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Blutige Begegnungen

Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers
von

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Mireille und Korn

Hallo liebe Lesenden,
 

willkommen zum 19. Kapitel von 'Blutige Begegnungen'. Zunächst wie immer allerherzlichsten Dank für die Kommis zum letzten Kapitel. Ich hoffe, Shinto's (halbe) Enttarnung war zumindest ein bisschen überraschend für euch. Oder kam es gar nicht heraus?
 

Wie dem auch sei, mit der Trennung von Ran und Shinto nähern wir uns nun mit großen Schritten dem Finale der kleinen Scharade und damit auch den Antworten auf die Fragen, wer hier welche Rolle spielt und wer diesen Tag überlebt – und wer nicht...
 

Doch zuvor, ein Gespräch, das, denke ich, einige schon länger erwartet hatten, zwischen zwei... alten bekannten. Der Titel ist da ziemlich unzweideutig. ;]
 

Also dann, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal.
 

LG, Diracdet
 


 

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Kapitel 19: Mireille und Korn
 

„Feuer!“
 

„Feu... Nhn!“ Mit Gewalt schien sich Gin's Gewehr selbst aus seinen Händen zu schlagen, sich langsam mit dem Lauf nach oben aus seinem Griff gewaltsam zu lösen und deren Widerstand zu brechen. Parallel realisierte sein Gehirn, dass er unmittelbar vor dem Schuss bereits einen gehört hatte und sah, wie sich die Spitze seines Gewehres nach oben umbog und in der Mitte sich das Metall spaltete.

Dann vernahm er zwei ähnliche kurze Schmerzensausrufe aus den Kopfhörern.

Mit einem Ruck riss Gin das Gewehr aus seiner vorbestimmten Bahn und schleuderte es von sich, sonst hätte es ihm im nächsten Moment noch die Handgelenke ernsthaft verletzt.

„Weg von den Fenstern! Sofort!“, brüllte er in sein Mikro, sich parallel selbst um 180 Grad zur Seite drehend.

„Wir sind schon weg!“, konterte Korn, wenn auch nicht ohne eine deutliche Unsicherheit in seiner Stimme.

„Das Todesmädchen!“, hörte man nur einen verängstigten Schrei von der dritten Seite.

„Chianti! Was ist bei dir?“

„Sie... sie war da... bestimmt!“ Ganz langsam presste ihr ihr Bewusstsein etwas Ruhe ab. Sie wollte keine Furcht zeigen, auch nicht vor Noir. Aber hier war ganz klar der Wunsch der Vater des Gedanken. Sobald sich dieses Mädchen zeigte oder wie in diesem Fall, auch nur andeutete, dort zu sein, wurden Chiantis Finger ein bisschen zittriger. Mit dem einen Manöver vorhin hatte Kirika ihr tatsächlich diese Aura aufgezwungen.

Gin fischte schnell nach seiner Pistole und tastete sich an den Rand des Fensters ran.

„Wir wurden alle gleichzeitig beschossen, Gin!“

„Hab ich gemerkt, Korn. Aber wie, ist die Frage?“

„Na, sie werden sich wie wir über Mobiltelefone verständigen...“

„Und dann findest du den Zeitpunkt nicht merkwürdig? Unmittelbar, bevor wir das Mädchen erschießen wollten? Fast so, als wüssten sie, wann wir ernst machen würden?“

Er fuhr mit einem Auge um die Fensterkante herum.

„Shuichi Akai?!“

Der Agent stand gewissermaßen vor seiner Nase direkt hinter dem Zaun des Parks, noch bevor der Wald begann. Seine Dienstwaffe hielt er empor, aber locker in der Hand und beobachtete seinen persönlichen Erzfeind mit durchdringenden Augen. Zwar hatte auch Gin seine Waffe am Mann, aber durch das Überraschungsmoment wäre der Agent klar im Vorteil, würden sie auf einander schießen.

„Akai? Also bei mir ist niemand zu sehen, Gin.“

„Die Bäume, Korn. Sie verstecken sich in den Bäumen. Für einen kurzen Schuss aus der Entfernung reicht das allemal. Nur Akai hat sich eben raus gewagt!“

„Na warte...!“, hörte man es aus Chiantis Telefon und dann noch, wie sie ihre Pistole entsicherte.

„Komm endlich raus und zeig dich, Schlampe!“ Die beiden Männer mussten sie gar nicht sehen, um zu ahnen, dass sie gerade ihre Waffe auf die Bäume richtete, also offen mit einer Pistole in Richtung Park zielte.

„Nein, Chianti, tu's nicht! Raus aus der Schusslinie, verdammt!“

Den Bruchteil einer Sekunde später war bereits ein Schuss von ihr zu hören. Dann einer, der nicht direkt von ihr ausging. Dann Stille. Endlose, erdrückende Stille.

„Chianti?!“

Beide schwiegen, lauschten dem Empfänger ihres Handys und vernahmen zur allgemeinen Beruhigung nach einiger Zeit ein leises, tiefes Hecheln, ein Ächzen nach Luft, welches schon fast einem unterdrückten Stöhnen gleich kam.

„Chianti?“

„Es... es geht schon. Danke... Gin.“

Sie wusste, er würde es ignorieren und es wäre ihm eh gleich, ob er ihr Leben gerettet hatte oder nicht. Dennoch wollte sie es nicht unbedacht stehen lassen. Ein schwaches Lächeln zwang sich auf ihre Lippen.

„Auch ihr... auch ihr seid nicht unfehlbar!“

„Was ist passiert?“

„Genau das, was du erwartet hast. Ich hab meine Waffe gezogen..., sie auf den Baum, der mir am nächsten stand, gerichtet..., nach einer Warnung abgedrückt und bekam postwendend ein ebensolches Bleipäckchen geschickt.“

„Und wieso lebst du dann noch?“, hakte Korn ungläubig nach.

„Na weil ich mich weg gedreht habe, hinter die Wand, was sonst?“

„Aber so schnell...“

„Ich hab mich gleich abgewendet, nachdem ich geschossen habe, also noch bevor sie abdrückte. Damit ging es, wenn auch selbst dann nur gerade so.“ Ihre rechte Hand fuhr langsam ihre Wange hoch, und dann den feinen Schnitt entlang, den die Kugel beim streifen hinterlassen hatte.

'Unglaublich, wie schnell und zielsicher sie ist. Der Titel einer Noir ist wohl weniger Übertreibung als ich gehofft hatte.'

„Dann kannst du dich ja glücklich schätzen, dass deine Gegnerin diesmal nicht deine Bewegung miteinkalkulierte.“

„Sie hat, Gin. Sie hat... Nur deswegen habe ich überlebt.“
 

'Respekt.', musste Kirika nicht ohne eine Spur Überraschung eingestehen.

'Dass sie zu solchen Manövern noch in der Lage ist. Nachdem, was sie heute schon erlebt hat, dachte ich, ihr strategisches Denken hätte sich bereits verabschiedet.

Sich einfach in die andere Richtung wegzudrehen als beim ersten Mal. Das in diesem so von Präzision und zur Intuition einstudierten Bewegungen geprägten Geschäft. Und dann noch ebenso schnell zu sein, wie normal...'

Irgendwie erfreute es sie, immer noch drei Agenten der Organisation im Spiel zu haben und auch eine Scharfschützin zu finden, die scheinbar damit umgehen konnte, Noir gegenüber zu stehen.

'Seit Chloe gab es da nicht mehr viele.'

Und im nächsten Moment schon verfiel sie in etwas wie starke Melancholie, ein bisschen Verzweiflung, begleitet von einem Seufzen.

'Mhm... nun ja, getötet wäre sie nicht worden, aber es hätte ihre Pistole zerfetzt und sie hätte den Rest verpasst.

So... wird ihr Tod wohl kaum mehr zu verhindern sein.'

Sie atmete kurz durch und nahm dann ihr Handy wieder ans Ohr.

„Wir treffen uns dann wie vereinbart am Zielpunkt?“

„Ist gut.“, kam es kurz von Mireille. Allerdings folgte eine ungewisse Pause, als wollte sie noch etwas sagen.

„Mhm?“

„... es wird gut gehen.“

„Hoffen wirs.“
 

„Aber... ich glaube fast..:“, begann Chianti in leicht süffisantem Ton,

„... als wäre mein Kopf auch gar nicht ihr Ziel gewesen.“ Ihr Blick wanderte zu dem Gewehr neben ihr. Es war direkt gespalten an seiner Spitze, als hätte eine Axt durch gehauen. Irreparabel, wie das letzte.

„Mein Gewehr ist... mal wieder hin, und eure doch sicher auch.“

Sie stimmten kurz angebunden zu.

„Sie wollen uns dazu bringen, die Aktion abzublasen.“, bestätigte Gin den Gedanken.

„Sicher?“

„Definitiv. Kir, die als Sicherheit diente, wenn es eine Falle wäre, verschwindet; Scotch, der sie sucht, wird erschossen, mittlerweile vier Gewehre wurden zerstört, diese bewusst psychologisch angehauchte Attacke auf Chianti... Alles zielt erstmal darauf ab, dass wir nicht den letzten Schritt unserer Phase einleiten.

Allerdings...“ Seinen Blick fest auf Shuichi Akai gerichtet, ließ er parallel seinen Gedanken freien Lauf. Dann verschwand der Agent mit einem kräftigen Sprung zurück in der Baumkrone und aus Gins direktem Einzugsbereich.

„... Ich kapiere nicht, warum sie so vehement dieses Mädchen schützen.“

„Weil sie eine unschuldige Person ist und das FBI sie schützen will?“ Korn war diese Frage eigentlich keiner Überlegung wert.

„Nein. Nicht so. Schon klar, dass sie keine Unschuldigen sterben lassen wollen. Aber hier geht es um mehr. Sie haben eben eine fabelhafte Stellung aufgegeben, aus der sie uns hätten überwältigen können, nur um eine einzige unschuldige Person zu retten. Aus deren Sicht eine mehr als gewagte Strategie, sollten wir entkommen und weiter machen. Noch dazu die anderen Manöver, die selbst für Akai doch etwas weit hergeholt klingen.

Und natürlich die Tatsache, dass diese Aktion eben nicht nur Akai vom FBI sondern auch die Schützen der Soldats beinhaltete und diese offenbar ihr Wissen über unseren Plan mit nutzen. All diese Vorteile setzen sie aufs Spiel, geben sie mit einem Mal Preis, nur für ein einziges, unbeteiligtes Mädchen, dass in die Schusslinie gerät? Das ganze stinkt doch zum Himmel.“

„Hm... also ist diese Mori... jemand besonderes?“, hakte er neugierig nach.

„Scheinbar. Wir sollten unsere Recherchen ihr bezüglich nach dieser Erledigung... intensivieren.“

Er beobachtete durch ein Fernglas, wie Ran weiterhin geradewegs zur U-Bahn Station schritt, sich nicht noch einmal umdrehte und diese dann betrat.

„Sollte sie sich doch nochmal blicken lassen bei dem Jungen... tötet sie. Welche Bedeutung auch immer sie für das FBI hat, sie muss wichtig genug sein, dass ihr Tod denen einiges an Problemen bereiten dürfte.“

Chianti starrte erschrocken auf ihr Telefon.

„Moment... bei dem Jungen? Du willst die Sache noch durchziehen, trotz der Angriffe?“

Gins Blick wanderte von Ran zu Shinto, der wieder normales Tempo ging, seit er merkte, dass Ran ihm weder folgte, noch von der Organisation erschossen wurde.

„Sicher. Es ist zu viel passiert und der Junge ist eine zu große Gefahr für uns.

Und ehrlich gesagt, will ich jetzt auch wissen, was die Soldats so unbedingt von ihm wollen.“

„Aber... die Gewehre?“

„Korn? Du hast noch ein heiles bei dir?“

„Mhm... ich hatte meines direkt mit; baue es gerade zusammen.“

„Gut. In den Hallen genügen eigentlich auch normale Pistolen. So langsam wie der Junge jetzt geht, sollten es mindestens noch 15 Minuten sein, bis er am Zielort eintrifft. Das heißt, wir sollten jetzt trotzdem langsam los. Korn, beeil dich und komm dann nach!“

Chianti legte das Telefon beiseite und dachte erneut kurz nach.

„Sie sind die besten, die es gibt. Aber sie sind nicht unfehlbar.“ Sie musste sich Mut machen und vielleicht war dieses kleine Erfolgserlebnis gegen die Jungfrauen mit den schwarzen Händen das richtige, um Kraft zu schöpfen für den letzten Akt.

Dennoch, das Bild von Kirika wollte nicht aus ihrem Kopf verschwinden.

„Nein! Nein, du nicht! Du wirst mich nicht... nicht heute töten!“
 

Eine Minute nach Gins auflegen klingelte Korns Handy erneut.

'Was denn? Hat sich doch noch was geändert? Oder will Chianti schon wieder über Noir reden?' Nicht, dass er letzteres nicht auch irgendwie wollte. Mireille eine Soldats war eines, auch eine ziemliche Überraschung, aber ein weitaus geringerer Schock als...

Leicht fahl im Gesicht starrte er auf die Anzeige des Displays, bevor er erschrocken zurück zuckte.

„Scotch?!“ Aber der war doch im Park getötet wurden, er hatte seine Leiche mit eigenen Augen gesehen.

'Was zum...'

Vorsichtig hob er das kleine Teil an, drückte den Knopf zum Annehmen des Gesprächs und hielt es sich ans Ohr.

„Wer ist da?“

„Bonsoir..., mon ami.“
 

Akai sah kurz auf sein Handy, als Mireille die Verbindung zu ihm gekappt hatte.

'Hat diese Frau geahnt, was wir tun wollten? Das Mobiltelefon von Scotch mit den Nummern zu Gin und den anderen Agenten war essentiell.' Seine Erinnerung an das Gespräch mit Noir, als Conan den Eingang passierte, ließ ihn einfach nicht los.
 

„Ach, Conan möchte also, dass wir ihm helfen?“ In Mireilles Stimme war eine Spur echter Überraschung und gleichzeitig eine große Portion Geringschätzung. Der Agent überhörte es dennoch, beziehungsweise ließ es als das Schauspiel stehen, für das er es hielt.

„Ja. Er bittet Sie um Hilfe, weil er glaubt, dass Sie ihm helfen wollen.“

Sie legte den Kopf leicht bedächtig schief, ohne dieses beständige, naive Lächeln, mit dem sie ihm jedes Stück Information aus der Nase zog, aufzugeben.

„Ist dem so, wirklich? Nun... vielleicht...“

„Es ist so.“, unterbrach er sie scharf.

„Wie Sie meinen, Monsieur Akai.“ Sie sah ihn zunächst beleidigt an, ließ dann aber doch wieder ihre Mundwinkel nach oben fahren.

„Sie müssen ja wissen, warum ein Mensch hier und nicht auf der anderen Seite ist, oder?“

Er trat stockend einen Schritt zurück.

„Wie... wie bitte?“

„Oh, Sie wissen, was ich meine. Der Grund. Der Grund, weshalb Sie noch hier sind.“

„Hier auf dieser Welt.“, ergänzte Kirika, ihn mit diesen traurigen, mitleidigen Augen ansehend, die ihn innerlich trafen.

„Sie haben eigentlich keinen wirklichen Grund, hier zu sein, wollen es gar nicht mehr richtig. Und, auch wenn Sie das vielleicht Ihren sonst so erfahrenen Chef und Ihre Kollegin im Ansatz glauben machen konnten, sind Sie weder völlig über die Ereignisse um Akemi Miyano hinweg... noch treibt Sie so ein niederer Instinkt wie Rache deswegen. Aber Sie wollen auch nicht... davon ablassen, einfach weiter machen, wie man sagt.

Welches andere Motiv könnten Sie also sonst noch haben, um weiter hier zu wandeln?“

Er fasste sich wieder, wenn auch nur schwer. Konnten Les Soldats etwa sogar Gedanken lesen? Oder besser gesagt, so umfassend einen Menschen überwachen, dass er, selbst, wenn er etwas nie offen aussprach, seine Geheimnisse ihnen chancenlos überlassen musste.

„Sie kennen das Motiv, wozu also die Frage?“

„Stimmt. Aber die Frage lautet eigentlich, ob Sie die Antwort auf die Frage kennen, die Sie stellen.“

„Wäre ich denn Ihrer Meinung nach dann noch hier?“

Er wollte sich in eine überzeugende Position stellen, aber Noir schienen ihrerseits sein Schauspiel ohne Probleme zu durchschauen. Beide lächelten überlegen, schweigend, bis endlich der Groschen bei Shuichi Akai und seine Kinnlade förmlich nach unten fiel.

„Sie... Sie wissen, ob es stimmt?.“

„Natürlich. Wollen Sie die Antwort wissen, Monsieur Akai? Die Antwort, die ihrer Seele Ruhe gibt?

Oder sollen wir... Shinichi Kudo und seiner Freundin helfen? Es ist Ihre Entscheidung.“

Sie wusste, wie er wählen würde, welche Option für ihn die einzige und damit eigentlich keine war. Bereute er es, im Moment, unmittelbar nach der Frage, als er sagte „Kudo!“? Er wusste es erst einen Augenblick später, als sein Gehirn alles erfasste und ihn wieder klar denken ließ.

„Wie Sie wünschen.“ Spielte ihm seine Wahrnehmung einen Streich oder hatte bei beiden Frauen das überhebliche Lächeln eine Spur von Erleichterung bekommen.

'Kudo... ich hoffe, du weißt, mit wem du dich da einlässt.'

„Na dann...“

„Halt, was genau...“ Kirika und Mireille schienen schon auf dem Sprung.

„Mit Gin sind es jetzt drei Schützen. So viele wie wir. Ich schätze doch mal, das war Conans Gedanke.“ Er nickte stumm.

„Aber es gibt ein Problem mit der Koordination. Wenn einer schießt, wird der Getroffene den anderen Bescheid geben können.“

„Wir können über Handy miteinander kommunizieren und den genauen Zeitpunkt festlegen, wann wir schießen.“

„Nein... nein, das Problem ist, unsere Schüsse müssen angepasst sein an das Verhalten der Organisation, sonst gefährden wir den Jungen und das Mädchen. Und... ihre Pläne.

Zum einen müssen wir gleichzeitig schießen und ihre Waffen dabei unbrauchbar machen, sonst wird automatisch einer von ihnen einen tödlichen Schuss ansetzen.

Allerdings... dürfen wir auch nicht feuern, bevor wir nicht sicher sind, dass sie sie töten wollen, sonst verraten wir uns unnütz und geben ihnen erneute Gelegenheiten.“

Mireille sah ihn eine Weile an, versuchte das grüblerische in seinen Augen zu deuten.

„Sie haben keine Ahnung, wie sie das Timing anstellen.“

„Mhm...“

„Nun... dann müssen wir uns eben bei der Organisation einklinken und ein wenig Mäuschen spielen.“

Als Mireille ihm daraufhin Scotchs Handy zeigte, wohlgemerkt nicht in seine Hände gab, dass er es sich nehmen könnte, wurde ihm allmählich unheimlich.

War das das Pathos, der Lebensstil, der oberen der Soldats? Dieses alles im Voraus scheinbar schon zu ahnen... oder so vielseitig vorbereitet zu sein, dass einen nichts mehr wirklich unerwartet treffen kann? Wer waren diese Leute?
 

Diese Frage konnte er sich auch jetzt noch nicht beantworten. Sie geisterte lautlos umher. Ebenso wie die eine Frage, deren Antwort Noir ihm verweigerte im Austausch für die Hilfe dabei, Ran Mori zu retten. Hätten sie es nicht getan und ihm stattdessen geantwortet, wenn er sich dafür entschieden hätte? War es eigentlich schon eine Antwort, so wie sie es beschrieben hatten? Konnte seine Vermutung richtig sein? Wenn ja... sollte er dann jemandem davon erzählen? Nein... nein, das Verhalten aller Unwissenden musste ja dann Teil des Ganzen sein.

Und Kudo? Wie würde er reagieren? Und Shiho?

'Ich habe nur leider keine Sicherheit, also kann ich es auch nicht einfach aussprechen und damit noch größere Gefahr aufrufen.' All diese Gedanken beschäftigten ihn jetzt mehr, als ihm lieb war, während er sich ebenfalls daran versuchte, von Baum zu Baum die Strecke zurück zum Eingang zu überbrücken. Immer dabei auf der Suche nach...

'Da ist ja einer von Kanins Sicherheitsleuten! Perfekt.'
 

Der Schock über diese ihm aus der Vergangenheit vertraute Stimme war für Korn schlimmer als der

erste Moment, als er auf dem Display Scotch's Nummer sah. Er riss das Handy ruckartig von seinem Ohr, als könnte Mireille durch das Telefon ihn in irgendeiner Form verletzen.

„M-Mireille?“

„Wer sonst?“, tönte es ironisch auch aus einem Meter Entfernung auf ihn ein. Ja, es war keine Illusion gewesen, was er vorhin am Parkeingang gesehen hatte. Natürlich nicht. Mittlerweile war er auch ja überzeugt gewesen, sie würde hier sein. Und doch, jetzt, nach all der Zeit plötzlich ihre Stimme zu hören... war ziemlich dreist, wie ihm bald klar wurde. Nach all dem, was heute schon passiert war, wie sie und ihre Partnerin der Organisation mitgespielt hatten, hatte sie die Frechheit, ihn einfach anzurufen. Von dem Telefon eines toten Kollegen!?

„Wenn du dich dann von deinem Schock erholt hast, kannst du auch wieder das Handy ans Ohr nehmen. Ich beiße nicht dadurch und so zu schreien wirkt auf die Dauer lästig.“

Der Scharfschütze betrachtete skeptisch das kleine Stück Technologie in seiner Hand, das ihm mit einem Mal so sonderbar erschien, dass er meinte erst jetzt seine Details richtig zu bemerken. Dann endlich, nach gefühlt einer Minute der Analyse von Design, Tasten, Display, Gewicht und was ihm sonst noch alles auffiel, hob er es langsam wieder zu sich.

Im Hintergrund vernahm er rascheln von Blättern. Versteckte sie sich immer noch in einem der Bäume in Schussweite und beobachtete ihn? Ein kurzer Blick nach draußen sagte ihm aber, dass die Bäume in seiner Nähe alle still standen, kein Lüftchen wehte.

„Hallo..., Mireille.“ Die Minute hatte gut getan, er wirkte wieder gefasster, ruhiger, konnte seine neutrale Stimmung ausspielen, um sich nicht zu sehr in die Karten blicken zu lassen.

„Na du scheinst ja wirklich überrascht zu sein, von mir zu hören. Hast du mich überhaupt nicht erwartet, nachdem du mich schon am Eingang gesehen hattest?“

„Ich hatte bis heute nicht erwartet, dass du noch lebst.“, konterte er trocken. Und eigentlich sogar wahrheitsgemäß, auch wenn es mehr wie die Ausrede eines bockigen kleinen Jungen klang.

„Oh... das enttäuscht mich jetzt aber. Hältst du so wenig von meinen Fähigkeiten?“

„... Nein. Absolut gesehen, nicht. Aber niemand überlebt es, sich auf einen Konflikt mit den Soldats einzulassen. Und ich hatte nicht gedacht, dass du etwas anderes je tun würdest. Schon gar nicht...“

„Was willst du sagen... Korn? Spuck's aus!“ Ein giftiger Unterton mischte sich bei. Sie war auf dem Thema immer noch leicht zu erregen.

„Mhm... dass du die Mörder deiner Eltern laufen lässt, dich ihnen anschließt, ihr ergebener Auftragskiller wirst. So devot hätte ich dich nicht eingeschätzt.“

Es folgte ein Moment Pause, woraufhin er, zu seiner eigenen Verwunderung, ein schwaches Kichern, welches sich dann zum heftigen Lachen aufbaute, von der anderen Seite vernahm.

„Du verwechselt mich mit der Mireille vor fünf Jahren, mein Lieber. Oder mit deiner Kollegin.“ Korn horchte kurz auf.

„Der Mörder meiner Eltern ist tot. Ich selbst habe ihn getötet, wenn du es wissen willst. Vor vier Jahren. Und... Ich. Bin. Keine. Soldats! Crétin!“ In dem einen Wort 'Keine' steckte all der Hass, den er vor fünf Jahren gespürt hatte. Den Hass, wegen dem er es vermied, ihr zu sagen, wer die Hintermänner des Anschlages auf die Familie Bouquet waren. Hass, der blind machte und nur eines sein konnte, wenn man einem Gegner wie den Soldats gegenüber trat: tödlich.

Er zog verwundert etwas zurück. Wieso aber war sie dann noch am Leben?

„Was hast du...“

„Ich weiß, was die Soldats getan haben, und warum. Ich verabscheue diese Tat, nicht zuletzt wegen dem Grund dafür, den du übrigens nicht kennst, solltest du das glauben. Aber ich hatte meine Rache bereits, mehr brauche ich nicht um ein angenehmes Leben zu führen.“

„Du hast Scotch getötet.“

„Mhm... schuldig.“, schmunzelte sie so unschuldig, als sei es weniger als gar nichts.

„Er war halt am falschen Ort zur falschen Zeit, sonst hätte ich ihn vielleicht laufen lassen können.“

Doch, sie hatte sich verändert, deutlich verändert, auch wenn er nicht ganz interpretieren konnte, inwiefern. Sie wirkte ruhiger, weniger leicht reizbar, wenn auch bei gewissen Themen noch immer; und sie schien viel mehr über den Dingen zu stehen. Menschen, die sie nicht leiden konnte, brachte sie immer schon Verachtung entgegen, auf die konnte sie sich nie richtig einlassen, aber... jetzt schien sie sie mehr zu ignorieren. Das etwa klang aus der Antwort heraus. Für sie war Scotch schon Luft gewesen, als er noch lebte. Und ein Fehltritt von ihm machte es nötig diese Ameise zu zerquetschen.

„Und Kir?“

„Oui.“

„Chianti?“

„Oh... die lebt doch noch. Ich bitte dich! Ein solch feuriger Charakter bringt Spaß ins Spiel. Aber... nein. Damit habe ich nichts zu tun.“ Nahm sie ihn eigentlich ernst, kam ihm immer mehr die Frage hoch. Oder die Organisation? Zählte man Caipirinha hinzu, an dessen Tod durch sie oder ihre Partnerin er nun keinerlei Zweifel mehr hegte, waren drei Agenten getötet worden und drei weitere angegriffen! Dann traf ihn die Erinnerung.

'Als sie reinkam, war da noch jemand bei ihr. Ein japanisches Mädchen, mit einer... weißen Jacke! Chiantis Stalker!'

„Du...“

„Ja... ich was? Ich Fragen-Beantworter im Unterschied zu dir, der sich in Schweigen hüllt und immer nur ausweicht?“

„... Nein. Sie ist noch nicht tot, hat aber mittlerweile zwei Gewehre durch euch verloren.“

„Also nur gespielt.“

„Das ist kein Spiel, Mireille! Bist du immer noch ein Kind oder was?“ Nun ging ihm doch die Beherrschung für einen Moment flöten. Mireille nahm es als Anlass, auch etwas ernster zu werden.

„Mhm... nein. Ein Kind sicher nicht mehr... Und glaub mir, ich weiß, dass es – für euch – kein Spiel ist. Aber für mich ist euer kleiner Wettstreit mehr Unterhaltung als alles andere.“

„Wie bitte?“

„Du glaubst ernsthaft immer noch, ihr seit diejenigen, die hier die Kontrolle haben... oder besser hätten, wenn wir nicht da wären?“

„Was zum...?“

„Wenn ich nicht eingegriffen hätte, oder ein wenig anders gewirkt, wärst du jetzt schon tot. Du solltest mir eher danken. Und ich habe euch ein mögliches Leck mit Scotch vom Hals geschafft, sowie zwei der drei FBI Agenten der Polizei ausgeliefert.“

Er schwieg eine Weile. Unrecht hatte sie zumindest mit dem zweiten Satz nicht. Scotch's Tod, so wie er verlief, schien eher im Sinne der Organisation, zumindest für diesen einen Fall zu laufen. So schnell wie die Polizei bei ihm war, hätte er sonst nur Ärger gemacht. Aber der Preis an anderer Stelle war einfach zu hoch. Kir, Scotch und womöglich noch Chianti, das waren zu viele Verluste für eine einzige Aktion. Es war eine Vorführung, eine Demütigung der Organisation, die Mireille da vornahm... Es roch fast nach...

„Arbeitest du für Kanin?“

„Dieser Karikatur von Napoleon? Träum' weiter.“

'Napoleon? Wieso Napoleon? Hier stimmt doch noch mehr nicht!'

„Wo bist du, Mireille?““

„Im Park. Das weißt du doch.“

„Wo genau?“

„Oh, mein Süßer, werd mal nicht zu aufdringlich. Stalker kann ich überhaupt nicht leiden.“, kam es mit zuckersüßer, fast kindlicher Stimme.

„Sag es mir und ich werde eines unserer Probleme endlich aus der Welt schaffen.“

„Davon würde ich dir abraten, Korn!“

„Warum?“

„Weil ich dich sonst töten müsste. Das gleiche gilt übrigens, wenn du meinst, Gin erzählen zu müssen, dass ich dich angerufen habe.“ Nach den Auftritten von ihr und Kirika musste er diese Drohung mehr als ernst nehmen. Sie konnte ihn töten. Jederzeit vermutlich.

„Du bist eine Lügnerin.“

„Inwiefern?“

„Du hast behauptet, du würdest nicht mit den Soldats zusammenarbeiten. Wie bist du denn dann an deine Waffe gekommen, hier im Park?“

„Wer sagt, dass ich eine habe.“

„Scotchs Schusswunde.“

„Das war Blacks Waffe, die ich mir von ihm ausgeborgt hatte.“

„Und Kir?“

„Es gibt mehr als eine Methode, jemanden aus dem Weg zu räumen, mein lieber...“

Er schrak zurück, als sie ihn plötzlich bei seinem bürgerlichen Namen ansprach.

„Nenn mich... nie wieder so... Noir!“ Er wollte selbst Stärke zeigen, indem er sie mit ihrem Pseudonym betitelte, aber es wirkte nicht. Es klang eher... ängstlich.

„Hm... hast du Angst? Hast du Angst vor Noir? Oder fühlst du dich stark, weil du das Gesicht von Noir jetzt kennst?“ Er wich verunsichert aus.

„Was ist mit deiner Freundin?“

„Was soll mit ihr sein?“

„Woher soll sie ihre Waffe haben?“

„Bei den vielen Sicherheitsleuten kann man sich jederzeit eine besorgen... wenn man nicht so plump ist wie ihr, versteht sich. Vielleicht habe ich im Moment auch gerade eine in der Hand und ziele auf dich, was meinst du?“

Augenblicklich zuckte er vom Fenster zurück.

„Nein... wohl doch nicht. Beim nächsten Mal.“

Als er wieder das ungleichmäßige Rascheln im Hintergrund bei Mireille wahrnahm und einen Moment drauf achtete, wurde es ihm endlich klar.

„Du bewegst dich gerade durch den Park, springst von Baumkrone zu Baumkrone.“

„Ja. Und keine Angst, ich bin jetzt zu weit von dir weg, um dich zu treffen.“

„Was willst du eigentlich, Mireille?“

„Tut mir leid, aber das kann ich leider nicht verraten. Das ist ein Geheimnis. Aber vielleicht können wir bei einer Tasse Tee mal drüber reden. Bei Gelegenheit. Meine Partnerin macht einen ausgezeichneten Tee.“

„Und was soll ich jetzt bitte tun?“

„Überleben, wäre ganz nett. Sonst können wir keine Tasse Tee miteinander trinken.“

„Mireille...“

„Ich meine das schon ernst. Es wäre mir lieb, wenn ihr heute nicht sterbt. Und von alleine werden wir euch auch nicht töten. Aber da sind... andere Faktoren im Spiel.“ Eine gewisse unruhige Nachdenklichkeit wirkte in ihrer Stimme, flößte auch dem gestandenen Schützen Respekt ein.

„Andere Faktoren? Wer, Kanin?“

„Zum Beispiel.“

„Das FBI.“

„Zum Beispiel. Die wollen zwar euch auch lebend, aber wissen nicht, was sie tun.“

„Und wer... noch... nein!“ Über den Jungen, das FBI und nicht zuletzt Noir und die Soldats hatte er eine Komponente, vor der ihn Gin gewarnt hatte, mittlerweile völlig verdrängt.

„Dieser anonyme Detektiv?“

Sie antwortete ihm nicht, was auch eine Antwort darstellte.

„Und was... machst du jetzt?“, hakte er dann schließlich nach.

„Mal sehen. Ich werde das diesmal... nicht entscheiden.“

„Aber... warte Mireille...“ Doch sie hatte schon aufgelegt und beim Versuch, die Nummer wieder zu wählen, war Scotch's Handy bereits ausgeschaltet.

'Mireille ist Noir. Beeindruckend, wie sie sich gesteigert hat. Schade... aber so ist es in diesem Metier. Unseren Tee werden wir wohl nicht trinken können. Denn mindestens einer von uns beiden...' Er schraubte als letztes das Zielfernrohr an seinem Gewehr fest.

'... wird diesen Tag nicht überleben.'



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  shinichi_4ever
2011-11-14T17:29:01+00:00 14.11.2011 18:29
hallo :)
also, ich find das kapitel mal wieder sehr gut, komm aber immer noch nicht drauf, was da jetzt eigentlich los ist....
aber ich werds ja bald erfahren :)
sehr spannend, warte auf das nächste!
daumen hoch ;)
lg
Von:  R3I
2011-11-13T19:29:52+00:00 13.11.2011 20:29
Geiles Kapi! Spannung pur und diese ganzen Geheimnisse ... man möchte sofort weiter lesen! Das Gespräch zwischen Mireille und Korn war klasse. Nur was Akai betrifft tappe ich im Dunkeln. Was vermutet er wohl?
Ich freue mich sehr auf das nächste Kapitel!
Hoffentlich dauerts nicht zu lange!
Bis dahin
Grüße R3I
Von:  Kikili
2011-11-12T19:04:11+00:00 12.11.2011 20:04
Ich melde mich auch mal wieder ;)
Deine Geschite verfolge ich noch! Ich wünschte, ich wüsste auch alles was Noir weiß... immer diese Geheimnisse...
Liebe Grüße
Kikili
Von:  Diclonius01
2011-11-09T00:31:38+00:00 09.11.2011 01:31
Das Spiel wird immer besser.
Klasse geschrieben.
Oh, ich erwarte sehnlichst das Finale....
Von:  fahnm
2011-11-08T23:20:56+00:00 09.11.2011 00:20
Hammer Kapi^^
Korn und Mireille scheinen sich von früher zu kennen.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.^^


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