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World of Faerûn - 1. Staffel

Demon Bell-Saga
von

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Folge 1: Ein Mädchen namens Kyren

Es war ein wunderschöner und sonniger Tag im alten Königreich Tethyr. Nichts schien die Ruhe, die zu dieser Zeit über dem Mirwald lag, stören zu können und doch eilte eine kindliche Gestalt mit hastigen Schritten durch diese Idylle.

Ihr Schritt war schnell aber ohne festes Ziel. Immer wieder blickte sich das Elfenmädchen verängstigt um. Ihre Atmung war aufgeregt und hektisch. Keuchend und nach Luft schnappend, ließ sie sich kurz an einen Baum nieder um wieder etwas zu Kräften zu kommen, bevor sie wieder einige Hundert Meter weiterlief, nur um die Prozedur an einen anderen Baum zu wiederholen. Erschöpft blickte sie um sich. Aus ihren Augen sprach die bloße Angst. Ihre müden Beine trugen sie zu einer großen Eiche, deren riesige Wurzeln ihr ein wenig Schutz versprachen. Dort ließ sie sich nieder und hoffte dass sie hier niemand finden würde.

Doch es dauerte nicht lange da vernahm die junge Elfe Schreie - wütende Schreie. Sie waren fern und sie hoffte dass es auch so bleiben würde, aber ihre Hoffnung schien vergebens als sie jemanden in ihre Richtung rennen hörte.

Wer immer es war, er hatte es ziemlich eilig. Das rascheln in den Büschen wurde immer intensiver und die Gestalt kam immer näher auf die große Eiche zu, hinter der sich die kleine Elfe versteckt hatte.

Ängstlich krümmte sie sich zusammen. Ihr Herz schlug immer schneller, blieb sogar fast stehen, als eine Gestalt plötzlich über die Wurzel der Eiche sprang, unter der sie sich versteckte.

Für einen Moment dachte das Mädchen das ihre Verfolger sie gefunden hatten, doch war sie sichtlich überrascht, als neben ihr ein Junge landete, aber nicht überraschter als er selbst.

Beide waren sichtlich erstaunt vom Anblick des anderen. Mit großen Augen musterte sie den Jungen, der sich eher unfreiwillig zu ihr gesellt hatte. Er schien kaum älter als 15 Jahre alt zu sein und hatte mittellanges goldbraunes Haar. Seine dunkelblaue Kleidung war an den Seiten mit schönen Mustern und Verzierungen gespickt. Er hatte einen dünnen Gürtel um die Hüfte geschnürt an dem ein kleiner Beutel befestigt war. Auffällig war das riesige Schwert, ganz offensichtlich ein Zweihänder, das er in einer Lederhalterung, auf dem Rücken trug. Es verwunderte sie etwas, denn sie fragte sich wie es ihm nur möglich war, eine solch große Waffe relativ unangestrengt zu tragen.

In den Moment wo sie ihn sah wusste sie nicht ob sie schreien oder weglaufen sollte. Zu viel Böses war ihr in ihren jungen Jahren schon widerfahren, doch als sie ihn genauer betrachtete erkannte sie in seinen hellgrünen Augen sein gutes Gemüt. Zunächst glaubte sie sogar einen ihrer Rasse begegnet zu sein, aber bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf das es sich nur um einen Halbelfen handelte.

Kommentarlos setzte sich der Junge neben sie und hielt auffordernd seinen linken Finger senkrecht vor seinen Mund. Ganz offensichtlich wurde auch er verfolgt und es lag ihm viel daran nicht gefasst zu werden.

Ein aufgebrachter Mob, ausgestattet mit Heugabeln und Fackeln durchkämmte den Wald nach ihm. Die erregten Stimmen seiner Jäger wollten nicht verblassen und eine Zeit lang waren sich die beiden Kinder sicher entdeckt zu werden.

„Wo ist er?!“, rief einer der Verfolger aufgebracht. „Verdammt! Wo kann er nur sein?“, schrie ein anderer erzürnt, der schon ziemlich Nahe am Versteck des Halbelfen stand, doch er merkte nicht wie nah er seinem vermeintlichen Opfer schon war und lief gefrustet in eine andere Richtung weiter. Es dauerte nicht lange und die Jäger zogen weiter ohne dass sie Erfolg hatten.

Als die Gefahr vorüber war, ließen es sich beide nicht nehmen erleichtert auszuatmen. Ungläubig schaute der Junge auf das Mädchen und musterte sie eingehend. Ihr rotblondes Haar war etwas dreckig und unordentlich. Es war nicht zu übersehen das er eine Elfe neben sich sitzen hatte. Sie war mit einen kurzen grünen Oberteil und einem kindlichen Röckchen bekleidet. Ihre Schuhe schienen ihr zwar etwas zu groß zu sein und doch passten sie zu ihr. Nach einigen Momenten bedrückender Stille ergriff er das Wort.

„Schätze ich muss mich bei dir bedanken dass du mich nicht verraten hast. Die Jäger sind fort. … Mein Name ist Shane und wie heißt du, Kleine?“, fragte er mehr oder weniger höflich.

Etwas unsicher rückte sie noch ein Stückchen weiter weg von ihm, obwohl er nicht den Eindruck machte ihr etwas antun zu wollen. Ihre Mutter ihr beigebracht nicht mit Fremden zu reden und sie war meist gut beraten diesen Rat zu folgen. Sie war schon immer ein Einzelkind und lebte fast seit Geburt an in den tiefen der Tetyhrwälder. Ihre Eltern hatten sie all die Zeit wie einen Schatz vor der zivilisierten Welt der Großstädte ferngehalten, so dass sie selten, wenn überhaupt, nur in Kontakt mit anderen Artgenossen kam. Ihr reichten die Tiere des Waldes als Freunde, um die sie sich oft gekümmert hatte.

Die junge Waldelfe war sich ziemlich sicher dass der fremde Junge wohl nicht ohne Grund verfolgt wurde, denn möglicherweise versteckte sich hinter dieser freundlichen Fassade sogar er ein gefährlicher Verbrecher. Etwas verunsichert rutschte sie deshalb noch ein wenig mehr auf Sicherheitsabstand.

Ihm entgingen ihre zweifelnden Blicke nicht. Er hatte ja auf seiner Reise durch die Länder Faerûns ja schon einiges gesehen, aber ein solch verängstigtes Kind war noch nicht dabei. Trotzdem wollte er sie nicht einfach so zurücklassen, denn dies konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

„Ist alles in Ordnung? Ich ... ich wollte dir keine Angst machen. Wenn du mir deinen Namen nicht sagen willst ist das auch in in Ordnung.“, meinte er freundlich und richtete sich auf.

„K ... Kyren. Mein Name ist Kyren Cyrissean.“, antwortete sie plötzlich. Etwas erleichtert nahm Shane ihre noch leicht piepsende Stimme zu Kenntnis. „Ein schöner Name. Freut mich dich kennen zu lernen, Kyren.“, erwiderte er und reichte ihr freundschaftlich die Hand um ihr aufzuhelfen. Etwas zögerlich und verunsichert entgegnete sie ihm die Geste. Schließlich rang er ihr sogar ein kurzes Lächeln vom Gesicht.

„Wer waren denn diese Leute die hinter dir her waren? Du bist doch nicht etwa ein ....“, fragte Kyren neugierig bevor er sie mitten im Satz unterbrach.

„Nein, keine Sorge. Ich bin kein Verbrecher oder so was. Diese Leute waren nur hinter mir her, weil sie glaubten das ich das Schwert, das ich bei mir trage, gestohlen habe.“ Die kleine Elfe blickte für einen Moment erleichtert drein. „Aber ... du ... hast es doch nicht gestohlen, oder?“, fragte sie sicherheitshalber nach.

„Nein, Natürlich nicht. Das Schwert gehört ... meinen Vater. Aber was ist eigentlich mit dir? Was treibt eine so junge Elfe wie dich an einen solch gefährlichen Ort wie dem Mirwald? Wo sind deine Eltern?“, erwiderte ihr Shane besorgt.

Obwohl er schnell das Thema wechselte merkte sie dass er sich etwas merkwürdig verhielt als er auf das Schwert angesprochen wurde, aber sie wollte ihn zunächst nicht weiter bedrängen. Schließlich kannte sie ihn erst ein paar Minuten und wusste noch nicht wie weit seine Worte wohl der Wahrheit entsprachen.

„Ich ... ich war auf der Flucht. Ich dachte ich könnte ihnen entkommen, aber nun habe ich sie wohl abgeschüttelt“, antwortete sie betrübt als in ihr die Erinnerungen an die unbarmherzige Hetzjagd aufstiegen. „Wen ... meinst du? Ich sehe niemanden.“, fragte er, nachdem er sich kurz umgeschaut hatte.

„Ich weiß nicht wer sie sind oder was sie wollen, doch sie sind böse. Es sind die Männer in den schwarzen Roben ...“, erwiderte sie. Geschockt schrak der Junge auf und blickte das Mädchen entgeistert an, als er ihre Worte vernahm. “... in schwarzen Roben, sagst du? Ich ... ich kenne nur eine Gruppierung die solche Sachen trägt - Die Cyric-Sekte.“, meinte er nervös.

Wütend ballte er seine Hand als er daran denken musste dass auch er schon einige unangenehme Erfahrungen mit diesen Leuten gemacht hatte. Blanker Hass sprach auf einmal aus seinen Augen, worauf Kyren sogar ein bisschen mulmig zu mute wurde. „Diese Bastarde!“, murmelte der junge Halbelf drohend vor sich hin.

„Die Cyrics? Kennst du sie etwa?“, fragte das Elfenmädchen leise nach, als sie merkte wie sich sein Gemüt verschlechterte, worauf er ihr auf einmal einen sehr ernsten Blick zuwarf. „Diese Kerle haben meine kleine Schwester entführt und ich weiß nicht einmal warum. Ich jage ihnen schon seit einiger Zeit hinterher, aber man findet sie einfach nicht - sie finden einen. Scheinbar bevorzugen sie junge Mädchen wie dich“, fluchte er sichtlich erzürnt, obwohl man deutlich sah wie eine gewisse Trauer in ihm aufstieg.

Schon seit einer ganzen Weile jagte er die Cyrics, deren Zahl sich in den letzten Monaten ungewöhnlich vervielfacht hatte. Ihm schien seine Schwester sehr viel zu bedeuten, das konnte Kyren an seiner Reaktion sehen, doch auch sie selbst hatte schon schlimme Verluste durch die Männer in den schwarzen Roben erlitten. Allein der Gedanke daran tat ihr innerlich sehr weh. „Ich frage mich was die nur vorhaben und warum sie es nun auf dich abgesehen haben.“, dachte er leise vor sich hin, als er wieder merkte das es dem Mädchen kaum besser ging als ihm.

„Shane, sie haben meinen Vater getötet und meine Mutter verschleppt ... einfach so. Ich weiß nicht was ich getan habe, das die Männer so böse auf mich sind.“, schluchzte sie leise und hielt nur mit Mühe ihre Tränen zurück. Besorgt beugte sich Shane zu ihr herunter und streichelte ihr fürsorglich über den Kopf. „Das tut mir Leid, dass mit deinen Eltern.“, versuchte er sie zu trösten, aber es half nicht viel.

“ … ich muss jetzt weiter, sonst holen sie mich vielleicht noch ein.“, meinte sie und rieb sich noch kurz ein paar kleine Tränen aus den Augen. „Aber ... wo willst du denn hin?“, fragte er erstaunt. „Nach Suldanessalar, der Stadt der Elfen.“ ,antwortete sie zögerlich.

„Suldanessalar? Aber niemand weiß genau wo sie liegt.“, meinte er verwundert, worauf sie bedächtig zustimmend nickte. „Als kleines Kind war ich mit meinen Eltern schon einmal da. Dort bin ich geboren. Doch wir mussten flüchten ... ich weiß nicht mehr genau warum. Meine Mutter hat nie viel von dieser Zeit erzählt. Ich muss Suldanessalar einfach finden und ich hoffe dass mir vielleicht ein Weiser in Neu-Saradush helfen kann dorthin zu finden. Ich habe sonst niemanden und bin ganz allein. Ich weiß nicht wo ich sonst hin soll.“, erklärte sie leicht verzweifelt.

„Nun, ich kann dir leider auch nicht helfen, aber wenn du willst begleite ich dich noch ein Stückchen. Wenn die Cyric-Sekte wirklich hinter dir her ist, dann kreuzen sie vielleicht noch einmal deinen Weg.“, sagte Shane, doch die kleine Elfe bemerkte seinen Hintergedanken. „Hm ... für einen Moment dachte ich du wärst nett, aber du willst mich doch bloß als Köder benutzen.“, grummelte sie und streckte ihm frech die Zunge entgegen.

„Na jaaaa ... vielleicht ein bisschen.“, gab er ertappt und verschwitzt zur Antwort.

Eigentlich war es Kyren ganz recht so das sie nun jemand bei sich hatte, wo sie schon seit Tagen allein durch Tethyr wanderte. Ein bisschen Gesellschaft war auch Shane scheinbar angenehm, da es ihm ähnlich ging. Doch beide spürten insgeheim dass sie einander nicht ganz ehrlich waren. Shane wusste zwar nichts genaues über die wahren Motive der Cyric-Sekte, aber an dieser Elfe musste schon etwas besonderes sein, denn sonst würden sich diese Menschen nicht solche Mühe geben sie zu fangen. Trotzdem folgte er ihr in der Hoffnung dass sich vielleicht eine Gelegenheit ergeben würde Rache an den Entführern seiner Schwester zu üben.
 

Lange blieben die beiden jedoch nicht zusammen, denn schon bald trennten sich ihre Wege wieder. Kyren wollte unbedingt nach Neu-Saradush, während es den jungen Halbelfen nach Amn zog, da dort eine mysteriöse Seuche umging, die durchaus das Werk fanatischen Cyric-Anhänger sein konnte.

Dennoch fragte er sich, als er einsam einen Waldweg entlang spazierte, ob es wirklich richtig war das Mädchen einfach so weiterziehen zu lassen. Die Cyrics schien sie zwar abgeschüttelt zu haben, aber in Faerûn gab es auch so genug Gefahren, denen man besser nicht über den Weg laufen sollte.

Wild wuschelte sich der Halbelf im Haar herum, gepeinigt vom eigenem Gewissen. „Arrrrrr! Das darf doch nicht wahr sein! Sie ist doch noch ein Kind. Sie kann doch nicht einfach so ohne Schutz durch Tethyr marschieren. Was wenn ihr das gleiche passiert wie meiner Schwester ...“, schellte er sich. Im Zwiespalt mit sich selbst, stampfte er schließlich weiter.
 

Kyren hatte wenig später ein kleines Dorf am Rand des Mirwalds erreicht. Müde und hungrig lief sie von einem Einwohner zum anderen, doch sie bekam stets nur Abweisung zu spüren. Kyren wusste zwar das sich Elfen und Menschen nicht mehr so gut vertrugen, aber das sie nicht mal etwas Mitleid bekam nahm sie doch ziemlich mit.

Schließlich kam sie bei einem alten Mann an, der vor seinem Haus saß und die Ruhe des Ortes genoss. Auf ihre Bitte nach Nahrung, rieb er sich zunächst überlegend am Kinn. Sorgfältig musterte er das Elfenmädchen, bevor er plötzlich etwas zu Grinsen begann.

„Hm, ich mach dir einen Vorschlag, Mädchen. Du kriegst von mir was zu Essen und darfst sogar bei mir übernachten, aber dafür musst du mir einen kleinen Gefallen tun.“, meinte er geifernd, was ihr ein kurzes Stirnrunzeln entlockte. „Was soll ich denn tun?“, fragte sie neugierig, worauf der Greis noch etwas mehr grinste.

„Ich will ... das du die Nacht mit mir verbringst.“, sagte der Mann und unterbreitete ihr somit ein arg unmoralisches Angebot.

Die kleine Elfe verstand worauf der Mann wohl hinauswollte und verschränkte verschämt die Arme um ihre Brust. Sie ahnte dass der alte Herr seine Finger nicht von ihr lassen würde, sollte sie das Angebot annehmen. Für sie würde es sicherlich nicht sonderlich angenehm werden, wo sie doch erst 12 Jahre war. Sie wollte sich nicht von jemand völlig Fremden begrabschen lassen oder gar geküsst werden. Ihr Hunger ließ ihr dennoch wenig Spielraum. Sie musste sich für den Fall der Fälle etwas einfallen lassen, aber mit leeren Magen war das schwer. Demütig ging sie langsam in Richtung des alten Mannes als sie plötzlich einen Pfiff vernahm.

„Hey, du alter Lustmolch! Lass gefälligst das Mädchen in Ruhe! Hast du denn überhaupt keinen Skrupel. Sie ist doch keine Konkubine an der du dich nach Belieben vergehen kannst.“, rief jemand in ihre Richtung und erregte somit ihre Aufmerksamkeit.

Die Stimme kam ihr sofort bekannt vor und als sie sich umdrehte erblickte sie den Halbelf den sie im Mirwald getroffen hatte - Es war Shane. „Was mischt du dich denn da ein, Junge! Ist sie etwa deine Freundin?“, schallte es ihm entgegen. Diese Worte waren wie ein Dolchstoß in Shanes Rücken, so dass er fast nach vorne umfiel.

Wütend und mit bedrohlicher Miene stampfte er auf den Mann zu. „Nein! Natürlich nicht! Ich würde mich doch nicht mit so einer Göre abgeben.“, entgegnete er ihm erzürnt. „Seinen Körper für etwas zu Essen zu verkaufen ... pff.“, ergänzte er kopfschüttelnd. Kyren wusste zunächst nicht ob sie auf ihn wütend sein sollte oder nicht, denn sie hatte es bisher noch nicht erlebt dass sich ein Fremder für sie einsetzte.

Als er seine Ärmel hochzog und seine leicht muskulösen Arme zum Vorschein kamen, zog sich der alte Mann abwehrend in sein Haus zurück. Schnell hatte er gemerkt wie ernst es dem Halbelfen war, mit dem bedrohlichen Schwert auf dem Rücken war.

„Schon gut. Dann nimm sie ruhig. Ein alter Mann wird doch noch mal seinen Spaß haben können.“, murmelte er in seinen grauen Bart hinein. Kaum war der Mann im Haus verschwunden ließ die kleine Elfe ihrem Temperament freien lauf. „Ahhhhhhhh! Sag mal was mischt du dich denn da ein? Ich war so kurz davor endlich was zum Essen zu kriegen.“, fauchte sie ihn an. „Ach ja, und ganz nebenbei hätte der dir dieser Kerl unter dein Röckchen gefasst. Hast du auch mal daran gedacht.“, erwiderte er besserwisserisch.

„Für wie blöd hältst du mich? Sobald ich was gegessen hätte, hätte ich ihn mit meinen magischen Geschoss erledigt und wäre abgehauen.“, schrie sie zurück, obwohl sie innerlich zugeben musste das ihr die Idee mit dem Zauber gerade erst in den Sinn gekommen war.

„Ah, wie schön für dich das du zaubern kannst. Aber in deinem Alter könntest du ihn damit wohl nicht mehr kitzeln.“, konterte er ihr barsch zurück. „Waaaaaas? Du stellst meine Kräfte in Frage?“, fragte Kyren entrüstet.

„Japp, tue ich.“, erwiderte er nickend und verschränkte selbstsicher die Arme.

Noch bevor er sich versah, wendete die junge Elfin überraschend einen Zauber gegen ihn an, den sie von ihrer Mutter gelernt hatte. Es funkelte in ihren Händen und eine schillernde Kugel formte sich, bereit auf ein Ziel loszusteuern. Eine schwarze Rauchwolke war alles was Sekunden später dort noch zu sehen war, wo eben ein junger Halbelf stand, doch der Wind trug den Dunst weg und barg eine kleine Sensation. Shane stand noch immer, bloß ziemlich verdreckt, am selben Fleck. „Hey! Was sollte das denn jetzt sein?“, fragte er erzürnt und klopfte sich den Ruß von der Kleidung. „M ... mein magisches Geschoss ...“, stotterte Kyren verlegen, so das ihr sogar etwas Röte ins Gesicht stieg. „Hm? Das war dein Zauber? Was wolltest du damit erreichen? Das der Typ sich vor Dreck zu Tode ekelt?“, meinte Shane hämisch.

Nun merkte sie erst dass sie wohl ohne ihn in eine ziemlich missliche Lage geraten wäre. Irgendwie war sie ihn auch dankbar, aber sie wollte es ihm gegenüber nicht zugeben, denn obwohl er gelegentlich ganz nett war, ärgerte er sie mit kleinen Sticheleien wo er nur konnte.

„Ach ... ich bin grad nicht in Form.“, versuchte sie zu schlichtigen. Er wollte sie schon auf ihre Röte verweisen, fühlte aber dass er bereits gewonnen hatte. Er merkte dass das arme Kind verzweifelt war und Hilfe brauchte, auch wenn sie es nicht gerne zugab. Suchend blickte er sich an die Hüfte an dem er einen kleinen Beutel hängen hatte. Vorsichtig nahm er ihn in die Hand und öffnete ihn. Kyren schrak etwas auf als er ihr den Beutel hinhielt.

„Greif ruhig zu. Da sind leckere Beeren und Trauben drin.“, sagte er.

Obwohl ihm selbst der Magen knurrte, dachte er dass es besser war ihr die Mahlzeit zu spendieren. Seufzend fragte er sich warum er das eigentlich alles tat. Zwar strebte er von Kindheit an, nach Gerechtigkeit und Edelmut, genau wie seine großen Vorbilder, die Paladine, aber nun fragte er sich ernsthaft ob er wegen seines guten Herzens hungern musste, während sich ein kleines naives Mädchen, das nichts von der großen weiten Welt verstand, den Bauch voll schlagen konnte.

Zunächst zögerlich, aber dann immer hektischer Griff sie hinein und verschlang eine Traube nach der anderen. Nach nicht einmal zwei Minuten war der einst prall gefüllte Beutel leer. Kyrens Blick schrie sogar nach mehr, aber vorerst gab sie sich damit zufrieden. „Sieht so aus als ob sie dir geschmeckt hätten.“, meinte der junge Halbelf schmunzelnd, der Mühe gehabt hatte sich zurückzuhalten und nicht selbst ein wenig seinen Hunger zu stillen. Schließlich nahm er ihre Hand und zerrte sie vom Haus des alten Mannes weg.

Sie fand seinen Griff nicht einmal so schlimm, denn obwohl sie ihm nicht so richtig vertrauen wollte, ging sie vorerst mit. „Komm, ich begleite dich wohl doch noch etwas länger. Sonst verhungerst du mir ja noch.“, meinte er freundlich und zwinkerte ihr kurz zu. „Ist ja gut. Solange du mich nicht wie ein Kind behandelst darfst du mich meinetwegen weiter auf meiner Reise begleiten.“, meinte sie leicht knurrend. „... Nicht wie ein Kind? Du siehst gar nicht aus wie hundert.“, merkte er grinsend an.

„Grrrr, das hab ich gehört. Ich bin schon 12 Jahre alt und kann gut selber auf mich aufpassen.“, grummelte sie ihm entgegen. „DAS sieht man ...“, flunkerte ihr Begleiter weiter und es sollte nicht die letzte Zwistigkeit der beiden auf ihrer Reise bleiben. Äußerlich gab sie sich Shane abweisend, aber tief im inneren war sie ihm zumindest ein bisschen dankbar. Nur ihr elfischer Stolz und ihr Trotzköpfigkeit hielten sie zurück das in Worten zu sagen. „Was für ein Angeber ...“, murmelte sie stattdessen in sich hinein.

Und so zogen sie weiter Richtung Neu-Saradush. Innerlich fluchte Shane schon das er ihr die Beeren überlassen hatte, wo sein Magen nun bereits den offenen Aufstand probte und die auch laut und deutlich kenntlich machte.
 

Die Nacht brach schon bald über das Land hinein. Die kleine Elfin schlief in Shanes Anwesenheit zum ersten mal wieder ruhig und friedlich. Auch verfolgten sie diesmal keine schrecklichen Alpträume.

Trotzdem hatte sie ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Moja
2003-04-22T11:00:52+00:00 22.04.2003 13:00
Ich finde deine Geschichte bis jetzt wo ich gelesen hab einfach klasse^^ mach schnell weiter damit^^ damit ich weiter lesen kann^^ *liebauselbenaugenangugg*^^.
Ich hab festgestellt das Ich noch ne Menge üben nuss^^ aber ich hoffe mal das meine 2te FF besser wird^^.
Deine Moja ^^ *knuddel*^^
Von:  Kyle
2003-04-20T19:19:23+00:00 20.04.2003 21:19
Oh, das ist schön das du meinen ersten Versuch gelesen hattest. Puh, ich fürchtete schon ich hätte damit so ziemlich alle Leser vergrauelt, aber dem scheint ja doch nicht so ^^ *freu*
Ich nehme an diese Version gefällt dir viel besser, denn ich persönlich fand das damalige unzumutbar.
Logisch veröffentliche ich alle Folgen und zwar im drei Tage Rhytmus. Die erste Staffel ist ja schon lange fertig, so das man nicht lange warten muss ;D
Von: abgemeldet
2003-04-20T16:30:52+00:00 20.04.2003 18:30
Ich hab die Fic schon bis zu Folge 12 (?) gelesen, die wo du
ja schon veröffentlicht hattest und ich will
auf alle Fälle das du alle Teile postest :D


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