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Die Rückkehr

Kyokos Mutter kommt nach Tokyo
von

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Erkenntnisse

Erkenntnisse
 

Sie standen sich in dem großen und luxuriösen Wohnzimmer gegenüber und starrten sich stumm gegenseitig an. Die Augen der jungen Frau füllten sich mit Tränen, die langsam ihre Wangen hinab kullerten. Unfähig den Blick des jungen Mannes weiterhin zu erwidern wandte sie ihr Gesicht weg und mit einer zitternden Hand strich sie sich eine Strähne ihres langen, hellen Haares aus dem Gesicht. Dabei fiel ihr Blick auf das große Piano und ihr Herz zog sich vor Schmerz zusammen als sie sich daran erinnerte, wie sie mit ihm gemeinsam darauf gespielt hatten.

Endlich brach sie das Schweigen und sagte stockend:

„Wie...Wie können Sie so etwas nur sagen? Sie wissen, was ich für Sie empfinde und doch sagen Sie mir, ich solle Sie vergessen? Das kann ich nicht! Wie könnte ich denn nur?!“

Verzweifelt hob sie den Blick und sah ihren Lehrer mit verweinten Augen an. Nun war es an dem dunkelhaarigen Mann den Blick abzuwenden. Er konnte den Schmerz in den Augen des jungen Mädchens nicht ertragen. Schließlich fühlte er den gleichen Schmerz. Leise und ohne sie anzusehen sagte er: „Du musst es verstehen. Wir können nicht zusammen sein. Auch wenn ich...“ doch er beendete den Satz nicht sondern nahm seine Jacke, die über einem Stuhl hing. Das junge Fräulein machte einen Schritt auf ihn zu und streckte verzweifelt den Arm aus um den jungen Mann am gehen zu hindern.

„Bitte nicht...“
 

„CUT!“

Sofort entspannten sich die Körper von Ren Tsuruga und seiner Filmpartnerin Itsumi Momose und beide richteten ihren Blick zu dem jungen Regisseur, der den kleinen Monitor beobachtete. Schließlich blickte er lächelnd zu den beiden Schauspielern hinüber.

„Ok, das war gut. Wir sind für heute fertig.“

Daraufhin begannen die Mitarbeiter die Sachen zusammen zu räumen und Ren ging zu seinem Manager, der ihm eine Flasche Wasser reichte. Doch anstatt zu trinken starrte der Schauspieler nur gedankenverloren die Flasche in seinen Händen an.

Yashiro beobachtete seinen Schützling besorgt und wusste, was dieser dachte. Immerhin schwirrten auch seine eigenen Gedanken pausenlos um das Eindringen Saena Mogamis in die Agentur und ihre Drohung LME zu zerstören. Allerdings wusste er nichts von der Drohung, die Ren persönlich von Saena erhalten hatte. Sie hatte ihm verboten sich Kyoko jemals wieder zu nähern. Wenn er sich nicht daran hielte, würde sie veröffentlichen, dass er Kuus Sohn ist. Sobald das an die Öffentlichkeit kommen würde, könnte Kyoko eins und eins zusammen zählen und herausfinden, dass er ihr all die Zeit verheimlicht hatte, dass er 'Corn' ist. Am liebsten würde er die Flasche in seinen Händen an die Wand werfen, aber er wusste, dass so ein Ausbruch untypisch für 'Ren Tsuruga' ist und er begnügte sich damit tief durchzuatmen. Es musste doch einen Weg geben, dass er sie beschützen konnte. Das letzte Mal als der Sänger von Vie Ghoul Kyoko im Wald überfallen hatte, war es Sho Fuwa gewesen, der Kyoko beschützte. Kyoko hatte zwar gesagt, dass Rens Anwesenheit ihr die Angst genommen hätte, aber damit konnte er sich nicht zufrieden geben.

Am liebsten würde er sie für immer in seinen Armen halten und vom Rest der Welt abschotten damit niemand ihr weh tun könnte. Bei diesem Gedanken erinnerte er sich an das eine Mal als er sie bewusst im Arm hielt. Damals hatte sie geweint, weil Reino von Vie Ghoul behauptet hatte, dass 'Corn' tot sei. Als er sah wie sehr Kyoko unter dieser Vorstellung litt, hatte Ren sie sanft umarmt. Ihr Körper kam ihm so klein und zerbrechlich vor als er sie an sich drückte und ihr versicherte, dass 'Corn' am Leben sei und es ihm gut ginge. Heute muss er zugeben, dass das der beste Moment gewesen war ihr zu sagen, dass er selbst Corn' ist. Immerhin hatte Reino enthüllt, dass 'Ren Tsuruga' nur ein Pseudonym war. Doch er hatte es nicht über sich gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn sie wüsste, wer er wirklich war, würde ihm auch die Drohung ihrer Mutter nichts ausmachen.
 

Tief in Gedanken versunken schritt er zusammen mit Yashiro zu seiner Umkleide, aber auf dem Flur kam ihm eine Frau keuchend entgegen gelaufen.

Kurz vor den beiden Männern blieb Kanae aus Atem stehen. Japsend holte sie Luft und ihr langes Haar hing wirr herunter. Endlich brachte sie unter viel Gestammel etwas heraus.

„Sie...Ich...eben...abholen...aber weg...“

Verständnislos sahen sich Ren und sein Manager an. Ren wandte sich an die junge Frau, die nun vor über gebeugt stand und sich mit ihren Händen an ihren Knien abstützte. Sie schien völlig aufgelöst zu sein. Behutsam legte ihr Ren eine Hand auf die Schulter und sie blickte zu ihm hinauf. Ihr Gesicht war knallrot und Schweiß strömte ihre Schläfen hinab.

„Kotonami-San, kommen sie bitte mit in mein Zimmer und erzählen mir in aller Ruhe, was passiert ist.“ Sanft führte er sie zu seiner Umkleide und Yashiro machte sich daran etwas zu trinken zu holen.
 

Schwer atmend setzte sich Kanae auf einen der Stühle und fuhr sich erschöpft durch das dunkle Haar. Als Yashiro kam und ihr eine Flasche Wasser reichte, trank sie die Flasche in großen Schlücken zur Hälfte leer. Dann sah sie Ren besorgt an.

„Kyoko ist weg.“

Ren spürte wie seine Gesichtszüge bei diesen Worten entgleiste und Yashiro ließ vor Schreck seine Brille fallen, die er gerade putzen wollte.

„Kyoko-Chan ist weg?!“

Kanae nickte bekümmert.

„Ich wollte sie vorhin abholen, weil sie heute bei mir schlafen wollte. Eigentlich wollten wir uns schon nachmittags treffen, aber sie hatte Schicht in dem Restaurant bei dessen Besitzer sie wohnt. Als ich dort ankam hat mir die Besitzerin gesagt, dass Kyoko direkt nach der Schicht mit einer Frau mitgegangen ist. Sie hat auch erwähnt, dass die Frau Kyoko sehr ähnlich sah. Bestimmt war das ihre Mutter. Ich habe versucht sie auf dem Handy zu erreichen, aber es ist ausgeschaltet. Dann bin ich hierher gelaufen.“

Nachdem sie ihren kurzen Vortrag beendet hatte, trank Kanae den Rest des Wassers aus. Inzwischen hatte sich Ren erhoben und schritt im Zimmer auf und ab. Sowohl Yashiro als auch Kanae sahen ihn fragend an. Schließlich blieb der junge Schauspieler stehen und sah abwechselnd zu den anderen beiden Menschen im Zimmer.

„Gehen wir zu der Wohnung. Vielleicht finden wir ja bei Kyoko-Chans Sachen einen Hinweis wo sie sein könnte. Ihre alte Adresse in Kyoto oder sonst irgendetwas.“

Kaum hatte er diesen Befehl ausgesprochen ging er schnell aus dem Zimmer.

Yashiro und Kanae warfen sich verblüffte Blicke zu.

„Er hat...“

„...'Kyoko-Chan' gesagt.“

Sie sahen sich wissend an und folgten Ren schleunigst.
 

Zu dritt fuhren sie zu Kyokos Wohnung. Im Restaurant brannte noch Licht und vereinzelte Gäste saßen noch an den Tischen und tranken Bier. Als die Besitzerin die drei Neuankömmlinge sah, eilte sie zu ihnen hinüber. Leise unterhielt sich Kanae mit ihr und nach wenigen Augenblicken führte die Besitzerin ihre neuen Gäste durch eine Tür im hinteren Teil des Restaurants eine Treppe hoch. Sie gingen einen Flur entlang und vor einer Tür blieb sie schließlich stehen. Sie warf Ren und Yashiro einen flüchtigen Blick zu wobei der Blick auf Ren etwas länger andauerte bevor sie wieder die Treppe hinunter verschwand. Yashiro sah ihr verwirrt hinterher.

„Ganz schön riskant oder? Sie lässt uns einfach in Kyoko-Chans Zimmer.“

Bei diesen Worten musste Kanae kichern. Während sie die Tür zu Kyokos Zimmer öffnete, erklärte sie:

„Nun ja, sagen wir mal so. Sie ist ein sehr großer Fan von Ren Tsuruga und wenn dieser leibhaftig vor ihr steht, kann sie ihm doch keine Bitte abschlagen.“

Keiner der beiden wusste, was sie darauf erwidern konnten und entschlossen sich daher Kanae stumm ins Zimmer zu folgen.
 

Kyokos Zimmer machte einen gemütlichen Eindruck. Unter ihrem Fenster lag ihr ausgerolltes Futonbett und in der Mitte des Zimmers war ein niedriger Tisch. Links und rechts an den Wänden stand ihr Kleiderschrank, Bücherregale und Kommoden. Die Wand gegenüber war frei abgesehen von zwei Postern. Die Augen der drei Besucher klebten mit ungläubigen Mienen daran. Vor allem Ren fühlte sich äußerst unwohl. Kyoko hatte aus irgendwelchen Gründen ein Poster von ihm selbst und Sho Fuwa aufgehangen. Obwohl er es nicht zugeben wollte, ärgerte ihn aber die Tatsache, dass Fuwas Poster größer war als das von ihm. Fuwas überheblicher Gesichtsausdruck starrte ihm entgegen und in seinen Fingern juckte es das Poster herunter zu reißen. Doch gleichzeitig freute er sich, dass sein eigenes Poster näher an ihrem Bett hing und er womöglich an manchen Abenden das letzte und an manchen Morgen das erste war, was sie sah. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Auch Yashiro sah sich neugierig um. Kyokos Zimmer machte ein sehr mädchenhaften Eindruck und auf der Kommode waren sogar mehrere Plüschtiere aufgestellt. Doch bei näherem Hinsehen sah er, was genau das für 'Plüschtiere' das waren.

„Was ist das?“

Kanae und Ren unterbrachen ihre Erkundungen und wandten ihren Blick dahin, wo Yashiro hinstarrte.

Nebeneinander aufgereiht saßen dort mehrere Ren - und Fuwa-Püppchen. Sie waren alle äußerst detailliert und hatten mit unter auch besondere Gesichtsausdrücke so wie Zorn, Trauer oder Freude. Behutsam nahm Ren eines der Püppchen, das wohl ihn darstellen sollte. Ihn erstaunten und ängstigten die Feinarbeiten mit der Kyoko diese Puppen hergestellt hatte. Er erinnerte sie, die Kleidung, die die Puppe trug, selber einmal getragen zu haben. Allerdings hatte er nicht diesen unterwürfigen Gesichtsausdruck gehabt. Auch Yashiro war näher herangetreten und nahm abwechselnd einige der Puppen in die Hände und begutachtete diese. Er wandte sich Kanae zu, die mit verschränkten Armen die beiden Männer beobachtete.

„Gucken Sie sich die Puppen an, Kotonami-San. Eine einfach unglaubliche Handarbeit.Wieso hat Kyoko die wohl gemacht?“

„Sie spricht mit ihnen.“

erwiderte Kanae trocken.

Sowohl Yashiro als auch Ren sahen sie verständnislos an.

„Sie...redet mit ihnen?“

fragte Ren ungläubig nach.

Kanae nickte.

„Von den Puppen weiß ich seit wir Maria begegnet sind. Das kleine Mädchen liebt diese Puppen. Ich habe durch Zufall miterlebt, dass sie die Tsuruga-Püppchen benutzt um sich selbst fertig zu machen.“

Ren sah sie mit großen Augen an.

„Sie benutzt diese Puppen um sich selber zu ärgern?“

Kanae überlegte kurz.

„Ärgern kann man nicht sagen. Vielmehr stellt sie sich mit Hilfe der Puppen vor von Ihnen belehrt zu werden.“

Nachdem er diese Worte gehört hatte, fielen Ren mehrere Begebenheiten ein bei denen Kyoko mit sich selbst zu reden schien. Die Vorstellung, dass sie dabei mit einer Puppe geredet hatte, ließ ihn kichern. Ein regelrechter Lachanfall über diese absurde Situation überrollte ihn und er musste sich sogar an der Kommode abstützen. Kanae und Yashiro dachten, dass er den Verstand verloren hatte. Doch nach einigen Augenblicken hatte der junge Schauspieler sich wieder gefasst und wandte sich an seine beiden Verbündeten. „Lasst uns nach etwas suchen, dass uns sagt, wo wir Mogami-San finden können. Immerhin muss sie uns einige Fragen beantworten.“
 

Sho stand unter der Dusche und ließ das warme Wasser über seinen Körper fließen. Seine Gedanken wanderte immer wieder zu Kyoko. Sie war Schuld daran, dass er nicht mehr singen konnte. Sie und ihre verdammte Mutter. Außerdem waren seine Eltern Schuld, immerhin haben diese Kyoko bei sich aufgenommen und ihn, Sho, in deren Familienbeziehungen verwickelt. Bei dem Gedanken, dass sie vor all den Jahren schon abgemacht hatten, dass die beiden Kinder heiraten werden, ließ das Blut in ihm hoch wallen. Und nun hatte Saena ihre Tochter gefunden.

Mit einem Seufzen stellte er das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich ab und warf immer wieder bewundernde Blicke in den Spiegel. Er war wirklich der 'most handsome' Mann, der je auf Erden gewandelt war. Er schlüpfte in seine Schlafanzughose, aber ließ seinen Oberkörper frei. Er hat nicht umsonst für diese Bauchmuskeln im Fitnessstudio trainiert bis er vor Muskelkater nicht mehr laufen konnte. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare als er durch die leere Wohnung in sein Zimmer ging. Er öffnete leise die Tür und betrachtete das Mädchen, das in seinem Bett lag. Sie lag von der Tür abgewandt und da die Decke ihr bis zur Hüfte hinunter gerutscht war, konnte er ihren nackten, weißen Rücken bewundern. Vorsichtig um sie nicht zu stören schloss er die Tür und ging langsam auf sein Bett zu. Die kurzen, braunen Haare des Mädchens lagen auf dem Kissen wie ein Kranz und Sho konnte nicht anders als sanft mit der Hand dadurch zufahren. In der vergangen Nacht war er ihr unzählige Male durchs Haar gefahren und auch sie hatte sich manchmal an seinen Haaren festgekrallt und ihn näher zu sich gezogen während er auf ihr - in ihr - gelegen hatte. Das junge Mädchen regte sich etwas, aber machte die Augen nicht auf. Jeder andere Mann würde meinen, dass sie schlafen würde, Sho jedoch kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie wach war. Er beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte ihr leise ins Ohr:

„Sie werden dich schon bald suchen. Aber keine Angst, ich werde dich beschützen.“

Bei diesen Worten legte sich ein sanftes Lächeln auf das Gesicht des Mädchens.

Sanft ließ er eine Hand ihren nackten Rücken hinab gleiten, bevor er sanft einen Kuss auf ihre nackte Schulter drückte. Sho vergrub seine Nase in ihrem kurzen Haaren und atmete ihren Duft gierig ein. Mit seinem Zeigefinger zeichnete er ihre Lippen nach, bevor er ihr ins Ohr flüstert:

„Ich liebe dich, Kyoko. Ich gebe dich niemandem her. Niemals.“
 

Schweißgebadet schreckte der Sänger aus dem Schlaf auf. Sein Zimmer war stockdunkel und alles war still bis auf sein angestrengtes Keuchen. Sho blickte verwirrt auf die andere Bettseite, aber dort lag keine Kyoko. Als ob er sicher gehen müsste tastete er mit der Hand den leeren Platz ab. In seinen Gedanken herrschte das blanke Chaos. „Nein...Nein...“ stammelte er. Es konnte nicht sein. Er musste in seinem Traum gelogen haben. Er liebte sie nicht. Er konnte sie nicht lieben!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyoko-Hizuri
2011-07-12T13:13:27+00:00 12.07.2011 15:13
da hast du vollkommen recht Sho...*grimm*
du kannst Kyoko nicht lieben, dazu hast du kein Recht

ich habe allerdigs auch einen schrecken bekommen als ich den Schluss las,
das kann nicht sein dachte ich mir,...
zum glück war das nur ein Traum.
das Kap ist schön^^, weiter so
ich freue mich schon auf das nächste Kap
Kyo-Hizu
Von:  SchwarzeNami
2011-07-12T01:26:29+00:00 12.07.2011 03:26
ich finde die Geschichte einfach toll....
wie du den Charakter von Saena beschrieben hast kann ich *kalter schauer übern Rücken Lauf* dieser Frau wollte ich net begegnen...

Bei Sho´s Traum habe ich erstmal schlucken müssen da ich echt dachte das sie bei ihm ist...
da schrie in mir alles - wie kann das sein, wieso machst Kyoko das freiwillig und wehrt sich net...-
bin wirklich gespannt wie es weiter geht...

Lg SchwarzeNami


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