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Schutzengel

Ein kleiner One-Shot für mein Wichtelchen. :)
von

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One-Shot

Schutzengel
 

Engel – mächtige Wesen, welche oft in den Belangen der Menschen eingriffen.
 

Es gab verschiedene Arten von Engeln, jede Art besaß andere Aufgaben, die es zu erfüllen galt.
 

Doch in dieser Geschichte geht es um einen sogenannten Schutzengel, der auf seinen Schützling aufpasste – und dabei ein wichtiges Gesetz brach.
 

In einem Raum, welcher große Ähnlichkeit mit einem Thronsaal besaß, fand gerade eine Anhörung statt. Ein hochrangiger Engel befand sich am Thron, er war sichtlich wütend. Einige andere standen wahllos im Raum herum. Und ein weiterer, gefesselt und am Boden kniend, mitten im Saal. Es handelte sich hierbei um einen jungen Mann, ein Engel niedrigen Ranges.

Sein langes, blondes Haar ging ihm bis zur Brust und seine blauen Augen wirkten glasig. Er trug schlichte Leinenkleidung, die jedoch nicht nur dreckig, sondern auch zerfetzt war, an vielen Stellen sickerte immer noch frisches Blut hindurch.

Was dieser Mann wohl angestellt und was man von ihm verlangt hatte? Nun, dazu wäre ein kleiner Zeitsprung von Nöten.
 

Es war ein Tag, wie jeder anderer auch. Eine Gruppe von Reisenden ging ihren Weg, bald würden sie an eine Lichtung kommen und eine Pause machen - so wie immer. Der Schutzengel kannte diese Gruppe inzwischen schon sehr gut, schließlich war er seit Monaten bei ihnen. Die junge Frau, die er beschützte, reiste schon eine ganze Weile mit diesen Männern und Frauen und schien dies in kommender Zeit auch nicht ändern zu wollen. Jene Frau kannte er bereits seit sie ein kleines Kind war, oft hätte er gerne eingegriffen, doch dies war einem Engel verboten.
 

Auf einmal hörten die Wanderer einige Stimmen und machten sich bereit zu einem Kampf – zu Recht, denn es handelte sich hierbei um angreifende Banditen. Alle packten ihre Waffen aus und die Banditen, die damit nicht rechneten, zerstreuten sich. Manche griffen weiter an, andere hauten feige ab und wieder andere warteten auf den richtigen Zeitpunkt zum Zuschlagen.

Die junge Frau selbst war eine meisterhafte Bogenschützin und zusammen mit ihren Freunden hagelte es nur so vor Angriffen. Man hörte den Klang von Schwertern, die auf Eisen trafen, Pfeile, die sich in etwas hinein bohrten und etliche andere Geräusche.
 

Gerade fiel der letzte der Banditen und die Reisenden waren sichtlich erleichtert, dass niemand von ihnen eine größere Verletzung abbekommen hatte. Auch das Mädchen wurde übermütig, senkte ihren Bogen und drehte sich zu den anderen, wohl gemerkt, somit mit dem Rücken zu den schwer verletzten und teilweise toten Banditen.
 

Einer davon rappelte sich nun wieder halbwegs auf, Pfeile prangten aus seinem Körper und mit letzter Kraft ließ er seiner Wut vollem Lauf. In Sekundenschnelle und ohne dass noch jemand etwas dagegen tun konnte, griff er nach seinem Dolch und warf diesen auf das Mädchen.

Dies war der Zeitpunkt, als der Engel ein wichtiges Gesetz brach - „Zeigt euch niemals den Menschen!“
 

Doch nun stand der Schutzengel dort und hielt in seiner blutenden Hand den Dolch, welchen er gerade mitten im Flug aufgefangen hatte. Die junge Frau, die er beschützte, hatte sich schon längst umgedreht, konnte immer noch nicht fassen, wer, oder besser sagt, was sie da gerade schützte. Auch ihre Reisebegleiter staunten nicht schlecht, schließlich sah man einen Mann mit Flügeln nicht alle Tage. Gerade als das Mädchen etwas sagen wollte, wurde der Engel wegtransportiert, seine Vorgesetzten hatten anscheinend schon längst gemerkt, was dort in der Menschenwelt vor sich ging.
 

„Ich denke, du weißt, warum du nun hier bist“, sagte einer, der hier anwesenden Engel. Der Schutzengel nickte nur enttäuscht, er hatte einen Fehler begangen und musste nun mit den Konsequenzen leben. Der ranghöchste Engel blätterte in einem dicken, altem Buch herum und sagte nun auch etwas zu diesem „Gespräch“. „Da dies dein erstes Vergehen war und du aus einer Kurzschlussreaktion gehandelt hast, ist dieser Fehler verzeih bar – lass es nur nicht noch einmal passieren! Schon morgen bekommst du einen neuen Schützling, ich werde dir eine geeignete Person heraussuchen.“Das war auch das Letzte, was deren Anführer sagte, kurz darauf deutete er allen, dass sie nun gehen sollten.
 

Während der neuen Anweisungen war der Schutzengel bereits deutlich gereizt, er hielt nicht viel von der Idee, einen neuen Schützling zu bekommen. Er kannte die Regeln jedoch gut, viele Schutzengel taten Dinge, die sie nicht durften, nur weil sie sich bereits zu sehr an ihren Schützling gewöhnt hatten. Deshalb bekamen diese auch sofort einen anderen, sobald die Vermutung aufkam, dass ihnen zu viel an ihrem Mündel lag.
 

Nachdem die Nacht einbrach, beschloss er, noch einmal zur Menschenwelt zu fliegen. Er wollte sie sehen – wenigstens ein letztes Mal. Obwohl er unsichtbar war, schlich er durch die Gegend, als ob ihn jederzeit jemand erwischen könnte. Er hielt sich an den Tagesplan der Reisenden und fand sie schließlich, schlafend und mit dem ein oder anderen Aufpasser verbrachten sie hier ihre Nacht. Die Frau, die er all die Jahre beschütze, befand sich jedoch nicht mehr in der Gruppe. Er ging einige Male alle Gruppenmitglieder durch und wirkte schon leicht verzweifelt.
 

Doch eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Gerade deshalb ist es nicht gut, dass man sich an seinen Schützling gewöhnt, komm jetzt mit uns.“ Es waren ein paar Engel, deren Aufgabe darin bestand, Flüchtlinge einzufangen und einzusperren. „Ich komme nicht mit!“, zischte dieser, doch kurz darauf befand er sich bereits in deren Gewalt und fand sich im Kerker wieder.
 

„Du hättest nicht abhauen sollen, jetzt hast du auch deine letzte Chance vertan“, spottete einer von ihnen und alle zusammen gingen, nun wo sie ihre Aufgabe erfüllt hatten.

Der nächste Tag bestand aus besagter Anhörung und er musste unzählige Fragen über sich ergehen lassen, doch er weigerte sich, diese zu beantworten. Als Strafe folterten sie ihn, wollten die Gründe für seine Taten erfahren. Heute war seine letzte Chance zu reden, ansonsten würde er verbannt werden und verlor somit all seine Kräfte.
 

Nun kniete er hier, verletzt, stark blutend und einen leeren, glasigen Blick aufweisend. Er schien immer noch nicht gewillt zu sein zu antworten. „Wieso nimmst du all das auf dich?! Wieso nutzt du nicht die Chance?! Nur wegen diesem Mädchen – deinem Schützling? Egal was passiert, sie ist unerreichbar für dich, sieh das doch ein!“, keifte sein Vorgesetzter, es war ein weiterer billiger Versuch, Antworten von ihm zu bekommen. Nun reagierte der Schutzengel seit langem wieder einmal: „Wieso sollte ich 'diese Chance nutzen', wenn ich dann ohnehin nichts weiterhin als eine Schachfigur bin?! Die Strafe – wie ihr sie nennt, ist wohl eher eine Belohnung, denn nur dann bin ich wirklich frei! Ohne diese dumm-.“ - „Es reicht! Wie wagst du es, mit mir zu sprechen? Bei dir ist ohnehin schon alles verloren, meine Geduld ist am Ende!“, schrie sein Gegenüber ihn an.
 

Unbeeindruckt fing der Schutzengel an zu lachen. „Wenn es meine Strafe ist, ein Menschen zu werden, dann habe ich kein Problem damit“, in Gedanken fügte er noch hinzu, dass er dabei sogar viel glücklicher wäre. „Mit einem Bluff kommst du nicht weit! Männer, stutzt ihm die Flügel und werft ihn in die Menschenwelt. Ich habe keine Lust mehr, mich mit ihm zu streiten“, sagte sein Vorgesetzter und wandte sich ab.
 

Trotz allem zierte ein Lächeln sein Gesicht, auch als bereits einer seiner Flügel fiel. Selbst beim Zweiten änderte sich dies nicht. Er verlor nun die Fähigkeit zu fliegen, ewig jung zu bleiben und die unzähligen Engelsfähigkeiten. Doch das war es ihm wert, er wollte endlich ein Mensch sein. Gerade packten ihn die Engel, um ihn fortzuschaffen, als ein seltsames Licht erstrahlte und die Zeit einfror.
 

„Warum opferst du all deine Macht? Wie stehst du zu diesem Mädchen?“, fragte eine ruhige, warme Stimme ihn. Im Gegensatz zu den Engeln, wirkte diese Stimme vertrauenswürdig und so beschloss er, zu antworten. „Warum? Weil ich...“, er kannte die Antwort offenbar selbst noch nicht. Doch dann schüttelte er seinen Kopf und sagte mit voller Zuversicht: „Weil ich sie liebe!“
 

Stille.
 

„Verstehe“, antworte ihm die Stimme. So etwas ist bei Engel selten, die meisten besitzen diese Fähigkeit nicht. Damit verschwand die Stimme und zugleich dieses Licht. Auch die Zeit ging weiter und er hörte hinter sich die anderen Engel schreien, erst jetzt bemerkte er, dass ihm besonders schöne Flügel wuchsen und auch all seine Wunden sich schlossen.
 

Von einer Sekunde zur anderen stand er nun in der Menschenwelt. Außerdem trug er edle Engelskleidung und er war nicht unsichtbar, diese Fähigkeit schien zudem sogar blockiert zu werden. Er war sichtlich irritiert und sah sich um, da erblickte er jemanden an einem Baum gelehnt – es war sein Schützling. Sie war nicht mehr bei den anderen, sondern immer noch an jener Lichtung, an der sie und ihre Kameraden gegen die Banditen gekämpft hatten. Gerade eben noch sah sie gedankenverloren durch die Gegend, doch plötzlich sah sie gezielt in seine Richtung und schien wie versteinert zu sein. Er lief zu ihr, zitterte und strich ihre Wange entlang, sie hob gerade ihre Hand, als er erneut teleportiert wurde.
 

„Was sollte das?!“, platzte es aus ihm heraus. Dennoch erhoffte er keine Antwort, er war in einem komplett weißen „Raum“. Im Nichts. Eine ihm wohlbekannte, freundliche Stimme antwortete ihm: „Du wolltest sie doch unbedingt sehen, oder täusche ich mich?“ - „Ja, schon, aber...“, stotterte er, diese Aktion war grausam für ihn. „Keine Sorge, ab morgen gehört sie zu deinesgleichen“, sagte jene Stimme, „du kannst es nicht verhindern, das kann niemand.“ Der Engel sackte zusammen, Trauer ergriff ihn. Er wusste, was das bedeutete, das Mädchen würde morgen sterben.

„Du hättest nur einen Tag gehabt, in dem du hättest glücklich sein können, hier hast du stattdessen die Ewigkeit. Aber wie dem auch sei – ich würde mich freuen, wenn du zu den Engeln gehören würdest, die mir zur Seite stehen, was sagst du dazu?“

„Wer bist du überhaupt?“, fragte der Engel kraftlos. Die Stimme lachte erst, bevor sie ihm antwortete: „Ich denke, das weißt du ganz genau. Morgen würdest du dich um die Neuen kümmern, ich könnte dich wahrscheinlich ohnehin nicht davon abhalten.“

„Das glaube ich auch“, sagte der Engel und riss sich nun endlich zusammen. „Ich nehme das Angebot an, es wäre außerdem nett, wenn ich nun wieder Zugriff auf meine Fähigkeiten hätte.“
 

So war es auch, am nächsten Tag gehörte er zu den Engeln, die Gott persönlich unterstanden. Vor allem jene, die sonst mit ihm zusammen arbeiteten, sahen ihn verblüfft an. Seit Stunden kümmerte er sich um die Neuankömmlinge, früher hätte er sich gefreut, wenn er ein so hochrangiger Engel gewesen wäre. Nun war diese Arbeit allerdings unter seinem Rang, aber heute war es sowieso eine Ausnahme für ihn.
 

Jetzt sah er sie endlich, sie kam gerade an, wirkte verzweifelt und voller Trauer. Er kümmerte sich um einen nach dem anderen und nun stand endlich das Mädchen vor ihm, mit gesenktem Blick. Sie schien ihn nicht erkannt zu haben. „Immer noch so traurig?“, fragte er enttäuscht. Nun hob sie ihren Blick und ihre Augen fingen an zu strahlen. „Nein, nun nicht mehr“, sagte sie und lächelte ihn an.
 

Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2011-12-15T08:11:08+00:00 15.12.2011 09:11
Hübscher One-Shot. Die Geschichte der Engel gefällt mir sehr. Passt super zur Weihnachtszeit (die ja wieder voll im Gange ist) Kinder würden sich bestimmt auch über eine solche Geschichte freuen ^^

LG
abgemeldet
Von:  niky-chan
2011-02-19T16:02:07+00:00 19.02.2011 17:02
Eben habe ich es durchgelesen und ich muss dir etwas sagen.

Ich bin sehr, wirklich sehr begeistert von deinem OS. So schön geschrieben mit einige Rechtschreibfehlern, aber das ist kein Ding, bin selbst nicht besser.
Aber wirklich so genial. Super durchdacht und... *sfz*
Mir fehlen die Worte um es weiter zu beschreiben. Ich habe aber keien Kritik und hoffe, das ich bald noch deine andere Story lesen kann und ebenfalls von dieser so vereinnahmt werde :)

LG Niky

Von:  alunabun
2010-12-24T15:58:05+00:00 24.12.2010 16:58
Das faule Weihnachts-Schwein meldet sich : )

Ich liebe die Geschichte, seriously. Is voll süß geworden, vorallem der Schluss. Hat so 'n tolles open Ending, sowas ist für mich 'ne vollkommene Story, wo man seiner Fantasy freuen Lauf lassen kann.
*freudig sigh* Ja, das ist schön : )
Bin voll begeistert, mein Knuffel. Weiter so!

LG
WoNDERHoLiC. <3
Und nochmals: frohe Weihnachten.
Von:  Schneeregen
2010-12-23T14:02:26+00:00 23.12.2010 15:02
Haha! Ich bin das Wichtelkind =D
Mir hat die Story total gefallen und ich hab mich wie ein kleiner Waschbär gefreut x3
Ich find toll, dass es dann doch irgendwie ein Happy End gab, und Engel und... ach ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Vielen Lieben Dank =)
Von:  AnnaBlume
2010-12-22T15:45:03+00:00 22.12.2010 16:45
Ooohh, du weisst ja, dass ich den Schluss besonders schön finde *___* hast du einfach super umgesetzt, die Story ist so süss! Ein wenig traurig, aber echt liebevoll....uh will auch dein Wichtelkind sein >3<


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