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Amphibious

The Frog Prince´s Tale
von

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Abrakadabra ( I feel the Magic when you call my Name)

Eigentlich war ich immer noch wütend auf meine Eltern, obwohl jener nächtliche Badeausflug von mir jetzt schon fast eine Woche her war, aber als sie Tenten schickten, mein Großonkel wäre jetzt da, lief ich trotzdem freudig vor dem Mädchen hüpfend die Treppe in den Empfangsraum runter und sprang dem alten Mann um den Hals, der mich lachend auffing und meinen Rücken tätschelte.

„Na, dir scheint es ja bestens zu gehen.“ stellte er gut gelaunt wie immer fest, aber ich meinte, so etwas wie Sorge in seinen Augen zu lesen, als er mich abgesetzt hatte und eingehend musterte.

„Klar! Was ist mit dir? Wo warst du überall? Jetzt erzähl schon!“

„Naruto!“ ermahnte mein Vater mich sanft, der etwas abseits gestanden hatte, sich jetzt näherte und uns offenbar beobachtet hatte. „Jetzt lass Jiraiya doch erst mal richtig ankommen.“

Ich gönnte ihm nur einen kurzen Blick, dann drehte ich schnaubend das Gesicht wer, wofür ich von dem alten Mann hinter mir nicht gerade leicht einen Klaps auf den Hinterkopf bekam. „Du bist ja fast noch frecher als sonst! Reiß dich zusammen.“

Ich grinste ihn nur an. „Frech sein ist gesund.“

„Mach dir nichts draus, Onkel.“ warf meine Mutter sanft ein, die ignorierte, dass wir Streit hatten und trotzdem zu mir kam, um mir liebevoll durch die unordentlichen Haare zu streicheln. „Er ist zur Zeit nur etwas aufmüpfig, das legt sich schon – Teenager eben.“

„Mamaaa...!“ jammerte ich, wofür sie mir die Wangen breit zog.

„Zumindest hoffe ich das!“ bekräftigte sie, was alle mit Ausnahme von mir zum Lachen brachte. „Aber Minato hat Recht, setz dich erst Mal zu uns und trink einen Tee.“

„Ich kann euch leider keine Gesellschaft leisten.“ schloss mein Vater sich aus, der Jiraiya einen fragenden Blick zuwarf. „Wir können nachher noch reden, hoffe ich?“

„Sicher. Ich muss scheinbar sowieso erst mal ein ernstes Wörtchen mit unserem Rabauken hier wechseln.“ Der alte Mann wuschelte mir gutmütig durch die Haare. Minato lächelte, verließ dann aber ohne weitere Umschweife das Büro. Unglücklich starrte ich die Tür an – Wollte er jetzt noch nicht mal mehr in meiner Nähe sein? – Bevor ich eine Hand an meinem Rücken spürte, die mich vorwärts schob.

„Na, beweg dich schon; Schließlich habe ich nicht jeden Tag die Möglichkeit, das Gebäck deiner Mutter zu genießen.“

„Das liegt daran, dass du so selten hier bist.“ schmollte ich Jiraiya an, dem ich aber artig ins Esszimmer folgte. „Erzähl von deinen Reisen, Onkel.“ verlangte ich dann neugierig und er erzählte eine wunderbar farbenfrohe, detailreiche Geschichte über betrügerische Fürsten vom Festland, über neue Zaubersprüche, schöne Frauen, die er gerettet haben wollte und phantastische Städte, die er bereist zu haben behauptete. Als ich noch klein war hatte ich ihm das alles ohne Vorbehalte geglaubt und ihn dafür vergöttert; inzwischen wusste ich, dass Jiraiya gerne mal flunkerte oder zumindest übertrieb, aber ich mochte ihn nach wie vor sehr gerne und hörte mir seine Märchen, in denen doch immer wenigstens ein Körnchen Wahrheit steckte, gerne an. Vor allem, da er es sich angewöhnt hatte, nur in den Wintermonaten im Schloss zu verweilen und die langweilige Zeit mit dem schlechten Wetter, das sich jetzt schon draußen bemerkbar machte – Immerhin war es schon Mitte November – Mit spannenden Geschichten aufzuheitern.

Ich war derart von den Erzählungen meines Großonkels eingenommen, dass ich gar nicht bemerkte, wie die Zeit vergangen war, bis meine Mutter mir einen fragenden Blick zuwarf. „Triffst du dich heute gar nicht mit Sasuke, Liebling?“

Mir blieb das Stück Kuchen, das ich mir gerade in den Mund geschoben hatte, fast im Halse stecken, als mir auffiel, wie spät es schon war. „Oh, Mift!“ fluchte ich, einen Mund voller Brösel auf dem Tisch verteilend und mich hastig erhebend. „Ud...“ Ich schluckte. „Tut mir leid, ich muss...“

„Sasuke? Ist das ein Freund von dir?“

Erst sah ich Jiraiya vollkommen verblüfft an – Wie konnte jemand nicht wissen, wer der Gast aus dem Paralleluniversum war, der seit einem Monat hier lebte und so verboten schön war, als wäre er nicht aus der Menschenwelt sondern aus dem Himmel gefallen? Doch dann erinnerte ich mich, dass mein Großonkel ja fast ein Jahr nicht mehr zu Hause gewesen war und erklärte ihm, gleichzeitig geduldig und aufgeregt: „Er ist ein Gast – Ein richtiger Mensch! Oh, ja, ja, ich weiß davon, schau nicht so irritiert. Er ist arrogant und einsilbig und snobistisch und... Du MUSST ihn kennen lernen! Komm doch mit, ja?“

Der Ältere warf Kushina einen zweifelnden Blick zu, die jedoch nur leicht die Schultern hob, dann stand er seufzend auf. „Vor lauter Erzählen habe ich wohl vergessen, dass ihr auch eine ereignisreiche Zeit hatte, hm? Na gut, dann zeig ihn mir mal, deinen Sasuke. Aber erzähl mir auf dem Weg ein bisschen mehr von ihm, damit ich nicht ganz ins kalte Wasser geworfen werde... Klingt ja nach einem reizenden jungen Mann, was du da berichtest.“

Kam es mir nur so vor, oder klang er leicht sarkastisch?

Folgsam – Und mit einem nicht geringen Maß an Enthusiasmus – Berichtete ich von der Ankunft des Uchiha – Wobei ich nicht ohne Stolz auf die Prügelei einging, den Kuss ließ ich jedoch lieber weg ließ – Sowie von allem, was seither passiert war. Ohne mich zu unterbrechen hörte der Ältere sich meine Erzählung an, stellte nur wenige Fragen, vermutlich wollte er sich doch lieber selbst ein Bild von dem anderen jungen Prinzen machen. Dieser saß wie verabredet im Burghof auf einem Holzstapel und warf gelangweilt ein Stöckchen für einen aufgeregten kleinen Hund. Als wir ihm uns näherten, lag sein Blick eher misstrauisch auf meinem Großonkel, doch er sagte nichts zu seiner Anwesenheit.

„Du bist zu spät.“ war seine einzige Begrüßung.

Jiraiya zog eine Braue hoch, doch als ich nur die Schultern zuckte, hielt er Sasuke lächelnd die Hand hin. „Mein Name ist Jiraiya, ich bin Narutos Großonkel. Sasuke, nicht wahr? Freut mich.“

Sasuke schien schon versucht, die Begrüßung brüsk zu übergehen, aber ich rempelte ihn an, sodass er dem Älteren doch die Hand reichte. „Sehr erfreut.“ Irgendwie wirkte das nicht so besonders aufrichtig...

„Ich habe schon viel von dir gehört.“ bemühte mein Großonkel sich um Konversation, doch der Versuch wurde nur mit einem missbilligenden Schnauben belohnt.

„Da habt Ihr mir einiges voraus.“ entgegnete Sasuke bissig mit einem wütenden Seitenblick auf mich. Ah, darum ging es ihm; Er fühlte sich übergangen. Sicher hatte ich Jiraiya nebenbei mal erwähnt, aber Genaueres hatte ich nie erzählt. So, wie ich ihn kannte, hätte es ihn auch nicht interessiert, aber jetzt bot mein Versäumnis ihm einen tollen Grund, sich künstlich aufzuregen. Typisch.

„Jetzt reg dich ab; Er ist heute erst angekommen.“ warf ich ein.

„Sicher.“

„Sasuke!“ nörgelte ich, an seinem Hemd ziehend, doch er würdigte mich keines Blickes mehr. Noch einer Weile versuchte ich fruchtlos, ihn von meinen guten Absichten zu überzeugen, doch dann wurden wir von einem Lachen unterbrochen, das uns beide zu Jiraiya aufblicken ließ.

„Nun ist aber gut, Jungs, ihr benehmt euch ja wie ein altes Ehepaar.“ Wir protestierten beide, doch er wuschelte uns nur gutmütig durch die Haare, was Sasuke einen verstimmten Blick entlockte. „Ich habe gehört, du seiest ein Prinz aus Konoha? Sehr schön! Dann kannst du mir sicher von der Magieverwaltung deines Landes erzählen.“ wechselte der Alte ungerührt das Thema.

Verwirrt runzelte der Gefragte die Stirn. „Magie-Was?“

„Verwaltung. Wie regelt ihr die Anwendung von Zauberei bei euch? Ich studiere eure Rasse seit Jahren, konnte diesbezüglich aber noch keine Normen feststellen – Und es ist denkbar schwer, bei euch in ein Schloss zu kommen, wenn man wie ich ist.“ Er lachte, Sasuke sah ihn nur kühl an.

„Wir haben, im Gegensatz zu euch, eben ein funktionierendes Sicherheitssystem.“

„Du bist ganz schön frech, junger Mann. Aber lass dir versichert sein, dass das Schloss ausreichende Sicherheitsvorkehrungen vorweisen kann, dafür habe ich selbst gesorgt; Die königliche Familie ist durch ein ausgeklügeltes System von Zaubern geschützt und...“

„Und das erzählt Ihr mir jetzt, damit ich sie besser umgehen kann? Du gütig.“

„Sasuke!“ Mit nicht geringen Entsetzten starrte ich ihn an. Ihm musste doch bewusst sein, dass zusammen mit Kakashi die ganze Wache mehr als misstrauisch auf ihn reagierte und das seine Anwesenheit auch beim restlichen Personal des Schlosses umstritten war. Meine Eltern mochten ihn, obwohl sie ihn teilweise ziemlich anstrengend fanden, Pandora genoss es, ihm auf die Nerven zu gehen, unter meinen Freunden herrschte geteilte Meinung; Einige (Vorrangig alle Mädchen ) hatten regelrecht angefangen, ihn in ein Heldentum zu heben und ihm über die Maßen anzuhimmeln, den anderen ging seine Arroganz und Besserwisserei auf die Nerven. Mir war eigentlich egal, was die anderen von ihm hielten, obwohl ich nicht verstand, wieso er es sich so schwer machte, aber er konnte nicht mit einem Mitglied der königlichen Familie so sprechen! Er hatte Manieren – Wieso zur Hölle zeigte er sie nur so ungern?

„Das würdest du nicht tun.“ Das selbstsichere Lächeln des alten Mannes ließ Sasuke stocken. „Du versuchst zwar, es zu verstecken, aber du bist ein guter Junge. Du solltest nur darauf achten, das selbst nicht zu vergessen.“

Wir starrten ihn beide perplex an, doch dann wandte der Uchiha sich mit einem unbeeindruckten Schnauben ab. „Eine schöne Vorstellung, aber Ihr irrt Euch; Ich bin unausstehlich, das kann Euch auch Naruto bestätigen.“

„Also... Eigentlich mag ich dich.“ widersprach ich grinsend und zuckte die Schulten, als er mir einen vorwurfsvollen Blick zuschoss. Ihm wäre es wohl lieber, ich würde unsere Freundschaft als Geheimnis behandeln, wieso auch immer.

„Wie auch immer.“ überging Jiraiya meinen Einwurf gütiger Weise, doch seine Augen glitzerten amüsiert zwischen Sasuke und mir hin und her. „Wenn du so unausstehlich bist, sollten wir wohl dafür sorgen, dass du zurückkehrst, wo du hergekommen bist, hm?“

„Ihr könnt mir helfen, das Sharingan zu finden?“ erkundigte der Uchiha sich hastig. Das er mir dabei nicht mal einen kurzen Blick zuwarf versetzte mir einen Stich. Er war mir noch ein paar Antworten schuldig und so leicht würde ich ihn nicht davon kommen lassen, darauf konnte er schon mal Gift nehmen!

Der Alte lächelte schwach. „Nun... Ich denke, ich kann es versuchen, ja. Minato hat mir einiges erzählt über das gute Stück und so, wie er es beschrieben hat, wäre es beschrieben hatte, wäre es tatsächlich wünschenswert, es zurück zu bekommen. Da es sich um ein magisches Artefakt von einiger Macht zu handeln scheint, gibt es eine relativ einfache Methode, den Stein aufzuspüren, allerdings bräuchte ich dazu noch eine etwas genauere Beschreibung.“

Die schwarzen Augen verengten sich zu misstrauischen Schlitzen und der junge Mann zögerte, bevor er antwortete: „Gut. Aber sicherlich nicht auf diesem Hof.“

„Natürlich. Ich denke, Narutos Zimmer dürfte geeignet sein, wenn er es uns zur Verfügung stellt; Du hast eine Karte bei dir, nicht wahr?“ wandte Jiraiya sich an mich und da die Neugierde größer war, als mein Widerstreben, weil der Alte nicht nur zuerst Sasuke half, sondern mir diesen auch noch wegzunehmen gedachte, stimmte ich zu und führte beide in meine Räumlichkeiten, wo wir es uns auf der Couch in der Mitte des Zimmers bequem machten. Ich breitete die verlangte Landkarte aus. Auch hier waren die Reiche in den üblichen Farben eingetragen: Lila für die Schlangen, Königsblau für die Katzen, Braun für die Schnecken und grün für die Frösche. Mein Großonkel inspizierte das große Pergament genau, befand es für geeignet und fixierte es an den Ecken mit je einem Buch, damit es sich nicht einrollen konnte. Dann hievte er seine schwere Reisetasche auf den Schoß.

Ich hatte diesen großen, groben Beutel aus Leder schon immer gemocht, denn früher hatte Jiraiya mir aus den Wundergegenständen, die er daraus hervorgezogen hatte, immer die erstaunlichsten Dinge gebastelt. Ganz davon abgesehen, dass er mir von seinen Reisen immer Geschenke mitgebracht hatte, hatte er flüssiges Feuer bebracht, mit dem man, wenn man es schluckte, die unglaublichsten Bilder in den Nachthimmel spucken konnte, Steine, die in allen Farben leuchteten und die einen Dinge verschwommen oder klar sehen ließen, allerlei Glücksbringer, seltsame Geräte, aus denen Musik ertönte, sogar mit Text von verschiedenen Weisen, er hatte seltsame Tiere gebracht, Süßigkeiten aus fernen Ländern, so süß, dass dir der Mund verklebte, Bücher, die ich nicht lesen konnte und Zauber, die nur Erwachsene spürten und die er auf den jährlichen Festen zum Abschluss des Jahres zeigte.

Jetzt zog er zwei unauffällige, leere Schriftrollen hervor, sowie eine Feder und Tinte, dann sah er Sasuke forschend an.

„Erzähl bitte, Sasuke.“

Zuerst zögerlich, doch dann mit zunehmender Sicherheit kam der Uchiha der Aufforderung nach: „Nun, es handelt sich um einen schwarzen Stein, etwa so groß wie eine Orange. In der Mitte hat er ein rotes Auge. Mein Vater sagt, man kann damit in die Zukunft und in die Ferne sehen...“

„Und du glaubst nicht daran? Mh... Oh, erzähl bitte weiter, mein Junge.“

„Mein Vater meint, er wäre seit Generationen in der Familie, woher er allerdings kommt weiß niemand so genau. ich habe viel darüber gelesen, aber in den Geschichtsbüchern meiner Familie sind hauptsächlich die Großtaten, die mit dem Stein vollbracht wurden, vermerkt, nichts über dessen Funktion oder wie man ihn einsetzt.“

„Nun, ich denke, es handelt sich um eine Art von Magie, die familienintern vererbt wird, weshalb deine Vorfahren die Handhabung geheim halten wollten. Dein Vater wird dir sicher erklärt haben, wie es funktioniert.“

Nicht nur mir schien der düstere Schatten aufzufallen, der bei dieser Aussage über Sasukes Gesicht flackerte, denn mein Großonkel warf mir einen fragenden Blick zu, den ich jedoch nur mit einem Schulterzucken beantworten konnte.

„Vermutlich hat er das, ja“ antwortete der Uchiha nach einer kurzen Pause kühl.“

„Eigentlich tut das auch nichts zur Sache, ich war nur von Berufs wegen daran interessiert.“ lenkte Jiraiya ein, der sich die Notizen besah, die er aufgeschrieben hatte und zustimmend nickte. „Ich denke, das genügt.“ Er zog einen kleinen, geschliffenen Stein aus seiner Tasche, der im Licht auf seiner sonst dunklen Oberfläche in allen Regenbogenfarben glitzerte. Ein paar unverständlich gemurmelte Worte, dann schwenkte der Magier den Stein über den Worten, die davon aufgesogen zu werden schienen. Jetzt schien das Amulett oder worum es sich handelte von innen heraus zu strahlen und als Jiraiya es an dem Lederband, an dem es befestigt war, über die Karte hielt, schwenkte es scheinbar von alleine hin und her. Einen Moment sah ich gespannt zu, dann ließ ich den Blick zu Sasuke schweifen, der das Geschehen skeptisch und mit verschränkten Armen folgte. Der Stein warf sein vielfarbiges Glitzern in die schwarzen Augen und ich konnte mich nicht von ihnen abwenden, bis Sasuke meinen Blick bemerkte und aufsah. Etwas verlegen grinste ich ihn an und er wandte schnell das Gesicht ab; Ihm stand das schlechte Gewissen in die Züge geschrieben und eine Falte hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet, wie immer, wenn er angestrengt über etwas nachdachte. Beleidigt wandte ich den Blick ab. Was hatte ich ihm denn getan, bitteschön? Doch als ich wieder Jiraiya ansah, bemerkte ich, dass dieser uns beobachtet hatte und jetzt mit leichtem Schmunzeln den Blick wieder senkte.

In dem Moment verharrte das Pendel auf einer Stelle mitten im lilanen Bereich, was dem Ältesten unseres kleinen Kaffeekränzchens sehr zu meiner Überraschung ein erschöpftes, aber keineswegs überraschtes, Seufzen entlockte.

„Wie kann das Sharingan so weit weg gelandet sein?“ unterbrach Sasuke die Stille mit Ungeduld in der Stimme. „Gab es... Eine Art Übergangsstörung oder so? Eine Verschiebung des Tunnels?“

„Nein, das halte ich für unwahrscheinlich – So einen Fall hat es noch nie gegeben. Die Schlangen haben zwar einen eigenen Durchgang, aber... Nein, nein, der hat nichts mit unserem zu tun. Viel eher denke ich, dass ein Händler aus dem Land unserer geschätzten Nachbarn sic dein Erbstück unter den Nagel gerissen hat. Sie sind begnadete Juweliere, wei...“

„Ja, ja, ich weiß. Aber wie bekomme ich das Sharingan jetzt zurück?“ unterbrach Sasuke ungeduldig.

„Ehrlich gesagt haben Minato und ich bereits Anhaltspunkte gehabt, die sich jetzt bestätigt haben. Einige Händler auf den Wegen zwischen dem Schlangenreich und hier berichteten von einem Mann, der einen ähnlichen Stein, wie den, den du beschreibst, bei sich hat; Er war laut unseren Informationen auf dem Weg zur Hauptstatt der Schlangen, Oto. Um deine Frage zu beantworten...“ unterbrach er mit erhobener Hand Sasukes Einwände, bevor er seine Karte und den Stein wieder einpackte; ich beobachtete ihn neidisch, denn ich hatte nie magische Fähigkeiten gezeigt. „Minato wird ein Ersuch nach Oto schicken, in dem er die Lage erklärt und um die Rückgabe des Steins bittet.“

Sasuke starrte ihn an. „Er will lieb ´Bitte, Bitte` sagen?“ entfuhr es ihm zweifelnd.

Die Augen meines Großonkels verengten sich und er lehnte sich etwas zu meinem Gast, den ich am liebsten beschützend in den Arm genommen hätte, so wütend glimmten Jiraiyas Augen. „Fällt dir etwas Besseres ein? Wir werden wegen dir sicher nicht unsere friedlichen Beziehungen aufs Spiel setzen. Sei froh, dass man dir überhaupt hilft und dich hier duldet.“

„Dieses erpresserische Land auch noch so zuvorkommend zu behandeln finde ich das Letzte!“ entrüstete Sasuke sich, dessen Kiefer angespannt war vor Zorn. „Habt ihr Frösche keinen Stolz?“

Der Magier, dem mit einem Schlag aufging, dass es diesem nicht mehr ganz so fremden jungen Mann tatsächlich um das Wohl des Landes ging, in dem er sich gerade aufhielt, ließ die angespannten Schultern etwas sinken und lächelte nach einem Moment sogar leicht. „Du bist noch jung; Hoffen wir, dass du dein hitziges Temperament noch in den Griff bekommst, ehe du den Thron besteigen musst, Sasuke... Ich weiß, dass du in einem sehr mächtigen Land lebst, das unabhängig von seinen Nachbarn existierten kann, aber so ist das bei uns nun mal nicht; Wir Frösche brauchen sowohl die Schnecken und Katzen als auch die Schlangen und können es uns nicht leisten, uns den Zorn ihres Königs zuzuziehen.“

„Ja, aber...“

„Du bist noch nicht lange genug hier, mein Junge, um all das zu verstehen – Und so Gott will kannst du bald wieder nach Hause, wo du all das vergessen kannst.“

„Ich glaube nicht, dass ich das alles jemals vergessen werde.“

Jiraiya zeigte ein wissendes Lächeln, das mir die Nackenhaare aufstellte. „Aah, Erinnerungen verblassen oft schneller, als man meint, vor allem, wenn man so jung ist.“

Das Gespräch wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte und Tenten eintrat, die sich höflich verbeugte. „Königliche Hoheit, Meister Jiraiya... Junger Herr.“ begrüßte sie Sasuke deutlich kühler als uns andere, doch ihr Blick blieb an ihm heften. „Seine Hoheit wünscht, Euch zu sprechen. Ich werde Euch zu ihm geleiten, wenn Ihr erlaubt.“

„Oh...“ Etwas verdutzt erhob sich Sasuke. „Natürlich.“

„Bis nachher beim Abendessen, ja?“ fragte ich hoffnungsvoll und er nickte, ehe er mit dem Dienstmädchen den Raum verließ.

Neben mir war ein amüsiertes Schnauben zu hören, als die Tür sich hinter den beiden schloss und ich sah zu Jiraiya auf, der mich wohlwollend beobachtete. „Nun, nun, nun...“ sagte er gut gelaunt und faltete die Hände vor dem Bauch.

Verwirrt zog ich meine Brauen hoch. „Nun...?“

„Da hast du dir ja eine Wildkatze ausgesucht. ich dachte immer an Lady Temari, aber nun gut, es ist, wie es ist, nicht wahr? Und er ist hübsch, zugegeben...“

Ich verstand kein Wort von dem, was er da redete, oder zumindest entging mir der Zusammenhang. Was hatte Temari, Fürst Gaaras Schwester, mit Sasuke zu schaffen und für was sollte ich mir diesen ausgesucht haben? Meine Irritation stand mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben, denn mein Großonkel gab ein Glucksen von sich und legte mir die Hand auf die Schulter.

„Ich habe mit deinem Vater über dein Problem unserem jungen Gast bezüglich gesprochen und denke, dass ich dir helfen kann. Es gäbe natürlich eine einfachere Möglichkeit, aber Minato ist es lieber, wenn ich dafür sorge, dass du dein ´Interesse` auf einen geeigneteren Kandidaten verlegst, nämlich auf die entzückende Sakura Haruno. Davon, dass sie dich besuchen wird, hast du bereits gehört, nehme ich an?“

Ich nickte, unschlüssig, was ich von der Sache halten sollte. Einerseits wusste ich nicht, was die Erwachsenen mit Sakura und mir vorhatten und ich wollte sie ungern in eine Sache hineinziehen, mit der sie eigentlich nichts zu tun hatte. Andererseits bot Jiraiya mir hier womöglich den einzigen Ausweg aus meiner Lage und ich hatte wirklich keine Lust mehr auf das ganze Theater; inzwischen ging ich mir selbst auf die Nerven. Andererseits...

„Ein einfacherer Weg?“ fragte ich.

„Sicher. Aber wie gesagt, Minato möchte das nicht.“ Der Alte verzog abfällig das Gesicht, zuckte aber gleichzeitig hilflos die Schultern. „Er hält den guten Uchiha-Knaben nicht für den Richtigen.“

„Aber er ist gut in allem, was er macht!“ protestierte ich prompt, was den Magier seltsamer Weise zu einem regelrechten Lachanfall verleitete.

„Oh, da bin ich mir sicher!“ nickte er noch immer grinsend, während er sich ein paar Lachtränen aus dem Augenwinkel wischte. „Trotzdem wirst du dich in dieser Sache, wie wir alle, dem Urteil deiner Eltern beugen müssen... Was ich persönlich für dumm halte, aber na ja...“

„Aber in was für einer Sache überhaupt?“ fragte ich, zögerte kurz und sprach dann langsam, da ich das Thema unangenehm fand, weiter: „Wieso... Empfinde ich so für Sasuke? Und wieso machen alle so ein Geheimnis darum?“

„Weil das, was du fühlst, eine sehr private Emotion ist und du sie eigentlich für jemand... Für einen Frosch empfinden solltest, der damit umzugehen weiß. Man nennt es ´Lust`.“

Etwas verwirrt dachte ich einen Moment darüber nach. Wenn das alles denn so privat war, wieso sollten dann andere darüber entscheiden, für wen ich ´Lust` empfand? Und wieso dachten die Erwachsenen, Sasuke wäre ´nicht der Richtige`? Was, wenn ich aber wollte, dass er es war und nicht Sakura? Ein heftiger Widerwille baute sich in meiner Brust auf, wenn ich daran dachte, Sakura zu küssen oder ihre so nah zu sein, wie ich es bei Sasuke zugelassen hatte. Schon wieder wollte man über meinen Kopf hinweg über mich entscheiden, aber diesmal gedachte ich nicht, das zuzulassen, immerhin war ich inzwischen siebzehn und konnte für mich selbst entscheiden!

Als ich meinen Widerspruch vorbrachte, seufzte Jiraiya leise und sah mich mit etwas an, das Mitgefühl sein konnte. „Naruto... Ich verstehe dich ja, aber du weißt nicht, wovon du redest. Das, wovon wir hier sprechen, ist sehr wichtig für dein ganzes weiteres Leben und du solltest nicht nur aus Starrsinn auf deiner Sicht der Dinge beharren. Außerdem sprechen zwei weitere Dinge dagegen, zu tun, was du willst: Erstens hätte deine Verlobte sicher etwas dagegen, wenn du die Zeremonie mit Sasuke vollzögest...“

„Zeremonie?“ warf ich ein, doch der andere sprach weiter als hätte er mich nicht gehört.

„Zum anderen hat Sasuke Minato gegenüber recht deutlich klar gemacht, dass er kein Interesse daran hat, zu tun, was seine Pflicht wäre.“

Jetzt war die Missbilligung in der Stimme meines Großonkels unüberhörbar, doch ich konnte ihm nicht folgen. Was für eine Zeremonie? Welche Pflicht? Warum zog mein Vater Sakura Sasuke vor? Wenn es nach mir ginge, hätte sie noch nicht mal gewusst, was los war, aber das war ja scheinbar auch bereits über meinen Kopf hinweg entschieden worden... Verstimmt trommelte ich auf der Lehne des Sofas und vermied es, Jiraiya anzusehen, der sich nach einer Weile erhob.

„Also gut... Es wird noch etwas dauern, bis Sakura hier eintrifft und ich denke, dein Vater möchte mit der Zeremonie bis zum Neujahrsfest warten, das sind noch gut vier Wochen. Ich denke, Minato wird sich nicht widersetzen, auch wenn er Sakura vorziehen würde, solltest du es schaffen, Sasuke zu überzeugen, die Zeremonie mit dir zu vollziehen.“

„Aber wozu soll ich ihn denn überreden?“ fragte ich, leicht verzweifelt, weil der blöde Sturkopf – Also Sasuke - Mich seit Letztens auf meinem Balkon noch nicht mal eines Blickes würdigte; Heute wäre das erste Mal gewesen, dass wir wieder etwas zu zweit unternehmen hatten wollen.

„Oh, Sasuke weiß schon, was zu tun ist.“ meinte der Magier scheinbar bestens gelaunt, während er aus dem Zimmer schlenderte. Keinen Deut schlauer als vor diesem Gespräch ließ ich mich auf die Couch sinken und schloss die Augen, allerdings fest entschlossen, nicht einzuschlafen, denn in letzter Zeit verfolgte Sasuke mich sogar in meine Träume und wenn ich aufwachte, fühlte ich mich fiebrig und rastlos, als hätte er mich wirklich gerade berührt. Überhaupt fühlte ich mich seit etwa einer Woche ständig krank und überempfindlich, außerdem war ich seltsam gereizt und ungeduldig. Es war ein Wunder, dass ich dieses Gespräch mit meinem Großonkel gemeistert hatte, ohne ihn anzuschreien...
 

Die nächsten zwei Wochen standen ganz unter dem Zeichen der Ankunft meiner Verlobten; Das Schloss wurde geputzt und Karren mit Speisen wurden herangeschafft für das Begrüßungsfest, das am ersten Dezember stattfinden sollte. Somit würde unsere offizielle Verlobungsfeier – Denn genau das sollte der Abend werden – Gleichzeitig die Ballzeit einläuten, mit der wir Frösche jedes alte Jahr verabschiedeten. Den Rest meiner Zeit verbrachte ich bei Mad, die meine Garderobe aufbesserte, ich musste mir die Haare schneiden lassen, außerdem musste ich einen Etikettekurs bei Iruka besuchen. Die größte Veränderung für mich persönlich war allerdings die Verlegung Sasukes von dem Zimmer neben meinem in den Gästetrakt ein Stockwerk weiter unten. Sakura würde meine neue Nachbarin sein und dafür wurden neue, reich mit Gold und Edelsteinen verzierte Möbel herangeschafft, Bilder schöner Landschaften und Vorhänge aus Samt und Seide herangeschafft, alles nur für die künftige Prinzgemahlin.

Ich beobachtete den Umzugsprozess mit zunehmender Verärgerung, sagte aber nichts dazu, immerhin hatte Sakura das alles verdient. Allerdings wäre es mir lieber gewesen, in Sasukes Nähe zu bleiben; In dem ganzen Trubel der ankommenden Gäste, die sowohl für den Verlobungs- als auch für den späteren Silvesterball anreisten, hatte ich nämlich keine Gelegenheit, mit ihm über seine ominösen ´Pflichten` zu sprechen oder über die Zeremonie, die er verweigerte. Genau genommen kam es mir so vor, als ginge er mir wieder mit Absicht aus dem Weg.

„Du beschwerst dich über Stress?“ schimpfte Mad, während sie mir, einen Abend bevor Sakura ankam, eine Hose umsteckte. „Ich durfte die Kleider der ganzen königlichen Garde flicken, die deiner Familie – Und wenn dein Prinzesschen jetzt ankommt heißt es, im Akkord ein Kleid für den Silvesterball schneidern.“

Ich sagte nichts zu der Bezeichnung meiner Verlobten; Die Hutmacherin hielt nicht viel von Sakura, seit diese sie mal ausgeschimpft hatte, weil ihr Jagd-Barett nicht burgunderfarben sondern purpurn gewesen war (Ein Unterschied, der mir persönlich nicht aufgefallen war, aber na ja, Sakura war eben eine Frau.).

„Du hast sämtliche Schneider aus der Stadt zur Hilfe – Und Entwürfe hast du auch schon, oder? Ich bin sicher, du wirst ihr ein wunderschönes Kleid nähen.“ entgegnete ich sanft, was das Mädchen wohl etwas besänftigte, denn sie hört auf, die Nadeln so heftig in den Stoff zu rammen, dass diese mir ins Bein piekten.

„Freust du dich schon auf Pinky?“ schnurrte Pandora, die auf dem Sofa lümmelte und uns bei der Arbeit zusah. Was die Katze gegen Sakura hatte wusste ich nicht, aber ich schätzte, sie nahm es ihr auch übel, wie sie mit Mad umging.

„Nenn sie nicht so.“ seufzte ich und betrachtete mich im Spiegel. Der Umhang machte mir lächerlich breite Schultern und war noch zu lang, sodass ich das Gesicht verzog. „Und natürlich freue ich mich, sie zu sehen. Das letzte Mal war sie im Sommer hier.“

„Oh ja, wir erinnern uns alle lebhaft an jenen schicksalhaften Jagdausflug...“ feixte Pandora gut gelaunt. „hast du nicht einen ihrer Pfeile in einen Fasan gesteckt, den du geschossen hast?“

Ich zuckte die Schultern, was die Schneiderin, die gerade mit der Korrektur des Mantels beschäftigt war, missbilligend mit der Zunge schnalzen ließ. „Na und? Sonst käme sie nie wieder mit.“

„Wäre sicherer für alle Beteiligten...“ murrte Mad hinter mir.

„Jetzt lasst sie doch mal. Sakura ist ein sehr nettes Mädchen, ja?“

„Ja, bis sie deinen Ring am Finger hat ist sie zu dir sicher ganz reizend.“

„Es steht dir nicht zu, deine Meinung über die Prinzessin zu sagen.“ gab ich kühl zurück, was Pandora ein Fauchen entlockte und Mad, die das gesagt hatte, dazu veranlasste, mir die Nadel besonders heftig in die Schulter zu rammen, doch das Thema Sakura ließen beide ruhen. Normalerweise ließ ich keinen meiner Untergebenen seinen Stand derart spüren, aber ich konnte es nicht zulassen, dass sie so über meine Verlobte sprachen, der sie Respekt entgegen zu bringen hatten. Obwohl sie recht hatten; Manchmal konnte Sakura echt biestig sein...
 

Die Delegation, die Sakura in unser Schloss brachte, bestand aus gut dreißig Leuten, die meisten davon Wachen, aber auch je zwei Diener für die hochwohlgeborenen Herrschaften, die mit strahlendem Lächeln auf meine Eltern und mich zukamen, während die Bediensteten bereits in stillem Eifer damit beschäftigt waren, das Gepäck in die von unserem Haus- und Hofmeister vorgesehenen zugeteilten Zimmer zu verfrachten.

„Majestäten... Königliche Hoheit.“ begrüßte uns Sakuras Vater mit höflichen Verbeugungen. Er war groß mit breiten Schultern und dichtem, dunkelbraunem Haar, das er sich mit viel Gel aus der Stirn hielt. Ein leichter Bauchansatz spannte sein Hemd und die kräftigen Arme wirkten, als wäre er es gewöhnt, zuzupacken. Alles in allem kein unsympathisches Bild.

Seine Frau war das genaue Gegenteil, klein und zierlich wie sie war, wirkte sie sehr zerbrechlich, doch ich wusste, das dieser Eindruck täuschte, denn sie wusste, genau wie ihre Tochter, was sie wollte und sagte das auch. Ihr Haar war rosa und ihre Haut nur leicht gebräunt, das herzförmige Gesicht und die großen, runden Augen strahlten im Moment gelassene Würde aus, obwohl sie alles scharf beobachtete und das eher fragende Lächeln, das ich ihrer Tochter zuwarf, mit einer hochgezogenen Braue quittierte.

Sakura selbst war ein Ebenbild ihrer Mutter, schön, zart und feminin auf jede Art, bis auf die lindgrünen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Sie erwiderte mein Lächeln und reichte mir die Hand, auf deren Rücken ich schnell einen Kuss drückte.

„Hattet Ihr eine gute Reise?“ fragte ich leicht besorgt wegen der heftigen Stürme, die in letzter Zeit über das Land fegten. „Wir waren schon besorgt.“

„Oh, nein, alles ist wunderbar verlaufen, zum Glück.“ antwortete die Fürstin an Stelle ihrer Tochter. „Aber wir würden gerne etwas ausruhen und uns frisch machen, ehe das Fest heute Abend beginnt, mein Prinz.“

„Natürlich.“ mischte mein Vater sich jetzt auch ein und bot der Dame seinen Arm, den sie errötend ergriff. „Zimmer stehen für Euch und Euren Gemahl bereit – Dort werdet Ihr auch Kleinigkeit zu Essen sowie ein Bad vorfinden, das Euch zur freien Verfügung steht. Kushina und ich geleiten Euch dorthin, wenn Naruto Sakura ihr Gemacht zeigt.“

„Ähm... Klar.“ Ich fühlte mich etwas ins kalte Wasser geworfen, als die beiden älteren Paare den rechten Treppenaufgang nahmen, während ich Sakura den linken hoch führte. Sie hatte ganz selbstverständlich die Hand in meine Armbeuge geschoben und schwebte jetzt elegant an meiner Seite einher. Mein Mund fühlte sich an wie ausgetrocknet; ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Und der auffordernde Blick, den sie mir zuwarf, war nicht gerade hilfreich.

So war ich ganz froh, als wir ihr Zimmer erreichten und ich ihr die Tür aufhalten konnte. Sie schien ganz begeistert von den Räumlichkeiten; Während sie alles begutachtete strich sie hier über einen Stoff, richtete dort ein Kissen und strahlte mich dann offen an. „Es ist herrlich! Ich danke Euch, mein Prinz.“

Unsicher lächelnd stand ich an der Tür. Sie musste mir wohl angesehen haben, dass ich am Liebsten ganz schnell geflüchtet wäre, denn sie ließ sich auf das mit beigem Samt bezogene Sofa zurück sinken, auf dem Rosen in Pastelltönen zu sehen waren, und klopfte auf den Platz neben sich. „Setzte Euch doch zu mir und lasst uns reden. Wir haben uns so lange nicht gesehen... Ich... Ich habe Euch vermisst, Königliche Hoheit.“ fügte sie leise und stark errötend hinzu.

Folgsam ließ ich mich neben ihr nieder, doch leider konnte ich diese Aussage nicht ehrlich erwidern; Im letzten Monat war so viel passiert, dass ich kaum bis gar nicht an sie gedacht hatte und davor war sie auch eher selten in meinen Gedanken gewesen. Was jetzt mit mir los war, dass ich kaum den Mund auf bekam, wenn sie in der Nähe war, war recht offensichtlich; Sie sollte als eine Art Ersatz für Sasuke herhalten und auch, wenn das sicher nicht ihre Schuld war, so machte ich es ihr irgendwie doch zum Vorwurf.

Ich holte tief Luft, riss mich zusammen und erkundigte mich nach ihrem Herbst, woraufhin sie mir, angeregt durch ein paar Fragen meinerseits, fast eine Stunde Geschichten von Jagd- und Angelausflügen, Malstunden, Besuchen in anderen Grafschaften und Bällen, die ich mir tatsächlich gerne anhörte; Sie hatte Humor und wusste jede Gegebenheit mit witzigen Anekdoten über die Beteiligten auszuschmücken. Allerdings fiel mir auf, dass sie sich kein einzigstes Mal nach mir erkundigte, doch über diese Tatsache ging ich galant hinweg. Was hätte ich ihr auch erzählen sollen? Dass ein Menschenprinz auf mich geknallt war, mich geküsst hatte und ich ihn seither kaum mehr aus meinem Kopf bekam? Wohl eher nicht.

Irgendwann klopfte es an der Tür und eine auf höchst unglaubwürdige Weise empörte Fürstin Haruno betrat den Raum, gefolgt von einer ganzen Horde Frauen, die ich als ortsansässige Schneiderinnen, angeführt von Mad, kannte.

„Sakura, Liebling! Warst du etwa die ganze Zeit alleine mit dem jungen Prinzen? Nun, nun, ich denke, im Anbetracht des wichtigen Ereignisses das bald stattfinden wird können wir darüber hinweg sehen, aber das schickt sich nicht für eine Dame von Stand, meine Liebe!“ Sakura errötete ziemlich, doch ich wusste nicht, was ihre Mutter dachte, dass wir getan hätten und ließ mich von den Schneiderinnen aus dem Raum werfen, damit sie an die Arbeit gehen konnten.

„Ähm... Bis heute Abend!“ rief ich noch schnell, was die Damen zum kichern brachte, ehe sie die Tür vor meiner Nase ins Schloss warfen.
 

Es vergingen noch mal zwei Wochen, in denen ich fast meine ganze Zeit mit Sakura verbrachte – Allerdings nie alleine, sondern immer in Begleitung unserer Eltern oder von Edelleuten in unserem Alter oder ihrer Anstandsdame.

Es war erst Mittag, doch der Ballsaal war bereits fast fertig geschmückt und aus der Küche wehten die feinsten Gerüche herauf, als ich mich neugierig im Schloss umsah. Langsam konnte ich dem Streunertum allerdings nicht frönen, denn da schnappte mich Iruka und schleifte mich in mein Zimmer, wo jemand eine volle Badewanne aufgestellt hatte, in die ich ohne viel Federlesen gesteckt wurde, kaum, dass man mich meiner Kleider entledigt hatte.

„Ihr werdet mit Lady Sakura den Eröffnungstanz machen, dann schließen sich die Majestäten und der Fürst und Fürstin Haruno an, gefolgt von den anderen Würdenträgern.“ erläuterte mir Iruka, als habe er das nicht schon hundert Mal getan, während Tenten mir die Haare einseifte. „Anschließend gibt es das Bankett und schließlich die Verkündung Euerer Verlobung, Hoheit. Danach wird natürlich angestoßen und weiter getanzt. Verstanden?“

„Sicher.“ gab ich etwas mürrisch zurück und tauchte den Kopf unter Wasser. Als ich wieder hoch kam, stierte ich meinen Lehrer durch die Seifenblasen um mich herum eindringlich an. „Sasuke ist auch eingeladen, oder?“

„Aber ja. Allerdings denke ich, Ihr werdet zu sehr mit Eurer Verlobten beschäftigt sein, um Euch mit ihm zu unterhalten.“ sagte Iruka streng, der meinen Plan, Sasuke wegen der ´Zeremonie` anzusprechen, wohl erraten hatte und Tenten gebot, mir eine Kelle kalten Wassers über den Kopf zu gießen.

Aber er konnte sagen, was er wollte, heute würde Uchiha mir nicht entkommen. Ich hatte mir fest vorgenommen, mit ihm zu sprechen, selbst wenn ich Sakura dafür einige Zeit sich selbst überlassen musste. Es kam mir wichtig vor, seine Meinung zu all dem zu hören, ehe ich irgendetwas mit der Fürstentochter oder ihm oder überhaupt jemandem tat und es verletzte und beleidigte mich, dass er mich so beharrlich ignorierte, weil mir nicht bewusst war, womit ich dieses Verhalten seinerseits verdient hätte.

So sah ich mich entschlossen um, als ich am Abend im Ballsaal des Schlosses stand und neben meinen Eltern die allmählich hereinströmenden Gäste begrüßte, doch ich konnte nirgendwo auch nur die Spitzen einer schwarzen Stachelfrisur erkennen zwischen all den in samt und Seite gekleideten, hochwohlgeborenen Fröschen. Tatsächlich waren auch eine Abordnung der Schnecken und einige Katzen, die sich um Pandora geschart hatten, anwesend, nur die Schlangen hatten der Einladung nicht Folge geleistet, was nicht nur meinen Vater sehr verärgerte. Es hatte einen ziemlichen Streit im Kabinett gegeben, wie man auf diese Frechheit reagieren sollte, doch schließlich hatte der König sich dazu entschlossen, einfach nicht darauf einzugehen, was ihm den Unmut einiger Minister eingebracht hatte, die jetzt in einer Ecke wütend tuschelten. Der ganze Saal war von Gesprächen, Gelächter und dem Duft der Rosen aus dem Gewächshaus meiner Mutter erfüllt, die in großen Bouquettes die Tische und Wände schmückten. Die Tafel war in Hufeisenform mit Öffnung zu der großen Treppe aufgestellt worden, doch noch saß niemand; Sie alle warteten auf die Hauptattraktion des heutigen Abends. Als endlich alle Zaungäste eingetrudelt waren, verdunkelten Diener auf den Galerien die Lampen und richteten einen Scheinwerfer auf die Treppe, auf der jetzt eine schlanke Gestalt erschien.

Sie trug ein schmal geschnittenes, tiefrotes Kleid mit tiefem Rückenausschnitt, dazu lange Handschuhe. Das Haar hatte man ihr kunstvoll mit farblich zum Kleid passenden Rosen hochgesteckt und sie blieb einen Moment auf dem obersten Treppenabsatz stehen, um den allgemeinen Applaus zu genießen, bevor sie herunter schwebte.

Sakura war unbestreitbar eine Schönheit, dachte ich, während ich durch die sich teilende Menge auf sie zu ging, trotzdem fiel es mir schwer, von ihr als ´meine Verlobte` zu denken und ich fragte mich gerade, ob ich sie jemals so liebevoll würde ansehen können, wie mein Vater es bei meiner Mutter tat, als sie mir ihre Hand zum Tanz reichte.

„Darf ich bitten?“ fragte ich mit einer höflichen Verbeugung.

Sie ergriff meine Hand. „Immer...“ hauchte sie.

Und dann fing das Orchester, das dort, wo sie kurz innegehalten hatte, Aufstellung bezogen hatte, an zu spielen und ich führte sie in weiten Kreisen durch den Raum. Sie schien angenehm überrascht von meinen tänzerischen Fähigkeiten, so, wie sie mich anlächelte.

Ich lächelte zurück. „Du siehst hübsch aus.“

Amüsiert zog sie eine Braue hoch. „Sind wir jetzt schon beim ´Du`, Hoheit?“

„Nun, ich denke, da wir bald offiziell verlobt sein werden, kann ich es riskieren, mich so weit aus dem Fenster zu lehnen.“ gab ich zurück und sie schmiegte sich lachend mit dem Kopf an meine Schulter. Ich wartete auf irgendeine körperliche Reaktion auf sie, auf Herzrasen, atemberaubende Hitze, das Kribbeln auf der Haut, aber es kam nichts. Stattdessen ertappte ich mich dabei, die Reihen der Leute, die inzwischen auch dem königlichen und dem fürstlichen Paar beim Tanzen zusahen, nach Sasuke abzusuchen. Ich entdeckte ihn sogar, hinter einer dicklichen älteren Dame, die ihm, sehr zum offensichtlichen Missfallen ihres Gatten, immer wieder aufreizende Blicke zuwarf. Er erwiderte meinen Blick, doch ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten; Allzu glücklich sah er zwar nicht aus, aber wann tat er das schon?

„Wen suchst du denn?“ fragte Sakura plötzlich, sodass ich hastig den Blick auf sie richtete. Zwar gab sie sich alle Mühe, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen, aber er blitze doch allzu deutlich in den grünen Augen und ich schluckte. Irgendwie sah sie richtig gefährlich aus, obwohl sie ein gutes Stück kleiner und zierlicher war als ich.

„Ah... ich...“ haspelte ich, dann holte ich Luft und lächelte sie strahlend an. „Der schwarzhaarige junge Mann dort, siehst du ihn? Das ist ein guter Freund von mir, Sasuke Uchiha. Später stelle ich ihn dir vor, ja?“

Der Blick, den sie Sasuke daraufhin gönnte, war eine Spur zu neugierig und ich spürte die Eifersucht in der bereits bekannten Flamme meine Kehle hoch züngeln. Ich unterdrückte mühsam den Impuls, ihr die Hände zu zerquetschen und führte sie stattdessen auf die andere Seite des Raumes, von wo aus sie ihn nicht mehr sehen konnte. Lange half diese Maßnahme allerdings nicht, denn da schwebte der Uchiha mit einer jungen Dame heran, die ihn offen anschmachtete. Ob es auffallen würde, wenn ich ihr auf den Fuß trat?

Sasuke jedenfalls schien nichts von der Verliebtheit seiner Tanzpartnerin zu bemerken, denn er beobachtete nach wie vor Sakura und mich, wobei er seine Dame jedoch so geschickt führte, als gälte seine Aufmerksamkeit alleine ihr. Ich warf ihm einen hochmütigen Blick zu und drehte mich mitsamt meiner Verlobten, die nach wie vor interessierte Blicke über meine Schulter warf, in die andere Richtung. Es war seltsam; ich meinte, in ihren Augen dieselbe Anspannung zu sehen, die ich bei Sasukes Anblick empfand. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte; Wenn ich sie darauf hinwies, was sie tat, würde ich offen zugeben, was ich für Sasuke empfand und ich wollte es vermeiden, es ihr gegenüber zu erwähnen (Wobei ich hoffte, meine Eltern hätten ebenfalls geschwiegen.). Andererseits hasste ich es, sie ihn so anschmachten zu sehen und die Vorstellung, er würde darauf eingehen und sie womöglich küssen. Dieser Teil von ihm gehörte mir und ich war nicht bereit, ihn zu teilen.

„Verzeiht, mein Prinz.“ unterbrach jemand meine egoistischen Gedanken und ich sah auf in Sasukes schwarze Augen, die sich jedoch an meiner Partnerin festgeheftet hatten. Sie schenkte ihm ein kokettes Lächeln und senkte scheu den Blick, als er wieder sprach: „Dürfte ich mir Eure Partnerin für diesen Tanz ausleihen?“

„Ich... Also...“ stammelte ich vor mich hin. ´Nein!` in sein Gesicht zu schreiben kam mir nicht sehr diplomatisch vor, aber ich wollte nicht, dass er sie anfasste! Aber mir fiel kein guter Grund ein, also schleuderte ich ihm ihre Hand regelrecht entgegen. „Wenn du unbedingt meinst.“

Er lächelte Sakura auf eine Weise an, die mir die Beine weich werden ließ – Sie stieß ein halb ersticktes Kichern aus – Und reichte ihr die Hand, die sie höchst erfreut nahm. Sasukes vorige Partnerin, die in der Nähe gewartet hatte, warf mir einen fragenden Blick zu, den ich jedoch ignorierte, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, sämtliche Tanzenden beiseite zu stoßen, um die Tanzfläche zu verlassen. Ich kam an meinen Eltern, die verwirrt ob dem fehlenden Mädchen an meiner Seite schienen, stapfte aber auch an diesen kommentarlos vorbei.

Das alles war so lächerlich, dachte ich, als ich auf den großen Balkon vor dem Ballsaal ankam. Im Moment wünschte ich Sakura nur möglichst weit weg – Und da sollte ich sie heiraten? Es war mir sowieso schleierhaft, wieso ich es überhaupt tun sollte. Meine Eltern sagten, sie hätten aus Liebe geheiratet, aber das, was ich als Liebe definierte, meinten sie offenbar nicht. Der König hatte versucht, mir den Unterschied zu erklären zwischen familiärer, freundschaftlicher Liebe und der zwischen Mann und Frau, war aber kläglich gescheitert. ´Liebe ist, wenn man den ganzen Tag mit jemandem verbringen kann, manchmal auch, ohne sich groß zu unterhalten, und wenn man den anderen nicht satt hat. Es ist... Ein Gefühl, als wäre man angekommen.“ hatte er gesagt, aber wie konnte man in einem Menschen ankommen? Vielleicht hatte er auch Vertrauen und Geborgenheit gemeint...

Seufzend war ich ein Steinchen von der Brüstung, als ich hinter mir die Aufforderung, am Tisch Platz zu nehmen, hörte und ihr nach kam. Man hatte mir den Platz neben Sakura zugeteilt, die mich anstrahlte, als ich mich zu ihr setzte. Ihre Wangen waren leicht gerötet – Hatte er sie so leidenschaftlich durch den Saal gewirbelt? Nur zurückhaltend erwiderte ich das Lächeln, doch ich kam umhin, sie zu fragen, wie ihr Tanz mit Sasuke gewesen war, denn da wurde das Essen aufgetischt und wir beschränkten unser Tischgespräch darauf, die Küchen unserer beiden Häuser zu vergleichen: Als das Geklapper von Geschirr und Gläsern langsam schwächer wurde, bemerkte ich, wie das Mädchen immer öfter Blicke zu meinem Vater warf; Offenbar erwartete sie sehnsüchtig seine Ankündigung, was mich dann doch leicht zum Lächeln brachte. Egal, wie sie meinen Mensch ansah oder ob ich den Grund nicht kannte, aus dem ich sie zur Frau nehmen sollte, sie freute sich scheinbar darauf und wenn sie glücklich war, sollte ich es auch sein.

Schließlich erhob sich der König tatsächlich endlich und augenblicklich kehrte Ruhe ein im Saal. Minato strahle in die Runde. „Liebe Freunde! Es gibt eine sehr glückliche Nachricht, die mein Haus zu verkünden hat, wie ihr in euren Einladungen bereits lesen konntet.“

Mit jedem Wort meines Vaters wurde mir schlechter. Das flaue Gefühl in meiner Magengegend ähnelte dem, das ich sonst nur hatte, wenn Sasuke in der nähe war, doch als ich hinter mich sah, war er natürlich nicht da. Falsch, schoss es mir durch den Kopf.

„Dieser Ball begrüßt nicht nur das Ende des Jahres und läutet die Feste des kommenden Monats ein...“

Hör auf, schrie es in meinem Kopf, das ist nicht richtig! Sie sollte da nicht sitzen und meine Hand halten und lächelnd über meinen noch bloßen Ringfinger streicheln, an dem bald ihr Ring glitzern sollte. Ich wollte nicht in lindgrüne Augen sehen für den Rest meines Lebens sondern in tief schwarze...

„Sondern wir begrüßen auch die Verbindung zweier junger Leute, denen das kommende Jahr hoffentlich viel Glück bringen wird und die jeden Streit in diesem Jahr zurück lassen...“

Meine Zunge fühlte sich an, als wäre sie am Gaumen festgeklebt. Ich konnte sie doch nicht alle so enttäuschen, meine Eltern und Sakura und ihre Eltern und all die Leute in diesem großen und plötzlich unglaublich stickigen Raum. Hilfesuchend sah ich den Tisch runter, doch der Einzige, der meinen Blick erwiderte und nicht meinen Vater beobachtete, schien unendlich weit weg. Sasuke saß ganz außen am Tisch, zwischen einer älteren Tante von mir und einem jungen Mädchen, deren Name mir nicht einfiel. Ich versuchte, ihm mit Blicken zu verstehen zu geben, dass ich das alles nicht wollte – Aber alles, was er tat, war, mich aufmunternd anzulächeln. Verstand er denn nicht...?!

„Ich bin hoch erfreut, euch allen die Verlobung meines Sohnes mit der künftigen Duchessa Sakura von Haruno verkünden zu können!“ sagte die weit entfernte Stimme meines Vaters...

Und dann war ich irgendwie auf den Beinen und nahm den begeisterten Applaus der Gäste mit einem Lächeln entgegen, das sich wie eine schlecht sitzende Karnevalsmaske anfühlte, die man mir ans Gesicht geklebt hatte. Die Leute erhoben sich, um sich um uns zu scharfen und uns ihre Glückwünsche auszusprechen. Meine Übelkeit nahm zu und zusätzlich verringerte sich mein Sichtfeld, bis ich nur noch einzelne Körperteile der Gratulanten klar erkennen konnte: Einen grinsenden Mund, der schiefe, gelbe Zähne entblößte, Haare, die sich aus der kunstvoll aufgetürmten Frisur gelöst hatten, Schweißfleck auf der teuren Kleidung, eine feiste Hand, die meine viel zu lange fest hielt, eine Zunge, die über einen entzündeten Mundwinkel leckte...

Ich wusste nicht, wie lange ich es ausgehalten hatte, aber irgendwann kippte ich nach vorne, weil mein Gleichgewichtssinn mich im Stich ließ, in die arme einer drallen Frau mittleren Alters, die mich sofort mütterlich an ihren Busen drückte. Neben mir kreischte jemand aufgeregt „Naruto!“ und wegen dem festen Druck an meiner Hand ging ich davon aus, es wäre Sakura, obwohl ich sie nicht sehen konnte. Ich bemühte mich um ein beruhigendes Lächeln und nuschelte etwas wie „Schon ok...“, dann wurden meine Arme über zwei Schultern gelegt und ich wurde, halb geführt, halb getragen, aus dem Saal gebracht.

Man bugsierte mich in ein leeres Zimmer, in dem eine Couch und mehrere Sessel standen und reichte mir, sobald ich saß, ein Glas Wasser, das ich gierig runter kippte. „Danke...“ nuschelte ich schwach und sah auf. Meine Begleiter waren Kakashi, in der Festrobe des Hauptmannes und mit ernstem Gesicht, Jiraiya, der in einem dunkelroten Gewandt vor mir kniete und mir mehr Wasser reichte und mein Vater, der mit besorgter Miene neben mir saß und den Arm um mich gelegt hatte – Und ganz hinten in der Szene, direkt neben der Tür, als wolle er sich heimlich wieder davonschleichen, lungerte Sasuke herum, der meinen Blick aus seinen unergründlichen Augen erwiderte.

„Geht es dir besser?“ erkundigte sich Minato.

„Ich... Denke schon.“ sagte ich. Immerhin waren Übelkeit und Schwindel größten Teils verschwunden.

„Was ist denn passiert?“

Ich blickte auf zu meinem Großonkel, linste zu den anderen und beschloss, zu lügen. Ich konnte es ihnen nicht sagen. ich konnte keinem von ihnen sagen, dass ich nur wegen dieses Jungen da hinten Sakura nicht mehr wollte. Es war meine Pflicht als Prinz, das Richtige für mein Land zu tun und es konnte nicht richtig sein, für einen Mensch – Eine Art Alien! – Ein Mädchen, das ich wirklich mochte, so zu beleidigen. Sasuke würde sowieso gehen, sobald er konnte und nicht nur mich, sondern alles, was er hier erlebt hatte, für immer aus seinem Gedächtnis verbannen; Ich sah seinen Wunsch, das hier alles als Traum zu behandeln, noch immer häufig über sein Gesicht flackern... Nein, für ihn würde ich das nicht tun, er wäre es nicht wert.

„Mir ist schwindelig geworden – Ich glaube, es waren einfach zu viele Leute um mich herum, es war heiß und stickig... Und, ähm, ich habe davor schon etwas viel Wein gehabt...“

„Du bist kein guter Lügner.“ Alle blickten über ihre Schultern zu Sasuke, der mit verschränkten Armen an einem Regal lehnte, doch er sah nur mich an.

Ein schmales Lächeln huschte über Jiraiyas Gesicht, als er sich wieder zu mir drehte. „Leider muss ich Sasuke recht geben, du lügst miserabel. Ich denke, die Leute waren die Folge dessen, was deinen Schwindel ausgelöst hat, nicht der Grund für ihn.“

Ich biss mir auf die Lippe, drehte das Gesicht weg, antwortete aber nicht.

„Stimmt das?“ mischte sich auch mein Vater jetzt wieder ein, Besorgnis in der Stimme. „Aber das heißt ja...“

„Genau; Das heißt, die Verlobung war der Grund – Und die einzige Erklärung für so ein Verhalten ist, dass der Prinz sie nicht will. Und das ist DEINE Schuld!“ fauchte Kakashi Sasuke an, der wo anders hinsah, als ginge ihn das alles nichts an.

„Naruto?“ Jiraiya klang nicht vorwurfsvoll und ich sah ihm in die Augen. Er wirkte halb amüsiert, halb... Ja, was war das? Mitleid? Resignation? Ich sagte nichts, doch das war dem Magier wohl Antwort genug, denn er erhob sich seufzend und wandte sich an meinen Vater. „Ich bin mir nicht sicher, ob es funktionieren wird...“

„Was? Du hast gesagt, es würde gehen!“ Platzte nicht der König, sondern Sasuke mit deutlicher Panik in der Stimme heraus. „Wieso...?“

„Sasuke.“ Das eine Wort, ruhig ausgesprochen, reichte, um den jungen, aufgebrachten Mann zum Schweigen zu bringen. „Ich sagte nicht, dass ich es nicht versuchen werde. Aber wenn... Gefühle im Spiel sind, wird der Zauber wesentlich schwieriger.“

Sasuke starrte Jiraiya an, als habe dieser ihn geschlagen, dann ließ er sich, scheinbar völlig erschöpft, auf einen der Sessel zurücksinken. „Was heißt das jetzt wieder? Die ganze Sache hat doch erst wegen gewisser ´Gefühle` angefangen, oder?“

„Du verstehst den Unterschied glaube ich nicht, mein Junge, und das ist ein ganz Wesentlicher: Lust und Liebe gehen nicht immer zwangsweise Hand in Hand. Alles, was Naruto wegen der Prägung für dich empfinden sollte, ist Verlangen, aber so, wie ich das sehe, hat er auch noch andere Sehnsüchte, was dich betrifft.“

„Nein...“

„Ich glaube – Und ich hätte mir wirklich einen einfacheren Frosch für diesen Fall gewünscht, dass unser lieber Prinz sich in dich verliebt hat. Ich habe die letzten zwei Wochen versucht, den Zauber umzukehren, aber die heutige Reaktion zeigt es ziemlich deutlich.“

„Nein!“ wiederholte Sasuke laut, als könne das etwas an der unliebsamen Tatsache ändern. ich sah neugierig zwischen den beiden hin und her. Da waren sie wieder, diese fremden Worte: ´Liebe` und ´Verliebt sein`. Was eine Prägung sein sollte war mir auch nicht ganz klar, aber dies war die Gelegenheit, vielleicht etwas über die ganze Sache herauszufinden und ich wollte die anderen nicht durch Zwischenfragen auf mich aufmerksam machen und so das Gespräch beenden, doch mein Vater hatte mich nicht vergessen.

„Jiraiya...“ sagte er warnend mit einem Blick zu mir.

„Ach, Minato!“ Der Alte schien aufgebracht und wedelte mit einer Hand in Richtung des Königs. „Du weißt genau, was ich über diese ganze blöde Tradition denke und jetzt merkst du es am eigenen Leib, wie viel Ärger der Unsinn verursacht! Er ist alt genug...“

„Das entscheide immer noch ich.“ Die beiden Männer blitzten sich an, bis Minato leise knurrte. „Du wirst es versuchen. Das ist ein Befehl.“

Scheinbar amüsiert zog der Magier die Brauen hoch. „So? Jetzt bist du mir also Befehle?“

Minato rieb sich über die Augen, stand auf und lief unruhig im Raum auf und ab. „Verzeih... Das ist nur alles sehr anstrengend.“

„Was soll ICH da sagen?“ entfuhr es mir plötzlich und ich sprang auf, wobei ich Kakashis Hand, die er mir sofort hilfsbereit gereicht hatte, beiseite schlug. „Ich bin es doch, der das alles ertragen muss und der nicht mehr weiß, wer er ist!“

„Siehst du?“ Jiraiya sah zur Abwechslung mal ernst aus. „Es ist vollkommen unnötig, unsere Jungen derart ins Kalte Wasser zu werfen; Bei den Katzen klappt es, bei den Schnecken und Schlangen... Sogar die Menschen...“

„Menschen!“ fauchte mein Vater, den ich noch nie so sauer gesehen hatte. „Fängst du wirklich mit diesem verkommenen, selbstsüchtigen Volk an, das seine Welt zu Grunde richtet, wenn es um die Erziehung meines Sohnes geht?!“

„Hey!“ warf der anwesende Mensch, jetzt auch verärgert, ein, wurde aber sofort abgewürgt.

„Sei still, Junge, du weißt am allerwenigsten, wovon du redest. Willst du wirklich deinen Großneffen ihm geben? Er sagt selbst, dass er ihn nicht will und er wüsste noch nicht mal, was er tun sollte, Jiraiya.“

„Man könnte es ihm beibringen.“

„Pah! Warum ihn zu etwas zwingen, das Sasuke selbst nicht möchte, wenn Sakura dazu bereit ist?“

„Ich sagte bereits, dass es möglich ist...“

„Ist es NICHT, Jiraiya. Er ist ein Kind – Er weiß noch nicht mal, was Liebe ist.“

Natürlich passte es mir nicht, dass mein Vater mich als Kind bezeichnete, aber erstens sah er noch zu erbost aus, um zu widersprechen und zweitens hatte er mit seiner Aussage recht, ich wusste es wirklich nicht. Darauf wusste auch der Alte nichts zu erwidern, sodass die Diskussion bedrückender Stille platz machte.

„Hoheit... Ich denke, wir sollten zurück zum Fest.“ warf Kakashi vorsichtig ein.

Minato nickte. „Sicher... Geht schon vor, Naruto und ich kommen gleich nach.“ Die anderen warfen uns besorgte Blicke zu, aber dann verließen sie folgsam den Raum, bis ich alleine mit meinem Vater war, zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit.

„Ja, Vater?“ fragte ich kühl.

Er zuckte zusammen, brachte aber eine Art schmales Lächeln zustande. „Ich verstehe, dass du verärgert bist. Das wäre ich auch. Aber in diesem Fall musst du mir wohl vertrauen.“

„Was hat Jiraiya vor? Wieso benutzt er Magie bei mir?“

Ein gequälter Ausdruck trat auf die Züge meines Vaters. „Es wird dir helfen – Ich verspreche es.“

„Er war sich da selbst nicht so sicher.“

„Es WIRD helfen. Nur... Lös deine Verlobung mit Sakura nicht. Kannst du mir das versprechen?“

ich dachte an meinen Vorsatz und nickte ernst. „Sicher, Vater.“ Dann drehte ich mich um und verließ den Raum, ohne ihn noch mal anzusehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kanra-sama
2011-07-23T13:40:46+00:00 23.07.2011 15:40
Ich liebe deine FF!
Wirklich!
Und die Kapitel sind immer so schön lang!^^ ... ehrlich, ich werde nie müde, wenn ich deine FF lese! (Und das will was heißen, glaub mir^^)

Nun zu dem Kapi:
Bitte sag mir, dass Sasuke während der Zeit, als er Naruto nicht sehen konnte, sich in der Bibliothek eingeschlossen und gelesen/ gelernt hat! Ich brauch diese Info für mein Seelenheil! Ein Uchiha, der nichts über das Land lernt indem er gerade lebt? Ein Uchiha, der nichts tut??? - Gibts nicht! (meiner Meinung nach)
Bitte, bitte sag mir, was er gemacht hat!

Naruto und Sakura verlobt??? ... kannst du mich auch in die FF einbringen, damit ich Pinky eigenhändig killen kann??? (tut mir leid, aber ich bin absoluter Sakura-Hasser!)

Und zu guter Letzt: Der arme, naive, unschuldiger, unwissender Naruto! Wie kannst du ihn nur soooooo auf dem Schlauch stehen lassen?! Das ... das ist ... GENIAL^^ Ich finds total süß^^

Ich hoffe Sasuke (der heute ja Geburtstag hat fällt mir ein ... Happy Birthday Süßer^^) und Naruto kommen zusammen! Bald ... Später ... Irgendwann^^ Ohne, das Orochimaru, Madara oder sonst ein Bösewicht etwas allzu großes anstellt!

Mach weiter so!

lg Kara-chan
Von: abgemeldet
2011-07-23T13:09:03+00:00 23.07.2011 15:09
ja ein neues kapi^^
och ne warum lassen sie Naruto so unswissend. Können die doch nicht machen. Er möchte doch einfach wissen was los ist und was mit ihm nicht stimmt. Und jetzt soll er sich mit Sakura verloben ob er immer noch mehr gefühle für Sasuke hat? Mal sehen was im nächsten kapi passieren wird.
Von:  Guren-no-Kimi
2011-07-22T13:15:25+00:00 22.07.2011 15:15

ich liebe dieses FF *____*
es ist so gut und so lang geschrieben xD

naru tut mir aber shcon etwas leid. so unwissend *schnief*
aber ich liebe seine eifersucht.
und sasuke so gemein T.T

ich hoffe es geht bald weiter.


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