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Baby, it's cold outside

Ein Adventskalender
von

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17. Dezember - Telefon

Etwas klingelte, irgendwo unter dem vielen Geschenkpapier auf dem Sekretär, unter welchem bereits sämtliche Geschenke vergraben waren. Irgendwie hatte Robert es geschafft, die lange, fein säuberlich aufgereihte Reihe aus Zellophanverpackten Geschenkpapierrollen in ein Meer aus bunten Schnipseln zu verwandeln.

Und jetzt musste er das Telefon finden – er erkannte bereits am Klingeln, dass es sein Privathandy war. Da musste er rangehen. Es konnte nur etwas Wichtiges sein. Robert seufzte und wühlte sich in Windeseile durch die vielen verschiedenen Muster, Farben, Größen des Verpackungsmaterials. Wo war das vermaledeite Handy nur abgeblieben? Vorhin hatte er doch noch Enrico eine SMS geschrieben...

Ah, da war es ja!

„Ja?“, antwortete er mit leicht genervtem Unterton.

„Da hat ja mal wieder jemand wunderbare Laune“, meldete sich eine lakonische Stimme zu Wort, die Robert selbst in einer Menschenmasse erkannt hätte. Das war wohl ein Indiz dafür, dass er den anderen schon zu gut kannte. Oder aber, zu lange. Oder aber, dass sie viel zu oft an der Strippe hingen. Immerhin, es funktionierte ganz gut. Anders ließ sich die Distanz Glasgow – Wien kaum überwinden – genausowenig wie die Wien – Paris oder Wien – Rom.

„Wie immer an Weihnachten“, gab der Lilahaarige nun zurück und verdrehte leicht die Augen, ehe er sich dem nächsten Geschenk zuwandte. Einhändig, verstand sich, da er eine Hand brauchte, um das antiquierte Handy festzuhalten. Leider war er nicht so gelenkig wie Enrico, der sein Mobiltelefon prinzipiell zwischen Ohr und Schulter einklemmte, um besser gestikulieren zu können.

„Ich bitte dich“, Johnny ließ ein kehliges Lachen hören, „Weihnachten mit deinen Alten ist doch weitaus erträglicher als mit dem McGregor-Clan!“

„Bist du dir sicher?“, Robert werkelte an dem Reiseschachspiel herum, legte es irgendwie aufs Geschenkpapier und bog die ersten Ecken um, ehe ihm einfiel, dass er vielleicht Klebestreifen brauchen würde. Er ließ von dem Papier ab und tastete nach dem Klebestreifen und der Schere. Die mussten irgendwo unter dem Pinguin-Geschenkpapier versteckt sein.

„Natürlich“, Johnny verschränkte bestimmt gerade die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die nächstbeste Wand, „Oder hast du je eine Ansammlung besoffener Schotten gesehen?“

„Das eigentlich nicht“, musste Robert einlenken, „Aber die kleine, perfekte Welt meiner Habsburger-Verwandtschaft ist auch nicht zu verachten. Du hast noch nie einen von ihnen in der Disco gesehen“

Ah, da war die Schere. Und der Klebestreifen.. Vielleicht schaffte er es jetzt sogar, einen Zipfel vom Tesafilm loszulösen.. Na gut, das war dann wohl vergeblich. Der Lilahaarige seufzte lautlos und blickte zum Fenster.

Eigentlich.. nein, die Idee war selten dumm.

„Dich sieht man da auch nicht“, gab Johnny sogleich zurück, und er konnte es sich wohl wieder einmal nicht nehmen lassen, zu provozieren, „Du bist einfach zu sehr Mamas kleiner, braver Liebling!“

Robert hob eine Augenbraue in die Höhe, und ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Nur, weil ich nicht jede Woche in einem Klatschblatt zu sehen bin wie gewisse andere aus dem europäischen Jungadel, mein bester Johnathan.“, er schlug einen betont hoheitsvollen Ton an. Der rotschöpfige Schotte konnte gerne sehen, dass er über den Dingen stand. Außerdem war Disco doch so.. pöbelhaft. Da verkehrte er noch lieber auf den allgegenwärtigen Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Er nahm sich einen der Geschenkpapierbögen und begann, ihn mehr oder weniger gerade zu falten. Die Versuchung war einfach zu groß – und er hatte, dank Gustovs übermäßiger Fürsorge, mehr als genug Papier zur Verwendung.

„Hey, da meinst du jetzt andere Engländer!“, Johnny lachte, ehe er zum eigentlichen Grund seines Anrufs kam: „Aber sag mal, wie sieht's aus dieses Jahr an New Year's Eve?“

„Willst du mich mit dieser Frage etwa gerade für Neujahr in dein zugiges Schloss im Nirgendwo in Schottland einladen?“, erkundigte sich der Lilahaarige schmunzelnd.

„Nein, ich frage nur, was du vor hast“, erwiderte Johnny sogleich. Nicht, dass sie dieses Gespräch jedes Jahr führten... Niemals, nie und nimmer. Robert lächelte schief, blickte aus dem Fenster und versuchte weiter, das Geschenkpapier möglichst ohne Knittern zusammenzukleben. Dass er dabei mit Ellenbogen und in abstrusen Verrenkungen arbeitete hätte Gustov aufs Äußerste geschockt, dessen war er sich sicher.

„Ich habe vor, mir betrunkene Schotten anzusehen, und dich im Schach zu besiegen. Eigentlich wie jedes Jahr“, erwiderte er, während er versuchte, das Fenster möglichst geräuschlos zu öffnen. Sein Papierflieger lag allerdings, egal, wie schief er gerade war, noch auf dem Schreibtisch. Ohne nachzudenken nahm Robert nun doch die zu Hilfe – Johnny war allerdings noch immer am anderen Ende der Leitung. Ihm musste wohl ein Ohr abfallen, während das Handy mit lautem Knall erst auf der Kante des Sekretärs, anschließend auf dem Parkettboden landete.

Robert fluchte, während er das Geschenk nun doch links liegen ließ. „Bist du noch da?“, fragte er, nachdem er sein Mobiltelefon unter dem Sekretär geborgen hatte.

„Anscheinend ja“, ertönte nach langer Stille in der Hörmuschel, „Aber was zum Teufel treibst du da? Holst du dir einen runter oder was?“

Robert musterte seinen chaotischen Sekretär und die Geschenke, die er bislang eingepackt hatte – warum war es eigentlich gerade Johnnys, welches ihm das Leben gerade schwermachte? Das war irgendwie.. sehr treffend. „..Nenn' es.. Papierkrieg“, erwiderte der Lilahaarige, während er ans Aufräumen dachte, welches ihm nicht würde erspart werden. Gustov war einfach zu pingelig in dem Bezug.

„Das kannst du deiner Mutter erzählen. Ich wette, du wirfst wieder Papierflieger aus dem Fenster!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Phase
2015-07-14T17:54:46+00:00 14.07.2015 19:54
Ich liebe einfach die Kombination Robert und Johnny! Umso mehr gefällt es mir, dass du die beiden zum Zentrum dieser Geschichte gemacht hast. :D
Ich mag die Interaktion der beiden total, die Art wie sie miteinander umgehen ist echt klasse! Ich musste oft schmunzeln.
Das Gespräch der beiden ist lebhaft erzählt und ich kann es mir genau so bei den beiden vorstellen.
Das Chaos bei Robert und wie er arbeitet während er telefoniert - das kenne ich aus eigener Erfahrung viel zu gut! Umso besser konnte ich deine Beschreibungen nachvollziehen.
Robert mag also Papierflieger? Eine wirklich süße Vorstellung! Und schön, dass Johnny um den Tick weiß und ihn am Ende des Gesprächs voll durchschaut hat! :D
Eine wirklich schön geschriebene und süße FF!
Von:  chaoticgirl
2012-03-01T17:59:21+00:00 01.03.2012 18:59
Wien? Ist Robert nicht Deutscher? (Jetzt zerstör bloß nicht mein Weltbild und sag, er wäre Össi T_T)

Ha! Das kann ich mir gut vorstellen: Enrico mit dem Handy zwischen Kopf und Schulter und heftig mit den Händen rumfuchtelt :D

Johnny! Was du gleich wieder denkst! Männer und ihre Fantasien...
Aber das mit den Papierfliegern hat er ja wunderbar erraten - einfach herrlich, wie gut sich die Zwei verstehen!
Da könnte man grad neidisch werden.
Wobei? Besoffene Schotten als Verwandte? Nee... plötzlich bin ich doch nicht mehr so neidisch XD
Danke für die drei wunderbar-süßen Geschichten! Die nächsten Kommis kommen irgendwann wieder nach.
Deine

chao
Von:  kylara_hiku_Lamore
2012-01-03T17:02:52+00:00 03.01.2012 18:02
schön wenn zwei freund mal wieder genau wissen was der andere macht ohne es eigendlich wirklich zu wissen ^^
Von: abgemeldet
2011-12-30T09:35:57+00:00 30.12.2011 10:35
Holst du dir einen runter *lach*
Ja, mit Johnnys Stimme als Wichsvorlage oder was xD
Hach, herrlich, Männer und Geschenkeeinpacken xD
Mir fällt grad so ein, dass ich immer alte Poster dafür nehme *hust* Das werden als nicht weniger~
Ein sehr niedliches Ende und man merkt einfach, wie vertraut die Charas miteinander sein müssen, dass Johnny schon so eine Vermutung hat, was Robert da gerade treibt. Gefällt mir - gelungener One Shot =)


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