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Out of the Fire

[Wichtel-Geschichten]
von

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Family Snapshots

Erster Beitrag zum Rundum-Wichtel und gleich zwei Tage zu spät. Na, das fängt ja toll an. :/ Die Verspätung tut mir auch sehr leid; aber es ging nicht anders, mir sind ein paar Sachen dazwischen gekommen, unter anderem ein widerliches KreaTief.
 

Whatever. Jetzt ist es fertig und ich bin sogar ziemlich zufrieden damit.

Die Geschichte spielt in meinem Mutant-'verse und ich mag die beiden Hauptcharaktere - Eleonore und Rae - sehr.

Die Welt ist eine futuristische, etwas cyberpunkige (auch wenn man davon nicht sonderlich viel merkt) Version unserer Welt, in der es Mutanten gibt und die nicht nur von Regierungen, sondern auch von Unternehmen gelenkt wird.
 

Widmung: abgemeldet

Also, der OS ist für dich und ich hoffe, er gefällt dir. Deine Dialogfetzen (bzw. einer davon) hat mir die Idee für diesen OneShot gegeben und dann konnte ich irgendwie gar nichts mehr anderes machen. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob das hier wirklich dein Ding ist oder nicht. :/ Ich hab ein bisschen SciFi drin, aber es ist doch eher am Rande und das Hauptgenre hier ist Drama. D:

Naja, ich hab mir allergrößte Mühe gegeben und bin gespannt, was du dazu sagst.

Viel Spaß. :D
 

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Family Snapshots
 

Sonne und Wind drangen durch die offenen Glasfenster herein, die sich an der gesamten Westfront des Zimmers entlangzogen. Singvögel zwitscherten in ihren Käfigen, die an strategischen Orten in dem meisterhaft gepflegten Garten befanden, der selbst ein Kunstwerk war. Die Bäume und Kletterpflanzen waren so geschickt verteilt, dass man von den hohen Mauern, die das Grundstück umgaben, kaum etwas sehen konnte.

Jenseits davon konnte man den Bradford Tower erkennen, der seine himmelhohe Spitze selbst am Anwesen der Marchands vorbeischob. Eleonore hatte nie einen weiteren Gedanken daran verschwendet, aber sie wusste, dass es ihren Vater nervte und in seinem Ego kränkte. Darum war ihr der enorme Turm der Bradfords immer ein lieber Anblick in diesem sonst so undurchbrochenen Bild des Himmels gewesen, der sich um sie herum erstreckte.

Unter ihnen befanden sich weitere Gebäude, Türme, Arkaden, Plattformen und Bogen, aber kaum etwas reichte so weit hinauf wie dieses Heim der Familie Marchand. Nur die Reichsten und Mächtigsten lebten hier oben im Himmel. Im Umkehrschluss bedeutete natürlich, dass sich dort unten, verborgen vom strahlenden Licht der natürlichen Sonne, die Armen, die Schwachen und die Mitfühlenden durch das Leben kämpften.

Doch Eleonore wusste davon wenig und nichts aus erster Hand, denn sie gehörte zu den Privilegierten. Sie war noch nie weiter als sieben oder acht Ebenen weiter unten gewesen, zumindest nicht körperlich. Im Geiste reiste sie viel.

„… unblutige Anschlag auf das Kongressgebäude.“

Im Gegensatz zu den meisten anderen wusste sie jedoch von ihrem Status, davon, in welchem Luxus sie hier tatsächlich hauste, verstand das feine Gefüge der Welt, das sie hier hoch gebracht hatte und dafür so viele andere in den Dreck warf.

„Die Splittergruppe militanter und mutierter Menschen fordert neben Geld und Waffen auch die Freiheit einiger politischer Gefangener.“

Eleonore warf einen Blick auf den Bildschirm des VidCom, auf dem ein in einen billigen Anzug gekleideter, hübsch anzusehender Reporter in ein kleines Mikrophon brabbelte. „Ansonsten, so drohen sie, würde es bei der nächsten Explosion Tote geben, denn für ein weiteres leeres Gebäude seien ihnen ihre Bomben zu schade.“

Das hatte schon am letzten Tag von dem Anschlag gehört – wer nicht? Wenn er nicht gerade so ignorant gegenüber solchen Nachrichten war wie ihre Mutter. Oder ihr Bruder. Sie verkniff sich ein spöttisches Hochziehen ihrer Mundwinkel und rutschte tiefer in die bequeme Couch, die eine von vielen in dem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer war. Von ihrem Platz aus hatte sie einen hervorragenden Blick auf den Bildschirm und ebenfalls hinaus in den Himmel, in dem sich die Silhouette des Bradford Towers abzeichnete.

„Die Mutanten wollen endlich gehört werden, eine politische Stimme, die für sie spricht.“

Eleonore warf einen matten Blick auf den Bildschirm und grinste. Was hatten die denn gedacht? Dass die mutierten Menschen – oder entwickelten Menschen, wie mancher Wissenschaftler glaubte – sich ewig als Menschen zweiter Klasse hinstellen lassen würden? Sich ewig verstecken würden? Das war Blödsinn und wenn man der Sache auch nur einen Gedanken geschenkt hätte, hätte man es gesehen, so wie Eleonore es getan hatte.

Schon bevor sie herausgefunden hatte, dass sie selbst eine Mutantin war, hatte sie das Schicksal dieser Menschen mit den besonderen Fähigkeiten verfolgt. Es war doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich einige von ihnen dazu entschlossen, sich zusammenzuschließen und sich Gehör zu verschaffen – wenn es sein musste auch mit Gewalt.

Auch wenn sie damit nur die Angst der Bevölkerung bestätigten, die von den Politikern und Wirtschaftsmagnaten noch geschürt wurde. Welcher normale Mensch hatte denn keine Angst vor jemandem, der einen mit einem einzigen Gedanken umbringen, der ihn Dinge denken oder sehen lassen, der selbst in die Gedanken seiner Mitmenschen eindringen konnte?

Niemand.

Der Mensch fürchtete sowieso, was er nicht verstand, und er wurde handgreiflich gegenüber dem, was er fürchtete. Das war schon immer so gewesen. Außerdem hatte er die Tendenz dazu, zurückzuschlagen anstatt die andere Wange hinzuhalten.

„Die Regierung reagierte ungehalten auf diese Drohung und verstärkte noch einmal ihren Standpunkt: mit Terroristen, seien sie nun normal oder mutiert, verhandele sie nicht. Was diese Aussage für eine Bedeutung hat – für die Regierung, für die Bevölkerung und auch für die Mutanten – lässt sich bis jetzt nur spekulieren. Aber die Ergebnisse werden, wie immer in solchen Fällen, nicht schön sei…“

Dem Sprecher wurde abrupt das Wort abgeschnitten, als der Bildschirm der VidCom auf einmal schwarz wurde. Eleonore fuhr heftig von ihrem Platz auf und fixierte sofort die Ursache des Ärgers. „Was soll das?!“, fauchte sie den jungen Mann, der einige Schritte entfernt stand, eine der Fernbedienungen in der Hand, mit zu Schlitzen verengten Augen an. Er war groß gewachsen und schlank, mit dem dunklen Haar und dem attraktiven, ausdrucksstarken Gesicht, die er von ihrer beider Vater geerbt hatte.

„Du bist irgendwie abnormal.“, erklärte ihr Bruder und auf seinem Gesicht zeichnete sich eine seltsame Mischung aus Verachtung, Widerwillen und Anerkennung ab. „Du bist die einzige Fünfzehnjährige, die sich mit Nachrichtensendern abgibt, das schwöre ich dir.“

Sie schnaubte und setzte sich aufrecht hin um ihn kühl und herablassend anzublicken. „Irgendwer in dieser Familie muss doch auf dem neuesten Stand sein, was das betrifft. Und du bist es sicher nicht, Nicolas Marchand.“ Sie richtete die kohlschwarzen Augen wieder auf den Bildschirm. „Und jetzt mach wieder an.“

Sie hätte wissen müssen, dass er der Aufforderung nicht nachkam. Mit einem tiefen Seufzen wandte sie sich ihm erneut zu. „Hast du ein bestimmtes Anliegen oder willst du mir einfach nur auf die Nerven gehen…?“

Nicolas grinste sie an. „So lustig es auch ist, dich zu ärgern, habe ich dafür nicht so oft Zeit, wie du vielleicht annimmst. Deine Mutter möchte dich sehen.“ Dass es auch seine Mutter war, vergaß er bei Gelegenheiten wie diesen manchmal. „Oh, und Paps kommt gleich. Er war gerade am Tor.“

Wie so vieles andere in diesem Haus – in dieser Welt – war das Tor automatisiert und technisiert, so dass es von selbst meldete, wann wer hindurchtrat. Dass es ihren Vater anmeldete, bedeutete nicht unbedingt, dass er auch kam, aber zumindest, dass eines seiner Autos auf das Gelände gefahren war, was meistens ein ebenso gutes Zeichen war.

Einmal war eines seiner … Mätressen (für diese Frauen gab es tatsächlich kein besseres Wort) mit dem roten Porsche aufgetaucht, den er wie seinen Augapfel hütete – die Aufregung war groß gewesen, nicht nur bei ihrer Mutter. Es war allerdings auch ein großartig anzuschauendes Spektakel gewesen.

Eleonore starrte ihm nach, während er durch die Tür verschwand und angelte sich dann die Fernbedienung, die er auf einen der mit cremefarbenem Leder überzogenen Sessel hatte fallen lassen. Einen Moment spielte sie mit den Gedanken, einfach sitzen zu bleiben und sich einen interessanten Sender in all den VidCom-Kanälen auszusuchen.

Doch sie ließ es blieben – Emilia, ihre Mutter, ließ ihrem Mann zwar alles durchgehen, bei ihren Kindern war sie jedoch weitaus strenger. Aus Protest blieb Eleonore trotzdem einige Minuten sitzen und spielte mit den langen, weißblonden Strähnen ihres leicht gelockten Haares, ehe sie aufstand und hinausging um die Frau aufzusuchen. Ewig konnte sie sie nicht warten lassen.

In der großen Eingangshalle kam sie ihr entgegen, mit forschen Schritten und einem halb wütenden, halb unglücklichen Ausdruck im hübschen Gesicht. Sie hatte die Größe und Figur eines Models und war in Würde älter geworden, doch die Linien um ihre Augen und die vollen Lippen stammten selten vom Lachen.

Emilia Marchand hatte immer ein klar vorgezeichnetes Leben gehabt, die Tochter eines Hotel-Tycoons, die die beste Partie geheiratet und dessen Kinder großgezogen hatte. Aber das Schicksal war nicht gut zu ihr gewesen, denn statt eines guten, treuen Ehemannes hatte sie einen großmäuligen, dauergeilen Hurenbock bekommen und die Verbitterung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Dass sie sich nie beklagt hatte, sich nicht von ihm trennte oder zumindest gegen die vielen Frauengeschichten protestierte, würde Eleonore nie verstehen und auch nie akzeptieren. Aber es war schon immer so gewesen und sie hatte gelernt, damit umzugehen. Mit vielen abstoßenden Dingen konnte man sich arrangieren, wenn man lange genug damit lebte.

„Da bist du ja!“, fauchte Emilia, beruhigte sich aber rasch wieder, als Eleonore sie fragend ansah. „Ich habe eine halbe Ewigkeit auf dich gewartet. Nic hat dir doch Bescheid gegeben?“

Eleonore senkte die Augen. „Ja, Mama. Ich wollte die Nachrichten schauen.“

Emilia warf die Hände in die Luft. „Das machst du jeden Tag! Hast du nicht Lust auf andere Dinge? Irgendwas, was andere Mädchen in deinem Alter auch machen? Warum bringst du keine Freundinnen heim und unterhältst dich über Jungs und Kleider oder so?“

Warum bin nur ich mit einer solch seltsamen Tochter gestraft? Eleonore wusste, dass sie diesen Satz niemals sagen würde, aber ihn jedes Mal dachte. Sie blickte ihre Mutter aus halb geschlossenen Augen an, antwortete aber nichts. Alles, was sie sagen würde, würde auf taube Ohren stoßen – ihre Mutter würde sie nicht verstehen und vielleicht war das auch gut so.

„Sie ist einfach abnormal.“, erklärte Nic spöttisch von der Seite. „Du musst dich einfach daran gewöhnen.“

Seine Schwester warf ihm einen genervten Blick zu und beschloss, das Gespräch woandershin zu lenken. Sie wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu sagen, als die Eingangstür aufging und ihr Vater hereinkam.

Er war nicht sonderlich groß und außergewöhnlich zierlich für einen Mann, aber er hatte sein jugendliches, gutes Aussehen behalten und sein Körper war trainiert von dem vielen Sport, den er trieb. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm lässig ins Gesicht, aber unter dem Pony blickten scharfe, eiskalte Augen hervor. Dieser Mann war ganz sicher niemand, mit dem man spaßen sollte und Eleonore wusste es ganz genau. Er war rücksichtslos, skrupellos und mitleidslos und ging entschlossen voran, selbst wenn er dabei über Leichen steigen musste. Als seine Tochter sollte sie es wissen.

Sie bedachte ihn mit einem kühlen Blick und bemerkte die zweite Person erst gar nicht, die hinter ihm hereintrat. Erst ein erstickter Laut ihrer Mutter lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Mädchen. Sie konnte nicht älter sein als Eleonore selbst, war ebenfalls schlank und zierlich, aber da hörte die Ähnlichkeit auf.

Sie trug das glatte, dunkelbraune Haar bis zum Kinn und der kurvige Körper unter der nonchalanten Kleidung war durchtrainiert und kräftig. Ihre hellen Augen sogen den Anblick der Eingangshalle beinahe verwundert auf, als würde sie so etwas zum ersten Mal sehen. Ganz im Allgemeinen betrachtet wirkte sie wie ein Kind, jung, unschuldig und sehr, sehr neugierig.

Eleonore runzelte die Stirn. Wer mochte das wohl sein und warum brachte Matthew Marchand sie mit? Er achtete sehr darauf, seine Familie und seine Mätressen getrennt zu halten und außerdem war die da sowieso viel zu jung für diese Stellung… Nicht, dass er eine Abneigung gegen Jüngere hätte, aber legal war es bis jetzt immer gewesen.

Matthew erblickte seine Familie sofort und sein Gesicht hellte sich auf. „Wie gut, dass ich euch alle hier treffe!“, erklärte er und winkte sie.

Nic folgte der Aufforderung ohne Zögern, während sein Blick auf dem fremden Mädchen lag, das ihn nicht einmal bemerkt zu haben schien. Emilia folgte langsamer und hielt auf halbem Wege die geschwungene Treppe hinunter inne. Eleonore blieb stur oben auf der Galerie stehen und starrte aus schwarzen Augen auf Matthew herunter.

„Das ist Rae Kendall.“, erklärte ihr Vater, ohne ihren Trotz zu beachten, den versammelten Anwesenden und die Fremde schreckte auf, als sie ihren Namen vernahm. Sie ließ den Blick kurz über die die drei Anwesenden schweifen, lächelte schüchtern und blickte wieder weg. Anscheinend war ihr das Ganze peinlich.

Bei den nächsten Worten ihres Vaters verstand Eleonore auch, warum. „Sie ist meine Tochter und sie wird ab jetzt bei uns wohnen.“
 


 


 

Leben mit Rae war seltsam, auch wenn man sie eher selten zu Gesicht bekam. Aber ihre Gegenwart war spürbar und präsent.

Da war das Geflüster des Personals, das wie alle anderen über Matthews Affären Bescheid wusste und sich wie alle anderen gerne das Maul darüber zerriss, auch wenn sie Rae am liebsten vor die Tür setzen würden.

Da waren die spöttischen Seitenhiebe aus Nicolas‘ Richtung, die teilweise obszönen Bemerkungen und sein schlichtweg widerliches Verhalten gegenüber Rae oder über sie.

Da waren Emilias eisiges Schweigen gegenüber ihrem Ehemann und ihre frostigen Blicke in seine Richtung.

Und da war Matthews Gleichgültigkeit. Anders konnte man es nicht nennen – es interessierte ihn schlichtweg nicht, was die Leute sagten, es interessierte ihn nicht, wie sein Sohn sich verhielt, und es interessierte ihn auch nicht der stetig wachsende Abscheu seiner Frau. Und Rae interessierte ihn auch nicht.

Nur Eleonore wusste nicht, was sie von dem anderen Mädchen halten sollte. Zuerst war sie wütend und enttäuscht gewesen – wieder einmal – aber dann fragte sie sich, was sie eigentlich erwartete. Ihr Vater hatte sicherlich mehr Kinder als nur drei und das Wissen um Halbgeschwister begleitete sie schon so lange, wie sie derlei Dinge verstehen konnte. Nachdem ihr dies klar geworden war, war ihr Zorn auf Rae ziemlich schnell verraucht.

Außerdem konnte sie wohl kaum das Mädchen für eine Sache verantwortlich machen, bei der sie noch nicht einmal geboren gewesen war. Nach und nach hatte sie etwas mehr über es herausgefunden, ohne es selbst ansprechen zu müssen.

Das wäre auch recht schwer geworden, denn es hatte sich in die Zimmerflucht zurückgezogen, die Matthew ihm zur Verfügung gestellt hatte, und war seitdem nicht wieder darauf aufgetaucht. Niemand hatte versucht, es dazu zu bringen, auch wenn seine Gründe unbekannt waren. Vielleicht hatte es Angst, der Familie gegenüberzutreten, der es als Kuckucksei ins Nest gelegt worden war. Vielleicht war es die Trauer um seine Mutter – immerhin war der Tod dieser Frau der Grund, warum es jetzt hier war, auch wenn er schon einige Monate zurücklag.

Die Zwischenzeit hatte es in verschiedenen Einrichtungen für Waisen verbracht, in zwei verschiedenen Pflegefamilien und einem Jugendzentrum, bis man endlich seinen Vater hatte ausfindig machen können. Und der hatte es – aus welchen Gründen auch immer – zu sich nach Hause geholt, zu der Familie, die er betrogen hatte, zu der Frau, die nicht die Mutter dieses seines Kindes war, und der Halbschwester, die nur ein paar wenige Monate älter war. Und dort hatte es sich in diese Zimmer eingeschlossen.

Doch als Rae sich nach über drei Wochen noch immer nicht rührte, beschloss Eleonore, die Sache in die eigene Hand zu nehmen. Sie war neugierig auf dieses andere Mädchen, interessiert an dem Wie und dem Weshalb. Wie hatte ihr Vater herausgefunden, dass Raes Mutter tot war? Und weshalb hatte er die Tochter mitgebracht, von der er wissen musste, dass sie hier nicht willkommen sein würde?

Es war ein kühles, seltsam abgesondertes Interesse, wissenschaftlich beinahe. Eleonore hatte immer gewusst, dass sie anders war als andere Menschen – ihre Fähigkeit, in die Träume anderer eindringen zu können, hatte sie nur bestätigt und nicht weiter erschreckt; sie war einfach so – aber Augenblicke wie dieser und solche Gefühle führten ihr immer wieder vor Augen, wie sehr anders sie war und manchmal machte es ihr Angst. Manchmal verschaffte es ihr einfach nur ein Gefühl tiefster Zufriedenheit.

Und dieses Interesse war trotz allem die positivste Empfindung, die Rae in diesem Haus entgegengebracht wurde. In Anbetracht all dieser Umstände, entschied Eleonore, konnte Rae sich nicht beschweren. Besser als Nic oder gar Emilia und von Matthew wollte sie gar nicht anfangen.

Also hob sie die Hand, klopfte einmal resolut gegen die Tür und drückte dann die Klinke nach unten. Überraschenderweise gab die Tür sofort nach und Eleonore trat ein mit diesem lautlosen Schritt, den sie an sich hatte. Wenn Rae das Klopfen nicht gehört hatte, war es unwahrscheinlich, dass sie das Eintreten ihrer Halbschwester bemerkt hatte.

Der Schlüssel steckte innen im Schloss aber anscheinend hatte Rae sich nicht die Mühe gemacht, abzuschließen. Weil sie dachte, dass das Personal sonst nicht hineinkam oder war es ihr einfach egal? Oder wusste sie, dass sie niemand aufsuchen würde? Nur ihre Halbschwester stand in ihrer Tür und diese war von sich selbst überrascht.

„Hallo?“, sagte Eleonore und blickte sich um. Die Zimmerflucht war vor Raes Einzug für Gäste vorgesehen gewesen, geschmackvoll möbliert, aber völlig unpersönlich. Ein paar Kleidungsstücke lagen auf einem der mit dunklem Leder überzogenen Couches und auf dem Esstisch in der anderen Hälfte des Zimmers stand ein vollgestelltes Tablett – die Reste des Mittagessens.

Zwei Türen führten in weitere Räume und eine davon – dahinter befand sich das Schlafzimmer – stand halb offen. Eleonore zuckte einmal mit den Schultern und ging zu der offenen Tür hinüber. Irgendwo musste sie ja mit dem Suchen beginnen.

Sie steckte den Kopf zur Tür hinein und hielt verdutzt inne. Das große Himmelbett thronte in der Mitte des nahezu runden Raumes, dessen Wände größtenteils aus hohen Bogenfenstern bestanden. Der Boden bestand aus dickem, plüschigem Teppich, der Schritte völlig dämpfte, und die Frisierkommode, die direkt neben der Tür an der Wand stand, wies die einzigen Hinweise auf, dass die Räume tatsächlich dauerhaft bewohnt waren: einige Fotographien in billigen Bilderrahmen.

Doch es waren die schweren, violetten Vorhänge, die Eleonore so verwundert innehalten ließ – sie waren alle zugezogen, so dass kaum Licht durch die schmalen Spalten drang, die hier und da aufblitzten. Das Dämmerlicht im Raum verhinderte beinahe, dass Eleonore ihre Schwester erkannte, die neben dem Bett am Boden kauerte.

Sie starrte auf ihre Hände mit den kräftigen Fingern, die aussahen, als könne ihre Besitzerin kräftig an- und zupacken. Ihr braunes Haar war unordentlich und wirr, als hätte sie es lange nicht gekämmt, und ihre Augen waren rot und verschwollen, als hätte sie geweint, worauf auch die Tränenspuren in ihrem Gesicht hinwiesen.

Aber anscheinend war nicht das ihr Problem, denn Teile ihre Arme waren bedeckt mit dichtem, braunem Fell, seidig glänzend und etwa so lang wie ihre Finger. Ihre Ohren wirkten deformiert, ebenfalls haarig und spitz zulaufend und ihre Nägel waren schwarz, schmal und äußerst spitz. Eleonore war sich sicher, dass, als sie die andere das letzte Mal gesehen hatte, nicht derart entstellt gewesen war…

Da war auch Blut in ihrem Gesicht, vor allem ihre Lippen wirkten unnatürlich rot und glänzend, als hätte sie ihre Zähne in noch durchblutetes Fleisch geschlagen.

Dann fuhr Rae erschrocken und blitzschnell auf, während Eleonore noch versuchte zu entscheiden, ob sie sich wieder leise davonstehlen oder sich bemerkbar machen sollte. Ihr durchdringender Blick richtete sich mit beunruhigender Härte auf den Eindringling und schien in der Dunkelheit bernsteinfarben zu glühen. Eleonore hätte schwören können, dass ihre Augen das letzte Mal noch hellgrau gewesen waren.

Rae fixierte sie und ihre Lippen zogen sich zurück und enthüllten zwei Reihen spitzer, scharfer, nicht menschlicher Zähne, ihre Eckzähne unnatürlich groß und offensichtlich für das Blut verantwortlich – sie musste sich selbst gebissen haben. Ein tiefes Knurren entwich ihrer Kehle, das völlig unmenschlich und animalisch klang.

Sie schien nicht bei Sinnen zu sein, sondern völlig aufgegangen in dieser anderen Seite ihrer selbst, die Fell und Krallen und Reißzähne hervorrief… Eleonore wich einen Schritt zurück, verwarf jedoch schnell wieder den Gedanken, sich umzudrehen und davonzulaufen – das hätte sicher nur noch mehr Unheil gebracht – und erwiderte den erbarmungslosen Blick aus glühenden, goldfarbenen Augen fest.

Doch ihre Gedanken überschlugen sich. Alles nur Denkbare kam ihr auf einmal in den Sinn, doch das meiste war Blödsinn und sie kam sehr schnell auf die einzig mögliche Lösung: Rae war eine Mutantin. Wie sie selbst auch. Sie war ebenfalls besonders, abnorm, wenn auch auf ihre eigene Art und so völlig anders als Eleonore, dass diese es – in einem seltsam leidenschaftslosen Teil ihres Gehirns – absolut interessant hielt. Wenn Rae sie jetzt nicht in animalischer Wut in Stücke riss, würde sie dem nachgehen müssen…

Für einen Moment wirkte es so, als würde ihre Halbschwester tatsächlich auf sie losgehen. Sie schob sich bereits auf alle Viere, ihre Finger gruben sich in den dichten Teppich und sie machte sich bereit zum Sprung…

Eleonores Hirn registrierte nebenbei, wie viel Abstand sie zu der Szene zu haben schien, als sei es nicht sie, die betroffen war, die hier gleich angegriffen werden würde… Doch sie nahm den Blick nicht von Rae und diese hielt plötzlich wie ertappt inne und ein heftiges Zittern ging durch ihren ganzen Körper. Dann sagte sie zusammen, als wäre sie eine Marionette, der man die Fäden mit einem Mal abgeschnitten hatte.

Unter Eleonores erstaunten Augen verschwanden die Haare auf ihren nackten Armen, ihre Ohren wurden kleiner und formten sich zu normalen menschlichen, vielleicht etwas großen Ohrmuscheln zurück und ihre Fingernägel wurden breiter und verloren die schwarze Farbe und die gefährliche Spitze.

Als sie schließlich wieder den Kopf hob, trug sie einen resignierten, aber gefassten Ausdruck im Gesicht und ihre Augen hatten wieder dieses helle Sturmgrau. Vermutlich erwartete sie jetzt, dass sie nicht mehr lange hier im Haus bleiben würde. Vielleicht war sie sogar erleichtert darüber.

Doch Eleonore lächelte die andere an, vielleicht etwas zu raubtierhaft und liebenswürdig, aber das machte nichts. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so … wandelbar bist.“, gab sie zu und Rae starrte sie einfach nur an. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Vielleicht hatte sie erwartet, dass Eleonore umdrehte und schreiend davonlief um aller Welt zu erzählen, dass eine Mutantin im Haus war.

Aber da hatte sie sich in ihrer neuen Schwester verschätzt.
 


 


 

Das Anwesen, in dem Eleonore aufgewachsen war, war groß und weitläufig, voller verwinkelter Flure, gewundener Treppen und geheimer oder zumindest kaum sichtbarer Durchgänge. Verzierungen, Borten und anderer Firlefanz schmückten jedes sichtbare Treppengeländer, jede Wand, jedes Fenstersims und jeder Türrahmen (außer der entsprechende Gegenstand befand sich in den Örtlichkeiten, die ausschließlich für das Personal vorgesehen waren.) Es gab Balkone, Freitreppen und Galerien, hohe Hallen, deren Decken sich drei Stockwerke über ihnen befanden und weite Säle, Zimmerfluchten und groß angelegte Gärten.

Dieses Anwesen war allein für Emilia Marchand erbaut worden, als eine Art Hochzeitsgeschenk von dem Mann, der sie schon zu diesem Zeitpunkt betrogen hatte, und man sah es ihm an. Emilia mochte Schnörkel, Flitter und Kitsch.

Allerdings bedeutete das auch, dass es viele verborgene Plätze gab, tote Winkel und nicht einsehbare Orte, von denen man beobachten konnte. Eleonore liebte diese Stätten, liebte es, zu beobachten und einfach zuzuschauen. Man konnte so viel Interessantes sehen, denn die Leute benahmen sich völlig anders, wenn sie sich allein oder unter sich wähnten.

Auch jetzt stand sie auf einer der Galerien, verborgen in den Schatten, die hier oben herrschten. Unten in der Halle, von der aus man eine der zahlreichen Terrassen betreten konnte, brannten einige Standlampen und tauchten den Raum und die teuren Möbel in goldenes Licht. Das war einer der Gründe, warum Eleonore sicher war, dass ihre Eltern sich nicht sehen würden. Einer weiterer war, dass die beiden – mal wieder – streitdiskutierten und sich darum nur aufeinander konzentrierten.

„Du musst mehr Zeit mit deiner Familie verbringen.“, erklärte Emilia gerade mit beherrschter Stimme und vor der Brust verschränkten Armen. In dem hellen Sommerkleid nach neuester Mode, das ihre schlanke Linie betonte, und mit wallendem, blondem Haar sah sie in dem freundlichen Licht der Lampen wunderschön aus. Die Linien in ihrem Gesicht waren von Eleonores Beobachtungsplatz nicht zu sehen, was sie unglaublich jung wirken ließ.

Doch Matthew hatte keinen Blick für seine Frau übrig, nicht einmal eine Antwort. Er starrte nur mit verdrießlichem, märtyrerhaften Ausdruck gegen das Fenster, das durch die Dunkelheit der Nacht völlig schwarz wirkte.

Emilia, die schon eine Weile auf ihn einredete, ließ sich davon jedoch nicht aufhalten. „Dein Sohn braucht eine starke Hand und von deiner Tochter will ich gar nicht erst anfangen.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Du weißt genau, wie eigenwillig sie beide sind und wie wenig sie sich von jemand anderem als dir beeindrucken lassen! Aber wie soll das gehen, wenn du nie da bist?!“

Jetzt seufzte Matthew tief, als sei das Gezeter seiner Frau die schlimmste Folter. „Irgendjemand“, begann er mit beklagender Stimme zu sprechen. „muss sich um dieses riesige Imperium kümmern, dass meinen Namen trägt. Oder glaubst du, dass Autos sich von alleine bauen, Erfindungen sich von alleine schaffen, Ideen von alleine kommen oder Entwicklungen sich von alleine bilden? Ganz sicher nicht!“ Sein Ton war gleichzeitig anklagend und eiskalt.

Emilia starrte ihn für einen Moment mit offenem Mund an, ehe sie die Kiefer zusammenpresste. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und sie wirkte, als wolle sie gleich explodieren, während sich die Spannung zwischen ihnen immer weiter aufbaute. Eleonore hatte selbst von ihrem erhöhten Standpunkt beinahe das Gefühl, sie greifen zu können. Es fehlte nicht mehr viel für die sprichwörtlichen Blitze und Entladungen zwischen ihnen. Aber ihr Vater legte es auch darauf an, das war so deutlich wie seine abweisende Haltung. Das einzige Vergnügen, das er jetzt noch aus seiner Frau zog, war sie bis aufs Blut zu reizen.

„Was glaubst du, wer du bist?!“, brüllte ihre Mutter so plötzlich los, dass Matthew, der sich wieder abgewandt hatte, zusammenzuckte, auch wenn er sich rasch wieder unter Kontrolle hatte. „Du hast auch Pflichten deinen Kindern gegenüber! Die solltest du wenigstens erfüllen, wenn du deine Versprechen an deine eigene Frau schon derartig mit den Füßen trittst!“

Eleonore zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte ihre Mutter noch niemals derartig wütend gegenüber ihrem Vater gesehen. Ihr war klar, woran es lag: Rae. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Stiefmutter war kein Stück besser geworden und Eleonore konnte sie beide verstehen.

Und selbst Eleonore, die eine zögerliche Freundschaft zu dem anderen Mädchen aufbaute, hatte noch immer ihre abweisende Art, ihre Unfähigkeit, schnell Vertrauen zu fassen, ihre Mauer, die sie überwinden musste, um Rae tatsächlich als Freundin, als Schwester zu sehen – und Rae konnte dies spüren. Es war ganz sicher nicht leicht, für keinen der Familienmitglieder, außer ihren Vater.

Der hatte noch immer kein Interesse an der Sache und ließ es alle spüren. Dabei war alles seine Schuld, eine Meinung, die sie alle teilten und die ihre Mutter ihm noch immer entgegenbrüllte: „Dass du deine uneheliche Tochter sogar hier einquartierst und dich dann keinen Deut um deine anderen legitimen Kinder kümmerst! Ist dir eigentlich nie der Gedanke gekommen, dass sie mit dieser Situation überfordert sein könnten?! Dass das ein schlechtes Vorbild für sie darstellen könnte?! Welcher Vater setzt ihnen einfach derart unverschämt einen Bastard vor die Nase?! Nic hat sowieso schon genug Probleme mit Mädchen und Eleonore wird von Tag zu Tag skurriler! Ich überlege schon, mit ihr zu einem Psychologen zu gehen, ich bin mir sicher, mit dem Kind stimmt etwas nicht…“

Emilias Worte verloren sich kurz, während ihre Gedanken sich auf dieses andere Problem richteten. Eleonore hatte keinen Zweifel daran, dass es noch einige Zeit dauern würde, ehe ihre Mutter sie tatsächlich zu einem Psychiater schleppte. Und bis dahin würde sie sich keine Sorgen machen. Auch wenn sie stets deutlich sah, wie Emilia darüber nachdachte, wann immer das Verhalten oder die Worte ihrer Tochter ihr wieder aufgefallen waren.

Doch die Frau fing sich schnell und richtete die vor Wut funkelnden Augen wieder auf ihren Gatten. „Und dann kommst du an und tust so etwas! Denkst du, das wäre hilfreich für ihre Erziehung und Entfaltung?!“

„Machst du das eigentlich oft?“, wollte plötzlich eine leise Stimme hinter Eleonore wissen, die sich erschrocken gerade aufrichtete. Sie drehte den Kopf und blickte zu ihrer Halbschwester hinüber, die in der Tür am Ende der Galerie aufgetaucht war. Sie hatte die Augenbrauen fragend nach oben gezogen und den Kopf schief gelegt. Die Antwort schien sie tatsächlich zu interessieren. „Deine Eltern beim Streiten beobachten, meine ich?“, hakte sie nach, als Eleonore nicht antwortete.

Diese drehte sich wieder nach vorn, wo Emilia mit unruhigen Schritten hin und her ging und ihren Mann immer noch beschimpfte. Auch Rae selbst kam dabei nicht gut weg, aber der war es entweder gleichgültig oder sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, denn sie reagierte gar nicht darauf.

Matthew folgte seiner Frau mit den Blicken und wirkte überaus amüsiert über ihre Sorgen und Ängste. Als wären es nur Albernheiten, nicht ernst zu nehmen von einem Geschäftsmann wie ihm. Dabei wäre es eigentlich angebracht gewesen, wenn man nach Eleonores Verständnis von Gesellschaftsregeln ging. Nicht, dass sie selbst sich mehr Gedanken machte, aber da war die Situation auch völlig anders und sich wusste, dass sie und ihr Vater andere Gründe dafür hatten.

Rae trat leise neben sie an die Brüstung und folgte ihrem Blick, aber ihr Gesicht trug einen seltsamen Ausdruck zwischen Verwirrung, Entsetzen und Bestürzung. Eleonore dagegen hatte nur ein vages Interesse an der Situation, die sich vor ihnen abspielte. Vermutlich wäre das ein weiterer Grund für ihre Mutter, sie in die Hände eines guten Psychiaters zu geben.

„Ja.“, antwortete sie einfach auf die Frage ihrer Halbschwester. „Es ist … unterhaltsam.“ Sie konnte Raes Blick auf sich spüren, schwer und ungläubig.

Dann schüttelte die Andere den Kopf und trat vom Geländer zurück. „Du bist echt seltsam.“, erklärte sie, während sie langsam zurück zur Tür ging. Eleonore folgte ihr mit dem Blick.

„Aber trotz allem noch die erträglichste Person in diesem Haus. Deine Familie hasst mich. Unserem Vater bin ich egal – wie ihr anderen auch. Selbst das Personal sieht auf mich herab.“ Rae zuckte mit den Schultern. „Und die Atmosphäre in diesem Scheißanwesen ist so angespannt, dass ich manchmal abhauen oder einfach nur schreien will. Wie hältst du das nur aus?“

Jetzt lächelte Eleonore sie an, ehe sie sich vom Geländer löste und ihr folgte. Sie antwortete nicht auf diese Frage, sondern erklärte: „Ich habe auch eine besondere Fähigkeit.“ Warum sie das ausgerechnet jetzt erzählte, konnte sie nicht sagen, doch vielleicht lag es daran, dass sie einfach keine Antwort auf die eigentliche Frage wusste.

Aber Rae blieb erstaunt stehen, so dass sie an ihr vorbeigehen konnte. Im Türrahmen drehte sie sich um. „Kommst du oder willst du lieber hier bleiben?“ Sie warf einen vielsagenden Blick zur Brüstung hinüber, von wo man noch immer die wütenden Stimmen ihrer Eltern hören konnte.

Rae beeilte sich, ihr zu folgen. Doch im Gegensatz zu Eleonores Erwartungen erkundigte sie sich nicht nach den Fähigkeiten ihrer Halbschwester. Diese ließ es darauf beruhen. Was hätte sie sagen sollen? Dass sie die Träume anderer Menschen besuchen konnte, darin herumspielen wie in einem Sandkasten? Dass sie sie in intimsten Situationen beobachten konnte, von der Galerie aus, einem Logenplatz wie eben das Streitgespräch ihrer Eltern? In einer Situation, in denen alles bar und offen lag, in der das Unterbewusstsein selbst mitspielte und in aufregendster Verkleidung über die Bühne tanzte?

Den meisten Menschen wäre das unangenehm, das wusste Eleonore, auch wenn sie noch nie jemandem davon erzählt hatte. Das wäre einfach nur dumm gewesen. Aber bei Rae stand die Sache anders – zu ihr hatte sie ein ganz besonderes Band, etwas, was sie vorher noch nicht gekannt hatte.

„So“, begann Rae plötzlich und schreckte sie damit aus den Gedanken. „wo gehen normale Jugendliche denn hin?“ Sie klang beiläufig.

Eleonore warf ihr einen kurzen Blick zu. „Du meinst, wo gehen Jugendliche normalerweise hin?“

„Ja, sag ich doch.“ Die Brünette zuckte mit den Schultern.

Eleonore legte den Kopf schief, als würde sie nachdenken. „Ich habe keine Ahnung – ich bin nicht normal.“

Und Rae lachte.
 


 


 

Rae saß zwei Stühle entfernt, steif und sichtlich unwohl. Sie starrte den zarten Kristall der Gläser, das feine Porzellan und teure Silberbesteck vor sich an wie ein Kaninchen den Wolf und wirkte seltsam in dem eleganten Kleid und mit der meisterhaften Frisur. Und dieser Vergleich war nun wirklich seltsam, war nicht eigentlich Rae durch ihre Fähigkeit der Wolf? Sie hatte die Finger links und rechts neben die Reihen des Bestecks gelegt und wirkte, als hätte sie Angst etwas kaputt zu machen.

Eleonore war erstaunt, dass man sie überhaupt hatte kommen lassen. Auf der anderen Seite war ihre Anwesenheit ein einfacher Weg, Emilia zu reizen und seit einigen Tagen gerieten sie und Matthew immer wieder aneinander. Also war Rae hier, an diesem vollbeladenen Tisch, am Abend von Thanksgiving. Eleonore verabscheute ihren Vater bei diesem Gedanken, dass er ihre Schwester nur in dieser Runde akzeptierte, damit er seine Frau aufstacheln konnte.

Ihr war klar, dass sie selbst nicht das Bild einer perfekten Tochter darstellte, doch er war einfach nur … abstoßend. Sie rümpfte die Nase und richtete ihre Aufmerksamkeit zwanghaft auf die Mahlzeit, die ihnen bevorstand, wenn der Hausherr sich endlich dazu bequemte, sich zu ihnen zu gesellen.

Die Tischplatte bog sich beinahe unter dem Essen, das das Personal darauf aufgetürmt hatte. Der Blickfang war eindeutig der große Truthahn in der Mitte, doch von gekochtem Gemüse über Kartoffeln und weiteren Beilagen bis hin zu dem äußerst kreativ angerichteten Nachtisch schien alles vorhanden zu sein, was man sich nur wünschen konnte.

Ihre Mutter saß direkt neben ihr an der Stirnseite des Tisches, in einem eleganten Abendkleid und angetan mit dezentem, aber teurem Schmuck. Der Platz direkt neben ihr wiederum war frei, reserviert für den Mann, der sich zu viel Zeit ließ, nur um jedem hier auf die Nerven zu gehen. Nic saß gegenüber von seiner hellhaarigen Schwester, lässig zurückgelehnt und mit einem Grinsen im Gesicht. Von allen hier sah er am entspanntesten aus, als hätte er gar keine Sorgen in der Welt und fand die gesamte Situation äußerst amüsant. Jede der drei Frauen am Tisch warf ihm hin und wieder einen wütenden Blick zu; sie alle drei hatten keine gute Laune.

Doch es war vor allem Rae, die hier litt. Schon seit Wochen ging es ihr immer schlechter, obwohl die Unterstützung, die sie von ihrer Schwester bekam, mit jedem Tag zu wachsen schien, was Eleonore weit mehr wunderte als die andere. Aber sie ließ es zu, ließ es darauf ankommen, wie man so schön sagte. Es gefiel ihr.

Doch auch diese Zuneigung half nicht viel gegen Emilias Hass, Nics Kommentare und Matthews Desinteresse.

Als die Tür zum Speisezimmer geöffnet wurde, drehten sich vier Köpfe gleichzeitig in die Richtung des eintretenden Mannes. Matthew warf ihnen ein spöttisches Grinsen zu und spazierte aufreizend langsam auf seinen Platz zu. Rae starrte wieder auf ihren Teller und Eleonore wollte einen Stuhl weiterrutschen, damit sie direkt neben ihr sitzen konnte.

„Worauf hast du gewartet?“, wollte Emilia in kühlem Ton von ihrem Ehemann wissen, die Stimme mühsam beherrscht und rote Zornesflecken auf den Wangen. „Darauf, dass das Essen kalt ist oder wir alle verhungert sind?“

„Ich hatte eben noch zu tun.“, antwortete Matthew unwillig und griff nach dem kristallenen Weinglas, das man ihm bereits gefüllt hatte. Er grüßte damit erst seinen Sohn, dann Eleonore und schließlich Emilia, ehe er einen Schluck nahm. „Schönes Thanksgiving.“

Rae ignorierte er schlichtweg und Eleonore ignorierte dafür ihn, während die anderen beiden den Gruß erwiderten. Matthew warf seiner Tochter einen kurzen, verwirrten Blick zu und stellte sein Glas wieder ab, um sich zu setzen. „Ich sehe, dass unser Küchenchef mal wieder keine Mühen gescheut hat, uns ein wahres Festessen zu servieren.“ Er ließ den genießerischen Blick über die vollbeladene Tafel schweifen.

Aber Emilia schien nicht bereit, die Sachen auf sich beruhen zu lassen, die Matthew nicht zu interessieren schienen. „Ich dachte, Pünktlichkeit sei eine Tugend eines Geschäftsmannes.“, bemerkte sie spitz und legte die verschränkten Arme vor sich auf den Tisch.

Doch Matthew lachte nur. „Nur eines jenen, der sich alles andere nicht leisten kann.“

„Und doch könntest du nächstes Mal Rücksicht auf deine Familie nehmen, die schon eine ganze Weile hier sitzt und auf dich wartet.“

„Ich werde das nächste Mal daran denken.“, erklärte ihr Mann im wegwerfenden Tonfall, der deutete, dass er nichts dergleichen vorhatte. „Können wir nun mit dieser Mahlzeit beginnen, auf die wir alle schon warten?“

„Wenn du früher gekommen wärest, würdet ihr dieses Gespräch nicht führen und wir würden schon lange dieses köstlich duftende Essen vernichten.“, spöttelte Nic von der Seite, aber sein Vater reagierte nur mit einem Grinsen.

„Manchmal muss man die anderen warten lassen, mein Junge.“, erklärte er jovial. „Aber das wirst du auch noch lernen.“ Damit begann er, sich Erbsen auf den Teller zu schieben.

Nic seufzte erleichtert und griff nach den Nudeln; ihm schien es ganz recht zu sein, endlich mit dem anzufangen, zu was sie hier zusammengekommen waren. Doch Eleonore blickte zu Rae hinüber, die angestrengt auf den Teller vor sich starrte, die sturmgrauen Augen weit aufgerissen, als würde sie sich bemühen, nicht in Tränen auszubrechen.

„Und warum ist sie überhaupt da?“, fuhr Emilia mit einem Mal wütend auf und machte eine heftige Handbewegung in Richtung der unerwünschten Stieftochter. „Ich dachte, das sei ein Fest für die Familie?!“

Matthew warf ihr einen kalten Blick zu. „Sie gehört zur Familie.“

„Zu deiner vielleicht!“, fauchte Emilia und Nic fügte einen Moment später hinzu: „Das will man gar nicht glauben, wo du sie den ganzen Abend noch nicht angesehen oder auch nur zur Kenntnis genommen hast.“

Raes gesamter Körper schien zu zittern, wie Eleonore plötzlich bemerkte, als würde sie mit aller Selbstbeherrschung versuchen, nicht loszuschreien, oder in Tränen oder hysterisches Gelächter unterdrücken. Doch es war nicht zu erkennen, welche der drei Möglichkeiten tatsächlich zutraf.

Aber Matthew zuckte nachlässig mit den Schultern. „Und? Ändert nichts an der Tatsache, dass sie trotz allem meine Tochter ist. Erbsen, Eleonore?“

„Ich glaube nicht.“, antwortete diese. „Aber vielleicht möchte Rae welche.“

Der Effekt, den diese Worte auf ihn hatten, war ziemlich witzig. Er starrte sie entgeistert an, als würden ihn für einen Moment die Worte fehlen, als hätte er alles erwartet, nur nicht das. Manchmal ließ er sich doch ziemlich schnell aus der Fassung bringen. Und diese Überraschung hatte er sich selbst zuzuschreiben – wenn er mehr auf seine Familie achten würde, wüsste er, dass seine Töchter Freundschaft geschlossen hatten.

Doch er fing sich schnell wieder und stellte die Schüssel wieder auf den Tisch. „Nun gut, dann eben nicht. Wer will ein Stück Truthahn?“ Damit erhob er sich und nahm sich erst einmal selbst etwas von dem Tier.

Emilia rümpfte die Nase, warf Rae noch einen bitterbösen Blick zu und hob ihren Teller. Auch Nic tat es ihr nach und Matthew verhalf ihnen zu einem Stück. „Eleonore? Sei jetzt nicht biestig.“, verlangte ihr Vater. „Du magst das doch.“

„Irgendwie … ist mir der Appetit vergangen.“, erklärte sie. „Aber vielleicht mag Rae ein Stück?“

Diesmal blickte diese auf und Eleonore bemerkte beinahe erschrocken den goldenen Schimmer in ihren Augen.

„Oder vielleicht nicht.“, erklärte die Brünette spröde, als Matthew sie erneut einfach überging. Sie erhob sich. „Entschuldigt mich.“ Damit löste sie sich vom Tisch und ging zur Tür. Niemand versuchte, sie aufzuhalten und ihr Rücken war gerade wie ein Stock, ihr Kopf hoch erhoben, als wolle sie sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihr dieses Verhalten zusetzte. Eleonore sah diese Verletzlichkeit trotzdem, doch den anderen mochte es nicht auffallen. Sie kannten Rae ja gar nicht. Wie sollten sie auch?

„Da geht sie hin…“, sagte Nic, laut genug, dass Rae ihn noch verstehen musste. Aber sie kam nicht einmal aus dem Schritt und Eleonore zog spöttisch einen Mundwinkel nach oben, ehe sie beschloss, der Schwester zu folgen.
 


 


 

Das breite Himmelbett in Raes Zimmer hatte eine weichere Matratze als Eleonores eher schlichte Schlafangelegenheit. Die schweren Vorhänge warfen Schatten auf den Boden, geschaffen von den ungewöhnlich kräftigen Strahlen der Morgensonne, die durch die großen Fenster fielen. Rae lag neben ihr, zusammengerollt wie ein Baby und nur bedeckt von einer geblümten Decke, die zu dünn war für diese Jahreszeit.

Wenigstens war sie jetzt kein Tier mehr.

Ihre Kräfte verwandelten keine Kleider mit, das hatten die beiden Mädchen schon sehr früh herausgefunden, nachdem Rae es erst einmal geschafft hatte, ihre anfängliche Furcht vor der Mutation und ihren Ergebnissen zu überwinden.

Und menschliche Kleidung war nicht für eine große Wölfin geschaffen. Bei ihrem ersten Versucht, die Verwandlung komplett durchzuführen – nicht auf diese halbe Art, in der sie sie früher immer gestoppt hatte, bevor sie jemanden hatte, der sie unterstützte und ihre Angst nahm, diese halbherzige Wandlung, in der Eleonore sie damals erwischt hatte, als sie das erste Mal ihr Zimmer aufgesucht hatte – hatte sie sich hoffnungslos darin verheddert.

Doch das gestern war kein Versuch gewesen, sondern ein Unfall, herbeigeführt durch Gefühle und Kummer, böse Worte und Gleichgültigkeit. Eleonore hatte schon länger die Theorie, dass die Kräfte ihrer Schwester nicht nur durch Willen aktiviert wurden, sondern sich auch von starken Emotionen beeinflussen ließen. Und an solchen mangelte es in diesem Haus nicht, auch wenn jeder so tat und niemand sie akzeptieren wollte und sie alle negativ waren.

Vermutlich war das der Grund, warum die verwirrte Rae einen ganzen Tag als Wolf zugebracht hatte, verborgen vor aller Blicken, bis ihre Schwester sich ihrer angenommen hatte und aus Ermangelung einer anderen Idee ihr einfach Gesellschaft geleistet hatte, bis sie beide in diesem großen Himmelbett eingeschlafen waren.

Leise rollte Eleonore sich herum und setzte sich auf, ehe sie ihre Schwester vorsichtig an der Schulter berührte. Raes Augen – noch immer golden – öffneten sich mit einem Ruck und ihre Nasenflügel blähten sich, als sie tief die Luft einsog, den Körper angespannt.

Sie hatte einmal versucht zu erklären, wie es war, die Welt so intensiv durch Geruch wahrzunehmen, aber Eleonore hatte es nicht verstanden und bald das Interesse daran wieder verloren. Doch Raes Sinne waren besser jetzt, gingen in die Richtung eines Wolfes und ihre Nase war so viel besser als die eines Menschen.

Es brauchte nur eine Sekunde und ihr Körper entspannte sich wieder, nachdem sie gemerkt hatte, dass außer ihr nur Eleonore anwesend war. Sie wandte den Kopf, ihre Lider flatterten müde und sie setzte sich langsam auf um sich zu strecken. Sie wurde allerdings schlagartig rot, als sie ihre Nacktheit bemerkte und zog sich hastig die Decke über die Brust, während ihre Hände an dem Saum herumfummelten.

„Ich…“, begann sie. „Ist es vorbei?“

Eleonore hob die Schultern. „Wer weiß? Du solltest deine Gefühle mehr unter Kontrolle bekommen. Und hör auf, dich ständig in Selbstmitleid zu baden.“ Sie schwang die Beine über die Bettkante und erhob sich.

Im Gegensatz zu Rae war sie noch komplett angezogen; ihre ständige Anwesenheit an Raes Seite hatte nichts anderes erlaubt. Sie musste ihre Schwester nicht ansehen um zu wissen, dass diese das Gesicht verzogen hatte, die Stirn ärgerlich gerunzelt, den Mund zu einer Grimasse verzogen.

„Und deine Augen sind noch golden.“, schnitt sie ihr das Wort ab, ehe Rae sich über den Kommentar mit dem Selbstmitleid beschweren konnte. „Außerdem solltest du dir etwas anziehen; ich lasse uns Frühstück bringen.“ Sie ging zu der HouseLink-Station in dem anderen Zimmer hinüber, die überall an strategisch günstigen Punkten im Anwesen verteilt waren und mit diversem höher gestelltem Personal verbanden.

Sie achtete nicht auf Rae, die mit hastigen Bewegungen Kleidung aufsammelte und anschließend im Bad verschwand. Als sie sich wieder herauswagte, hatten die Dienstmädchen die verlange Mahlzeit bereits aufgebaut und waren wieder verschwunden. Eleonore warf ihr einen kurzen, missbilligenden Blick zu – warum hatte sie so lange gebraucht? Sie hatte sich nicht einmal die Haare gekämmt – und begann, sich ihr Müsli zu richten.

Während sie anfing einen Apfel zu schälen, starrte sie Rae durchdringend an, die jedoch überall hinsah, nur nicht zu ihr. Aber Eleonore hatte Geduld und Nerven und schließlich war es Rae, die die Stille durchbrach. „

Ich bade nicht in Selbstmitleid.“, erklärte sie mit fester Stimme, doch ihr Unterton verriet ihre Unsicherheit.

„Natürlich tust du das.“, antwortete Eleonore und goss Milch in ihre persönliche Schüssel mit den tanzenden Katzen darauf. Sie fand dieses Motiv schon immer etwas kindisch, allerdings amüsierte es sie trotzdem. Es war kein Fehler, etwas kindlich zu sein, oder?

Für einen Moment sah es so aus, als wolle Rae ein Brötchen nach ihr werfen, entschied sich dann jedoch, sie lieber böse anzuknurren und zu zischen: „Nein! Meine Mutter ist tot, mein Vater ist ein Arschloch, den meine Existenz kein Stück kümmert, meine Stiefmutter hasst mich – nicht, dass ich es ihr wirklich verübeln kann – und mein Halbbruder verachtet mich, was ich kein Stück verstehe. Mein Gott, selbst das Dienstpersonal und meine Privatlehrer können mich nicht ausstehen! Die einzige Verbündete, die ich in diesem Scheißhaus habe, ist eine emotional zurückgebliebene, besserwisserische, sonderbare Fünfzehnjährige, die keine Ahnung vom wahren Leben hat! Mir geht’s einfach nur schlecht!“

„Selbstmitleid.“, wiederholte Eleonore wissend und hob dann die Schultern. Die Beleidigung gegen sie selbst überging sie nonchalant. „Deine Mutter starb vor beinahe einem Jahr und …“ Sie unterbrach sich selbst. Vielleicht war das ja das Problem.

„Ja.“, antwortete Rae still. „Ja, das weiß ich selber.“ Sie seufzte tief. „Ich vermisse sie.“, gab sie dann zu. „Ich vermisse sie so sehr. Und noch mehr, wenn ich daran denke, wo ich hier gelandet bin.“ Sie zuckte mit den Schultern, als wüsste sie nicht, was sie noch sagen sollte, und wirkte auf einmal so verletzlich, wie sie nicht das Recht hatte auszusehen.

Sie konnte sich in einen monströs großen Wolf verwandeln, einen von denen, die noch Urängste in Menschen weckten, einer von denen, warum manche Leute große, sanfte Hunde schräg anblickten, einer von denen mit fingerlangen Zähnen und scharfen Krallen. Aber manche Feinde konnte man nicht mit purer Kraft und großem Wissen schlagen und dieser Kampf gehörte dazu.

„Ich bin hier, weißt du.“, erklärte Eleonore und überraschte damit nicht nur ihre Schwester, sondern in erster Linie auch sich selbst. Seit wann war sie so … sozial? „Ich bin für dich da, auch wenn du mir vielleicht erklären musst, wie man so etwas tut.“ Ahnung hatte sie davon immerhin nicht sonderlich viel.

Aber Rae schenkte ihr ein erleichtertes, seltsam liebevolles Lächeln, in dem all ihre Dankbarkeit lag. „Ich schätze das, weißt du das eigentlich?“, sagte sie aufrichtig und bestimmt. „Ich bin dir wirklich dankbar für deine Unterstützung und deine Freundschaft, auch wenn ich nicht weiß, wie ich dazu gekommen bin. Aber es hilft mir ungemein. Ich glaube, ohne dich hätte ich schon lange meine Sachen gepackt und wäre auf und davon. Also: Danke.“

Eleonore starrte sie einige Augenblicke schweigend an, konsterniert und ungläubig, und fühlte sich einen Atemzug lang verloren, außerhalb ihrer Komfortzone und völlig überwältigt. Rae brauchte sie und das war ein überwältigendes Gefühl, das ihr Angst machte.

Niemand hatte sie je gebraucht.

Sie senkte den Blick auf ihr Müsli und antwortete nichts. Aber das musste sie auch nicht.
 


 


 

Es war beinahe stockdunkel in der Eingangshalle. Durch die großen, hohen Fenster fielen einige verirrte Strahlen der Laternen draußen und enthüllten einige wenige Silhouetten und Linien. Das Zifferblatt einer Uhr leuchtete in schwachblauem Licht und zeigte auf kurz nach drei.

Der Sessel war weich und bequem und Eleonore wartete schon seit mehr als einer Stunde hier. Ihr Körper war entspannt, aber sie war noch nicht müde, trotz der späten Uhrzeit und ihres langen Tages. Sie hatte den Kopf schräg gelegt und lauschte den Geräuschen der Nacht, dem Rauschen des Windes um das Anwesen, den Stimmen einiger Nachtvögel im Garten, den Geräuschen von Autos in der Ferne – leise und vereinzelt.

Manchmal saß sie in der Nacht wach auf ihrem Balkon und fragte sich, wie laut die Nächte weiter unten in der Stadt waren, dort, wo die Lüftungsmaschinen immerwährend arbeiteten, wo allzeit Lichter brannten, die UV-Lampen, die Neonröhren vor den Geschäften, die Scheinwerfer der Stadt, die alten Glühbirnen innerhalb der Häuser, manche lauter, manche kaum zu hören, wo ständig Menschen waren.

Die Stadt schlief niemals, aber hier oben konnte man sich täuschen lassen, hier oben, so abgeschnitten von allem anderen, wo die Stille tief sein konnte und manchmal erschreckend. Sie richtete sich auf, als der leise Motor eines modernen Autos sich näherte und direkt vor der Tür zum Stehen kam. Vermutlich würde es morgen aufgeräumt in der Garage stehen, aber es wäre nicht der Verdienst ihres Vaters, der jetzt die Autotür laut hinter sich zuschlug. Jemand anderes räumte ihm stets alles hinterher.

Matthew Marchand musste jetzt die Freitreppe heraufkommen und kurz darauf konnte sie hören, wie er versuchte, den elektronischen Schlüssel in das Schloss zu bekommen. Er benötigte mehrere Versuche – er hatte getrunken, sicherlich, und ganz sicher nicht allein – und schließlich öffneten sich die Türen und er kam herein mit dem konzentrieren Gang eines Mannes, der auf einer Linie bleiben wollte. Die Aktentasche und die Schlüssel wurden achtlos auf eine der Kommoden verfrachtet, bevor er noch beim Gehen aus dem Mantel schlüpfte und ihn über eine der Lehnen warf.

Eleonore beobachtete ihn mit kühlem Blick und unbewegtem Gesicht, ohne das er sie überhaupt bemerkte. Nicht, dass er sie gesehen hätte, wenn er nüchtern gewesen wäre – dazu war es zu dunkel und sie bewegte sich nicht auf ihrem Sitzplatz. Einzig Licht hätte ihm geholfen, trotz ihres so hellen Haares, ihrer blassen Haut und des weißen Kleides, das sie trug. Aber sie saß absichtlich im Schatten ihres Sessels.

„Gute Nacht, Papa.“, durchbrach sie die friedliche Stille und Matthew gab ein würdeloses, beinahe schrilles Geräusch von sich. Er fing sich bemerkenswert rasch und wandte sich nach einigen Augenblicken zu ihr um, eine Hand schwer auf dem Couchrücken, über dem unordentlich sein Mantel hing.

„Eleonore.“, bemerkte er und nickte. Seine weißen Zähne blitzen kurz in der Dunkelheit, als er ihr ein Grinsen zuwarf. „Was machst du um diese Zeit noch hier? Solltest du nicht im Bett liegen und schlafen?“

Eleonore hob die Schultern, wohl wissend, dass er sie nicht sehen konnte. „Ich wollte auf dich warten.“, erklärte sie bestimmt. Sie wollte mit ihm reden. Da waren Worte, die ihr schon seit Tagen auf der Zunge lagen, die sie ihm unbedingt mitteilen wollte und jetzt schien der Zeitpunkt gekommen.

„Nun, jetzt bin ich hier.“ Er wedelte mit der Hand in ihre Richtung. „Mach mal Licht, damit ich meine Lieblingstochter auch sehen kann, wenn ich mit ihr spreche.“

Sie folgte der Aufforderung und streckte die Hand aus, um den Schalter der Standlampe zu drücken, die halb neben, halb hinter ihrem Sessel stand. Der Schein war nicht hell, aber golden und freundlich und beleuchtete einige Meter um sie herum.

„Was gibt’s? Glaub nicht, ich wüsste nicht, dass du etwas willst, wenn du um diese Zeit hier bist und auf deinen Vater wartest.“ Er lachte. „Ich war auch einmal jung wie du, weißt du?“

Sie hob eine Augenbraue und hatte keinen Zweifel daran, dass er einmal jung gewesen war. Aber noch nie wie sie.

Statt einer Antwort blickte sie auf seinen Mantel, musterte ihn durchdringend, bemerkte den unsteten Blick, die geöffneten Manschetten, die gelockerte Krawatte und die Lippenstiftspuren auf seinem Hemdkragen. Wenn sie vorher einen Zweifel gehabt hatte, wo er gewesen war, so war dieser jetzt weggeräumt.

„Bei welcher Geliebten warst du denn heute?“, wollte sie interessiert wissen und brachte ihn wieder aus dem Konzept. Das war beinahe wie ein Spiel – Matthew war stets so beherrscht und in Kontrolle von allem um ihn herum, dass es ihr wieder und wieder Spaß machte, ihn aus der Reserve zu locken. Und heute hatte sie es bereits mehr als einmal geschafft.

„Das geht dich nun wirklich nichts an!“, fuhr er dann auf und wandte sich um, um davonzugehen.

Sie könnte jetzt so tun, als würde das nicht stimmen, als würde das Leid und der Zorn ihrer Mutter über seinen Betrug ihr nahegehen oder die Tatsache, dass sein so offenes Fremdgehen die Ehre der Familie verletzte, aber in Wirklichkeit interessierte sie nichts davon. Er hatte Recht – es ging sie tatsächlich nichts an.

Also schwieg sie und erhob sich nur, um ihm zu nachzugehen, wie er die Treppe hochstieg und in den Gang einbog, der zu seinem Arbeitszimmer führte. Sie folgte wie ihm wie ein lautloser Schatten – oder besser, ein Geist, hell und gespenstig durch das silberne Licht der Gartenlampen, das durch die Fenster hereindrang.

Matthew sagte nichts dagegen, also glitt sie hinter ihm in sein Arbeitszimmer und sank auf eines der Sofas, die dort standen. Matthew ging zu einem der Schränke hinüber, hinter dessen verglasten Türen eine Ansammlung feinster, alkoholischer Getränke zu sehen war.

„Ich wollte dir nur etwas sagen.“, erklärte sie und er zog fragend eine Augenbraue hoch, ehe er sich der Auswahl seines nächtlichen Trunkes widmete. Sie schwieg, bis er schließlich einen teuren Whiskey aus der Vitrine nahm, und suchte nach Worten.

„Ich …“, begann sie dann einfach und blickte ihn an.

Er hob den Kopf, während er den Pfropfen aus der Kristallflasche zog. „Ja?“ Das Wort klang nicht interessiert, eher, als wolle er die Sache schnell hinter sich bringen. Er goss sich einige Schlucke der goldenen Flüssigkeit in der Flasche in das Whiskeyglas und stellte die Karaffe wieder sorgfältig in den Schrank, ehe er das Glas aufnahm und dessen Inhalt kurz schwenkte.

Für einen Moment wollte sie ihn anschreien, ihm sagen, wie sehr sie ihn und sein Verhalten verabscheute und abstieß, wie widerlich, unfair und ekelhaft er war. Aber dann wurde ihr klar, dass er sie nicht ernst nehmen würde, dass er darüber lachen und es einfach wegwerfen werde, als wäre es nur eine Phase von ihr, als würde sie ihre Meinung noch einmal ändern und in seine Arme fallen, um sich zu entschuldigen. Als wäre sie jemals so wankelmütig gewesen.

„...hasse dich.“, schloss sie, die Stimme ruhig und sicher.

Sie fühlte sich erleichtert, jetzt waren diese Worte heraus, die sie schon einige Tage sprechen wollte, aber für die sie nie die richtige Gelegenheit gefunden hatte.

Matthew blickte sie an, die Augen scharf und nicht mehr vom Alkohol verschleiert. Dann wandte er sich ab und nahm einen Schluck. „Du weißt gar nicht, wovon du redest.“, tat er sie ab und sie wollte mit dem Fuß stampfen und ihre Worte noch einmal wiederholen. Verstand er überhaupt, was sie hier sagte, was sie hier meinte?

Dann wich die Anspannung aus ihrem Körper und ihr wurde klar, dass er es entweder tatsächlich nicht verstand oder – was vielleicht schlimmer war, darüber war sie sich nicht ganz klar – es ihn schlichtweg nicht interessierte, so wenig, wie Rae ihn interessierte.

Und was spielte es überhaupt für eine Rolle? Sie hatte gesagt, was sie sagen wollte und ob er ihr glaubte oder nicht – war das nicht seine Sache? Also hob sie nur einmal kurz die Schultern und erhob sich. Sie ging wortlos zur Tür, doch bevor sie hinaus auf den Gang trat, wandte sie sich noch einmal um: „Gute Nacht, Papa.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, das überhaupt nicht freundlich war. „Süße Träume.“

Er winkte ihr nur zu und nahm erneut einen Schluck, ohne sie überhaupt richtig anzusehen.

Heute Nacht, beschloss sie, während sie lautlos den Flur hinunterging, heute Nacht würde sie das erste Mal absichtlich in die Träume einer Person eindringen, die sie kannte, die ihr nahe stand, eine Person von ihrem eigenen Blut. Und vielleicht würde sie einen Weg finden, ihn auf die dunkle Seite der Traumwelt zu locken, dorthin, wo Alptraummonster und die Untiefen des Unterbewusstseins lauerten.

Und sie würde es so lange tun, Nacht für Nacht, bis sie das Interesse daran verlor, wie er das Interesse an Rae verloren hatte, kaum nachdem er sie hergebracht hatte. Nur hatte sie mehr Ausdauer und Geduld.
 

~~~~~~~
 

Fini.
 

Gruß

Sorca~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-09-19T23:46:20+00:00 20.09.2011 01:46
way, ich hab mich total gefreut, als ich gesehen habe, dass du du meine wichtelpatin bist, weil ich ein fan deiner ffs bin und dachte 'oh.mein.gott! das wird bestimmt cool'. und es ist cool. auch wenn ich, wie ich zugeben muss, am anfang ein wenig skeptisch war. familie und drama? ich bin, was familie angeht immer so zart besaitet und hab dann bestimmt wieder einen kloß im hals, wenn ich lese, wie ein kind sich nach dem verlust seiner familie alleine durchschlägt und diesen verlust irgendwie verarbeitet oder so.
aber durch diese etwas gleichgültige, distanzierte und klare sicht von eleonore auf das geschehen um sie herum (was ja eigentlich das tragische ist, wie sie ja irgendwo einmal selbst so oder so ähnlich festgestellt hat), macht dieses drama irgendwie erträglicher weil die negativen gefühle einer zerissenen familie nicht so an einen herankommen, hat aber trotzdem einen guten einblick in das ... nennen wir es 'familienleben'.
die 'sci-fi'- erwähnung am anfang hat ebenfalls zu meiner skepsis beigetragen, weil ich mehr aktion und damit auch mehr diese 'familien- verlust'- sitation erwartet habe, aber durch diesen gesellschafts- und familienkonflikt ist das ganze etwas nachdenklicher und 'langsamer'. eben ohne viel aktion.
ich muss fukuyama in ihrer kritik über das familienanwesen zustimmen. diese hohen mauern und der garten haben mich an ein stark abgeschirmtes anwesen denken lassen. als das mit den ebenen kam, hab ich an einen dieser familientürme gedacht, die es früher in italien für die adeligen gab, damit sie 'über allem erhaben' waren und sich nicht mit dem nieder volk abgeben mussten (worin ja offenbar auch der sinn dieses anwesens ist). was es genau ist, weiß ich aber immernoch nicht.
diese 'dialog- armut', die ja in beiden kommentaren schon angesprochen wurde, passt meiner meinung nach zu eleonore, eben weil sie, wie oben erwähnt, distanzierter und einfach ein wenig anderes sieht.

also, kurz und knapp: trotz anfänglicher skepsis hat es mir super gefallen!
LG

PS: danke für deine ens. ist ja nicht schlimm, dass das schreiben ein bisschen länger gedauert hat. musen sind halt launisch und das warten hat sich gelohnt. (;

Von:  fukuyama
2011-09-19T13:21:28+00:00 19.09.2011 15:21
Wo sind die restlichen Geschichten aus diesem Universum? Ich warte sehnsüchtig auf den Teil, in dem Rae und elenore einen ausflug in die unteren Areale der Stadt machen.

Hierzu gleich anzumerken: Es wäre freundlich, den Leser nicht über Gebühr zu verwirren und mal nebenbei zu erklären, wie diese Stadt eigentlich aufgebaut ist. Die ersten Abschnitte lass einen eher denken, die Familie würde auf einem Hügel bzw. Berg wohnen mit dem großen, "von hohen Mauern ungebenen" Garten, der wirklich sehr nach einer Außenanlage auf dem Boden klingt. Dazu passen die Anmerkungen über die schlossartige Struktur des Gebäudes und das Wort "Anwesen".
Dem entgegen stehen Bemerkungen wie dass Elenore nie mehr als "7 oder 8 Stockwerke tiefer" gewesen ist, was darauf schließen lässt, dass sie in einer Art Hochhaus wohnt.
Ebenfalls verwirrend sind Aussagen wie "ihr Vater fuhr vor", "fuhr durch das Tor" etc., denn das scheint sich wieder auf ebenem Boden abzuspielen.
Aufklärung dringend erwünscht!

Das Os gefällt mir sehr gut, wobei ich finde, dass man merkt, dass du dich mit dem Einbauen des ersten Dialog-Fetzen etwas schwer getan hast, es wirkt ein wenig aufgesetzt. Die anderen Dialoge klingen sehr natürlich und ich finde, damit es auch getan, mehr Rede hätte dem OS, gerade aus Elenores Sicht, vielleicht sogar geschadet.
Besonders interessant finde ich in dieser Geschichte die Lichtverhältnisse, die oft in einem krassen Gegesatz stehen. Insgesamt entsteht ein eher dunkler Eindruck, v.a. durch E.s Hobby, durch die dunkelsten Ecken im "Anwesen" zu schleichen und natürlich nicht zuletzt durch die fantastische Nachtszene am Ende. überhaupt ist es meiner Meinung nach sehr passend, dass die Handlung in einem lichtdurchfluteten Raum beginnt und in einem dunklen Gang endet.Übrigens im Gegensatz zu der Handlung in Raes Zimmer, die mit geschlossenen, schweren Vorhängen beginnt und an einem (hellen) Morgen endet.
Farbtechnisch interessant (du weißt ja, dass ich darauf bei jeder deiner Geschichten komme) fand ich übrigens den lila Vorhang, auf den ich mir noch nicht ganz einen Reim machen kann, und außerdem provokant natürlich Elenores weißes Kleid, das sie in der letzten Szene trägt, was aber in der Dunkelheit nicht ersichtlich ist. In der Schule hätten wir damit sicher einen field day gehabt. xD

Jedenfalls freue ich mich jetzt schon auf die nächsten One-shots (yeah, endlich musst du wieder wichteln!) und wäre für Hinweise zu anderen Geschichten dieses Universums dankbar. Und falls du die beiden mal in die Stadt schicken könntest...?

Liebe Grüße,
Yama
Von:  Votani
2011-09-19T05:44:44+00:00 19.09.2011 07:44
Okay, bevor ich es vergesse oder nicht dazu komme, hab ich schnell die letzte Szene gelesen. :)

Ich war ja schon vorher von der Idee begeistert gewesen, weil ich auf Familiendramen stehe, und du hast echt nicht enttäuscht. Nic mag ich immer noch am meisten und ich hoffe, dass er irgendwann in einer Story von dir noch mal auftaucht bzw. es einen tieferen Einblick in seinen Charakter gibt. Auch Eleonore und Rae sind toll, aber du weißt ja, dass ich deine Charakter meist sehr mag. Sie alle sind so unterschiedlich und ihre ganz eigene Person - und so soll es ja auch sein.

Was ich gut finde ist, dass man die Beziehungen der Charakter zueinander sehr gut mitverfolgen kann. Das passiert so zwischen den Zeilen, was sie richtig realistisch erscheinen lässt. Wie, dass Eleonore ihr Vaters Liebling ist, was er erst in der letzten Szene offiziell sagt. Aber auch Rae, die erst gar nicht redet und dann eine Bindung zu ihr aufbaut und aus sich herauskommt. Gleiches geht für Eleonore, da ich das Ende so interpretiere, als ob ihr Hass auf ihren Vater wegen dessen Verhalten gegenüber Rae drastisch ansteigt, dass sie ihm das so an den Kopf wirft und anfängt dann seine Träume zu manipulieren.

Alles in allem: Eleonore IST merkwürdig, was sie gleichzeitig auch interessant und zu einem guten Hauptcharakter macht.

Meine Kritik kennst du ja schon, etwas zu viele Beschreibungen/Adjektive und meines Geschmacks nachzuurteilen zu wenig Dialog. Ansonsten top geschrieben wie immer und der Titel ist auch ironisch toll.


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