Zum Inhalt der Seite

Worldtraveler ~Ver. 2~

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Reise 2 "Gaia" - 2.2 ~Verfolgung~

6. Juni 2012

Während sie durch die Ödnis streiften erfreute sich Eissi selbst an banalen Dingen, wie einem fliegenden Falken am blauen Himmel oder einem halb verdorrten Busch am Wegesrand. Einerseits nervte es Yuki unheimlich, andererseits fand sie diese kindliche Freude ihrer Freundin auch sehr niedlich. Sie selbst war auch sehr aufgeregt, denn sie mochte diese Welt ebenfalls sehr, aber sie konnte ihre Freude nicht so ausleben, denn sie achtete auf die Umgebung, ob sie irgendetwas spürte. Sie fluchte leise vor sich hin, weil sie ja gar nicht wusste, worauf sie achten sollte. Plötzlich hatte Eissi ihr Gesicht nah vor Yuki’s geschoben und grinste sie breit an.

„Was ist denn los, freu dich doch mal!“

„Nunja, ich bin aufmerksam, nicht das wir überrascht werden…“

„Ach was! Nun entspanne dich doch mal! Es ist doch toll hier!“

Mit diesen Worten hüpfte Eissi wieder fröhlich in der Gegend herum und hielt direkt auf Midgar zu.
 

Die riesigen metallenen Tore der Stadt konnten per Knopfdruck geöffnet werden und Yuki und Eissi konnten ungehindert die Stadt betreten. Nun kam auch Yuki nicht umhin einen Ausdruck ihres Erstaunens hinaus zu rufen, während sie sich in der geschäftigen Metropole umschaute. Es waren viele Menschen unterwegs, genauso wie Autos und Motorräder. Plötzlich dachte Yuki an ihre alte Heimat und für einen kurzen Moment übermannte sie die Sehnsucht an ihr Zuhause. Als sie jedoch Eissi hinterher rannte, um sie im Getümmel nicht zu verlieren, verflog diese Sehnsucht schnell wieder.

„Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht einfach plötzlich loslaufen!“

„Entschuldige, aber ich bin ja so aufgeregt! Ist das alles spannend hier! In welchem Sektor wir wohl sind?“

Die Frauen schauten sich um, doch niemand schien besondere Notiz von ihnen zu nehmen. Zwei seltsam gekleidete Leute, wovon eine Waffen trug, schienen hier wohl niemanden besonders zu stören oder aufzufallen. Yuki hatte schon mit schreienden Menschen oder Schlimmeren gerechnet.

Sie überlegte fieberhaft, wo sie als erstes suchen sollten, als ein Tumult ihre Aufmerksamkeit erregte. Die weiße Schwertkämpferin und ihre magische Begleitung blieben stehen und starrten auf eine Menschentraube, die immer größer zu werden schien. Plötzlich rempelte ein junger Mann gegen Yuki, sodass sie strauchelte und nur mit Mühe auf den Beinen blieb.

„Kannst du nicht aufpassen, oder was?“

„Ey, ich kann doch nichts dafür, wenn ihr hier dumm wie Straßenschilder in der Gegend rumsteht!“

„Dumm wie Straßenschilder? Willst du mich verarschen, oder wie? Entschuldige dich mal!“

Eissi versuchte noch ihre aufgebrachte Freundin zu beruhigen, da schoss schon die Faust des Mannes vor. Yuki fiel ob der Wucht des Schlages auf die Straße.

„Nur weil du ein komisches Schwert trägst, heisst das nicht, dass du dich hier aufspielen kannst, Kleine! Für dich gelten dieselben Regeln in Midgar wie für alle anderen auch!“

Yuki hörte die Worte des Mannes nur ganz entfernt, denn in ihrem Kopf dröhnte es noch und sie hielt sich die schmerzende Wange. Ihre besorgte Freundin hockte neben ihr und wollte ihr aufhelfen, doch die Wut schien Yuki zu übermannen. Ihre roten Dreiecke leuchteten auf und sie funkelte den Mann bösartig an, bevor sie sich langsam aufrichtete.

„Du kannst froh sein, dass ich mein Schwert nicht gegen Idioten wie dich erheben werde. Doch beleidige mich noch einmal und ich mache dir die Hölle heiß! Im wahrsten Sinne des Wortes!“

Eissi erschrak, denn die Stimme ihrer langjährigen besten Freundin hatte einen tiefen, dunklen und vor allem bösartigen Ton, den sie vorher niemals hatte. Lag es an ihrem Dämonenblut?

Der Mann spie vor ihr auf den Boden und hob erneut seine Faust, doch diesmal wich Yuki behände mit einem kleinen Schritt zur Seite aus. Sie packte den Arm des Mannes und zog ihn näher zu sich heran, sodass sie seinen Schwung nutzen konnte, um ihm ihren Ellenbogen in den Bauch zu rammen. Bevor der Mann vornüber fallen konnte, trat sie ihm zwischen die Beine, sodass er zusammengekrümmt auf der Straße hockte.

Als Yuki erneut auf ihn eintreten wollte, hielt ihre Freundin sie entsetzt zurück.

„Yuki!! Es reicht! Er ist am Boden, lass es gut sein!“

Als die blonde junge Frau zu ihrer Freundin herum wirbelte, erschrak Eissi auf’s Neue, denn etwas an Yuki’s Augen hatte sich verändert. Ihr sonst so strahlend helles Blau hatte eine gelbliche Farbe angenommen und ihre Pupillen sahen aus wie Schlitze, ähnlich einer Katze.

„Eissi…?“

Nachdem Yuki blinzelte sahen ihre Augen wieder völlig normal aus und sofort fragte sich die Magierin, ob ihr ihre Einbildung nicht nur einen Streich gespielt hatte. Yuki schaute sie fragend an und schaute dann zu dem Mann, der sich langsam und mit gequältem Gesichtsausdruck wieder aufrichtete.

„Kleine weiße Schlampe! Das wird dir noch leid tun!“

Mit diesen Worten verschwand der Mann in Richtung der Menschentraube, sodass die jungen Frauen ihn schnell aus den Augen verloren.

„Was sollte das eben? Du wolltest weiter auf ihn eintreten, obwohl er schon längst am Boden war! Warum?“

„I-ich weiß nicht… was passiert ist! Das Letzte woran ich mich erinnere ist, dass der Typ mir eine rein gehauen hat. Danach hab ich Blackout und meine Erinnerung setzte erst dann wieder ein, als du mich so besorgt angeschaut hast.“

Ihre Stimme verriet, dass Yuki die Wahrheit sagte. Sie wusste wirklich nicht, was in den letzten zwei Minuten passierte. Die junge Magierin nahm ihre Freundin in den Arm und flüsterte leise: „Ist schon in Ordnung. Es ist okay.“

Yuki erwiderte die Umarmung nicht, sondern wartete, bis Eissi von ihr abließ.

Diese schaute der blonden Schwertkämpferin ins Gesicht und betrachtete ihre roten Dreiecke. Sanft berührte sie das Linke und spürte ein Kribbeln in ihrer Fingerkuppe.

„Faszinierend…“

„Hmh… Wir sind gerade mal hier angekommen und schon gab’s die erste Prügelei… Mir tut meine Wange weh.“

„Aber es war irgendwie cool, wie du den ganz lässig nieder gehauen hast! Ollowain scheint dir viel beigebracht zu haben.“

Yuki schaute traurig auf den Boden und nickte nur mit dem Kopf.

„Hey… was ist denn los?“

„Nichts, alles okay…“

„Hör auf, so falsch zu lächeln. Das zeigt mir immer, dass du nicht die Wahrheit sagst.“

Yuki antwortete nicht und als Eissi wieder ansetzen wollte, sah die Schwertkämpferin, wie zwei uniformierte Männer auf sie zuliefen. Sie hatten blaue Kleidung, Arm-, Schulter- und Beinschützer aus Metall und einen seltsam aussehenden Helm auf dem Kopf. Über die Schulter hatten sie eine Waffe gehängt und erst, als die Männer kurz vor ihnen standen, erkannte sie, dass es seltsame Schusswaffen waren. Yuki hasste solche Waffen, daher machte sie sich nicht die Mühe näher darüber nachzudenken, was es für welche sein könnten. Aber sie glaubte, dass es Maschinenpistolen waren. Die Schwertkämpferin stellte sich schützend vor Eissi und hatte ihre rechte Hand am Knauf ihrer rechten Klinge, bereit die Waffe sofort zu ziehen, falls nötig. Könnte sie die Männer angreifen? Sie waren Menschen und Yuki war sich auf einmal nicht mehr so sicher, einen der Männer ernsthaft verletzen zu können. Doch um Eissi zu beschützen müsste sie es wohl tun. Sie schluckte hart, als die Männer in etwa vier Schritt Abstand vor ihnen stehen blieben.

„Halt! Wer seid ihr?“

Der Mann hatte eine befehlsgewohnte Stimme und nun erkannte Yuki auch ein gewisses rotes Zeichen auf dem Helm der Uniformierten. Das Zeichen gehörte zur hiesigen Monopol-Firma, der Shin-Ra Electric Power Company. Diese Männer waren dann augenscheinlich Infanteristen der firmeneigenen Militäreinheit.

„Wir sind nur einfache Reisende!“

„Reisende, die einen Bewohner der Stadt niedergeschlagen haben und nun die Hände an ihren Waffen haben? Verkauf uns nicht für dumm, Mädchen!“

„Hände weg von dem Schwert!“, schrie der andere der Infanteristen und zielte prompt mit seinem Gewehrlauf auf Yuki. Diese zog scharf die Luft ein, während Eissi einen überraschten Schrei ausstieß. Der erste und größere der beiden Männer lief auf Yuki zu und kreuzte ihre beiden Arme auf den Rücken. Sofort schoss ihr ob der ruckartigen Bewegung ein ziehender Schmerz den Arm hinauf, sodass sie keuchend ihre eingezogene Luft wieder ausstieß. Der zweite Mann machte bei Eissi dasselbe und Yuki wollte ihn anschreien, hielt es aber für schlauer zu schweigen und aufzupassen, dass der Mann ihrer Freundin nicht allzu sehr wehtat.

„Ihr kommt jetzt mit uns mit! Und denkt nichtmal dran zu fliehen!“

So wurden die beiden jungen Frauen also zum ersten Mal in ihrem Leben abgeführt wie Schwerverbrecher.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Albenmark, Burg Elfenlicht
 

„Wie ihr wünscht, Herrin!“

Ollowain erhob sich und wollte den Thronsaal gerade verlassen, als Emerelle ihn nochmal aufhielt. Er drehte sich um und wartete auf weitere Befehle.

„Ich möchte, dass du mir den Anführer der Trolle bringst. Ich will von ihm selbst hören, weshalb sie plötzlich so tief ins Tal kommen und das Herzland angreifen. Mit den anderen Trollen, die du und deine Ritter unterwegs trefft, könnt ihr verfahren, wie ihr es beliebt. Nur der Anführer ist mir wichtig!“

Ihre Stimme hatte einen kalten Unterton, der keine Zweifel an Emerelle’s Absichten aufkommen ließ. Er verneigte sich knapp und verließ den Thronsaal durch das große Flügeltor. Sofort begann er, seine besten Elfenritter zu versammeln. Er wollte keine allzu große Truppe aufstellen, denn in kleinen Gruppen ist man weitaus mobiler. Sollte die Gruppe aber zu klein sein, so würden die Trolle sie überrennen und er würde kläglich scheitern. Vielleicht würde er sogar sein Leben verlieren.

Etwa zwei Stunden später hatte er eine Truppe aus zehn Elfenrittern zusammengestellt. Die Hälfte bestand aus den Veteranen Fenryl, Farodin, Obilee, Kuja und Eodiren. Die anderen fünf waren junge Elfen, die sich zunächst noch beweisen mussten und noch nicht lange bei den Elfenrittern waren. Darunter zählten Elodrion, Link und seine Schwester Zelda und die Brüder Elvyn und Lazul. Sie alle standen oder stehen unter seinem Training und er war stolz auf sie. Sie gehörten zur Elite der elfischen Streitmächte. Er blickte in die Runde und nickte.

„Ihr wisst, wie unser Auftrag lautet. Es wird Zeit, dass wir die Trolle in ihre Schranken weisen. Wir werden ihnen zeigen, dass es nicht ungesühnt bleibt, wenn sie mordend und plündernd das Herzland betreten. Setzt auf Männer und folgt mir!“

Mit diesen Worten schwang sich Ollowain in den Sattel seines weißen Schimmels und jeder der Ritter tat es ihm nach. Sofort hallten die marmornen Mauern des Burghofes vom Hufgetrappel wider, als sich die Schar Elfenritter in Bewegung setzte. Jeder andere Elf hielt respektvollen Abstand zu den Männern, als diese das umliegende Burggelände verließen. Ollowain schlug kein allzu hohes Tempo an. Sollten sie noch heute in einen Kampf mit den Trollen geraten, wäre es unratsam, wenn seine Männer und ihre Pferde erschöpft vom langen Ritt wären.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Gaia, Midgar
 

Yuki lief in dem kleinen Raum auf und ab und überlegte fieberhaft, wie sie fliehen könnten. Das Fenster war zu weit oben und zu klein, um sich hindurch zu zwängen. Die Tür war mit einem Code gesichert und nach unzähligen Versuchen hat Yuki es aufgegeben, den Code zu knacken. Eissi saß auf dem Boden und döste leicht vor sich hin. Ziemlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie beide in Gefangenschaft waren, aber Eissi wollte einfach abwarten, da sie an ihrer momentanen Situation eh nichts ändern könnten. Aber die weiße Schwertkämpferin wollte dies nicht hinnehmen und doch wurde ihr diese Tatsache langsam bewusst. Der Raum war an sich komplett leer. Kein Tisch, kein Stuhl, nichts. Nur das große rote Shin-Ra-Symbol war an einer Wand zu sehen. Sie seufzte tief und ließ sich langsam neben Eissi sinken. Sie war des Laufens müde geworden und beschloss, ebenso wie ihre Freundin, einfach abzuwarten.

Nach gefühlten zwei Stunden plagte Yuki ein elendes Hungergefühl, doch sie sagte dazu nichts. Ihr Magen knurrte schließlich schon laut genug. Irgendwann kam das Grummeln von Eissi’s Magen dazu und die Freundinnen schauten sich zweifelnd an.

„Was ist, wenn die uns hier verrotten lassen?“

Yuki überlegte kurz, bevor sie antwortete.

„Ich kann die hier absolut nicht einschätzen. Wir sind Fremde, das ist unübersehbar. Allerdings weiß ich nicht, wie die hier mit Fremden verfahren. Entweder wir haben Glück und sie wollen nur irgendwas von uns oder wir haben Pech und sie werden uns loswerden wollen. Vielleicht ist dies hier schon der Anfang davon.“

Eissi krallte sich in den Arm von Yuki und vergrub ihren Kopf auf ihrer Brust.

„Ich hab mir das hier alles voll anders vorgestellt… Ich wollte doch Leute kennenlernen. Vielleicht hätten wir Cloud und so getroffen…“

Yuki starrte die Decke an und streichelte über Eissi’s Kopf. Nach weiteren endlosen Minuten hörte die Schwertkämpferin Schritte auf dem Gang vor der Tür. Sie schaute Eissi an und verzog das Gesicht.

„Entweder kommt da jetzt unser Retter oder unser Henker…“

„Ist mir egal, solange ich erstmal was zu essen bekomme…!“

Yuki lächelte und stand auf. Auch Eissi erhob sich und die Freundinnen warteten auf denjenigen, der da kommen mag. Die Schwertkämpferin stellte sich in eine bequemere Ausgangsposition und lockerte ihre Muskeln, die vom langen Warten steif geworden zu sein schienen. Als sie Geräusche von der Tür hörten, griff Eissi in Yuki’s Arm und diese spannte ihre Arme an.

„Als Schwertkämpfer musst du immer bereit für einen Angriff sein. Vor allem, wenn du in unbekannten Gebieten bist. Behalte das immer im Hinterkopf, dann kann dich niemand so schnell überraschen!“

Ollowain’s Worte hallten in Yuki’s Kopf wider und sie legte ihre rechte Hand auf den linken Schwertknauf, als Vorbereitung dessen, was sie erwarten möge.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Währenddessen in Albenmark…
 

Ollowain und seine Elfenritter haben in einem Waldstück am Rand des Herzlandes ein kleines Trolllager aufgespürt. Die Truppe bestand aus sechs ausgewachsenen Trollen und er war sich sicher, dass sie im Ernstfall durchaus mit denen fertig würden, daher hat er die Verfolgung angesetzt. Er hoffte, dass die Truppe ihn und seine Schar zu dem Troll führen würde, der diese Vormärsche ins Herzland anordnete. Sie ließen die Pferde ein Stück abseits des Waldes zurück. Es waren schlaue Tiere, die den Weg schnell zu ihnen zurückfinden würden.

„Verteilt euch im Wald und wartet. Erweckt nicht die Aufmerksamkeit der Trolle. Sollten sie sich weiter ins Herzland vorwagen, werden wir angreifen. Sollten sie jedoch umkehren, werden wir sie verfolgen. Ich will wissen, wer für diese Vormärsche verantwortlich ist!“

Ollowain schaute seine Elfenritter einem nach dem anderen in die Augen. In keinem Augenpaar konnte den kleinsten Anschein von Zweifel erkennen. Also winkte er ihnen, ihm zu folgen und so schlichen sie sich wieder in den Wald zurück. Die Trolle saßen noch immer im Kreis und grölten etwas in ihrer grunzenden Muttersprache. Sie waren bestialisch laut und stanken obendrein wie die Sünde, sodass selbst Ollowain Mühe hatte, einen Würgreflex zu unterdrücken. Als er sich umschaute, entdeckte er die anderen Elfen und einigen Gesichtern nach zu urteilen, hatten sie dasselbe Problem, wie er selbst. Er heftete seinen Blick wieder auf die Trolle und konzentrierte sich, um einige der Laute zu verstehen. Er konnte zumindest ansatzweise die Trollsprache und obwohl er nicht so recht daran glauben wollte, konnte es sein, dass sie sich über etwas Wichtiges unterhielten. Doch wie zu erwarten sprachen sie nur über belanglose Sachen. Als sie anfingen sich über die besten Ausschlachtungsmöglichkeiten von Vieh zu unterhalten, verschloss Ollowain seinen Geist und suchte mit den Augen wieder nach seinen Gefährten. Er war stolz auf seine Elfenritter. Sie waren eine äußerst disziplinierte Gruppe: alle standen still und warteten. Wenn sie der Warterei überdrüssig waren, dann verbargen sie ihre Langeweile hinter einer Maske aus Gleichgültigkeit. Ollowain richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die sechs Trolle. Ihm fiel es nicht sofort auf, doch als dem so war, legte er eine Hand alarmiert auf seinen Schwertknauf. Er hörte leises Rascheln um sich herum, denn die anderen Ritter machten sich ebenfalls bereit. Sie alle schauten sich um, denn auf der Lichtung waren nur noch vier Trolle. Ollowain spähte auf den gegenüber liegenden Lichtungsrand und erkannte die Schattenrisse der zwei fehlenden Hünen. Kurz danach hörte er rechts von sich erleichtertes Ausatmen. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Elodrion, wie er die Hände von Schwert und Schild nahm, doch weiter wachsam blieb.

Die Trolle setzten sich nun langsam alle in Bewegung. Ollowain bedeutete den anderen Rittern noch zu warten. Scheinbar wollten die Trolle zurück in die Berge der Snaiwamark, nicht weiter ins Herzland. Als das Trampeln der Trollfüße in weite Ferne gerückt war, betraten die Elfen die Lichtung und schauten sich um. Farodin betrachtete nachdenklich das zertrampelte Gras und die ekelerregende Feuerstelle, die die Trolle zurückließen und schüttelte leicht den Kopf.

„Diese Monster sind so… ach, ich finde gar keine Worte dafür!“

Zelda faltete die Hände vor ihrer Brust und erwiderte: „Wenn die Trolle tatsächlich ins Herzland vorstoßen wollen, dann wird alles bald aussehen, wie diese Lichtung.“

„Dann ist es unsere Aufgabe sie daran zu hindern!“, sagte Elodrion entschlossen.

„Folgt mir, Elfenritter! Wir müssen herausfinden, woher diese Trolle kommen.“

Mit diesen Worten machten sich Ollowain und seine Schar Elfenritter wieder auf den Weg, um der Spur der Verwüstung der Trolle zu folgen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Gaia, Midgar
 

Vor ihnen stand ein gut aussehender blonder Mann, welcher einen vornehmen Anzug und Brille trug. Er schaute Eissi und Yuki streng an und musterte sie von oben bis unten. Hinter ihm standen zwei Infanteristen, die ihre Waffen schräg über die Schulter trugen.

„Mein Name ist Lazard Deusericus. Ich bin Direktor der SOLDAT-Abteilung des Shin-Ra-Konzerns. Zudem bin ich für die interne Sicherheit der Firma sowie für die Stadt Midgar zuständig. Wer seid ihr?“

Die Freundinnen tauschten kurze Blicke miteinander, dann versuchte Yuki dem bohrenden Blick des Mannes mutig zu begegnen.

„Ich heiße Yuki Akai. Dies ist meine Freundin Eissi.“

„Was wollt ihr hier in Midgar?“

„Das kann ich Ihnen nicht so einfach verraten. Tut mir leid.“

Lazards blaue Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

„Wenn dem so ist, dann ist unser Gespräch hiermit beendet.“

Er wandte sich zum Gehen und wollte gerade den Raum verlassen, als Yuki ihn noch einmal ansprach.

„Warten Sie! Was passiert mit uns? Im Grunde haben wir gar nichts getan!“

Lazard drehte sich um und blickte die Freundinnen finster an.

„Ihr habt einen Bewohner dieser Stadt angegriffen. Solche Vergehen werden bei uns nicht geduldet.“

„Aber sie hat sich doch nur gewehrt! Der Typ hat Yuki zuerst geschlagen!“, begehrte Eissi auf.

„Natürlich sagst du das. Sonst wärest du eine miese Freundin!“

„Machen Sie ja nicht meine beste Freundin dumm!“

Lazard lächelte abfällig.

„Du scheinst sehr temperamentvoll zu sein. Da ist es für mich nur noch naheliegender, dass du gerne einfach mal zuzuschlagen scheinst.“

„Schauen Sie sich ihre Wange an! Das sollte Beweis genug sein!“, sagte Eissi und drehte Yukis Kopf, sodass Lazard die rötliche Wangenseite sehen konnte. Dieser lief auf Yuki zu und zog grob ihren Kopf näher an sein Gesicht heran. Er strich über die rote Stelle und Yuki verzog vor Schmerz das Gesicht, sagte aber nichts zu der rüden Behandlung.

„Das scheint tatsächlich eine Schwellung zu sein. Das beweist mir aber nicht, dass der andere zuerst zugeschlagen hat.“

Yuki zog Lazards Hand von ihrem Gesicht weg und schaute ihm fest in die Augen.

„Das könnte ihnen nur ein unabhängiger Zeuge beweisen, da sie Eissi ja nicht glauben. Diesen Zeugen kann ich ihnen nicht liefern, da mir niemand aufgefallen ist. Es liegt also an euch.“

Eissi schaute ihre Freundin flehend an und blickte zwischen ihrer Schwertkämpferfreundin und Lazard hin und her. Für sie schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Lazard wieder grinste und einen Schritt von ihnen zurückging.

„Du hast Mumm, das gefällt mir. Ich werde euch beobachten lassen. Sollte mir irgendetwas an euch negativ auffallen, werdet ihr es bereuen Midgar jemals betreten zu haben. Merkt euch das!“

Eissi atmete hörbar erleichtert aus, doch Yukis Miene verfinsterte sich nur noch mehr.

„Wer soll uns also auf Schritt und Tritt verfolgen?“

„Nun, unsere Turks sind mir dafür zu schade, daher werde ich meine SOLDAT-Männer dafür abstellen.“

„Das ist doch albern…“

„Wie bitte?“

„…Nichts…“

Yuki verzog bockig das Gesicht und Lazard bedachte sie wieder mit einem abfälligen Blick.

„Folgt mir, schließlich kann ich euch ja nicht alleine lassen.“

Die Freundinnen schauten sich kurz an, dann folgten sie Lazard und hinter ihnen folgten die beiden Infanteristen. Sie liefen einen langen Gang entlang, bis sie am Ende vor einem Aufzug standen. Lazard drückte den Knopf und wartete. Niemand sagte etwas, denn jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Yuki musterte Lazard und versuchte ihn charakterlich einzuschätzen.

„Er sieht aus, wie in Crisis Core. Er hat auch dieselben Charakterzüge. Misstrauisch und unnahbar. Soweit stimmt das also überein. Inwieweit bestehen jedoch Veränderungen, so wie Emerelle sagte?“

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und als ein kurzes Geräusch von der Ankunft des Aufzuges kündete drehte sich Lazard um und bat Eissi und Yuki hinein.

„Bitte. Ladys first!“

Somit betraten alle fünf den Aufzug und Lazard drückte den Knopf, der mit einer 49 beschriftet ist.

„Wie viele Etagen hat dieses Gebäude?“, platzte es aus Eissi heraus.

„60!“

Da die Antwort so knapp ausfiel, fragte sie nicht weiter nach. Es wäre unvorteilhaft, wenn sie diesen Mann jetzt verärgern würden. Sie befanden sich so oder so in einer heiklen Situation.

Yuki lehnte an der hinteren Fahrstuhlwand und beobachtete weiterhin die drei fremden Männer. Bei einem der Infanteristen war sie sicher, dass er einen Finger in der Nase hatte, aber sie hütete sich davor, etwas dazu zu sagen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam erneut das kurze Geräusch, woraufhin sich die Fahrstuhltür öffnete. Yuki riss die Augen auf ob dessen, was sie sah. Eissi öffnete den Mund zu einem stummen Schrei.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Albenmark, Berge der Snaiwamark
 

Noch immer verfolgten sie die sechs Trolle. Das Gelände wurde immer unwegsamer, doch keiner der Elfen beschwerte sich. Der stille Eodiren lief neben Ollowain an der Spitze. Dahinter folgten Kuja, Link und Farodin. Zelda, Elodrion, Elvyn und Lazul überquerten in einem kleinen Abstand eine dünne Felsspalte und schlossen schnell zu den anderen wieder auf. Ollowain bedeutete ihnen anzuhalten und in Deckung zu gehen. Vor ihnen erstreckte sich ein kleines Trolllager. Zu sehen waren annähernd zwanzig Trolle. Diejenigen, die sich womöglich in Zelten befinden noch ausgeschlossen.

„Was machen wir jetzt?“

Kuja stellte diese Frage so leise wie möglich, obwohl dies unnötig war. Den zehn Elfen schlug ein Lärm und Gestank entgegen, der sie stocken ließ.

„Wenn wir dort hingehen, um den Anführer zu stellen, dann werden sie uns töten. Wir sind zu wenige, um eine realistische Überlebenschance zu haben.“

„Also kehren wir einfach um?“

„Das wiederrum wäre einfach enttäuschend.“

Ollowain und Kuja schwiegen eine Weile, bevor Ollowain ein kurzes Lächeln zuließ. Er drehte sich zu den anderen um und schaute sie einem nach den anderen an.

„Wir werden in der Felsspalte ein kleines Lager aufschlagen und einige Zeit hierbleiben. Wenn wir Glück haben, dann wird der Anführer selbst einen Vormarsch leiten. Das ist dann unsere Gelegenheit!“

„Aber Ollowain! Wie lange willst du darauf warten? Unsere Vorräte reichen vielleicht noch drei Tage. Du musst auch bedenken, dass wir auch wieder zurückkommen müssen!“, warf Link ein. Ollowain nickte und schaute dem jungen Elfen ins Gesicht.

„Mach dir keine Sorgen, das habe ich schon bedacht. Drei Tage. Länger warten wir nicht.“

„Dann müssen wir immer Wachen einteilen. Zelda verbirgt unser Lager mit einem Zauber, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren.“

Die Elfe nickte und die Ritter liefen zu der Felsspalte zurück. Nacheinander sprangen sie in den dünnen Spalt und schauten sich um.

„Sollten die Trolle uns entdecken, könnte es problematisch werden“, bemerkte Farodin. „Sie könnten uns lebendig begraben.“

„Ich werde die Felsspalte zugleich mit einem Zauber verstärken, mach dir darüber keine Sorgen“, erwiderte Kuja ruhig. Farodin nickte nur und stellte seinen Beutel ab. Die anderen taten es ihm nach und machten es sich so bequem wie möglich. Ollowain sammelte die einzelnen Vorräte ein und teilte sie gerecht auf, sodass sie für jeden für knappe drei Tage reichen mussten.

„Kuja und ich werden die erste Wache an dem Trolllager übernehmen. Farodin, du bist für die erste Wache an unserem Lager verantwortlich!“

Die Elfen nickten und nahmen ihre Plätze ein. Farodin setzte sich an die Felsspalte und belegte sich mit einem leichten Unsichtbarkeitszauber. Ollowain und Kuja gingen hinter einem Felsen in der Nähe des Trolllagers in Deckung. Langsam verschwand die Sonne hinter dem Horizont und erste Fackeln wurden im Lager angezündet. Zugleich wurde es lauter und der Gestank vermehrte sich sogar noch mehr.

„Scheinbar gibt es bei denen jetzt Essen“, bemerkte Kuja leise.

Ollowain zwang sich den Blick nicht abzuwenden, um keine wichtigen Dinge zu verpassen. Er hatte Sorge, dass sein Magen nun endgültig rebellieren würde und versuchte an etwas Angenehmes zu denken. Er schloss kurz die Augen und seufzte. Vor seinem geistigen Auge erschienen die zwei roten Dreiecke, die er kennen und lieben gelernt hatte. Erneut huschte ein Lächeln über sein Gesicht, welches jedoch sofort von Sorge überschattet wurde.

„Ich hoffe es geht dir gut…“
 

Ende Kapitel 2.2



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück