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Die Chroniken der Finsternis

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Verstoßen, aber nicht verloren?

Der Lauf der Zeit steht niemals still. Wie ein Fluss schlängelt er sich der Ewigkeit entgegen. Unaufhaltsam fließt er voran, gabelt sich dabei mehrere Male, nur um wieder zusammen zu treffen.

In diesem Spiel der Zeit sitzt der Mensch, im Boot seines Lebens, und wird von der Strömung vorangetrieben. Mit seinem Ruder in der Hand entscheidet er, welchen Weg, der sich vor ihm auftut, er gehen möchte. Nur selten drängt ihn die Strömung in eine Richtung. Er reist auf Strecken, welche sowohl vom Licht, als auch der Dunkelheit erfüllt sind. Auf diese Weise segelt der Mensch im Strom der Zeit, bis das Boot seines Lebens leck schlägt, untergeht und er vergessen wird.

Heute möchte ich euch die Geschichte eines Mannes erzählen, welcher versuchte sowohl dem Leben, als auch dem Tode den Rücken zu kehren.
 

Die Geschichte jenes Mannes beginnt vor vielen Jahren, als er noch ein junger Knabe war. Der Name jenes Knaben ist Tiranu. Er ist der Sohn eines Bauern. Eigentlich war er ein ganz gewöhnlicher Junge, wenn er nicht einige seltsame Angewohnheiten aufgewiesen hätte. Tagsüber verließ er das Haus nur, wenn er seinen Eltern auf den Feldern helfen sollte. Ansonsten befand er sich stets in seiner kleinen Kammer, in der das Fenster immer verhangen war, so dass kaum bis gar kein Licht hinein drang. Es schien so, als wenn er das Sonnenlicht mied, wo er nur konnte. Aufgrund dessen war er immer sehr blass und sah schon fast ungesund und kränklich aus.

Doch sobald das Licht der Sonne schwand verließ er das Haus für lange Abendspaziergänge. Der junge Tiranu schätze die Ruhe und Stille der Nacht. Diese zog er dem Trubel des Tages bei weitem vor. Hier erst, im Schutze der Nacht, konnte er sich richtig entspannen. Die Dunkelheit, welche ihn umgab, beruhigte ihn und ließ ihn seine Sorgen vergessen.

So vergingen die Jahre, in denen Tiranu in seiner selbst gewählten abendlichen Isolation lebte, bis der Tag der Initiation näher rückte. Im Leben eines jeden Mannes oder auch einer jeden Frau war dies ein äußerst wichtiger Tag. Doch für Tiranu sollte dieser Tag in einem Desaster enden. Denn während des Ritus zeigte sich, dass er eine Affinität zu den Runen der Dunkelheit, der Illusion und zu der des Todes besaß. Zu seinem Unglück verabscheute man jede dieser Runen in seinem Clan und so kam es dazu, dass sein Vater, ein Mann der die Tradition und die Ehre der Familie stets bewahrte, ihn aus seinem Hause fortjagte. Doch dies tat er erst, nachdem er an Tiranu seinen Zorn ausgelassen hatte, da dieser Unehre über die Familie brachte.
 

Völlig zerschunden verließ Tiranu das Dorf seines Clans. Das einzige was er besaß, waren die Kleider an seinem Leib. Er wusste, dass er die anderen Dorfbewohner nicht um Hilfe ersuchen konnte. So zog er davon, in Richtung eines Berges, welchen er in der Ferne sah. Es dauerte einige Tage, bis er den Berg erreichte. Er konnte spüren, wie er mit jedem Schritt den er tat, schwächer wurde. Er war halb am verhungern, von seinem Durst ganz zu schweigen. Am Fuße des Berges befand sich ein Wald. In diesen begab er sich hinein, in der Hoffnung etwas essbares zu finden. Doch er fand nichts. Immer tiefer und tiefer begab er sich in den Wald, doch seine Suche blieb erfolglos. Langsam wurde ihm schwindlig und sein Sichtfeld verschwamm vor seinen Augen. Er nahm nur noch wahr, wie eine dunkel gekleidete Gestalt den ausgetretenen Pfad betrat, welchem er gefolgt war. Danach brach er zusammen.
 

Als Tiranu wieder erwachte, fand er sich in einem Bett wieder. Seine Wunden waren versorgt worden. Neben ihm, auf einem kleinen Nachttisch, lag ein halber Leib Brot und ein Krug mit Wasser. Gierig machte er sich darüber her, wobei er sich mehr als einmal leicht verschluckte. Nachdem er sein Mahl beendet hatte, sah er sich um. Er befand sich in einem steinernen Raum, welcher von Fackeln beleuchtet wurde, denn Fenster gab es keine. In einer Ecke saß auf einem Stuhl ein in einer schwarzen Robe gekleideter Mann.

Es stellte sich heraus, dass jener Mann ihn dorthin gebracht und seine Wunden behandelt hatte. Er fragte Tiranu, was ihm widerfahren sei. Und so erzählte Tiranu seine Geschichte. Während er erzählte, konnte Tiranu es kaum fassen, wie seine eigene Familie ihm nur so etwas antun konnte. Er fühlte sich verraten und enttäuscht. Ebenso erschreckte es ihn, dass er im Grunde genommen nur knapp dem Tode entronnen war.

Wieso wurde man geboren, nur um wieder zu sterben? Wieso steht man in Abhängigkeit von Leben und Tod? Kann man dem nicht entfliehen? Gab es keinen Weg auf dieser Welt für immer zu verweilen? Dies waren Fragen, welche sich Tiranu nun stellte. Er kannte den Fremden zwar nicht, aber er hatte ihm geholfen und so teilte er seine Gedanken mit ihm. Während Tiranu redete hörte ihm der Fremde aufmerksam zu. Als er geendet hatte, gab ihm der Fremde zu verstehen, dass es einen Weg gäbe dieses Ziel zu erreichen. Jedoch müsse er bereit sein, alles dafür zu tun und er dürfe keine Angst vor dem Unbekannten haben.
 

Hoffnung flammte in dem jungen Mann auf. Es gab einen Weg! Ob Tiranu bereit war alles dafür zu tun? Sicherlich war er das. Er hatte den kalten Hauch des Todes schon zu spüren bekommen und wäre diesem fast erlegen gewesen. Doch er wollte es nicht. Er wollte nicht, dass seine Existenz so einfach endet. Ja, er war bereit alles zu tun, was nötig ist, um dem entgegenzuwirken. Und Angst vor dem Unbekannten hatte er sowieso nicht. Als er dies dem Fremden mitteilte, stand dieser lächelnd auf und stellte sich als Karak Ulad vor. Er war einerseits ein Heiler und andererseits ein Nekromant! Er war das Oberhaupt eines Ordens von Nekromanten, welche in einem unterirdischen Kloster ihren Studien nachgingen. Er machte Tiranu das Angebot ihn zu unterrichten, wenn dieser es denn wolle. Tiranu willigte ein und wurde so der Schüler von Karak Ulad.
 

In den darauf folgenden Jahren brachte Karak Ulad seinem Schüler das Lesen und Schreiben, die Kräuterkunde, die Alchemie und die Nekromantie bei. Während seiner Studien wendete sich Tiranu endgültig von seiner Affinität zur Rune des Todes ab. Er lernte sehr eifrig und wurde daraufhin zu einem der besten Schüler seines Meisters.

Als er eines Tages im Wald unterwegs war, um Kräuter zu suchen, fand er ein abgemagertes und verletztes Wolfsjunges. Von seinem Rudel war keine Spur zu sehen. Aus einem ihm unbegreiflichen Grund bekam er Mitleid mit dem kleinen Geschöpf. Vielleicht war es deswegen, weil ihn die Situation der jungen Wölfin an seine eigene vor wenigen Jahren erinnerte. Er nahm das Wolfsjunge, welches sich widerstandslos hochheben ließ, mit und kümmerte sich um dieses.
 

An einem anderen Tag, als er mal wieder Kräuter sammeln war, fand er wieder ein wehrloses Geschöpf. Es war ein junger Rabe, der sich den Flügel verletzt hatte und nicht mehr im Stande war zu fliegen. Scheinbar hatte auch dieser seit einer längeren Zeit nichts mehr gefressen, denn auch er ließ sich widerstandslos mitnehmen. Auch bei diesem Vogel wurde Tiranu vom Mitleid ergriffen. Wurde er so langsam weich? Nein… es war die aussichtslose Situation dieser Tiere, welche ihn zum handeln bewegte.

Er kümmerte sich um beide Tiere, bis diese wieder vollständig genesen waren. Doch keines der beiden Tiere machte Anstalten ihn zu verlassen. Die Tiere hatten eine Art Verbindung zu ihm aufgebaut und er zu ihnen. So blieben sie an seiner Seite, wohin er auch ging. Beiden Tieren gab Tiranu einen Namen. Die Wölfin nannte er Saya und den Raben Akkarin.
 

Weitere Jahre vergingen in denen Tiranu immer besser und besser in seinen Disziplinen wurde. Auch beschäftigte er sich mit der Kunst des Kämpfens. Dabei nutzte er jedoch eine ziemlich ungewöhnliche Waffe. Er verwendete eine große schwarze Sense, welche aus einem Bleigemisch gefertigt war.

Nach einigen Jahren des Studiums erklärte Karak Ulad Tiranu zu einem Meister ihres Ordens.
 

Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Chroniken der Finsternis, von denen ich euch erzählen möchte. Sie beschreiben das Leben und Unleben jenes finsteren Nekromanten, sowie sein Schaffen und Wirken in der Welt von Glorantha.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-12-06T12:31:03+00:00 06.12.2011 13:31
Coole Story. Mir gefällt i-wie alles^^ Vor allem gefällt mir dein Schreibstil. Hoffe du schreibst sie weiter^-^
Von:  MillyMitch
2011-01-09T17:49:43+00:00 09.01.2011 18:49
Die erstes Zeilen gefallen mir am meisten. Aber auch der Rest der Geschichte, die ja leider kein Ende hat, ist mal wieder gut gelungen.
Vorallem gefällt mir der tierliebe Hauptchara und der Name "Akkarin" Der hat es mir echt angetan : 3



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