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Sternenschauer

OneShot-Sammlung [Various]
von

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Einer dieser Tage [Natsu & Erza & Gray]

So, hier mein Beitrag zu Urs WB. Die Vorgabewörter sind underlined dargestellt und die Story spielt irgendwo zw. Chapter 163 und 164. Die Ich-Perspektive hasst mich, genau deshalb hab’ ich sie genommen. ;) Viel Spaß!
 

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»May the wind always be at your back

and the sun upon your face

and may the wings of destiny carry you aloft

to dance with the stars.«

- 【Fred Jung // Blow】 -

.-:-:-:-:-:-:-:-.
 

Einer dieser Tage

        ...die man ›Leben‹ nennt.
 


 

»Ich habe Angst vor meinen Erinnerungen…«
 

Ich drehe den Duschhahn auf. Zweieinhalb Mal nach rechts und das Wasser stuft in seine heißeste Temperatur. Für gewöhnlich dusche ich nur ›einmal nach rechts‹, aber heute war mir irgendwie nach brennendem Nass auf der Haut. Ich strecke den Kopf dem Wasserstrahl entgegen. Er besprenkelt mein Gesicht. Reflexartig kneife ich die Augen zu und streiche die Haarsträhnen hinters Ohr.
 


 

»…ich bin für dich da.«
 

Mein Gehirn denkt zu viel.

Als ich fertig bin und aus der Dusche trete, kreuzt sich mein Blick mit dem meines Spiegelbildes. Zögernd schnappe ich mir ein Handtuch und schlinge es halbherzig um. Meine Haut ist gerötet - Spuren des heißen Wassers. Das nasse Haar klebt mir im Nacken und Tropfen bilden ein Rinnsal entlang meiner Wirbelsäule. Ein seltsames Gefühl, gleich einem Finger mit scharfen Nägeln, die bedächtig meinen Rücken herabfahren. Ich spüre, wie es mich schaudert. Mein Blick will mich nicht loslassen. Jetzt breitet sich Gänsehaut über meinen Armen aus. Ich schlinge das Handtuch fester um mich. Es tut nichts zur Sache.
 


 

»Ich kann dich einfach nicht allein lassen...«
 

Ich schließe die Augen und setze meine Requip-Magie ein. Der Spiegel reflektiert die Lichtstrahlen, die ich selbst durch meine geschlossenen Lider hindurch erkennen kann. Dann öffne ich meine Augen wieder und der Kloß im Hals verschwindet allmählich. Ich atme tief durch. Ein sachtes Lächeln findet sich auf meinem Gesicht. Dann ertappe ich mich kurzerhand dabei, wie meine Hand sich selbstständig macht und über die glatte Fläche meiner Rüstung wandert. Ich halte in der Bewegung inne, als die Hand die Stelle über meinem Herzen erreicht. Die Finger drücken gegen das Metall. Es ist bitterkalt.
 


 

»Ich…«
 

Mein Gehirn denkt zu viel.

Ein Wispern zerrt sich träge durch mein Trommelfell.

»Gérard…«
 


 

-:-:-:-:-
 

Getöse lärmt durch den schmalen Gang, wie ich es nicht selten zu Ohren bekomme, wenn ich das Duschbad unserer Gilde verlasse. Die Quelle des Tumults scheint ihren Ursprung wie immer unten, im Hauptsaal, zu finden. Ich fasse mir an die Schläfen. Resigniert. Als das Krachen eines, ich vermute mal, entzwei geteilten Tisches durch den Flur poltert, ziehe ich sofort die Hand zurück und halte sie gespreizt vor meine Augen - trocken und rau. Ich beiße die Zähne zusammen. So eine Szene, die diese Chaoten mal wieder veranstalten, kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Missmutig gehe ich die Treppe herunter, um meinen Augen nichts Gutes zuzumuten.

»Verdammter Feuerschlucker, denkst du etwa, du hast ‘ne Chance gegen mich?!«

Ich ahne Schlimmes…

»Oaah, Gray, du Bastard, das kriegst du tausendfach zurück!«

Die zwei preisgekrönten Kandidaten, wenn das Wettbewerbsthema ›Zerstöre das Gildengebäude!‹ lauten würde, sind natürlich diejenigen, die man inmitten des ganzen Radaus am lautesten streiten hört. Als ich unten ankomme, fliegen mir haufenweise Tische und Stühle um die Ohren. Können sich diese Spinner denn nicht einmal zusammenreißen?!
 

»Oi, Nats-…!«

Ein Bierkrug landet in meinem Gesicht. Ich höre noch, wie er zu Boden fällt und zerbricht. Plötzlich wallt beklommene Stille im Raum. Alle Blicke sind jetzt auf mich gerichtet. Das weiß ich auch, ohne mich großartig umsehen zu müssen. Diese Idioten. Meine Nase schmerzt höllisch, verdammt! Der Krug ist einfach an ihr abgeprallt.

»Erza, ist… alles in Ordnung?«, fragt Natsu, und seine Stimme klingt etwas verängstigt. Ich halte den Kopf gesenkt, während ich über meinen Nasenflügel reibe. Immer noch Stille. Irgendwie ungewöhnlich. Sonst machen sie einfach weiter, bis nichts mehr von der Gilde übrig bleibt.

»Ist sie gebrochen?«, fragt Mira aus heiterem Himmel. Von was zum Teufel redet sie? »Komm, lass mich mal sehen.« Ach so, meine Nase. Ich Vollidiotin. Als sie auf mich zukommt, weiche ich prompt zurück. Sie sollen mich nicht alle anglotzen wie ein Tier im Zoo - für wen halten die mich eigentlich?
 

Mira streckt ihre Hand nach mir aus. Als ich es bemerke, reiße ich die Augen auf und schlage sie weg. Mein Atem stockt. Mira schaut mich erschrocken an. »Tut mir leid, Mira«, möchte ich sagen, aber die Worte bleiben mir in der Kehle stecken.

»Erza, hast du sie nicht mehr alle?! Was zum Teufel ist los mit dir?!« Gray ballt die Fäuste. Er gibt sich sichtlich Mühe, sich im Zaum zu halten. Aber das kann mir jetzt auch egal sein. Ich muss hier schleunigst raus! Ich ertrage den ganzen Mist einfach nicht länger! Sollen sie sich doch weiter die Köpfe einschlagen, mir soll’s recht sein. Solange sie mich aus dem Spiel lassen.

Ich stampfe mit großen Schritten zur Tafel mit den Aufträgen, hinweg über all die Einzelteile, die als Wurfgeschosse missbraucht worden sind. Ohne auch nur ein Wort darauf gelesen zu haben, schnappe ich mir einen Zettel, reiße ihn ab und eile zum Ausgang. Ich muss nach Luft schnappen, ehe ich endlich etwas sagen kann:
 

»Räumt gefälligst diesen Saustall auf, bevor der Meister zurückkommt, hört ihr?! Und trichtert euch endlich mal in den Schädel, dass ihr euch anders zu benehmen habt; wir sind eine Magiergilde, verdammt!«
 

Jetzt starren sie mich noch fassungsloser an. Mir egal. Was verstehen die auch schon? Mit denen reden lässt sich ja doch nicht. Ich rolle den Auftrag in der Hand zusammen und verlasse Fairy Tail. Ich brauche Luft zum Atmen, nicht zum Ersticken.

Sie werden es schon verstehen… irgendwie.
 


 

. . . .
 


 

»He, Erza, schau mal, was wir gefunden haben!«

Lisanna tapste hinter Natsu hervor und hielt mir ein riesiges Ei vor die Nase. Es war wirklich riesig; sowas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Aber bevor ich es genauer betrachten konnte, hatte Lisanna es wieder fest an sich gedrückt und ihre schmächtigen Arme eng um es geschlungen. »Wir wollen, dass es schlüpft«, sagte sie.

Ihre Wangen waren blassrosa. Sie lächelte mich schüchtern an. Natsu grinste und nickte heftig. Ich seufzte und konnte mir nicht länger verbieten, die zwei Pappnasen aufzuklären:

»Jetzt hört mal zu, ihr zwei. Ihr habt da eine große Verantwortung zu tragen! Was ist, wenn dem Ei etwas passiert? Ihr müsst es immer warmhalten und es darf euch niemals runterfallen! Denkt ihr, ihr schafft das allein?«

»Pff, als ob«, meinte Gray geradewegs heraus, und mal wieder durfte ich feststellen, dass dieser Junge nicht in der Lage war, seine Kleidung anzubehalten. Wenigstens hatte er es - noch! - nicht auf seine Unterwäsche abgesehen.

»Mein Gott, zieh dir etwas an, Gray!«, forderte Kana ihn auf, aber irgendetwas sagte mir, dass sie es gar nicht so meinte. Natsu war bereits zu ihm gestürmt und hatte ihn zur Rede gestellt:

»Wer hat dich überhaupt gefragt?! Natürlich können wir es ausbrüten, du wirst schon sehen!«

»Ach ja? Und wie willst du das anstellen? Indem du es mit Feuer anspeist?« Als in Natsu sichtlich die Wut zu brodeln begann, grinste Gray süffisant und ich bekam das Gefühl, dass ich dieses Szenario noch Jahre später zu Gesicht bekommen würde. Die beiden waren buchstäblich wie Feuer und Eis. Daran ließ sich nichts abstreiten.

»Nein, Gray, wir werden ganz sicher gut auf das Ei aufpassen, wirkli-« Lisannas Versuch, die beiden zu besänftigen, scheiterte genauso kläglich wie etwa das Verhindern eines Vulkanausbruchs. Natsu hatte schon die ersten Flammen auf Gray gehetzt, der mit seiner Eismagie sofort einen Gegenangriff startete.
 

»Pah, das Einzige, was ich anspeie, bist du!«

»Hättest du wohl gern!«
 

Tische und Stühle flogen durch den Raum. Die Theke wurde leergeräumt und Brot und Sakeflaschen sausten wahllos auf so manchen Hinterkopf. Wie so oft spornte die Zankerei der beiden die anderen Mitglieder an, es ihnen gleichzutun und eine Massenkeilerei anzufangen. Ich stand inmitten des Wahnsinns und schrie vergebens: »Leute, hört auf damit!«

Natürlich drang meine Stimme nicht durch. Dass so etwas immer dann passieren musste, wenn der Meister nicht da war…

Plötzlich traf mich etwas mit voller Wucht an der Schläfe. Es war ein Apfel, der nun zu Boden plumpste und unter die Tischüberreste rollte. Als ich meinen Kopf zu Natsu drehte, starrte er mich überrumpelt an. Dann blinzelte er ein bisschen dümmlich.

»…Natsu!!«

Dem Kerl musste wohl erst gezeigt werden, dass nicht nur er mit Obst werfen konnte. Oder mit Möbelstücken.
 

Es war einer dieser Tage, an denen alles aus dem Ruder lief. Also ein Tag wie jeder andere. Seit Natsu sich uns angeschlossen hatte, brach hier nicht selten die reinste Anarchie aus. Und Gray und er waren unsere Nervenbündel der Extraklasse. Anstrengend und kaum in Schach zu halten.

Unsere Chaosgilde begann allmählich, aufzublühen.
 


 

. . . .
 

Die Spitzen der Grashalme piksen mir in die Haut. Meine Wangen streifen sie nur. Ich liege mit ausgestreckten Armen auf der Wiese und glaube, schon seit mehreren Stunden nur den Himmel anzustarren. Der Auftrag ist schon lange erledigt. Er ist weder schwer noch zeitaufwändig gewesen. Ein Monsternashorn zu killen, das ein Dorf unsicher gemacht hat, gehört nun wirklich nicht zu den gefürchtetsten Herausforderungen eines Fairy Tail-Magiers. Ich glaube, dass meine Gilde grundsätzlich furchtlos ist. Vor allem Natsu und Gray. Diese Helden. Sicher machen sie mir die Hölle heiß, wenn ich wiederkomme.

»Was zum Teufel war mit dir losgewesen?«, fragt Gray mich bestimmt wieder, und er wird wieder keine Antwort bekommen. Was sollte ich auch sagen? Er ist immerhin dabei gewesen, als es passiert ist. Und Natsu auch. Natsu wird erst recht nicht nachgeben. Ein hartnäckiger Feuerteufel. Vielleicht sollte ich mich eine Weile nicht sehen lassen…
 

Gemächlich verfärbt sich der Mond. Ein scharlachroter Kreis, der sich der sternenlosen Nacht entgegenstellt.
 


 

»Ich hab’s: Scarlet! Die Farbe deiner Haare. So werd‘ ich deinen Namen ganz bestimmt nicht vergessen!«
 

»Erza… Scarlet…«

Mein Gehirn… denkt zu viel.
 


 

. . . .
 

»Ey, Rüstungsmädchen! …warum bist du immer allein?«

Grays Standardfrage. Das erste Mal hatte er sie mit hochrotem Gesicht gestellt und sich gleich zu rechtfertigen versucht. Dann stellte er sie immer häufiger - und sicherer. Und immer bekam er dieselbe Antwort. »…weil ich gern allein bin.«

Als Natsu zu uns stieß, schien es auch ihn zu beschäftigen. Obwohl er es niemals als Frage formuliert hatte.

»Häng nicht immer allein an so einsamen Orten rum! Komm zu uns, Erza!«

Wenn es darauf ankam, fand er für alles die richtigen Worte - so primitiv sie auch waren. Und dann gewann ich mein Lächeln wieder. Ganz plötzlich, als hätte Natsu es mit einem Ruck aus den Tiefen meines Unterbewusstseins gezogen.

Das waren die Tage, an denen mir klargemacht wurde, wo ich hingehörte.
 

»Wie geht’s eurem Ei?«

Lisanna strahlte. »Wir haben es in eine Höhle gebracht. Natsu ist gerade bei ihm. Wir wechseln uns immer ab mit Aufpassen. Es schlüpft bald, da bin ich mir ganz sicher!«

»Ihr werdet bestimmt gute Eltern abgeben«, schmunzelte ich und Lisanna wurde knallrot. Sie war so ein liebes Mädchen. Ganz anders als ihre Teufelsschwester. Wie bestellt und nicht abgeholt ließ ich sie stehen und ging durch das Tor nach draußen. Ich spürte noch Grays skeptischen Blick in meinem Rücken.

Ich lief ein Stückchen. Raus aus Magnolia, geradewegs durch das große Feld, das im Anschluss kam. Bei der nächsten Kurve bog ich nicht ab, sondern verließ den Feldweg und streifte stattdessen durch die hohen Gräser. Ich sah, wie die Sonne hinter der Welt abtauchte und den Himmel in ein blutiges Rot tünchte. Meine Hand glitt wie von selbst über die Fläche meiner Rüstung. Ich hielt inne, als sie die Stelle über meinem Herzen erreichte. Die Finger drückten gegen das Metall. Es war bitterka-
 

»Oi, Erza!«

»Rüstungsmädchen!«

Ich schrak aus meinen Gedanken auf und sah mich hektisch um. Natsu und Gray. Aus jeweils entgegengesetzter Richtung. Ich fühlte mich regelrecht eingekeilt.

»Eh, was willst du hier, Feuerfresser?!«

»Dasselbe könnt‘ ich dich fragen, Exhibitionisten-Schwein!«

Ich sah abwechselnd zwischen den beiden hin und her. Noch bevor sie aufeinander losgehen konnten, stellte ich mich zwischen sie, packte beide am Haarschopf und schlug ihre Köpfe nicht gerade sanft gegeneinander. »Lasst den Schwachsinn, ihr Volltrottel!«

Sie stöhnten auf und sahen mich wehmütig an. Und ein bisschen verdattert.

»T-Tut mir leid, Erza…«, kam es von beiden Seiten.

»Natsu, was suchst du hier überhaupt? Musst du nicht auf deinen Nachwuchs aufpassen?«, fragte ich irritiert.

»Tu‘ ich doch«, erklärte er sich, »gleich hier drüben ist es doch.« Er deutete auf ein riesiges, ausgehöhltes ›Strohhaus‹, das wie ein Unterschlupf mitten im Feld stand. Ich wunderte mich, dass es mir bis eben nicht aufgefallen war.

»Naja, und als ich den roten Punkt im Gras gesehen hab‘, wusste ich sofort, dass du es bist.« Er grinste breit. »Deine coole Haarfarbe verrät dich nun mal!«

Abwesend fasste ich mir ans Haar und strich über eine lange Strähne. Dabei musterte ich diese eindringlich, auch wenn mir nicht klar war, wieso. Ein tiefer Atemzug. Meine Lippen bebten wie verrückt. Plötzlich war alles so verschwommen…
 

»…weinst du?«
 

Ich zuckte zusammen. Als ich mir über die linke Wange wischte, blieb Tränenwasser an meinem Handrücken haften. Ich starrte ihn einen Augenblick lang an.

»N-Nein, ich…«, stotterte ich und kam mir vor, als wäre ich bei einem Schwerverbrechen ertappt worden. Natsu beäugte mein Gesicht.

»Hä, aber nur auf einem Auge. Was ist das denn für ein Trick?«

Ich schluckte und bekam kaum ein Wort zustande.

»…es… ist halt so…! Jetzt hört auf, blöde Fragen zu stellen. Natsu, geh dich gefälligst um das Ei kümmern, oder willst du Lisanna enttäuschen? Und du, Gray, gehst auf der Stelle zur Gilde zurück!« Zögernd fügte ich noch »…mit mir« hinzu, und ich war den beiden dankbar, dass sie nicht weiter nachhakten. Selbst, wenn ich gewollt hätte, hätte ich auf nichts eine Antwort gehabt. Die Jungen sahen einander unverwandt an. Dann zuckten sie mit den Schultern und schenkten sich ein Grinsen. Diese Helden…

Es ging mir etwas besser. Ich fand, dass ich einen tollen Streitschlichter abgab. Und ich fand, dass ich zwei tolle Freunde hatte.

Es war einer dieser Tage, an denen mich meine Chaosprinzen vor mir selbst retteten.
 


 

. . . .
 

Nachdem ich die westlichen Gebirge hinter mir gelassen habe, kann ich aus der Ferne Tausende bunte Lichter erspähen, mit welchen die Stadt Magnolia bespickt ist. Ich begehe die gepflasterte Straße und schaue mich um. Als ich beim Marcanoli-Boulevard ankomme, finde ich die Stadtbewohner vor, die zusammengeschart um etwas herumzustehen scheinen. Noch bevor ich mich wage, mich durch die Masse zu drängen, höre ich einen lauten Knall über meinem Kopf. Sofort schaue ich zum Himmel empor. Raketen sind gezündet worden und explodieren nun über mir in Leuchtfetzen, die wie ein Sternenschauer durch die Lüfte sausen. Farbenfroh nehmen sie das Schwarz der Nacht ein. Dann fällt mir der Mond auf. Er scheint scharlachrot. Ich halte den Atem an.

Wieder ein Knall. Jetzt sind es Flammen, die am Himmel tanzen. Eine Form annehmen. Sich zu einem Bild zusammenfügen. Dass… mir ähnelt. Ist das mein Gesicht? Es sieht seltsam aus. Die Flammen-Erza lächelt so freundlich. Plötzlich schießen kleine Eiskristalle nach oben und leuchten einen Augenblick lang wie echte Sterne am Firmament, ehe sie schmelzen.

Träume ich?

Ich schlucke. Mein Herz beginnt auf einmal schnell zu schlagen. Als würde es protestieren und gegen meine Rüstung hämmern. Meine Knie zittern etwas, während ich mich der Menschenmenge nähere. Als mich die Bewohner sehen, machen sie mir alle Platz. Ich schaue sie verwirrt an. Dann laufe ich geradeaus durch und bekomme zu sehen, wer für all den Zauber verantwortlich ist.
 

»W-Was macht ihr hier alle?«

Meine Gilde steht vor mir. Lucy und Mira und der Meister und Kana und Gazille. Und Happy und Levi und Jet und Droy und einfach alle. Und ganz vorne meine Nervenbündel der Extraklasse. Meine beiden Chaosprinzen.

»Heute ist Mondfinsternis. In Magnolia feiern wir das immer, das weißt du doch«, sagt Mira mit einem Lächeln, das mich willkommen heißt. Ich schaue wieder zum Mond. Endlich kann ich eins und eins zusammenzählen.

»Und warum feuert ihr meinen Kopf in den Himmel ab? Mal abgesehen davon, dass mir das Ding überhaupt nicht ähnlich gesehen hat.« Ich kreuze die Arme vor der Brust und stiere Natsu an. Er grinst frech.

»Weil wir wussten, dass du kommen wirst. Und bis dahin wollten wir zumindest eine Hitzkopf-Erza über uns haben«, erklärt er und kommt auf mich zu. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und beobachte, wie Gray es ihm gleichtut.

»Wir haben uns Sorgen gemacht«, gibt Gray zu, und beide stehen mir jetzt direkt gegenüber. Mir wird auf einmal ganz heiß. Meine Hände beben und werden schweißnass. Ich balle sie zu Fäusten.
 

»…es tut mir leid… wegen vorgestern. Ich hab‘ so überreagiert, weil es mir nicht gut ging und-«
 

»Halt die Klappe, Erza!«, fällt Natsu mir einfach ins Wort. »Hör auf, dich zu rechtfertigen.«

»Du bist uns keine Erklärungen schuldig«, fügt Gray noch hinzu und legt eine Hand auf die Rüstungsplatte, unter der sich meine Schulter verbirgt.

»Wichtig ist, dass du wieder hier bist. Und dass es dir besser geht.« Natsus Grinsen wird breiter. Und wärmer. Sein Gesicht strömt immer so viel Ehrlichkeit aus, dass man ihn nur darum beneiden kann. Ich senke den Kopf und starre zu Boden. Meine Freunde stehen um mich herum. Sie haben hier alle auf mich gewartet. Und sie sind nicht böse auf mich. Dabei habe ich mich so unmöglich verhalten. Seit Gérard gefangen genommen wurde… und ich nichts dagegen tun konnte, ist die Welt auf einmal so grau geworden. Jeder Morgen, der mich aus dem Bett treibt, ist ein Morgen, der in mir die Frage aufwirft, weshalb ich eigentlich aufstehe. Für was.

Dabei weiß ich doch, für was. Ich habe es die ganze Zeit gewusst.
 

»...weinst du?«
 

Ich zucke zusammen. Als ich mir über die linke Wange wische, bleibt Tränenwasser an meinem Handrücken haften. Ich starre ihn einen Augenblick lang an. Dann sehe ich in die Gesichter der beiden Chaoten. Sie bringen mich zum Lächeln. Ich kann nicht anders, als meine Arme um sie zu legen und sie fest an mich zu drücken.

»Ihr fragt euch sicher noch, warum ich nur auf einem Auge weine.«

Ich höre keinen Widerspruch. Dann spüre ich, wie Gray, den Kopf auf meine Schulter gebettet, ein vorsichtiges Nicken andeutet. Das Zittern und die weichen Knie vergehen. Und das erste Mal seit Langem bekomme ich das Gefühl, dass diese Rüstung gerade absolut fehl am Platz ist.
 

»Dann vergieß‘ ich nur die Hälfte meiner Tränen… und alles ist halb so wild.«
 


 

. . . .
 

Aus dem Ei war eine Katze geschlüpft. Sie war blau und hatte Flügel. Ihr erstes Wort war ›Aye!‹ gewesen und sogar Gray hatte zugeben müssen, dass Lisanna und Natsu ihre Sache gut gemacht hatten. Die beiden hatten sofort beschlossen, ihr Findelkind Happy zu nennen. Der Name sprach für sich. Denn irgendwie besaß dieses kleine Tier die Macht, uns alle glücklich zu machen. Uns noch mehr zusammenzuschweißen und die Magiergilde aus uns zu formen, die wir schon immer sein wollten.

Spätestens zu dem Zeitpunkt war Fairy Tail eine Familie geworden. Und ich liebte diese Familie. Jedes einzelne Mitglied.
 

Es war einer dieser Tage…
 


 

. . . .

E n d e.
 

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Ich weiß nicht, ob Gray und Natsu zu dem Zeitpunkt wissen, warum Erza nur auf einem Auge weinen kann. In meiner Geschichte wissen sie’s jetzt einfach mal nicht. ;) Und ich weiß nicht, ob es in der Gilde Duschmöglichkeiten gibt, aber ich denke mal schon. :o Eig. steht die kursive wörtl. Rede rechtsbündig, aber Animexx verwährt mir das leider.

Danke für’s Lesen. Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Fujouri.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KyoKun
2013-07-30T14:30:02+00:00 30.07.2013 16:30
hey ^^
du hast echt einen schönen os geschrieben *-* man kann einen schreibstyl sehr flüssig lesen.
Außerdem sind die Schlussfolgerungen und Wendungen alle nachvollziehbar. :)
Nur leider ist etwas wenig Spannung in der Geschichte. Das könnte man vllt noch ausbauen. Man liest einfach vor sich hin und irgendwann ist sie halt zu ende. Mit etwas mehr Spannung, Momenten, in den man einfach lachen oder grinsen muss oder einfach einem zum Weinen zu mute ist.

Aber sonst ist es ein wirklich gelungener OS :D
GLG, Dark-Lady
Von:  Gen-chan
2011-03-05T16:25:33+00:00 05.03.2011 17:25
Das ist ein Schöner one shot :3 die ich-form ist dir gut gelungen, will shcon was sagen ich bin kein großer Fan von dieser Perspektive xD
schade das Erza nicht sooo oft an Gérard denkt, aber es ist dennoch süß was sie alles wegen der gefangenahme und so durchmacht. Gut das Gray und Natsu da sind, an ihrer stelle wäre ich auch ziemlich aufgeschmissen wenn die nicht da wären XD
Von: abgemeldet
2010-10-06T16:55:20+00:00 06.10.2010 18:55
joa... ich hab jetzt nicht die vorgeschichte gelesen,
habe aber, um ehrlich zu sein, auch keine Lust dazu.
Diese Geschichte ist.... milde ausgedrückt... langweilig
Es fehlt das Leben, das Herzblut, hinter dieser Geschichte.
Alles ist einfach nur gerade, strukturiert und steif.
Eintönig, man ließt zwar dass sie heißes Wasser über ihren Körper laufen lässt, doch spührt man es nicht.
Selbst wenn sie vergewaltigt werden würde, wäre es zwar schockierend, aber würde nicht unter die Haut gehen.
Wenn du alles so steif und geradlinieg darstellen möchtest, dann musst du es noch mehr übertreiben, so wie es Chuck Palahnijuk gerne Macht, falls dir der Name etwas sagt.
Diese Geschichte rinnt lautlos, ohne jegliches Plätschern, vor sich hin. Sehr schade.
Perfektion, ist nicht alles im Leben.
Das, aus meinem Munde, obwohl ich ein Perfektionist in Sachen Musik bin.
Reingehaun und Reingeschaun
Grüßle Clown

P.S.: Du erinnerst mich stark an das Twilight Zeug. Man sitzt da, ließt und akzeptiert, ohne Widerspruch, ohne zu denken.

Oh, das positive, die Geschichte war jetzt nicht so eine schlechte Idee... und natürlich war die Rechtschreibung sehr gut.
Von:  Manganime
2010-08-22T16:25:42+00:00 22.08.2010 18:25
hm ich finde die ich-perspektive sehr gelungen..
ein wirklich schöner one-shot.. ich finde erzas verhalten knüpft gut an das chap an bei dem gerard gefangen genommen wurde.. ich kann sie mir gut vorstellen.. zum glück sind ja immer noch natsu und gray zum aufheitern da.. bin mal auf die nächste story gespannt :3
lg

Von:  Lysinndra
2010-08-20T12:26:49+00:00 20.08.2010 14:26
Klasse Story! Du hast die Gefühle echt super wiedergespiegelt! Hab erst vor kurzen mit Fairy Tail angefangen und die Geschichte um Gérard und Erza ist echt kompliziert! Aber wie schon gesagt, du hast die Gefühle wirklich gut rübergebracht und auch sonst hast du einen tollen schreibstil! Ich war gefesselt von der Story! Echt super!
Liebe Grüße Lysinndra :3


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