bat ich gegen seine Lippen und gleich darauf stiegen sowohl Tempo als auch Kraft. Zufrieden lächelte ich und zog kurz mit einem Finger an der Kette, die an seinem Ohrring endete. Dafür kam ein leises Knurren über die geschwungenen Lippen, weshalb ich erneut an der Kette zog. Belohnt wurde ich auf nicht gerade sanfte Weise mit einem Biss in meine Unterlippe.

Erneut änderten sich Akis Bewegungen. Als er wenige Momente später in mir kam, stöhnte er und löste den Kuss. Ich konnte die warme Flüssigkeit in mir spüren. Ein komisches Gefühl.

Doch als Aki in meinen Hals biss, schrie ich leise auf und kam ebenfalls. Jetzt spürte ich es nicht nur in mir, sondern hatte es auch noch auf meinem Bauch. Über diesen fuhr Aki mit einem seiner Finger, den er gleich darauf ableckte und mich mit einem zufriedenen Glanz in den Augen ansah.

„Ein Bad?“, bot er ruhig an und ich nickte nur. Ich mochte es, wenn seine Augen diesen Ausdruck zeigten. Allerdings mochte ich es nicht, dass seine Wärme verschwand. Denn das tat sie, als er aufstand und über den Flur ins Bad ging, um mir das versprochene Bad einzulassen.

Schnell richtete ich mich auf und blickte ihm nach. Nur wenige Momente später, war Aki wieder bei mir und hob mich aus dem Bett. Diesmal nicht so, dass ich meine Beine um ihn schlingen musste, sondern indem er einen Arm unter meine Beine schob und einen unter meinen Rücken. Brav legte ich meine Arme um seinen Hals und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken.

„Darf ich heute bei dir schlafen?“, fragte ich leise und sah zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, um sein Nicken mitzubekommen. Fröhlich lächelte ich.

Das Grinsen verschwand aber sofort, als ich in das heiße Wasser sank. Wimmernd atmete ich ein und hielt mich weiterhin an Akis Hals fest. Doch als Mafiosi kämpfte er mit unfairen Mitteln, lenkte mich mit einem innigen Kuss ein und löste, dabei meine Arme von seinem Hals. Als er sich aufrichtete, konnte ich mich somit nicht weiter festhalten und sank in das heiße Wasser.

Mit einem Zischen ließ ich die Luft entweichen, die ich in meinen Lungen eingeschlossen hatte und ließ mich zurücksinken. Den Kopf in den Nacken gelegt und am Rand angelehnt, betrachtete ich die Decke und die Lichtspuren, die das Wasser an der verputzten Wand hinterließ.

Seit diesem Vorfall waren einige Tage vergangen. Den Tag nach dieser Nacht hatte ich zuhause verbracht, da ich dank Aki einen Muskelkater hatte, doch danach war ich wieder zur Schule gegangen. Ärger hatte ich keinen mehr, nervige Fragen aber umso mehr. Alle hatten wissen wollen, wieso ich so sehr an meinem Bodyguard hing und als ich antwortete „Ich bin in ihn verknallt und jetzt ist er mein Lover“, hatten alle gelacht und ich hatte es ihnen überlassen, sich eine Meinung zu bilden.

Wenn ich so darüber nachdachte, hatte Aki mich ziemlich verändert. Ich war ein wenig offener und auch selbstbewusster, doch still und zurückgezogen trotz allem. Anderseits hatte ich die letzten Wochen mehr durchgemacht, gelernt und an Fürsorge bekommen, als in den letzten zehn Jahren.

Akira, also mein Hase, biss mich in den Finger, als ich aufhörte, ihn zu streicheln. Um einer neuen Attacke durch die viel zu spitzen Zähne zu entgehen, streichelte ich ihn brav weiter und setzte meinen Gedankengang fort.

Heute in der Schule war etwas Ungewöhnliches passiert. Yumi hatte sich in der Mittagspause mal wieder zu mir gesetzt und gefragt, was dahinter war, dass ich Aki als meinen Lover bezeichnet hatte. Also erzählte ich ihr, dass wir einmal miteinander geschlafen hatten und ich ihn liebte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich es mir selbst eingestanden. Ich liebte Aki nun einmal. Im Anschluss hatte ich ihr das Versprochen abgenommen, dass sie niemandem davon erzählen sollte und dann haben wir noch eine Weile über meine Gefühle geredet. Inzwischen hatte ich Yumi richtig gerne.

Vorsichtig hob ich Akira von der Matratze und stand auf, um das schwarze Tierchen in seinen Käfig zu bekommen. Danach ging ich hinunter in die Küche und holte mir ein Glas Cola. Die Tür zur Terrasse stand offen, also ging ich hinaus und wie erwartet stand Aki mit der Hüfte an die Brüstung gelehnt dort und rauchte eine Zigarette.

„Ist irgendwas passiert?“, fragte ich leise und stützte mich mit den Fersen am Rand des Stuhls ab, da ich die Beine angezogen hatte, sie jedoch nicht mehr Platz hatten. Sachte nippte ich an der Cola und betrachtete Akis Rücken.

„Dein Vater kommt wohl bald wieder. Er hat nichts Genaues gesagt, aber ich mache mir Sorgen“, erklärte der Schwarzhaarige und drückte seine Zigarette auf der Balustrade aus, bevor er sich umdrehte und zu mir ging.

„Einhorn“, murrte ich nur und nuckelte weiter an der koffeinhaltigen Zuckerlösung. Ruhig folgte ich mit dem Blick Akis Hand, als er sie auf meinem Knie ablegte und weiter nach unten rutschen ließ.

„Einhorn?“, wiederholte er ruhig und spielte an meiner Hüfte mit der Stoffschleife, die den Gürtel an Ort und Stelle hielt, welcher wiederum meine Hose hielt. Blöderweise war die Schuluniform nicht für meine schmalen Hüften gedacht, weshalb ich immer mit einem Gürtel herumlief.

„Keine Ahnung, ist mir so rausgerutscht“, murmelte ich verlegen und senkte den Kopf leicht, um ihm nicht mein beschämtes Gesicht zeigen zu müssen. Ich wusste ja selber nicht, wie ich auf diese Fabelwesen kam.

„Niedlich“, flüsterte Aki in mein Ohr, bevor er an meinem Hals zu knabbern begann, woraufhin ich den Kopf automatisch leicht neigte und gleichzeitig versuchte, nicht den Kontakt zu meinem Suchtmittel zu verlieren.

„Stell das Glas weg, Yuki“, schnurrte Aki und leckte kurz an meinem Unterkieferknochen.

„Nein“, meinte ich und zog einen leichten Schmollmund. Ich mochte Aki und seine Liebkosungen, auch wenn wir nur einmal miteinander geschlafen hatten, aber meiner Cola gab ich in solchen Momenten doch den Vorzug.

„Kleiner Idiot“, sagte Aki, wuschelte mir kurz durch die Haare und verschwand dann nach drinnen. Ich blieb noch auf meinem Platz sitzen und trank aus, bevor ich ihm folgte.

Ich fand ihn auf der Couch im Wohnzimmer, wo er wieder am Fernsehen war. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass er eigentlich einen Film ansah, setzte ich mich auch seinen Schoß und blinzelte ihn aus großen Augen an.

„Also die Cola hat Vorrang, aber wenn sie alle ist, kommst du nach Vergebung heischend zu mir?“, brachte er die Situation auf den Punkt und obwohl seine Worte wohl als Frage gedacht waren, kamen sie eher wie eine Feststellung heraus.

„Genau“, nuschelte ich und wollte schon nach seinen Lippen schnappen, als er mich an den Haaren zurückzog und ich ein leises „Itai!“ jammerte ich, als er mir den Kopf in den Nacken zog, um kurz darauf in meinen Hals zu beißen.

„Eine Bestrafung muss schon sein, Kleiner“, flüsterte er leise, bevor er sanft mit der Zunge über die Stelle leckte, an der eben noch seine Zähne gewesen waren.

Ein ersticktes Keuchen kam mir über die Lippen, als er kurz über meinen Schritt strich, bevor die Hand an meinen Rücken wanderte und festhielt, während er mit seinem Mund immer wieder die Prozedur von Zubeißen und Lecken wiederholte.

„Aki“, japste ich leise und wollte nach seinen Schultern greifen, jedoch wurden meine Hände gnadenlos abgewehrt und am Ende hielt er sie mir auf dem Rücken fest.

„Leise sein, sonst wird die Strafe schlimmer“, murmelte er gegen meinen Hals, bevor er langsam eine Spur aus brennenden Küssen in Richtung meiner Schultern zog.

Ich unterdrückte das Stöhnen, das sich langsam anbahnte, konnte jedoch nichts dagegen tun, dass es zu einem Wimmern nach mehr wurde.

„Leise sein“, wiederholte Aki und ließ von meinem Hals ab, um mich endlich richtig zu küssen. Seufzend erwiderte ich diesen und lehnte mich an ihn, ließ mich auch in die Rolle der gebenden Person versetzen.

„So ist das schon besser“, meinte der Schwarzhaarige, nachdem er sich aus dem Kuss zurückgezogen hatte. Dann hob er mich von seinem Schoß und stand auf. Verwirrt sah ich ihn an und sah zu, wie er in die Küche verschwand. Schnell krabbelte ich auf die andere Seite der Couch, um einen besseren Blick auf das, was er machte, zu haben.

Doch da er mit dem Rücken zur Tür stand, konnte ich nur raten, was er so trieb. Also legte ich mich auf den Bauch, stellte die Ellbogen auf, stützte mein Kopf darauf und begann mit den Beinen in der Luft zu fächern, während ich den athletischen Körper bei seinen Bewegungen beobachtete.

Beinahe hätte ich gefragt, was er da überhaupt machte, doch das Schweigegebot war noch nicht aufgehoben worden. Wäre ich ein Hund, hätte ich inzwischen schon ein Leckerli bekommen, weil ich so brav war. Vielleicht hatte ich ja Glück und Aki gab mir eine Belohnung.

Mir war schon klar, dass ich ein fettes Grinsen im Gesicht hatte, während ich mir ausmalte, was der Schwarzhaarige wohl so anstellen würde. Noch eine Veränderung, die ich durch meinen Betreuer erlitten hatte: Ich war eindeutig versauter geworden. Aber wer würde das nicht werden, wenn man schon mal diese starken Finger auf seinem Bauch gespürt hatte oder auf den Beinen, wobei hin und wieder die Nägel-

Ich schlug mir innerlich selbst gegen den Kopf, da ich gedanklich schon wieder abrutschte und begnügte mich wieder damit, ihn einfach zu beobachten. Schade, denn ich würde ihn gerne fragen, was seine Lieblingsfarbe war, sein Lieblingstier, bevorzugte Musik und favorisierte Bands. Schon verdreht, dass wir seit drei Wochen zusammenlebten und ich nicht einmal diese einfachen Dinge von ihm wusste.

„Hast du Hunger, Kleiner?“, fragte Aki und erschien mit einer Schüssel, deren Inhalt ich nicht sehen konnte, im Türrahmen zwischen Küche und Wohnzimmer. Hastig nickte ich und setzte mich auf, um mit neugierigen Blicken zu dem Porzellangefäß zu sehen.

Ich nickte nur, war immerhin ein braves Haustier. Ich könnte mich dafür schlagen, dass gedacht zu haben. Interessiert beobachte ich, wie Aki sich neben mir nieder ließ und aus dem Nichts (wirklich, er hatte sie nirgends) ein paar Stäbchen zog. Schnell rutschte näher zu meinem Bodyguard und wollte in die Schüssel spähen.

„Mund auf, Augen zu“, war nur der Kommentar darauf, so wie dass er die Schüssel über seinen Kopf hob, so dass ich nicht hineinsehen konnte. Also folgte ich der Anweisung, schloss die Augen und öffnete den Mund leicht. Nur wenige Sekunden später spürte ich das Essen und nahm es von den Stäbchen. Zuerst vorsichtig biss ich zu, bis klar war, dass es nichts Schlimmes war, sondern einfach nur ein Stückchen Fleisch. Zufrieden schluckte ich und machte den Mund dann erneut auf.

Das war eindeutig eine angenehme Belohnung, befand ich, während ich mich von Aki füttern ließ. Und beim Teufel, er konnte einfach genial kochen. Alles, was er zubereitete, war ein Höhepunkt für die Geschmacksknospen.

Ich wartete bereits auf das neue Häppchen, als ich Akis Zunge spürte, die mir einen Tropfen Sauce von der Unterlippe leckte. Überrascht keuchte ich auf und legte meinen Hand in seinen Nacken, damit er sich nicht erneut zurückziehen konnte.

„Du wirst gierig, Kleiner“, murmelte Aki und drückte mich nach hinten, so dass ich auf dem Rücken lag und er mir gnadenlos den Verstand ins Nirvana küssen konnte. Gleichzeitig zogen seine Hände mein Hemd aus der Hose, um dann über meinen Bauch zu fahren.

Leise murrte ich, da eigentlich er derjenige war, der immer anfing, doch ich war eindeutig zu artig, wenn er etwas sagte. Selbst wenn er sagte, ich solle aus dem Fenster in meinem Zimmer springen, würde ich es wahrscheinlich machen. Einfach nur, weil ich ihm vertraute und das wusste er nur zu gut. Die einfachste Erklärung war immer noch die Wahrheit, doch bisher hatte ich Aki nicht gesagt, was ich für ihn empfand. Ich sah auch keinen Grund dazu, da er selbst nie etwas sagte. Also schwieg ich über meine Gefühle.

„Wirst du den ganzen Abend nichts mehr sagen?“, fragte der Schwarzhaarige leise und sah mich aus seinen dunklen Augen ruhig an. Ich erwiderte den Blick, schaute ihn jedoch anklagend an.

„Ach, du redest nicht, weil du leise sein sollst?“, hakte Aki nach, wobei ein amüsiertes Funkeln in seinem Blick lag. Meine Antwort bestand aus einem Nicken, Akis Erwiderung ein Kopfschütteln. „Red wieder, Kleiner. Deine Stimme ist zu angenehm, als dass du schweigen solltest.“

„Sadist“, murmelte ich leise und wollte erneut von dem Schwarzhaarigen geküsst worden, doch er setzte sich einfach auf, als ich mich nach oben beugte. Also tat ich es ihm gleich und setzte mich mit angezogenen Beinen vor ihn.

„Was ist deine Lieblingsfarbe?“, fragte ich neugierig und legte mein Kinn auf meine Knie, was hieß, dass ich nur mit den Wangen auf meinen Kniescheiben lag und mein Kinn dazwischen ruhte.

„Schwarz, aber-“, setzte Aki an, doch ich unterbrach ihn einfach, um ihm die Fragen zu stellen, die mir auf der Zunge brannten. Ich wollte einfach nur wissen, was er mochte und was nicht.

„Lieblingstier?“, fragte ich weiter und musterte dabei das Lichtspiel, das auf seinen Haaren entstand, als er mir den Kopf zuwandte.

„Du“, antwortete er, woraufhin ich ihn finster anblickte. Ich war doch kein Tier, sondern ein Mensch. Wobei der Mensch ja eigentlich auch nur ein Tier war, nur eben höher entwickelt. Somit hatte er eigentlich in seiner Aussage Recht, doch ich war kein Haustier, weshalb ich ihn in den Arm kniff.

„Was kannst du überhaupt nicht leiden?“, erkundigte ich mich weiter und richtete diesmal den Blick auf die Kette, die leicht zu schwingen begann, als sich Akis Lippen bewegten.

„Pink“, war die schnelle Antwort. Fragend hob ich eine Augenbraue. Logisch betrachtete war es jedoch offensichtlich. Aki war ruhig, gelassen und ernst, da fing er mit einer bunten Farbe wie Pink wohl nicht viel an.

„Eh?“, machte ich einige Sekunden verspätet und sah ihn verletzt an. Vorsichtig griff ich mir in die Haare, die ich immerhin monatlich knallpink färbte. Demnach konnte Aki meine Haare nicht ausstehen. Das war verletzend, da ich immer sehr stolz auf meine auffällige Haarfarbe war.

Doch der Schwarzhaarige zog meine Hand wieder nach unten und hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen, bevor er sie losließ. „Deine Haare mag ich.“

Puff! Alle Zweifel waren mit diesen vier Worten weggeblasen und befriedigt sah ihn zu ihm, bevor ich aufstand und ihm einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte. „Ich geh jetzt schlafen. Morgen ist Schule und ich wollte noch ein bisschen spielen.“

„Aber nicht mit mir“, stellte Aki fest und zog kurz an den Haaren in meinem Nacken, was ich mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln bemerkte. Noch einmal drückte ich ihm einen kurzen Kuss auf, bevor ich den Raum verließ und über die Treppe nach oben ging.

Zuerst ging ich ins Bad, wo ich mich unter die Dusche stellte und einfach nur das warme Wasser spürte, das auf meinen Kopf und meine Schultern prasselte, bevor es sich in Bahnen über meinen Körper nach unten ergoss. Lange stand ich unter der Dusche, wusch dabei meine Haare und meine Haut, bevor ich hinausging und die pinken Strähnen trockenrieb und kurz frisierte.

Nur mit einem Tuch um die Hüften ging ich in mein Zimmer, zog mir einen Pyjama an und setzte mich dann auf mein Sofa. Geübt griff ich nach meiner Gitarre und steckte sie an. Sie war gerade mal ein Jahr alt und das schwarze Holz wurde durch Goldspuren verziert.

Langsam ließ ich meine Finger darüber gleiten und stimmte eine sanfte Melodie an. Dabei ließ ich meine Gedanken schweifen, doch ich fand keine Themen, über die ich nachdenken musste. Also spielte ich einfach gedankenlos vor mich hin, bis meine Finger zu schmerzen begannen und ich bei einem Blick auf die Uhr feststellte, dass ich viel zu lange gespielt hatte.

Eilig räumte ich das Instrument weg und kuschelte mich unter die Decke. Doch zum Schlafen kam ich nicht. Es waren keine Gedanken, die mich wach hielten, ich konnte einfach nicht einschlafen. Immer wieder drehte ich mich unter der Decke um, doch es half nichts. Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis es mir endlich vergönnt war, dass ich ins Traumreich sank.

Ich träumte irgendwas Verstörendes und dennoch konnte ich mich am nächsten Morgen nicht daran erinnern, um was es in dem Traum ging, obwohl ich ziemlich aufgewühlt war.
 


 

________________________

Hai, ein eher erigenisloses Kapitel, würde ich sagen "XD

Aber es beschreibt den jetzigen Stand der Beziehung ganz gut ^^

Wäre Yuki nur nicht wirklich ein süßes Haustier? :3
 

Achja, für die, die jetzt hier das Nachwort lesen: Das letzte Kapitel war nicht meine Schuld!

Normalerweise übergeh ich solche Sachen, aber ich wollts einmal probieren, dann hat mir meine beste Freundin gesagt, dass ichs machen soll, da ich Zweifel hatte und eigentlich ist es doch etwas schlechter als ich dachte - und harmloser (laut Freischalter XD)
 

Naja, was noch... Der Häschenname ist veröffentlicht und ich bin echt froh, dass die Geschichte fertig geschrieben ist, weils mir gerade wieder schlechter geht (heil auf den Zusammebruch der Psyche! yay -.-)
 

Also ich hoffe, es hat doch einigen Leuten gefallen ^^

LG und bis Samstag/Sonntag

Das Knallen der Tür weckte mich am nächsten Morgen. Erschrocken setzte ich mich auf, da ich dachte, Aki wäre gegangen, doch stattdessen erblickte ich meinen Vater im Türrahmen. Überrascht blinzelte ich ihn an, bis ich kapierte, dass das kein Traum war. Tollpatschig tatschte ich nach Aki neben mit und rüttelte ihn durch, bis er wach war.

Keiner von uns konnte reagieren, da war mein Vater schon bei mir und schlug mich. Rasend schnell zog der Schmerz durch meine Wange und ich ließ den Kopf zur Seite gedreht, zu der er bei der Wucht des Schlages geflogen war.

„Geht’s dir gut?“, fragte Aki besorgt und wollte mich in seine Arme ziehen, doch ich drückte ihn weg und stand auf. Mit gesenktem Kopf stand ich vor meinem Vater, verbeugte mich kurz, bevor ich aus dem Raum flüchtete.

Ich konnte mir vorstellen, was er dachte. Dass ich Schuld an dem Ganzen war, das er soeben gesehen hatte. Aki und ich in einem Bett, wir beide halbnackt. Wenn es nach meinem Vater ging, war ich immer Schuld und bei seiner Weltansicht hatte ich Aki wohl noch verführt.

In meinem Zimmer holte ich Akira aus seinem Käfig und kuschelte mich mit dem Hasen auf mein Bett. Von unten konnte ich Stimmengewirr hören, doch was genau geredet wurde, verstand ich nicht. Wie selten in meinem Leben nahm ich meinen Mut zusammen, drückte Akira an meine Brust und schlich zur Treppe. Ich setzte mich so hin, dass man mich von unten nur schwerlich sehen konnte und lauschte. Diesmal verstand ich besser, worum es ging.

„… Es war meine Schuld. Der Kleine hat damit nichts zu tun“, erklärte Aki ruhig. Seine Stimme war immer so ruhig. Außer, wenn er mal wieder etwas ganz bestimmtes von mir wollte, doch sonst war sie immer so gelassen. Ich beneidete ihn darum.

„Lass doch die faulen Ausreden. Er hat dich verblendet, so wie bei jedem Menschen auch. Seine Mütter hätte ihn niemals retten dürfen“, rief mein Vater aufgebracht.

Ich zuckte bei seiner lauten Stimme zusammen. Seine Worte waren verwirrend. Meine Mutter hatte mich nicht gerettet, sie war einfach abgehauen, als ich ein kleines Kind war. Aber wenn mein Vater mir etwas verheimlicht hatte… Bei seinen Worten wurde mir erst klar, dass es wohl durchaus im Bereich des Möglichen wäre, dass mein Vater mich mit einer Lüge hatte aufwachsen lassen.

„Ich lüge nicht. Yuki-Mura war normal, er kann nichts dafür, dass ich mehr von ihm wollte. Sie sollten doch selbst wissen, dass man nichts gegen Gefühle machen kann und ich habe sie ganz sicher nicht herbei gewunschen. Ebenso wenig hat Yuki irgendwas gemacht“, redete Aki unbeirrt weiter. Die Stimme meines Vaters schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Das lag wahrscheinlich daran, dass er in seinem Beruf mehr durchgemacht hatte, als dass ihn ein aufgebrachter Chef noch weiter störte.

„Yuki-Mura ist ein verzogenes Balg. Ab jetzt hältst du dich von ihm fern. Du kehrst zu deinen alten Aufgaben zurück und mehr will ich nicht von dir. Zu meinem Sohn unterbindest du jeden Kontakt“, erklärte mein Vater wutschnaubend. Seine Worte zerrissen mir das Herz. Dass ich ein ‚verzogenes Balg‘, um es mit seinen Worten zu sagen, war, störte ich mich. Ich wusste ja, dass er keine all zu hohe Meinung von mir hatte, doch dass er Aki von mir trennen wollte, schmerzte so sehr wie nichts zuvor.

„Aber-“, setzte Aki an, doch was auch immer er sagen wollte, irgendwie brachte mein Vater ihm zum Schweigen. Ich wartete ab, was als Nächstes passieren würde, doch es drangen keine weiteren Worte nach außen. Dafür verließ mein Vater nach einigen Minuten das Gästezimmer. Aki folgte ihm nur wenig später, vollständig angezogen und mit einer gepackten Tasche das Zimmer.

Ich zog die Luft scharf ein, als mir bewusst wurde, dass er diesen Befehl meines Vaters befolgen würde. Langsam stiegen mir die Tränen in die Augen, während ich den Schwarzhaarigen dabei beobachtete, wie er zur Haustür ging, wo er seine Schuhe anzog.

Vor lauter Schrecken ließ ich Akira los, der nun zu Aki, nach dem er eigentlich benannt worden war, die Treppen hinunter hoppelte. Ich hielt das kleine Tier nicht auf, sondern blieb auf meinem Platz und versuchte verzweifelt, nicht einem Zusammenbruch zu erliegen.

Aber Aki würde gehen. Es war wahrscheinlich, dass ich ihn nie wieder in meinem Leben sah. Ich würde nie wieder seine weichen Lippen spüren oder seine warme und angenehme Haut spüren. Nie wieder den Glanz in seinen Augen sehen, der das einzige Zeichen von Gefühl war. Nie wieder sein Essen essen, das er immer nur für mich kochte. Nie wieder mit ihm in einem Auto sitzen oder seine Gesellschaft genießen. All das und noch so viel mehr ging mit dem Schwarzhaarigen aus meinem Leben.

Ich schluchzte verzweifelt auf, als Aki den schwarzen Hasen hochhob und nun zu mir blickte. Es war kein Wunder, dass er mich so schnell erblickte, denn immerhin lag die Treppe gegenüber der Tür.

„Du hast es versprochen“, murmelte ich erstickte, bevor ich auf sprang und in mein Zimmer stolperte. Ich konnte es nicht ertragen, seinen ruhigen Blick zu sehen, wenn wir beide wussten, dass er gehen würde und nie wieder käme.

In meinen eigenen vier Wänden verzog ich mich in das Eck hinter der Tür und setzte mich mit angezogenen Beinen auf den Boden. Das Gesicht vergrub ich an meinen Knien, in der schwachen Hoffnung, dass das alles nur ein fürchterlicher Alptraum war.

Es konnte doch nicht einfach so vorbei sein. Aki konnte nicht einfach so gehen, nur weil mein Vater das verlangte. Er konnte mich nicht alleine lassen.

Und dennoch flüsterte etwas tief in meinem Inneren, dass er es doch konnte, was meine Tränen nicht verhinderte.

Selbst als Minuten vergingen, wachte ich nicht auf und meine Hoffnung, dass das alles nur ein Traum war, verblasste immer weiter.

Als die Tür aufging, schaute ich hoffnungsvoll auf, doch es war mein Vater, der in mein Zimmer ging, Akira unsanft in seinen Käfig steckte und schließlich mich mit seinen eisigen Augen anblickte. Unvorstellbar, dass sie früher voller Liebe waren, als meine Mutter noch da gewesen war.

„Ab Montag bekommst du einen neuen Bodyguard. Er bringt dich zur Schule und holt dich von dort ab. Wenn du irgendwohin gehst, begleitet er dich. Wenn du irgendwas machst, sagst du es ihm“, erzählte er mit seiner gletscherkalten Stimme, bei der mir Schauer über den Rücken liefen.

„Er kommt nicht wieder?“, fragte ich, wollte doch nur noch ein wenig Hoffnung in meinem Leben haben, dass Aki zurück kommen würde und mich wieder mit seiner ruhigen Stimme tadeln, loben, mir Komplimente machen, Befehle erteilen.

Es kam keine Antwort, dafür trat mein Vater auf mich zu und schlug mich erneut. Diesmal auf die andere Wange. Ich verkniff mir das Wimmern.

Mein Vater verließ das Zimmer wieder und schlug die Tür hinter sich zu. Bei dem lauten Geräusch zuckte ich zusammen. Es war alles so vorhersehbar gewesen. Er würde nachhause kommen, ich bekäme den Ärger und Aki gehen. Dennoch hatte ich meine Augen all die Wochen davor verschlossen.

Mit zittrigen Beinen stand ich auf und ging zu meinem Bett, auf dass ich mich fallen ließ. Ich rollte mich zusammen und schnappte mir eines der Zierkissen, die zuhauf auf dem viel zu großen Bett lagen. Trostsuchend klammerte ich es an meine Brust und vergrub mein Gesicht in dem Federkissen.

Immer wieder brachten Schluchzer mich zum Erschüttern, die Tränen kamen mir unaufhörlich und der Schmerz wollte einfach nicht verschwinden. Irgendwann kam es so weit, dass ich nicht mehr richtig zu Atem kam.

Erstickt versuchte ich, wieder Luft in meine Lungen zu bekommen, doch es klappte nicht. Immer mehr beschleunigte sich mein Luftholen, bis ich irgendwann nur noch keuchte und kam Sauerstoff einsog, als ich diesen auch wieder ausstieß.

Mein Handyklingeln war es, das mich die Luft anhalten ließ, die ich gleich wieder ausatmete. Schnell sprang ich auf und kramte auf meinem Schreibtisch nach dem kleinen Telefon.

Ich war nicht total verloren. Ich hatte Akis Nummer und er hatte meine. Wir konnten immer noch telefonieren oder schreiben. Es würde alles wieder gut werden.

„Kleiner?“, erklang Akis Stimme, nachdem ich abgenommen hatte und hastig nickte ich, bis mir einfiel, dass ich am Telefon saß und nicht vor meiner Webcam.

„Hai“, schniefte ich ins Telefon und ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Seine Stimme in meinem Ohr. Der Schmerz von eben war vergessen, allein indem ich diesen angenehmen Klang hörte.

„Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verlassen“, erklang die ruhige Stimme, mit einem leichten Unterton der Angespanntheit. Es schmerzte ihn selbst, was vorgefallen war.

„Du kannst nichts dafür“, flüsterte ich heiser und krallte die Finger in mein Knie. Anlässlich des so typischen Gespräches für uns, bestehend aus der Entschuldigung und der Erwiderung, dass der andere nichts dafür könne, musste ich lächeln.

„Hör zu, Kleiner. Schreib die Nummer auf und versteck den Zettel dann irgendwo. Wahrscheinlich wird dein Vater dir ein neues Handy besorgen. Wenn du eine neue Nummer hast, meldest du dich bei mir“, befahl Aki ruhig und es drängte sich mir die Frage auf, wie oft er so etwas in der Art wohl schon durchgemacht hatte. Ob immer Gefühle dabei im Spiel gewesen waren.

„Ich mach das“, murmelte ich leise und kramte bereits nach einem Zettel und einem Stift, während ich nach einem geeigneten Versteck suchte. „Aki?“

„Ja, Kleiner?“, fragte Aki, seine Stimme klang so müde. Ich wollte mich jetzt an ihn kuscheln und durch seine Haare streichen, bis wir beide eingeschlafen waren und ich mich dabei an ihn kuschelte, während er seinen Arm um mich legte, ohne dass wir beide irgendwas bemerkten.

„Ich liebe dich“, nuschelte ich leise. Es war möglich, dass wir trotzdem nicht mehr miteinander sprachen, doch das wollte ich mir nicht einmal vorstellen.

„Ich muss jetzt auflegen“, war Akis knappe Antwort, bevor seine Stimme wirklich durch das Tuten ersetzt wurde. Verschreckt sah ich auf das Display. Erneut stiegen mir die Tränen in die Augen. Normalerweise hätte Aki mich geküsst, wenn ich ihm das gesagt hätte, doch er war nicht da. Ich wollte ihn wieder.

Ich hielt meine Gefühle für wenige Moment zurück und schrieb die Telefonnummer schnell ab, bevor ich den Zettel nahm, zusammen faltete und in einer Packung mit Ersatzseiten für meine Gitarren in meinem Nachtkästchen versteckte.

Dann holte ich Akira aus seinem Käfig und kuschelte mich mit ihm wieder aufs Bett. „Wenigstens du bist mir geblieben“, flüsterte ich leise gegen sein flauschiges Fell, während die Tränen wieder zu fließen begannen.

Wie sollte ich bloß ohne Aki weitermachen? Ich wollte nicht wieder alleine sein und ich wollte auch keinen neuen Bodyguard haben. Ich wollte ihn einfach wiederhaben und mich von ihm trösten lassen. In seine Arme schmiegen und die schützende Wärme spüren können.

Mit diesen Gedanken schlief ich irgendwann ein.
 

Keuchend fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Alles war so erschreckend und real gewesen. Die Männer im Anzug, die in unserem Garten erschienen waren, während ich meiner Mutter dabei half, die Wäsche aufzuhängen. Sie redete kurz mit ihnen, doch ich verstand nicht, worum es ging. Dann zog einer der Männer eine Waffe. Sie rief nur noch, ich solle laufen. Ich lief. Im Hintergrund knallte ein Schuss.

Mir fielen die verstörenden Worte ein, die mein Vater gestern gesprochen hatte. „Seine Mütter hätte ihn niemals retten dürfen“ hatte er gesagt. Also hatte er damit gemeint, dass sie mich gerettet hatte, als ein verfeindeter Clan auf unser Grundstück gekommen war. Danach waren wir umgezogen.

Akira war wieder in seinem Käfig verschwunden, dessen Türe immer noch offen stand. Also war er auch gegangen.

Ich blieb den ganzen Tag im Bett liegen, hatte das ganze Zimmer verdunkelt und betrachtete die Leuchtsterne an meiner Decke. Ich versuchte zu verdauen, was am Vortag passiert war und was das alles bedeutete.

Aki war weg. Ich würde nur mit ihm telefonieren können und selbst dabei wusste ich nicht, wie oft und wie lange. Ich konnte ihn wahrscheinlich nie wieder sehen, es sei denn, dass er hier vorbeikam, wenn er etwas von meinem Vater wollte. Doch solange mein Vater da war, durfte ich ihn nicht berühren, vielleicht von meinem Platz auf der Treppe aus ansehen.

Dazu kam, dass meine Mutter nicht abgehauen war. Sie war tot, für mich gestorben. Mein Vater hasste mich, weil er mir die Schuld daran gab, dass seine Frau gestorben war. Ich hatte all das Leid in seinem Leben verursacht und ich war es ihm nicht einmal wert, dass er mich nun vor dem gleichen Schicksal bewahrte. Er hasste mich einfach abgrundtief.

Das alles zusammen genommen, bedeutete, dass ich noch mindestens vier Jahre in diesem Haus verbringen musste, bis ich gesetzlich erwachsen und somit für mich selbst verantwortlich war. Bis dahin konnte Aki sonst was widerfahren sein. Vielleicht hätte er sich in dieser Zeit auch neu verliebt.

Doch all die Grübelei half mir nicht, den Schmerz in meinem Herzen zu vergessen. Ich fühlte mich leer, mir fehlte die doch so vertraute Nähe meines Betreuers. Ich wollte wieder Akis Hand spüren, die mir durch die Haare fuhr oder die Lichtspiegelung auf seinen Haaren betrachten. Ihm wieder einen Zug aus seiner Zigarette klauen, was meistens in einem Kuss endete.

Zigarette. Es würde mich beruhigen und mir schaden. Und ich könnte diesen Schmerz unterdrücken.

Dagegen sprach, dass ich Aki versprochen hatte, niemals mit dem Rauchen anzufangen. Ich war doch immer brav, ich konnte nicht mit dem Verzehren der Krebserreger anfangen. Doch wichtiger als diese Tatsache: Ich durfte nicht! Ich hatte es versprochen und ich wollte ihn doch nicht enttäuschen. Ich wollte, dass Aki stolz auf mich war, wenn er zu mir zurückkam und nicht erkennen musste, dass ich ihn enttäuscht hatte.

In diesem Moment wünschte ich mir zum ersten Mal, mein Vater würde mich wieder lieben. Dann würde er mich jetzt trösten und vor meinem Schmerz bewahren. Er könnte mich aus diesem Elend an Schmerz befreien.

Ein verzweifelter Schluchzer stahl sich über meine Lippen, als mir klar wurde, dass ich alleine war. Ich hatte niemanden mehr und ich würde alleine bleiben. Aber ich wollte das nicht. Ich wollte nicht alleine sein.

Zumindest musste ich nur noch diesen Tag hinter mich bringen, dann würde die Schule anfangen und ich war wieder unter Menschen. Früher hätte ich mir das nicht gewünscht, ich hatte immer Wert darauf gelegt, Abstand zu den Leuten in meiner Umgebung zu halten. Ich mochte diese Verdorbenheit nicht, wie schnell Lügen verbreitet wurde und wie man immer über alles und jeden herzog.

Ironie des Schicksals dass ich als Sohn eines Yakuza Bosses so dachte.

Ich bewegte mich den gesamten Tag nicht aus meinem Zimmer. Hunger verspürte ich keinen, also aß ich nichts. Mir schmeckte ohnehin nichts, was nicht von Aki kam. Trinken tat ich nur wenig. Bediente mich des winzigen Lagers aus Cola Flaschen in meinem Schreibtisch.

Ich war einfach am Ende.
 


 

____________________________

So, und das ist das achte Kapitel ^^

Yuki muss leiden und, ich gebe es zu, es wird auch nicht besser für ihn "^^

Aber wen es beruhigt: Lange ist die Geschichte nicht mehr ^^ noch drei weitere Kapitel :3

LG~ *wink* *keks dalass*

I'm SOOOORRIIIIIII!!!

Ich will ja niemandem die Schule zuschieben (*hust* tumblr *hust*), aber ich hab blöderweise meinen Upload Termin verpasst! Q____Q

Ihr müsst mir nicht verzeihen, aber bitte weiterlesen! Als Entschädigung kommen diesmal zwei Kapitel! *kekse hinstell*

________________________________________________
 


 

„Das ist nicht der Weg nachhause. Fahren Sie mich sofort nachhause!“, rief ich aufgebracht, als der Wagen in eine vollkommen andere Richtung fuhr, als er eigentlich sollte. Doch mein Protest wurde ignoriert und aus einem fahrenden Auto würde ich auch nicht springen.

„Hey, drehen sie gefälligst um“, schrie ich weiter und beugte mich nach vorne, um nach meinem Bodyguard zu grabschen, doch mein Handgelenk wurde einfach gepackt. Ein Wimmern kam über meine Lippen, als der Schrank von Mensch meine Knochen zusammen drückte.

Schnell zog ich sie zurück und kauerte mich auf der Rückbank zusammen. Diese ganze Situation war doch absurd. Der Mann auf dem Fahrersitz musste mich nachhause fahren, also gab es keinen Grund, nicht dorthin zu fahren.

Aki hätte das nicht gemacht. Aki wäre gerade mal mit mir Einkaufen oder zum Frisör gefahren, aber nicht ins… Rotlichtviertel….

„Was machen wir hier?“, fragte ich hysterisch und rüttelte an dem Fahrersitz. Ich wollte nicht hier sein. Hier liefen so viele illegale Sachen ein, ich wusste auch, dass mein Vater hier einiges vertrieb, aber mir gefiel dieser Stadtteil nicht. Ich wollte nicht hier sein.

„Ich liefere dich am Zielort ab“, war die ruhige Antwort und ein desinteressierter Blick über den Rückspiegel. Aki hat das auch immer gemacht.

„Der Zielort ist mein Zuhause und hier wohne ich definitiv nicht“, rief ich und warf ihm einen entgeisterten Blick zu. Der Typ musste LSD oder so etwas in der Art gegessen haben, wenn er meinte, dass hier irgendwo mein Haus lag.

„Wer hat gesagt, dass dein Vater den Zielort bestimmt hat?“

Wer hat gesagt, dass mein Vater den Zielort bestimmt hat? Niemand hat gesagt, dass mein Vater den Zielort bestimmt hat. Aber wenn mein Vater die Route nicht befohlen hatte, dann jemand anders. Es gab nur wenig Menschen, die Nutzen daraus zogen, mir etwas anzutun.

„Leute aus einem verfeindeten Clan wollen dich umbringen“, waren Akis Worte gewesen. Ich sollte umgebracht werden. Mit großen Augen sah ich den Schwarzhaarigen an, dessen Namen ich nie erfahren hatte. Ich hatte nie die Namen von irgendwelchen Angestellten erfahren.

„Ich werde sterben“, flüsterte ich leise. Angst machte sich in mir breit. Ich wollte nicht sterben, ich wollte doch noch so viel in meinem Leben machen. Ich wollte Aki wieder sehen und ich wollte die Welt bereisen, andere Länder sehen und wieder glücklich werden. Ich konnte und durfte einfach nicht sterben!

„Oh, keine Sorge, wir haben etwas anderes im Kopf“, erwiderte der Mafiosi hinter dem Steuer grinsend. Bei seinem Gesichtsausdruck liefen mir Schauer über den Rücken.

Etwas anderes? Bilder drängten sich in meinen Kopf, von lauter Möglichkeiten dessen, was passieren konnte. Verstümmelung, Knochenbrüche, Schläge, Misshandlungen jeglicher Art. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich wollte nachhause oder, noch besser, zu Aki. Aki würde mich sicher vor alledem beschützen, er würde nicht zulassen, dass mir irgendwas passierte.

Verzweifelt schluchzte ich auf, aus das Auto anhielt. Da ich nicht aussteigen wollte, wurde ich unsanft am Arm durch die Tür gezogen. Auf der Straße war fast niemand unterwegs und die Häuser sahen alt und unbenutzt aus. Doch der äußere Eindruck täuschte, denn als ich in eines der Häuser gezogen wurde, stellte ich fest, dass es innen ziemlich teuer eingerichtet war.

„Lassen Sie mich los!“, kreischte ich und versuchte irgendwie, aus dem Griff zu entkommen, obwohl ich wusste, dass es doch eigentlich hoffnungslos war. Es war unmöglich für mich, aus einem Griff zu entkommen, wenn der Mann sehr viel stärker als ich war. Noch dazu auf eine Art stark, dass man es ihm sogar ansehen konnte. Ganz anders als Aki, voller unnötiger Muskeln.

„Klappe halten“, brummte der Mann nur und stieß mich durch eine Tür. Bei der Kraft landete ich auf meinen Knien, die unangenehm laut auf dem Boden aufkamen. Doch der Schmerz war weitaus größer als der Knall laut war.

„Du bist also der Sohn dieses Mistkerls?“, erklang eine kratzige Stimme, bei der ich aufsah und vor Schreck hintenüber fiel. Der Mann, der gesprochen hatte, lehnte an einem protzigen Schreibtisch. Sein Gesicht war von mehreren Narben geprägt und die Waffe an seiner Hüfte war deutlich sichtbar. Zu sichtbar, als dass es kein Drohmittel sein konnte.

„Was wollen sie von mir? Ich hab überhaupt nichts mit irgendwas zu tun“, haspelte ich und krabbelte auf dem Boden rückwärts. Ich wollte aus diesem Gebäude raus und einfach nur weg von diesen Gruselgestalten. Mit der Mafia wollte ich nichts zu tun haben, genau deshalb hatte ich mich immer dagegen gesträubt, meinem Vater in die Fußstapfen zu treten.

„Es ist aber auch eine Verletzung der Ehre für ein Clanoberhaupt, wenn er die eigene Familie nicht schützen kann.“ Das erklärte alles. Kurz blinzelte ich, um die Erinnerungen an diesen einen Abend abzuschütteln. Jetzt wieder in Liebeskummer zu versinken, würde mir am wenigsten aus dieser Situation heraushelfen.

„Einen hübschen Jungen wie dich der Schönheit zu berauben, würde vielen Leuten hier eine große Freude bereiten. Was glaubst du, was machen sie mit dir?“, fragte mich der Vernarbte, während er immer weiter auf mich zutrat.

Ich im Gegenzug rutschte auf dem Boden immer weiter nach hinten, bis ich die Tür im Rücken spürte und verschreckt zu ihm nach oben sah. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, in der abstrusen Hoffnung, das wäre nur ein Alptraum. Wobei ich eigentlich wusste, dass es kein Alptraum war, da das alles real war. Mein Frühstück und mein Mittagessen, mein Gespräch mit Yumi und mein Getränk waren alles so real wie diese Szene hier.

„Willst du wissen, was sie mit Leuten wie dir machen?“, fragte der Typ weiter und ein erschrockenes Quietschen kam über meine Lippen, als er meinen Kopf am Kinn hochhob. Ein verachtender Gesichtsausdruck trat auf das fremde Gesicht, bevor er mir mit offener Hand ins Gesicht schlug.

„Dein Vater ist dafür verantwortlich, dass wir einige finanzielle Probleme haben. Was glaubst du, wie viel wird er für dich bezahlen?“

„Gar nichts wird er zahlen. Er hasst mich“, antwortete ich und ließ den Kopf sinken. Jedes Mal mussten die Leute meine Wange treffen. Konnten die nicht einmal woanders hin zielen?

„Dann sollten wir dich auf dem Schwarzmarkt verkaufen. So ein nettes Bürschlein wie dich erzielt sicher einen hohen Preis“, erklärte der alte Mann mit einem perversen Grinsen.

Geschockt sah ich ihn an. Verkaufen? Mich? Ich war ja kaum normale Gesellschaft wert, dann würde sicher erst recht niemand für mich zahlen. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, vergrub das Gesicht in den Händen und zog die Knie an. „Aki“, wimmerte ich leise. Wieso konnte er nicht einfach kommen?

„Aki?“, wiederholte der Mann, seine Überraschung war seiner Stimme zu entnehmen. „Verdammt, du kleiner Bastard, ich bring dich um! Dieser Arsch hat uns immer nur Ärger gemacht.“

„Aki kann machen, was er will“, verteidigte ich ihn leise und machte mich schon auf den nächsten Schlag gefasst, der zweifelsohne folgen würde. Doch er blieb aus. Verwundert blinzelte ich durch meine Finger hindurch.

„Oh, das tut er, glaub mir. Aber wichtiger ist die Frage, wie du zu ihm stehst“, sagte der Vernarbte interessiert.

Ich musste schlucken, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Ich wusste nicht, wie ich zu Aki stand. Als er noch da war, hätte man das, was wir hatten, wohl als Affäre bezeichnen können, doch er war weg. Seine Gefühle hatte er mir nie direkt gesagt, ich wusste nur, dass er mich gern hatte.

„Ich weiß es nicht“, antwortete ich dementsprechend und sah zu Boden. Ich hätte mehr Fragen stellen sollen, als er noch da war. Hätte weiter nachbohren müssen, aber ich hatte es nicht getan. Am Telefon ging das auch schlecht, da mein Vater mein Handy eingezogen hatte und beim Haustelefon das Kabel gezogen hatte. Wahrscheinlich kannte er Akis Tricks schon längst.

„Nicht mal ihm können wir eines auswischen“, knurrte der Mann und wandte sich ab. Schnell ging er zu dem Schreibtisch, der wohl seiner war, und ließ sich auf den fetten Sessel dahinter fallen. Dann griff er nach dem Telefon und bellte einen Namen hinein.

Dieser Moment kam wohl einem innerlichen Untergang gleich. Mir verschwamm der Blick, als ich hochgezogen wurde. Die Flure und Treppen über die ich gezogen wurde, drehten sich. Vielleicht stand ich ja vor einem Nervenzusammenbruch.

Als wir stehen blieben, spürte ich kurz einen Schlag, dann wurde die Welt schwarz für mich.
 

Ich wusste nicht, wie spät es war, welcher Tag war, ob Stunden oder Wochen vergangen waren. Da waren nur diese Schmerzen, überall auf meinem Körper. Inzwischen konnte ich nicht einmal mehr weinen, sondern lag nur geschockt auf dem Boden in dem Zimmer, in dem ich immer weiter gefoltert wurde.

Es waren andauernd andere Leute gewesen, doch alle hatten Informationen gewollt, irgendetwas das sie gegen meinen Vater verwenden konnten. Aber man konnte ja schlecht reden, wenn man nichts wusste. Also hatte ich geschwiegen, geschrien, gejammert, Akis Namen geschluchzt und war in der Verzweiflung versunken.

Wem ginge es anders, wenn man permanent geschlagen, getreten, mit Messern oder heißem Metall behandelt wurde. Nur mein Gesicht und meine geliebten Haare waren von all dem verschont geblieben. Meist waren nur die Arme und der Rücken betroffen.

„Damit ich noch einen Preis erzielte“, hatten sie gesagt.

„Nur so würde ich noch Geld bringen“, hatten sie gesagt.

Doch stets hatte ich nur nach Aki geschrien.

Wieso war er nicht hier? Hatte er nicht erfahren, dass ich verschwunden war? Oder lag das Alles erst ein paar Stunden zurück? Ich wusste keine Antworten mehr. Mein Zeitgefühl war verschwunden und inzwischen war ich in Hoffnungslosigkeit versunken. Nicht einmal in Selbstmitleid konnte ich mehr baden.

Ein Bad hatte ich jedoch dringend nötig. Überall klebte mir Blut und Schweiß und Dreck. Ich sah sicher nicht mehr wie der Junge aus, den Aki so gerne hatte.

War er eigentlich in mich verliebt gewesen? Seine Taten ließen nur darauf schließen, doch ich kannte ihn nicht genug.

Ich vermisste seine Küsse und seine Berührungen. Unsere Gespräche und seine Anwesenheit vermisste ich auch. Sogar der Geschmack dieser ekelhaften Zigaretten fehlte mir. Am liebsten würde ich wieder an seiner Piercingkette ziehen oder sein Bauchnabelpiercing befingern. Meine Freude wäre unbeschreiblich, wenn ich wieder an seiner Seite einschlafen könnte, um in seinen Armen aufzuwachen.

Doch das alles waren nur Träume und Wünsche. Realistisch gesehen würde ich auf dem Schwarzmarkt landen, da niemand gekommen war, um mich zu retten, und an irgendeinen reichen Typen verschachert werden. Bei meinem Glück war das ein narzisstischer Mann mit übertrieben ausgeprägtem Sexualtrieb und nach kürzester Zeit würde ich an den Folgen der Behandlung sterben. Mein Körper würde in irgendeinem Loch landen und er würde sich erneut einen Menschen kaufen. Meinen Vater würde das alles nicht interessieren, da er mich ohnehin hasste und wenn ich Glück hatte, würde Aki zumindest ein wenig traurig sein.

Ich würde mich selbst umbringen, wenn ich dann wüsste, ob Aki um mich trauern würde. So weit war es mit mir gekommen.

„Aki, ich liebe dich“, flüsterte ich erschöpft in die stille Leere meines Raumes. Natürlich würde niemand antworten, ich hatte nichts anderes erwartet, doch ich wollte es einfach sagen. Ich musste loswerden, was ich fühlte, konnte es nicht andauernd nur mit mir herumschleppen.

Diese Behandlungen hatten mich zu einem seelischen Wrack gemacht. Mehr denn je wünschte ich mir meinen schwarzhaarigen Engel herbei. Vielleicht würde er als Killer aufhören, wenn ich ihn darum bat. Dann würden wir in irgendeine andere Stadt ziehen, Akira wäre unser kleiner Pflegefall und wir würden ein glückliches Leben führen. Möglicherweise konnte ich auch studieren. Aki würde arbeiten und Geld verdienen, ich würde ihn mit meinem Angesparten unterstützen, bis ich selbst auch arbeiten konnte. Wir hätten uns beide und gute Freunde und es würde alles so viel besser wären.

Es war eine schöne Vorstellung, doch wahr werden würde sie sicher nicht. Wie könnte sie auch, wenn Aki mich nicht rettete. Wahrscheinlich saß er in seiner Wohnung und rauchte eine, während er fernsah. Wie seine Wohnung wohl aussah? Wahrscheinlich dunkle Möbel und die Wände schwarz angemalt. In einem Schrank wären seine Waffen und er hätte ein Bett, in das locker vier Personen gepasst hätten. Ja, das würde zu Aki passen.

Oder aber er war auf einem Auftrag. Am ehesten ein Mordauftrag, den er unauffällig erledigte, weil er ja der Beste war. Er wäre längst verschwunden, bevor irgendjemand etwas mitbekam. Das alles auf Anweisung meines Vaters, doch das störte ihn nicht, da es nun einmal sein Auftrag war.

Woran war eigentlich Akis Bruder gestorben? Ich hatte ihn nie danach gefragt, weil ich seine Wunden nicht aufreißen wollte. Es könnte mit seinem Job als Yakuza und Killer zu tun haben. Vielleicht war er auf einem Rachefeldzug, weil ein Clan seinen Bruder umgebracht hatte. Das würde seine ruhige und zurückhaltende Art erklären.

Wieso hatte er eigentlich ein Tattoo? Ob es wohl irgendeine Bedeutung für ihn hatte? Das Muster sah nicht so gewöhnlich aus, also kam es sicher von ihm. Vielleicht stellte es sein Leben dar, das ihn oft in die eine Sackgasse geführt hatte oder unnötige Umwege hatte nehmen lassen.

Oder warum war seine Lieblingsfarbe schwarz? Vielleicht weil der Tod schwarz war und der Tod sein tägliches Brot war. Vielleicht mochte er auch die Schönheit, die hinter dieser unendlichen Makellosigkeit der Farbe steckte. Sie war so tief und undurchschaubar wie er auch.

Stundenlang konnte ich darüber nachdenken, wieso was in Akis Leben so war. Es kamen immer andere Antworten, doch alle schnitt ich auf seinen Charakter und sein selbst zu. Ich versuchte es alles ihm anzupassen, so dass es nachvollziehbar war. Das Nachdenken half mir, meine Lage, mein Pech und meine Schmerzen zu vergessen. Wenn ich in meiner Liebe zu ihm aufging, konnte ich vergessen, dass ich alleine war, dass ich misshandelt wurde, dass ich Angst hatte, dass ich nicht sterben wollte.

Ich konnte sogar darüber hinwegsehen, dass ich nie gerettet werden würde. Ich war es auch nicht wert, gerettet zu werden. Wieso sollte ich auch? Ich war nur ein unbedeutender High School Schüler mit einem Durchschnittsleben, der gerade mal einen Monat eine Freundin in seiner Klasse hatte. Ich hatte keine Ahnung, was der Mann, den ich liebte, für mich empfand und wahrscheinlich hatte sogar mein Hase mich vergessen. Die einzige Person, die mich wohl vermissen würde, war doch längst schon tot und bekam nichts von all dem hier mit.

Allmählich freundete ich mich mit dem Gedanken an, dass mein Leben bald zu Ende war. Es war ohnehin nicht sehr wertvoll gewesen und mein Tod würde niemanden stören. Ich konnte in Ruhe ins Nirvana gehen und dort hätte ich keine Schmerzen mehr, keinen Kummer und würde in Frieden mein Ableben genießen.

Das war ein angenehmer Gedanke, der mich die Pein und das Leid ertragen ließ. So war das alles beinahe erträglich. So viel leichter wäre es, wenn tatsächlich Aki hier wäre. Doch er war nicht hier.

Er würde mich nicht retten.

Niemand würde mich retten.

Ich würde sterben und in Vergessenheit geraten.

Dieser Gedanke störte mich nicht mehr.

„Ich will zu Aki“, wimmerte ich leise, während ich im Eck des Verhörraums saß. Die Polizei hatte vor einigen Stunden aufgrund eines anonymen Hinweises das Haus gestürmt, in dem ich gefangen gewesen war und mitgenommen. Jetzt saß ich in einem dieser bekannten Verhörzimmer.

Als die Ordnungshüter in den Raum gekommen waren und mich angefasst hatten, hatte ich geschrien. Ich wollte nicht angefasst werden, wenn es nicht Aki war. Andere Leute wollten mir sicher nur wehtun und hatten kein Interesse an mir. Ich ertrug keine andere Berührung.

„Yuki-Mura, das ist doch dein Name, oder?“, fragte einer der Männer, der sich in einigem Abstand auf einem Stuhl vor mir niedergelassen hatte. Er war neu, war gerade erst in den Raum gekommen, in dem ich seit einiger Zeit alleine war.

Ich war immer alleine, niemand kümmerte sich um mich.

Leicht nickte ich als Antwort auf die Frage. Ich wollte nicht reden. Niemand wollte meine Stimme hören, da war ich mir sicher. Nur Aki hatte gesagt, dass ich eine angenehme Stimme hatte, also würde ich nur reden, wenn er sagte, dass ich reden sollte.

„Brauchst du irgendwas? Hast du Hunger oder Durst?“, bot der Mann an, doch ich schüttelte erneut den Kopf. Ich konnte mich schon gar nicht mehr an meine letzte Mahlzeit erinnern und Wasser hatte ich auch viel zu unregelmäßig bekommen. Doch die trockene Kehle störte mich nicht.

„Ich will Aki“, flüsterte ich heiser. Wieso konnten sie nicht einfach Aki holen? Wenn Aki da wäre, würde es mir besser gehen. Er würde mich trösten und sich um mich kümmern und ich konnte wieder normal werden. Doch ohne Aki würde ich das nicht schaffen. Vielleicht kam ich ja in eine Klinik.

„Wir wissen nicht, wer Aki sein soll. Kannst du uns denn nicht seinen Nachnamen oder seine Nummer verraten? Dann können wir ihn kontaktieren und du kannst ihn sehen“, klärte der Mann mich auf, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich kannte weder Akis Nachnamen, noch wusste ich seine Nummer auswendig.

„Er arbeitet für meinen Vater“, antwortete ich nur und senkte den Kopf. Der Mann versuchte noch mehr Informationen aus mir herauszubekommen, doch ich antwortete nicht mehr. Ich wollte nicht hier sein, ich wollte nicht mit diesen Leuten reden.

Sie hätten mich nicht retten müssen, ich hätte dort bleiben können. Ich hätte mich damit abgefunden, was das Schicksal für mich bereithielt.

Irgendwann ging der Mann und ließ mich alleine. Das war mir lieber. Jetzt konnte ich wieder nachdenken, ohne dass mich jemand störte.

Ob Aki wohl erfahren hatte, was passiert war? Hatte jemand meinen Vater kontaktiert? Immerhin hatte ich ein Kontaktformular ausgefüllt. Da ich nicht geredet hatte, hatten sie es liegen lassen und ich hatte es selbst ausgefüllt, höflich wie ich war. Zumindest das bekam ich noch hin.

Immer tiefer versank ich in den Gedanken, die keine Gedanken waren und in der Leere in meinem Kopf, die gar nicht so leer war. Alles war voller Widersprüche in mir. Ich wollte Aki bei mir haben, doch ich wollte ihm nicht gegenüber treten, wenn ich so scheußlich aussah. Ich wollte ihn wieder küssen können, doch meine Lippe war rau und unangenehm wegen dem Wasserentzug, also wäre ihm das sicher nicht angenehm.

Mehr und mehr Probleme in sich selbst tauchten auf, die durch meinen Kopf schwirrten und verschwanden, während permanent neue dazukamen. Doch ich ignorierte dieses Chaos irgendwie.

Als die Tür aufging, sah ich nicht auf, bis ich einen festen Griff um meinen Arm spürte. Sofort schrie ich los und versuchte mich loszureißen. Ich wollte nicht angefasst werden, Berührungen taten weh und es waren nicht Akis Finger, das spürte ich sofort.

„Halt die Klappe, du missratener Bengel“, knurrte eine Stimme, während ich gleichzeitig aus dem Raum gezerrt wurde. Ich wollte nicht hinaus. Draußen war die Welt, die voller Gefahren, Verrat, Lügen und Unsicherheiten waren, doch in diesem Zimmer war ich geschützt. Dort musste ich mich mit nichts auseinander setzen, als mit mir.

„Lass mich los! Ich will Aki zurück! Du hast mir Aki weggenommen, also gib mir Aki wieder!“, kreischte ich. Die schiefen Blicke, als ich durch das Präsidium gezerrt wurde, bemerkte ich nur nebenbei, doch in mein Bewusstsein drangen sie nicht vollständig.

„Sir, entschuldigen Sie. Sie können den Jungen nicht mitnehmen, wenn er solche Angst vor Ihnen hat. Das können wir leider nicht zulassen“, erklärte ein Mann, der sich vor meinem Vater aufbaute, der mich daraufhin losließ.

Schnell zog ich mich in ein Eck zurück und kauerte mich auf den Boden. Ich wollte doch nur zu Aki, wieso konnte das bloß niemand verstehen? Niemand außer Aki könnte mich retten, mich wieder zu dem Menschen machen, der sich in ihn verliebt hatte.

„Das ist mein Kind! Ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich mit meinem eigenen Sohn zu verfahren haben“, regte sich mein Vater auf, seine Stimme stieg dabei zu einer gewaltigen Lautstärke an, bei der ich mir die Ohren zuhielt.

„Zu laut, zu laut“, murmelte ich leise, doch auf mich achtete ohnehin niemand. Auf mich achtete nie jemand. Ich war ein Nichts.

„Es tut mir leid, aber ihr Sohn verlangt nach einem gewissen Aki, also können wir ihn nur dieser Person anvertrauen“, fuhr der Polizist ruhig fort.

Die nächsten Worte waren es, die meine Welt zerspringen ließen. Wie ein Kartenhaus brach alles zusammen und riss mich aus der Realität. Ich wollte nicht mehr sein, wenn diese Worte wahr waren. Ohne Aki war ich nichts wert.

„Aki ist tot.“
 

Inzwischen lag ich in meiner Badewanne. Das Wasser war kalt, aber ich schrubbelte immer weiter an meiner Haut herum, die inzwischen schon leicht aufgegangen war. Ich wurde einfach nicht sauber, überall war Dreck. Ich war Dreck. Ich musste sauber werden.

Ich musste sauber werden, um Akis Grab zu besuchen und ihm zu folgen. Ich würde ihm in den Himmel folgen und dort mit ihm glücklich werden. Mehr brauchte ich nicht, außer bei ihm zu sein und wenn ich dafür sterben musste.

Irgendwann gab ich auf und sank ins Wasser. Ich wurde einfach nicht sauber, ich würde nie sauber genug sein, um wieder genug Wert zu haben, um Aki sehen zu können. Dabei wollte ich doch nur angemessen aussehen, wenn ich bei ihm war.

Verzweifelt schluchzte ich auf.

„Aki war tot.“

Immer wieder hallten diese Worte in meinem Kopf wieder. Aki konnte nicht tot sein, weil Aki war immerhin Aki. Er konnte mich nicht verlassen, nicht einfach so.

Schnell stieg ich aus dem kalten Wasser, rutschte dabei auf dem Fliesenboden aus und flog auf den Boden, doch es störte mich nicht. Mein Körper schmerzte immer noch, ein paar blaue Flecken mehr würden nichts ausmachen.

Hastig rannte ich zu meinem Nachtkästchen, schmiss mich davor auf die Knie und kramte die Packung mit Gitarrenseiten hervor. Der Zettel war weg. Der Zettel mit Akis Telefonnummer war weg. Ich konnte nicht überprüfen, ob mein Vater log oder nicht, denn auch bei meiner Mutter hatte er gelogen.

Laut schrie ich auf und schmiss den kleinen Karton weg. Wieso musste alles schief gehen? Wieso musste das alles passieren? Wild griff ich nach allen Sachen in meiner Reichweite und warf sie durch mein Zimmer.

Erst als eine der Gitarren umflog, hielt ich erschrocken inne und sah das Instrument verängstigt an. Es war nichts passiert, es hatte keinen Bruch oder eine Delle im Holz. Zumindest etwas das nicht zerbrach.

Gehetzt sah ich mich in meinem Zimmer um. Ich hatte mehrere Sachen umgeschmissen und ein paar Dinge zerstört. Darunter meinen Spiegel.

Spiegel. Scherben.

Wie hypnotisiert ging ich zu dem Glas und nahm eine der großen Scherben in die Hand. Die Kanten waren scharf. Vorsichtig setzte ich sie an meinem Arm an und zog darüber. Es brannte und das Blut rannte, doch es war erträglich. Es war nichts zu den Schmerzen in meinem Inneren.

Gespannt beobachtete ich die rote Lebensflüssigkeit die über meine Haut rann und auf den Boden tropfte. Unschuldiges vergeudetes Leben.

Ich hatte nichts mehr. Akira war von meinem Vater im Tierheim abgegeben worden. Ich war alleine. Alleine mit meinem Schmerz, meinem Leid, meiner Einsamkeit. Niemand interessierte sich für mich und würde sich je für mich interessieren.

Mit einem Kreischen warf ich die Scherbe weg. Was hatte ich nur getan? Ich ruinierte mein Leben selbst, obwohl es sowieso schon zerstört war. Ich trieb mich selbst in den Abgrund, ohne dass ich es bemerkte.

Übereilt stand ich auf und wankte so etwas. In dem, was von dem Spiegel übrig war, sah ich mich an. Ich hatte nichts an, da ich nach meinem Bad direkt den Ausbruch hatte. Auf diese Art wurden mir all meine Schäden noch einmal vor Augen geführt.

Meine Beine, mein Bauch und mein Oberkörper waren unbeschadet, nur hin und wieder Blutergüsse und blaue Flecken. Meine Arme waren voller Schnitte, die eine braune Kruste hinterlassen hatten und wohl auch in Narben enden würden. Meinen Rücken konnte ich nicht sehen, doch ich wusste, dass dort ebenso Schnitte waren und auch einige Brandwunden.

Kurz gesagt, sah ich scheiße aus und ich konnte nichts dagegen machen. Das einzige, was nicht an Glanz verloren hatte, waren meine Haare. Sie strahlten immer noch in einem kräftigen Pink, da ich vor meiner Entführung beim Frisör gewesen war.

Von meinem Vater hatte ich erfahren, dass das alles zwei Wochen zurücklag. In dieser Zeit war Aki während einem Auftrag gestorben. Zumindest sagte er, dass Aki gestorben war, doch ich vertraute ihm nicht mehr. Wie sollte ich ihm vertrauen, wenn er mich in Bezug auf meine eigene Mutter angelogen hatte.

Langsam trottete ich zu meinem Schrank und zog eine Unterhose sowie eine Jogginghose hervor. Beides zog ich an, bevor ich ins Bad tapste und die Wunde unter kaltes Wasser hielt. Der Schnitte war nicht tief, dafür direkt durch die Ader gegangen.

Aus einem Schrank kramte ich einen Verbandskasten. Wir hatten in jedem Badezimmer einen, doch wieso wusste ich nicht. Sorgfältig verband ich die Wunde, bevor ich ohne einen Laut von mir zu geben, obwohl alles weh tat, in die Küche ging. Zumindest meine Cola war wie immer da, von der ich mir ein Glas nahm.

Anschließend ging ich in das Büro meines Vaters. Ich klopfte nicht an der Tür auf und sagte sofort: „Ich will seine Leiche sehen.“

Mein Vater verengte die Augen zu Schlitzen und sah mich finster an. „Nein“, war seine knappe Antwort darauf, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Ich hätte auch nicht erwartet, dass er fragte, warum ich herumgeschrien hatte oder fragte, ob ich große Schmerzen hatte.

Dafür wusste ich, dass er log. Wenn ich die Leiche nicht sehen durfte, dann gab es auch keine Leiche. Wenn es keine Leiche gab, hieß das, dass Aki noch lebte. Und ich würde definitiv zu ihm finden, ich musste einfach zu ihm finden.

Wütend schmiss ich mein Glas nach meinem Vater, doch ich war nie gut im Zielen gewesen, weshalb es an seinem Kopf vorbei flog.

„Ich hasse dich! Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich!“, schrie ich ihn an, bevor ich aus dem Raum stürmte und wieder in mein Zimmer ging. Ich musste mir überlegen, wie ich zu Aki kam.

Mein Vater hatte sicherlich seine Nummer in seinem Handy, doch das hatte er immer bei sich. Ein Adressbuch hatte er nicht, da es unnötig war, wenn man im Zeitalter der Smartphones lebte. Also musste ich irgendwie an das Handy meines Vaters herankommen. Wenn er duschte, ließ er es in seinem Büro, das wusste ich. Demnach musste ich mir sein Handy holen, wenn er duschen ging und das wäre heute Abend.
 

Mehrere Stunden lag ich einfach in meinem Zimmer auf dem Bett und starrte an die Decke. Musik half mir nicht, weder zuhören noch spielen. Ich bezweifelte, dass es gut klingen würde, da ein paar meiner Knöchel aufgeplatzt waren. Es würde wie das Jammern einer Katze mit überanstrengten Stimmbändern klingen.

Als ich hörte, wie die schwere Tür des Arbeitszimmers zufiel, schlich ich aus meinem Zimmer und zur Treppe. Ich konnte gerade noch sehen, wie mein Vater in seinem Schlafzimmer verschwand. Da sein Bad gleich angrenzte und nur durch sein Zimmer zu betreten war, würde er nicht so schnell wiederkommen.

Ich setzte meinen Weg dennoch erst fort, als ich das Rauschen des Wassers vernahm. Leise huschte ich die Treppe hinunter und ins Arbeitszimmer. Auf dem Schreibtisch lag das Telefon, das ich mir schnell schnappte. Selbstsicher, wie mein Vater war, hatte er keinen Sperrcode verwendet. Welcher Mafiaboss ging auch davon aus, dass man sein Handy haben wollte.

Bei der Suche nach der Nummer beeilte ich mich, war jedoch ziemlich überrascht, als ich auch noch eine Adresse fand. Schnell schrieb ich beides auf einen Zettel, bevor ich wieder in mein Zimmer ging. Nur kurz darauf hörte ich das Zuschlagen einer Tür.

Mit dem Zettel in der Hand ließ ich mich rücklings auf mein Bett fallen und betrachtete die Informationen, die dort in schwarzen Schriftzeichen standen. Ich hatte also Akis Nummer und seine Adresse.

Auf die Schule würde ich morgen eindeutig verzichten und stattdessen diese Adresse aufsuchen. Vielleicht war Yumi ja so nett und begleitete mich. Allerdings wollte ich sie weder in etwas hineinziehen, noch ihr das Wiedersehen mit Aki antun, sollte ich ihn wirklich sehen können. Ich beschloss, dass ich den ganzen Tag dort warten würde, wenn es sein musste und wenn Aki dann immer noch nicht da war, würde ich die Nummer anrufen. Vielleicht war er ja auch auf Geschäftsreise.

Ich dachte noch ziemlich lange über diesen Plan nach, bis ich mir sicher war, dass er einfach perfekt war und nicht schief gehen würde. Ich würde alles perfekt timen und niemand würde darauf kommen, wo ich wirklich war, wenn er nicht gerade allem aufs Detail nachging.

Doch der Plan war einfach wasserfest. Ich würde Aki wiedersehen und konnte ihm sagen, wie sehr ich ihn doch vermisst hatte. Er würde bei mir bleiben und alles würde wieder gut werden. Wir könnten zusammen bleiben du ich würde mir nichts von meinem Vater sagen lassen. Vielleicht konnte man ihm ja das Sorgerecht entziehen. In manchen Ländern war man immerhin schon mit achtzehn volljährig und mein Geburtstag war vor wenigen Tagen gewesen.

Mein Geschenk waren dann wohl etliche Wunden auf meinem Rücken, die mir bis in alle Ewigkeit bleiben würden.

Was Aki wohl von den Verletzungen halten würde? Wahrscheinlich wäre er sauer. Ich wollte nicht, dass er wütend wurde, weil die Leute ohnehin vors Gericht kommen würden, also bräuchte er sich nicht darum kümmern.

Mit einem zufriedenen Lächeln, dem ersten seit Wochen, auf dem Gesicht schlief ich ein und träumte davon, wie es wäre, wenn ich Aki wiedersehen würde. Es war ein wunderbares Erlebnis und es würde sich alles zum Besseren wenden.

Mein Leben wäre kein Scherbenhaufen mehr.
 


 

___________________________________________

So und das letzte Kapitel für heute! *wink*

Noch mal ein großes ENTSCHULDIGUNG dafür, dass ich den Termin verpasst hab! *verbeug*

Wie es weitergeht erfahrt ihr..

tja, Dienstag/Mittwoch wohl! *lach*

Also bis denne~ *wink*

Seit geschlagenen zwei Stunden hockte ich schon vor Akis Haustür, doch bisher war er nicht erschienen. Vielleicht sollte ich meine Hoffnungen doch wieder fallen lassen. Wenn er nicht kam, würde ich ihn anrufen. Wenn er nicht abheben sollte, sollte ich einfach sterben. Mein Leben machte ohne Aki ohnehin keinen Sinn.

„Brauchst du Hilfe, Junge?“, fragte eine alte Frau, die gerade durchs Stiegenhaus kam und an mir vorbeiging. Wenn sogar sie mich ansprach, musste ich echt bemitleidenswert aussehen, wie ich da so am Boden saß und mit dem Rücken an der Holztür lehnte.

„Ich warte auf Aki“, antwortete ich leise und sah sie von unten aus an. Mir war bewusst, dass meine Augen dabei automatisch größer wirkten und ich niedlich aussah, obwohl ich mich in einer beschissenen Lage befand, doch wahrscheinlich erwärmte genau das ihr Herz.

„Du meinst den schwarzhaarigen jungen Mann?“, fragte sie überrascht und auf mein Nicken hin redete sie weiter: „Der ist vor wenigen Stunden erst nachhause gekommen. Wenn sie läuten, sollte er schon aufmachen.“

Dankbar sah ich sie an und beobachtete, wie sie ihren Weg durchs Treppenhaus fortsetzte. Erst als ich das Schlagen einer Türe hörte, stand ich auf, wobei meine Beine unangenehm prickelten. Ich hatte wohl zu lange in der selben Stellung verbracht. Kurz zögerte ich noch, bevor ich meinen Finger auf die Klingel drückte und mehrere Sekunden draufließ.

Nur wenige Augenblicke später drangen aus der Wohnung unangenehme Geräusche, bei denen ich mich sorgte, ob Aki sich verletzt hätte. Doch nur kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und ein missgestimmter Aki stand vor mir, dessen Gesichtsausdruck sich schnell in pure Überraschung verwandelte.

„Kleiner, was machst du denn hier?“, fragte er mit seiner ruhigen Stimme, bei der mir die Tränen kamen. Wie sehr ich den Klang vermisst hatte, wenn er sprach. Verzweifelt schlang ich meine Arme um ihn und versteckte mein Gesicht an der Brust.

„Ich liebe dich, Aki. Wärst du nicht, hätte ich das alles nicht durchstehen können“, schluchzte ich verzweifelt während ich meine Finger unangenehm fest in seinen Rücken krallte. Die aufgesprungene Haut brannte dabei unangenehm, was ich ignorierte. Immerhin konnte ich Akis warme angenehme Haut spüren.

„Kleiner, du müsstest doch in der Schule sitzen“, murmelte er leise und zog mich mit sich mit in die Wohnung, um die Türe schließen zu können. Dann erst begann er, zuerst meine Finger zu lösen und mich dann vorsichtig von sich zu schieben. „Was ist denn los? Dein Vater sagte, du hättest einen Autounfall gehabt.“

Verschreckt sah ich ihn an und schüttelte dann heftig den Kopf. Er hatte zu mir auch gesagt, dass Aki einen Unfall hatte. Hatte er uns auseinander bringen wollen? War es ihm so zuwider, dass ich Aki liebte?

„Ich wurde entführt“, flüsterte ich leise und senkte den Kopf. Wenn Aki die Wunden sah, war er vielleicht abgestoßen. Das hatte ich überhaupt nicht bedacht, als ich hergekommen war.

„Können wir ins Bett gehen? Dort erzählst du, was passiert ist, ja?“, fragte der Schwarzhaarige und als ich ihn anblickte, sah ich die Müdigkeit in seinem Blick. Seinem Äußeren nach war er die ganze Nacht auf gewesen. Also nickte ich schnell, ließ den Rucksack auf den Boden fallen und zog die Schuhe und die Jacke aus, welche Aki aufhängte. Dann tapste ich ihm hinterher, als er ins Schlafzimmer ging.

Aki legte sich sofort ins Bett, mich musste er auf die Matratze ziehen, da ich nur am Rand stehen geblieben war. Die Möbel waren tatsächlich dunkel, wie ich blinzelnd feststellte, doch die Wände waren weiß, nicht schwarz, was einen hübschen Kontrast bildete. Und das Bett war tatsächlich sogar für zwei Personen zu groß.

Sofort kuschelte ich mich an den schützenden Körper und Aki zog eine Decke über uns, bevor er einen Arm um meine Hüfte legte, genau dorthin, wo er immer gelegen hatte.

„Und jetzt erzähl, Kleiner“, murmelte Aki müde und sah mich aus seinen dunklen Augen an. Kurz schweifte mein Blick zu seinen Lippen, doch ich riss mich zusammen. Trotzdem kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er den Ring wie üblich beim Schlafen gegen einen einfachen Stecker getauscht hatte.

„Naja, dein Ersatz gehörte zu einer anderen Familie und hat mich dann zu dessen Hauptquartier gebracht, wo…“, ich unterbrach mich selbst und musste schlucken. Vereinzelte Bilder schoben sich vor mein inneres Auge, weshalb ich meine Lieder schloss, doch es brachte nichts.

Erst als ich eine Hand an meiner Wange spürte und die Augen wieder öffnete, sah ich Aki und keine fremden Menschen.

„Was war dort, Kleiner?“, fragte der Yakuza leise, bevor er mir sanft einen Kuss auf die Lippen hauchte. Sündige, verführerische Lippen.

Ich riss mich zusammen und erzählte weiter: „Sie haben mich misshandelt. Irgendwann kam die Polizei und mein Vater holte mich ab. Er sagte… Er sagte, dass du tot wärst. Ich hab ihm nicht geglaubt und jetzt bin ich hier.“

Während ich erzählte, hatte sich Akis Blick immer weiter verfinstert, weshalb ich jetzt beinahe schon ein wenig Angst vor ihm hatte.

„Aki?“, fragte ich leise und sah ihn besorgt an.

„Zieh das Hemd aus“, zischte er wütend und sah mich mit einem deutlich kälteren Blick an als bisher. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Ich hatte extra ein langärmliges Hemd angezogen, damit er meine Arme nicht sah, also würde ich es nicht einfach so ausziehen. Die Wunden waren ja nicht einmal verheilt.

Ehe ich reagieren konnte, hatte Aki mich auf den Rücken gedreht, fixierte meine Handgelenke mit seinen Knien und begann die Knöpfe zu lösen. Ein leises Wimmern kam über meine Lippen, als er sich leicht bewegte und seine Kniescheibe auf einen der Schnitte an meinem Arm drückte.

„Aki, hör auf“, flehte ich, doch es half nichts, denn er machte einfach weiter, bis das Hemd ganz offen war. Ruckartig zog er mich an der Schulter nach oben und zog mir den Stoff von den Armen, so dass ich nun oben ohne vor ihm saß. Hilflos versuchte ich, die Wunden zu verstecken, doch er hatte sie längst entdeckt.

„Die stammen von denen“, stellte er stirnrunzelnd fest, ich nickte nur eingeschüchtert. Was sollte ich auch anderes sagen, wenn es doch wahr war. Ich wollte es selbst nicht so haben, doch dagegen tun konnte ich auch nichts.

„Wie lange? Wie lange warst du dort, Kleiner?“, fragte Aki wütend. Ich hatte ihn noch nie so unbeherrscht erlebt. Ging es ihm wirklich so nahe, wenn ich verletzt wurde? Als ich verprügelt worden war, war er auch wütend gewesen, doch nicht so ohne Halt.

„Zwei Wochen“, sagte ich kaum hörbar. Im nächsten Moment knallte Akis Faust gegen die Wand, an der das Bett stand. Erschrocken sah ich ihn an, war bei dem Schlag sogar zusammen gezuckt.

„Du kannst doch nichts dafür“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Vorsichtig setzte ich mich auf und legte ihm meine Hand in den Nacken, bevor ich meine Lippen auf seine legte. Sofort erwiderte er den Kuss stürmisch. Vermutlich versuchte er, auf diese Art seine Wut loszuwerden.

„Wo haben sie dir wehgetan?“, murmelte er in den Kuss, gleich darauf bat seine Zunge um Einlass, indem er mir über die Unterlippe leckte. Nur zu gerne ging ich darauf ein. Gleichzeitig nahm ich seine Hand und führte sie an meinen Rücken, wo er vorsichtig über die Wunden strich.

„Mein armer kleiner Hase“, flüsterte er, nachdem er sich gelöst hatte und hob meinen Arm hoch. Mit großen Augen beobachtete ich, wie er über jeden einzelnen Schnitt leckte, was ein angenehmes Prickeln hinterließ.

Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um keine Geräusche von mir zu geben, doch irgendwie schien Aki zu ahnen, was ich dachte, denn er machte bei meinem anderen Arm weiter, während seine Augen immer auf mein Gesicht gerichtet blieben.

„Versprichst du mir jetzt, immer bei mir zu bleiben?“, fragte ich leise nach und versuchte die Wirkung zu ignorieren, die die Berührungen seiner Zunge bei meinem Körper verursachten.

„Für immer und nichts hält mich davon ab“, versprach Aki, bevor er mich erneut küsste, diesmal deutlich liebevoller. Ich musste in den Kuss lächeln.

„Du heilst mich, allein durch deine Anwesenheit“, gestand ich in einer kurzen Atempause und rutschte auf seinen Schoß. Glücklich allein darüber, dass er wieder da war, legte ich die Arme um seinen Hals und vergrub mein Gesicht an seinen Schultern.

Jetzt wo ich meinen Aki wieder hatte, wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn doch vermisst hatte. Ich hätte durchdrehen können, so sehr hat er mir gefehlt, doch jetzt war er bei mir und es würde wirklich alles besser werden. Nichts konnte uns auseinander bringen, schwor ich mir. Weder mein Vater, noch sonst jemand.

„Aki, ich liebe dich“, nuschelte ich in sein Ohr, zog kurz an dem Stecker mit meinen Zähnen, während ich einen Finger auf der anderen Seite in die Kette hakte und kurz daran zog, weil ich es so gerne hatte, ihn ein wenig zu ärgern. Ich wunderte mich gar nicht, wieso er selbst jetzt diese Kette trug, die an dem Stecker hing, aber wahrscheinlich war sie sein Markenzeichen.

Ich bekam keine Antwort, dafür den wunderschönsten Kuss aller Zeiten. Es schien, als würde Aki all seine Gefühle, die Sachen, die er nicht aussprechen konnte, hineinlegen und es erwärmte mein Herz. Je länger unsere Lippen sich berührten, desto schneller verschwanden die Schmerzen aus meinem Inneren.

„Warst du traurig, als mein Vater sagte, ich wäre gestorben?“, fragte ich, als die Luft wieder zum Verhängnis wurde und wir uns trennen mussten. Spielerisch schnappte ich nach seinen Lippen und zog an dem Piercing. Sofort schellte Akis Zunge hervor und fuhr über meine Oberlippe.

„Ich hätte die ganze Welt erschießen können“, antwortete der Schwarzhaarige, nachdem ich losgelassen hatte. Ich grinste kurz. Dann musste er ziemlich wütend und verletzt gewesen sein, wenn er so reagiert hatte.

„Wolltest du nicht schlafen?“, fragte ich amüsiert und legte mich auf die Matratze. Aki betrachtete mich kurz, ließ dabei seinen Blick über die Teile meines Rückens wandern, die er einsehen konnte, bevor er sich neben mich legte und wieder in die Arme schloss.

Den Schutz, der sich mir dadurch bot, genoss ich aus tiefstem Herzen. Ich hatte alles wieder, wonach ich mich verzehrt hatte und dafür könnte ich Gott, Buddha und allen anderen Gottheiten dieser Welt danken. Ich war einfach nur glücklich, dass ich meine große Liebe wieder hatte.
 

Als ich aufwachte und Aki immer noch da war, war das der beste Tag in meinem Leben. Er war nicht verschwunden und das alles war kein wunderbarer Traum gewesen. Ich hatte Aki wirklich wieder und er würde für immer bei mir bleiben.

Das war alles was ich wollte.

„Frühstück?“, fragte Aki leise und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Okay, Frühstück wollte ich auch. Obwohl es eigentlich Nachmittag war, aber Aki hatte sicherlich in der Früh nichts gegessen, also war es für ihn Frühstück.

Ich nickte leicht und als Aki aufstand, kuschelte ich mich tiefer in die Decke und atmete seinen Geruch ein, der in seiner Bettdecke festhing. Frischer Sommerregen. Unvergleichlich und einzigartig. So wie Aki.

Während ich so dalag und auf das Essen wartete, dachte ich nach. Aki hatte mich nicht abgestoßen, er hatte mich vermisst und er würde bei mir bleiben. Das hieß, wir waren jetzt so was wie zusammen. Das musste ich aber noch einmal nachfragen. Außerdem erwiderte er meine Gefühle, auch wenn er es nicht aussprechen konnte. Aber Taten sagten ja bekannter Weise mehr als tausend Worte und er hatte diese durch seinen Kuss gesprochen. Dazu hatte er eine wunderschöne Wohnung und vielleicht durfte ich ja hier einziehen, wenn mein Vater nicht damit klarkam, dass ich Aki immer noch liebte und auch wusste, dass er am Leben war. Doch solange Aki bei mir war, würden wir das schaffen.

„Mund auf, Augen zu“, befahl eben dieser Schwarzhaarige und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. Brav drehte ich mich auf den Rücken, hatte die Augen schon geschlossen und öffnete die Lippen. Schon begann meine Fütterung, die ich so sehr liebte, wenn er es war, der mir das Essen reichte.

Ich konnte alles lieben, solange es von Aki kam oder ich es mit ihm machen konnte. Wenn er da war, war mein Leben lebenswert und das war das einzige Wichtige.

„Ich liebe dich“, meinte ich irgendwann während des Frühstückes, als ich einmal kein Essen in den Mund geschoben bekam.

„Sagtest du bereits“, erwiderte Aki mit seiner ruhigen Stimme, doch ich konnte den sanften Unterton heraushören. Wahrscheinlich war ich der einzige, der ihn jemals heraushören könnte.

„Ich werde es die immer und immer wieder sagen, solange bis du es auch irgendwann aussprichst“, erklärte ich zufrieden, seufzte allerdings überrascht auf, als sich Akis Lippen auf meine legten und er mir eine ganze Erdbeere in den Mund schob. Das Obst war Nebensache, lieber haschte ich nach seinen Lippen, doch Aki entzog sich mir.

„Erst beißen, dann lecken“, tadelte er ruhig. Ich streckte ihm die Zunge heraus. Er legte eine weitere Erdbeere darauf, die ich sofort in meinem Mund verschwinden ließ. Ich mochte Erdbeeren, aber woher Aki das wusste, war mir ein Rätsel. Allerdings mochte auch jeder Mensch Erdbeeren, also war das auch kein Wunder.

„Wann musst du zuhause sein?“, fragte Aki nach. Eigentlich wusste ich es nicht, da ich gleich nach der Schule hätte dort sein müssen, also zuckte ich mit den Schultern und sprach das laut aus.

„Kleiner Dummkopf. Jetzt musst du hier schlafen oder ich bring dich nachhause“, erklärte er und tippte mir gegen die Nase.

„Hier schlafen“, stellte ich sofort klar und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Augen öffnete ich auch, da meine Fütterungszeit wohl vorbei war und sah ihn entschlossen an. Bisher hatte ich immer bekommen, was ich haben wollte und ich wurde nicht enttäuscht. Ich durfte bei Aki übernachten.

Doch zum Schlafen kamen wir nicht wirklich, da Aki auch immer bekam, was er wollte.
 

Trotz allem hatten wir eine tolle Zeit zusammen. Jahre und länger verbrachten wir miteinander und er hielt sein Versprechen und verließ mich nie. Nachdem ich die High School abgeschlossen hatte, zogen wir nach Kyoto, wo ich studierte und er arbeitete. Diesmal auf legale Weise. Aber ich vermutete, dass er immer noch etwas mit der Mafia zu tun hatte. Es störte mich nicht, solange er sich nicht verletzte.

Wir hatten auch Hasen. Einen schwarzen und einen weißen. Der Schwarze hieß Akira, so wie mein alter Hase auch, und der weiße Yuki. Ich hatte den schwarzen nach Aki benannt, da Aki meist die Kurzform für Akira war und Aki hatte Yuki nach mir benannt, da Yuki in meinem Namen steckte. Zu viert lebten wir also zusammen, aber Yuki und Akira konnten sich partout nicht ausstehen. Stören tat das weder Aki noch mich, wir waren einfach glücklich zusammen.
 

_____________________________________

Okay, sorry, unspektakuläres ende! *verbeug*

Hoffe, die Geschichte hat trotzdem gefallen! ^^

Bye bye! *wink*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SasuLaw25
2015-04-07T22:38:24+00:00 08.04.2015 00:38
Ich musste die Story komplett durch lesen denn an aufhören war nicht zu denken. Das Ende fand ich nicht so gut mich hätte interessiert wie yuki's Vater reagiert hätte wie die beides es durch gesetzt haben.
Aber ich habe viel gelacht und mitgefiebert.
Lg
Von: abgemeldet
2012-06-23T22:32:15+00:00 24.06.2012 00:32
Ich hab bei dem schluss von dem kappi total heulen müssen!!!
Und das ist jetzt schon das zweite mal dass ich beim lesen weinen muss... *schnief*
Aber es ist dcht toll geschrieben und ich finde dass man echt gut mitfühlen kann!

Hab dich lieb Satsuki98

Ps: wir kriegen das wieder hin!!! :3
Von:  Ling_LingChan
2012-06-06T11:55:45+00:00 06.06.2012 13:55
Mal wieder total niedlich der Aki. Was wohl die Mitschüler denken ^^?
Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass Yuki den Hasen bekommt^.^.
Hat er denn schon einen Namen?
Oh und noch viel Spaß auf Screw. Vielleicht sieht man sich.
Vorausgesetzt du bist in Köln =P.

*Cookies als Belohnung dalass*
Lg. LingLing
Von:  Ling_LingChan
2012-05-31T21:29:04+00:00 31.05.2012 23:29
Irgendwie tut mir Yuki leid. Er hätte nicht so viel trinken sollen.
Aber Aki ist richtig niedlich. Er kümmert sich so lieb um ihn.
Das Kapitel ist niedlich. Schreib schnell weiter. Ich möchte auch wissen, was mit Aki so ist ^^.
Lg. LingLing
Von:  Ling_LingChan
2012-05-28T21:43:56+00:00 28.05.2012 23:43
Die Idee ist toll. Irgendwie mag ich Yakuzageschichten ^^.
Oh und ich kenne Orochi ^.^. Mag deren Style, auch wenn ich die Musik nicht mag...
Aber Yuki-Mura ist süß.
Schreib schnell weiter.

Lg. LingLing




Zurück