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Delilah – Die Liebe einer Wölfin

von

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32. Kapitel

"Geht’s dir gut?" Eine warme Hand legte sich in ihren Nacken und streichelte sie zärtlich, während der vertraute Duft von Motoröl und Wolf sie umfing.

Kurz blickte Delilah zu Dean hoch und schenkte ihm ein schwaches Lächeln, ehe sie ihren Blick wieder auf ihre Finger richtete, die eine rote Paprika in der einen und ein scharfes Messer in der anderen Hand hielten.

"Ja, warum?" Sie schnitt zuerst den dicken Stängel heraus, ehe sie die Paprika auf die Seite drehte, um sie in zwei Hälften zu teilen und die kleinen Kerne herauskratzen zu können.

"Ich weiß nicht genau. Du bist in letzter Zeit irgendwie so ruhig." Dean ersetzte die Hand in ihrem Nacken durch einen kurzen jedoch warmen Kuss und ging dann zur Spüle hinüber, um sich ein Glas Wasser einzuschenken, während Delilah in Ruhe das Gemüse zurechtschnitt.

"Und das ist etwas Schlechtes?"

"Nein, natürlich nicht. Es ist nur…" Er sprach nicht zu Ende.

Delilah konnte deutlich Deans Blick auf sich spüren, doch sie sah nicht hoch, sondern bereitete weiter das Mittagessen zu. "Ist nur was?"

"Wann hast du das letzte Mal gelacht?"

"Gerade eben habe ich dich angelächelt."

Dean stellte das kaum angerührte Glas zur Seite, trat direkt hinter sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Mit dem Mund, ja. Aber nicht mit den Augen."

Was konnte sie darauf schon erwidern? Delilah schob die Gemüsereste von dem Schneidbrett auf den kleinen Haufen, den sie später auf den Kompost werfen würde und griff nach den gewaschenen Tomaten, Deans Atem dabei immer im Nacken spürend.

Gerade als sie damit beginnen wollte, auch diese klein zu schneiden, nahm Dean ihr das Messer aus der Hand und legte es zur Seite. Danach drehte er sie herum und stützte sich an der Kante der Küchentheke ab, so dass sie zwischen seinen Armen gefangen war und zu ihm aufsehen musste.

"Sag mir, was los ist. Fühlst du dich nicht gut, oder ist irgendetwas mit dem Baby?"

Seltsam. Ihr war bisher gar nicht aufgefallen, wie lange seine dunklen Wimpern eigentlich waren.

"Deli!"

"Hm?"

"Ich hab dich was gefragt."

"Alles in bester Ordnung. Kann ich jetzt wieder weiter machen?"

Dean schnaubte. "Nein. Kannst du nicht."

"Und warum nicht? Das Essen soll in einer Stunde fertig sein." Delilah drückte gegen seine harte Brust, um ihn dazu zu bewegen, sie wieder freizugeben. Vergebens. Er rührte sich keinen Millimeter.

"Es wird garantiert keiner verhungern, wenn das Essen etwas länger braucht."

"Aber ich habe mir ein Ziel gesteckt und habe vor, es auch zu erreichen. Also lass mich weiter arbeiten." Sie drückte etwas energischer, woraufhin Dean sich nur noch mehr auf seine Arme stemmte und damit noch näher kam, so dass sie nicht einmal mehr zur Seite durchschlüpfen konnte.

"Dean!"

"Delilah."

"Was soll das?

"Gib mir einen Kuss, dann lass ich dich weiter machen." Er kam ihr noch näher, so dass sie die Hitze seines Körpers auf ihrem Gesicht brennen fühlte.

Delilah verdrehte die Augen. "Sag das doch gleich."

Sie streckte sich, da er ihr nicht wirklich entgegen kam und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Also?"

Dean schüttelte nur den Kopf und blickte weiterhin ernst auf sie herab. "Einen richtigen Kuss, Deli."

"Dean!" Sie kniff ihm nicht gerade sanft in die Seite, was ihn nicht im Geringsten beeindruckte.

"Ich warte."

"Herrgott noch mal!" Delilah packte sein Gesicht und zog ihn zu sich herunter, ehe sie ihre Lippen so hart auf seine presste, dass ihre Zähne aneinander stießen. Zunächst taten sie beide kaum mehr als so zu verharren, doch als hätte der flüchtige Geschmack seiner Lippen plötzlich einen Schalter in ihr umgelegt, wurde sie weicher, nachgiebiger und zugleich hungriger.

Delilah fuhr mit den Fingern in Deans Haar und packte ihn auf diese Weise noch fester, während ihr Mund sich für ihn öffnete, nachdem er seine Teilnahmslosigkeit ebenfalls aufgab und den Kuss erwiderte.

Er schlang zunächst seine Arme um sie, so dass er sie so nahe an sich heranziehen konnte, dass nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte, ehe er das Schneidbrett ein Stück zurück schob, ihren Po packte und sie auf der Theke absetzte.

Dabei schlang sie automatisch ihre Beine um seine Hüfte, um keinen Moment lang von ihm getrennt zu sein, doch gerade als sie sich vollends in dem leidenschaftlichen Kuss verloren glaubte, zog Dean den Kopf zurück und schaute sie schwer atmend an.

Delilah ließ es nur mit einem protestierenden Knurren zu und rang ebenfalls nach Atem.

"Schön, dass deine Wölfin wieder da ist. Wo hat sie sich herumgetrieben?" Sein eigener Wolf lugte hinter seinen Augen hervor und schien sehr zufrieden mit sich zu sein.

Sie wollte plötzlich nur noch weg von ihm, oder zumindest von dieser Theke herunter, doch er ließ sie nicht.

"Ich weiß nicht, was du meinst. Außerdem hattest du deinen Kuss, also lass mich jetzt runter." Delilah packte sein Shirt und zog daran, doch es war zwecklos.

"Bullshit. Du weißt ganz genau, was ich meine. In der ganzen letzten Woche bist du wie ein Geist durchs Haus geschlichen; hast nur was gesagt, wenn man dich angesprochen hat und ansonsten war da nichts. Nada. Einfach Funkstille. Und wehe, du schiebst das jetzt auf deine Hormone. Das kauf ich dir nämlich nicht ab!"

Delilah ließ den Stoff unvermittelt los, legte ihre Hände auf die inzwischen deutlich sichtbare Rundung ihres Bauches und hielt den Blick gesenkt. Sie wünschte, sie könnte das Zittern ihrer Finger nicht so deutlich spüren, oder den Sturm den Dean in ihr erneut entfacht hatte, nachdem so viele Tage so etwas wie ein trügerischer Frieden in ihr gewesen war.

Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie nichts, absolut gar nichts an ihrer derzeitigen Situation ändern konnte. Was also hätte sie sonst tun können, um nicht noch einmal mit James aneinander zu geraten, sich erneut mit ihm zu streiten und womöglich alles noch schlimmer zu machen? Delilah hatte es sein lassen. Hatte aufgehört zu kämpfen und versucht, keine Angriffsfläche mehr zu bieten, auf die James hätte anspringen können. So hatten sie wenigstens halbwegs harmonisch nebeneinander arbeiten können, bis er beschlossen hatte, dass sie bereits genug vom Kochen wusste, um auch ab und an mal alleine eine Mahlzeit für sie alle zuzubereiten und genau darauf hatte sie sich auch konzentriert.

Sie kochte, wusch ab, räumte auf, machte die Wäsche und tat auch sonst alles, was sie an Arbeit für sich beanspruchte, um ihren Teil zu der Gemeinschaft beizutragen.

Warum also konnte Dean sie nicht einfach so weiter machen lassen?

"Ach, Deli…" Seine warme Hand berührte zärtlich ihr Gesicht und wischte ihr eine Träne von der Wange, die sie bis zu diesem Moment gar nicht gespürt hatte. Allerdings blieb der stachelige Ball in ihrer Kehle alles andere als unbemerkt. Sie konnte kaum daran vorbei schlucken. Mit ihrer Wölfin waren auch diese Gefühle wieder da.

"Es tut mir leid." Dean zog sie wieder an seine Brust, hielt sie fest und wiegte sie sanft, während noch mehr Tränen sein Shirt durchnässten und sie ungewollt zu schluchzen begann.

"Aber es ist keine Lösung, den Wolf in sich wegzusperren. Irgendwann geht man daran zu Grunde und das will ich nicht." Er streichelte über ihren Rücken, während sie sich regelrecht in seinem Shirt vergrub und nach seiner Nähe suchte, die sie sich selbst seit Tagen verwehrte.

Verdammt noch mal, wann war Dean so erwachsen geworden?

"Ich… Ich kann das einfach nicht mehr…", krächzte Delilah leise gegen seine Brust. "Ich ertrage es nicht länger!" Das tat sie wirklich nicht. Dafür schmerzte es zu sehr.

"Was genau meinst du?" Dean schien tatsächlich nicht zu wissen, was sie meinte.

Delilah richtete sich so abrupt auf, dass ihr Hinterkopf wieder einmal Bekanntschaft mit seinem Kinn machte, aber das kümmerte sie gerade wenig. Jetzt wurde sie dank seiner Begriffsstutzigkeit wütend.

"Dich und deinen Bruder!" Sie zog geräuschvoll die Nase auf, was ihr nicht besonders viel Würde verlieh. "Du vermisst ihn! Er vermisst dich! Wieso könnt ihr also nicht wenigstens versuchen, euch wieder zu vertragen?" Sie wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern fuhr gleich fort: "Ach ja, genau! Wie konnte ich das nur vergessen? Du musst deine Ansprüche auf mich verteidigen und er hat so viele Probleme am Hals, dass ich nicht einmal sagen kann, welche davon mich genau betreffen. Dass James nicht auf dich zugeht, kann ich noch irgendwie nachvollziehen, aber dass du dich nicht dazu überwinden kannst, deinen Zwillingsbruder wieder zurück zu gewinnen, verstehe ich einfach nicht! Was verdammt noch mal hindert dich daran?!"

Immerhin hatte sie das Gefühl, langsam unter dieser Bürde zu zerbrechen. Schließlich war sie an alledem schuld, ohne etwas dagegen tun zu können.

Ganz langsam ließ Dean sie los und trat einen Schritt zurück. Er sah so aus, als hätte sie ihm einmal kräftig in die Eier getreten und als hätte er ihr zugleich überhaupt nicht zugehört.

"Er vermisst mich?", fragte er leise.

Delilah verstand ihn kaum, so leise und brüchig klang seine Stimme, was ihre aufkeimende Wut regelrecht verpuffen ließ.

"Ja. Das tut er." Sie rutschte langsam von der Theke und lehnte sich stattdessen dagegen, während sie sich die Oberarme rieb. Auf einmal wurde ihr ohne Deans Wärme kalt.

"Wirklich?"

Sie nickte. "Er hat es mir ziemlich unmissverständlich gesagt, wie sehr er dich vermisst. Wusstest du das nicht? Ich meine, ihr kennt euch doch sonst so gut."

Dean schüttelte schwach den Kopf und atmete einmal tief durch. "Nein. Er hat es wohl ziemlich gut vor mir versteckt."

"Vermutlich genauso gut, wie du es vor ihm versteckst.", hauchte sie leise.

Delilah stieß sich von der Theke ab und schlang die Arme um ihn, um sich wieder etwas aufzuwärmen. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass auch Dean diese Berührung brauchte, obwohl er seine Gefühle weit besser vor ihr verbarg, als James es konnte. Dennoch konnte man nicht leugnen, dass ihre gegenseitige Nähe ihnen immer wieder aufs Neue gut tat. Sie verstand das selbst nicht wirklich, wollte es aber auch nicht hinterfragen. Es gehörte wohl einfach zu einer richtigen Beziehung dazu und so etwas hatte sie bisher noch nie.

"Meinst du, du kannst einmal mit ihm reden?", wollte Delilah leise wissen, während sie über die weiche Haut seines Rückens streichelte, nachdem sie ihre Hände unter sein Shirt geschoben hatte, um noch besseren Kontakt aufnehmen zu können.

"Ich hoffe, dass er überhaupt zuhören will." Dean verbarg sein Gesicht in ihrem Haar und atmete bewusst tief ein und aus. Es war offensichtlich, dass ihn dieses neue Wissen ziemlich getroffen hatte.

"Das hoffe ich auch." Für sie alle.
 

***
 

Es war schon seltsam. Einerseits schien die Zeit rasend schnell zu vergehen. Andererseits blieben sie alle an einem Fleck stehen – wie festgefroren. Das Einzige, das sich wirklich veränderte, war ihr Baby.

Delilah ließ sanft ihre Finger über die kleine Rundung ihres Bauches streichen, während sie sich mit einem Fuß vom Boden abstieß, um die Veranda-Schaukel zum Schwingen zu bringen, auf der sie sich an diesem lauen Sommertag mit vielen Kissen niedergelassen hatte.

Im Gegensatz zu den letzten Tagen war heute die friedliche Stille nicht trügerisch sondern unverfälscht echt.

Dean war mit seinem Vater unterwegs, um einen liegen gebliebenen Wagen abzuholen und dessen Besitzer zurück nach Hause zu fahren. Das würde den ganzen Tag dauern, weshalb sie das Haus vollkommen für sich alleine hatte, denn James arbeitete in der Werkstatt und würde sich bestimmt nicht so schnell blicken lassen.

In solchen Momenten wie diesen musste sie ihre Wölfin nicht einsperren, um innerliche Ruhe zu erlangen. Es ergab sich irgendwie von selbst, wenn sie die Zweisamkeit mit ihrem Baby ungestört genießen konnte.

Delilahs Finger mochten vielleicht nichts spüren, doch seit ein paar Tagen glaubte sie, ein leichtes Flattern, wie den zarte Flügelschlag von kleinen Schmetterlingen in ihrem Bauch wahrzunehmen. Da es nicht immer war und sie das Gefühl auf diese Art zuvor noch nicht gekannt hatte, war sie sich relativ sicher, dass das ihr Baby sein könnte.

Gerade in so einem bewegenden Augenblick erschien es ihr unfassbar, dass sie sich anfangs so dagegen gewehrt hatte, wo sie doch gerade dadurch eine solch enorme Liebe für dieses zerbrechliche Geschöpf erfasste, dass es Delilah regelrecht umhaute.

Wenn es ihr doch nur in anderen Punkten auch so ergehen könnte...

Sie mochte Dean sehr. Das tat sie wirklich. Aber sie beide hatten noch nie über Liebe gesprochen und obwohl sie nicht vor hatte, ihn zu verlassen, so kam sie doch nicht an diesem Gedanken vorbei, dass das nicht normal war.

Delilah gab sich selbst dafür die Schuld, denn dem einzigen Mann, dem sie sich je vollkommen geöffnet und dem sie gesagt hatte, dass sie ihn liebte, war ihr Vater gewesen und der war schon lange tot.

Egal wie stark ihre Gefühle auch für Dean waren, sie wusste tief in sich drin, dass sie immer noch etwas vor ihm zurück hielt. Vielleicht war auch das der Grund, warum er nicht von Liebe sprach. Aber im Grunde genommen war das auch nicht so wichtig. Was er ihr gab und wie er mit ihr umging, sagte eigentlich schon mehr als alle Worte der Welt es gekonnt hätten. Der Mann sowie der Wolf wollten sie und beide würden für sie da sein, solange sie es zuließ.

Zumindest diese Art der Sicherheit hatte sie.

Wieder stieß sie sich sanft mit dem Fuß vom Boden ab und schloss die Augen, während eine kühlende Brise ihr Gesicht streifte und den Duft von in der Sonne trocknendem Gras mit sich trug, das gestern auf den umliegenden Wiesen gemäht worden war.

Delilah liebte diesen Duft. Umso mehr da er sie auch an James erinnerte.

In den letzten Tagen schien es ihm etwas besser zu gehen, was aber nicht an Dean liegen konnte, denn dem ging er immer noch größtmöglich aus dem Weg oder sprach nur dann mit ihm, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

Noch hatte Dean den Mut nicht dazu aufgebracht, ernsthaft mit seinem Bruder zu reden und Delilah hatte kein Recht, ihn dazu zu drängen. Sie würde sich dabei so gut wie möglich raushalten. Es war ohnehin leichter, nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern einfach zu versuchen, einen normalen Umgang mit James zu pflegen, zumal er diese Haltung in ihrer Nähe von ihr übernahm.

Seit dieser Nacht vor fast zwei Wochen hatten sie noch nicht einmal die Stimmen erhoben und das war wirklich eine Leistung.

Vielleicht war ja auch das ein Weg zur Besserung. Sie hoffte es.

Es gab kein Zeichen der Warnung. Keinen auffälligen Geruch oder ein Geräusch, das sie vorgewarnt hätte. Die Hand die plötzlich Delilahs Kehle umschloss und zudrückte kam wie aus dem Nichts.

Mit brachialer Gewalt wurde sie hochgerissen und gegen die Holztäfelung des Hauses gestoßen. Ihre Beine baumelten in der Luft, während Sterne vor ihren Augen explodierten und erst nach und nach ein vertrautes Bild preis gaben – Nadine.

"Hallo, Miststück! Kennst du mich noch?" Die Werwölfin strich sich mit der freien Hand ihr schwarzes Haar zurück und gewehrte dadurch deutliche Einsicht auf ein völlig missgestaltetes Ohr, dem ein Gutteil an Knorpeln und Haut fehlte. Delilahs Werk.

Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie keinen Ton heraus gebracht, da der eiserne Griff der manikürten Finger ihr vollkommen die Luft abschnitt und ihr Kopf sich immer mehr so anfühlte, als würde er jeden Moment platzen.

Delilah versuchte verzweifelt den Griff zu lockern, doch das Kratzen ihrer Finger schien Nadine nicht im Geringsten zu beeindrucken. Ebenso wenig ihre ersterbenden Versuche, nach ihr zu treten. Ihre Lunge schrie verzweifelt nach Sauerstoff, den sie ihr nicht geben konnte, während bereits schwarze Flecken vor ihren Augen tanzten. Jeden Moment würde sie ohnmächtig werden, weshalb Delilah noch mehr dagegen anzukämpfen versuchte, was Nadine nur ein mildes Lächeln entlockte.

"Wehr dich nur. Du wirst trotzdem dafür sterben, was du mir angetan hast und ich werde jede Sekunde davon genießen!"

"Nei-" Der schwer erkämpfte Atemzug wurde sofort mit noch mehr Druck auf ihren Hals unterbunden, bis ihr Sichtfeld endgültig von Schatten verschlungen zu werden drohte. Doch über das laute Dröhnen ihrer Ohren hinweg, konnte sie James' drohende Stimme hören.

"Lass sie auf der Stelle los, oder ich brech' dir das Genick!"

Delilah blinzelte heftig und konnte dadurch erkennen, dass James einen Arm um Nadines Hals geschlungen hatte und seine andere Hand dagegen hielt, so dass er ihren Kopf bereits schmerzhaft weit zur Seite gedreht hatte. Wieder lockerte sich Nadines Griff, doch bei weitem nicht genug, um wieder atmen zu können.

"Sofort!", schrie James sie an.

"Das wagst du nicht." Ihre Stimme klang unsicher.

"Ich habe schon mal für sie getötet. Ich werde es wieder tun!" Er drehte Nadines Kopf noch weiter zur Seite bis der Druck um Delilahs Hals mit einem Mal nachließ und sie zu Boden fiel.

Sie röchelte und würgte und versuchte ihre Lunge dazu zu bringen, sich mit Luft zu füllen, doch ihr schmerzender Hals ließ es kaum zu. Er brannte wie Feuer.

James war sofort bei ihr und half ihr sich aufzurichten.

"Deli! Oh Gott, dein Hals!" Seine Finger strichen über ihre Haut und als er sie wieder zurück zog, konnte sie Blut daran erkennen. Allerdings waren die Kratzer das Wenigste, was sie spürte und mit dem sie sich beschäftigte.

Delilah kämpfte immer noch um jeden einzelnen Atemzug. Doch so sehr es auch schmerzte, sie zwang sich dazu, den lebenswichtigen Sauerstoff in sich aufzusaugen, während ihre Augen vorbei an James immer noch auf Nadine geheftet waren, der die Wut nur noch hässlichere Gesichtszüge verpasste. Erst jetzt fiel Delilah auf, dass sie nackt war.

Ihr ganzer Körper bebte heftig unter der Panik, die ihr dieser Anblick bescherte, da diese Frau sie tatsächlich umgebracht hätte, wäre James nicht aufgetaucht.

Er bemerkte ihre Angst und fuhr zu Nadine herum: "Verschwinde!"

Sein Tonfall ließ sie zumindest rückwärts die Treppe hinunter stolpern, doch sie fing sich nur allzu schnell wieder und ihr Gesicht verzerrte sich noch weiter unter ihrer Wut.

"Ich bin noch nicht mit ihr fertig! Sie wird dafür büßen, was sie mir angetan hat!"

"Du wirst sie nicht anfassen!" James richtete sich drohend auf und stellte sich Nadine in den Weg. "Und solltest du auch nur noch einmal deinen Fuß auf dieses Grundstück setzen, wird es das letzte Mal gewesen sein!"

Nadine schnaubte verächtlich. "Glaubst du ernsthaft, du könntest mich davon abhalten? Ohne deinen Bruder bist du nichts und das weißt du auch!"

"Verschwinde!" James' Knurren ließ selbst Delilah zusammen zucken, doch Nadine hob nur herablassend den Kopf und bot ihm die Stirn, als er die Verandatreppe hinab sprang und sich drohend vor ihr aufbaute.

"Glaubst du wirklich, dass du mir damit Angst machst? Dazu fehlt dir das richtige Paar Eier!" Sie stieß ihm so hart gegen die Brust, dass James einen Schritt zurück machen musste, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Kiefer mahlten hart aufeinander.

"Und genau das ist der Grund, warum ausnahmslos jede Frau deinen Bruder bevorzugt und dich einfach linksliegen lässt. Du hast es einfach nicht drauf!" Sie schlug ihm hart ins Gesicht, doch er rührte sich immer noch nicht, was Nadine sofort ausnutzte, um ihm noch einen verbalen Schlenker zu verpassen. "Im Bett bist du auch scheiße und dann wunderst du dich auch noch, warum ich mir jemand anderem zum Ficken suche."

"Sei still!" James stieß sie von sich, was den Umständen entsprechend eine viel zu sanfte Reaktion war und Nadine lediglich ein müdes Lächeln abrang.

"Och, hat dich das getroffen? Fängst du jetzt gleich an zu heulen?" Sie rappelte sich wieder vom Boden auf und wischte sich den Sand vom nackten Po. "Ehrlich James. Du bist und bleibst ein Weichei. Wäre es anders, hättest du dir die Schlampe einfach geholt, als zu versuchen, sie mit mir eifersüchtig zu machen."

"Das ist nicht wahr!" Jetzt schrie er.

"Und ob es das ist! Oder willst du mir weißmachen, du hättest sie an dem Tag nicht bemerkt? Ich habe sie schon gerochen, als wir aus dem Auto gestiegen sind!"

James machte erneut einen Schritt auf sie zu. Sein ganzer Körper bebte, doch er sagte kein Wort. Vielleicht konnte er das auch gar nicht, so hart wie seine Zähne aufeinander knirschten.

"Geh mir aus dem Weg und ich setze deiner hoffnungslosen Schwärmerei für diese Schlampe ein Ende. Dann haben wir beide was davon." Nadine wollte sich an ihm vorbei schieben, als James sie plötzlich im Genick packte und sie auf diese Art mit sich schleifte, weg von dem Haus. Weg von Delilah.

"Du wirst jetzt verschwinden und nie wieder herkommen." Seine Stimme war reinster, unterdrückter Zorn, vermengt mit einem tiefen Grollen, das direkt aus der Kehle seines Wolfes zu kommen schien.

"Und solltest du dich auch nur in Sichtweite begeben, wird dein zerstörtes Ohr noch der schönste Teil von dir sein, wenn ich mit dir fertig bin." Er stieß sie direkt auf die asphaltierte Straße. "Hast du mich verstanden?"

Nadine fletschte die Zähne und rieb sich den Nacken, während sie hasserfüllt zu ihm hoch sah. "Kaum zu fassen. Du liebst dieses Miststück wirklich!"

Als James sie dieses Mal anknurrte, zuckte sie zurück.

"Hast. Du. Mich. Verstanden?!"

Nadine trotzte ihm noch einen Moment lang, ehe sie den Blick senkte und leise murmelte: "Ja. Ich verstehe nur zu gut."

Er wandte sich von ihr ab, um zu Delilah zurück zu kehren.

Pass auf!, schrie sie ungehört, da aus ihrem malträtierten Hals nur ein klägliches Krächzen kam. Es war ohnehin zu spät.

James wurde unter der Wucht eines riesigen Körpers zu Boden geschleudert und blieb für wertvolle Sekunden lang benommen liegen, die der schwarze Werwolf ausnutzte, um mit weit aufgerissenem Maul seinen Nacken zu packen und zuzubeißen.

Delilah schrie voller Entsetzen auf und fiel wieder hin, als sie sich aufzuraffen versuchte. Jeden Moment erwartete sie das tödliche Knacken von James' brechendem Genick zu hören. Es kam nicht.

James riss gerade noch rechtzeitig die Arme hoch, um Nadines Maul daran zu hindern, noch fester zuzuschnappen. Mit einer Kraft, die sie ihm nicht zugetraut hätte, riss er den Kiefer des Werwolfs wieder auseinander und befreite sich auf diese Weise von ihm. Eine Sekunde später trug auch er sein Fell und ein wilder Kampf entbrannte.

Nadine war in dieser Form nur geringfügig kleiner als James – was daran liegen mochte, dass sie das Produkt zweier Werwölfe war und er nicht – doch was ihr an Größe fehlte, machte sie mit Schnelligkeit wett und so war es ganz und gar nicht gewiss, wie diese Auseinandersetzung endete.

Delilah kämpfte sich unter der entsetzlichen Beschallung bestialischer Kampflauten auf alle Viere hoch und versuchte sich in die Küche zu schleppen. Dort wo der Block mit den Fleischmessern stand. Immer wieder konnte sie das schmerzvolle Aufheulen eines Wolfes hören, gefolgt von wildem Knurren und Zähnefletschen. Schwere Körper die sich hart zu Boden warfen und das Prasseln feiner Steine, die gegen die Verkleidung des Hauses geschleudert wurden.

Voller Panik umklammerte sie das größte aller Messer, während sie sich hinter der Kücheninsel zu einem winzigen Ball zusammenkauerte und nicht zu hyperventilieren versuchte.

Oh Gott, James! Sie konnte ihm nicht helfen! Nadine würde sie einfach in Stücke reißen! Sie-

Etwas prallte hart gegen die Haustür. Glas splitterte, woraufhin Delilah das Messer noch fester umklammerte und nur durch hören alleine, herauszufinden versuchte, was dort draußen vor sich ging.

Zunächst fand der wilde Kampf noch in unmittelbarer Nähe statt, doch er entfernte sich allmählich, bis ein schrilles Jaulen, das von entsetzlichen Schmerzen kündete, abrupt für Stille sorgte.

Delilah blieb das Herz für einen Moment lang stehen, ehe sie am ganzen Körper bebend so flach wie möglich zu atmen versuchte, um kein noch so kleines Geräusch zu verpassen.

Als sie schlurfende Schritte die Verandatreppe hochkommen hörte, hielt sie den Atem an und griff entschlossen nach einem zweiten Messer. Sie würde nicht kampflos aufgeben.



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