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Starlight Express: Rusty und Caseys Abentuer 2

Das zweite Lehrjahr
von

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Pewter will nicht hören

Hallo,

dies ist der Start für den zweiten Teil meiner STex-Fanfic. Es hat eine ganze Weile gedauert, ich habe den Schluss zwei mal umgeschrieben, weil er mir nicht gefallen hat und zur Fortsetzung nicht gepasst hätte.
 

1.Pewter will nicht hören.
 

Das neue Jahr begann mit trübem, nebeligem Wetter. Überall lag Reif auf den Gräsern und Bäumen.

Trotz der klirrenden Kälte war es in Rustys Führerstand immer mollig warm.

Casey Jones verrichtete wie gewohnt seinen Dienst, doch immer wieder gingen seine Gedanken auch zu seinem Vater, nach Hause, in die andere Welt, aus der er eigentlich stammte. Noch zwei Jahre...dann wäre seine Ausbildung abgeschlossen. Aber würde er jemals wieder zurück nach Hause können? Aber er wollte gerne seine Lehre hier fertig machen und er hoffte, das es ihm möglich sein würde. Er wünschte, er könnte seinem Vater eine Nachricht zukommen lassen, doch wenn er in klaren Nächten den Starlight Express und Cyrill seinen Wunsch nahebrachte, hüllten diese sich in Schweigen. Auch in seinen Träumen.
 

Im letzten Brief von Loisel stand, das zur Zeit in Rätina meterhoher Schnee in den Bergen lag und die Loks ohne Schneeräumer gar nicht fahren konnten. Die Schneefräserlokomotiven waren unentwegt im Einsatz.

Im Brief waren auch ein paar Fotos gewesen, über die sich Casey besonders gefreut hatte.
 

Casey freute sich bereits darauf, wenn er wieder mit Rusty auf Reisen gehen konnte. Die kleine Dampflok hatte inzwischen eine gute Konstitution erreicht, um lange Fahrstrecken zügig zu bewältigen. Deshalb würde Casey dieses Jahr auf jeden Fall Elektanis und Edo in Angriff nehmen. Doch zuerst wollten sie es noch einmal mit Espresso versuchen, um doch noch die Plakette von Via Coronna zu erringen.

An den Abenden saß Casey über den Gleisplänen und Karten und plante im Vorraus bereits die ungefähre Route. Wegen der Entferungen konnten sie diesmal keine langen Umwege in Kauf nehmen. Casey musste ja wieder rechtzeitig zu seiner zweiten Zwischenprüfung zurück sein.

"Wir werden diesmal einen Monat früher aufbrechen." erklärte er Rusty, Digger und Pop schließlich. Sonst müssen wir uns zu sehr abhetzen und das wäre nicht gut."

"Wie Du meinst mein Junge."

"Meint ihr, Mr. Corell erlaubt Dinah uns wieder zu begleiten?"

"Nun...da musst Du ihn schon selber fragen. Vielleicht klappt es, wir haben ja vor zwei Monaten einen neuen Speisewagen zu unseren Waggonpark hinzubekommen."

"Ja, Oskar.-Hehe, der bisher erste männliche Speisewaggon den ich kenne. Dinah ist noch immer dabei, sich mit ihm wegen verschiedener Gerichte auszutauschen."

"Klar, sie musste ihn ja auch einlernen. Aber jetzt klappt das schon ganz gut mit ihm."
 

Also trug Casey Mr. Corell seinen Wunsch vor.

"Dinah hat gute Dienste geleistet und sich vorbildlich um dich gekümmert im letzten Jahr. Ich werde Ihr erlauben, euch wieder zu begleiten, wenn es Ihr Wunsch ist."

"Das ist er, Mr. Corell. Ich danke ihnen vielmals."

"Wir haben ja jetzt unseren Oskar. Dann kann er auch zeigen, was in Ihm steckt."

Sichtlich gut gelaunt verließ Casey wieder das Büro des Stationsvorstehers.
 

Jedoch in zwei Wochen würde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt werden.
 

Casey, Mr. Corell hat angeordnet, das Du diese Woche mit einem unserer Diesel arbeiten sollst und zwar mit Pewter." erklärte Francis. "Er sagt, Du hast jetzt die nötige Erfahrung auch mit anderen Loks zu fahren, die keine ausgebildeten Lehrloks sind."

"WAS? Mit diesem Lausediesel? Das wird total schief gehen! Pewter wird nie tun, was ich sage! Der stellt sich bestimmt auf bockig!"

"Gerade deshalb. Irgendwann musst Du auch mal mit anderen Loks arbeiten. Und da kommst Du um Greaseballs Brüder nicht herum. Deshalb fangen wir mit dem Jüngsten an. Und keine Sorge. Ich werde die ersten paar Stunden mit Dir fahren, bis ihr euch eingewöhnt habt."

"Darauf kannst Du lange warten! Pewter wird mir nicht gehorchen."

"Oh doch! Er muss. Auch wenn er den Lehrling oder Lokführer nicht leiden kann, die Erfüllung des Dienstes steht für eine Lok oder Waggon an erster Stelle! Ihr beide müsst lernen, euch zusammenzuraufen."

"Na großartig!"
 

Auch Pewter war nicht sonderlich begeitstert von Mr. Corells Anweisung, die ihm Steel überbrachte.

"Was? Ich soll mit dem Lehrling des Dampfeimers fahren? Niemals lass ich den in mein Führerhaus!"schimpfte Pewter.

"Francis wird aber die ersten Stunden mit dabei sein. Und du musst folgen, ob Du willst oder nicht! Du bist eine Lok und hast deine Pflichten zu erfüllen." erklärte Steel."Mir ist es ja auch nicht recht, aber das musste ja irgendwann so kommen!"

"Wenn Francis weg ist, schmeiß ich diesen doofen Lehrling aus meinem Führerstand und fahr allein weiter!"

"Komm bloß nicht auf die Idee! Du könntest großen Ärger mit Mr. Corell kriegen! Mr. Kelmon kommt heute nachmittag vorbei und wird dich kurz einweisen. Es ist ja nur für ein paar Tage, also reiß dich zusammen, Kleiner!"
 

Und dann war es soweit. Ein ziemlich missmutiger Pewter rollte in den Güterbahnhof von Kommoran ein, wo Casey mit Francis bereits wartete.

"Oh je, was der schon für eine Miene zieht!" dachte sich der junge Lehrling.

"Morgen, Pewter." grüßte Loghead fröhlich.

"Morgen." murrte der junge Diesel zurück.

Francis stieß sein Mündel an. Also setzte Casey ein Lächeln auf und sagte:"Morgen, Pewter. Wir beide werden bestimmt ein gutes Team."

"Ph, abwarten. Ich will erst mal sehen, was Du kannst!" antwortete der Diesel spitz.

"Pewter, benimm dich!" mahnte Francis. "Casey ist einer der fleißigsten Lehrlinge hier in Kommoran! Und jetzt transformiere, wir müssen einige Rockies zusammenstellen und dann die Waggons an ihren Bestimmungsort bringen."

Nur mit leichtem Unwillen leistete Pewter der Aufforderung von Loghead Folge. Beide Lokführer stiegen in das Führerhaus.

"So, Casey. Meinst Du, Du kriegst den Motor alleine an?"

"Ich denke schon." nickte der Lehrling und führte die entsprechenden Handgriffe aus. Loghead ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Grollend sprang der Dieselmotor an-um gleich darauf wieder auszugehen."

"Arrch! Da! Siehst Du? Du hast doch gesehen, das ich alles richtig gemacht habe!" fluchte Casey.

"Das hast Du. -Pewter, wenn das noch einmal vorkommt, gibts Ärger!" sagte Francis ernst. Und schon sprang der Motor wieder an und lief, als sei nichts gewesen. "Na also, warum nicht gleich so."

Den ganzen Vormittag brachten die beiden Lokführer und Pewter damit zu, einen Güterzug zusammenzustellen und dann ging es ans Ausliefern in die umliegenden Fabriken und Ortschaften.
 

Nach der Mittagspause sagte Francis:" So, Casey. Du hast keine Probleme mit der Bedienung. Ab jetzt arbeitet ihr beide ohne mich weiter. Und Du, Pewter, mach ja keinen Ärger!"

"Jaja, schon gut."
 

Francis sah dem langsam aus dem Güterbahnhof rollenden Zug nach. Für den Nachmittag waren Lieferungen zu weiter außerhalb liegenden Industrieanlagen vorgesehen.
 

Brav rollte Pewter auf den Gleisen dahin, hielt an den ensprechenden Signalen und schien keinen Ärger mehr machen zu wollen.

Casey entspannte sich etwas. Offensichtlich schien die Zusammenarbeit doch zu klappen.

Doch er wurde enttäuscht. Denn plötzlich und ohne Vorwanung machte der Diesel mitten auf freier Strecke eine Vollbremsung! Casey flog mit dem Oberkörper nach vorne über das Armaturenbrett, die Rockies, die angekuppelt waren, prallten unsanft mit den Puffern aneinander, die zum Glück die härtesten Stöße abfingen.

"Au! Aua! Hey, Pewter, Mann, was soll der Quatsch?" rief der vorderste Rocky.

"Pewter! Was soll das? Warum hältst Du an?"

"Ganz einfach: Weil ich keine Lust mehr mit Dir habe!"

"Ist dein Generator durchgebrannt? Du kannst doch nicht einfach auf freier Strecke ohne bereichtigen Grund anhalten! Und was soll das mit mit keine Lust? Ich bin dein Lokführer, also musst Du das tun, was ich Dir sage!"

"Du bist nur ein Lehrling! Und Lehrlinge machen oft Fehler.." meinte der Diesel scheinheilig.

"Das ist doch...vielleicht machen wir Fehler, das ist so, doch wir lernen daraus! Das ist der Sinn und Zweck! Aber wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen! Pewter, ich warne dich....wenn Du nicht sofort..."

"So-und jetzt raus mit Dir!" rief Pewter und transformierte einfach in den Humanoid-Modus. Casey fand sich im nächsten Moment auf dem Gleisbett neben den Schienen wieder, die Waggons rollten aus.

"Aua! Verdammt, das kannst Du nicht machen, Du Mistkäfer! Wenn Du nicht sofort zurückkommst, sorge ich dafür, das Du eine Menge Ärger mit Mr. Corell kriegst! Und ich meine wirklich eine Menge!"

"Pöh, Du alte Petze! Fang mich doch! Und ich werde Mr. Corell erzählen, das Du gar nicht nett zu mir warst!" rief der Diesel, streckte Casey frech die Zunge heraus, sprang seitlich über eine Weiche und fuhr auf einem alten Nebengleis weiter, das er vor seiner Vollbremsung entdeckt und sich gleich einen Streich ausgeheckt hatte.

"Dieser kleine....ich wusste, das gibt Ärger! Nur gut, das ich vorrausgedacht habe!" knurrte Casey, stand auf, klopfte sich den Dreck von seiner Hose und holte seinen Rucksack, der einen Steinwurf weiter an der Böschung lag.

Schnell waren die Rollerblades angelegt und Casey folgte dem kleinen Weg neben den alten Gleis.

"Und was sollen wir so lange machen?" fragten die vier zurückbleibenden Rockies.

"Ihr rührt euch nicht von der Stelle. Wartet, bis ich wieder zurück bin. Den krieg ich! Und wenn ich Ihn an den Ohren oder Puffern wieder zurückzerren muss!"

"Viel Vergnügen." wünschte ein roter Rocky.

Die vier Güterwaggons sahen den davoneilenden Casey nach.

"Glaubt ihr, der kann ihn zur Vernunft bringen?" fragte der grüne Rocky.

"Pewter?-Wohl kaum."bemerkte der gelbe Güterwaggon.

"Wollen wir wetten?" fragte der blaue Rocky am Ende des Zuges.
 

Glücklicherweise verlief der Weg neben dem Gleis, auf dem Pewter unterwegs war. Doch er war uneben, voller Schlaglöcher und sah aus, als würde er bereits Jahre lang nicht mehr genutzt werden. Casey musste aufpassen, um keinen Sturz zu riskieren. Doch er kam gut vorran und entdeckte bald den kleinen Ausreißer, der in ein gemütliches Dahinrollen verfallen war.

"Hmmm...wenn ich jetzt rufe, jagt er wieder davon und ich hole ihn nie ein! Ich muss ihn überlisten, er ist viel schneller und auch stärker als ich. Mit roher Gewalt werde ich wohl nicht viel ausrichten können. Das ist auch der falsche Weg, doch wenn er nicht hören will..."

Die Gegend wurde immer felsiger und bald entdeckte Pewter vor sich ein großes Bergwerksgelände.

"Oh-eine Mine! Aber die ist verlassen. Hey, da kann ich mich gut verstecken und mir ausdenken, was ich Mr. Corell sagen werde. Ja, wie gemein Casey zu mir war! Hihi! Und Grease und meine Brüder stehen hinter mir! Ich brauch also keine Angst zu haben!"

Zielstrebig rollte der junge Diesel auf das Gelände und wählte eines der Gleise aus, das zu einem alten Lokschuppen führte. Das rostige Warnschild, das halb zugewuchert auf der linken Seite neben der Weiche stand, übersah er.

"Heh, ich glaube kaum, das Casey mich hier so schnell findet! Ich habe ja einen gewaltigen Vorsprung." sagte Pewter vergnügt.

"Ach, glaubst Du?"

Im nächsten Moment kam Casey von der alten Laderampe, unter der der kleine Diesel durchrollte, herabgesegelt und landete genau auf Pewter. Er klammerte sich an dessen Schulteraufbauten fest und versuchte, den Ausreißer zu Boden zu ringen.

"Hey, lass mich los! Wie hast Du mich so schnell gefunden?-Oh, Du hast deine doofen Rolldinger dabei gehabt! Manno!" knurrte Pewter und versuchte Casey abzuschütteln. Ein wütendes Gerangel entstand, der junge Diesel drehte sich und versuchte sein Anhängsel wegzudrücken.

"Wenn Du es nicht anders willst, Dir werd ichs zeigen! Mit Dir werd ich schon fertig!" rief der junge Lehrling wütend und versuchte den dickköpfigen Diesel die Füße wegzutreten. Er war so wütend über die Sturheit dieser Lok, das sein Verstand sich ausgeschaltet hatte.

Und dann passierte es.

Pewter verlor plötzlich den Halt, weil er gegen eine Weiche stieß. Er stolperte und stürzte mit Casey zu Boden, der beim Aufprall des Diesels nachgab und einbrach! Ein riesiges Loch entstand, Lok und Lehrling stürzten schreiend mit dem Gleisstück in die Tiefe und prallten nach etwa vier Metern hart auf. Sand und Geröll rieselten von oben auf beide herab.

Als der Staub wieder gelegt hatte, versuchte Casey hustend wieder auf die Beine zu kommen. Doch es ging nicht. Er steckte mit dem linken Fuß fest. Durch das von oben einfallende Tageslicht konnte er sehen, das ein Stück Schienenstrang und einige Felsbrocken darüber lagen. Ein großes Loch klaffte über ihnen. Ihm gegenüber hockte Pewter in der gleichen misslichen Lage. Sein rechtes Bein war bis zum Knie verschüttet.

"Verdammt! Na großartig!" fluchte er und warf einen finsteren Blick auf Pewter. "Das ist alles deine Schuld! Sieh mal, in was für eine missliche Lage Du uns gebracht hast! Fehlt bloß noch, das ich wegen Dir nicht auf Reisen gehen kann, wie geplant!"

Wütend knurrend, versuchte Casey, den Schutt und die Steine wegzurollen. Schließlich schaffte er es sogar sein Bein alleine wieder freizubekommen. Er trat mehrere Male auf und stellte erleichtert fest, das nichts gebrochen war. Die festen Schuhe seiner Rollerblades hatten wohl schlimmeres verhindert.

"Glück gehabt. Aber bei Dir sieht es nicht so gut aus..." murmelte Casey.

Der junge Diesel wimmerte. Ihm war ein Weichenstück mit dem Geröll auf das Bein gefallen und machte ein Freikommen aus eigener Kraft ebenfalls unmöglich.

"Auuhuuh! Ich glaube mein Bein ist beschädigt!"

Casey stapfte heran und versuchte, das Weichenstück anzuhelben, jedoch ohne Erfolg. Es war zu schwehr.

"Nichts zu machen! Es ist alles verkeilt! Alleine schaff ich das nicht! Das hast Du fein hingekriegt!" fluchte Casey und hob ein altes Blechschild hoch, das er zwischen den Felstrümmern entdeckt hatte. Dann las er die rote Aufschrift.

"Einsturzgefahr. Für Züge nicht passierbar.-Hast Du das nicht gelesen, Du Blödlok?!" schrie Casey plötzlich zornig und warf das Schild nach Pewter. Der schrie auf, als es ihn am Kopf traf und begann loszuheulen.

"HALT DIE KLAPPE!"

"Ho! Ho! Was sind das für böse Worte? Das ist aber eines Lokfürers nicht würdig!" vernahm der Lehrling plötzlich eine bekannte Stimme.

"Cyrill? Du musst uns helfen! Wir stecken beide hier fest! Sag Rusty Bescheid!"

"Tut mir leid, das kann ich nicht. Du weißt ja, ich..."

"Jaja, ich weiß, Du bist tot. Aber hast Du gemerkt in was für einer beschissenen Lage wir sind? Wir stecken hier beide fest!"

"Casey, komm mal wieder runter und beruhige dich! Du bist doch sonst nicht so!"

Der junge Lehrling seuftze.

"Du hast recht. Tut mir leid, Cyrill. Aber dieser kleine Bengel hat mich so wütend gemacht-das ich..."

"Casey!"

"Schon gut.-Aber ist das nicht toll? Ich bin schon wieder irgendwo eingebrochen. Das letzte Mal in dein Grabmal und jetzt mit dem da hier in diesen alten Stollen!" brummte der junge Lehrling ironisch und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

Pewter hatte aufgehört zu klagen und sah den jungen Lehrling verwundert an.

"Hä? hat der einen Stein auf die Birne gekriegt? Mit wem redet er da?" dachte sich der junge Diesel.

"Also denke daran. Ein kühler Kopf bringt sich weiter." sagte Cyrill noch, bevor er sich wieder in Nichts auflöste.

Casey warf seufzend die Arme hoch, dann atmete einige Male tief durch. Er musste wirklich wieder einen klaren Kopf kriegen. Zur Zeit wurden seine Handlungen nur durch reine Wut gesteuert.

"Okay. Pewter, hör mir zu. Es tut mir leid, das ich dich angeschrien habe."

"Und das Schild auf mich geschmissen hast."

"Ja, auch das. Es tut mir leid, Okay? Aber jetzt müssen wir überlegen, wie wir aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen. Mal sehen.... Pewter, wurde dein Dieseltank beim Sturz beschädigt?"

"Nein, ich sehe nirgedwo was auslaufen."

"Das ist schon mal beruhigend. Pewter, kannst Du transformieren? Vielleicht kommst Du dann los."

Der junge Diesel versuchte es.

"Geht nicht! Warscheinlich, weil ich feststecke!"

"Oder wegen deiner Verletzung."

"Und was jetzt?" wimmerte Pewter.

"Ich hoffe, jemand wird auf die zurückgelassenen Rockies aufmerksam. Die haben gesehen, in welche Richtung ich gefahren bin. Aber es kann noch Stunden dauern, bis uns jemand findet! Ich muss versuchen, Hilfe zu holen. Aber erstmal muss ich hier raus. Hochklettern kommt nicht in Frage. Das ganze Stollensytem ist zu instabil."

"Was -Du willst mich hier alleine lassen?"

"Anders gehts wohl nicht. Mann, ich wusste nicht, das Du so ein Hasenfuß bist, Pewter! Ein richtiges Baby!"

"Ich bin kein Baby!" rief der junge Diesel beleidigt.

"Bist Du doch, Baby!"

"Du bist schon wieder gemein!"

"Heee...wer stört hier meine Ruhe...." ertönte plötzlich eine leise Stimme aus der Dunkelheit hinter Casey.

"Was war das?" fragte Pewter zitternd.

Ein leises Quietschen ließ beide aufhorchen.

"Hoffentlich bricht nicht gleich noch was zusammen..." murmelte Casey besorgt.

Wieder diese matte Stimme."Hallo, ist da jemand?"

"Ja, wir sind hier unter dem Loch! Hallo! Wer ist da? Wir brauchen dringend Hilfe!" rief der junge Lehrling. Das Quietschen und Knarren nahm zu und es kam definitiv aus dem dunklen Gang hinter ihm. Dann löste sich aus der Dunkelheit eine humanoide Gestalt und wankte schwerfällig in das Licht.

"Aaaaachh....ist das hell!" keuchte der Fremde. Casey konnte es nicht glauben.

"Das ist eine alte Grubenlok! Im Humanoid-Modus! Ist die hier vergessen worden?"

"Der ist ja total vergammelt!"

"Pewter! Benimm dich! Der Typ ist vielleicht unsere Rettung!"
 

Bei jeder schwerfälligen Bewegung rieselte Staub von der kleinen Gruben-Diesellok, mit der ihr ganzer Körper gepudert war.

"Oh, jetzt kann ich euch sehen. -Eh? Nanu? Was ist denn hier passiert? Die ganze Decke ist eingebrochen!"

"Ja, weil ein bestimmter ungezogener Diesel nicht aufgepasst hat!" brummte Casey. Pewter zog eine beleidigte Schnute.

"Wer bist Du eigentlich? Ich heiße Casey und der da drüben feststeckt, ist Pewter."

"Ich heiße Gurney. So wie es hier aussieht, muss viel Zeit vergangen sein."

"Die Mine wurde vor langer Zeit stillgelegt. Aber wieso hat man dich hier zurückgelassen?"

"Die Arbeiter sagten, man würde mich später abholen. Bis dahin sollte ich schlafen. Und das habe ich auch getan. Bis ihr mich mit eurem Geschrei geweckt habt."

"Gurney, ich muss Hilfe holen! Der Kleine hier steckt fest und ich krieg ihn nicht frei. Und Du bist in einem viel zu schlechten Zustand, außerdem sind alle beiden Gänge verschüttet. Ich selbst muss versuchen, hier irgendwie raus zu kommen, aber dazu muss ich einen Duchschlupf finden. Gurney, Du bleibst hier und leistest Pewter Gesellschaft! Dann ist er nicht ganz alleine. Er hat nämlich schreckliche Angst.-Hörst Du, Pewter? Opa Gurney bleibt hier bei Dir, Du bist also nicht alleine wenn ich Hilfe holen gehe." sagte Casey.

Pewters Gesichtsausdruck zeigte, das er nicht ganz zufrieden mit der Sache war, doch Casey ignorierte es. Er begann nun fieberhaft nach einem Durchschlupf zu suchen. Dabei fand er einen alten Helm mit einer Grubenlampe die sogar noch funktionierte.

"Prima! Das kann ich gut gebrauchen." lächelte er und setzte den Helm auf.

Tatsächlich fand Casey eine kleine Öffnung, die er vergrößern konnte, als er mit einer alten Spitzhacke Felsenstücke zur Seite stemmte.

"Weißt Du, wohin dieser Stollen führt, Gurney?"

"Wenn Du immer gerade aus gehst, kommst Du an den Ausgang der Mine."

"Sehr gut.-Also Pewter, ich geh los und hole Hilfe."

"Beeil dich!"

"Ich mach so schnell ich kann. Der alte Gurney bleibt ja bei Dir. Also Kopf hoch."

"Sei vorsichtig, Junge."

Casey schlüpfte durch die Öffnung. Kaum war der junge Lehrling weg, begann Pewter leise zu wimmern.

"Nana, hast Du etwa Angst, Kleiner?"

"Was ist, wenn er sich verirrt?"

"Er wird sich nicht verirren. -Ich mach Dir einen Vorschlag. Damit Du auf andere Gedanken kommst, werde ich Dir eine Geschichte erzählen."

"Ist sie spannend, Opa?"

Die alte Lok nickte und ließ sich ächzend auf einen Felsen neben Pewter nieder.
 

Die meiste Zeit musste Casey sich kriechend fortbewegen, da der Schacht an vielen Stellen teilweise eingestürzt war. Und immer noch rieselten Staub und kleine Steinchen von der Decke.

"Das gefällt mir gar nicht...Wenn vor mir eine Stelle ganz eingestürzt ist, hab ich ein Problem..." hustete Casey und kroch weiter. Nach einer Weile konnte er wieder ein Stück aufrecht gehen. Und endlich...

"Da! Licht!"
 

Er hatte den Ausgang des Stollens erreicht. Weiter hinten konnte er das große Loch sehen.

"Aha, da sind wir also eingebrochen. Ist ein ganz schönes Stück entfernt. Wie sollen wir Pewter und den Oldtimer da bloß rauskriegen. Wenn wir nicht aufpassen, bricht hier alles in sich zusammen und das ganze Areal senkt sich ab. Und dann können wir nur noch buddeln." murmelte Casey. Er legte den Helm neben dem Stolleneingang ab, kletterte auf allen Vieren die Böschung hinauf und fuhr dann mit seinen Rollerblades den Weg den er gekommen war, zurück.
 

Endlich auf der Trasse angekommen, entdeckte er die Rockies, welche auf dem äußersten Gleis standen und Däumchen drehten.

"Hey, da ist Casey!" rief der Vorderste.

"Aber ohne Pewter! Hey, Mann, was ist passiert? Und wie siehst Du aus?" fragte der rote Rocky.

Casey klopfte sich den Staub von seiner Uniform

"Wir beide sind oben in der Mine eingebrochen! Pewter steckt fest, ich krieg ihn alleine nicht frei und schon gar nicht aus dem Loch heraus! Wir müssen Hilfe anfordern!"

"Na großartig! Ich ahnte, das das schief geht!" brummte der blaue Rocky.

"Hoffentlich kommt bald eine Lok vorbei. Sonst muss ich mir woanders ein Telefon suchen."

"Dürfte nicht zu lange dauern. Zwei Züge sind schon durchgerauscht."
 

Während Casey in seine normalen Schuhe zurückwechselte, bemerkten die Rockies, wie rechts vor ihnen auf dem mittleren Gleis automatisch eine Weiche umsprang.

"Da muss gleich ein Zug kommen! Das Signal steht auch auf Grün! Das ist deine Chance, Kumpel!" bemerkte der rote Rocky.

"Zu blöd, das ich keine rote Warnflagge dabei habe! Dann muss es auch so gehen."

Casey wartete bis die Lok am Horizont sichtbar wurde. Dann hob er seine Arme und winkte.

"Hey, ich glaube, das ist Silver!" rief der rote Rocky.

"Der Onkel von Grease und Co?" meinte der gelbe Güterwaggon.

"Genau! Er hat sein Depot drüben in Aldoran!"

Silver war eine große, schwere Diesellok mit einer glänzenden Stahlhülle.

"Ich will dich ja nicht ängstigen, Adam, aber ich glaube, da ist jemand auf unserem Gleis! Und er winkt wie verrückt. Da muss was passiert sein."

"Ich habs schon gesehen, Silver. Werd langsamer."

Die große Lok schaltete herunter und bremste vorsichtig.

"Das ist ja ein Lehrling...." murmelte Adam.

Wenige Meter vor Casey, der neben dem Gleis stand, kam der große Diesel fast lautlos zum stehen.

Der Lokführer öffnette das Seitenfenster und beugte sich hinaus.

"Gibts ein Problem, Junge? Ist ein Zug entgleist?" fragte er.

"Das nicht. Aber da oben im alten Berkwerk brauchen zwei Loks Hilfe! Ein Kollege von Dir und eine alte Grubenlok. Der Boden hat nachgegeben und jetzt sitzt Pewter mit dem Oldtimer dort fest! Sein Bein steckt außerdem fest."

"Der kleine Pewter? Mein Neffe?" entfuhr es Silver.

"Ja, genau."

"Was treibt eine normale Diesellok denn da oben?"

"Pewter war ungezogen und ist mir abgehauen! Er wollte wohl verstecken spielen und hat nicht aufgepasst!" brummte Casey und vermied es weiter negativ über den jungen Diesel zu sprechen.

"Hast Du gehört, Adam? Sag sofort im nächsten Stellwerk beschreid! Mein kleiner Neffe schwebt in Lebensgefahr!" rief Silver und dessen Lokführer ergriff das Mikrofon des Funkgerätes und stellte Kontakt mit der Notrufzentrale am Hauptbahnhof her.
 

Und wenige Minuten später, im Hauptbahnhof von Kommoran...

"Was? Eine Lok ist im stillgelegten Bergwerk an der Osttrasse eingebrochen? Aber das Gelände ist doch für Loks verboten wegen akuter Einsturzgefahr!" sagte der leitende Streckenwart, als die Meldung bei Ihm einging. "Weiß man welche Lok verunglückt ist?"

"Es ist ein Diesel aus unserem Bahnhof. Pewter. Er war gerade mit Jones unterwegs."

"Was im Namen des Starlight Express haben die zwei da zu suchen?-Na, ich schicke gleich mal den Bergungstrupp los."
 

"Nanu, was will Steel denn mit dem Bergungskran? Ist irgendetwas passiert?" wunderte sich Rusty.

"Keine Ahnung. -Hey, Steel! Ist irgend ein Zug entgleist?" rief Digger ihm entgegen.

"Ich weiß nicht, was euer Lehrling mit Pewter angestellt hat, aber mein kleiner Bruder sitzt auf dem Gelände der alten Mine fest! Ist eingebrochen und wir müssen Ihn jetzt aus dem Loch rausholen!" knurrte Steel.

"Was? Casey würde niemals so einen Blödsinn machen! Er versieht immer ordentlich seinen Dienst! Das war bestimmt Pewter, der ihm einen Streich gespielt hat! Ist eigentlich Casey etwas passiert?"

"Nein, der hat eine Lok angehalten, von dessen Lokführer der Hilferuf eingegangen ist! Mein armer kleiner Bruder sitzt jetzt in einem dunklen Loch und ist verletzt! Also geh mir aus dem Weg, Dampfeimer! Und dein Lehrling wird von mir was zu hören kriegen!" grollte Steel und schubste Rusty zur Seite.

"Einen feuchten Funken werde ich tun! Ich komme mit!"

"Verzieh dich!!"

Ein Fausthieb des Diesels knallte gegen Rustys Backe. Der ging fluchend zu Boden, kam aber erstaunlich schnell wieder auf die Beine und ging nun selbst mit erhobener Faust auf Steel los!

"Von euch lass ich mir nicht meinen Lehrling schlecht machen!" zischte die kleine Dampflok.

Digger konnte trotz der Sitouation sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Rusty! Steel! Was soll das? Wir haben einen Notfall und ihr prügelt euch? Transformiert sofort und dann schaffen wir diesen Kran zur alten Mine!"

Mr. Charleston, Steels Lokführer, war mit dem Bergungstrupp und dem größten Kran eingetroffen. Digger grinste verhalten. Rusty ließ sich nicht mehr so einfach von Steel einschüchtern. Er war sogar aggressiver geworden, wenn jemand ihn oder seinen Lehrling beleidigte.
 

Sechs Streckeposten begleiteten den Zug zur Mine. An der Abzweigung warteten noch immer die Rockies und Casey. Inzwischen hatte es zu dämmern begonnen.

"Jemand muss die Rockies endlich zu ihrem Zielpunkt bringen." meinte Digger.

"Ich bestimmt nicht! Ich will hierbleiben und helfen!" rief Rusty besorgt.

"Und ich auch nicht!"brummte Steel. "Der Kran muss in Position gebracht werden!"

Also wurde eine weitere Lok angefordert, um die Rockies abzuholen. Dann zog Steel langsam den Kran die Nebenstrecke zu Mine hinauf. Rusty schob von hinten.

"Langsam, Steel. Nur noch etwa zweihundert Meter. Weiter können wir nicht. Das ganze Gelände ist ausgehöhlt mit Gängen und Stollen und der Boden zu schwach, um eine Lok oder den schweren Kran zu tragen. Hier auf dem Gelände verkehrten auch normalerweise nur die kleineren Grubenloks."

Plötzlich knirschte es unheilvoll unter Steels Rädern.

"Oh nein! Stop! Steel! Rückwärtsgang!" rief Mr. Charleston. Auch Casey, der aus dem Fenster sah, hatte die Warnrufe vernommen.

"Digger! Halt! Sonst bricht Steel auch noch ein! Rückwärtsgang! Schnell!"

Digger reagierte sofort und half mit Rusty, den Diesel wieder auf sicheren Boden zu ziehen.

"Schneller! Die Gleise unter mir sacken ab!" rief Steel, dessen Vorderteil sich bereits etwas nach unten neigte.

"Weiter...weiter-Stop! Gut so!" rief einer der Streckenposten. Schließlich stand Steel wieder auf sicherem Boden.

Langsam brach die Nacht herein. Am Kran und den Loks wurden die Scheinwerfer eingeschaltet und das Gelände abgeleuchtet.

"Das Loch ist da drüben! Verdammt, ich weiß nicht, ob wir mit dem Kranarm bis dorthin kommen!" fluchte Mr. Charleston.

"Versuchen wir es. Wir können nicht näher heran, ohne selbst einzubrechen. Selbst zu Fuß wäre das jetzt zu gefährlich, die ganze Minendecke scheint instabil geworden zu sein. Und einen Kran mit größerer Reichweite haben wir nicht."

Sheldon, einer der Streckenposten, wagte es, mit den Füßen im großen Haken am Ende der Kette stehend, dem Kranführer Anweisungen über Funk zu geben.

"Weiter...noch ein stück...ich kann das Loch schon sehen..."
 

Gurney und Pewter war der Lärm und das plötzliche helle Licht nicht entgangen.

"Sie sind da! Ich höre einen Kran!" rief der junge Diesel. "Haaalo! Holt mich hier rauuus!"

Dann wollte er sein Signalhorn erschallen lassen, doch Gurney hinderte ihn daran.

"Nein, Kleiner! Der Lärm könnte weitere Teile des Stollens zum Einsturz bringen! Die wissen schon, wo Du bist."

"Ich seh sie! Pewter und eine alte Grubenlok! Der Diesel steckt mit einem Bein fest. Lasst mich jetzt langsam runter." meldete Sheldon, als er in den Krater unter sich sehen konnte." Junge, junge, das wird ein hartes Stück Arbeit, die Beiden da rauszukriegen!"

Beide Loks blickten hinauf in das Licht und sahen den Steckenposten langsam immer näher kommen. Schließlich konnte er von dem Haken absteigen.

"Endlich kommt Hilfe!" jammerte Pewter.

"Na Du sitzt ja ganz schön fest. Mal sehen...ich glaube, das Teil da muss zuerst weg." murmelte Sheldon und begann die Kette an dem Weichenstück zu befestigen.

"Okay. Jetzt ganz langsam aufwärts."

Geröll und kleinere Trümmerteile polterten zur Seite, als das schwere Weichenstück langsam angehoben wurde.

"Pewter! Kannst Du dein Bein jetzt rausziehen?"

"Ich versuchs. Nggh...auu..."

"Mach weiter, ich glaube, Du kommst frei!" ermunterte Guney den jungen Diesel.

"Aahh....ah! Mein Bein ist draußen!"

"Okay! Wieder ablassen!" ordnete Sheldon über Funk an. Das schwere Trümmerstück wurde an seinen Platz zurück gesenkt. Der Streckenposten löste die Kette und besah sich Pewters Schaden am Bein.

"Kannst Du stehen, Kleiner?"

"Ich versuchs....auu! Tut weh!"

"Setz dich wieder. Ich will Dir die Kette ummachen, damit wir dich hier heraushieven können. Und dann kommt der Oldtimer dran."
 

Der Motor des Krans dröhnte auf, als er langsam begann, Pewter anzuheben. Plötzlich begann der Boden in der Grube zu erzittern.

"Verdammt, die Vibrationen und der Lärm des Kranmotors bringen weitere Teile der Mine zum Einsturz! Jungs, die Sache wird langsam brenzlich!"

Sheldon kletterte wieder auf den großen Haken des Krans und warf Gurney einen besorgten Blick zu.

"Keine Sorge, mein Freund. Falls ich verschüttet werde, ist das nicht schlimm. Ich überstehe so etwas besser als Du."

"Wir holen dich auf jeden Fall, versprochen!"

"Opa Gurney!" rief Pewter verängstigt." Ich will nicht, das Du hierbleibst!"
 

"Verdammt! Das sieht nicht gut aus! Los, holt die beiden da schon raus!" rief Digger dem Mann im Führerhaus des Krans zu.
 

Langsam wurde Pewter in die Höhe gehoben, als der Boden der Grube plötzlich Risse bekam!

"Oh nein! Da unten muss noch ein Stollen sein! Hier kracht alles in sich zusammen! Opa Gurney!"

Die alte Grubenlok versuchte einen sicheren Grund zu finden, doch die Risse im Boden waren überall. Schon sackte eines von Gurneys Beinen ein.

"Oh nein!" rief Pewter entsetzt. Er stieß sich mit den Rädern ab, die noch den instablilen Boden berührten, schwang ein Stück nach vorne und bekam die rechte Hand der Grubenlok zu fassen, bevor sie ganz einbrach.

"Uaaah! Das Loch wird immer tiefer! Der ganze Boden kracht ein!" heulte Pewter panisch. In das Grollen mischte sich nun auch das Klatschen von Wasser.

"Mist! Wer da runterfällt, den kriegen wir nicht mehr raus!" fluchte Sheldon.

Pewter hielt mit beiden Händen Guneys Handgelenk umklammert. Er hatte schreckliche Angst, als er das tiefe, schwarze Loch unter sich sah, über welchem sie nun schwebten, doch er wollte die alte Lok nicht loslassen.

"Hey, Kleiner! Zappel nicht so herum! Sonst fällt der Kran noch durch dein Gewicht nach vorne! Halt still!" versuchte Gurney den jungen Diesel zu beruhigen.

Ächzend und knarrend und quälend langsam wurde das Seil eingeholt.

"Verdammt! Die Beiden haben zu viel Gewicht! Der Hebemotor brennt noch durch, wenn das so weitergeht!" fluchte der Mann im Führerhaus.

Und dann passierte es. Der Kranarm konnte das zweifache Lokgewicht nicht halten, die Haltestrebe brach und der ganze Ausleger krachte nach unten und schlug auf ein überhängendes Gleisende auf. Pewter und Co. fielen tiefer in das Loch und hingen weiterhin über dem schwarzen Abgrund.

"Verdammt!" fluchte Digger."Jetzt haben wir den Salat! Wie sollen wir die drei da bloß rauskriegen?"

In Rustys Kopf arbeitete es fieberhaft. Das Ende des Auslegers hing über der Grube, konnte aber nicht mehr angehoben werden.

"Kann man das Seil noch einfahren?" fragte Digger.

"Der Motor geht noch, aber der machts fürchte ich auch nicht mehr lange. Die Belastung ist zu hoch."

"Verdammt, wenn das Seil reisst, ist mein kleiner Bruder verloren! Das ist alles deine Schuld, verdammter Lehrling!" knurrte Steel.

"Was? Pewter ist von sich aus abgehauen und hierhergerollt! Ich konnte ihn leider nicht davor bewahren, Mist zu bauen!"

"Steel, jetzt ist nicht die Zeit zum Streiten! Wir brauchen eine Lösung-und zwar schnell!"
 

Plötzlich riß sich Rusty aus seiner Starre, kletterte auf den Kran und begann sich auf allen vieren auf die Spitze des Auslegers zuzubewegen.

"Rusty, spinnst Du? Was treibst Du da?" rief Digger entsetzt.

"Dieser Idiot! Mit seinem zusätzlichen Gewicht bricht der Ausleger noch ganz ab! Oder stürzt noch tiefer!" fluchte Steel.

"Ich glaub, ich weiß, was er will. Er will versuchen, vorne die drei mit dem Drahtseil hochzuziehen." meinte Casey.

"Das schafft er doch nie! So stark ist er nicht!"

"Dann versuchen sie das Seil so weit wie möglich einzuholen. Vielleicht kann er sie dann mit den Händen erreichen! Die Spitze des Auslegers scheint genug Halt auf dem Schienenstrang, auf dem er liegt, zu haben."

"Hoffen wir es. Sonst stürzt Rusty auch noch ab!" meinte Casey besorgt.

Inzwischen hatte die kleine Dampflok das Ende des Auslegers erreicht. Die Seilwinde lief immer noch quälend langsam nach oben. Rusty legte sich bäuchlings auf die Metallstreben und blickte hinunter. Sheldon konnte er fast mit seiner Hand erreichen, würde dieser den Arm ausstrecken.

"Sheldon! Nehmen sie meine Hand!" rief die kleine Dampflok.

Der Streckenposten reckte seinen Arm, Rusty bekam das Handgelenk zu fassen und zog den Menschen ohne Probleme nach oben zu sich auf den Ausleger.

"Klettern sie über den Ausleger zurück auf sicheren Boden! Ich versuche, die Beiden ebenfalls zu bergen!"

"Das schaffst Du nicht! Der Oldtimer hängt nicht am Seil!"

"Ich muss es aber irgendwie hinkriegen!" knurrte Rusty. Sheldon seufzte und begann über den Ausleger zum Kran zu klettern. Die Dampflok blickte wieder in das Loch und reckte abermals ihren Arm hinunter.

"Hey, Oltimer! Kannst Du über Pewter nach oben klettern bis Du das Seil erreichst? Ich könnte dich dann zu mir hochziehen!"

"Ich kann es ja mal versuchen...."murmelte Gurney.

Plötzlich kam das Seil mit einem Ruck zum Halten. Im Führerhaus des Krans leuchtete eine rote Warnlampe auf.

"Das wars! Der Motor der Seilwinde hat schlappgemacht! Jetzt liegt es an Rusty."
 

Unterdessen versuchte Gurney, sich an Pewters Arm hochzuiehen. Dem jungen Diesel schmerzte schon der rechte Arm, doch er wollte nicht loslassen.

Jedoch fehlte der alten Grubenlok die Kraft, sich hochzuarbeiten.

"Es hat keinen Sinn. Lass mich los, Junge. Ich hab nicht mehr dir Kraft, mich hochzuziehen."

"Nein, Opa Gurney! Ich lass dich nicht los! Ich will nicht, das Du in das tiefe schwarze Loch fällst! Dort kriegen wir dich nie wieder raus! Du hast mir so schöne Geschichten erzählt und ich will noch mehr davon hören!" rief Pewter und umklammerte mit aller Kraft die Arme der alten Grubenlok. "Ich lass nicht..."

"Soso Du hörst also gerne Geschichten..."

Der junge Diesel nickte.

"Komm, Opa! Versuch es nochmal!"

"Du bist ein richtiger Dickkopf."

Plötzlich landete ein Drahtseil neben Rustys Füße. Am Ende hatte es eine Schlaufe, groß genug, um einen Fuß hineinzusetzen.

"Lass das Seil in das Loch! Der Oldtimer soll sich daran festhalten!" rief Digger."Dann zieht Steel ihn hoch!"

"Okay!"nickte Rusty.

"Hey, Gurney! Versuch, das Seil zu erreichen!-Pewter, schwing ihn vorsichtig hin und her, bis er es zu fassen kriegt!"

Diesmal befolgte der junge Diesel Rustys Anweisung ohne ein Widerwort. Nach zwei Versuchen bekam die alte Lok das Drahtseil zu fassen und hing sich daran. Pewter atmete erleichtert auf, als er von dem Gewicht befreit wurde. Und kurz darauf trat Gurney seine Reise an die Oberfläche an und wurde auf sicheren Boden geschleppt.

Plötzlich drang ein gefährliches Knarren an Rustys Ohren. Der Schienenstrang begann sich langsam nach vorne zur Grube zu neigen.

"Verdammt! Jetzt wirds brenzlig!" knurrte die kleine Dampflok, ergriff das Drahtseil, an welchem noch immer Pewter baumelte und begann ihn von Hand hochzuziehen. Schließlich konnte er ihn an einem der Kuppelringe ergreifen und auf den Ausleger ziehen.

"Er hat ihn! Steel! Zieh an!"

Der Diesel begann den Kran langsam vorwärtszuziehen, knirschend schleifte der Ausleger über den sich immer weiter neigenden Schienenstrang. Der Kranführer behielt die Bolzen und Gelenke des Auslegers unter seinem Führerhaus genau im Auge.

Rusty löste die Kette, mit der Pewter am Haken festgemacht war.

"Pewter, mir nach! Wir müssen nach vorne klettern!" rief er.

"Ich kann aber mein rechtes Bein kaum bewegen!"

"Nimm dich zusammen! Wer weiß, wie lange der Ausleger noch hält! Wenn die Gelenke vorne brechen.."

"Schon gut, schon gut!" nickte der junge Diesel gequält.

"Los, Du zuerst!"

Aber auf halbem Weg machte Pewter schlapp und Rusty musste von hinten nachhelfen. Aber schließlich hatten sie es geschafft. Hilfreiche Hände zogen beide auf sicherem Boden.

"Du warst klasse, Rusty! Das hätte ich Dir nicht zugetraut, Kumpel!" sagte Casey erleichtert.

"Du bist jetzt Rusty aber etwas schuldig." meinte Digger.

"Na toll! Greaseball wird mir den Hals umdrehen!" dachte sich Pewter unbehaglich.
 

Der beschädigte Kran wurde am Eingang der Mine zurückgelassen, ein Reparaturteam würde sich darum kümmern. Die beiden geretteten Loks kamen in die Werkstatt, Steel erstattete Greaseball Bericht.

"Dieser Rosteimer hat-WAS?"

"Du hörst richtig. Der Dampfeimer hat seinen Hals riskiert um einen von uns zu retten. Und es ist ihm auch gelungen."

"Jetzt musste sich ein Diesel von einer Dampflok retten lassen! Na Pewter wird was zu hören kriegen!" knurrte Greaseball.
 

"Bin gespannt, wie Grease reagieren wird. Vor allem, ob er sich bei Dir für die Rettung bedanken wird." meinte Casey, als er mit Rusty in den Lokschuppen zurückkehrte.

"Ich auch. Vor allem, wie wird Pewter sich mir gegenüber verhalten?"

"Warscheinlich so, wie Grease es ihm befielt." brummte Casey. "Okay, ich seh zu, das ich den Staub von mir runterkriege."

"Jedenfalls bin ich froh, das Dir nichts passiert ist."

"Ich auch. Aber mit dieser Diesel-Bande will ich in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten!"

"Aber das wird sich wohl nicht immer vermeiden lassen."

"Dann sollen die sich entsprechend benehmen!"

"Ich denke, dafür wird Mr. Corell schon sorgen."

Am nächsten Tag war Pewter wieder repariert und konnte zu seinen Brüdern in den Lokschuppen zurück. Greaseball erwartete Ihn bereits.

"Um, hallo, Greaseball. Hehe, ich hab Casey ganz schön ins Schwitzen gebracht." grinste der junge Diesel.

Aber statt eines Lobs bekam Pewter von Greaseball einen Klaps gegen den Hinterkopf.

"Hab ich Dir nicht gesagt, Du sollst keine Dummheiten machen?" zischte der große Diesel.

"Aber ich hab gedacht.."

"Shut up! Mit deinen Streichen hast Du den Zeitplan des Güterverkehrs durcheinandergebracht! Ein bischen ärgern ist okay, aber das heißt nicht, das Du einfach abhauen kannst und dich über den Dienstplan hinwegsetzt! Ich bin für dich und die anderen verantwortlich! Was soll Mr. Corell jetzt von mir denken? Das ich nicht mal meine jüngeren Brüder unter Kontrolle habe und sie mir auf der Nase herumtanzen? Vor allem Onkel Silver wird sich eins ins Fäustchen lachen!"

"Tut mir leid, großer Bruder..." wimmerte Pewter.

"Und warum hast Du diesen alten Rostdiesel nicht losgelassen? Der hätte besser dort unten bleiben sollen!"

"Aber Opa Gurney kann so tolle Geschichten erzählen! Und er ist ein Diesel wie wir!"

Greaseball schnaubte verächtlich.

"Eine Grubenlok, pah! Für die hat doch hier niemand mehr Verwendung! Und dann spielt dieser Dampfeimer noch den Helden und rettet euch!"
 

Bei dem Oldtimer dauerte es etwas länger, bis er wieder in Stand gesetzt worden war.

"Na? Wie gefällst Du Dir jetzt?" fragte Mr. Kelmon.

"Ich erkenne mich nicht wieder! Und dieser dunkelblaue Lack...er steht mir gut. Aber-wo soll ich als Grubenlok tätig sein?"

"Keine Sorge. Mr. Corell hat schon einige Anfragen losgeschickt. Und so lange bleibst Du hier. Ich denke, da gibt es jemand, der gerne mehr von Dir wissen will..."

"Jaja, der kleine Pewter. Er macht zwar gerne Dummheiten, aber er kann auch stillsitzen und zuhören."
 

Der alte Gurney verbrachte die erste Zeit in einem Unterstand neben dem alten Lokschuppen. Und oft schlich sich nachts heimlich Pewter zu ihm, damit die Grubenlok ihm weitere Geschichten erzählte.

"Vielleicht bringt der alte Gurney den Bengel auf andere Gedanken." meinte Casey, als er die Beiden von Rustys Führerhaus aus beobachtete, als er und die Dampflok Spätdienst hatten.

"Das bezweifle ich." brummte Rusty.

"Und beiden wird der Kleine wohl niemals so zuhören." seufzte der Lehrling während Rusty in die Nacht davondampfte und der Lokschuppen in der Ferne zurückblieb.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Venka
2011-11-23T18:19:05+00:00 23.11.2011 19:19
Dem kann ich mich nur anschließen. Mann ich Deppkopf hab jetzt erst bemerkt, dass es weitergeht, dabei mochte ich schon den ersten Teil deiner StEx-FF so gerne.

Werd mich dann gleich mal aufs nächste Kappi stürzen. :)
Von: abgemeldet
2010-06-02T18:51:18+00:00 02.06.2010 20:51
weiterschreiben, weiterschreiben!

*anfeuer*



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