Zum Inhalt der Seite

Fail Family

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der prüde Rüde

"Scheiße", zischte ich leise und duckte mich hinter der Eiskarte, obwohl mein Versteckspiel sicherlich nicht von sonderlich großem Erfolg gekrönt sein würde.

Vielleicht wäre ich besser zu Kimmy in den Wagen reingekrochen, aber da hätte man auch meine Beine gesehen - und Kimmy hätte dem frechen Onkel sicherlich ins Gesicht gespuckt, weil dort für ihn Zutritt verboten war.

Oh!

Jetzt ging mir ein Licht auf.

Ich fasste den verdutzten Dahvie links und recht an den Schultern, tauschte hastig den Stuhl mit ihm und wusste, dass der Süße mich wunderbar decken konnte aufgrund seiner Breite.

Nur leider hatte ich nicht damit gerechnet, mich für meine Tat rechtfertigen zu müssen.
 

"Jayy, was machst'n du d..."

Schwubs hatte der Kleine die Hand vor dem Mund und schwieg still.

Wahrscheinlich dachte er nun, das wäre eine Art vorbereitendes Bondage-Spielchen und kriegte gar einen Ständer deswegen - falls es denn noch keinen hatte, denn Dahvies Freundchen stand stets und ständig wie eine Eins.
 

Mir blieb beinahe das Herz stehen, als Daniel mitsamt seinem schwarzhaarigen Anhängsel an uns vorbeischritt - nur leider hatte er Dahvie erkannt, denn das war keine große Kunst.

Stell du mal einen Muffin auf die Straße, da tritt bestimmt keiner drauf.

Und falls doch, dann hast du ihn spätestens dann bemerkt.

Das selbe gilt auch bei diversen anderen Gegenständen.
 

Dahvie war also wie erwartet in Daniels Blickfeld gerückt - und die goldene Regeln lautete nun: Wo ein Dahvie, da auch ein Jayy.

Zumal die Hand letzterer Person ebenfalls zu sehen war und sich die Gültigkeit der Regel auf diese Weise einmal mehr bestätigte.

Den Blick doch etwas verdutzt auf Mr Vanity gerichtet, entwich besagtem Ex-Lover ein etwas peinlich berührtes 'Hallo', denn ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er nicht beabsichtigte, mir noch einmal über den Weg zu laufen - denn Jayy hatte Krallen, wenn er nur wollte.

Wahrscheinlich würde sie der große, kräftige Mann heute zu spüren bekommen, wenn er auch nur irgendein falsches Wort seine Lippen verließ.

Und mit 'Hallo' war das Maß bereits voll.
 

Doch ich unterschätzte Dahvies Dummheit wohl.

Dieser winkte zurück, ein ebenso bescheuertes 'Hallo' entwich ihm recht deutlich dafür, dass meine Hand seine Lippen zusammenzuhalten versuchte und ich wusste, ich musste die Duden-Firma anrufen, damit sie dieses Wort ein für allemal aus dem berühmten Regelwerk verbannt.

"Dahvie...", jammerte ich resignierend in sein Ohr.
 

"Ähm...hallo, Jayy..."

Woah!

Er wagte es.

Daniel sprach mich wahrhaftig an!

Sein Anhängsel lächelte derweil nur etwas verlegen in die Runde, wurde rot ums Näschen - der Uke, der verdammte.

Der war genauso ein Klischeedevotant wie ich gegenüber Daniel es gewesen war.

Und ja, er wies eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Person auf.

Rein optisch, meinte ich.
 

Nun, wo ich enttarnt, konnte ich ebenso gut hinter Dahvie hervorkommen und mich dem Typen stellen.

Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken brachte ich hervor: "Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen."

Und was machte Daniel, nachdem er diesen zynischen Satz vernommen?

Er grinste leicht.

Klasse.

Ich musste zu drastischeren Mitteln greifen, um ihn zu vertreiben, das wurde mir klar.
 

Doch ein langwieriges Nachdenken war gar nicht von Nöten, bis mir eine geeignete Möglichkeit einfiel.

Schon längst hatte der Kinderwagen die Aufmerksamkeit des Pärchens auf sich gezogen, sah er doch aus wie eine Rummelbude auf Rädern, und doof wie Daniels neuer Lover anscheinend gewesen zu sein schien, guckte der in das Gefährt hinein.

'Kimmy, fass!', wünschte ich insgeheim, sprach dies aber nicht laut aus.

Viel mehr hatte ich eine anderen Plan entwickelt.

"Hey, unser Baby mag es nicht, wenn es von Fremden angeglotzt wird. Also nimm deinen Rüssel dort raus!"

"Euer Baby?"

Drei Augenpaare richteten sich auf meine Wenigkeit, und Dahvies war jenes, welches am erstauntesten dreinblickte.

"Ja, unser Baby", bekräftigte ich noch zusätzlich, kam mir in diesem Moment total selbstbewusst vor, und wow, das fühlte sich gut an! "Wir haben Kimmy adoptiert. Dahvie und ich. Weil wir endlich eine richtige Familie sein wollten."

Dahvies Blick war noch immer auf mich gerichtet, jedoch zuckte nun ein kleines Lächeln um seine Lippen, welches meinen Kleinen letztendlich total selig gucken ließ.

Ich hoffe, er hatte nicht eingepisst oder heimlich unter dem Tisch die Schlange bezwungen.

Aber wie dem auch sei.

Daniel und sein Fickfreund schienen ganz schön beeindruckt zu sein, so wie sie glotzten.

Zärtlich legte ich meinen Arm um Dahvie und strich ihm mit der freien Hand durch das Haar.

"So sehr wie ich Dahvie liebe, so sehr hätte ich dich niemals lieben können, Daniel."

"Jayy...", quiekte Dahvie leise aber wonnig an meine Halsbeuge, kuschelte wie ein kleines Kätzchen mit mir, sodass mir ganz warm wurde.

"Ich bin richtig froh, dass ihr mir damals gezeigt habt, dass es bei euch beiden im Bett viel besser klappt als mit mir und Daniel. Denn sonst wär ich niemals für Dahvie frei gewesen."

Scheiße.

Irgendwie war das gar nicht vollkommen gelogen.

Ich glaube, ich liebte Dahvie wahrhaftig schon immer, nur ordnete ich diese starken Gefühle einer tiefen Freundschaft zu.

Es fühlte sich auf einmal alles so richtig an, wie es war, dass Dahvie Daniels Platz eingenommen hatte und Letzterer zur Hölle gefahren war.

Wunden hatte die Begebenheit damals zwar trotzdem hinterlassen, jedoch wusste ich nun, dass ich mich Dahvie endlich hingeben musste - weil er es nicht verdiente, dass ich ihm Zärtlichkeiten verwehrte, nur weil der Typ da früher mal scheiße zu mir war.
 

"Küss mich", schnurrte der Kleine nun fordernd, den Kopf auf meine Schulter gelegt während seine rechte Hand von meinem Hinterkopf zu meiner Wange wanderte und ich die sanfte Berührung seiner Fingerchen auf ihr spüren konnte.

Er konnte so zärtlich sein, wenn er es darauf anlegte.

"Ich weiß, du willst das auch."

Ich warf einen prüfenden Blick über Dahvie hinweg zu Kimmys Kinderwagen, wo sich vor wenigen Augenblicken noch die Idioten befanden, welche aber wie es aussah das Weite gesucht hatten.

Also konnte ich mich ganz in Ruhe um meinen Schatz kümmern, ohne dass Voyeure anwesend waren.

Serpii war ja ebenfalls nirgends zu sehen, glücklicherweise.
 

Langsam kam ich näher und näher an seine wunderschönen, einen Spalt weit geöffneten Lippen heran - er hatte Lipgloss drauf, das war unverkennbar - vergrub dabei meine Finger in seinen dichten, buntgesträhnten Haaren und tat es.

Nur ganz sachte, schüchtern fast schon, aber Dahvie wäre nicht Dahvie gewesen, hätte er mich lange die Weichheit seines vollen Mundes spüren lassen.
 

Er fraß mich regelrecht.

Und ich hatte keinen Plan mehr, wo oben und unten, links und rechts war, vorne und hinten, raus und rein.

Falscher Text.

Seine Zunge quälte die meine fast schon mit ihrem übermütigen Spiel, ich konnte mit dem Tempo einfach nicht mithalten, denn das grenzte schon an Hardcore Kissing.

Im Bett war der bestimmt genauso, mutmaßte ich mit meinem letzten Fünkchen Verstand, welches mir ob der Situation geblieben war.

Nach Luft japste ich, wie ein Ertrinkender.

"Hmpf!", gab ich von mir, oder etwas ähnlich klingendes.

Da endlich hielt der Kleine inne, guckte mir wissend in die Augen, nachdem er sich den Sabber vom Kinn gewischt hatte.

"Komm, wir gehen heim, ficken."

Aha.

Und das Eis?

"Das essen wir vorher noch auf."

Ähä.

Und Dahvie schaufelte, mit einer Beule in der Hose wie sie sonst nur mein Kopf kannte, wenn ich mal wieder gegen die Schrankwand gelaufen war, die kalte Köstlichkeit in sich hinein.

Ich konnte nur schief lächeln, tat es ihm dann aber gleich.
 

*****
 

"Schon ein komischer Typ, dein Ex...ich hab mir eh nie erklären können, was du an dem findest."

Dahvie flaggte sich lässig auf mein Bett, während ich noch Kimmy zu versorgen hatte - obwohl sie ja eigentlich u n s e r Baby war, wie ich vorhin festgelegt hatte.

Aber nein, der Papi war mal wieder zu faul, einen Finger krum zu machen - zumal in diesem Falle womöglich seine wundervoll manikürten Nägel Schaden nehmen konnten.

Das galt es freilich nicht zu riskieren.
 

"Mh", murmelte ich abwesend, zog die Nase kraus, als ich Kimmys benutzte Windeln in den Müll beförderte. "Der ist echt bescheuert."

"Ziemlich scheiße behandelt hat er dich, wie ich gehört habe...?"

Ich hasste Nachbohrungen.

Genau aus diesem Grund hatte ich meinen werten Freund auch nicht ins Bilde gebracht, was damals vorgefallen war.

Es gab eine Trennung, Schluss, Aus, Ende.

"Lass uns darüber nicht..."

Da wurde mir auch schon das Wort abgeschnitten, indem sich zwei Arme um meine Hüften schlugen und mich an einen warmen, kuschelig weichen Körper drückten.

"Daniel ist ein Arschloch, wenn er dir weh getan hat. Aber mach dir keine Sorgen, dein kleiner Schatz wird dir das nicht antun. Aber dafür möchte er, dass du ihn nicht mehr so garstig behandelst."

Darauf wusste ich nichts zu sagen, denn dass Dahvie so kitschig (oder auch romantisch, je nachdem, ob man es mochte) sein konnte, das war mir bis zum heutigen Tage fremd.

"...und das bedeutet auch, dass du mir den Geschlechtsverkehr nicht länger verwehrst, du prüder Rüde."

War klar.

Da hörte man für einen klitzekleinen Augenblick mal sowas wie Sentimentalität in der Stimme Dahvies - und schwubs wurde diese durch einen Anflug von Schweinereien ruiniert.

Ich seufzte, verzog das Gesicht nur ganz merkwürdig, wie ein Büroangestellter, der noch einen ganzen Packen Arbeit auf dem Schreibtisch vor sich hatte.

Erklären würde ich es ihm nun doch müssen, das Wieso und Weshalb.
 

"Dahvie, das mit dem Sex ist für mich nicht so leicht. Eigentlich ist es überhaupt nicht leicht. Es ist kackeschwer, rafft das dein kleines süßes Köpfchen?"

Den Blick, mit dem mich mein Gegenüber musterte, war mit Worten nicht zu umschreiben, man musste ihn selbst gesehen haben.

Wie das Schwein, welches ins Uhrwerk blickt.

"Ähm...nö...nicht wirklich."

Das war die Bestätigung dessen.

Ich wandte mich schweigend von ihm ab, legte Kimmy vorsichtig in ihr Bettchen und wünschte ihr eine gute Nacht, denn ich wusste, ich würde wohl keine solche haben.

Entweder Dahvie würde sich an mir totfriemeln, weil er es nicht mehr anders aushielt, oder ich würde ihn blasen müssen, bis er leer war.

Hüstel.

Man gedenke an dieser Stelle den Gummipuppen und dem Witz, was denn geschehen war, wenn die Augen derer weiß ausschauten.

Dann waren sie nämlich das Gegenteil von leer.
 

Ich pflanzte mich auf dem Bett, dieses knackte (beinahe wäre das 'N' flöten gegangen und ein ganz neuer Sinn des Ganzen enstanden - und yes, ich stand auf die Sinnlosigkeiten des Lebens, sogar noch, wenn die Kacke am Dampfen war...aber da wären wir wieder beim 'Missing N'), Dahvie ließ derweil seinen dicken Popo direkt neben mich plumpsen - und das Bett knackte erneut.

No Comment.

Verbissen spielte ich mit meinen zu langen Fingernägeln, verursachte wieder diese hässlichen Grate an der Seite, wie immer, wenn ich nervös war.

Blöd kam ich mir ebenfalls vor, wie ein asexueller Trottel, ein Sonderfall in der Geschichte der Menschheit.

Eigentlich hatte ich keinen Bock, als Mönch zu enden und für den Rest meines Lebens in sexueller Enthaltsamkeit zu verharren.

Es ging leider nicht anders.

Jedenfalls jetzt nicht.
 

"Irgendwie...hab ich Angst vor Sex. Nein, das ist der falsche Ausdruck..."

Klasse.

Ich wusste mal wieder selbst nicht, was meinen wirren Schädel überhaupt bewegte.

Dahvie protestierte freilich lautstark und guckte immernoch nach alter 'No-Capito-Manier'.

Oder auf vergleichbare Weise.
 

"Aber du hast mir sogar einen geblasen! Und ich hab dir einen runtergeholt. Heute Morgen. Erinnerst du dich?"

Klar, bin ja schließlich nicht vollkommen bekloppt gewesen.

"Ja, mag sein...", überlegte ich, brummelte mehr in meinen nicht vorhandenen Bart, als dass ich ordentlich sprach. "Aber irgendwie kann ich mich nicht mehr in dieser Art und Weise auf jemanden einlassen. Wir können gerne kuscheln und knutschen und wasweißich machen...aber nicht miteinander schlafen..."

"Ooooh."

Dass Dahvie dies zutiefst bedauerte, war mir von vornherein klar gewesen.

Doch ich glaube, es war das Beste, dass er endlich wusste, woran er ist.

"Blasen tust du mir aber trotzdem noch einen, oder...? Also...manchmal..."

Ein hörbares Seufzen entfuhr mir, dann guckte ich den Kleinen schief grinsend an, während dieser wie ein bettelndes Hündchen neben mir kauerte.

"Ich kann dich auch fingern, wenn du willst...", raunte ich, erntete aber sofort ein unwilliges Murren.

"Nein, nicht fingern...fingern ist scheiße..."

Belustigt gluckste ich vor mich hin, steckte Dahvie dann doch noch damit an, und so knuddelte ich den Kleinen schließlich ganz fest an mich.

Auf irgendeine Weise hatte er ja doch Verständnis für mich und meine Problemchen gezeigt.

Aber Angst, dass er sich sofort von mir trennen würde, hatte ich eigentlich nie.

Und vielleicht, aber nur vielleicht, könnte ich mich ihm doch einmal vollständig hingeben...denn heiß wurde mir wie Sau, wenn wir uns so nah waren wie jetzt.
 

"Darf ich wenigstens heut Nacht bei dir schlafen?"

Man konnte seine Worte kaum verstehen, so leise und undeutlich nuschelte er sie in mein Shirt, dann guckte er mich erneut mit diesem treuherzigem Blick an.

"Ja, du darfst, Dahvielein. Wenn du brav bist."

Sprach ich wahrhaftig mit meinem Freund wie die Mutter mit ihrem Kind?

Kimmy tat mir wahrscheinlich doch nicht gut.

"Ich bin ganz brav, Onkel Jayy, und ich verspreche auch, deinen Schwanz in Ruhe zu lassen. Okay?"

"Dann lass ihn gefälligst auch j e t z t in Ruhe!"

Er schien das Ding zu sehr zu lieben, um es, wenn es sich in Reichweite befand, einmal unbefummelt zu lassen.

Aber Dahvie streckte mir ob meines Gemurrs nur die Zunge heraus und drückte mir danach einen kleinen Kuss auf die Lippen.

"Irgendwann wirst du mich bumsen, Jayy, das weiß ich. Heiß und fest, und deine Hüften werden gegen meine Arschbacken klatschen...die Prüderie und Verklemmtheit treib ich dir noch aus, wirst sehen."

Bevor er noch solche Vermutungen in den Raum stellen konnte, knutschte ich diesmal von mir aus richtig los, denn wenn Küssen zu einer Sache gut war, dann um vorlaute Münder zu versiegeln.

Dass mich seine schmutzigen Worte kirre in der Birne machten, verriet ich nicht.

Musste ich auch nicht.

Denn zwischen meinen Beinen war eine Beule, wie sie nur mein Kopf kannte, wenn ich mal wieder gegen die Schrankwand gelaufen war.

Ich hatte ein Deja Vu.

Und Dahvie wie es schien auch.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück