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Cod3s

von

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Ein neuer Anfang

Das erste, an das ich mich erinnern konnte, war Wärme. Durchdringende, wohltuende Wärme am ganzen Körper. Mein Gesicht glühte fast. Und dann waren da noch diese Gerüche …

Etwas rauchig, verbranntes lag in der Luft, so als hätte jemand einen Wald in Brand gesteckt. Aber da war noch etwas anderes- etwas Angenehmes. Der Duft von Blumen, ganz leicht und süß.

Wo war ich?

Langsam öffnete ich meine Lider und es dauerte eine Weile, bis ich alles scharf sah. Links in meinen Augenwinkeln flackerte ein rotgelbes Licht- war das Feuer? Schlaftrunken und schwerfällig drehte ich meinen Kopf. Ja, da war ein Kamin…

Nun schaute ich mich genauer um und endlich entdeckte ich die Quelle des anderen betörenden Duftes. Ich lag unter einer dicken, weichen Decke. Vorsichtig setzte ich mich auf und merkte erst jetzt, wie schwer und matt ich mich fühlte. Stöhnend hielt ich mir den schmerzenden Kopf. Ich brauchte erneut einige Minuten, um mich vollends zu orientieren und klar denken zu können. Der Raum war nur durch das Feuer im Kamin spärlich erleuchtet, aber das, was ich sehen konnte, kam mir in keiner Weiser bekannt vor. Man hatte mich ausgezogen- oder war ich das selber gewesen?

… Wer war ich eigentlich?!

Angestrengt kramte ich in meinem Gedächtnis nach etwas, wie einem Namen, jedoch vergebens. Neben mir lag ein grauer Pullover mit einem auffälligen roten Aufdruck- ein „I“, gefolgt von einem Herzen und der komischen Buchstabenfolge „NY“.

Ich runzelte die Stirn. NY… das war die Abkürung für New York, hallte eine Stimme in meinem Kopf, ein Staat der Vereinigten Staaten von Amerika, 128.401 km² groß, liegt an der Westküste und hat über 17,6 Millionen-

Moment! Warum konnte ich mich an so etwas erinnern, aber mein eigener Name war mir entfallen?!

Verwirrt rieb ich mir über die Augen. Verdammt- was war hier los? Ich stand vorsichtig auf und sah mich wieder um. Vielleicht gab es in diesem Raum ja irgendwelche Hinweise, wer ich war… Um den Kamin platziert stand eine schlichte dunkle Sofagarnitur mit weißen Kissen, auf dem Sims des Kamins waren ein paar Bilderrahmen aufgestellt worden, die immer ein junges Mädchen mit Erwachsenen zeigte. Ihre Eltern und Großeltern vielleicht? Das Mädchen war vielleicht 6 Jahre und ich musste zugeben, dass sie ganz niedlich aussah, wie sie breit in die Kamera lächelte und sich an das Hosenbein des einen Mannes klammerte.

Aber kein Anzeichen von mir. Frustriert durchsuchte ich weiter den Raum. Weiter hinten, im Halbdunkeln liegend, stand ein Holztisch mit Stühlen und einem Strauß Blumen als Dekoration. Über der Lehne hang ein Mantel, ein Schwarzer aus Leder und auf einmal überkam mich ein Gefühl der Erleichterung. Ohne weiter zu überlegen, zog ich ihn an und als ich nun das kalte Leder auf meiner Haut spürte, fühlte ich mich sicherer und geborgen. Vorsichtig strich ich über seine Oberfläche, schloss die Augen und genoss einfach das Gefühl, das mich durchströmte. Ich wusste nicht, wie ich zu dieser Annahme kam, aber ich war mir sicher, dass dieser Mantel mir gehörte. Auf der Höhe meiner Hüfte befanden sich Schlaufen und als ich sie ertastete, schossen mir Bilder und Gefühle durch den Kopf; das Gefühl von scharfem Metall, kalt und poliert. Doch als ich die Augen wieder öffnete und an mir herabblickte war dort nichts zu sehen.

Bevor ich richtig darüber nachdenken konnte, hörte ich Schritte. Alarmiert schaute ich in die Richtung, aus der sie näher kamen und reflexartig schossen meine Hände an die Schlaufen- und griffen ins Leere. Verwirrt über meine eigene Handlung stand ich Sekunden da, bis ich erneut das polternde Geräusch hörte. Ohne großartig zu überlegen, was und vor allem warum es tat, sprang ich hinter die Tür des Wohnzimmers, wartete, bis die eintretende Person im Zimmer stand und riss sie dann ohne zu zögern von hinten zu Boden. Ehe diese schreien konnte, drehte ich sie herum, meine Rechte schnellte an die Gurgel, mit meinen Beinen drückte ich ihren Unterköper runter und meine Linke spannte ich zur Faust geballt an und ließ sie in der Luft ruhen.

Im dämmrigen Licht erkannte ich, dass es ein Mädchen war. Würgend und mit vor Schreck aufgerissenen Augen umklammerten ihre zierlichen Hände mein Handgelenk und versuchten, den Druck auf ihren Hals zu lindern.

Gerade als ich sie auf grausame Weise von ihren Schmerzen erlösen wollte, stieg mir erneut dieser süße Geruch in die Nase und plötzlich erkannte ich ihr Gesicht. Sie war das kleine Mädchen auf den Bildern, auch wenn ihre Züge nun weniger kindlich und im Moment auch weniger glücklich waren – ich war mir sicher, dass sie es war!

Wie aus einen Albtraum erwachend starrte ich sie an.

„Lass… lass mich bitte los…Ich… tue dir… nichts.“, würgte sie erstickt und zog noch kräftiger an meinem Arm. Erschrocken löste ich den tödlichen Griff und stolperte von ihr zurück.

Was hatte ich getan? , fragte ich mich selber mit wild pochenden Herzen. War ich wirklich bereit gewesen, dieses Mädchen zu töten?!

Hustend rappelte sie sich auf und schaute mich genauso verwirrt und ängstlich an, wie ich sie.

„Wer bist du?“, hauchte ich schwer atmend. Es dauerte eine Weile, bis sie mir antwortete. Sie hielt eine Hand an ihrem Hals und massierte diesen. Ich musste wirklich fest zugegriffen haben…

„Fin…ich meine- Finja“, sagte sie mit rasselnder Stimme. „Und du?“

Anstatt eine Antwort zu geben, wich ich ihrem Blick aus und schaute mich um.

„Was ist passiert? Wie bin ich hierher gekommen?“

Fin lächelte schief. „Wie wäre es, wenn du erst einmal meine Frage beantwortest.“, sagte sie vorsichtig- aber nicht vorsichtig genug.

Nein, kann ich nicht!“, fauchte ich wütend, dass sie zusammenzuckte. Eingeschüchtert von meinen eigenen Worten, schaute ich stumm zu Boden. Fins Blick ruhte auf mir und nach einigen Sekunden des Schweigens ergriff sie leise das Wort.

„Du warst bewusstlos, als ich dich fand. Ein Mann war bei dir und hat dich im strömenden Regen liegengelassen und mir gesagt, dass ich mich um dich kümmern soll.“

Gespannt, aber auch ungläubig lauschte ich ihren Worten.

„Ein Mann?“, murmelte ich und sie nickte. Langsam und vorsichtig rutsche sie näher an mich heran. Sie erzählte mir die Geschichte, von ihrer Begegnung mit dem unheimlichen Mann, bis hin zum jetzigen Zeitpunkt. Sie war sehr kleinlaut und Angst schwang in ihrer Stimme mit.

Nach eine kurzen Pause fragte sie dann: „Erinnerst du dich?“

Niedergeschlagen schüttelte ich den Kopf. Das alles hatte sich wie ein Krimi angehört und es tat mir unheimlich weh, dass sie mittendrin war. „Nein, nichts.“, seufzte ich, danach musste ich lachen und ich schaute ihr traurig ins Gesicht. „ Ich kenne ja nicht einmal meinen Namen…“ Fin war sichtlich verwirrt und kam dann noch näher, um eine Hand auf meine Schulter zu legen. Ich wollte wegschauen, doch ihre andere Hand schmiegte sich an meine Wange und zwang mich mit sanfter Gewalt sie direkt anzuschauen. Ihre grünen Augen flackerten vor Mitleid und Sorge.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen; ich hatte versucht, sie umzubringen…

Plötzlich verzog sich ihr Gesicht und sie runzelte die Stirn. Gerade, als ich fragen wollte, was los sei, fuhr auch ihre andere Hand an meine Stirn und schob mir die Haare zur Seite.

„Halt mal still…“, bat sie mich und sie ging noch näher an mein Gesicht, dass es mir unangenehm wurde. Vorsichtig, beinahe ängstlich fuhren ihre zarten Finger über meine Haut.

Auf einmal spürte ich einen stechenden Schmerz oberhalb meiner Schläfe, sodass ich zusammenzuckte. Im gleichen Augenblick flackerten erneut Bilder durch meinen Kopf und diesmal hörte ich sogar etwas.

Ich sah einen Mann in einen schwarzen Mantel gekleidet, der mich ausdruckslos anschaute und sich nicht bewegte. Dafür hörte ich mich selber hysterisch schreien. Ich schrie einen Namen, Flüche, Verwünschungen und flehende Sätze, die ich jedoch nicht ganz verstand. Nur den Namen dieses Mannes hörte ich klar und deutlich: Ares.

Eine neue Welle von Schmerzen, als würde ich bei lebendigem Leibe verbrannt werden, durchströmte mich und dann verschwanden die Bilder.

Erschrocken riss ich die Augen auf und befand mich wieder in Fins Wohnzimmer.

„Oh mein Gott…“, hörte ich sich murmeln.

„Was denn?“, fragte ich sie, doch sie stand nur stumm auf, zog mich in die Höhe und führte mich in ein Badezimmer. Das Licht hier war unangenehm grell und weiß. Kreidebleich schob sie mich vor den Spiegel. Die ersten Sekunden starrte ich nur erschrocken in mein Spiegelbild- es kam mir so vor, als schaute ich in das Gesicht eines Fremden - doch dann schob Fin mir die Haare aus der Stirn, sodass mein Augenmerk auf etwas anderes glitt:

Oberhalb der linken Schläfe erblickte ich eine münzgroße rötliche Stelle, die bei jeder Berührung schmerzte. Innerhalb dieser Stelle zeichneten sich, im Dreieck angeordnet, Einstichstellen von Nadeln oder ähnlichem ab. Auf meiner anderen Schläfe war die gleiche Wunde zu sehen. Während ich ungläubig in den Spiegel schaute, ging Fin nervös in dem kleinen Zimmer auf und ab.

„Weißt du, was das ist? Verbrennungen!“, informierte sie mich aufgebracht.

„Was hat der Typ nur mit dir gemacht?!“ Aufgelöst fuhr sie sich durch ihre langen, braunen Locken und murmelte irgendwelche Sachen vor sich hin. Ich schob meine Haare weiter nach hinten, um zu schauen, ob ich noch irgendwo anders am Kopf solche … Verbrennungen hatte, als mir etwas in meinem Nacken auffiel. Stirnrunzelnd verharrte ich.

„Fin? Kannst du mal gucken, was das ist?“

Ich spürte, wie sie sich an meinem Hals zu schaffen machte und dann, genau wie ich, stutze.

„Das… ist eine Tätowierung, glaube ich. Eine Zahlenfolge…“ Ungläubig zog ich eine Braue hoch. Fin wischte mit dem Daumen über eine Stelle meines Nackens und nickte.

„Ja eindeutig! Eine Tätowierung. Du hast einen komischen Geschmack, mein Lieber…“

„Lies vor…“

„Wie?“

„Lies die Zahlen vor.“ Schulterzuckend antwortete sie: „OK, also…. 9537648210… also ich erkenne da keinen Sinn raus.“ Sobald sie die Zahlenfolge ausgesprochen hatte, schrie erneut eine Stimme in meinem Kopf und wie in Trance sprach ich ihr leise nach:

„ ID Inhaber : Nero … Größe: 178 cm… Geburtsjahr: 1989… Mitglied seit: 1991…“

Stumm stand Fin hinter mir und starrte mich im Spiegel an. Verwirrt blinzelte ich mich selber an. „Was?!“, fragte sie.

Zögernd wiederholte ich den Satz und ihr Blick wurde noch ungläubiger.

„M- Moment… heißt das, du hast eine Identitätsnummer im Nacken eintätowiert?“

Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. „Anscheinend ja.“, murmelte ich.

Sie schüttelte den Kopf und lachte. „Du kannst dir vollkommen sinnlose Zahlenreihenfolgen und ihre Bedeutung merken, aber deinen eigenen Namen kriegst du nicht auf die Reihe?!“ Erneut schüttelte sie den Kopf. Nun schaute ich sie direkt an.

„Glaubst du ich bin dieser… Nero?“ Fin hob die Hände und verzog das Gesicht. „Wahrscheinlich… Ich denke mal, dass du dir nicht die ID Nummer eines anderen in den Nacken stechen lässt oder?“

Dann fuhr sie sich wieder durch die Haare und stöhnte. „Gott, was soll ich nur machen? Ich versteh das alles nicht …Warum bist du hier? ... Woher kommst du? … Wer genau bist du?“ Sie starrte mich frustriert an und ich musste bitter schmunzeln. Soweit war ich auch schon gekommen….

Ich strecke ihr meine rechte Hand hin. „Ich bin … Nero.“ Was für eine dumme Geste, schalt mich etwas in meinem Kopf, doch ich empfand sie jetzt gerade angebracht. Nach kurzer Verwirrung ergriff Fin lachend meine Hand und schüttelte sie.

„Na, das ist doch wenigstens mal ein Anfang.“

Sie hatte ein angenehmes Lachen, das ich stundenlang hätte hören können und ich schwor mir, Fin so wenig wie möglich in diese Sache um meine Identität mit rein zuziehen, damit sie auch in Zukunft lachen konnte.

Ich seufzte. „Und was machen wir jetzt?“ In dem Moment meldete sich mein Magen so lautstark, dass ich rot anlief. Wieder lachte sie. „Ich sehe mal nach, was ich noch an Essbarem im Haus habe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  blacksun2
2011-10-22T06:59:11+00:00 22.10.2011 08:59
Ich habe noch viele Kapitel vor mir

Und weißt du was?!
Das finde ich grandios!
Denn die Geschichte scheint mir grandios!
Und ich bin sehr optimistisch, dass das so bleibt, denn nach 3 Kapitel + Prolog kann es kein Zufall mehr sein, wenn in jedem Kapitel Audruck und Story einen ein Ausruf des Entzückens entlocken

Hmm, ich schätze der Fremde mit dem Schwert ist dieser Ares
Ist er nun lieb oder böse – immerhin hat er ja dafür gesorgt, dass Nero nicht stirbt

Neros Denkweise, dass er sie nicht mit hineinziehen will, in allen Ehren, aber ich fürchte das wird ihm nicht gelingen

Und irgendwie hab ich das Gefühl einen großen Mann in strömenden Regen durch die Straßen zu schleppen wird für sie bald noch das geringste Übel gewesen sein

Mit 2 Jahren war er schon Mitglied in „Was- auch-immer“ – dann hat er sicher eine intensive Ausbildung hinter sich
Frag mich wofür die ihre Mitglieder schon so jung auswählen und was bei einem 2-jährigen Kind die Auswahlkriterien sind

Wenn die Geschichte so weitergeht, dann werde ich dein größter Fan

Glg
blacksun

Von:  Thuja
2011-02-09T21:10:57+00:00 09.02.2011 22:10
Darf ich dich mal langweilen??
Ich hoffe, du hast jetzt nicht nein gesagt, denn mir bleibt fast keine andere Wahl.
Ich kann hier keine Kritik anbringen und wiederhole mich jetzt schon zum 4. Mal. Die Geschichte ist supertoll. Sie lässt sich schön lesen, ist spannend und die Charaktere mag ich auch. Und ich bin richtig froh, sie angefangen zu haben. Bis jetzt habe ich das auf keinen Fall bereut und wenn sie weiter hält, was sie verspricht, wird das auch so bleiben. Du schreibst sehr schön flüssig und hast eine schöne abwechslungsreiche Wortwahl

Man ich bin gerade neidig auf Nero. Nicht weil er alles vergessen hat (natürlich nicht), sondern weil er sich so toll Zahlen etc. merken kann. Das würde meine Prüfungsvorbereitung merklich verkürzen *grins*
Muss für ihn aber erstmal wirklich ein Schock gewesen sein, irgendwo aufzuwachen, ohne Erinnerungen seiner Vergangenheit.
Auch wenn sie Dank dem Tattoo wenigstens ein Hinweis haben. Obwohl das vielleicht nicht unbedingt gut ist. Diese Leute wollten, dass Nero vergisst. Wenn er versucht, seine Erinnerung wieder aufzufrischen, wird ihnen das gar nicht gefallen *schon schlimmstes befürchte*
Ich bin jetzt schon gespannt, mehr über diese Organisation zu erfahren. Sie scheint ihre Mitglieder teilweise von klein auf zu trainieren. Aber sind sie gut? Sind sie schlecht?

Auf bald
*wink*



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