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Die sieben Stätten

Die Chroniken Teerens
von

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Erinnerungen

Sie hatten die Nacht auf dem Hügel verbracht und die Sonne grüßte sie mit warmen Strahlen. Kaero jedoch erschien die ganze Welt, als ob sie ihn verhöhnen würde, nachdem was geschehen war. Er war wegen dieser Gedanken und Gefühle wütend auf sich selbst. Andere mussten schließlich nicht auch leiden, nur weil er es tat. Schritte näherten sich und er drehte sich um. Die Amazone kam auf ihn zu und verbeugte sich elegant.
 

„Was wollt ihr? Gibt es etwas, was ich tun kann?“
 

„Nein, mein Prinz. Ich dachte nur, ich sollte mich vorstellen. Die Prinzessin und Lerko kennen mich jetzt, ihr jedoch nicht. Mein Name ist Quinza, eine Tochter Prikolanis, dem Dorf der Amazonen.“
 

„Angenehm, Quinza. Ich nehme an, ihr kennt uns durch unsere Mutter? Sie war schließlich auch eine Amazone.“
 

„Ja, das ist richtig. Sie hat mir alles mögliche über euch erzählt, als sie noch lebte. Nachher erfuhr ich dann auch von eurer Schwester, wie eigentlich das ganze Land.“
 

Kaero nickte leicht.
 

„Ihr wart also eine gute Freundin meiner Mutter? Sie hat nie viel von den Amazonen gesprochen fürchte ich und auch nicht von euch.“
 

„Das ist nur normal. An dem Tag an dem sie euren Vater geheiratet hat, war sie keine Amazone mehr, sondern nur noch eine normale Frau.“
 

„Ich verstehe. Darf ich euch etwas fragen?“
 

„Nur zu.“
 

„Wieso habt ihr uns geholfen und woher wusstet ihr das alles?“
 

„Nun, ich half euch, weil es eine Art Pflicht von mir ist, euch zu helfen. Ich kann noch nicht genauer darauf eingehen. Und warum ich wusste, dass es euer Bruder war, nun, ich war im Schloss und sah ihn ein paar Stunden, bevor es passierte. Glaubt mir, Hoheit. Er war nicht er selbst. Ich habe ihn ein paar Mal getroffen und ich weiß, wie er war. Sanft und gütig und immer um andere besorgt. Den, den ich dort traf, das war nicht Prinz Seeras.“
 

„Vielleicht... war es einfach nur sein wahres Wesen und wir haben den wirklichen Seeras, nie getroffen...“
 

„Glaubt ihr das tatsächlich? Obwohl ihr ihn so sehr geliebt habt?“
 

„Was soll ich sonst denken?! Welche Erklärung soll ich sonst finden, für eine der wichtigsten Personen in meinem Leben?!“
 

Quinza blieb eine Weile stumm und blickte zum Himmel.
 

„Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es nicht wirklich Seeras war und das mehr hinter all dem steckt, als wir jetzt wissen.“
 

„Vielleicht habt ihr recht. Ich weiß es nicht, aber wenn der eigentliche Übeltäter hierfür noch immer herum läuft, werde ich ihn jagen, das schwöre ich euch.“
 

Quinza blickte ihn an und lächelte.
 

„Wenn das so ist. Darf ich euch dann ausbilden?“
 

„Ausbilden? Wie meint ihr das?“
 

„In Kampftechniken mit verschiedenen Waffen. Ihr beherrscht nur die Schwertkunst, sonst aber nichts. Ich bin mir sicher, ihr könntet auch andere Waffen meistern. Ihr könntet euch somit an Situationen anpassen und schneller agieren.“
 

„Das ist wahr.“
 

„Nun?“
 

„Ich werde es mir überlegen.“
 

„Das ist euer gutes Recht. Ich kann immerhin warten. Wir werden sowieso genug Zeit miteinander verbringen.“
 

„Ihr wollt also wirklich bei uns bleiben?“
 

„Ich sagte doch, dass ich eine Pflicht habe.“
 

„Wohl wahr. Glaubt aber nicht, dass ich euch schon vertraue.“
 

„Das weiß ich. Eure Körpersprache ist mehr als deutlich darüber. Außerdem wäre ich etwas enttäuscht gewesen, wenn ihr zu naiv wärt.“
 

„Wenn ihr es sagt, dann...“
 

Ein Schrei der offenkundig Narima gehörte schnitt Kaero das Wort ab. Alarmiert griff Quinza zum Kurzschwert und rannte zu ihrem Rastplatz. Kaero dicht hinter ihr.

Als sie den Schauplatz erreichten, blickte Narima auf. Sie saß auf dem Boden und sah etwas bleich aus, aber ansonsten schien alles in Ordnung.
 

„Was ist denn passiert, Narima? Wieso hast du so geschrien?“
 

„Ich entschuldige mich. Ich habe mich nur so fürchterlich erschreckt. Weißt du, es fiel plötzlich jemand aus dem Gebüsch und, na ja...“
 

Kaero seufzte erleichtert.
 

„Wer ist es der aus dem Gebüsch fiel? War er tot?“
 

Narima schüttelte den Kopf.
 

„Nein, Quinza. Er lebt. Kaero, Lerko und ich kennen ihn sogar.“
 

„Was? Wer ist es denn?“
 

„Es ist Haolon, Bruder. Lerko kümmert sich um ihn, drüben am Bach. Er sah furchtbar aus. Wie der wandelnde Tod, aber er atmete noch.“
 

„Quinza. Würdet ihr wohl zu Lerko gehen und nachsehen wie die Dinge stehen?“
 

„Sicher. Ich bin gleich wieder zurück.“
 

Mit schnellen Schritten war sie im Gebüsch verschwunden.
 

„Wieso gehst du nicht selbst, Kaero? Ich dachte Haolon ist ein wichtiger Freund für dich.“
 

„Natürlich ist er das. Ich möchte dich nur nicht alleine mit Quinza lassen.“
 

„Warum? Sie ist eine Freundin.“
 

Kaero lachte kurz auf.
 

„Du bist noch so unschuldig, Narima. Das ist es eben, was wir noch nicht feststellen können. Sie könnte uns auch plötzlich hinterrücks meucheln, wenn es ihr beliebt. Sie ist eine Amazone. Eine handvoll unbewaffneter Flüchtlinge kann sie spielend auslöschen.“
 

Narima blieb stumm und betrachtete ihre Hände. Wie dumm sie war. Natürlich hatte ihr Bruder recht. Sie konnten jemandem nicht einfach so vertrauen, nur weil sie ihnen einmal geholfen hatte. Narima war wütend über sich selbst.
 

„Entschuldige...“
 

„Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, Narima. Es ist natürlich. Du musstest vorher nie an so etwas denken. Behalte es einfach im Hinterkopf, ja?“
 

Sie nickte.
 

„Aber, was meinst du mit Flüchtlingen? Wir sind doch eher Überlebende.“
 

„Nein. Man wollte uns alle tot sehen. Deswegen Flüchtlinge. Wenn derjenige weiß, das wir noch leben, werden wir in enorme Schwierigkeiten geraten.“
 

„Ich dachte das alles war... Seeras...“
 

„Um ehrlich zu sein haben Quinza und ich beide das Gefühl, dass mehr dahinter steckt, als wir vermuten.“
 

„Wie das?“
 

„Ich weiß nicht, aber das hätte Seeras nicht getan, oder? Vielleicht war es in Wahrheit doch jemand anderes.“
 

„Das wäre wundervoll! Dann wäre es doch nicht Seeras Schuld!“
 

„Ja, aber wundervoll wäre es nicht. Der eigentliche Täter würde dann nämlich immer noch da draußen sein.“
 

„Ich bin zurück, eure Hoheit.“
 

„Ah, Quinza. Und? Wie steht es um Haolon?“
 

„Gut. Er sah wohl schlimmer aus als es war.“
 

„Wenigstens eine gute Nachricht.“
 

„Was habt ihr nun vor?“
 

„Ich denke, als erstes sollten wir uns Proviant und Waffen in Lodvag beschaffen. Ich würde gerne euch und Lerko um diesen Gefallen bitten.“
 

„Sicher. Aber wird man Lerko nicht erkennen?“
 

„Ich denke nicht. Er hat nur selten das Schloss verlassen. Es sollte alles gut gehen.“
 

„Wenn ihr es sagt.“
 

***
 

In dieser Nacht stand Kaero Wache, wie schon in der Vorigen. Er konnte ohnehin nicht vernünftig schlafen und wachte ständig schweißgebadet wieder auf. Da konnte er sich auch nützlich machen und gleich wach bleiben. Er saß auf einem Baum, von dem aus er die gesamte Umgebung überblicken konnte und hörte die Schlafgeräusche der anderen. Die Nacht war kalt und klar und der Sternenhimmel schien sich in die Unendlichkeit zu ziehen. Mit kalten Fingern betastete er seine Brust und brachte eine silberne Kette zum Vorschein, die einen grünäugigen Löwen trug. Er lächelte, während er sie betrachtete und schloss für einen Moment die Augen. Wie gerne würde er jetzt in einer Zeit sein, die anders war von dieser. In einer Zeit, in der seine Mutter und Seeras noch lebten...
 

***
 

Er hörte den Wind über ihm in den Blättern rauschen, spürte die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterwerk auf seine Haut schienen und seufzte. Es war ein wunderschöner Tag, der perfekt zu seiner Laune passte. Er war nämlich voller Freude auf den Abend, denn heute hatte er Geburtstag und würde sieben Jahre alt werden. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte kurz und schaute in Richtung des Wandelgangs. Seine Mutter stand dort und unterhielt sich angeregt mit jemandem. Etwas neugierig darüber wer es wohl war, rückte er ein wenig die Zweige beiseite und erblickte eine Frau in Lederkleidung. Er konnte ihr Gesicht aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber es war eine Amazone, da war er sich sicher. Plötzlich stockten sie in ihrer Unterhaltung und die fremde Frau blickte direkt in seine Augen, er war sich sicher darüber. Sie verbeugte sich kurz in seine Richtung, sprach ein, zwei Worte zu seiner Mutter und verschwand. Er sprang vom Baum und landete elegant im Gras.
 

„Guten Morgen, Kaero.“
 

„Guten Morgen, Mutter. Wie geht es euch heute?“
 

„Oh, gut. Ich kann nicht klagen.“
 

„Wie geht es dem Baby?“
 

„Ich hoffe doch auch gut. Willst du mal fühlen? Es tritt jetzt immer härter.“
 

Sanft und vorsichtig legte er seine Hände auf den Bauch und lehnte seinen Kopf dagegen. Er konnte einen Herzschlag hören und, da, ganz schnell konnte er einen Tritt spüren.

Kaero blickte schnell hoch zu seiner Mutter und lächelte.
 

„Du hast es gespürt nicht wahr?“
 

Er nickte und lachte freudig auf.
 

„Weißt du was es wird?“
 

„Ich kann nur vermuten, aber ich glaube es wird ein Mädchen.“
 

„Ein Mädchen! Dann werde ich gut auf sie aufpassen. Ich bin sicher, sie wird genauso schön wie ihr Mutter, deswegen wird man auf sie achten müssen.“
 

„Ach Kaero! Bevor ich es vergesse. Ich soll dir von Seeras ausrichten lassen, dass es dir nicht gestattet ist, sein Zimmer zu betreten.“
 

Kaero grummelte in sich hinein.
 

„Schon wieder! Das geht jetzt schon seit Tagen so. Bin ich ihm denn so lästig geworden?“
 

„Aber nein. Er hat schon seine Gründe Kaero.“
 

„Ihr wisst also warum ich nicht zu ihm darf, Mutter?“
 

„Nun ja... schon, aber ich darf es dir nicht sagen. Ich habe es Seeras versprochen. Hab noch ein wenig Geduld.“
 

„Ich will es aber wissen! Ich will mich wieder mit ihm unterhalten und ihm beim Vorlesen zuhören und ich will endlich wieder mit ihm die Schwertkunst üben, so wie sonst auch!“
 

„Ich weiß es doch. Manchmal muss man sich eben zurückhalten, Kaero.“
 

„Hmpf! Wer war die Frau mit der ihr gesprochen habt?“
 

„Oh! Das musst du nicht wissen.“
 

„Nein, aber ich möchte es wissen. Sie interessiert mich.“
 

„Wie? Hast du dich etwa in sie verguckt? Sie ist aber viiiiiiel zu alt für dich, mein Schatz.“
 

„Das meinte ich nicht!!!“
 

Sie lachte auf und strich ihm durchs Haar.
 

„Ich weiß. Vergiss sie einfach, in Ordnung? Ich werde dir noch von ihr erzählen, aber nicht jetzt. Später.“
 

„Immer nur später! Wieso denn nicht jetzt?!“
 

Sie lachte noch einmal, küsste ihn auf die Stirn und verabschiedete sich.
 

***
 

Am Abend hatte Kaero das schon alles wieder vergessen und freute sich nur noch über seine Feier. Solche Tage waren es, die er am meisten liebte, weil dann wenigstens für ein paar Stunden alle bei ihm waren, die er liebte. Ihr Vater nahm sich immer die Abende an den Geburtstagen seiner Familie frei, selbst wenn die Minister ihn bis zur letzten Minute anflehten, es nicht zu tun. Er lächelte dann immer nur und meinte, wenn nicht jetzt, wann sollte er sich dann die Zeit für seine Familie nehmen. Daraufhin verstummten die Minister meistens, weil sie keine Antwort darauf wussten und jedes Mal grinste Kaero breit und umarmte seinen Vater. Er wusste, dass sein Vater viel zu tun hatte und nicht so häufig bei ihnen sein konnte, aber dass er sich wenigstens an diesen Tagen Zeit für sie nahm, war großartig und dafür liebte Kaero ihn noch mehr.
 

„Kaero.“
 

Er drehte sich um und blickte zu seinem großen Bruder auf.
 

„Ähm... Dein Geschenk, bitte schön. Ich wollte es dir persönlich geben und nicht auf den Geschenkehaufen geben. Ich hoffe es gefällt dir.“
 

Mit leuchtenden Augen nahm er das Geschenk entgegen und öffnete es vorsichtig. Zum Vorschein kam eine Holzkiste, die mit einer wunderschönen, Flöte spielenden, Elfe verziert war.
 

„Seeras das ist so schön! Hast du die selbst geschnitzt?“
 

Hinter ihm stand ihre Mutter und nickte lächelnd.
 

„Die ist so schön. Danke!“
 

„Na ja das eigentliche Geschenk ist in der Schatulle...“
 

Bewundernd öffnete Kaero das Schmuckkästchen und erblickte in ihrem Inneren eine silberne Kette mit einem Löwenanhänger. Kaero klappte der Mund auf. Er wusste, das Seeras die Kette selbst gemacht hatte. Er hatte ihm bereits erzählt, dass er das Handwerk erlernen wollte und war überwältigt, wie gut er darin war. Alles an diesem edlen Tier war so präzise ausgearbeitet, dass er fast glaubte, er würde ihm gleich entgegen springen und ihn anfauchen.

Seeras errötete geschmeichelt bei dem Anblick seines kleinen Bruders.
 

„Kaero...“
 

Er blickte auf, lächelte ihn an, umarmte ihn stürmisch und küsste ihn auf die Wange.
 

„Danke, Seeras. Das wird bestimmt das schönste Geschenk bleiben, was ich jemals bekommen werde.“
 

Ihre Mutter schmunzelte Seeras an.
 

„Habe ich dir nicht gesagt, dass es ihm gefallen wird, mein Lieber?“
 

„Ja, Mutter, das habt ihr.“
 

Und Seeras lächelte zufrieden seinen kleinen Bruder an.
 

***
 

Sonnenlicht streifte sein Gesicht und Kaero schrak hoch. Er war doch tatsächlich eingeschlafen. Wie unangenehm. Wenigstens schien nichts passiert zu sein und er konnte auch sonst nichts verdächtiges entdecken. Der Schlaf hatte ihm aber sichtlich gut getan, denn er wirkte frischer und wieder mehr seinem Alter entsprechend. Er sprang von seinem Ast und streckte sich gemütlich. Langsam ging er zum Bach und erledigte seine Morgendusche. Als er zurückkam, waren die anderen schon wach und begrüßten ihn. Er sah sich einmal um und erblickte Haolon, der seine Verbände von Lerko gewechselt bekam.
 

„Guten Morgen, Haolon.“
 

„Guten Morgen, eure Hoheit.“
 

„Wie geht es dir?“
 

„Schon viel besser. Ich habe schlimmeres erwartet, aber es sah und fühlte sich wohl schlimmer an als es war.“
 

„Das ist gut. Sag, kannst du mir erzählen was passiert ist?“
 

„Na ja. Nicht viel. Ich wurde wegen des Feuers geweckt und versuchte es zusammen mit meinen Leuten zu löschen. Das stellte sich aber als nutzlos heraus, nicht wahr?“
 

„Verstehe. Hat Lerko dir schon alles erzählt?“
 

Haolon nickte.
 

„Aber glaubt ihr wirklich, dass es Prinz Seeras war?“
 

„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr was ich glauben soll, aber Quinza und ich vermuten, dass auch jemand anderes dahinter stecken könnte.“
 

„Das wäre wenigstens eine seelische Erleichterung, meint ihr nicht?“
 

„Ja. Aber Haolon, etwas anderes. Meinst du, du schaffst es morgen mit uns mit zu kommen? Ich würde gerne aufbrechen, auch wenn ich noch kein Ziel vor Augen habe, aber vielleicht erfahren wir unterwegs mehr und wir können hier nicht bleiben.“
 

„Ich denke schon, dass ich das schaffen kann, nicht wahr Lerko?“
 

Dieser nickte zustimmend.
 

„Er sollte durchaus in der Lage sein zu reisen, eure Hoheit.“
 

„Gut. Lerko? Du weißt, was du und Quinza zu erledigen habt. Am besten geht ihr so früh wie möglich los, dann sind noch weniger Leute unterwegs. Ich möchte das Risiko des entdeckt werden auf ein Minimum reduzieren.“
 

„Verstanden. Ich sage der Amazone dann Bescheid.“
 

Quinza und Lerko wurden, gelobt seien die Elemente, wirklich nicht in Lodvag erkannt und konnten somit ungestört Vorräte und Waffen kaufen. Ebenfalls konnte die Amazone drei recht gute Pferde für einen akzeptablen Preis ergattern. Kaero schwor sich nachher, ihr das ganze Geld zweifach zurückzugeben und wusste, dass sich noch wesentlich mehr anhäufen würde.
 

„Ich denke, wir haben alles Prinz.“
 

„Sehr gut. Danke ihr zwei. Dann brechen wir morgen früh auf in Richtung Kalisamdo.“
 

„Wieso in Richtung Kalisamdo?“
 

„In Kalisamdo leben die Elben. Da sie starke magische Geschöpfe sind, könnten sie uns vielleicht helfen. Das Feuer im Schloss wurde schließlich magisch kontrolliert und ich glaube nicht, dass es sehr einfach ist dieses zerstörerischste aller Element zu kontrollieren.“
 

„Der Prinz hat recht, Quinza. Feuer kann man nur mit einem gewissen Grad an magischem Können und Erfahrung kontrollieren. Es ist zu wild, unberechenbar. Die Elben können uns sicher helfen und uns sagen, wer auf dieser Welt fähig ist so etwas zu tun.“
 

„Prinz Seeras konnte folglich also keine Magie einsetzten?“
 

„Nein, ebenso wenig wie ich auch nicht.“
 

„Ähm, Kaero?“
 

Narima zog leicht an dem Wams ihres Bruders. Dieser drehte sich um und sah sie fragend an.
 

„Was ist, Narima?“
 

„Wegen dem Aufbruch morgen...“
 

„ Ja?“
 

„... ich würde gerne hier bleiben... und... und Vater und die anderen begraben. Ich will sie nicht einfach so liegen lassen...“
 

„Was redest du denn da? Das kannst du nicht tun. Du hast uns doch die ganze Zeit zugehört. Es ist viel zu gefährlich für dich.“
 

„Aber Kaero...!“
 

„Kein aber! Es ist zu gefährlich! Ich versprach auf dich aufzupassen und das werde ich auch tun.“
 

„Wem hast du das versprochen? Vater etwa?“
 

Er schüttelte leicht den Kopf.
 

„Nein. Ich habe es Mutter versprochen, als du noch in ihrem Leib warst. Das war das letzte Versprechen, das ich ihr geben konnte und das werde ich unter keinen Umständen brechen.“
 

„... Das hast du mir nie erzählt...“
 

„Es... schmerzt etwas über sie zu reden, deswegen vermeide ich es meistens.“
 

„Ich werde trotzdem hier bleiben. Ich muss hier bleiben und sie alle begraben!“
 

„Narima! Sei vernünftig! Wer weiß was dir alles passieren könnte, wenn du hier bleibst. Ich glaube nicht, das es eine gute Idee ist, sein Leben für Tote weg zu werfen. Das ihre Körper da herum liegen stört sie sicher nicht, da ihre Seelen schon längst von uns gegangen sind.“
 

„Aber Bruder...“
 

Ein Räuspern ertönte hinter den Geschwistern und sie drehten sich um. Haolon blickte sie an.
 

„Eure Hoheiten, ich verstehe eurer beiden Sorgen, also was würdet ihr davon halten, wenn ich bei Prinzessin Narima bleibe. Ich kann sie beschützen und ihr helfen. Ich war schließlich nicht umsonst Hauptmann der Torwache.“
 

Kaero blickte seinen alten Freund lange an. Nicht das er ihm oder seinen Fähigkeiten nicht vertraute, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass etwas vor sich ging in Teeren, das nicht mit rechten Dingen zu ging und ihrer aller Horizont überstieg. Dann seufzte er aber doch ergeben, nach dem Blick in die Augen seiner Schwester.
 

„Einverstanden.“
 

„Danke, Kaero!“
 

„Ja, ja, ja. Lass gut sein, Schwester. Haolon...“
 

„Ich weiß. Mein Schwur galt eurem Vater und nun gehört er euch. Ich schwöre im Namen der Elemente, dem Königreich und meinem eigenem Blut, Euch zu dienen, selbst wenn mein Körper zu Staub zerfallen ist. Euren Worten zu lauschen und mein Leben für das Eure zu lassen. Mein Schwert und mein Leben gehören Euch. Sagt ein Wort und es soll geschehen.“
 

Während Haolon dies sagte, war er auf ein Knie gesunken, sein Schwert stak im Boden und eine Hand lag am Griff und die andere über seinem Herzen. Kaero war gerührt und konnte für einen kurzen Moment nichts mehr sagen.
 

„Ich danke dir Haolon. Ich bin jedoch kein König und ebenso Thron los. Dein Schwur gilt einem König und keinem Prinzen ohne Schloss oder Land.“
 

„Nein. Für mich seid ihr ein König seit ich euch kennen lernte und das wird sich für mich niemals ändern. Ich werde den Tag niemals vergessen, an dem ich euch das erste Mal traf und somit gebe ich diesen Schwur mit reinem Gewissen.“
 

Kaero legte eine Hand auf seine Schulter und lächelte.
 

„Dann nehme ich deinen Schwur an und werde mein bestes geben, mich ihm würdig zu erweisen.“
 

„Wie auch ich, mein Prinz.“
 

Quinza nickte zufrieden. Er war also in der Lage solche Gefühle in Menschen hervorzurufen. Ein Zeichen seines Können und seines Herzen.
 

***
 

Haolon konnte sich noch gut daran erinnern, wie er Kaero zum ersten Mal getroffen hatte. Er stammte weder aus einer guten noch einer reichen Familie. Seine Eltern waren früh gestorben, sodass er zu einem Straßenkind wurde. Damals streifte er unbeachtet jeden Tag durch die Straßen und Gassen Lodvags und verfluchte so ziemlich alles, was man verfluchen konnte. Da gerade Regenzeit war und es wieder in Strömen regnete, er dazu auch noch Hunger hatte, sah er sich nach etwas Essbarem und einer Unterkunft um. Er bog um die Ecke und sah wie eine handvoll junger Männer jemanden bedrängten. Neugierig darauf, warum sie so versessen auf denjenigen waren, ging er vorsichtig näher heran und erspähte einen nobel gekleideten Jungen, der etwa im selben Alter, wie er selbst schien. In dem Stimmengewirr hörte er Wortfetzen wie:
 

„Kleingeld, junger Herr!“ - „Seine Kleider sind auch was wert!“ - „Zieht ihm die Schuhe aus!“ - „Zieh ihm eins über die Rübe, gibt weniger Probleme!“
 

„Ich bitte darum, mich durch zu lassen, meine Gefährten erwarten mich!“
 

Langsam sah Kaero sich ihre Gesichter an und fixierte ihre Augen auf sich. Obwohl bedrängt stand er hoch erhobenen Hauptes vor ihnen.
 

„Ich weiß, dass es sehr viele Menschen in Lodvag gibt, die nicht viel oder gar nichts besitzen, doch deshalb sind wir ja her gekommen. Doch ich wollte alles mit meinen eigenen Augen sehen, damit ich besser helfen kann und ich schwöre euch, ich versuche eine Lösung zu finden!“
 

„Hört euch den Bengel an!“ - „Ich schwöre euch, ich schwöre euch, haha!“ - „Wenn ich es habe und es mir gehört, glaube ich es!“ - „Will der Kleine uns verscheißern?!“
 

„Bitte, glaubt mir. Wenn wir meine Gefährten finden, erhaltet ihr Kleidung und Nahrungsmittel! Wir sind mit diesen Dingen zu euch gekommen und werden auch in Zukunft mit diesen Dingen kommen, drei Mal die Woche! Doch es gibt sie nicht kostenlos. Die Gegenleistung ist einen Tag in der Woche im Königshorst Holz zu sammeln und zu schlagen! Bitte, wollt ihr mitkommen und euch zu meinen Gefährten führen lassen?“
 

Etwas verunsichert, weil sie nicht wussten, ob sie das Gesagte nun glauben sollten oder nicht, blickten sich die Männer an. Haolon hatte jetzt schon begriffen, dass dies hier wohl der zweite Prinz sein musste, der nach seinem Vater regieren würde. Wie der allerdings in so eine Gegend kam, war ihm schleierhaft. Das was der junge Prinz gesagt hatte, glaubte er ihm auch ohne den Beweis zu haben. Er beschloss einzugreifen. Jetzt kam ihm zugute, das er die Schwertkunst von seinem Vater gelernt hatte. Kurz verweilten seine Gedanken bei seinem Vater, der stolz darauf gewesen war ein königlicher Soldat gewesen zu sein.

Haolon sah sich nach einem geeigneten Gegenstand für einen Angriff um und fand schnell was er suchte: Einen Besenstiel der gerade recht war. Schnell ging er zu der Gruppe zurück. Der Prinz wurde von allen Seiten bedrängt.
 

„Schluss jetzt! Lasst ihn in Ruhe!“ schrie Haolon. „Ihr habt doch gehört, was er versprochen hat!“
 

Einer versuchte ihn zu schnappen, aber Haolon wich geschickt aus und schlug den Stab gegen die Kniescheiben seines Angreifers. Dieser sackte jetzt auf den Boden und Tränen des Schmerzes waren in seinen Augen zu sehen. Die Anderen nahmen ihn jetzt ernster und Haolon kam doch in ernste Schwierigkeiten. Durch den Treffer brach der Besenstiel entzwei.
 

„Schnell, wirf mir die andere Hälfte zu!“
 

Haolon tat wie ihm gesagt wurde und warf dem Prinzen die zweite Hälfte des Stabes zu. Im Handumdrehen hatte er einige der Kerle auf den Rücken gelegt und kam zu ihm durch. Sie standen nun Rücken an Rücken und irgendwie erinnerte das Haolon an eine Heldengeschichte die er mal gehört hatte.
 

Das Ganze endete damit, dass sie die Kerle in die Flucht geschlagen hatten und beide fix und fertig auf dem nassen Boden saßen und nach Luft rangen.
 

„Was für ein Kampf.“
 

„Allerdings, eure Hoheit.“
 

„Eure Hoheit! Endlich haben wir euch gefunden! Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“
 

Ehe Haolon sich versah standen überall Soldaten.
 

„Danke, Junge. Du hast seiner Hoheit geholfen, nicht wahr?“
 

Haolon nickte nur stumm.
 

„Hier nimm, etwas zum Anziehen und essen. Wenn du wieder etwas brauchst, komm am Donnerstag zum Marktplatz. Wir verteilen dann wieder Kleidung und Nahrungsmittel.“
 

Und so schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden. Im Endeffekt hatte Haolon den Prinzen nicht einmal wirklich gesehen.
 

Am Donnerstag ging er zum Marktplatz und fand die Soldaten recht schnell. Plötzlich kam ein Junge in schlichter Kleidung auf ihn zu gerannt. Er hatte schwarzes, kurzes Haar und große, grüne Augen.
 

„Endlich habe ich dich gefunden!“
 

„Wie bitte? Was meinst du? Ich kenne dich doch gar nicht!“
 

„Aber du hast mir doch letztens das Leben gerettet!“
 

„Wie...?“
 

„Die Gasse, die Männer, die zweite Stabhälfte und ein furchtbar nasses Wetter.“
 

Haolon klappte der Mund auf. Vor ihm stand der Prinz von Teeren, der wahrscheinlich hübscheste Junge den er je gesehen hatte.
 

„W...Wieso sucht ihr nach mir, eure Hoheit! Ich bin doch nur ein Straßenjunge!“
 

„Was redest du da! Du gehörst zum Volk meines Vaters, also bist du ja wohl mehr als das! Na ja, egal. Ich wollte mich jedenfalls bei dir bedanken.“
 

„Bedanken? Bei mir?!“
 

„Ja. Danke, das du mich gerettet hast. Außerdem hatte ich mich letztes Mal nicht vorgestellt.“
 

Lächelnd streckte er eine Hand aus.
 

„Ich bin Kaero und wenn du magst kannst du zu uns ins Schloss kommen. Ich bin sicher du und ich können gute Freunde werden!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2012-01-06T16:26:19+00:00 06.01.2012 17:26
Hallo :)

Ich habe nun begonnen deine FF zu lesen und finde sie sehr spannend. Die Idee ist sehr gut und mir gefallen deine Charaktere. Du besitzt ein sehr flüssigen Schreibstil, weswegen das Lesen sehr einfach fällt und man sich alles gut vorstellen kann.
Bin schon gespannt wie es weiter geht :)

cucu
Azahra


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