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Ich hasse dich, verlass mich nicht

Lavi x Yuu
von

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Entscheidungen

~Tut mir Leid, ist ein etwas kürzeres Kapitel, aber es geht bald weiter :) Und es wird noch richtig spannend, versprochen. Aber erst einmal viel Spaß mit Kapitel 11!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Zwei Tage lag das Picknick nun bereits zurück. Allen und Lenalee wollten morgen von ihrem Auftrag zurückkehren und Lavi war so dankbar wie noch nie in seinem Leben dafür. Zwei Tage, in denen ein Blick reichte, um in zwei Menschen Wogen der Zerstörung auszulösen. Zwei Tage, in denen jedes Wort verschluckt wurde, denn es wären Worte über das gewesen, das sie aufzuhalten versuchten. Zwei Tage, in denen die wohl glücklichsten Menschen dieser Welt erkennen mussten, dass der Aufprall in der Realität grausam und unerbittlich war. Zwei Tage, in denen der Rothaarige immer wieder an der Zimmertür von Kanda stand und sein ganzer Körper sich zusammenzog, wenn er die Schreie und das Weinen hörte. Die Schmerzensschreie und das abgrundtief verzweifelte Weinen. Und gegen beides fühlte er sich einfach nur machtlos.
 

Seit zwei Tagen hatte sich sein Yuu-chan in dem Horrorzimmer eingeschlossen, nicht gesprochen, nicht gegessen, nicht geschlafen, nicht gelacht. Und Lavi hielt es nicht mehr aus, wie sehr sich seine Schönheit nicht nur quälte, sondern auch ihn dabei den Boden unter den Füßen wegriss. Er ertrug diese Schreie nicht mehr, die den ganzen Orden bereits in Panik versetzt hatten. Er ertrug die Fragen nicht mehr, die ihm alle stellten und am Allerwenigsten ertrug er die Leere in seinem Zimmer, in seinem Bett, in seiner Seele und in seinem Herzen. Er würde nicht einfach aufgeben, er würde kämpfen. Dazu hatte er sich entschlossen und es war ihm völlig egal, ob der sture Japaner an seiner Haltung festhalten würde oder nicht.
 

Wieder einmal stand Lavi vor der Zimmertür des Schwarzhaarigen und hörte, wie dieser einfach nur nach Hilfe rief, mit tränenerstickter Stimme. Ohne zu klopfen öffnete er die Tür und blieb einen Augenblick entsetzt stehen. Kein Licht brannte, aber der Schein, der aus dem Flur auf die Gestalt am Boden einfiel reichte, um sich ein Bild machen zu können. Wie ein Embryo zusammengekauert lag Yuu mitten im Zimmer und schien darauf bedacht zu sein, nichts anderes außer dem Boden unter sich zu nahe zu kommen, so klein hatte er sich gemacht. Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben, seine Kleidung war von Tränen gezeichnet, sein Körper zitternd, seine Gliedmaßen kraftlos wirkend.
 

Der Rotschopf vernahm erneut ein leises „Hilfe...“ ehe er sich über seinen Freund beugte, ihn vorsichtig auf seine Arme hob und ohne Umschweife auf sein Zimmer zurück brachte. Unterwegs redete er leise und versucht beruhigend auf Yuu ein: „Scht, es wird alles wieder gut, ich bin doch da. Gleich haben wir es geschafft.“ Eine Hand krallte sich in sein Shirt und die Stimme des Schwarzhaarigen war kraftlos: „Lavi... bitte verzeih mir...“
 

In seinem Zimmer legte Lavi seinen Freund aufs Bett, deckte diesen zu und bettete dessen Kopf, nachdem er sich hingesetzt hatte, auf seinem Schoß. Zärtlich strich er ihm immer wieder mit dem Daumen über die Wange und säuselte leise: „Ach Yuu-chan, mir tut es auch Leid. Aber ich lasse dich nicht wieder los und schon gar nicht alleine, das verspreche ich dir.“ - „Aber was ist, wenn...“ - „Das ist mir egal. Mit Kanda werde ich schon fertig. Vertrau mir einfach.“ Der Schwarzhaarige seufzte leise, ehe er müde nuschelte: „Das tue ich doch.“ Die Erschöpfung übermannte ihn und er schlief im Schutz von Lavis Schoß, Zimmer, Nähe und Berührungen ein.
 

„Was soll das heißen, nein?“ Wutschnaubend ging er auf den Rotschopf zu, mit geballten Fäusten. Doch Lavi grinste ihn, wie so oft, süffisant und herausfordernd an: „Du wirst schon wissen, welche Bedeutung das Wort hat, Yuu-chan.“ - „Hör auf mich so zu nennen!“ - „Och nö.“ Rasend vor Wut packte er die Nervensäge auf zwei Beinen am Kragen und fauchte: „Hau einfach ab, baka usagi. Lass mich endlich in Frieden!“
 

Doch der Rothaarige blieb stur: „Frieden sieht anders aus, meinst du nicht? Was stört dich so daran einfach ein bisschen Glück und wirklichen Frieden zuzulassen, statt immer einsam und unglücklich zu sein?“ Er stieß den Hasen von sich und brüllte: „Was redest du da? Mir ging es nie besser.“ - „Doch, Yuu-chan, und ich habe es gesehen.“ - „Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“ - „Und du lenkst ab. Wieso willst du einsam und alleine sein?“ Der Japaner strich sich übers Gesicht und knurrte: „Sobald es zurück ist bring ich dich um, das schwöre ich dir, baka!“ - „Das war keine Antwort auf meine Frage.“ - „Verdammt, es ist doch egal! Was willst du hören? Gerade du solltest wissen was es bedeutet an ein Schicksal gebunden zu sein.“
 

Lavi sah auf und lächelte warm: „Aber ein Schicksal bedeutet nicht, dass man nicht den freien Willen haben kann, um eigene Entscheidungen zu treffen. Du bist Yuu-chan und nicht 'Kandas Schicksal'.“ Aufgebracht stieß der Schwarzhaarige den anderen zu Boden und brüllte: „Das ist eine Lüge! Du lügst!! Ich bin nur so weit gekommen, weil ich meine Entscheidungen abgelegt habe.“ Der dumme Hase lächelte tatsächlich noch immer: „Du hast dich also entschieden dich nicht zu entscheiden. Du hast dich immer wieder entschieden, den anderen und mir zu helfen, obwohl du uns so hasst. Kein Mensch kann einfach nichts machen, selbst das Ausbleiben einer Reaktion ist eine Reaktion.“
 

Yuu hielt sich die Ohren zu und brüllte hilflos auf den Rotschopf ein: „HÖR AUF! UND JETZT HAU AB! GEH ENDLICH!“ - „Das kann ich nicht. Denn ich li... - „SAG ES NICHT!“ - „Verdammt, Yuu-chan! Ich sage es dir! Wenn nötig so lange, bis du es mir glaubst! Ich liebe dich!“ Der Schwarzhaarige sackte zusammen und schien seine Finger in den harten Boden bohren zu wollen: „Wieso? BAKA! WIESO? Bist du so dumm oder tust du nur so?“ Er knurrte und fauchte vor Wut ganz aufgebracht. „Ich hasse alles und jeden!“ Die Blicke der beiden jungen Männer trafen sich. „Und dich, baka usagi, hasse ich von allen am Meisten!“
 

Während der Rothaarige nach Luft und Fassung rang, drehte der Japaner seinen Kopf zur Seite, damit sein Freund das schmerzverzerrte Gesicht nicht sehen konnte. Und die Träne nicht, die dem Schwertkämpfer die Wange hinunterlief.
 

Es war schon nach Mitternacht und Lavi hatte noch kein Auge zu bekommen. Noch immer saß er auf dem Bett und streichelte über die Wange des Schwarzhaarigen. Alles war ruhig, und der Mond schien sanft in das kleine Zimmer herein.
 

Plötzlich begann der Körper Yuus wieder erbärmlich zu zittern. Der Rothaarige kehrte von seinen Gedanken zurück und sah besorgt in das Gesicht auf seinem Schoß. Immer heftiger wand der Kopf sich hin und her, die Züge von gleichzeitig Schmerz, Angst und Wut verzerrt. Hilflos versuchte er den Japaner ruhig zu halten. Doch je mehr er dies versuchte, umso stärker wälzte dieser sich hin und her. Und dann hörte Lavi ihn zum zweiten Mal in seinem Leben, diesen erschütternden Schrei, der ihm durch Mark und Bein fuhr, schlimmer als all die anderen der letzten zwei Tage.
 

Nun wurde der Rotschopf panisch. Was war bloß mit Yuu-chan los? War der innere Konflikt in dem Schwarzhaarigen von solch immensen Ausmaßen? Wie konnte er ihm helfen? Verzweifelt und mit einer klaren Panik im Auge begann er einfach den Anderen an den Schultern zu packen und zu schütteln, während er immer wieder rief: „Yuu! Yuu-chan!Wach auf!“
 

Mit einem Ruck fuhr sein Freund mit panisch aufgerissenen Augen auf und sah sich nach Luft ringend überall um. Yuu verstand nicht sofort, was passiert war. Er war nicht mehr in Kandas Zimmer... er war wieder bei... „Lavi?“ hauchte er kraftlos. Der Rotschopf sah ihm eine Weile, noch immer von Angst gezeichnet, in die Augen, ehe dieser die Arme um ihn schlang und fest an sich drückte. Beruhigend strich er dem Schwarzhaarigen über den Kopf, welcher sich noch versuchte vor der Nähe und der Berührung zu wehren, und raunte: „Yuu-chan... egal was kommt, ich werde immer für dich da sein, hörst du?“
 

Der Japaner blickte auf und schüttelte den Kopf: „Aber wieso? Nach allem, was ich getan habe?“ Das warme und liebevolle Lächeln, das seinem Freund ins Gesicht geschrieben stand, tat ihm so unendlich gut und sagte mehr, als es jedes Wort fähig gewesen wäre. Und trotzdem drang Lavis Stimme klar und deutlich an sein Ohr: „Yuu-chan. Ich liebe dich. Das habe ich immer und daran wird sich nichts ändern. Und wenn das die Einzige Möglichkeit ist dir dies zeigen zu können, dann sei es eben so. Ich lasse dich nicht los. Ich gebe dich nicht auf, selbst wenn du wieder der Alte sein wirst...“ Die Gegenwehr an Lavis Brust ließ allmählich nach, der Schwarzhaarige schien sich zu entspannen.
 

Yuu war ganz in Gedanken versunken. Er rief sich die Szenen aus seinem Traum ins Gedächtnis. Auch dort wollte der Rotschopf ihn nicht aufgeben. Doch dort hatte Kanda das Sagen. Hier nicht. Hier war im Moment nur er und konnte doch getrost ignorieren, was sein altes Ego von seinen Entscheidungen hielt. Hier konnte er nicht einfach darüber hinwegsehen, dass Lavi sein Wort hielt, indem dieser ihn gerettet hatte, aus diesem eisigen Gefängnis in Kandas Zimmer befreite. Er wollte Lavi nicht verlieren, sein Glück nicht verlieren.
 

Dankbar und vertrauensvoll erwiderte er die innige Umarmung und zauberte dem Rotschopf ein Lächeln auf dessen Gesicht. Dann sah Yuu entschlossen auf und nickte: „Du hast Recht. Ich gebe auch nicht auf, versprochen.“ Ein feines Leuchten blitzte in den verschleierten Augen des Schwarzhaarigen auf. Er war genauso ein Teil Kandas, wie sein altes Ich. Und er hatte sich entschlossen, Entscheidungen FÜR sich zu fällen. Für sich, für Lavi und für die Gefühle, die Kanda nicht einfach verbannen konnte. Und während er seinem alten Ego den Kampf ansagte, schmiegte er sich an die warme Brust, genoss die schützenden Arme um sich und spürte das Glück, das er beinahe völlig aufgegeben hätte.
 

Lavi grinste leicht, aber selig. Und doch entschied er sich, erst einmal nur die wiedergewonnene Nähe zu genießen und das Wissen, dass sie einfach zusammengehörten. Es würde einen Weg geben, das wurde ihm mit jedem Atemzug mehr bewusst. Niemals wieder würde er dieses Glück aufgeben. Langsam schloss er seine Augen und hauchte einfach, ohne weiter darüber nachzudenken, ein weiteres Mal: „Ich liebe dich, Yuu-chan.“ Für ein paar Sekunden wurde es absolut still, bis endlich die Stimme des Schwarzhaarigen leise und zart erklang: „Ich liebe dich auch, Lavi.“



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