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Mein einzigartiger Engel

Kratos x Raine x ?
von

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'Ich kann dich nicht vergessen, Kratos'

Die Sonne spendete eine wohlige Wärme, während die Strahlen das Zimmer der jungen Halbelfe erhellten und ihre Nase kitzelten. Etwas Unverständliches murmelnd, drehte sich Raine auf die andere Seite, zog die Bettdecke etwas höher und tastete nach der Wärmequelle neben ihr. Die Augen blinzelnd öffnend, blickte sie sich um, aber den Gesuchten konnte sie nicht entdecken. Irgendwie kam ihr die jetzige Situation bekannt vor und erst nach weiteren Minuten fiel ihr ein, dass Kratos an gedachten Morgen auch nicht mehr bei ihr gewesen war.
 

Es bildeten sich bereits die ersten Tränen in ihren Augen, wollte Raine schon ihrem Kummer freien Lauf lassen, hätte sich nicht leise ihre Zimmertür geöffnet. Richter hielt ein Tablett in der Hand, war er schon vor einer ganzen Weile wach geworden und hatte versucht, ein ordentliches Frühstück herzurichten. Er stieß die Zimmertür mit dem Fuß zu, stellte das Tablett auf den Nachtschrank ab und ging vor dem Bett in die Hocke. "Guten Morgen" murmelte er und fuhr mit seiner Hand über ihre Wange, beseitigte ihre Tränen und drehte ihren Kopf in seine Richtung.
 

"Ich... Ich dachte, du wärst...". "Verschwunden? Nein, ich würde nicht ohne ein Wort gehen" unterbrach er die junge Frau und deutete nun zum Nachtschrank. "Ich habe dir Frühstück gemacht, aber ich muss dich wohl vorwarnen. Ich habe zum ersten Mal gekocht" fügte Richter hinzu und setzte sich nun zu ihr aufs Bett. Ohne triftigen Grund würde er sie niemals im Stich lassen und außerdem würde er immer vor ihrer Tür stehen. Raine musste diesbezüglich keine Angst haben, obwohl er vermutlich in den nächsten Tagen die Forschungsakademie aufsuchen müsse, um einen langwierigen Urlaub zu beantragen. Aster hatte zwar bestimmt sein Verschwinden erklärt, aber dennoch musste er selbst Stellung für sein Handeln beziehen.
 

"Was ist das?" fragte Raine und deutete auf dieses Etwas, dass sie auf dem Teller sehen konnte. In der Tasse war vermutlich Kaffee, da es im Zimmer nach Kaffee duftete, aber dieses Etwas auf dem Teller bereitete ihr Sorgen. War das überhaupt essbar? "Rührei... Ich habe einige Kräuter verwendet, daher die sonderbare Farbe" erwiderte Richter und reichte ihr den Teller. "Wenn du nicht willst, dann werfe ich es in den Müll" fügte er nun nicht mehr so gelassen hinzu, denn er hatte sich an den Herd gestellt, um ihr Frühstück zu machen. Ein bisschen mehr Dankbarkeit erwartete er schon, aber vielleicht sollte er Raine das gemachte Rührei erstmal probieren lassen.
 

Raine nahm die Gabel in die Hand, betrachtete nochmals die sonderbaren Rot und Grüntöne, die sie beim Rührei erkennen konnte und nahm schließlich den ersten Happen zu sich. Ihre Augen weiteten sich bei dem ekelhaften Geschmack, ehe sie den Teller zurück auf das Tablett stellte und lautstark hustete. "Willst du mich vergiften?" keuchte die junge Professorin und nahm die Tasse zur Hand, um den ekelhaften Geschmack in ihrer Mundhöhle zu beseitigen. Als sie einen kräftigen Schluck zu sich nahm, spuckte sie den Kaffee sofort wieder zurück in die Tasse. Wie viele Kaffeebohnen hatte er nur verwendet?
 

Richter erwiderte nichts, sondern probierte nun selbst sein gemachtes Rührei. Den Happen spuckte er zurück auf den Teller, schüttelte sich angewidert und zog es nun doch vor, den gemachten Kaffee lieber nicht zu probieren. "Wir sind uns wirklich sehr ähnlich. Meine Speisen haben auch immer einen sonderbaren Geschmack" lächelte Raine und stieg aus dem Bett, um sich nun anziehen zu können. Ihre Innenschenkel schmerzten ein wenig, verspürte sie Muskelkater durch die gestrige Aktion im Bett und unter der Dusche. Eine leichte Röte erschien auf ihren Wangen, als sie sich an seine Lippen an ihrem Hals erinnerte. Ein roter Fleck war deutlich auf ihrer Haut zu erkennen und obwohl seine Tat an die eines noch unreifen Jungen erinnerte, schien er diesen Knutschfleck mit voller Absicht gemacht zu haben.
 

Weitere Gedanken konnte sich Raine nicht machen, da es nun lautstark an der Haustür klopfte. Richter öffnete die Zimmertür, nahm das Tablett gleich mit und warf einen letzten Blick zur jungen Frau, welche sich nun wieder ihrem Spiegelbild zugewendet hatte. "Dein Bruder sollte des Öfteren bei Freunden übernachten" lächelte er, lief den Flur hinab und betrat schließlich die Küche. Das Tablett stellte er auf die Arbeitsfläche ab, ehe er etwas Unverständliches in sich hinein murmelte und die Haustür lautstark öffnete. Stille herrschte für einige Sekunden, denn nicht Raine's Bruder stand vor der Tür, sondern ein Mann, dessen Begeisterung sich wahrlich in Grenzen zu halten schien.
 

"Du..." zischte die Person und verschaffte sich Zutritt zum Haus, würdigte Richter keines Blickes mehr und lief zielstrebig zum Zimmer der jungen Halbelfe. Wieso war dieser Kerl hier? Laut Sheena's Berichten hatte er bisher nicht einmal die Stadt verlassen, also wie war er unbemerkt an die Shinobi aus Mizuho vorbei gekommen? Vor der offen stehenden Tür zu Raine's Zimmer blieb er stehen, lehnte sich an den Türrahmen und bedachte die junge Professorin mit einen undeutsamen Blick.
 

"Yuan... Stimmt etwas nicht?" fragte Raine und zog sich nun ihre Stiefel an. Seine Augen verrieten, dass er wenig erfreut zu sein schien, aber die Gründe musste sie noch in Erfahrung bringen. "Ich wollte dich besuchen, aber... Vergiss es. Ich bin enttäuscht von dir, Raine" erwiderte Yuan und wendete sich zum Gehen. Seine Augen hatten natürlich den roten Fleck an ihrem Hals gesehen und nun fragte er sich, ob Genis nichts von der möglichen Rückkehr seines besten Freundes erwähnt hatte. War der junge Halbelf plötzlich auf der Seite von Richter? Nein, es musste andere Gründe geben und da Genis offensichtlich nicht zu Hause war, würde er nun Lloyd aufsuchen und sich die Informationen einholen, die er benötigte, um die jetzige Situation wenigstens verstehen zu können.
 

Der Langhaarige blieb neben der Haustür stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und blickte Yuan unbeeindruckt an. Der Halbelf schien ihn nicht gern hier bei Raine zu sehen, aber er besaß nicht das Recht, ihn des Hauses zu verweisen. "Du elender Bastard. Du wirst Raine nicht halten können. Dafür werde ich schon sorgen" zischte Yuan und verließ das Haus. Er würde Kratos auch über diese Wendung informieren, dieser Entschlus stand bereits fest. Dieser Kerl würde schon sehr bald von der Bildfläche verschwinden und wenn er sich selbst um dieses Problem kümmern müsse. Raine gehörte schon längst seinem besten Freund und deswegen war es nun an der Zeit, diese Angelegenheit endlich zu beenden. Kratos musste endlich zurückkehren, musste seine Gefühle aussprechen und musste der Professorin versichern, dass er nun bei ihr bleiben würde.
 

"Ich muss mich für sein Verhalten entschuldigen" murmelte Raine und sah dem Halbelfen hinterher. Was hatte er eben gemeint? Er war enttäuscht von ihr? Warum schimpfte Yuan einen Mann einen Bastard, obwohl er ihn nicht mal kannte? Es konnte Yuan doch völlig gleichgültig sein, mit wem sie befreundet war, aber aus einem unerfindlichen Grund schien er noch immer ein Auge auf sie zu halten. Moment, könnte Kratos ihn darum gebeten haben? Nein, Kratos würde nicht wollen, dass Yuan solche Worte an einen ihm Fremden richtete, oder?
 

"Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, Raine. Er mag mich eben nicht und sonderlich beliebt war ich auch noch nie" entgegnete Richter und verließ nun ebenfalls das Haus. Vor dem kleinen Teich blieb er stehen und erinnerte sich an die Worte, welche natürlich ein ungutes Gefühl in ihm ausgelöst hatten. Was auch immer dieser Yuan nun tun würde, Richter musste wohl damit rechnen, dass Raine seinen Händen entgleiten würde. Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn von der Wasseroberfläche aufsehen, direkt in blaue Seen, welche ihn besorgt musterten. Ein leiser Seufzer entwich seinen Lippen, ehe er ihr eine Strähne aus der Stirn strich und ein zaghaftes Lächeln auflegte.
 

"Machst du dir etwa Sorgen um mich?". Raine senkte ihren Kopf, denn natürlich machte sie sich Sorgen. Yuan hatte ihm doch gedroht und so etwas würde er doch eigentlich nur tun, wenn er einen triftigen Grund hatte, oder? Kratos würde dieses Verhalten sicherlich nicht dulden, oder wusste er etwa von ihrem Kuss mit Richter? Nein, der Braunhaarige würde dennoch niemals so weit gehen und ihre Freunde bedrohen lassen. Kratos war nie so gewesen, also musste es andere Gründe geben.
 

"Hättest du Lust auf einen Ausflug? Ich zeige dir eine Ruine, die du sicherlich noch nie gesehen hast" murmelte Richter und endlich verschwand die nachdenkliche Miene und machte einem neugierigen Ausdruck in den Augen platz. Die junge Professorin sah den Langhaarigen noch einige Sekunden an, ehe sie ins Haus stürmte und wenige Augenblicke später mit einer Umhängetasche bereit für die Untersuchungen vor Richter stand. Er kratzte sich am Kopf und ahnte bereits schon, dass sie in der nächsten halben Stunde erneut wie ein Wasserfall reden würde. Gut, würde er sie einfach ignorieren, wenn er nicht länger ihren Worten lauschen wollte. Nun, wenigstens schien Raine nun wieder bessere Laune zu haben, als noch vor wenigen Minuten.
 

Zur gleichen Zeit rannte Yuan bereits durch den Wald, wollte er nun endlich Genis und Lloyd zur Rede stellen und in Erfahrung bringen, was hier eigentlich für ein verdammtes Spiel gespielt wurde. Wozu hatte er sich denn all die Mühe gemacht, wenn hinter seinem Rücken offensichtlich andere Entscheidungen getroffen wurden? Wie lange war Richter schon bei Raine und was hatte der Knutschfleck zu bedeuten? Er brauchte endlich Antworten und als er das Haus von Dirk endlich sehen konnte, beschleunigte er seine Schritte. Im Moment war er rasend vor Wut und hätte Kratos ihm nicht ins Gewissen geredet, hätte er diesen Kerl schon über alle Berge gejagt.
 

Wütend klopfte er an die Haustür, wartete nur wenige Sekunden, ehe Zelos ihm die Tür öffnete. "Hi... Was führt dich her, Yuan?" grinste der Rothaarige fragend und wurde grob zur Seite geschoben. Jeglicher Anstand war nun unwichtig, weswegen er Lloyd und Genis hinunter zum Wohnbereich rief und sich auf einen der Stühle an den Tisch setzte. Im Nachhinein ärgerte er sich nun schon, denn er hätte gar nicht durch den Wald rennen müssen, sondern hätte entweder mit dem Rheaird, oder seine Engelsflügel verwenden können.
 

Der Braunhaarige stieg die Stufen hinab, dicht gefolgt von Genis. Zelos war ein wenig überrascht, setzte sich aber auch zu Yuan an den Tisch, obwohl der Halbelf ihm mit seinem Blick ein wenig Angst einjagte. "Ihr werdet mir nun erklären, warum Richter bei Raine ist und wie lange ihr schon dieses falsche Spiel hinter meinen Rücken spielt". Yuan klang zwar gelassen, aber Lloyd spürte dessen Wut förmlich, weswegen er und Genis von den letzten Tagen berichteten und das die Professorin überhaupt nicht wusste, dass Kratos mit großer Wahrscheinlichkeit zurückkehren würde. Genis verschwieg diese Tatsache auch nur, weil er seiner Schwester keine falschen Hoffnungen hatte machen wollen, denn bisher warteten sie immer noch auf Kratos, welcher sich mit seiner Entscheidung eindeutig zuviel Zeit ließ.
 

"Ein Kompromiss? Das ich nicht lache... Für mich sah der Knutschfleck eindeutig aus und ich wage zu behaupten, dass zwischen Raine und Richter bereits weitaus mehr gelaufen sein muss". Yuan verschränkte nun seine Arme vor der Brust und blickte in die Runde. Außer Lloyd, denn er schien die Lage noch immer auf die leichte Schulter zu nehmen, schien jeder Anwesende seine Befürchtungen verstanden zu haben. "Stimmt... Unsere Professorin ist auch nur eine Frau und wenn Richter genug Verstand besitzt, wird er wohl mit ihr geschlafen haben. Genis sagte doch selbst, er möchte nicht länger ein Kompromiss sein" erklärte Zelos und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück.
 

"Nein... Ich dachte..." murmelte Genis und zerzauste sich sein Haar. "Ich sagte dir bereits, dass du das gebrochene Herz einer Frau nicht unterschätzen sollst. Das ist allein euer verschulden und wenn Raine wirklich Gefühle für Richter entwickeln sollte, dann...". Yuan führte seinen Satz nicht zu Ende, denn jeder Anwesende konnte sich denken, dass es dann zu spät war. "Ich werde Kratos informieren. Ich werde ihm erzählen, dass ihm nur noch eine einzige Chance bleibt und wenn er diese Chance nicht nutzt, dann ist er wirklich ein Idiot" erklärte der Ältere seinen nächsten und letzten Schritt. Mit missmutigen Gesichtsausdruck erhob er sich, lief zur Haustür und blickte nochmals zu der kleinen Gruppe, ehe er das Haus verließ.
 

Raine ließ sich bereits den Weg weisen, welchen Richter ihr erklärte und sah sich immer wieder um. Im Moment überflogen sie das weite Meer und wenn Raine seinen Worten ihren Glauben schenken durfte, musste sie auf einer einsamen Insel landen. "Dort... Lande auf dieser Insel" murmelte Richter und die junge Professorin folgte seiner Anweisung, landete auf einer wirklich kleinen Insel und sah sich suchend um, während sie vom Rheaird stieg. Wo war denn hier eine Ruine? Außer einigen Bäumen und einer Wiesenlandschaft entdeckte sie hier nichts Verdächtiges. Fragend blickte Raine nun wieder zu Richter, welcher seinen Blick ebenfalls schweifen ließ und schließlich die Hand der jungen Frau ergriff.
 

"Richter, ich sehe weit und breit keine Ruine" murmelte Raine und wartete auf eine vernünftige Antwort seinerseits. Richter ging in die Hocke, strich einige Grashalme zur Seite und ergriff ein Seil. Mit einem ordentlichen Ruck öffnete er die Falltür unter dem mit Gras bewachsenden Boden und wendete sich nun wieder der jungen Professorin zu. "Hast du jemals von der versunkenen Stadt gehört? Die Menschen nennen sie auch die Stadt der Engel" erwiderte er und deutete auf die Insel, welche der einzige Beweis für die versunkene Stadt war.
 

"Ähm... Ich dachte, diese Stadt stamme aus einem Märchen, weil es weder Hinweise, noch Fundstücke gibt. Außerdem...". Raine's Neugierde war erweckt worden, denn sie hatte in ihrer Kindheit schon viele Geschichten über die versunkene Stadt gehört, aber das es sie nun tatsächlich gab, daran hätte sie vermutlich immer noch gezweifelt, wenn sie nun nicht vor dieser Falltür stehen würde. Außerdem kannte Raine nur Welgaia, denn diese Stadt nannte sich ebenso die Stadt der Engel. "Vor etwa 2000 Jahren, so hörte ich, soll diese Insel noch an der Wasseroberfläche gewesen sein. Die Menschen erzählten von übernatürlichen Wesen mit schimmernden Flügeln, dessen Fähigkeiten die eines Elfen oder eines Halbelfen übersteigen. Vor 1000 Jahren versank die Insel aus unerklärlichen Gründen im Meer und zurück blieb diese Insel" erzählte Richter seinen Wissensstand und eigentlich hatte er diesen Eingang auch nur gefunden, weil er vor einigen Monaten mit Aster auf dieser Insel einige Feldproben durchgeführt hatte. Von ihm hatte er schließlich auch von der Geschichte erfahren, welche zur heutigen Zeit kleinen Kindern erzählt wurde.
 

"Ich verstehe... Also... Ein Problem gibt es jedoch. Du sagtest, die Stadt sei im Meer versunken und... Also, weißt du...". Die junge Halbelfe lächelte leicht, sogar ein wenig verunsichert, denn sie wollte nicht noch mal ins Wasser steigen. Zudem wollte Raine ihm nicht auf die Nase binden, dass sie fürchterliche Angst hatte und außerdem nicht schwimmen konnte. Kratos wusste von ihren Ängsten und er machte sich auch nicht über sie lustig. Seufzend fixierte sie den Boden unter ihren Füßen, denn erneut war sie in ihren Gedanken bei dem Engel. Ob er ihr erzählen könnte, ob hier vor 2000 Jahren wirklich Engel gelebt hatten? Raine wusste es nicht, schüttelte nun ihren Kopf und lauschte Richter's Worten.
 

"Das Hauptgebäude befindet sich exakt unter uns und dieses Gebäude ist von einer gläsernen Kuppel umgeben. Wir können uns demnach in bestimmten Bereichen bewegen" erklärte er und stieg die eiserne Leiter hinab. Raine nickte leicht, schluckte jedoch trotzdem und warf einen kurzen Blick zum Himmel. "Du wachst doch über mich, oder, Kratos?" fragte sich Raine in Gedanken, seufzte leise aus und folgte Richter schließlich die Leiter hinab. Wohl war ihr keineswegs, aber sie wollte ihm ihre Angst nicht offenbaren.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte. Jedoch stieg nun ihre andere Angst in ihre Glieder, da sie von der Dunkelheit umgeben wurde. "Raine?" hörte sie eine männliche Stimme neben sich und beinahe hätte sie geschrien, wäre nicht plötzlich ein kleiner Lichtstrahl erschienen. "Folge mir..." murmelte Richter und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Weg. Die junge Professorin versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen, schloss für einige Sekunden ihre Augen und erinnerte sich an den Raum, in welchen sie mit Kratos gefangen gewesen war. Warum wurde sie nun bei jeder Situation an den Braunhaarigen erinnert? Hätte sie wohlmöglich nicht solche Angst, wenn er nun bei ihr wäre? Raine wusste es nicht und ergriff die behandschuhte Hand des Mannes vor ihr. Nur ein wenig Sicherheit, dachte sich Raine insgeheim, denn mehr benötigte sie im Augenblick nicht.
 

Nach weiteren Schritten und dieser ungewöhnlichen Stille, traten sie ins Freie und endlich wurde auch mehr Licht gespendet. Raine hörte von allen Seiten das Rauschen des Meeres, blickte nun hinauf zur gläsernen Kuppel und bestaunte die Fische, welche sie erblicken konnte. Vor ihr stand ein wahrlich großes Gebäude, kaum beschädigt und als sie sich näher umsah, konnte die junge Frau die ganze Stadt bewundern, obwohl die Häuser vom Meer verschlungen worden waren.
 

Richter verfolgte ihre Blicke, legte ein leichtes Lächeln auf und ging nun zielstrebig auf das Hauptgebäude zu. "In der Eingangshalle wirst du einige Schriften in der Sprache der Engel und auch einige Malereien finden, deswegen wird diese Stadt auch die Stadt der Engel genannt" erklärte Richter und betrat die Eingangshalle durch das offen stehende Tor.
 

Raine sah sich beeindruckt um, konnte natürlich die Schriften erkennen, aber sie waren schon längst nicht mehr leserlich, weswegen sie auch nichts übersetzen konnte. Stattdessen betrachtete sie die Bilder der Engel an den Wänden, bis ihr ein vertrautes Gesicht auffiel. "Yuan?" fragte sie sich in Gedanken und trat näher an das bereits sehr verwischte Bild heran. Ihre Hand fuhr langsam über dessen Gesicht, dessen Haar und mit jeder weiteren Sekunde wurde sich Raine sicherer, dass vor ihr ein Bild von Yuan zu sehen war.
 

Ihre blauen Augen wendeten sich von dem Bild ab, glitten über weitere Bilder, ehe sich ihr Körper automatisch in Bewegung setzte und sie vor einem weiteren Bild stehen blieb, während sie ihre Hand nach dem Gesicht ausstreckte. "Kratos..." hauchte Raine und glitt mit ihren Fingerkuppen das Gesicht entlang, ehe ihr die Tränen in die Augen stiegen. Leise Schritte ertönten hinter ihr, ehe sie eine Hand auf ihrer Schulter wahrnehmen konnte. Erschrocken fuhr Raine herum, wischte sich hastig ihre Tränen aus dem Gesicht und behielt ihre Augen auf den Boden gerichtet.
 

"Als ich Yuan das erste Mal sah, habe ich mich an diese Ruine erinnert. Ich brauchte eine Bestätigung, die ich durch deine Gesten erhalten habe" erklärte Richter und betrachtete nun das Bild hinter Raine. Braunes Haar und ebenso braune Augen, wie er sie bei Lloyd Irving hatte sehen können. Vor ihm war also ein Bild von Kratos und deswegen hob Raine ihren Kopf auch nicht. Vermutlich hatte dieses Bild ihre Gefühle aufgewühlt und nun, da er diese Kleidung in Augenschein nahm, erkannte er den Umhang, welchen er Raine damals gebracht hatte. Ein Andenken an Kratos, wo auch immer er im Augenblick sein mochte.
 

"Ich... Warum kann ich ihn nicht einfach vergessen? Warum schmerzt mein Herz so sehr, wenn ich mich an vereinzelte Momente erinnere? Ich kann nicht mehr... Ich kann einfach nicht mehr". Zum Ende hin schrie sie den Langhaarigen an, obwohl er nichts für ihr Leiden konnte, ehe sie sich von ihm abwendete und eine lange Treppe empor stieg. "Raine...". "Lass mich allein" hauchte sie, bog in den nächsten Gang ein und suchte nun verzweifelt ihre Ruhe. So sehr sie den attraktiven Engel auch vergessen wollte, es gelang ihr einfach nicht. Nein, ihre Gefühle waren einfach zu stark und kein Mann dieser Welt könnte den Braunhaarigen je ersetzen.
 

Wahrlos öffnete sie eine Tür und trat in das dahinter liegende Zimmer ein. Durch ihre Tränen war ihre Sicht getrübt, aber wenigstens konnte sie erahnen, dass es sich um einen Schlafraum handeln musste, da sie ein Bett im Raum erkennen konnte. Ein leiser Schluchzer entfloh ihrer Kehle, ehe sie sich aufs Bett setzte und ihr Gesicht in ihre Hände legte. Warum waren all ihre Erinnerungen wieder an die Oberfläche gekommen? In den letzten Tagen hatte sie doch auch vergessen können, doch nun wünschte sich Raine nichts mehr, als von Kratos in die Arme geschlossen zu werden.
 

"Mut ist die Magie, die Träume Wirklichkeit werden lässt" kamen ihr die Worte von Richter in den Sinn. Warum hatte Raine ihre Gefühle nicht schon weitaus früher erkannt? Hätte ein Geständnis ausgereicht? Wäre er dann noch bei ihr? "Kratos... Ich will doch nur dich. Kein anderer Mann kann mich glücklich machen. Ich... Ich liebe dich und... Nun ist es zu spät. Ich hatte meine Chance und hätte sie nutzen können, aber...". Ein weiterer Schluchzer unterbrach ihren Satz, ehe sie auf den Nachtschrank blickte und ein Bild entdeckte.
 

Unsicher nahm sie das Bild zur Hand, legte ein kaum merkliches Lächeln auf und betrachtete die beiden Personen. Auf der linken Seite erkannte die junge Professorin den Halbelfen und er trug ein zaghaftes Lächeln, während er Kratos den Kopf tätschelte. Kratos wirkte dementsprechend nicht erfreut und dessen Miene schien ihr zu sagen, dass er Yuan gleich den Hals umdrehen würde. Das Foto schien schon einige Jahrhunderte alt zu sein, aber dennoch sahen beide Engel immer noch sehr jung aus, obwohl sie weit über 4000 Jahre alt waren.
 

"Was war ich nur für dich, Kratos? Du wusstest, dass ich ohne dich nicht sein will und trotzdem... Ich liebe dich so sehr, dass ich jede Situation mit dir in Verbindung bringe" murmelte Raine und ließ sich rücklings aufs Bett fallen, drückte dabei das Bild an ihre Brust und schloss müde ihre Augen. "Ich wünschte, du hättest mit mir geschlafen. Ich bereue, Kratos. Ich bereue, weil ich nur von dir berührt werden wollte" hauchte die junge Halbelfe, ehe sie in einen ruhigen Schlaf glitt. Vergessen war vorerst ihr Schmerz und der Pein. Vergessen war vorerst ihr Vergehen und ihre Schuldgefühle. Vergessen war Richter, welcher neben der angelehnten Tür stand und nun an der Wand hinab rutschte, ehe er sein Gesicht auf seine Knie bettete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dekowolke
2010-11-21T19:44:05+00:00 21.11.2010 20:44
also erst mal... Die FF ist wirklich toll *.* Erstens wegen dem Pairing (es gibt noch viiiiel zu wenig Kraine-FansxD) und zweitens wegen deinem Schreibstil.

Der ist nämlich wirklich toll, vor allem, da er die Gefühl der einzelnen Charaktere wirklich gut zum Ausdruck bringt. Da macht es wirklich Spass, zu lesen =3

Aber, argh >.< ich weiß nicht... in den letzten paar Kapitel hab ich, glaub ich nur geflucht *grummel* Kratos ist ja mal ein Volltrottel! Seine erste Liebe bringt er um und seine zweite lässt er sitzen >.< Volldepp aber auch! xD

Aber ich hoffe doch mal, dass sich das wieder einrenkt oder so xD Und wenn Derris abstürzt und Kratos dann wie durch ein Wunder überlebt und wieder in Iselia landet *lach*

lg
Deko
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-11-18T20:36:03+00:00 18.11.2010 21:36
öh mann wie kann er nur soetwas machen-.- bedruehn das geht niecht.tolles kapi freue mich auf´s nächstes^^.


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