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Vom Waisenhaus zur Traumvilla

von

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Ankündigungen und Unstimmigkeiten

Direkt machte ich es mir auf dem kleinen Sofa bequem und begann: „Na, Bruderherz. Was gibt es denn so Aufregendes zu berichten?“

Er grinste mich hämisch an und deutete auf den Monitor seines Computers: „Ich habe bereits alles ausgearbeitet. Es kann nun losgehen mit dem nächsten Turnier. Die Probephase meiner DuelDisks ist abgeschlossen und die Datenbank aller qualifizierten Duellanten erstellt. Es fehlt nur noch die Einladungen zu verschicken, was nun deine Aufgabe seien wird, Sarah. Bist du bereit an diesem Turnier teilzunehmen oder fühlst du dich nicht stark genug?“

Ich richtete meinen Oberkörper auf und nahm eine geschäftliche, besitzergreifende, arrogante Haltung an: „Soll das ein Scherz sein? Du denkst ich wäre nicht taff genug um mich mit ein paar lausigen Duellanten auseinanderzusetzen und dir deinen Thron streitig zu machen? Na du wirst dich aber noch wundern! Ich werde die Einladungen verschicken und ich werde auch natürlich voll mit involviert sein, worauf du dich verlassen kannst.“

Ziemlich enttäuscht von seiner Meinung mir gegenüber schaute ich ihn abwartend an. Wie konnte er es wagen, mir kein Vertrauen entgegen zu bringen, was mein Können anging. Ich war mindestens genauso eine gute Duellantin wie er, wenn nicht sogar besser. Es bestand durchaus eine Möglichkeit, dass ich ihn in seinem eigenen Turnier schlagen würde.

„Wir fahren nochmal kurz zu dir, da du dich umziehen musst. Ich möchte, dass du für heute Abend ein Kostüm anziehst um die Ansage noch etwas hochgestochener klingen zu lassen.“

„Ansage? Wir gehen heute Abend nicht normal essen oder sowas wie immer?“, verwundert musterte ich ihn und beugte mich zu ihm vor.

„Ich mache das Turnier natürlich öffentlich im Fernsehen bekannt und du als meine Sekretärin musst mich gewiss begleiten. Zudem ich auch noch offiziell vorstellen muss, als meine Schwester“, erklärte er selbstverständlich und richtete sich auf, um mir zu bedeuten, dass wir gingen: „Los komm, wir sind schon spät dran, wenn du dich noch umziehen musst. Es wird nichts anderes als eine Pressekonferenz. Du musst auch nur eins, zwei Wörter sagen. Das kriegst du hin, es wird wie immer. Gib dich wie ein Kaiba sich zu präsentieren hat, dann wird auch nichts schief gehen.“

Darauf gingen wir zu Limousine, die mich nochmal nach Hause fuhr, wo ich mit ein schwarzes Kostüm mit schwarzgoldenen High-Heels darunter anzog. Ich küsste noch schnell den Zeitungsartikel des Autounfalls meiner Eltern: „Ich hoffe ihr schaut auf mich runter und drückt mir die Daumen.“ Dann flitzte ich wieder runter in die Limousine.

„Bereit?“, fragte mich Seto, als wir anscheinend angekommen waren.

„Muss ich ja wohl sein. Habe ich eine andere Wahl?“

Hämisch grinsend entgegnete er: „Nein.“

Wir stiegen aus und gingen Seite an Seite im Blitzlichtgewitter zum Rednerpult, auf dem er direkt Stellung bezog und ich unauffällig neben ihm stehen blieb.

„Einen schönen guten Abend. Wie Sie alle wissen, plane ich ein nächstes DuelMonsters Turnier, das nun nächste Woche beginnen wird. Die Einladungen werden noch diese Woche versendet und wer sich als nicht stark genug empfindet, sollte es lieber bleiben lassen. Denn dieses Turnier wird nichts für schwache Gemüter sein.“

„Haben Sie schon bestimmte Leute ausgewählt, denen Einladungen zugestellt werden oder werden das einfach wahllos in die Menge geworfene Flyer sein?“, fragte ein Pressemensch.

„Die Kaiba Corporation steht für gute Organisation. Sie denken doch nicht wirklich, dass jeder Amateur an diesem Turnier teilnehmen kann. Nein, die Leute sind erwählt und ich habe zur Sicherheit eine Datenbank erstellt, damit nicht jeder an das neue System, dass ich persönlich entwickelt habe, herankommt.“

„Was ist das für ein System, Herr Kaiba?“, rief ein anderer.

Mein Bruder streckte seinen Aktenkoffer empor und holte eine DuelDisk hervor, während er redete: „Die neuen DuelDisks, die es erlauben ein Duell immer und überall zu führen. Ebenso gibt es ein paar neue Regeln, über die sich jeder vor dem Turnier besser schlau machen sollte, um ein Duell interessanter zu machen.“

„Worum geht es in der anderen Sache, weshalb die Konferenz heute stattfindet“, rief ein Journalist rein.

„Ja, das ist ein gewaltiges Futter für euch. Es geht um meine schnucklige Sekretärin. Sie ist nicht nur meine Sekretärin. Sie ist meine erst kürzlich widererlangte Schwester“, lächelte er bösartig und zog mich mit einem Arm zu sich, den er über meine Schulter legte.

„Wie kam es dazu?“

„Woher wissen Sie, dass sie Ihre Schwester ist?“

„Seit wann wissen Sie dies schon?“

Die Fragen der Reporter überschlugen sich und es fiel schwer hier noch den Überblick zu behalten.

Seto behielt die Nerven und blickte selbstsicher und arrogant den Fragen entgegen: „Wir wissen es erst seit wenigen Wochen und durch moderne Mittel der Technik kann man eine Verwandtschaft feststellen. Wie es dazu kam, ist wohl unsere Sache.“

„Frau Kaiba wie fühlen Sie sich dabei nun als Schwester an der Seite eines so erfolgreichen Geschäftsmannes zu stehen?“

Da nunmehr die Fragen an mich gerichtet wurden, trat Seto einen kleinen Schritt beiseite, dass ich besser an die Mikrofone herankam.

„Selbst wenn ich nicht die Schwester wäre, hätte ich kein Problem damit gehabt als Sekretärin hier neben ihm zu stehen. Ich denke jeder von Ihnen würde gerne neben so einem gutaussehenden erfolgreichen jungen Mann stehen oder eher an Stelle von ihm dort stehen. Jeder bekommt eben das was er verdient und deswegen stehe ich auch nicht ohne Grund hier.“

„Mussten Sie genauso kämpfen wie Herr Kaiba?“

Für den winzigen Moment einer Sekunde entgleisten Seto die Gesichtszüge und ich konnte mir Denken warum. Er dachte sich bestimmt woher diese Aasgeier von seiner Vergangenheit erfahren haben konnten. Doch nach wenigen Sekunden hatte er sich schon wieder gut im Griff.

Geschickt antwortete ich: „Was bedeutet schon ein Kampf für einen Kaiba? Wir holen uns nur das was wir verdient haben, aber wenn Sie diese Kleinigkeiten schon so ausschweifend als Kampf bezeichnen möchten.“

Damit brachen wir das Interview ab und stolzierten zur Limousine.

Darin sitzend grummelte Seto gereizt: „Woher wissen diese Maden von meiner Vergangenheit?! Was damals vorgefallen ist, geht niemanden etwas an schon gar nicht die Medien.“

Am Liebsten hätte auch ich mich erkundigt, was damals passiert war. Doch ich entschied mich das lieber an einem geeigneteren Zeitpunkt zu tun, denn momentan würde er wahrscheinlich eher ausrasten, als mir eine Antwort zu geben.

Obwohl ich gar nicht nachzuhaken brauchte, denn er fing schon von sich aus zu erzählen: „Ich weiß nicht ob du die Geschichte kennst, was damals geschah nach unserer Trennung.“

Es hörte sich an wie eine Aussage sollte wohl eher als Frage gestellt sein.

„Nein, ich weiß eigentlich nichts über dich, außer dass du eine Firma hast und einige Charakterzüge.“

„Wenn du heute nichts mehr zu tun hast, könnten wir uns zusammen setzen und darüber sprechen“, bot er höflich an.

„Wow. Ich darf mit in die Villa kommen?“, grinste ich freudig.

Er war ebenso positiv überzeugt von der Idee: „Wenn es nach Mokuba ginge, wärst du schon längst eingezogen. Aber ich möchte noch nicht, dass du ganz unter einem Dach mit uns lebst. Noch nicht! Es wird noch dazu kommen.“

„Ich möchte gar nicht unter einem Dach mit euch leben, da ich mich noch nicht so in euer Privatleben einmischen will“, widersprach ich betroffen.

Nach der Vollendung dieses Satzes fing Seto skrupellos an zu Lachen, was mir ehrlich gesagt Angst machte.

Da er sich nach einer Weile immer noch nicht zusammengerissen hatte, hakte ich böse nach: „Was war daran so lustig?“

„Nichts… Sarah, Schwesterchen. Wie könntest du dich denn in unser Privatleben einmischen, wenn du schon längst zu einem riesigen Bestandteil dessen geworden bist? Du gehörst zur Familie und ich werde den Teufel tun, dich auszuschließen!“, antwortete er gewitzt und dann mit purem Ernst, was in mir nur noch mehr Zweifel aufbrachte.

Als Bruder war er echt ein Held und die beste Hilfe die man sich vorstellen konnte, auch wenn er ein Eisklotz war. Doch es gab wahrscheinlich niemand besseren als ihn, wenn man einen guten Rat brauchte. Nicht jeder hatte die Chance neben ihm stehen zu dürfen geschweige denn von ihm Hilfe zu erwarten, da er nicht der Barmherzigste war. Doch als Bruder war er einfach die Nummer Eins.

„Danke.“

„Kein Grund in Charme unter zu gehen. Wir setzen uns jetzt einfach zusammen an den Tisch und kramen ein wenig zusammen in den Unterlagen für das Turnier. Du kannst mir gerne bei den Abschlussvorbereitungen helfen.“

Ich dachte, er wollte mir von seiner Vergangenheit erzählen, aber das hatte er anscheinend schon wieder vergessen. So gerne ich alles wissen würde, was sie durchgemacht hatten, wollte ich ihn nicht dazu zwingen mir es zu erzählen. Aber Mokuba könnte ich aushorchen. Nein, damit würde ich sie gegeneinander ausspielen und das hatte ich beim besten Willen nicht vor. Wir waren eine Familie und jetzt hieß es zusammen halten, egal was geschehen würde.

„Seto“, begann ich vorsichtig mit gesenktem Blick.

Erstaunt starrte er mich von der Seite an, ich konnte seine schwindende Gelassenheit spüren, wie er verkrampfte.

„Was ist los, Sarah?“, sagte er steif.

„Was wäre wenn mir etwas passieren würde. Irgendetwas Schlimmes. Würdest du auf mich warten oder mir gar helfen?“, murmelte ich.

„Was hat der Blödsinn nun wieder zu bedeuten. Was soll das schon für eine Frage sein. Du bist meine Schwester, mein Fleisch und Blut. Klar würde ich dir helfen! Ich würde alles daran setzen, dass du schnellst möglichst auf die Beine kommst. Was denkst du von mir? Das ich dich einfach irgendwo liegen lassen würde und deinem Schicksal überlassen?!“

Er war in rage, wie ich ihn zuvor noch nie erlebt hatte. Es war überhaupt nicht seine Art Gefühle so offen zu zeigen, auch nicht vor mir. Egal ob er traurig, wütend, gut oder schlecht drauf war, er hatte immer dieselbe monotone Art an sich.

In der Villa angekommen stiegen wir aus und er führte mich in einen riesigen Speisesaal, wo eine riesige Speisetafel stand.

„Setz dich doch, ich bin gleich bei dir. Wenn du durstig oder hungrig bist, lass dir vom Personal was bringen.“

„Du hast Personal?! Also eine Hausfrau würde ich verstehen, aber sogar Küchenpersonal?! Ich könnte mir auch selbst was holen oder mir eine Pizza bestellen. Ich bin handlich und nicht so kompliziert“, lächelte ich.

„Pizza? Soll das ein Scherz sein?! Du musst nicht mehr so primitiv leben wie im Heim. Du gehörst jetzt zur Familie und ich kann dich sehr gut ernähren mit dem Geld was ich habe. Aber wenn du anstatt der guten Küche meines Personals Pizza bevorzugst, werde ich dich nicht daran hindern.“

„Ich meine doch nur…“

„Mir ist wohl bewusst, was du meinst, Sarah! Ich möchte doch nur, dass du es gut hast. Ich möchte…“

„Mich für das entschädigen, was ich durchmachen musste?! All die Jahre, wo du schon alles besaßt und ich mich noch abquälen musste. Während du schon Macht und Geld hattest und ich um jeden Cent kämpfen musste?! Ja, Seto. Ich weiß genau was du meinst, aber so läuft das nicht. Du kannst meine Vergangenheit nicht ausradieren und ich kann auch nicht deine Vergangenheit wettmachen. Wir können nicht das nachholen was uns verloren gegangen ist. Leider bin ich nicht bei euch aufgewachsen und wir kennen uns nicht seit unserer Kindheit. Es tut mir Leid. Ich gehe jetzt besser“, verteidigte ich mich bis aufs äußerste, den Tränen nahe.

Er blickte beschämt zu Boden, doch als ich wahrhaftig ansetzte zu gehen, hielt er mich auf mit gezielten Worten und seiner Hand um meinen Oberarm gelegt: „So war das nicht gemeint, Sarah! Ich weiß genau so viel wie du und ich bin mir bewusst, dass wir nichts nachholen können. Auch wenn unsere Verbindung nicht so gefestigt ist wie die zwischen Mokuba und mir, bleiben uns immer noch die nächsten Jahrzehnte alles zumindest ein wenig nachzuholen. Wir können uns zumindest davon erzählen. Warum glaubst du eigentlich, dass mein Leben bei meinem Stiefvater ein Zuckerschlecken gewesen wär im Vergleich zu deinen Jahren im Heim?!“

Jetzt wurde er wieder wütend.

Ich seufzte und wollte nicht darauf antworten, als sein Griff sich festigte. Vorsichtig löste ich seine Hand von mir und grummelte: „Weil es bestimmt so war.“

„Ich hatte keine Kindheit!“, knurrte Seto jähzornig.

„Und du denkst, ich hätte eine gehabt!? Da irrst du dich aber gewaltig. Ich hatte ebenso wenig Kindheit wie du.“

„Du hattest mehr Freiraum als ich. Während du noch auf dem Spielplatz geschaukelt hast, musste ich Bücher Tag und Nacht studieren. Ich hatte noch nicht mal mehr Zeit für meinen kleinen Bruder, den der Mistkerl von mir fernhielt“, schrie er mich an.

„Dann lass wenigstens Mokuba noch eine Kindheit haben und gib ihm mehr Freiraum! Was hast du ihm alles gewährt, seitdem du Leiter der Kaiba Corporation bist. Außer das du Kaiba Land erbaut hast?! Lass ihn gehen, lass ihn Kind sein, sich Freunde suchen um die Häuser ziehen, was weiß ich was ein 13-jähriger so macht. Den ganzen Tag hängt er an deinen Hacken und trägt deine Sachen dir hinterher. Hättest du dir das gewünscht?“

„Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Es scheint als wüsstest du doch schon einige Sachen über meine Vergangenheit. Mal sehen was noch so zum Vorschein kommt. Willst du mich jetzt gegen meinen Bruder ausspielen? Was hast du vor?“

„Dir ein wenig Verstand und mehr brüderliche Liebe einzutrichtern“, säuselte ich und setzte mich wieder auf einen Stuhl an den Tisch.

„Hört auf euch zu streiten, dass ist ja unüberhörbar. Es ist schrecklich wenn Leute so laut über einen streiten, wenn man selbst nicht anwesend ist. Könntet ihr das lassen, bitte“, Mokuba war es der auf einmal mitten im Raum stand.

„Mokuba? Wie lange bist du schon da?“, ertappt drehte sich Seto zu ihm um und strafte mich mit einem bösen Blick.

„Eine Weile. Es ist echt nett von dir, Sarah, dass du mich verteidigen willst, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich das alles so will wie es ist. Das einzige was mich stört, dass Seto noch ein wenig öfter lachen könnte, aber ansonsten ist es perfekt, so wie es ist. Du brauchst dich nicht, nur weil du die Frau im Haus bist, wie eine Mutter aufzuführen. Ich bin alt genug und weiß schon was ich will.“

„Entschuldige Mokuba. Du weißt, dass es nicht böse gemeint war. Ich werde mich natürlich in Zukunft daraus halten. Für die Erziehung ist dein großer Bruder zuständig.“

„Ja, ganz recht. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis du auch nur einen Funken mit zu bestimmen hast. Und bis dahin ist er sowieso schon 18 und erwachsen“, peitschte Seto wieder mit einem verächtlich scharfen Blick.

Beschämt nickte ich und blieb nun still auf dem Stuhl sitzen.

„Gut, wo das nun geklärt wäre. Möchtest du uns Gesellschaft leisten, wenn wir nun über die Feinheiten des Turniers sprechen, kleiner Bruder?“, nahm Seto gegenüber von mir Platz und forderte den Dritten mit einem kleinen Kopfnicken auf, sich neben ihn zu setzen.

Freudig nickte er und tat wie sein Bruder es ihm befohlen hatte.



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