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Mondentochter,Sonnensohn

Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..
von

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Die Legende

Als Aleidis den Kopf hob und die Augen öffnete sah sie dass die sonne direkt in ihr Zimmer schien. Dann drehte sie den Kopf etwas und sah auf den Wecker. 8:29 Uhr. Für Ferien eigentlich zu früh um aufzustehen, aber Aleidis stand trotzdem auf und zog sich um. Eine ¾ Jeans und T-Shirt war an einem so vielversprechenden Morgen schon fast Pflicht!

Aleidis trat barfuss zur Türe und schloss sie auf. Sie wartete ein paar Sekunden und öffnete sie dann. Auf dem Gang war niemand. Aleidis ging auf den Gang, schloss die Türe und ging 15 Meter weiter in Richtung Hauptgebäude. Dort war die Badezimmertüre. Aleidis trat ein und wusch sich erst einmal das Gesicht. Sie sah kurz in den großen Spiegel und fand sich, wie immer, nur durchschnittlich nicht besonders hübsch.

Aleidis verließ das Bad und schlich den Gang entlang und durch eine große, eichene Flügeltüre mit Intarsien in die Bibliothek. Lustlos ging Aleidis zwischen den Regalreihen hindurch und sah auf die kleinen Schilder an den dunkeln Regalen aus Holz. Schließlich blieb sie bei einem Regal stehen, dessen Inhalt einigermaßen Interessant klang.

„Legenden von Schloss Rosenhöhe und Stadt.“ Aleidis nickte, dass war wahrscheinlich eine gute Lektüre. Sie ging an das Regal und strich mit den Fingerspitzen über die mit Leder verkleideten Bücherrücken. Auf die waren mit Gold und Silber immer die Titel aufgeschrieben.

Aleidis stoppte und zog ein dickes in schwarzes Leder gebundenes Buch heraus und betrachtete es. Es war wohl schon sehr alt und drohte schon zu Staub zu zerfallen. „So ein alter Schinken!“, dachte Aleidis lächelnd und entzifferte die Buchstaben auf der Vorderseite, „Wald Rosenhöhe, einige Sagen und Legenden. Kling spannend! Zumindest besser als die Lateinbücher, die Papa mir gegeben hat!“

Aleidis ging durch die Regalreihen und auf die andere Seite der Bibliothek, die zum Wald sah. Dort war die Wand hin und wieder frei und dort standen Tische und Stühle unter großen, bleiverglasten Fenstern. Aleidis legte das Buch auf einen Tisch, kletterte auf den Stuhl und öffnete das Fenster. Es quietschte ein klein wenig, aber nicht besonders laut.

Aleidis verharrte und sah hinab auf den Wald, der sich wenige hundert Meter hinter dem Schloss wie ein dunkelgrünes, fast schwarzes, Meer erstreckte. Die Morgensonne erleuchtete die Wipfel der Bäume und ließ den Wald fast glänzen. Die dichten Nebelschwaden, die zwischen den Wipfeln hingen, wirkten unheimlich und wie aus einer andern Welt. Die sonne ließ diese Schwaden leuchten, so dass sie Geistern und Feen etwas ähnelten.

Vorsichtig kletterte Aleidis wieder von dem Stuhl herunter und setzte sich auf denselben. Sie sah noch einmal aus dem geöffneten Fenster und zog dann das schwere Buch zu sich her. Vorsichtig schlug sie es auf, sie wollte es schließlich nicht noch mehr beschädigen. Der leichte Wind, der durch das Fenster kam spielte leicht mit Aleidis' Haaren.

Aleidis sah die Jahreszahl, das Veröffentlichungsdatum des Buches, 1909. Sie las kurz das Inhaltsverzeichnis durch und schließlich sprang ihr die Überschrift einer Legende in die Augen. „Die Legende vom Hochelfenreich.“, las Aleidis und dachte dann zuversichtlich, „Das klingt doch schon mal vielversprechend! Seite 376. Ziemlich in der Mitte also!“

Aleidis schlug die angegebene Seite auf und las sie durch.

Seit dem Jahr 1375 hält sich in der Gegend um Schloss Rosenhöhe hartnäckig die Legende vom Hochelfenreich. Die Alten haben diese Legende von ihren Großeltern erzählt bekommen und erzählen sie immer noch weiter. Doch diese Legende ist in das Reich der Fabeln und Mädchen einzuordnen und nicht in die Realität. Trotzdem soll die Legende hier wiedergegeben werden:

Als die Welt noch jung war erstanden aus den Quellen reine, menschenähnliche Wesen von ungewöhnlicher Schönheit, voller Eleganz und Magie. Diese Wesen bekamen, als die Welt alterte, den Namen Hochelfen. Doch je mehr Menschen auf der Welt lebten, desto mehr zogen sich die Hochelfen vor ihnen zurück.

Hatten sie früher auch oft mit Menschen zusammen gelebt, so fürchteten sie diese jetzt. Die Menschen hielten die Hochelfen für Teufel, die auf die Welt gekommen waren um diese zu vernichten und der Hölle anzuschließen. Außerdem wurde viele Hochelfenfrauen für Hexen und Dämonen gehalten, da sie in die nahe und ferne Zukunft sehen konnten.

Zu dem Zeitpunkt, da die Hochelfen sich zurückzogen, war ihr Volk schon sehr klein. Nach ihrem Rückzug schrumpfte die Rasse noch mehr, da durch die Rodung der Wälder der Schutz und die Lebensräume der Hochelfen vernichtet wurden.

Heute gibt es in den Legenden noch eine einzige große Stadt der Hochelfen. Im schwarzen Wald hinter Schloss Rosenhöhe, wo Himmel und Erde sich berühren und das Feuer auf dem Wasser brennt.

Angeblich war auch Aurelia die Schöne ein Abkomme der Hochelfen. Nur so wäre, laut der Erfinder dieser Legende, ihre auffallende Schönheit, ihre kühle Eleganz und ihr ungeheueres Wissen über die Heilkräfte verschiedener Pflanzen und Kräuter zu erklären.

Inzwischen wurde allerdings geklärte, woher diese Legende kam. Ein junges Mädchen hat sich diese Geschichte als Kind ausgedacht, da sie selbst Magd am Hofe von Schloss Rosenhöhe war. Im Alter hat sie ihre Legende dann ihren Enkeln erzählt und die erzählten es ihren Kindern und Enkeln. Und so breitete sich diese unsinnige und irrwitzige Legende aus.

Aber inzwischen kennen nur noch wenige Menschen in der Stadt Rosenhöhe diese Legende. Denn moderne Errungenschaften zeigen, dass es nichts wie Hochelfen oder Magie gibt! Diese Sachen gehören endgültig ins Reich der Fantasie und der Fabeln. Und genau darum wird es Zeit, dass diese Geschichte und alle anderen ihrer Art endgültig aus dem modernen Leben verschwinden.

Diese nebligen Geschichten verschleiern uns die Augen für modernes Sehen in die goldene Zukunft! In der haben derartige Geschichten von Hochelfen, Feen und anderen „magischen“ Wesen nichts mehr zu suchen. Diese Märchen gehören selbst ins Reich der Fantasie.

Aleidis seufzte und stütze den Kopf schwer auf die Arme. „So ein blöder Schreiberling! Absoluter Quatsch!“, dachte sie etwas wütend und schlug das Buch zu, „Ohne Märchen und Geschichten ist die Welt und das Leben doch langweilig! Und so toll ist diese Zeit auch nicht! Atombomben, Krieg, Verfolgung und die ganzen „kleinen Verbrechen!. Das ist alles gar nicht toll!“

Aleidis stand auf, streckte sich und brachte das Buch wieder zurück an seinen Platz. „Ich liebe Geschichten von Hochelfen und Feen und dergleichen!“, dachte sie in sich hinein lächelnd, „Diese Geschichten lassen mich meine Sorgen immer vergessen! Sie sind so voller Glück und Magie! Diese Legende war wunderschön! Wenn es diese Hochelfenstadt doch wirklich gäbe!“

Aleidis seufzte tief und sah wieder aus einem Fenster, auf den dunklen Wald unter ihr.



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