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Kein Spiel

Wer mit dem Teufel Poker spielt...
von

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Schlaf Peter, schlaf


 

Kapitel 6 – Schlaf Peter, schlaf
 

Da ist Blut an seinen Händen. Klebrig, schon halb eingetrocknet. Der süße Geruch steigt ihm in die Nase. Süß und schwer. Es ist sein Blut. Seine Brust schmerzt höllisch, er riecht noch das verbrannte Fleisch, direkt über dem Herzen. Auch sein Kopf tut weh. Eine Kugel hat ihn gestreift an der Schläfe. Immer wieder schießt nur ein Gedanke durch seinen Kopf.

‚Warum ich? Warum?‘

Es ist der einzige klare Gedanke, den er noch hat. Ansonsten ist da nur Angst. Angst davor, gefunden zu werden. Sie sind auf der jagt nach ihm. Sie wollen ihn töten, es ist ein Wunder, dass sie es noch nicht geschafft haben, er war sich so sicher, dass es diesmal vorbei sein würde, hatte das kalte Metall des Laufes gespürt, das sich in seinen Hinterkopf gebohrt hat. Er hat geschrien, als der Smiley sich in seine Brust brannte. Er hatte den Genuss in seinen Augen gesehen. Den Genuss und den Spaß daran, ihm weh zutun.

Ein Knacken zu seiner Rechten. Er fährt herum. Haben sie ihn schon eingeholt? Er beginnt zu rennen. So schnell er kann stolpert er zwischen den Bäumen entlang. Adrenalin schießt durch seine Adern und lässt ihn den Schmerz vergessen. Er hört wie sein Blut rauscht, wie sein Herz klopft, als wolle es aus seiner Brust springen.

Dann stolpert er. Die Blätter sind kalt und feucht unter seinen Fingern, Dreck bleibt an seinen Händen kleben. Er rappelt sich hoch und kämpft sich weiter, ehe er erneut fällt. Dann ein Knacken, direkt hinter ihm.

Sie haben ihn erreicht, er weiß es. Diesmal würde er wirklich sterben.

Eine Hand berührt ihn an der Schulter, zieht ihn hoch. Sie ist überraschend sanft. Er wird herum gedreht und sieht in zwei vertraute Augen.

„Du?“ Keucht er überrascht.

Ein Finger auf seinen Lippen lässt ihn verstummen. Ein Kopf wird geschüttelt, dann halt ein Schuss durch den Wald…

Schweißnass schreckte Peter auf. Er brauchte mehrere Momente um sich zu orientieren, ehe er erfasste, dass er sich in seinem Zimmer in der Wohnung befand. Noch immer konnte er die dumpfe Kühle des Winters auf seiner Haut spüren und unwillkürlich begann er zu zittern, obwohl ihm eigentlich zu heiß war. Er fühlte den Dreck, die Blätter, das Blut an seinen Händen und er musste Licht anmachen, um sich zu überzeugen, dass sie nicht da waren.

Es war nicht der erste Alptraum, den er gehabt hatte, in den vergangenen Monaten war er fast jede Nacht von ihnen heimgesucht worden. Aber keiner von ihnen hatte sich jemals so real angefühlt. So… greifbar. Aber als er versuchte sich an die Details zu erinnern, verschwamm alles bereits. Da war dieses Gesicht gewesen, er hatte es gekannt, aber die Konturen verwischten so stark, dass er nicht einmal mehr sicher war, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war.

Mit einem leisen Stöhnen richtete er sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch das schweißnasse Haar. Für einige kurze Momente überlegte er sich wieder hinzulegen und weiter zu schlafen – sollte ihm das denn gelingen – entschied sich dann aber dagegen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er eigentlich erst in ein paar Stunden aufstehen musste und auch der langsam grau werdende Himmel draußen erzählte ihm die gleiche Wahrheit.

Ächzend stand er auf, schnappte sich ein paar frische Klamotten und schlurfte Richtung Badezimmer. Würde er die extra Stunden eben für einen Luxus wie eine lange ausgiebige Dusche nutzen.
 

Es war früher Nachmittag als sich die drei Detektive in der Zentrale auf dem Schrottplatz einfanden. Auch wenn Justus nicht mehr bei seiner Tante und seinem Onkel lebte, so war der alte Wohnwagen doch ein Teil von ihnen, für den sie wohl nie zu alt werden würden.

Mit ernster Miene berichtete ihnen Bob von einem dritten blondhaarigen jungen Mann, der tot aufgefunden wurde – oder zweiten, je nachdem, ob man Skinny dazu zählte oder nicht. Er und Justus tauschten einen langen Blick aus. Aber es war Peter, die mit leiser Stimme aussprach, was sie alle dachten:

„Denkt ihr, dass sie alle zusammen hängen?“

Justus machte ein nachdenkliches Gesicht.

„Ich denke, so wie Milea sich verhalten hat, und auch nach dem was Hugenay gesagt hat, dass Skinny gestorben ist, weil er sie verraten hat. Aber dass die anderen beiden solch eine Ähnlichkeit zu ihm haben, kann etwas bedeuten. Wer weiß, vielleicht hat der… Jäger, der ihn erschossen hat, nicht genug gehabt.“

Für einen Moment war es still, dann sagte Peter, die Augen gen Boden gerichtet.

„Skinny ist wegen mir tot.“

Justus und Bob starrten ihn an als sei er verrückt geworden.

„Was redest du da!“ Schimpfte Bob.

Peters Kopf schnellte hoch. „Was denn?! Es stimmt doch. Er hat Milea verraten, damit ihr mich retten könnt. Wäre ich nicht entführt worden, wäre er noch am Leben!“

„Peter“ Begann Justus mit ruhiger Stimme. „Warst du es, der den Abzug gedrückt hat? Nein, warst du nicht. Skinny wusste auf was er sich einließ, als er uns geholfen hat, er hat es aus freien Stücken getan, warum auch immer, also ist es nicht deine Schuld, dass er tot ist. Nicht solange du es nicht warst, der die Waffe gehalten hat.“

Diesmal war es Peter, der Justus anstarrte als sei er ein Geist, eigens von den Toten zurück gekommen um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Geschlagen senkte er den Blick wieder und gab ein kurzes Nicken. Bob wollte gerade weitermachen Peter zu überzeugen, dass ihm keine Schuld zu kam, denn selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass der Zweite Detektiv bei weitem noch nicht überzeugt war, als das Telefon klingelte.

Justus griff fast abwesend nach dem Hörer und drückte auf die Taste um den Verstärker an zu schalten.

„Justus Jonas, Drei Fragezeichen.“

„Hallo, Justus.“ Ertönte Inspektor Cottas Stimmer durch das Telefon. „Ich störe ja nur ungern, aber es gibt da etwas sehr… Interessantes, was ihr wohl gerne wissen wollt. Skinny Norris‘ Leiche ist gestern Nacht aus dem Leichenschauhaus verschwunden.“
 

Beim zweiten Besuch in dem Hochsicherheitsgefängnis war Peter deutlich ruhiger. Die Mizar jedoch grinste wie immer.

Nach dem Gespräch mit Inspektor Cotta, welches ihnen keine weiteren Erkenntnisse geliefert hatte, als dass es einen vermissten Körper, aber keine Spuren gab, hatte sich der Erste Detektiv dafür entschieden ein weiteres Mal bei der Italienerin vorbei zu schauen.

Wenn Skinnys eindeutig tote Leiche es wert war in ein Regierungsgebäude einzubrechen, gab es da noch etwas, von dem die Drei ??? noch nicht wussten. Bei den Untersuchungen war zumindest nichts Besonderes aufgefallen.

„Die Fragezeichen wieder, welch Ehre.“ Flötete Milea und neigte ihren Kopf in einer spielerischen Verbeugung. „Womit kann ich euch diesmal helfen? Noch mehr tote Jungen im Wald?“ Sie kicherte.

„Nein.“ Erwiderte Justus und nahm wieder den Platz ihr gegenüber ein. „Immer noch der Gleiche.“

„Ich dachte wir hätten bereits abgehakt, dass ich Nichts über ihn weiß.“ Milea legte den Kopf schief und die Art wie sich ihre Augen leicht verengten, verriet Justus, dass sie bereits dabei war, das Interesse an der Unterhaltung zu verlieren.

Dies konnte ihnen entweder zu Gute kommen, oder diese ganze Begegnung unerfreulicher machen, als sie eh schon war.

Ihr Desinteresse könnte sie dazu neigen lassen, eine Kleinigkeit preiszugeben oder es würde sie auf Dinge eingehen lassen, die für die Detektive komplett unwichtig waren.

Justus musste seine Strategie mit Bedacht wählen.

„Skinny war es, der dich verraten hat.“

Mileas Grinsen begann Zähne zu zeigen. „Und?“

„Nicht mal verneinen tust du es mehr.“

„Was würde es mir bringen dies zu verneinen?“

„Beim letzten Mal verneintest du noch, zu wissen warum er gestorben ist. Auch wenn die Verbindung zu dir sehr offensichtlich war.“

Die Italienerin zuckte gelangweilt die Schultern. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und warf einen kurzen Blick durch das Fenster in den Innenhof des Gefängnisses. „Norris war ein Idiot, wenn er geglaubt hat, es würde nicht auffallen, dass er es war, der eurem Peterlein hier geholfen hat.“ Sie zwinkerte dem Zweiten Detektiv kurz zu. „Er war keine große Leuchte in meiner kleinen Gruppe. Aber er war ein Anwohner und hatte Wissen über Rocky Beach, welches mir anders nicht in die Hände gefallen wäre. Er bekam seine Aufträge und seine Bezahlung, das war’s.“

So sehr Justus sich auch darüber freute, dass Milea bereit war all dies mitzuteilen ohne dafür eine Gegenleistung zu bekommen, umso mehr sorgte es ihn auch. Sie war niemand mit dem man leicht umgehen konnte, immer darauf bedacht es so ungemütlich wie möglich für alle Beteiligten zu machen.

„Erst als er erfuhr, dass dein kleines Fragezeichen in unseren Händen gelandet war, wurde er wirklich interessant. Versuchte alles Mögliche darüber herauszufinden, wo er wohl verborgen war. Es war nicht schwer darauf zu schließen, dass er wohl der kleine Verräter war, der mich in diese schönen vier Wände brachte. Und ich bin sogar überaus beindruckt wie weit er gegangen ist, um an diese Informationen zu kommen.“

Das leise Lachen, welches Mileas Lippen verließ, brachte Justus Nackenhaare dazu sich aufzustellen und ein eisiger Schauer rann ihm über den Rücken.

„Er musste nur die Beine für Kael breit machen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Kimk-
2018-11-05T13:16:47+00:00 05.11.2018 14:16
Falls sie noch leben sollten, würde es mich freuen wenn sie die Story weiterschreiben.
Den sie hat Potenzial und ich glaube nicht nur mich würde es brennend interessieren wie es weitergeht.
(Ist bis jetzt echt spannend) :)


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