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Herr der Ringe "Eine Frau in der Gemeinschaft des Ringes"

~Überarbeitete Vision~
von

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Wieder in Bruchtal

1 Jahr später
 

Kiran fluchte ausgiebig, als sie die erhöhte und versteckte Plattform des Aussichtsturms erreicht hatte. Schnaufend lies sie sich auf den Stein fallen und starrte in den hellen Himmel. Wie sie es hasste, hier hoch zu klettern. Am liebsten wäre sie ja irgendwo unten auf den Boden geblieben, aber da würde sie niemanden eine Hilfe sein. Also lieber klettern und fluchen. Aus weiter Ferne hörte sie das Wiehern von Galahad. Ihr treuer Freund lief in der Nähe herum, um im Notfall helfen zu können. Kiran richtete sich seufzend in eine sitzende Position auf und legte ihr Schwert neben sich. Die Sonne stand noch sehr hoch, also würde sie noch einige Stunden auf die Ankunft der Hobbits warten müssen. Die Zeit beschleunigen, dass konnte sie noch nicht. Am besten nutzte sie die noch verbliebenden Stunden, um etwas zu schlafen. Sie wickelte sich in ihren Mantel und schloss die Augen, eine Hand immer an ihrem Schwert.
 

***
 

Der schrille Schrei der Ringgeister riss Kiran aus ihrem Schlaf. Sie schlug die Augen auf und sprang im selben Moment auf die Füße. Ihr Blick glitt durch die Dunkelheit und ihre Ohren, die seit ihrem Jahr hier empfindsamer geworden waren, hörten die aufgebrachten Stimmen der Hobbits. Verflucht! Sie hatte nicht vor gehabt, so lange zu schlafen. Dafür würde sie sich am liebsten ohrfeigen, doch selbst dafür blieb keine Zeit, denn die Ringgeister hatten die Plattform der Wetterspitze erreicht. Kurzerhand zog sie ihr Schwert und sprang von ihrem Versteck in die Tiefe. Sie landete direkt vor den Hobbits. Langsam richtete sie sich auf und fixierte die Ringgeister. Diese hatten innegehalten, als sie so plötzlich vor ihnen aufgetaucht war. Kiran warf einen Blick über die Schulter.

"Bleibt hinter mir."

Dann wand sie sich wieder der Gefahr zu.

"Lasst eure Finger von ihnen oder ihr bekommt es mit..."

Kiran konnte ihren Satz noch nicht einmal beenden, da wurde sie schon von einem der Ringgeister angegriffen. Sie riss ihr Schwert hoch und blockte den Schlag ab.

"Hy, es ist unhöflich, eine Frau nicht aussprechen zu lassen. Hat deine Mutter dir keine Manieren beigebracht?"

Ein fürchterliches Fauchen ertönte und Kiran verzog kurz das Gesicht, doch dann fing sie sich wieder und griff an. Doch sie konnte nicht gegen alle der 9 kämpfen. Sie versuchte ihr bestes, aber gegen Geschöpfe der Dunkelheit hatte sie einfach keine Chance. Sie erreichten Frodo und verwundeten ihn. Der Schrei, den der Hobbit ausstieß, war fast noch schlimmer als der Schrei der Ringgeister. Mit vor Wut blitzenden Augen griff Kiran immer und immer wieder an und irgendwann tauchte Aragon auf. Wenn ihm ihre Anwesenheit verwunderte, so zeigte er es im Moment nicht. Irgendwie schafften die beiden es, die Ringgeister zu vertreiben und Aragon stürmte zu Frodo, der bleich und schwer atmet in Sam's Armen lag.

"Er wurde durch eine Morgulklinge verletzt."

Aragon verzieht das Gesicht und schmiss den Griff von sich weg.

"Ihr müsst ihn zu Lord Elrond bringen. Er braucht elbische Arznei."

Aragon sah über seine Schulter und taxierte Kiran mit einem Blick.

"Wer seit Ihr?"

"Eine Freundin. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Das Gift breitet sich schnell aus und ich bezweifle, dass ein Hobbit über genügend Abwehrkräfte verfügt."

"Ihr wisst viel."

"Darüber sollten wir jetzt nicht sprechen. Los."

Kiran drehte sich um und machte sich an den Abstieg. Aragon hob Frodo auf seine Arme und er machte sich zusammen mit den anderen Hobbits an den Abstieg.
 

***
 

Kiran lief vor den Freunden her. Ihr Schritt war gleichmäßig, schnell und kostete sie kaum Atem. Ihre Hand hatte sie immer an dem Griff ihres Schwertes, stehts bereit, sich und die anderen zu verteidigen. Sie hatte bereits einige Male nach Galahad gepfiffen, doch war ihr treuer Freund noch nicht aufgetaucht. Zwar hatte er ihr aus der Ferne geantwortet, aber er war weit weg. Sie vermutete, dass er zwei seiner Freunde holte, die immer hier in der Nähe herumzogen. Drei Pferde wären ihnen mehr als nur eine Hilfe. Sie würden wesentlich schneller ans Ziel kommen. Innerlich seufzte Kiran. Sie hatte gewusst, dass der Tag irgendwann kommen würde, wo sie sich wieder mit Bruchtal konfrontieren musste, doch war dieses Jahr auf eine seltsame Art schnell verflogen. Fast so, als hätte das Schicksal den Tag kaum erwarten können.

"Wartet!"

Kiran hielt praktisch sofort in der Bewegung inne und drehte sich zu den anderen um. Aragon hatte Frodo abgelegt und kniete besorgt neben ihm.

"Es geht ihm schlechter. Bruchtal ist noch zu fern. Wir müssen etwas tun!"

Kiran trat näher an die anderen heran und kniete sich neben Frodo nieder. Er war blass und kalt. Er entrückte bereits dieser Welt. Kiran legte eine Hand auf seine Stirn.

"Es geht zu schnell. Sein Körper hat kaum noch Kraft, gegen das Gift zu kämpfen. Die ganze Reise war zu viel für ihn."

Kiran biss sich auf die Unterlippe, dann lies sie ihren Blick schweifen. Verdammt, wo war Galahad? Er musste doch langsam mal auftauchen. Kiran stieß zwei schrille Pfiffe aus und kurz darauf ertönte das Wiehern eines Pferdes und das Aufschlagen mehrerer Hufe. Galahad stürmte durch ein Gebüsch, dicht gefolgt von zwei weiteren Pferden. Schnaubend hielten die drei Hengste vor Kiran an und Galahad lies sich von Kiran die Stirn kraulen.

"Endlich, alter Freund. Die Zeit wird knapp. Wir müssen alle so schnell wie möglich nach Bruchtal. Bringt ihr uns dort hin?"

Galahad stieß ein zustimmendes Schnauben aus und auch die anderen Pferde schienen nichts gegen einen langen Ritt zu haben. Kiran drehte sich zu Aragon und den Hobbits um.

"Streicher, ihr und Frodo reitet auf Camelot. Neben Galahad ist er das schnellste Pferd. Und ihr drei reitet auf Excalibur. Er ist stark und ausdauernd und dürfte keine Probleme haben, drei Reiter zu tragen. Steigt auf, die Zeit verfliegt und das nicht zu unseren Gunsten."

Kiran griff in Galahad's Mähne und schwang sich auf seinen Rücken. Aragon hob Frodo auf den Rücken des weißen Hengstes und half dann den anderen drei Hobbits, auf den großen Rappen aufzusteigen. Als er sicher war, dass die drei Hobbits sicher saßen, schwange er sich hinter Frodo auf den Pferderücken.

"Im Moment sind wir Euch zu sehr großen Dank verpflichtet, MyLady, aber in Bruchtal werdet Ihr mir Rede und Antwort stehen."

Kiran seufzte.

"Nicht nur Euch, Streicher, nicht nur Euch. Los jetzt. Ich gebe euch allen noch einen Rat: Lasst die Pferde laufen. Sie kennen den Weg, versucht also nicht, ihnen irgendwas zu befehlen. Sie würden sowieso nicht hören."

Kiran drückte Galahad die Fersen in die Flanken und der große Hengst schoss nach vorne, dicht gefolgt von seinen beiden Freunden. Kiran betete zu allen Göttern, die sie kannte, dass sie noch rechtzeitig in Bruchtal ankommen mögen. Und sie betete, dass sie die Begegnung mit den Bruchtalelben überlebte.
 

***
 

Sie waren nahe an der Grenze. Bald hatten sie es geschafft. Kiran spürte die Magie von Bruchtal. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief ein. Seltsam. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie endlich heim gekehrt. Plötzlich war in diesem friedlichen Moment eine Dissharmonie und sie schlug die Augen wieder auf. Sie wand den Kopf und sah über ihre Schulter und ihr Herz setzte kurz aus. Die Ringgeister waren dicht hinter ihnen. Verflixt! Wie konnte sie sich auch nur einen Moment ablenken lassen? Heimatgefühl hin oder her. Kiran fluchte ausgiebig und spornte die drei Pferde zu einem noch höheren Tempo an, welches die drei auch bereitwillig anschlugen.

"Das werden wir nie schaffen!"

Aragon sah fast panisch aus, aber gleichzeitig auch kampfbereit. Kiran's Hand wanderte automatisch zu dem Griff ihres Schwertes.

"Wir müssen nur über den Fluss kommen. Ab da werden uns die Ahnen der Elben Bruchtal's beschützen! Haltet noch etwas durch!"

Kiran beugte sich etwas näher zu Galahad's Kopf und flüsterte aufmunternde Worte in sein Ohr. Der große Hengst schnaubte, stieß ein schrilles Wiehern aus und schien nur noch über den Erdboden zu fliegen. Camelot und Excalibur schienen ebenfals noch einmal alle Kraftreserven zu mobiliesieren, denn sie hielten mit ihrem Freund mit. Eine Welle des Lichts lies Kiran aufmerken. Dieser Energiestoß war viel zu mächtig, um ein einfacher Schutzzauber zu sein. Es waren Elben unterwegs zu ihnen und sie schienen nicht mehr weit weg zu sein. Kiran biss die Zähne zusammen. Nur noch ein bisschen. Sie mussten nur noch für kurze Zeit durchhalten. Kiran spürte die Kraft der Elben immer deutlicher und auch der Geruch des Wasser's kitzelte ihre Nase. Ein lauter Aufschrei lies sie aufschrecken und sie drehte sich um. Einer der Hobbit's war von Excalibur gestürzt und kniete benommen im Gras. Kiran fluchte und wendete Galahad.

"Reitet weiter! Ich hole ihn!"

Sie sah noch, wie Aragon ihr zunickte, dann schossen die beiden Pferde an ihr vorbei. Galahad schien zu spüren, dass es seiner Freundin wichtig war, diesen Hobbit zu retten. Mit aller Kraft schoss er nach vorne. Kiran beugte sich tiefer über seinen Rücken. Als sie bei dem Hobbit war, griff sie nach seinem Arm und zog ihn vor sich auf Galahad's Rücken. Ihr Pferd wendete scharf und raste wieder auf den Fluss zu. Kiran drückte den Hobbit tiefer über Galahad's Wiederriss.

"Bleib untern, egal was passiert. Ich verschaffe euch einen Vorsprung. Egal, was passiert, reite weiter und dreh dich nicht um."

Der junge Hobbit nickte. Kiran flüsterte Galahad etwas in sein Ohr, dann spannte sie ihre Muskeln an und sprang mit einem Rückwärtssalto von seinem Rücken. Kiran landete auf den Fußballen, drehte sich um und schleuderte zwei Wurfmesser auf die Ringgeister. Mit schrillen Schreien wichen sie aus und schlugen einen weiten Bogen. Kiran zischte wütend. Sie schloss wieder die Augen und konzentrierte sich auf die schlummernde Macht, die tief in ihr ruhte. Sie hatte sie vor einigen Monaten entdeckt und hatte gelernt, sie zu nutzen. Sie wusste nicht, woher diese Macht stammte, doch sie hatte aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Sie griff nach ihr, formte sie zu einer Kugel, zog sie aus ihrem inneren, so dass sich eine Blitzkugel auf ihrer Hand bildete. Kiran schlug die Augen auf, visierte einen der Reiter an und schmiss die Energiekugel nach ihm. Sie erwischte ihn frontal. Ein schriller Schrei zerriss die Luft und der Reiter stürzte vom Pferd. Kiran gönnte sich ein kleines Lächeln, dann formte sie erneut eine Energiekugel und schickte sie auf ihr nächstes Opfer. Doch es waren zu viele, dass wusste sie. Lange würde sie das nicht durchhalten. Als sie die Macht der Elben spürte, war sie kurzzeitig abgelenkt und diesen Fehler nutzte einer der Ringgeister und stieß ihr sein Schwert in den Rücken. Kiran schnappte nach Luft und fiel auf die Knie. Vor ihren Augen verschwomm alles und sie hatte Mühe, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Als ihr Sichtfeld immer mehr verschwamm, hörte sie, wie die Ringgeister wütend zischten und schrien, dann das Geräusch von sich nährenden Pferdehufen. Wankend kam Kiran wieder auf die Füße und wurde in dem Moment, wo sie stand, am Arm gepackt, nach oben gerissen und über den Rücken eines Pferdes gelegt. Diese Aktion trieb ihr das letzte bisschen Atem aus der Lunge und sie verlor das Bewusstsein.
 

***
 

Kiran musste noch nicht einmal die Augen aufschlagen, um zu wissen, dass sie wieder in Bruchtal war. Die Präsenz der Elben war überwältigent. Tief atmete sie ein und aus und genoss einfach das Gefühl, wieder hier zu sein. Sie wollte noch nicht die Augen aufschlagen, denn wenn sie das tat, würde sie sich mit einigen Elben anlegen müssen. Es würden Fragen kommen wie: Wieso bist du ohne ein Wort gegangen? Was hast du dir dabei gedacht? Wieso bist du nie zurück gekehrt? All das und noch mehr würde kommen. Und auf das Frage-Antwort-Spiel hatte sie einfach keine Lust. Jedenfals jetzt noch nicht.

"Wenn du nicht auf der Stelle die Augen aufmachst, Kiran Anzara, dann werde ich dich in eine Wanne mit eiskaltem Wasser stecken. Und das ist keine Drohung."

Innerlich seufzte sie. Natürlich war jemand bei ihr. Was hatte sie denn auch anderes erwartet? Sich ihrem Schicksal ergebend, schlug sie die Augen auf. Lindir saß auf einem Stuhl, der direkt neben ihrem Bett stand. Kiran stellte fest, dass er sich kein bisschen verändert hatte. Das silberblonde Haar war immer noch schulterlang. Er kleidete sich immer noch in diesen weiten Roben, die seinen Körper verhüllten, was, wie Kiran fand, eine Sünde war. Das einzigste, was sich an ihm verändert hatte, war der Ausdruck in seinen Augen. Vor einem Jahr hatte er immer sanft und leicht verträumt drein geschaut, jetzt war sein Blick wie glühender Stahl. Wenn man nicht aufpasste, würde man sich an diesem Blick schneiden. Oder besser gesagt, sie würde sich an diesem Blick schneiden.

"Hallo Lindir."

Lindir gab einen zischenden Laut von sich, über den Kiran innerlich nur den Kopf schütteln konnte.

"Hallo? Du tauchst hier nach einem Jahr auf und du sagst nichts weiter als "Hallo"?"

Kiran richtete sich seufzend auf und strich ihre langen Haare zurück auf den Rücken.

"Was soll ich denn sonst sagen?"

"Wie wäre es mit einer Erklärung? Du bist einfach abgehauen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Lord Elrond hat sogar einen Suchtrupp nach dir ausgeschickt. Was hast du dir dabei gedacht?"

Kiran schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Das weiße Nachthemd, in welches man sie gesteckt hatte, reichte ihr bis zu den Knöcheln und war aus sehr feinen Material angefertigt. Suchend sah sie sich im Zimmer um, doch sie konnte ihre Sachen niergendwo entdecken.

"Wo sind meine Sachen?"

"Im Schrank, wo sie hingehören. Rya hat sie gewaschen."

"Aha."

Ohne ein weiteres Kommentar ging sie zum Schrank und öffnete ihn. Sie holte ihre Sachen und wollte gerade das Nachthemd abstreifen, als sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Schnell drehte sie sich um und starrte zu dem Elben, der in der Tür stand.

"Aufgewacht?"

Kiran fühlte, wie Ruhe und Wärme sie bei dieser Stimme durchströhmte.

"Wie Ihr seht, Lord Elrond. Es ist lange her."

Elrond trat in das Zimmer und stellte sich neben Lindir, der immer noch auf dem Stuhl saß. Kiran legte sich ihre Sachen über einen Arm und sah die beiden Elben abwartent an.

"Erstmal möchte ich dir danken, dass du Aragon und die Hobbit's sicher nach Bruchtal gebracht hast."

Kiran nickte kurz.

"Das war selbstverständlich, Lord Elrond."

"So selbstverständlich auch wieder nicht. Kiran, du scheinst gewusst zu haben, warum sie auf den Weg hier her waren."

Kiran neigte den Kopf etwas zur Seite und sah den Herrn von Bruchtal einfach schweigend an. Auch nach einigen Minuten antwortete sie noch nicht auf den letzten Satz von Lord Elrond. Nachdem noch weitere Minuten verstrichen, sprach Lord Elrond erneut.

"Willst du dazu nichts sagen?"

"Was soll ich dazu sagen? Mein Handeln muss ich vor niemanden rechtfertigen."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in das angrenzende Badezimmer.
 

***
 

"Sie hat sich ganz schön verändert, nicht wahr?"

Lindir stand auf und trat zu den großen Fenstern. Seine grauen Augen wanderten in die Ferne. Er war sehr erschrocken gewesen, als er Kiran gegen die Ringgeister kämpfen sah. Ihre ganze Körperhaltung zeugte von einem harten Jahr, in dem sie viel kämpfen musste. Die Muskeln an ihren Armen waren ausgeprägter und auch die an ihren Beinen. Sie hatte sogar leichte Bauchmuskeln bekommen.

"Das bleibt nach einem Jahr in der Wildnis nicht aus. Vor allem nicht in der jetzigen Zeit. Ork's streifen nahezu überall umher."

"Was lässt dich annehmen, dass sie gekämpft hat?"

Lindir drehte sich stirnrunzelnd zu seinem Lord um.

"Ich bitte Euch, Lord Elrond. Ihr selbst habt ihre Wunde behandelt. Ihr habt die körperlichen Veränderungen an ihr gesehen. Sie hat im letzten Jahr viel kämpfen müssen."

Elrond nickte.

"Ja, du hast recht. Sie hat viel gekämpft. Vermutlich noch viel mehr, als sie Narben hat. Bei manchen wundert es mich, dass sie so gut verheilt sind. Einige sind wirklich sehr stümperhaft behandelt worden."

"Nicht jeder ist ein so begabter Heiler wie Ihr es seit, Lord Elrond. Und diese stümperhaften Narben waren meine stümperhaften Versuche, meinen Körper in einem Stück zu lassen. Recht vielen Dank auch, dass Ihr meine Arbeit so wohlwollend beurteilt."

Die beiden Elben drehten sich erschrocken zum Badezimmer um. Kiran lehnte an der offenen Tür und trug wieder ihre alten Sachen. Ein einfaches Wildlederhemd ohne Ärmel, eine schlichte braune Lederhose und leichte dunkelbraune Lederstiefel. Ihr Schwert hing locker an dem Gürtel, der auf ihrer Hüfte lag. Kiran hatte ihre rotbraunen Haare zu einen dichten Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel und knapp über ihren Po endete.

"Wie lange stehst du denn schon da?"

Kiran ging mit fließenden Schritten zu den beiden Elben.

"Lange genug. Wie geht es Frodo? Das Gift hat sich sehr schnell ausgebreitet und sowohl meine als auch Aragon's Heilkunst waren nicht ausreichend."

"Er ist auf dem Wege der Besserung."

Kiran warf einen Blick aus dem hohen Fenster.

"Wie lange habe ich geschlafen?"

"Einige Tage. Dein Körper hat sehr dringend Erholung gebraucht."

"Kein Wunder, bei meinen stümperhaften Versuchen."

Elrond konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und Kiran erwiederte es unbefangen. Der Herr von Bruchtal wusste, dass sie nicht so nachtragend war, wie sie klang.

"Wie ich gesehen habe, geht es Galahad sehr gut."

"Er ist stur und ungezähmt wie eh und je."

"Das haben wir gemerkt. Sobald wir den Hobbit von seinen Rücken geholt hatten, ist er zusammen mit den anderen beiden wieder verschwunden."

Kiran nickte lächelnd.

"Vermutlich streifen sie in der Nähe herum. Galahad ist nie weit weg von mir. Bitte entschuldigt, dass ich ihn mir vor einem Jahr ungefragt ausgeliehen habe."

"Er hat sowieso nur auf dich gehört, Kiran. Es hat mich auch irgendwo beruhigt, dass du ihn mitgenommen hattest."

"Mich nicht. Kein bisschen."

Kiran und Elrond drehten sich beide zu Lindir um. Dieser starrte Kiran wütend an. Sein ganzer Körper bebte und war von einer elektrischen Spannung erfüllt, die Kiran auf ihrer Zunge schmecken konnte. Seine Augen waren wie grauer Stahl, die jeden Millimeter ihres Körpers in kleine Scheiben schnitten.

"Hör auf, mich so anzustarren, als ob du mich gleich umbringen wollen würdest, Lindir."

"Ich will dich erwürgen, du egoistisches, nicht nachdenkendes, einfach abhauendes Menschenmädchen! Weist du eigendlich, was ich mir für Sorgen gemacht habe?"

Kiran warf einen Blick zu Lord Elrond. Dieser hüstelte leise.

"Ich werde dann mal nach Frodo sehen."

Mit leichten aber schnellen Schritten verlies der Elbenlord das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Bei diesem Kampf wollte er lieber nicht anwesend sein. In dem einen Jahr, dass Kiran verschwunden war, war Lindir immer gereizter, übellaunig und aufbrausend geworden. Der junge Elb hatte zwar nicht gesagt, was zwischen ihm und Kiran in der Nacht, bevor sie gegangen war, vorgefallen war, doch er konnte es sich denken. Schließlich hatte er die Blicke von Lindir bemerkt, die er Kiran immer dann zugeworfen hatte, wenn er glaubte, es würde niemand bemerken. Beim laufen schüttelte er den Kopf. Nein, auf diesem Schlachtfeld wollte er wirklich nicht zwischen die Fronten geraten.



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