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Vom Campus in die Welt

von

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„Santes ist tot“, quetschte er heraus und klammerte sich verzweifelt an seinen großen Bruder fest der ihn noch fester an sich drückte um ihm Trost zu spenden. Darren hatte zwar gehofft, dass Santes überleben würde, doch es hatte alles dagegen gesprochen.

Da kein Drachenarzt wusste was los war, noch Santes selbst hatte sagen können, warum es ihm so schlecht ging, war eine Diagnose nicht möglich gewesen. Sato hatte alles ihm zur Verfügung stehenden Wissen zur Rate gezogen und für den jungen Drachen alles getan was ihm eingefallen war, doch geholfen hatte es letztendlich nichts.

Für die jungen Studenten waren die Drachen auf den Campus zwar eigentlich nur für Übungszwecke gedacht, doch jeder baute trotzdem eine tiefe emotionale Bindung zu seinem Begleiter auf. Sie wurden Freunde und der Schmerz, wenn es um einen Abschied ging, vor allem um einen solchen, war enorm.

Eine geraume Weile standen sie so zusammen im Flur, Darren leise murmelnd, er konnte später nicht mehr sagen, was er eigentlich von sich gegeben hatte und Sato immer leiser schniefend.

„Komm Kleiner. Geh ne Runde Baden oder so. Versuch deine Energie zu beruhigen. Du verwirbelst ganz schön viel“, riet der Größere von beiden irgendwann und sah seinen Schützling an, doch der Schüttelte nur den Kopf und wischte sich über Augen und Wangen.

Heute war einfach nicht Satos Tag.

„Ich muss an den Direktor schreiben und...“, schniefte er: „für ein gutes Begräbnis sorgen.“

„Musst du nicht Sato.“

Allen war dazu gestoßen, ein Handtuch um die Hüften geschlungen und mit tropfendem Haar stand er im Türrahmen zum Zimmer und sah den Kleinen ein wenig Mitleidig an.

„Der Direktor ist informiert und bei dem Begräbnis haben Menschen nur selten was zu suchen, dass weißt du doch. Die Anderen aus dem Hort werden sich um ihn kümmern und dich einladen, wenn es so weit ist.“

Der Junge nickte wie in Trance und ließ sich dann von seinem großen Bruder zu seinem Bett bringen, wo er hingesetzt wurde und stumme Tränen wieder hervortraten.

Darren's PC gab einen leisen Ton von sich, der verkündete, dass eine neue Mail eingegangen war, doch er brauchte diese nicht aufzurufen um zu wissen, was dort drin stand. Solch ein Verlust wurde sofort bekannt gegeben und das über alle möglichen Wege.

„Ein Unglück kommt selten allein, oder?“, fragte Allen als er sich eine Hose überzog und anfing, seine nassen Haare mit dem Handtuch trocken zu rubbeln.

Der Jüngste schüttelte betrübt den Kopf.

„Das es unbedingt Santes getroffen hat ist merkwürdig. Er war jung und unter seinen Altersgleichen mit einer der Stärksten. Diese „Erkrankung“ kam unverhofft, plötzlich und ohne das wir selbst jetzt sagen könnten, was es war“, rätselte Darren und rief seine angelegte Datei auf wo er den Krankheitsverlauf des Jungdrachen festgehalten hatte.

Mit ein paar kurzen Tastenschlägen schrieb er das Todesdatum dazu und überflog noch mal seine Informationen.

„Unverhofft kommt oft. Was, wenn das, was ihn... naja... auch die anderen betreffen könnte?“, fragte Allen und schaute kurz verstohlen zu ihren heulenden Sorgenkind hin als er die Worte „dahin gerafft hat“ vermied.

„Das bereitet mir schon lange Sorgen. Vor allem da ich denke, dass die ersten Symptome nicht bei Sato aufgetreten sind.“

Darrens Blick war dunkel. Er machte sich viele Gedanken, zu viele für Allen's Geschmack.

„Was meinst du damit? So weit ich mich erinnern kann ist das alles erst nach Monaten bei Sato aufgefallen. Die plötzliche Flugunlust. Danach das herabsinken der Schuppenqualität. Welche Symptome meinst du denn, sollen schon vorher da gewesen sein? Amien war ein unglaublich guter Pfleger gewesen“, grummelte Allen.

Er wusste schon jetzt, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde und wappnete sich schon damit, seinen damaligen Geliebten, seinen Ersten an diesem Campus, wieder heftig in Schutz nehmen zu müssen.

„Das bezweifle ich auch nicht. Aber Amien war schon ein Jahr bevor er Selbstmord begangen hat nicht mehr in Höchstform. Denk dran, dass wir wegen ihm 2 Jungdrachen und 1 Ei verloren haben, weil er falsch gehandelt hat und das bei grundpflegerischen Fragen.

Santes wird wahrscheinlich kleine unscheinbare Dinge gehabt haben, ohne das irgendwer drauf geachtet hat.“

Darren sah Allen intensiv in die Augen und das nicht nur um den unsicheren Blick zu bemerken oder das traurige Abschweifen bei dem für seinen Freund heiklem Thema.

Nein.

Er war schon wieder 5 Schritte weiter und suchte an dem Hellhaarigen Anzeichen von Wissen. Wissen, dass er nicht teilen durfte, dass er aufgeschnappt und nicht weitergegeben hatte aus Angst seinem damaligem Schatz an den Karren zu fahren.

Doch Allen hatte auch keinen weiteren Hinweis parat und so stützte Darren sich seufzend auf seinen Armen auf dem Tisch ab.

„Irgendetwas haben wir übersehen“, knirschte er dann mit den Zähnen und zog seinen Bürostuhl unter dem Schreibtisch wieder hervor um sich hinzusetzten.

Nach nur 10 Minuten hatte er sich erfolgreich ins Schulsystem eingehackt. Allen grinste frech.

„Mal wieder dabei ein paar Regeln zu brechen?“

„Seit ich dich kenne, gehört das ja zur Tagesordnung“, nuschelte Darren in Gedanken und scrollte sich durch die Akten der Campusdrachen.

Er schaute undefiniert mal hier und mal da, kritzelte sich einige Notizen auf und schien nicht wirklich auf was zu achten. Allen sah sich alles über seine Schulter hinweg an, gab aber nach ein paar Minuten auf.

Sein Angebeteter schien selbst noch nicht zu wissen, was er machen sollte und der Hellbraune wusste aus Erfahrung, dass man das einfach nur abwarten konnte. Er sah sich lieber zu dem Häufchen Elend um, welches immer noch um Fassung bemüht auf dem Bett hockte und sich mit den Ärmeln seines hellblauen Schulhemdes die Wangen abwischte.

Alles ging zu Sato und hockte sich vor ihm hin. Die Hände auf seine Knie gelegt und den Blick auf die traurigen blauen Augen gerichtet suchte er nach Worten, doch merkte er ziemlich schnell, dass das keinen Sinn hatte.

Man konnte einen Verlust nicht mit Worten aufwiegen, es gab einfach keine, die so etwas vermochten.

„Santes muss eingeschlafen sein“, schniefte der Jüngere und Allen setzte sich neben ihn aufs Bett und legte einen Arm um die bebenden Schultern. „Er lag vollkommen ruhig in seinem Nest. Ich dachte zuerst, er schläft wirklich nur, doch dann hab ich gesehen, dass er nicht atmet.

Ich hab versucht ihn zu wecken, ihn gerüttelt, geschlagen und geschreien, was die anderen Drachen natürlich auf den Plan gerufen hat. Feloin hat mich dann von ihm weggenommen. Er sagte... er sagte, dass Santes Leid durch meine Tränen nur größer würde und ich jetzt stark sein müsste.“

Alles lauschte den leisten Erzählungen und war froh, dass der Hortführer selbst anwesend gewesen war. Feloin war weise und alt. Er kannte die Menschen gut und wusste um die Bemühungen von Sato seinem Freund zu helfen.

„Er hat dich auch hier her geschickt, oder?“

„Ja. Er meinte, ich solle Trost bei... bei meiner Familie suchen“, brach Sato wieder in Tränen aus. Der alte Drache hatte echt einen ziemlich feinen Riecher in solchen Dingen.

Allen hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl entwickelt in eine Mutterrolle geschlüpft zu sein. Er sorgte für saubere Wäsche und räumte auf, wenn er konnte. Neben dem Studium einen Haushalt zu führen und Darren ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit zu schenken um ihn vielleicht doch noch rum zu bekommen hatte sich am Anfang als schwer erwiesen.

Doch nach und nach war es besser geworden. Es gab sogar so was wie einen ungeschriebenen Plan, an den sich alle hielten.

Die Wäsche zum Waschen wurde auf einen Haufen geworfen und dort von Allen dann weiter gereicht an die Waschküche. Danach sah er sich alles durch und richtete 2 Haufen. Den einen legte Darren zusammen, während sich Sato mit Nadel und Faden dem anderen widmete.

In der Küche gab es eine strenge Herrschaft, geführt vom Jüngsten. Sato ließ niemanden an seine Töpfe heran, außer er war nicht da. Es gab eine Einkaufsliste für Essen und eine für andere Dinge. Allen achtete auf beide Listen und ging mit Darren einmal wöchentlich in das kleine Dorf für die Besorgungen. Meistens wenn Sato gerade in Drachenkunde saß.

Sie hatten sich zusammen gerauft.

Ja. Sie waren wirklich eine Familie geworden. Wenn auch eine ziemlich ungewöhnliche.
 

Mitten in der Nacht saß Darren immer noch vor seinem Computer, allerdings hatte er in den letzten Stunden einiges Geschafft.

Zuerst hatte er einfach nur herum gewühlt, dann waren ihm aber Gemeinsamkeiten aufgefallen.

Amien hatte in Santes Akte vermerkt, dass der junge Drache immer weniger zu sich nahm, es ihm aber anscheinend nicht schaden würde. Er wollte es weiter beobachten, doch das Datum war auf 5 Tage vor seinem Todestag datiert. War wohl nicht viel gewesen, mit „Ich werde es weiter verfolgen“.

Diese Aussage hatte er bei weiteren 3 Drachen gefunden. Es waren die neusten Einträge, deswegen war es so offensichtlich gewesen.

Außerdem schien es einigen aus dem Hort schwer zu fallen, die Flügel ganz zu strecken. Und den Erddrachen schienen die Krallen einzureißen.

Es waren kleinere Übel. Dinge die auf falsche Pflege hinwiesen und mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit leicht zu beheben waren. Die Drachen hatten sich so an die Betütelung gewöhnt, dass sie nur schwer wieder an die Alternative, nämlich sich selbst zu versorgen, heran zu bringen waren. Vor allem die Jungen, die hier in der Akademie aufgewachsen waren.

„Und es werden immer mehr“, flüsterte Darren in seine Hand, die er als Kopfstütze verwendete und dessen Finger vor seinem Mund lagen.

Ohne Santes waren nur noch 2 Drachen wirklich als „Krank“ Diagnostiziert, allerdings nur mit einer leichten Erkältung und sie waren noch jung, dass war fürs Immunsystem ein Aufbaueinsatz.

Doch nahm Darren alles zusammen und nahm jede noch so kleine Unregelmäßigkeit hinzu, kam er auf 57 kranke Drachen von den knappen 600 die in und rund um die Uni lebten.

Die kranken bezogen sich auf die im Unihort, in dem nur 83 Drachen ihr Nest hatten, vor allem die 4 um Santes zeigten viele Kleinigkeiten auf, die für gesunde Drachen harmlos waren.

Das machte Kopfschmerzen.

„Du solltest ins Bett gehen Darren. Ich denke mor... ne heute läuft ne wichtige Prüfung?“, frage Allen verschlafen von der Couch wo er sich hingelegt hatte, weil sein eigenes Bett ja belegt war. Ihre neue schlief immer noch vollkommen ruhig.

„Kann ich eh nich, dafür bin ich zu aufgewühlt“, nuschelte der Schwarzhaarige und las sich eine ältere Akte durch ohne Auffälligkeiten aus einem anderen Hort auf dem Gelände.

Allen streckte sich genüßlich, setzte sich dann auf und sah sich verpennt um bis er seine Zigaretten neben dem geöffneten Balkonfenster liegen sah.

„Kommste mit?“, fragte er dann als er aufstand und zum Balkon schlenderte. Er fragte nur aus Höflichkeit und war deswegen mehr als überrascht als Darren sich vom Schreibtisch erhob und wirklich nicht nur mit ihm raus ging, sondern auch mit ihm rauchte.

Er wirkte erschöpft, doch der Hellhaarige viel auch auf, dass er komplett verspannt war. Die Schultern waren leicht angezogen, die eine Hand in der Hosentasche zur Faust geballt stand er steif an der Brüstung gelehnt da und steiß den Rauch in den sternenreichen Himmel.

Allen hatte das Gefühl in seiner Haltung zu lesen, wie in einem offenen Buch.

„Wir haben hier also ein echtes Problem, dass sich schon ausgebreitet hat“, schlussfolgerte er und seufzte tief als Darren nickte.

„Knappe 60 Drachen könnten erste Anzeichen zeigen und wer weiß, wie viele sich infiziert haben. An eine Blutprobe kommen wir niemals heran und wir haben keine Ahnung woher es kommen könnte oder wie wir es aufhalten.

Es scheint Rassentechnisch nur andere Anfangszeichen zu haben, ansonsten gleichbleibend schleppend und unauffällig durch zu gehen.“

Allen zog noch mal an der Zigarette und überlegte.

Es stimmte. Drachen gaben keinen Tropfen Blut her, selbst dann nicht, wenn ihre gesamte Existenz davon abhing und er musste es wissen. Immerhin war er ein Drache.

„Hast du Felion davon unterrichtet?“

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

„Keinen Sinn. Ich habe keinen einzigen handfesten Beweis für diese Theorie. Die Parallelen lassen sich alle irgendwie anders erklären. Außerdem, warum sollte man gerade die Drachen hier an der Uni infizieren?“

„Weil sie als Botengänger gut taugen“, flüsterte Allen und war plötzlich in höchster Alarmbereitschaft.

Jeder Drache hier hatte irgendwo eine Familie oder Bekanntschaft, welche wiederum andere Bekanntschaften hatten. Gehe man davon aus, dass diese Krankheit von hier anfing, konnte sie sich binnen Woche über die ganze Welt ausbreiten. Und das für sehr lange Zeit vollkommen unbemerkt. Und vor allem... vollkommen tötlich.

Darren sah ihn mit großen Augen an. Er war zu dem selben Schluss gekommen und konnte es nicht glauben.

„Niemand hier wäre in der Lage einen Drachen so zu...“, stockte er und schüttelte dann den Kopf. „Selbst wenn es nicht von hier ausgehen würde, so hat es die gleiche Wirkung. Wir müssen etwas unternehmen!“

Allen raufte sich die hellen Haare und lief hektisch und desorientiert auf den Balkon herum und versuchte sie herum tanzenden Gedanken zu beruhigen. Seine Familie. Seine Freunde. Alle waren in Gefahr.

„Wir... Felion... dann...“

Seine Sprache war so verwirrt wie er selbst. Kein klarer Satz, doch dafür war er bekannt. Kopflos durch und durch vor allem in Situationen wo ein Ausweg kaum zu sehen war.

„Du hast recht. Wir müssen Felion davon unterrichten. Auch wenn es keine Beweise gibt so ist es ein ziemliches Problem und muss eingeschränkt werden, so lange bis das Gegenteil bewiesen ist“, sagte Darren und ging hinein. Sein Kumpel folgte ihm sofort.

„Warte! Wenn Felion dir zwar glaubt, es sich später aber nicht als richtig heraus stellt werden sie dich...“

„EGAL!“

Allen blieb erschrocken stehen bei diesem Ausruf. Sie hatten sich schon öfter gestritten und auch angeschrien und sich sogar geprügelt und bekämpft. Doch dieses Mal war es anders. Es traf Allen tiefer als die Kabbeleien. Sehr viel tiefer, weil es nicht gegen ihn, sondern um ihn ging.

„Allen denk doch mal nach. Wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass jemand erfolgreich dabei ist die Drachen auszurotten wie eine überflüssige Tierrasse wird es früher oder später auch dich betreffen!“

Stimmte. Der Überraschte sah sein Gegenüber an wie ein Reh auf dem mit Blendlicht ein Laster zuraste.

Das hatte er vollkommen verdrängt. Es betraf die Drachen. Seine Familie, aber vor allem auch ihn selbst. Er war Drache. Selbst wenn er als Mensch herum lief war er immer noch einer von den Anderen. Er konnte sich ebenfalls anstecken.

„Ich geh zu Felion. Du bleibst bitte hier bei den beiden Kleinen und sagst ihnen ebenfalls bescheid. Sato muss es wissen, sonst geht er kaputt an Santes Tot.“

Damit war er verschwunden und Allen stand vollkommen von der Rolle allein im Gang und starrte die Tür an.
 

Darren stapfte durch die Dunkelheit und achtete nur wenig auf seine Umgebung, so sehr kreisten seine Gedanken durch seinen Kopf und kamen einfach nicht mehr zur Ruhe.

Allen hatte recht. Wenn er jetzt die Pferde scheu machte und sich dann heraus stellte, dass nichts war, würde er nicht nur ziemlichen Ärger bekommen. Felion war ein vielleicht alter und auch recht gutmütiger Drache, doch Darren würde gerade von ihm eine Strafe bekommen, die er sich lieber nicht ausdenken wollte.

Man hatte Schüler aus seiner Höhle gezogen ohne sichtbaren Verletzungen, dafür waren sie entweder komplett Wahnsinnig oder sahen keine Drachen mehr und konnten sich auch nicht mehr an sie erinnern, aber sie spürten die Leere in ihrer Seele die das Fehlen der Wesen verdeutlichte.

Was im Endeffekt bestenfalls mit dem Wahnsinn endete, schlimmstenfalls mit Suizid durch schwere Depressionen.

Egal wie es ausging, es war meistens nicht gerade angenehm für die Betroffenen.

Noch während er sich eine überzeugende Rede zurechtlegte kam er an der Höhle an und Felion lag davor und sah ihn an. Nicht überrascht, eher abwartend.

Darren ging vor ihm auf die Knie und legte sich die rechte Hand aufs Herz während er den Kopf senkte. Respekt war in einer solchen Angelegenheit etwas sehr entscheidendes.

„Darren Kalani. Ich dachte mir, dass du mich noch mal aufsuchen würdest. Allerdings habe ich nicht zu solch einer Späten Stunde mit dir gerechnet“, grollte der Drache ruhig und verlagerte das Gewicht ein wenig, ließ Darren allerdings nicht aus den Augen.

„Felion. Es tut mir leid dich gerade jetzt stören zu müssen.“

Der Alte horchte auf und seine so entspannten Gesichtszüge wurden etwas härter.

„Mir scheint, dass nicht die Trauer deines Bruders dein Kommen bestimmt.“

Darren stand wieder auf. Er hatte es lieber Auge in Auge mit dem Hortführer zu sprechen, wenn sein Leben eh schon auf den Spiel stand.

„Da hast du recht. Ich bin wegen dem hier, was Santes getötet hat. Ich habe mir die Akten der Drachen auf dem Campus angesehen und seit ungefähr 3 Monaten häufen sich auffällig viele Kleinigkeiten an Krankheiten. Allen und ich hegen die Befürchtung, dass jemand dabei ist, die Drachen auszurotten.“

Darren hielt die Luft an während er die Worte in der Luft hängen ließ und sein Gegenüber sich nicht regte.

Doch dann traf genau das ein, was er gehofft hatte, dass es nicht passiert. Felion brach in Gelächter aus. Aber es war verhalten. Das Grinsen in seinem Gesicht bekam er trotzdem nicht weg als er den Jüngeren wieder anblickte.

„Uns ausrotten? Das haben schon viele versucht und nie geschafft.“

„Die Krankheit verläuft von Drache und Rasse abhängig unterschiedlich und äußerst schleppend!“, behaarte Darren und sah den ersten Zornfunken in den alten Augen aufblitzen, ließ sich davon allerdings nicht abschrecken.

„Also kannst du diese Aussage belegen mit Resultaten?“, grollte der Drache herausfordernd und der Schwarzhaarige schluckte hörbar.

„N-Nein. Nicht direkt. Dafür blieb mir bisher keine Zeit.“

„Also stehst du hier mit nichts vor mir, außer deinen paar Informationen?“

„Ich würde hier nicht vor dir stehen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass etwas nicht stimmt, Felion!“, brüllte Darren selbst von Wut gepackt und ging schon fast in Angriffsstellung. Doch so weit konnte er sich gerade noch beherrschen, wenn auch mit geballten Fäusten.

„Vergiss nicht, vor wem du stehst, Kalani!“, drohte Felion und neigte den Kopf etwas.

„Soll das heißen, du würdest lieber euer aller Leben gefährden als wenigstens meine Theorie zu überprüfen?“

Darren war fassungslos. Das er Felion überreden musste war klar gewesen. Das er allerdings noch nicht mal wirklich eine weit ausschweifende Krankheit in Betracht zog hatte der Nervöse nicht erwartet.

„Deine so genannte Theorie basiert auf den Tod des Drachen deines Bruders, der allen Anschein nach keine Ahnung von der Pflege und dem Leben von uns hat. Sato hat eindeutig...“

„Schieb das nicht meinem Bruder in die Schuhe!“, fuhr Darren ihm ins Wort. Jetzt war er wirklich angepisst. „Satoshi hat alles richtig gemacht und jeder hier auf dem Campus hat von Santes Krankheit gewusst. Niemand von euch hat auch nur den Versuch unternommen ihm zu helfen. Jeder hier im Hort ruht sich auf seinem geschuppten Arsch aus und wartet darauf, dass wir ihnen das Essen bringen!“

„Mäßige deinen Ton!“, brüllte nun Felion und der Boden erzitterte. Darren klingelten die Ohren von der Lautstärke und er kniff die Augen zusammen, doch zurückweichen tat er kein Stück. „Ihr Menschen habt uns hierher gebracht und uns eure sogenannte Fürsorge aufgezwungen. Seitdem haben wir fast Täglich mit jemanden zu Kämpfen, der unser Leben zerstören will. Sei es ein aufdringlicher Pfleger oder aber die Drachentötergilde. Wir leben hier wie auf dem Präsentierteller, damit ihr eure Lehrjahre absolvieren könnt und unsere schwächeren Freunde von euch beschützt werden!

Santes hat uns das Einmischen verboten aufgrund der Annahme, dass wir uns anstecken könnten. Aber niemand fühlt sich Krank. Niemand ist Krank, Kalani. Also hör von Dingen zu reden, von denen du keinen blassen Schimmer hast!“

Darren sah Felion entsetzt an. Die Erkenntnis hatte ihn gerade mächtig überrollt.

Er wusste Bescheid. Doch nicht nur das. Er hatte es mit angezettelt. Felion wusste was los war unter den Drachen und hatte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass Santes nicht behandelt werden wollte.

Darren trat mit geschockt aufgerissenen Augen zurück.

„Du wusstest es...“

Felion rührte sich nicht, doch Darren spürte die plötzlich um ihn herum aufwallende Magie.

„Fuck!“, fluchte er und sein Gehirn stellte sich von allein in den Kampfmodus um. Er ging in die Knie und griff an seine Hüfte wo sonst immer sein Schwert hing. Aber das hatte er abgenommen. Immerhin ging man nicht bewaffnet zu einem Gespräch wo man hofft erhört zu werden. Jetzt bereute er es.

„Mickriger Mensch“, grummelte Felion und in seinen Augen sah Darren die alten mächtigen Zauber aufblitzen. Das würde nicht leicht werden.

Doch er war nicht ohne Grund der beste Kämpfer auf dem Gelände.

Er schaltete das Denken ab und reagierte nur noch mit den antrainierten Instinkten während er Felion kaum aus den Augen ließ.

Der alte Drache hatte einen Kreis um Darren gelegt aus dem er nicht entkommen konnte und bombardierte ihn geradezu mit tötenden Zaubern. Auswichend tänzelte Darren in dem kleiner werdendem Gelände herum das ihm noch blieb, doch ohne Strategie wurde das nichts.

Als ein Stromstoß ihm die linke Schulter aufschlitze wirbelte er herum und formte einen Schild mit der Hand, sprang und nahm die Schildhand als stütze um über die Barrikarde zu kommen. Mit den Füßen schlug er gegen die Zauber und ließ diese explodieren als seine eigenen dagegen prallten. Knapp waren die Abstände der Magie um durch zu schlüpfen, doch Darren war in so was geübt und machte sich wenig aus Wunden die nicht tief genug waren um lebensbedrohlich zu sein.

Felion war zwar alt und weise, aber auch langsam Aufgrund seiner Jahrelangen Erfahrung. Seine Zauber waren präzise aufeinander abgestimmt und hatten ein genaues Muster. Er war sich seiner Sache einfach zu sicher.

Was Darren skrupellos ausnutze. Ohne Waffe konnte er dem schuppigem Wesen nichts entgegen setzten, doch er dachte auch nicht darüber nach Felion zu töten. Sollte diese Seuche wirklich umgreifen und alle Drachen betreffen, würde der Alte wahrscheinlich als einer der Ersten vor die Hunde gehen.

Stattdessen schleuderte Darren dem Alten einen Blendzauber auf die Schnauze und rettete sich in den kleinen Wald der um die Höhle lag. Im gestrecktem Galopp rannte er um die Bäume herum und achtete nicht auf seine Lautstärke.

Mit dem feinem Geruchssinn des Drachen war seine Spur sowieso leicht zu finden und er musste jetzt erstmal dafür sorgen, dass die anderen informiert wurden, was hier geschah.

„Das kann doch einfach nicht wahr sein.“



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