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Heartbeat

Kyman, Stenny, Creek, Tyde u. a. (KAPITEL 12 IST DA!!!)
von

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Sweet Seventeen (Teil 1)

So, da bin ich wieder!^^ Meine Abschlussarbeit ist fertig, jetzt kommen im Juni die Prüfungen, ich werde also im Mai büffeln wie eine Blöde...ich freu mich schon *seufz*. Ich wünsche Euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel - ach ja, und ich habe Butters' Steckbrief hinzugefügt. Bis zum nächsten Mal!^^
 

Kapitel 3: Sweet Seventeen (Teil 1)
 

Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz. - Friedrich Hebbel
 

„Du siehst heiß aus, großer Bruder."

Dieses Kompliment stammte aus dem Mund von Ike Broflovski, der es sich gerade auf Kyles Bett bequem gemacht hatte und den Älteren von oben bis unten begutachtete.

„Ist es nicht ein bisschen zu... provokant?"

„Provokant, lieber Bruder?", säuselte Ike vielsagend. „Sexy, wenn du mich fragst. Nur unsere Mutter würde es ‚provokant‘ finden, die kriegt ja schon Zustände, wenn du im Sommer kurze Hosen anziehen willst!"

Kyle seufzte.

»Oh ja, Mom. Sie hat sich seit jeher schnell und übertrieben aufgeregt, aber in den letzten Jahren ist es noch schlimmer geworden. Als wenn es nicht genügen würde, dass Ike und ich Spitzennoten nach Hause bringen, nein, ständig setzt sie uns weiter unter Druck und verlangt das Beste vom Besten! Und ihr Kontrollwahn... wo bist du gewesen, wo gehst du hin, wann kommst du wieder, wer begleitet dich, wen besuchst du, mit wem hast du gesprochen... Früher hätte man sie noch temperamentvoll nennen können, inzwischen ist sie herrschsüchtig. Und Dad steht noch mehr unter ihrem Pantoffel und hält die Klappe, damit er seine Ruhe hat. Es grenzt fast an ein Wunder, dass sie mich auf Butters‘ Party gehen lässt... das habe ich vermutlich seinem guten Ruf zu verdanken...«

Er warf einen abschließenden Blick in den Spiegel, bürstete noch einmal seine roten Locken und eilte treppab ins Wohnzimmer, Ike hinterdrein. Sein Vater saß zeitungslesend in seinem Lieblingssessel und bemerkte seinen Sohn erst, als dieser sich verabschiedete.

„Ciao, Dad, ich gehe jetzt!"

„Viel Spaß, mein Junge."

„Willst du etwa so ausgehen?", erkundigte sich Mrs. Broflovski und ihre Stimme wurde hart. Kyle unterdrückte das Bedürfnis, seiner Mutter eine Beleidigung vor die Füße zu schleudern und wandte sich um. Ihre extrem kritischen Augen registrierten die eng sitzende schwarze Hose, die sowohl seine Beine als auch seinen Hintern hervorragend betonte, sowie das dunkelgrüne Top, das einen V-Ausschnitt hatte, der bis unter das Brustbein verlief und folglich ein Stück Haut sehen ließ. In seiner normalen Kleidung wirkte er für gewöhnlich ein wenig schmächtig, hier nun bildeten seine trainierten Arme mit den schlanken Muskeln einen weiteren Blickfang. Um den Hals hing eine schlichte Kette mit Davidstern.

„Bist du nicht etwas... anzüglich gekleidet, mein Sohn? Und das Symbol unseres Glaubens zu einem solchen Anlass zu tragen, ist außerordentlich..."

„Enttäuschend? Beklagenswert? Unpassend? Hör zu, Mom: Andere verwenden das Kreuz als Schmuckstück, warum also sollte ich nicht dasselbe mit dem Stern tun? Und was die Anzüglichkeit meines Outfits betrifft: Ich habe Fotos aus deiner Jugend in Jersey gesehen. Du warst auch nicht gerade zugeknöpft bis oben."

„Kyle!!!", stieß Mrs. Broflovski empört hervor, ihn bekümmerte die mütterliche Bestürzung allerdings nicht im geringsten. Er schlüpfte in Jacke und Schuhe und war schon fast an der Tür, als sie ihm nachrief: „Du kommst bis spätestens zehn nach Hause!"

„Was zum...!? Mom!!! Ich bin siebzehn Jahre alt, du kannst nicht von mir erwarten, die Geburtstagsparty eines Freundes bereits um zehn zu verlassen!"

„Du hast mich missverstanden, du wirst sogar schon früher gehen, denn Schlag zehn hast du wieder hier zu sein."

„So!? Und wenn ich nicht Schlag zehn auf der Matte stehe, was tust du dann!?"

„Du vergreifst dich entschieden im Ton, junger Mann!"

Mr. Broflovski ließ seine Zeitung sinken und trat zu seiner Frau und seinem Sohn, die sich erbost anfunkelten.

„Sheila, Liebes... Kyle hat nicht unrecht. Er möchte heute mit seinen Freunden feiern, warum sollte er da nicht länger ausbleiben? Sagen wir bis Mitternacht. Wenn er früher kommt, gut. Wenn er später kommt, auch gut.", fuhr er fort, als Sheila ihn ob dieser schrecklichen Idee unterbrechen wollte. „Unser Junge ist ein verantwortungsbewusster Bursche, wir können ihm vertrauen. Ihn einzusperren bringt nichts."
 

Kyle atmete erleichtert auf. Die Momente, in denen sich Gerald Broflovski gegen seine Gemahlin behauptete, waren immer seltener geworden und umso erfreuter und glücklicher war Kyle, dass er es diesmal gewagt hatte.

„Nun denn, Gerald, wenn du durchaus dieser Meinung bist... schön. Du darfst bis Mitternacht wegbleiben, mein Sohn, später als halb eins sollte es dennoch nicht werden.", fügte sie mit säuerlicher Miene hinzu. Er biss sich auf die Lippen, murmelte ein „Danke sehr" und wirbelte türeschlagend hinaus. Ike kehrte missmutig in sein Zimmer zurück und knallte aus Solidarität auch mit der Tür. Er konnte seine Mutter nicht recht verstehen.

»Mom... wovor hat sie wohl Angst? Ich weiß, sie kann Kyles Erwachsenwerden nicht akzeptieren, besonders, weil er in einem wichtigen Punkt nicht so ist, wie sie ihn haben will - nämlich hetero -, aber durch ihre Schikane wird es sicher nicht besser. Immer nur Verbote, strenge Regeln und hohe Ansprüche... vielleicht glaubt sie, uns damit gefügig zu machen, keine Ahnung. Sie kann nicht loslassen und deswegen klammert sie. Dass Kyle dann erst recht aufbegehrt, scheint sie nicht zu begreifen. Sie ist unsere Mutter und wir lieben sie beide, aber sie fängt an, uns zu ersticken! Wie soll das bloß werden, wenn ich in Kyles Alter komme? Wird sie meine Zimmertür vernageln und das Fenster mit einem Sicherheitsschloss ausstatten? Ich glaube ihr, wenn sie sagt, dass sie nur unser Glück will. Sie ist von ihrer guten Absicht überzeugt. Nur leider will sie es mit den falschen Mitteln durchsetzen... krampfhaft, unnachgiebig und mit Zwang. Ja, sie liebt uns, doch ihre Liebe ist ungesund und besitzergreifend geworden. Wohin soll das führen? Wie wird das enden? Schon Konfuzius sagte: ‚Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.‘ Was du liebst, lass frei...aber du verstehst das nicht, Mom. Nein, du verstehst das nicht...«
 

Er begegnete seinem müden Blick im Spiegel. Reichlich tiefsinnige Gedanken für einen Elfjährigen. Manchmal wünschte er sich, er wäre weniger begabt, weniger intelligent, weniger das „Superhirn", dem alles so leichtfiel... Manchmal wünschte er sich, er könnte einfach aufhören, Dinge zu sehen, zu hören, zu erkennen, zu entdecken, um sich nicht pausenlos damit beschäftigen zu müssen. Sein Kopf schien immer zu arbeiten. Er hatte es satt.

»Hoffentlich hast du Spaß heute Abend, großer Bruder. Und hoffentlich bist du ein wenig aufmerksamer als sonst... du ahnst gar nicht, wie viel du übersiehst... Ich könnte dir Sachen erzählen, die dich völlig aus der Bahn werfen würden! Vor allem über ihn...«
 

Kyle, der mit verhagelter Laune durch den sich langsam herabsenkenden Abend stapfte, kam indessen zu dem Schluss, dass sein Leben beschissen war. Eine Mutter, die seine Orientierung nicht akzeptierte und ihn pausenlos zu unterdrücken versuchte, ein Vater, der nur noch in Ausnahmefällen den Mund auftat (wie etwa vorhin) und ein antisemitischer, rassistischer, verlogener Bastard ohne Hirn und mit zuviel Ego, der die Rolle seines persönlichen Todfeindes ausfüllte. Als er an Cartman dachte, fiel ihm wieder ihre Konfrontation vom Vortag ein. Er hasste den Mistkerl und die körperliche Anziehung, die er empfand, widerte ihn an. Warum konnte man seine Hormone nicht einfach abschalten? Warum ließen sie einen nicht in Ruhe? Er gehörte nun mal zu den Menschen, die Körperliches und Emotionales nicht voneinander trennen konnten und auch wenn Cartman ein attraktiver junger Mann war (dieses mentale Statement verursachte ihm Übelkeit), war er trotzdem... na ja, immer noch Cartman! Er war ein mieses, egomanisches, hinterhältiges, bösartiges Scheusal ohne Herz und Gewissen, jemand, der niemanden liebte und von niemandem geliebt wurde. Oh, wie er ihn verabscheute!

Butters‘ Haus tauchte vor ihm auf. Er klingelte und Mrs. Stotch öffnete ihm. Sie begrüßte ihn freundlich, aber ihre Heiterkeit wirkte aufgesetzt und künstlich. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und zupfte nervös an ihren Haaren.

„Mrs. Stotch? Geht es Ihnen gut?"

„Aber natürlich, Kyle. Alles bestens." Ihr Äußeres und ihre angespannte Stimme verrieten ihm das Gegenteil. Er wollte schon etwas sagen, irgendetwas Aufbauendes, Nettes, aber ihm fiel nicht das Richtige ein.

„Mom, du solltest dich wirklich wieder hinlegen. Du weißt doch, wie du dich an ‚dem‘ Tag immer fühlst."

„Ja, du hast wahrscheinlich recht, mein Baby."

Butters trug schwarze Ballerinas an den Füßen, die makellosen Beine steckten in einer gleichfarbigen Hose mit Schlag, der mit Pailletten bestickt war, das Oberteil war ein weißes Hemd mit kurzen Ärmeln, die seinen Bizeps umschmeichelten und wurde statt mit Knöpfen mit überkreuzten Schnüren geschlossen, genau wie ein Mieder. Zwischen den Schnürungen blitzte seine entblößte Haut hervor; um den Hals hing ein zartes Silberkettchen, am rechten Ohr ein langer Ohrring mit einem Türkis, an dem eine silberne Feder baumelte. Kyle starrte ihn eine Weile schweigend und bewundernd an, bis die Situation endlich in sein Gehirn gesickert war.

„Ähm... soll ich... soll ich dir helfen?"

„Nein danke, ich schaffe das schon. Ich bringe meine Mutter nur schnell ins Bett."

Als Butters nach zehn Minuten zurückkehrte, erkundigte sich der Rotschopf vorsichtig, was Mrs. Stotch denn widerfahren sei. Der Schönling schürzte verärgert die Lippen und verschränkte die Arme, seine ganze Haltung ein Ausdruck reiner Empörung.

„Stephen ist nicht hier. Mein sogenannter Vater besucht einmal die Woche das Schwulenpuff im Kneipenviertel und meine Mutter... na ja, sie packt es nicht. Es macht sie fertig, verstehst du? Sie verdrängt es, stellt sich tot, könnte man sagen. Ich weiß nicht, wie lange sie das noch durchhalten kann. Dass dieser Arsch nicht einmal an meinem Geburtstag darauf verzichtet...! Wenigstens ihretwegen hätte er hier bleiben können! Aber nein - und morgen wird er sich dann wieder über meine Homosexualität aufregen!"

„Er geht also selbst ins Schwulenpuff, wirft dir aber vor, dass du schwul bist!?"

„Er ist ein kleiner bigotter Heuchler und sowas kann ich verdammt nochmal nicht ausstehen! Ich betrachte diesen scheinheiligen Dreckskerl schon lange nicht mehr als meinen Vater... aber genug von meinen Familienproblemen, du bist hergekommen, um zu feiern! Die meisten Gäste sind bereits eingetroffen, ich warte nur noch auf Eric, Craig und Bradley."

Kyle sah sich um. Das Wohnzimmer war gerammelt voll. Das Sofa hatte Butters an die Wand gerückt, um mehr Platz für die Tanzbegeisterten zu schaffen, der Eingang zur Küche wurde von zwei kleineren Tischen flankiert, auf denen Essen und Getränke einer hungrigen und durstigen Meute harrten, die Musik, gerade laut genug, dass man miteinander reden konnte, ohne zu schreien, kam von einer handlichen Stereoanlage unter dem Fernseher, bunte Girlanden und farbige Partylichter als Dekoration rundeten alles ab. Die einzigen anderen Sitzgelegenheiten neben den normalen Wohnzimmermöbeln stellten die Kissen dar, die Butters an strategisch günstigen Punkten verteilt hatte, wie etwa nahe dem Fenster oder in einer Nische, wo man dank diverser Pflanzen oder Regale ein Stück weit Sichtschutz genoss, weshalb man dort einigermaßen ungestört würde knutschen können. Der Gastgeber pflegte derlei Dinge zu berücksichtigen.

„Darf ich dir gleich einen Aperitif anbieten, Süßer?"

Butters hielt ihm ein Tablett mit etlichen Gläsern unter die Nase, die mit unterschiedlichen Flüssigkeiten gefüllt waren. „Ich habe Baileys, Wodka Kirsch, Sekt pur, Sekt mit Saft gemischt, und für die kompletten Alkoholverächter Cola und Limonade. Später gibt‘s Cocktails, gemixt von Tweeks kundiger Hand. Was möchtest du haben?"

„Wie bist du an den Alkohol gekommen!? Der Erwerb und Genuss von Alkohol ist bei uns erst mit 21 Jahren erlaubt, oder haben sie das Gesetz geändert?"

„Nein, durchaus nicht. Ich habe meine Kontakte. Kennys reizender Bruder Kevin hat für mich eingekauft, er ist 21. Ich muss mich unbedingt bei ihm revanchieren, von ihm stammt auch das süße Hello Kitty-Motiv auf meinem Auto..."

„...Mann. Selbst Hetero-Kerle wie Kevin lassen sich von dir einspannen...Du benutzt deine Schönheit wie ein Schild und deinen Charme wie einen Knüppel!"

„Ich bin untröstlich."

„So siehst du aber nicht aus..."
 

Butters zeigte sein verführerischstes Lächeln und zwinkerte ihm spitzbübisch zu. Kyle griff sich ein Glas gemischten Sekt und nahm rasch einen Schluck, um sein Erröten zu verbergen. Heilige Scheiße, für seine sinnliche Ausstrahlung brauchte dieser Typ einen Waffenschein! Kein Wunder, dass er im „Raisins" jobbte...als man das in der Schule erfuhr, platzte das Lokal noch am selben Abend aus allen Nähten, denn fast jeder, ob nun Männlein oder Weiblein, wollte Butters in seiner Raisins-„Uniform" sehen, Kyle, Stan, Kenny und Cartman eingeschlossen. Und Mr. Leopold Stotch in einem Tank Top der Marke Super-Eng, das jede perfekte Kurve, jede perfekte Sehne seines geschmeidigen Torsos hervorhob, inklusive dazu passender Hot Pants, die seinen festen, knackigen Hintern verpackten und im Bezug auf seine „Ausstattung" kaum noch etwas der Fantasie überließen, ergab den Superlativ von heiß. Butters war, wie Kenny es so treffend formulierte, „gay sex on legs". Er war es auch, der den Jüngeren nach seinem Raisins-Namen fragte. Mustang (Eine Antwort, die Kenny dazu veranlasste, Folgendes zu sagen: „Mustang? Ausgerechnet! Soll das heißen, dass du ‘n echter Hengst bist, oder was?" Worauf Butters vieldeutig grinsend erwiderte: „Vielleicht."). Bei diesem ersten Besuch starb Kenny direkt vor Ort - an Nasenbluten.

„Hallo Kyle!"

„Hi Stan! Du siehst stark aus! Wen willst du denn beeindrucken? Das Geburtstagskind?"

Stan lachte, doch es klang sehr verlegen. Er trug ein blaues Tank Top und gleichfarbige Stulpen dazu, die bis über seine Ellbogen reichten. Seine Hose war schwarz (wie eigentlich bei den meisten, da Schwarz mit praktisch jeder Farbe kombiniert werden konnte und ohne große Anstrengung jedem Outfit einen Hauch Eleganz verlieh), den Gürtel zierte eine silberne Schnalle mit der Gravur seines Vornamens, am rechten Ohr schimmerte ein Ohrring mit Kreuzanhänger (eines der Überbleibsel aus seiner ersten Goth-Phase).

„Wer will Butters nicht beeindrucken? Was ist übrigens mit dir? Ich staune, dass deine Mutter dich so hat gehen lassen!"

„Na, begeistert war sie nicht gerade, aber aufgehängt hat sie sich heute nicht an meinen Klamotten, sondern an der Uhrzeit. Sie wollte, dass ich Punkt zehn wieder zu Hause bin!"

„...Sie weiß schon, dass du siebzehn bist und nicht mehr neun?"

„Keine Ahnung. Ich bezweifle es. Sie behandelt mich genauso wie Ike und der ist erst elf! Ganz davon abgesehen wartet sie darauf, dass ich endlich mal ein anständiges jüdisches Mädchen aus unserer Gemeinde als potentielle Schwiegertochter anschleppe!"

Stan massierte seine Schläfen, als müsse er um seine Fassung ringen. „Aber... du bist schwul!"

„Nicht nach ihrer Ansicht, da ist es nur eine pubertätsbedingte Phase. Ich bin ihr Sohn, also kann ich nicht schwul sein. Ihr Sohn würde niemals eine so verwerfliche Neigung entwickeln, nein! Nur das Hormonchaos in meinem heranwachsenden Körper ist Schuld, jawohl! Tse! Dabei gibt sie sich immer so tolerant, aber kaum ist die eigene Familie betroffen, ist es aus mit der Toleranz! Im Ernst, das kotzt mich an!"

„Was kotzt dich an?", fragte Kenny, der, nachdem er die Oberweiten einiger weiblicher Gäste inspiziert hatte, zu seinen beiden Freunden getreten war und die letzten Worte gehört hatte. Weil die Vielfalt seiner Garderobe gegen Null tendierte, hatte er sich nicht richtig für die Party zurechtmachen können, um jedoch dem Märchenprinzen zu beweisen, dass er zumindest den guten Willen besaß, war er in seiner Sonntagsjeans erschienen, die zwar seiner Alltagsjeans zum Verwechseln ähnelte, aber im Gegensatz zu dieser kaum zerschlissen war. Seinen obligatorischen Parka hatte er gegen ein weißes T-Shirt ausgetauscht, das er irgendwann im vergangenen Jahr für zwei Dollar auf dem Wohltätigkeitsflohmarkt gekauft hatte, der einmal im Monat in South Parks Ghetto veranstaltet wurde (er mochte den Ausdruck „Ghetto" nicht besonders, auch wenn er zutraf). Mit leuchtend oranger Stoffmalfarbe (ein Relikt aus seiner Grundschulzeit) hatte er in Druckschrift den Slogan „I love dicks and I love tits! I‘m a bisexual bastard and proud of it!" darauf verewigt. Den mehr oder weniger geglückten Reim hatte Stanley sich ausgedacht. Kenny liebte dieses T-Shirt, versuchte aber, es möglichst wenig zu tragen, damit es ihm möglichst lange erhalten blieb.

„Seine Mom. Wie gewöhnlich war sie die perfekte treusorgende Mutter in Person.", erläuterte der Schwarzhaarige sarkastisch. Kenny schüttelte den Kopf.

„Mit anderen Worten, sie übertreibt mal wieder. Demnächst kettet sie dich ans Bett, oder was?"

„Frag mich was Leichteres."
 

Es klingelte. Butters stellte das Tablett ab und eilte an die Tür. „Eric! Wie schön, da bist du ja endlich! Komm rein! Du siehst toll aus!"

Verdammt. Kyle verschluckte sich vor Schreck an seinem Sekt und starrte böse auf seinen Erzrivalen, der in der Tat sämtliche Register gezogen hatte, um sich in Szene zu setzen. Kenny pfiff kess auf zwei Fingern, Stan ließ sich zu einem gnädigen „Nicht übel." herab (er war Kyles bester Freund, er musste positive Beurteilungen von Cartmans Äußerem in abgeschwächter Form wiedergeben). Die weiße Hose betonte seine langen Beine (»Wieso ist dieses Arschloch überhaupt so groß? Wenn er nicht so groß wäre, hätte er nicht so verflucht lange Beine!!«), das rote Oberteil war wie bei Butters kurzärmlig und hatte einen sexy Brustschlitz (»Ah, was fällt dem denn ein!? Wer will schon seine dämlichen Muskeln sehen?! Niemand!!«). Weiß und Rot waren die offiziellen Farben aller Sportmannschaften der Schule, also auch die des Footballteams, der Park High Bulls. Ein schwarzes Halsband mit silbernem Anhänger vollendete das Bild. Beinahe. Der Anhänger war ein Hakenkreuz. Dieser infame Affront brachte Kyles Blut zum Kochen. Er baute sich vor Cartman auf und zischte: „Was glaubst du, was du da trägst, Blödarsch?!"

„Eine Swastika, Jude. Noch nie gesehen?"

„Wie kannst du es wagen, mit diesem Nazisymbol hier aufzutauchen?! Willst du mich unbedingt beleidigen und verletzen?!"

„Was für ein Nazisymbol?"

Kyle schnappte zornig nach Luft. „Was für ein Nazisymbol!?! Dieses Ding an deinem Hals!! Nimm es sofort ab, oder ich garantiere für nichts mehr!! Ich schwöre bei Gott und Moses, ich reiße dich in Stücke, wenn du nicht...!!!"

„Vielleicht kriegst du dich erstmal ein, bevor du dich komplett zum Volltrottel machst, Jude. Ja, das ist eine Swastika, aber nicht die Nazivariante, bei der handelt es sich nämlich um ein auf der Spitze stehendes, nach rechts gewinkeltes Hakenkreuz - eine Beschreibung, die nicht auf meinen Anhänger passt. Schau genau hin."

Kyle blinzelte irritiert. Dann musterte er Cartman argwöhnisch und unterzog das Symbol einer ausführlicheren Überprüfung. Es stimmte. Das Kreuz war nach links gewinkelt, außerdem stand es nicht auf der Spitze, sondern auf zwei der vier Arme.

„Das Symbol an sich ist 6000 Jahre alt und auf vier Kontinenten nachgewiesen. Die abgewinkelten oder gebogenen Arme können nach links oder rechts gerichtet sein, recht-, spitz- oder flachwinklig und mit Kreisen, Punkten, Linien oder sonstigen Ornamenten verbunden sein. Das Wort stammt aus dem Sanskrit und bedeutet wörtlich ‚das zum Gutsein gehörende‘ oder ‚das Heilbringende‘. In Indien sind Swastikas seit etwa 5000 Jahren üblich, sowohl in ihrer rechtsgewinkelten als auch linksgewinkelten Form, wobei die nach rechts gerichtete Version dem Sonnenaufgang und dem Gott Ganesha zugeordnet ist und Tag, Heil, Leben und das männliche Prinzip verkörpert. Das nach links gerichtete Kreuz steht für den Sonnenuntergang, Nacht, Unheil, Tod und das weibliche Prinzip und gehört zur Todesgöttin Kali. Beide sind in Tempeln und auf Götterdarstellungen üblich. In Japan wird die linksgewinkelte Swastika sogar auf der Brust, den Füßen oder den Händen von Buddhastatuen abgebildet, hier steht sie für Glück, Überfluss und ein langes Leben. Mach also deine Augen auf, bevor du deine laute Klappe aufreißt, um mich zu verunglimpfen!"

„Ca... Cartman... woher weißt du das alles?", stammelte sein Gegner perplex, völlig überrumpelt von dieser unerwarteten Belehrung.

„Ich kann lesen, Kyle.", erklärte der Quarterback indigniert.

„Ja, niveaulose Comics, das Fernsehprogramm, den Sportteil der Tageszeitung und vielleicht auch Schwulenpornos. Richtige Bücher nimmst du doch nie in die Hand, vom Lesen gar nicht erst zu reden!"

„..."

„Plötzlich so still, Cartman?"

„Weißt du was, Jude? Glaub von mir aus, was du willst. Leck mich am Arsch."

„Leck dich selber!"

Cartman rümpfte die Nase, drehte dem Rothaarigen den Rücken zu und verkrümelte sich Richtung Buffet. Kenny, dessen vernachlässigter Magen sich meldete, sprang hinterdrein, schnappte sich einen Teller und packte von allem ein bisschen darauf.

„Hm, Sandwiches, Bagels, Salate und Grillwürstchen... und für die, die es süß mögen, gefüllte Donuts, Muffins und Cupcakes... du willst uns alle mästen, kann das sein?"

„Aber ja doch!", erwiderte Butters vergnügt. „Das hier ist eine Party, Diätvorschriften dürfen getrost vergessen werden! Sobald alle Gäste da sind, kommt noch der Geburtstagskuchen. Clyde hat ihn für mich gebacken, er ist ein Meisterwerk! Aufessen ist Pflicht!"

Clyde, in schwarzer, rot paspelierter Jeans und weißem T-Shirt mit Namensschriftzug, lief rosa an und fuchtelte mit den Armen. „Hörst du wohl auf mit dem Unsinn?! Es ist bloß ein Kuchen, und kein Meisterwerk! Ich weiß ja noch nicht mal, ob er überhaupt schmeckt!"

„Es ist eine zweistöckige Schokoladentorte mit Sahne und einer Zwischenschicht aus Marzipan! Was zum Donnerwetter ist daran nicht meisterhaft?! Jetzt schau mich nicht an, als hätte ich den Verstand verloren! Hör endlich auf, dein Talent kleinzureden, sonst..."

„...sonst was?"

Butters lächelte bezaubernd, hob das Kinn des Kleineren sanft an und flüsterte: „...sonst muss ich böse werden, Süßer."

Clydes Gesicht wurde fast dunkelrot. Er versuchte, eine vernünftige Antwort zu formulieren, scheiterte kläglich und huschte beschämt zu Token hinüber, der ihm gutmütig durch die Haare wuschelte. „Er hat nicht unrecht, Clyde. Warum reagierst du bei Komplimenten immer so unwillig, so misstrauisch? Butters meint es ernst."

„Ich weiß. Es ist nur..."

„Ja?"

Clyde fühlte, wie ihm die Kehle eng wurde. Tokens dunkle Samtaugen schienen bis in seine Seele zu blicken, ihre unergründliche Schönheit betörte ihn. Nicht einmal Butters‘ Augen hatten eine derartige Wirkung auf ihn. Er registrierte Einzelheiten an dieser großgewachsenen Gestalt, die er bisher gar nicht bemerkt hatte: Die vornehme Art, mit der er den Stiel des Glases umfasste, das glänzende schwarze Haar, das heute zu einem Zopf gebunden war, seine elegante Haltung und das Freundschaftsband an seinem rechten Handgelenk. In der fünften Klasse hatten sie in Handarbeit solche Bänder geflochten und Clyde hatte Craig, Tweek und Token seine Bänder geschenkt, als Zeichen der Verbundenheit. Craig, sein einstmals bester Freund, von dem er sich inzwischen entfremdet hatte, hatte es vermutlich nicht mehr, Tweek hatte es mit Sicherheit in seinem häuslichen Chaos verloren, er selbst hob es in seinem Nachtkästchen auf und Token...Token trug es noch. Ein zärtliches Gefühl stieg in ihm auf und ließ ihn die unmittelbare Nähe des anderen nur zu deutlich spüren.
 

»He, halt mal! Token ist ein Freund... nur ein Freund! Was ist denn in mich gefahren, dass ich so von ihm denke?! Ich... ich mag doch Butters...«

„Clyde? Was ist, wolltest du mir nicht etwas sagen?"

„Hä!? Ach, nein, nein...es war nicht wichtig, vergiss es einfach!"

Warum passierte ihm das? Zugegeben, er hielt Token für sehr attraktiv (besonders in seinem momentanen Outfit: weiße Hose, schwarzes Hemd und lila Jackett), er liebte seine Singstimme und schätzte seine Natürlichkeit, aber es steckte nichts Tieferes dahinter. Und dennoch überkamen ihn manchmal diese Empfindungen, die er nicht verstand und die denen für Butters auch überhaupt nicht gleichen wollten. Er seufzte.

Es klingelte erneut und der Gastgeber begrüßte Mr. Tucker, dessen Miene wie gewöhnlich sauertöpfisch war. Er war auch der einzige, der sich nicht herausgeputzt hatte (sogar Kenny hatte es im Rahmen seiner Möglichkeiten getan), er trug seine üblichen Klamotten: Turnschuhe, Bluejeans mit umgeschlagenen Beinen und ein mitternachtsblaues Oberteil mit hohem Kragen, kurzen Ärmeln und einem Reißverschluss, der am Kragen begann und bis über das Brustbein führte. Auf dem Kopf thronte eine seiner unvermeidlichen Mützen; dieses Modell war hellblau, verziert mit einer dunkelblauen Zickzacklinie und einem dunkelblauen Bommel (Craigs Lieblingsfarbskala beinhaltete sämtliche verfügbaren Blautöne).

Butters war etwas enttäuscht.

„Also wirklich, Süßer, jeder hat sein Bestes gegeben, um schick auszusehen, während du es noch nicht mal versuchst."

„Ich hatte keine Lust. Ich takle mich nicht auf wie eine peinliche Schwuchtel."

Falsche Antwort. Die Augen des Blonden verengten sich zu Schlitzen und Craig ging auf, dass er sich mit einem einzigen Satz grandios in die Scheiße geritten hatte.

„So. Sagt einer, der mit einer ‚peinlichen Schwuchtel‘ wie mir flirtet?"

„Ich habe nie mit dir geflirtet - ich flirte nicht mit Kerlen. Ich steh‘ auf Frauen.", entgegnete Craig in seiner ungerührten, gelangweilten Art.

„Tatsächlich? Da hatte ich aber einen anderen Eindruck."

„Dann sind meine Weibergeschichten eben alle an dir vorbeigelaufen, das ist nicht mein Problem. Es interessiert mich nicht, was für einen Eindruck du hattest, deine Meinung ist mir scheißegal. Ich bin straight, Loser."

Er zückte seinen Mittelfinger und die Festgesellschaft, die die Konfrontation beobachtete, hielt den Atem an. Butters musterte ihn missbilligend, plötzlich jedoch glitt ein freches Grinsen über sein Gesicht. Er packte Craigs Handgelenk, neigte sich vor, nahm den Finger ganz in den Mund und schleckte ihn genüsslich ab. Im Hintergrund hörte er ein erschrockenes „Gah!" von Tweek, der Rest begnügte sich mit einem kollektiven Luftholen. Craig starrte seinen nun feuchten Finger an. Dann Butters‘ Lippen. Dann wieder seinen Finger. Einige Sekunden verstrichen. Und dann wurde Mr. Tucker rot wie ein Feuermelder, stotterte sich durch ein halbherziges „Fick dich!" und eierte auf weichen Knien an dem Geburtstagskind vorbei. Ihre Blicke trafen sich.

„Oh ja, Süßer... du bist so straight wie ‘ne Kurve."

Craig wurde noch röter, hielt es aber für klüger, eventuelle Erwiderungen herunterzuschlucken. Die Zeiten, in denen man Butters blöd kommen konnte, waren längst vorbei. Das letzte Klingeln an diesem Abend ertönte; Bradley stand draußen.

„Entschuldigung, ich bin zu spät. Meine Eltern wollten mich nicht gehen lassen, aber nachdem ich ihnen erzählt hatte, dass du es warst, der mir damals im Camp das Leben gerettet hat, waren sie einverstanden."

„Bradley... bist du... bist du... nicht ein kleines bisschen overdressed?", meinte Butters und schaute verlegen an Bradleys goldbraunen Augen vorbei.

„Ja, schon... ich hab‘ nichts anderes... Meine Eltern würden einen Tobsuchtsanfall kriegen, wenn ich mich so kleiden würde wie du... Sie sind sehr konservativ."

„Oh."

„Stimmt... was nicht?"

Ob etwas nicht stimmte? Außer der Tatsache, dass er in diesem Smoking unglaublich umwerfend und teuflisch elegant aussah? Butters nahm Details in sich auf, die ihm gestern noch gar nicht richtig aufgefallen waren, etwa dieses wunderschöne, üppige Haar von der Farbe dunklen Honigs, die schlanken, feingliedrigen Hände oder die vollendet geschwungenen Lippen. Seine Wangen erwärmten sich.

„Nein, alles in Ordnung! Komm rein! Ich muss dich noch einigen Leuten vorstellen!"

Bradley ließ sich bereitwillig mitziehen. Er war nervös und aufgeregt, freute sich jedoch sehr, dass er hier sein durfte. Er würde sich immer freuen, solange er in Butters‘ Nähe war.

„Sag mal - dieser Kasten, den du da mitgebracht hast..."

„Hä? Ach so, ja... das ist meine Geige."

„Du spielst Geige?"

„Ja, seit zehn Jahren. Ich... ich..." Eine sichtbare Röte breitete sich über seinen Zügen aus. „Ich möchte dir gerne ein Geburtstagsständchen bringen, wenn es dir nichts ausmacht..."

„Ein Ständchen? Wow... das... das ist wirklich eine süße Idee..."

„Findest du?"
 

Sie lächelten sich schüchtern an. Butters war erstaunt, dass seine alte Befangenheit plötzlich wieder da war, die er überwunden geglaubt hatte. Aber Bradley war so... so hinreißend. Ihm war schon lange keiner mehr begegnet, der ihm so gut gefallen hatte. Sicher, er hatte seine Verehrer, die er alle mitsamt ihren kleinen Macken und Eigenheiten sehr gern hatte, doch er interessierte sich nicht ernsthaft für einen von ihnen - zumindest nicht mehr. Und Bradley...im Camp hatte er sofort ein instinktives Zutrauen zu seinem Rechenschaftsbruder gefasst und ihn rasch liebgewonnen: Ein netter, höflicher Junge, sanft, scheu und freundlich, ganz anders als die Jungs in seiner Klasse, die ihn triezten oder als Prügelknaben und Sündenbock benutzten. Er hatte jemanden kennen gelernt, der ihm ähnlich war und der ihn wirklich mochte, gerade weil er nicht cool oder angesagt war.

„Ich freue mich auf dein Ständchen. Was wirst du spielen?"

„Ich habe einige Noten dabei. Du darfst es dir aussuchen."

„Prima!"

Butters beeilte sich, den neuen Gast und Mitschüler seinen übrigen Freunden vorzustellen, die noch nicht das Vergnügen gehabt hatten, während Clyde die Torte servierte und anfing, sie geschickt in gleich große Stücke zu schneiden.

„Das ist Craig Tucker, der ‚einsame Wolf‘ unserer Schule. Wundere dich nicht, wenn er dir den Stinkefinger zeigt, das ist ein Familientick. Es gibt inzwischen einen Ausdruck dafür: Man wird ‚gecraigt‘. Du solltest es aber nicht persönlich nehmen."

Bradley nickte verwirrt, war er doch prompt gecraigt worden. Der Typ sah toll aus, aber diese abweisende Leichenbittermiene erweckte kaum Sympathie. Außerdem fixierte er Butters aus irgendeinem Grund mit einem Mörderblick, zu Craigs Verdruss schien das den Blonden allerdings herzlich wenig zu kümmern. Es ging weiter zum Nächsten.

„Das hier ist Tweek Tweak, seinen Eltern gehört das ‚Tweak‘s‘, einer der beliebtesten Treffpunkte für uns Seniors. Früher wurde dort nur einfacher Kaffee verkauft, jetzt ist der Laden die South Park-Antwort auf Harbucks."

Blondes Haar und hellbraune Augen prägte Bradley sich ein, sowie ein leichtes Zittern, das den Körper des anderen überlief. Was hatte er nur? Er war hübsch, aber sein erschrockener Gesichtsausdruck ließ ihn jünger wirken als er war. Er trug eine schwarze Hose mit silbernen Applikationen an Taschen und Saum und ein kaffeebraunes Hemd, das unregelmäßig geknöpft war, als hätte er sich in großer Hast anzuziehen versucht. Bradley reichte ihm die Hand und nach einigem Zögern erwiderte Tweek die Geste. Es gelang ihm sogar ein Lächeln.

Als sie sich entfernten, fragte Bradley: „Er scheint sehr nett zu sein, aber er ist so... nervös. Was ist mit ihm? Und heißt er tatsächlich Tweek? Ich meine, wenn mein Nachname ‚Tweak‘ ist, nenne ich meinen Sohn doch nicht genauso..."

„Der Nachname schreibt sich mit e und a, der sogenannte Vorname mit zwei e. Natürlich ist es nicht sein richtiger Name, das haben die meisten von uns aber erst sehr spät erfahren. Du musst wissen, sein Vater versteht sich als Künstler, er spricht fast immer in Metaphern und überhöht alles, was mit seinem geliebten Kaffee zu tun hat. Er hat seinem Sohn gleich fünf Vornamen verpasst; es handelt sich nämlich bei ‚Tweek‘ um ein sogenanntes Akronym, also ein aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Wort. Getauft ist er auf Tristan William Edward Ernest Kendrick, aber niemand nennt ihn bei einem dieser Namen, er ist und bleibt ‚Tweek‘ für uns. Ich glaube, nur sein Großvater ruft ihn ‚Tristan‘, das ist aber die einzige Ausnahme, die mir einfällt. Was nun seine Mutter angeht, die ist nicht ganz so extrem wie sein Vater, aber auch sie fand nichts dabei, ihren Sohn von Kindesbeinen an mit Kaffee abzufüllen. Tweek ist ein Junkie und seine Nerven sind für gewöhnlich stark überreizt. Inzwischen hat er zwar gelernt, seinen Konsum einigermaßen zu kontrollieren und seine nervösen Anfälle haben sehr nachgelassen, aber er neigt immer noch zu Paranoia. Es mangelt ihm auch an Selbstvertrauen, er ist nur hinter dem Tresen des Tweak‘s wirklich souverän."

„Du magst ihn, nicht wahr?"

„Ja, ich mag ihn sehr. Mein Selbstvertrauen war früher auch ziemlich gering. Ich erkenne mich in ihm wieder und würde ihm gerne helfen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich es anfangen soll. Tweek kann nur durch sich selbst aufgerichtet werden, doch wie? Solange er davon überzeugt ist, seine Ängste nicht überwinden zu können, wird sich nichts ändern."
 

Bradley musterte Butters aus den Augenwinkeln. Er wirkte betrübt; sich um seine Mitmenschen Gedanken zu machen und ihnen zu helfen, anstatt den Blick von ihren Schwierigkeiten abzuwenden, war offenbar nach wie vor ein wichtiger Bestandteil seiner Persönlichkeit. Und irgendwie hatte er wohl auch ein Händchen dafür, die Geheimnisse, Wünsche und Gefühle seiner Umgebung zu ergründen. Er hatte etwas an sich, das andere ermunterte, sich ihm anzuvertrauen. Nun, da sein schönes Antlitz ernst und nachdenklich war, fiel Bradley der ungewöhnlich erwachsene Ausdruck auf, den es trug. Obgleich Butters, wie er inzwischen wusste, der Jüngste in seinem Freundeskreis war, schien er einer der reifsten zu sein.

„Und das hier ist Kenny McCormick, der größte Casanova von ganz South Park!"

Huh? Jetzt hätte er fast den Anschluss verpasst. Er las den Slogan auf dem T-Shirt, wurde rot und stammelte eine Begrüßung, die Kenny mit einem kameradschaftlichen Schulterstoß beantwortete. Also das war der Playboy? Er gab sich lässig und kumpelhaft, trotzdem war es Bradley, als verberge sich mehr hinter diesem breiten Grinsen als das Auge sah. Er konnte nicht genau erklären, warum er so empfand, aber das Gefühl war sehr deutlich. Das Outfit konnte man zwar bestenfalls als bescheiden bezeichnen, doch seine Körperhaltung und seine Bewegungen verfügten über eine seltsame Art von Grazie.

„Der hübsche Bursche neben ihm ist Stan Marsh, Umweltaktivist, Sänger und Songwriter."

Stans Wangen färbten sich zartrosa, weil Butters ihn einen „hübschen Burschen" genannt hatte. Er räusperte sich. „Hallo Bradley. Es freut mich, dich kennen zu lernen."

„Es freut mich ebenso. Du bist wirklich ein richtiger Umweltaktivist?"

„Na ja, ich setze mich für bedrohte Arten ein, beteilige mich an Demos und versuche, die unnötigen Grausamkeiten gegen Tiere zu beenden."

„Zum Beispiel?"

„Walfang. Oder das Schlachten von Kälbern."

„Unnötig? Und wo soll dann das Kalbfleisch herkommen, das viele so gern essen, Hippie?"

„Cartman, musst du dich unbedingt jetzt einmischen? Niemanden interessiert die Meinung eines gehirnamputierten Arschlochs!"

„Piss mir nicht ans Bein, Hippie. Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass dich deine Tierliebe in ein Weichei verwandelt hat. Andererseits...ein Weichei warst du eigentlich schon immer."

„Sagte das größte Weichei von allen."

„Ich bin kein Weichei!!!"

„Ach nein? Soweit ich mich erinnere, hast du immer sofort zu flennen angefangen, wenn Kyle oder sonst jemand dir eine runtergehauen hat! Solltest du deine Heultiraden alle schon vergessen haben, ‚Poopsiekins‘?", entgegnete Stanley, wobei er den alten Kosenamen überbetonte, den Eric nicht leiden konnte und den Mrs. Cartman früher oft für ihren Sohn verwendet hatte.

Cartman ballte die Fäuste. Einen Moment lang verzerrte eine solch maßlose Wut sein Gesicht, dass Stan automatisch ein paar Schritte zurückwich.

„Du...!! Was weißt du schon!? Du hast doch keinen blassen Schimmer...!!"

Kyle stellte sich vor seinen besten Freund und drohte: „Ich warne dich, Blödarsch! Krümmst du Stanley auch nur ein Haar, breche ich dir sämtliche Knochen!!"

Kenny ging schweigend und ruhig zu dem zornbebenden Quarterback hinüber und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Reiß dich zusammen, Eric. Das ist es nicht wert."

„Nicht wert?" Cartmans Stimme klang plötzlich eigenartig wacklig, als kämpfe er gegen ein Schluchzen an. Seine Augen flirrten von Stan zu Kyle, dessen Blick kalt und verächtlich war, hart, unversöhnlich und voller Abscheu. Die geballten Fäuste begannen, heftig zu zittern und mit einem Aufschrei fegte Cartman einen Stapel Teller von einem der Buffettische, die mit einem lauten Klirren auf dem Teppich landeten, zwei oder drei zerbrachen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte hinaus. Kenny sah ihm besorgt nach, ebenso Butters, gleichgültig gegen sein in Scherben liegendes Geschirr. Stan war bestürzt.

„...Was ...was genau ist gerade passiert? Ich hatte nicht erwartet, dass er sich meine Worte so zu Herzen nehmen würde... oder dass er deswegen so ausrastet. Ich habe doch nichts Schlimmes gesagt, oder? Ich meine, er weiß selbst, dass er bei den meisten Raufereien eine Heulsuse war. Warum ist er... warum hat er...?"

„Vergiss ihn, Stan. Er spielt sich nur wieder auf, das ist alles."

„Aber Kyle... er wirkte... regelrecht verzweifelt. Sein Aufschrei... das war echt. Sein Zorn war echt. Ich muss einen empfindlichen Nerv getroffen haben, ohne es zu ahnen..."

„Jetzt behaupte nur noch, dass du dir Vorwürfe machst!"

„Ja. Das war schließlich nicht mein erster Streit mit Cartman. Die Beleidigungen sind im Grunde bedeutungslos, sie gehören dazu, mehr nicht. Zugegeben, bei dir ist das anders, dich will er in der Regel verletzen, aber bei Kenny und mir sind sie schmückendes Beiwerk, sonst nichts. Ich hatte nicht vor, ihm wirklich wehzutun. Ich werde mich entschuldigen..."

„Das lässt du gefälligst bleiben! Verstehst du nicht? Genau das will er doch mit diesem überzogenen Auftritt erreichen! Er will dich weichkochen, damit du dich entschuldigst und er dich demütigen kann! Er müsste sich entschuldigen, nicht du! Aber darauf kann er spekulieren, bis er schwarz wird! Dieser Bastard hat eine Abreibung verdient und die bekommt er jetzt von mir!" Damit rauschte Kyle zur Tür hinaus, Cartman hinterher.
 

Er entdeckte seinen Rivalen ein paar Meter vom Haus entfernt. Er lehnte mit einem Arm gegen einen Baum, sein Kopf war gesenkt und er atmete schwer. Er war ein guter Schauspieler, das musste man ihm lassen.

„Cartman!!"

Keine Reaktion. Kyle marschierte energisch zu ihm hinüber. „Cartman!! Im Ernst, von all den peinlichen Nummern, die du in deinem armseligen Leben abgeliefert hast, war das eine der lächerlichsten! Es ist ja nicht neu, dass du es nicht ertragen kannst, wenn der Scherz auf deine Kosten geht, aber wegen der Heulsusensache so auszurasten, ist kindisch und albern! Du führst dich nur so auf, um Stan ein schlechtes Gewissen zu machen, du willst, dass er zu Kreuze kriecht, damit du was zum Lachen hast! Du bist und bleibst ein durchtriebener Mistkerl, der menschliche Regungen nur ausnutzt; du hast keine Freunde, du siehst bloß Spielzeuge in uns, die du gebrauchen und wieder wegwerfen kannst, wenn dir danach ist; du interessierst dich einen Scheißdreck für andere und bildest dir ein, dass die Welt sich einzig und allein um dich dreht! Du widerst mich an, Cartman! Hörst du!? Du widerst mich an!!"

„...Es geht nicht um die ‚Heulsusensache‘. Es geht... um den Namen." Kyle ignorierte den schmerzlichen Ton in Erics Stimme. Dieser Idiot würde ihn nicht zum Narren halten, das hatte er schon zu oft getan!

„Ach, um den Namen? Du magst es nicht, wenn dich jemand ‚Poopsiekins‘ nennt? Natürlich, das ist ja auch so eine grauenhafte Beleidigung! Der Kosename deiner Mutter, oh Gott!"

„...Schnauze. Du kapierst doch überhaupt nicht, wofür dieser Name in meinen Augen steht, Jude. Also maß dir nicht an, darüber zu urteilen."

„Wofür er steht? Für haufenweise Spielzeug? Für Cheesy Poofs, Schokolade und Fried Chicken bis zum Abwinken? Dafür, dass Poopsiekins immer alles bekommen hat, was er wollte? Dafür, dass Poopsiekins niemandem gehorchen und sich an keine Regeln halten musste? Oh, du armer, armer Junge, du bist aufrichtig zu bedauern. Es ist sicher schrecklich, eine Mutter zu haben, die einen nach Strich und Faden verwöhnt!"

„Ja. Es ist schrecklich. Was hatte ich denn von dem ganzen Spielzeug? Als ich noch kleiner war, glaubte ich tatsächlich, dass ich das große Los gezogen hätte. Aber als ich älter wurde, fing ich an, zu begreifen, dass Spielzeug nur eine Möglichkeit für meine Mutter war, mich zufriedenzustellen, wenn sie was verbockt hatte... wenn sie nicht da war, wenn sie sich herumtrieb, wenn sie mich allein ließ... Auf diese Weise konnte sie ihr schlechtes Gewissen beruhigen, genau wie mit dem Essen. Ich konnte mich nicht beklagen, wenn ich was zu futtern hatte, ich war glücklich, wenn ich aß, weil es mich ablenkte. Immer hieß es ‚Poopsiekins‘ hier und ‚Poopsiekins‘ da, sobald sie sich einbildete, etwas Gutes für mich getan zu haben. Aber die Wahrheit ist, dass dieser ‚Kosename‘ für alles steht, was sie nicht für mich getan hat... für alles, was sie an mir falsch gemacht hat..."

„Eine rührende Story, Cartman, mir kommen gleich die Tränen! Hast du zuviel Wodka Kirsch getrunken oder was soll dieses Emogesülze?"

Eric lachte; es war ein trotziges, spöttisches Lachen. „Stell dir vor, Jude, jeder ist hin und wieder mal Emo, wenn ihn das Leben ankotzt! Das ist normal und legitim. Jeder hat ein Recht darauf, ab und zu mutlos, traurig oder verzweifelt zu sein, denkst du nicht? Und nein, ich bin nicht nur wegen des verdammten Namens hier, den ich sosehr verabscheue, ich bin..." Die Stimme schien ihm zu versagen, seine Finger krampften sich in die Rinde des Baumstammes.

„Ich bin wegen dir hier."

„Wegen mir?! Weil ich dir gedroht habe? Oh bitte, das ist..."

„Nicht, weil du mir gedroht hast... weil du mich so angesehen hast..."

„Aha?", bemerkte Kyle höhnisch. „Wie habe ich dich denn angesehen?"

„...Hasserfüllt. Dein Blick war so... unnachgiebig, so grausam, so unbarmherzig..."
 

„Nein, ehrlich? Okay, ich habe eine Eilmeldung für dich: Ich - hasse - dich!! Du kannst mit diesem bedauernswerten Versuch, an meine freundschaftlichen Gefühle zu appellieren, getrost aufhören, ich hege keine für dich. Solange ich mich zurückerinnern kann, warst du ein Arschloch zu mir, du hast meine Herkunft beleidigt, meine Religion in den Schmutz gezogen, mir das Leben zur Hölle gemacht! Niemand kann ein Subjekt wie dich gernhaben, du verdienst es nicht, dass irgend jemand dich gernhat; du bist nichts weiter als ein egoistisches, blasiertes, dummes, intrigantes, boshaftes Scheusal, das...!"

Eric schnitt ihm das Wort ab - auf eine Weise, die Kyle praktisch versteinern ließ. Einen Moment lang war sein Gehirn völlig unfähig, auch nur annähernd zu entschlüsseln, was ihm da gerade geschah. Er war hochgehoben worden, seine Füße hatten keine Bodenhaftung mehr. Er spürte einen Ring aus eisenharten Muskeln um seine Taille, sein Oberkörper wurde gegen einen breiten Brustkasten gepresst...und sein Mund gegen ein warmes, weiches Bollwerk sinnlicher Lippen, die sich zärtlich und zugleich gebieterisch an die seinen schmiegten.

Cartman küsste ihn.

Cartman. Küsste. Ihn.

Cartman.

Küsste.

Ihn.

ERIC THEODORE CARTMAN KÜSSTE IHN!

Kyle hätte sich gerne befreit, doch er konnte die Arme, die ihn umfingen, nicht sprengen. Sein Herz klopfte wie rasend, eine unbeschreibliche Hitze stieg in ihm auf und spülte all seine Rationalität mit sich fort. Die Erkenntnis, dass er keinen Ekel, sondern Erregung empfand, schürte seinen Widerwillen, aber es gelang ihm nicht, seinen Verstand wieder einzuschalten, es war, als hätte die Berührung dieser Lippen sein Gehirn pulverisiert. Er kostete die verlockende Weichheit, die fordernde, schmelzende Zärtlichkeit dieses festen, schönen Mundes, der ihn mit einer Leidenschaft umwarb, die glühender nicht sein konnte. Wie war das möglich? Wie konnte Cartman ihn so unglaublich gefühlvoll küssen? Was war passiert?

Endlich ließ Eric ihn los. Kyles Wangen hatten sich gerötet und er benötigte eine Weile, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Eine zweifelnde, schwankende Sekunde lang erwog er, dass auch dieses Manöver lediglich dazu diente, ihm eins auszuwischen, aber als er Eric ins Gesicht sah, löste sich seine Befürchtung in Nichts auf. Jetzt wurde ihm klar, weshalb ihm der andere seit Beginn ihres Gesprächs den Rücken zugekehrt hatte. Das Antlitz mit den tiefbraunen Augen war von Tränenspuren gezeichnet, keine Verstellung, keine Täuschung lag in seinem intensiven Blick. Er war stocknüchtern und todernst.
 

„Cartman... ich... du... was zum Teufel?! Warum hast du...?! Ich meine... du... du hasst mich!!"

„Nein."

„...Wa-was...?"

„Nein.", wiederholte Eric leise, aber bestimmt. „Es mag so angefangen haben, sicher...aber hast du dich nie gefragt, warum ich dich als Kind nicht ausstehen konnte?"

„Weil ich jüdisch bin?", entgegnete Kyle spitz. Seine Verwirrung wuchs, als der Quarterback mit einem resignierten, betrübten Lächeln den Kopf schüttelte.

„Nein. Ich habe dich gehasst, weil du so verdammt...perfekt warst. Du hattest einen Vater, der dich liebte. Du hattest eine Mutter, die sich wirklich um dich gekümmert hat. Dann bekamst du einen kleinen Bruder, der dich vergöttert. Du warst kein fetter, unansehnlicher Junge, dessen Anwesenheit immer nur geduldet wurde, du warst hübsch und nett und viele wollten mit dir befreundet sein. Du hattest alles, was ich mir wünschte. Ich musste dich ja hassen!"

„Cartman..."

„Und dennoch... die Streitereien mit dir haben mir immer eine Menge Spaß gemacht. Mit keinem sonst war es so spannend, so aufregend, so faszinierend. Butters war damals ein denkbar schlechter Gegenpart, er nahm nur hin und akzeptierte meine Beleidigungen, das war sterbenslangweilig. Stan und Kenny begnügten sich meist mit einem ‚Fick dich‘ oder einem ‚Halt die Klappe, Cartman‘. Das war nichts besonderes. Aber mit dir zu streiten, Jude... das war... das ist... etwas ganz anderes. Deine Augen sprühen Funken, du fletschst die Zähne, ballst die Fäuste, wirst rot vor Zorn, fängst an zu brüllen... du bist wie ein Feuerwerk, laut und gefährlich, trotzdem muss man dich ansehen. Das wütende Blitzen deiner grünen Augen, dein widerspenstiges rotes Haar, das sich früher unter deiner Mütze hervor ringelte, deine feste, klare, entschlossene Stimme, dein angriffslustig vorgestrecktes Kinn... du bietest immer das volle Programm. Und du warst der einzige, der niemals klein beigegeben hat. Egal, was ich tue oder sage, ich kann dich nicht in die Knie zwingen. Das hat mich wahnsinnig gemacht, das kannst du mir glauben! Du warst durch nichts einzuschüchtern, durch nichts zu beeindrucken, durch nichts zu besiegen! Ich hasste dich, weil ich dich beneidete... aber irgendwann entwickelte ich auch so etwas wie... Respekt für dich, und darauf darfst du dir was einbilden, denn ich respektiere nur sehr wenige Menschen."

Kyle war fassungslos und vergaß ganz, darüber zu lamentieren, dass Cartman ihm seinen ersten Kuss gestohlen hatte. Er lauschte Erics Monolog, der ihm durch seine erstaunliche Offenheit eine Tiefe in diesem Charakter enthüllte, die er nie vermutet hätte.

„Meine ‚Familie‘ ist nichts weiter als ein schlechter Witz. Manchmal warst du der einzige Grund, der mich einen absolut beschissenen Tag überstehen ließ. Dich zu ärgern, bis du explodierst, mit all dem Funkeln in deinen Augen, all deinem Feuer... das brauchte ich. Dich herauszufordern, bis ich dich manipulieren oder zu verrückten Wetten überreden konnte, in der Hoffnung, dich endlich, endlich einmal besiegen zu können... das brauchte ich. Dich oft siegesgewiss in meine Pläne einzuweihen, um mich an deiner Empörung und deinen lästigen Moralpredigten zu weiden...und dich dann ebenso oft meine Pläne vereiteln zu sehen... das brauchte ich auch. Das war mein persönlicher Kick, mein Antrieb, das, was mich aufrecht hielt. Und es gab diese seltenen Augenblicke, in denen wir wie echte Freunde waren, zumindest fast. Wir konnten zusammen spielen und Spaß haben, ohne miteinander zu streiten. Wir konnten zusammenarbeiten für ein gemeinsames Ziel. Wir konnten einander umarmen und zusammen weinen. Du konntest es über dich bringen, nett zu mir zu sein, obwohl du mich nicht mochtest. Du sagst, dass ich es nicht verdiene, von irgend jemandem gerngehabt zu werden. Du hast recht. Ich verdiene es nicht."

Kyle schluckte schwer. Er hätte sich besser gefühlt, wenn Cartmans Stimme nur einen Hauch Selbstmitleid verraten hätte, das hätte er wenigstens beanstanden können. Aber er sprach ruhig und sachlich, und in seinen ausdrucksstarken Augen fand Kyle keinerlei Verbitterung, sondern nur einen tiefen, stummen Schmerz. Warum war er gleich nochmal hergekommen? Er wusste es nicht mehr.
 

„Wenn meine Gedanken nicht gerade um mich selbst kreisten, beschäftigten sie sich mit dir. Wie könnte ich dir schaden, dich unterjochen, dich loswerden? Manchmal war ich davon überzeugt, mein Leben müsse ohne dich ganz wunderbar sein: Niemand mehr, der mir ständig Widerworte gibt. Niemand mehr, der diese nervtötenden ‚Ich glaube, wir haben heute etwas gelernt‘-Ansprachen vom Stapel lässt. Niemand mehr, der mich zurechtweist. Niemand mehr, der mir sagt, was ich tun soll. Niemand mehr, der mich wirklich bekämpft... bis ich erkannte, dass mein Leben ohne dich nur leer und sinnlos war. Erinnerst du dich noch daran, wie du nach San Francisco gezogen bist? Anfangs war ich begeistert... ich habe sogar eine Abschiedsparty für dich organisiert - ohne dich einzuladen, natürlich."

Er warf Kyle einen amüsierten Blick zu.

„Du brauchst dich nicht so aufzuplustern, Jude. Ich habe dafür gebüßt, das kannst du mir glauben. Je länger du fort warst, desto langweiliger, eintöniger, bedeutungsloser schien alles zu werden... und dann erfuhr ich, dass du in Gefahr warst."

„Du... du meint den Snobsturm? Meine Familie und ich wurden doch gerettet...auch wenn ich nicht genau weiß, wie... Ich erinnere mich nur noch, dass ich in einem Bus nach South Park wieder aufgewacht bin. Es war ein richtiges Wunder..."

„Das war kein Wunder. Das war ich."

„Du?!"

„Ja. Ich bin nach San Francisco gefahren und habe euch rausgeholt. Deine Eltern waren halb im Delirium, konnten aber wenigstens noch selbst gehen. Du und Ike, ihr wart dagegen völlig neben der Spur...zugedröhnt, schätze ich, eure Augen waren glasig. Ike habe ich in seinen Kinderwagen gesetzt und dich habe ich huckepack genommen. Mit dem letzten verfügbaren Bus habe ich euch schließlich nach Hause verfrachtet."

Kyle fühle sich erbleichen. „Du... willst mir... ernsthaft erzählen, dass du meine Eltern... meinen Bruder... und mich gerettet hast?", würgte er stockend hervor. „Oh, das ist ein starkes Stück, Cartman!! Wie konnte ich dir überhaupt zuhören!? Ich hätte wissen müssen, dass deine ganze Beichte nur darauf abzielte, mir eine faustdicke Lüge aufzutischen! Als ob ein ichbezogenes, feiges Arschloch wie du je dazu in der Lage wäre, etwas so mutiges und selbstloses zu tun! Wie kannst du es wagen...!!"

Cartman, die Augen zwei dunkle Wirbel lodernder Glut, trat einen Schritt nach vorn und versetzte dem aufgebrachten Rotschopf eine schallende Ohrfeige. Kyle, schockiert, in seinem Stolz verletzt, nach Atem ringend und fast wie betäubt, starrte ihn ungläubig an und hielt sich die schmerzende Wange.

„Und du?!", schleuderte der Größere ihm entgegen. „Wie kannst du es wagen?! Ich schütte dir mein Herz aus und das ist das einzige, was dir einfällt?! Ich habe verdammt nochmal meinen Arsch riskiert, um deine wertlose Haut und die deiner Familie zu retten und du denkst, ich lüge?! Hast du eigentlich irgendwas von dem gehört, was ich davor gesagt habe, du arroganter Idiot!? Dass ich dich tatsächlich auf eine gewisse Art respektiere? Dass du mein Antrieb bist, der Grund, warum ich diese Scheiße ertrage, die sich mein Leben schimpft? Dass es ohne dich leer und sinnlos wäre? Begreifst du nicht, was das heißt!?!"

„Ich nehme an, du wirst es mir zu meinem Leidwesen gleich mitteilen, Cartman.", erwiderte Kyle ruhig, doch seine Stimme klang eisig. „Aber ich will es nicht hören."
 

Die Demütigung der Ohrfeige, dieses Schlags ins Gesicht, brannte ihn wie glühendes Metall und er sagte sich immer wieder, dass er Eric Cartman von ganzer Seele hasste. Er schalt sich einen Dummkopf, seinem Erzfeind überhaupt nachgelaufen zu sein und wandte sich zum Gehen. Er kam nicht weit. Von neuem wurde er von diesen mächtigen Armen gepackt und von diesen eigensinnigen Lippen geküsst, die diesmal nicht zärtlich oder behutsam waren; dieser Kuss war ungezügelte Gier und rohe Kraft. Eric überwand die geschlossenen Lippen und die zusammengebissenen Zähne seines Rivalen und glitt mit seiner Zunge in die fremde Mundhöhle, wo er ausgiebig zu räubern begann. Kyle versuchte sich zu wehren, aber es war zwecklos, zumal er in seinem Inneren zerrissen war wie noch nie zuvor: Hass und Zorn schüttelten ihn brutal wie ein Orkan, heftige Erregung und ein heißes Prickeln durchströmten seinen Körper, vermischt mit Verwirrung und Angst. Dieser Kuss schmeckte nach ungestillter Sehnsucht, nach Wut, nach Schmerz, nach Hilflosigkeit. Es war kein schöner Kuss, kein Kuss zum Genießen, sondern ein aggressiver, rücksichtsloser Kuss, besitzergreifend und endgültig, und dennoch von einer so verzweifelten, hoffnungslosen Leidenschaft, dass Kyle nicht wusste, ob er toben, schreien, lachen oder weinen sollte, als Cartman ihn freigab. Seine Lippen waren wund und brannten unangenehm.

„Entschuldige, ich... oh, ich... das... das ist alles deine Schuld, Jude!!!", rief Eric aus, wobei er den Baum mit seinen Fäusten bearbeitete, bis es wehtat. „Deinetwegen hat sich alles verändert!! Deinetwegen bin ich nicht mehr ich selbst!! Deinetwegen ist nichts mehr wie früher!! Warum du!?! WARUM AUSGERECHNET DU!?!"

„Cartman... ich... ich verstehe nicht... Was habe ich dir denn je getan?"

„DU EXISTIERST!!!!"

Eric rieb sich seine aufgeschürften Fingerknöchel und sah Kyle an.

„Du existierst... dein hitziges Temperament, dein unverbesserlicher Dickschädel, dein enorm starker Wille, deine scharfsinnige Intelligenz, dein verdammter Gerechtigkeitsfimmel und dein unbezähmbarer Stolz... das alles existiert. Oh ja, Jude... wenn nichts sonst, bist du doch seit jeher von einem beachtlichen Stolz gewesen. Deshalb hasse ich dich." Er näherte sich ihm, hob sein Kinn an und blickte ihm tief in die Augen. „Ich hasse dich... weil ich dich liebe."
 

Auf der Geburtstagsparty hatte kaum jemand Notiz von Erics Ausbruch genommen, da man ihm keine Bedeutung beimaß, er wurde in die Schublade seiner üblichen Überspanntheiten gestopft. Butters und Bradley hatten die Scherben aufgesammelt, Kenny war auf die Terrasse gegangen, um eine Zigarette zu rauchen und Stan hatte sich zu ihm gesellt.

„Ken?"

„Hm?"

„Ich... ich habe wohl was Falsches gesagt?"

„Zu Eric? Ich fürchte ja. Aber du konntest das nicht wissen. Dass er ‘ne Heulsuse sein konnte, kratzt ihn längst nich‘ mehr, das is‘ nich‘ das Problem. Du hättest ihn nicht ‚Poopsiekins‘ nennen dürfen. Es ist nich‘ nur so, dass er den Namen nich‘ leiden kann, er hasst ihn regelrecht, weil er ihn an das erinnert, was seine Mutter an ihm versäumt hat."

„Du meinst, er... ist sich im Klaren darüber, dass seine Mutter Fehler in seiner Erziehung gemacht hat?"

„Natürlich. Er ist zu intelligent, um das nicht zu erkennen, Stan. Was glaubst du denn, welche Art von Erziehung eine Frau geben kann, die keinen Schulabschluss und keine Ausbildung hat? Eine Frau, die sich mit Prostitution über Wasser hält, säuft, kifft, lügt und stiehlt. Was für ein Vorbild kann sie sein? Hör zu: Eric reagiert extrem empfindlich auf alles, was irgendwie mit seiner Mutter zusammenhängt. Und da er heute Abend sowieso schon in gereizter Stimmung war, hat ihm deine Anspielung den Rest gegeben. Und dann hat Kyle auch noch Partei für dich ergriffen und hat damit das Fass zum Überlaufen gebracht..."

Stan nickte ernst. „Ich verstehe. Cartman reagiert auch extrem empfindlich auf alles, was mit Kyle zusammenhängt, nicht? Ob die beiden sich jetzt prügeln?"

„Keine Ahnung, zuzutrauen wär‘s ihnen. Für die gibt‘s keinen goldenen Mittelweg, nur immer das Äußerste vom Äußersten. Ich könnte sowas auf Dauer nich‘ aushalten. Es kann bloß schiefgehen, wenn man sich so vollständig auf einen anderen Menschen einlässt, egal, ob das aus positiven oder negativen Gefühlen heraus passiert, die Scheiße bleibt die gleiche. Schau mich an! Ich kriege Sex, wenn ich ihn will und aus! Kein Stress, keine nervige Gefühlsduselei, keine unnötige Aufregung, keine Verbindlichkeiten... so muss es sein. Was hat das Herz schon zu sagen, wenn der Körper spricht? Sämtliche Beziehungsalternativen sind dazu verdammt, irgendwann den Bach runterzugehen."

„Das ist deine Theorie."

„Sie ist so gut wie jede andere."
 

Er wollte die Zigarette für einen neuen Zug zum Mund führen, als ihm Stanley den Glimmstängel aus der Hand nahm und ihn direkt ansah. Kenny erwiderte den Blick eine Weile, konnte jedoch der unvergleichlichen, geradezu magnetischen Leuchtkraft dieser saphirblauen Seen nur eine Minute standhalten, bevor er ihr durch das Senken seiner Lider ausweichen musste. Er war für diese Augen, unter deren strahlendem Glanz er förmlich erstarb, ein von vornherein verlorenes Opfer.

„Warum fällt es dir so schwer, anderen zu vertrauen?"

„...Eh...?", war alles, was Kenny herausbrachte.

„Ich weiß, dass du aus einer kaputten Familie stammst, aber dennoch hast du dir deine Wärme, deine Hilfsbereitschaft, deine Lebensfreude, deinen Humor und deine Fröhlichkeit zu bewahren gewusst. Trotzdem vertraust du kaum jemandem wirklich, nicht Cartman, nicht Kyle, nicht mir, nicht einmal Butters und schon gar nicht all deinen Bettgeschichten. Weil du dir den Glauben an die Liebe nicht bewahren konntest. Wenn man nicht daran glaubt, kann man auch niemandem mit ganzem Herzen vertrauen - dabei ist Vertrauen der beste Beweis, den man für die Liebe erbringen kann. Sicher, Sex macht dir Spaß, doch was erhoffst du dir davon? Die Geborgenheit, die du suchst, wirst du so nicht finden, da dein Inneres nie beteiligt ist. Du bekommst immer nur einen schwachen Abklatsch von dem, was du eigentlich willst, weder erfüllt es dich, noch bist du glücklich. Du redest dir zwar pausenlos ein, dass es gut so ist, wie es nun mal ist... aber in Wahrheit hast du nur Angst. Angst, echte Nähe zuzulassen, weil man dich zu oft darum betrogen hat. Soll das so weitergehen?"

Kenny hob ruckartig den Kopf und starrte ihn an. Er war daran gewöhnt, auf diese Weise von seiner Schwester Karen auseinander gepflückt zu werden, denn für sie war er so durchsichtig wie Glas. Dass Stanley das auch konnte, war ihm neu - und es erschreckte ihn. Er wollte nicht nachdenken. Er wollte nicht wissen, dass Sex allein ihm nie wahre Geborgenheit schenken würde. Er wollte nicht akzeptieren, dass es nicht gut war, so wie es war.

„Vielleicht möchte ich, dass es so weitergeht, Stan! Schon mal daran gedacht? Ja, ich komme aus einer kaputten Familie, und genau deswegen kann ich nicht wie du die Welt mit einer rosaroten Brille betrachten und an Werte glauben, die sich letzten Endes nur als miese Lügen entpuppen! Du mit deinen Weltverbessererallüren, deinem Hippiegetue, du glaubst natürlich immer noch an Dinge wie die große Liebe, an Vertrauen und Freundschaft, und daran, dass man etwas verändern kann, wenn man es nur wirklich will, aber es wird Zeit, dass du aufwachst und der harten, kalten Realität ins Gesicht siehst! Was erwartest du denn vom Leben? Einen Himmel auf Erden, Glück, Liebe, Verständnis und Hilfe rund um die Uhr? Erfolg und Zufriedenheit bei allem, was du anfängst? Das Leben ist kein Paradies, sondern eine Schlammschlacht! Für dich ist es einfach, weil du Eltern hast, die dich lieben, du musst dich nicht mit dem Dreck dieser Welt auseinander setzen, aber ich muss es! Ich..."
 

Stan unterbrach ihn, sein Blick glich plötzlich einer tosenden Sturmflut.

„Oh, du musst? Was du nicht sagst! Hast du jetzt vor, dich im Selbstmitleid zu suhlen, oder was? Bildest du dir allen Ernstes ein, dass ich nichts von den schlechten und hässlichen Seiten des Lebens weiß, bloß weil ich nicht so beschissen aufgewachsen bin wie du!? Ja, ich habe Eltern, die mich lieben, und ich kann mir Sachen kaufen, die du dir niemals wirst leisten können, aber woher nimmst du das Recht, zu behaupten, ich würde alles nur durch eine rosarote Brille sehen? Jeder, Kenny, verdammt nochmal jeder auf dieser Welt bekommt früher oder später sein persönliches Leid, seine persönlichen Sorgen aufgepackt, und es ist auch seine persönliche Sache, wie er damit fertig wird! Jimmy und Timmy zum Beispiel!" Er deutete mit dem Daumen auf die beiden Jungen, die in ein reges Gespräch vertieft waren. Richtig sprechen konnte Timmy, der in einem Rollstuhl saß, zwar nicht, doch er hatte zusammen mit Jimmy eine eigene Zeichensprache entwickelt, mit der er sich ausdrücken konnte. Wollte er etwas sagen, ließ er seine Hände für sich sprechen und Jimmy übersetzte. Die zwei Freunde bemerkten Stanleys Geste und winkten ihm von drinnen zu. Kenny biss sich auf die Lippen. Der Hinweis stellte einen Tiefschlag dar, denn seine gewalttätigen, drogenabhängigen Eltern und sogar seine Armut waren im Vergleich zu Timmys Zurückgebliebenheit oder Jimmys verkrüppelten Beinen definitiv das kleinere Übel.

„Die beiden haben die Kraft, zufrieden und glücklich zu sein, trotz ihrer Behinderungen. Probleme und Schwierigkeiten sind nämlich etwas, das zu unserem Leben gehört und wichtig für uns ist, um daran zu reifen. Vor unserem Schmerz davonzulaufen, ist keine Lösung, er holt uns immer wieder ein! Du flüchtest dich in deine zahllosen Abenteuer, um dich nicht mit deiner Einsamkeit und deinem Mangel an Vertrauen beschäftigen zu müssen - aber deinen Eltern wirfst du vor, dass sie sich mit Alkohol und Drogen betäuben, um sich nicht um ihre Kinder und ihre verpfuschte Existenz kümmern zu müssen. Ehrlich, Ken... ich sehe keinen großen Unterschied. Sie laufen vor ihren Schwierigkeiten davon. Du auch."

Der Jüngere antwortete nicht. Er rutschte langsam an der Terrassentür zu Boden und verbarg sein Gesicht in den Knien. Stan hockte sich neben ihn und schlang einen Arm um seine Schultern. Er spürte, wie sich Kenny unter der Berührung verkrampfte.

„Ich hasse dich, Stan.", flüsterte er, aber es klang sanft, beinahe zärtlich. „Du bist absolut widerlich, wenn du so predigst."

»Und ich danke dir. Ich danke dir, dass du kein Blatt vor den Mund genommen hast. Ich danke dir, dass du mir deine Meinung vor die Füße geknallt hast. Ich danke dir, dass du mich deine Besorgnis hast sehen lassen. Ich danke dir, dass du mir als echter Freund all diese unerfreulichen Dinge sagen konntest... denn ein echter Freund sollte den Mut haben, unerfreuliche Dinge zu sagen. Ich danke dir... ich danke dir...!«

Er sagte es nur nicht. Statt dessen umfasste er die Hand, die über seiner Schulter hing und lehnte sich vorsichtig an den Älteren. Das Schwarz und Gold ihrer Haare vermengte sich.

Und so saßen sie.

„Ich predige nur ungern, Ken", erklärte Stan in die Stille hinein, die sich auf sie herabgesenkt hatte, „aber ich möchte, dass du begreifst, warum ich mir solche Sorgen mache. Du bist ein toller Freund, man kann mit dir lachen

und weinen und immer auf dich zählen. Deine Tapferkeit, deine Stärke, deine Entschlossenheit, all das sind Eigenschaften, die ich an dir bewundere.

Ich würde dir mein Leben anvertrauen - und der Gedanke, dass du dieses Vertrauen nicht erwidern kannst oder willst, tut verdammt weh. Es ist... einfach schade."

Kenny erbebte unter diesen Worten. Er wusste nichts zu sagen. Er hörte nur das heftige Klopfen seines Herzens...
 


 


 

Ja, soweit diesmal. Und wie üblich noch ein paar Anmerkungen zu meinen seltsamen Ideen: Tweeks voller Name etwa. Ich weiß, woher sich der Name eigentlich ableitet, aber da alle anderen Kinder in South Park normale Namen haben und es extrem unwahrscheinlich ist, dass Eltern ihren Sohn nach einem Begriff für Menschen unter Stress benennen, wollte ich etwas anderes ausprobieren. Sicher,"Tweek" von "Tweeker", das passt, aber wer würde sowas schon machen, noch dazu, wenn der Nachname fast identisch ist? Ich habe mir also eine realistische Lösung für Tweeks ungewöhnlichen Vornamen ausgedacht. Dann die Szene mit Cartmans Liebesgeständnis... dazu nur eines: Sie war verdammt schwer zu schreiben und ich hoffe, ich konnte die widerstreitenden Gefühle anschaulich genug zum Ausdruck bringen. Ich denke, damit sich in der Beziehung zwischen Kyle und Cartman irgendetwas bewegt, müsste zuerst etwas Ungeheuerliches passieren - und ungeheuerlicher als ein Liebesgeständnis geht vermutlich kaum, jedenfalls wenn es aus Cartmans Mund kommt. Und ja, ein bisschen Jimmy und Timmy in diesem Kapitel, weil sie sonst nie in FFs auftreten, oder nur ganz selten, was ich auch ändern werde. Sie sind Nebenrollen, aber wichtige Nebenrollen, so wie Craig oder Ike oder Karen. In der Charaktersuche auf fanfiction.net gab es ganze drei Storys, die Jimmy als Hauptfigur hatten (vielleicht sind's inzwischen mehr, aber ich glaube nicht). An dieser Stelle ein Dankeschön an meine beiden Leserinnen für ihr Feedback!^^ *knuddel* Bis dann!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Moonie-chan
2014-02-06T17:11:35+00:00 06.02.2014 18:11
Oh mein Goooott, ich LIEBE das Kapitel!
War auf der Suche nach Kyman und du hast mir die absolute (perfekte) Dröhnung verpasst!
Ich lese eigentlich NIE Fanfictions (und damit meine ich wirklich NIE), aber ich wollte Kyman XDDD
Von daher...
Muss dir hier mal meinen Respekt aussprechen - dein Stil ist grandios und du schaffst es wirklich, die Charaktere super darzustellen :)
Bin schwer beeindruckt!
Weiter so ;)

P.S.: Mehr Kymaaaaaan XD *pfeif*
Von:  xXGokuX
2012-06-24T16:46:46+00:00 24.06.2012 18:46
also ich bin auf deine ff gerade gestoßen
eigendlich bin ich ja kein fan von dieses pair
aber dein schreibstil und deine darstellung von der geschichte hat mich bis jetzt wirklich überzeugt
mir gefällt es wirklich gut
das man immer wieder in die sicht der einselnen chara sieht und so die gefühle übermittel bekommt

auch gefällt das auch rollen vor kommen die in der serie nicht wirklich beachtet werden und daher bin ich schon sehr auf dein neues kapitel gespannt
und hoffe das es schon bald weiter gehn wird!
*__*

Von:  -Nox-
2012-05-19T19:33:18+00:00 19.05.2012 21:33
Endlich konnte ich kommentieren :D
Wie immer ein klasse Kapitel :D
Ich mag die emotionale Auseinandersetzung von Cartman und Kyle sehr <3
Vor allem die Begründungen die Cartman nennt wieso er eben so ist wie er ist.
Echt toll.
Die Szene mit Craig und Butters - haha. Ich hab so gelacht :)



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