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kyoosha - learning by doing

AoixKanon
von

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Wie man sich eine Auszeit nimmt

Kapitel 64

Wie man sich eine Auszeit nimmt
 

Ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Auch wenn er fast ständig in Aois Nähe gewesen war, hatte er plötzlich das Gefühl, dass er den Anderen vernachlässigt hatte. Kanon wusste, dass diese Gedanken eigentlich schwachsinnig waren. Schließlich war es nicht seine Aufgabe, Aoi nicht von der Seite zu weichen. Der Gitarrist hatte an diesem Abend schließlich genug andere Freunde um sich. Aber trotzdem wurde er dieses Gefühl nicht los.

„Ich geb mal ab“, meinte er nur schlicht und stand vom Boden auf, wohin die Spielenden aus Sicherheitsgründen mittlerweile verfrachtet worden waren. Ruki stürzte sich sofort auf die freien Controller und drückte Miyavi den einen in die Hand.
 

Ein wenig hilflos sah sich Kanon um. Er wollte irgendjemanden nach Aoi fragen, aber nicht so, dass es alle mitbekamen. Sein Blick fiel auf Hiroto, der es sich auf dem Sessel bequem gemacht hatte und die Szene ebenfalls breit grinsend betrachtete.

Wenn einer wusste, wo Aoi steckte, dann wohl er. Er hatte den besten Blick über das Geschehen und außerdem musste er ja mitbekommen haben, wann der Sessel freigeworden war.

Also ließ sich Kanon neben den Blonden in die Hocke. „Hast du ne Ahnung, wo Aoi steckt?“, fragte er gleich frei heraus, allerdings ziemlich leise.

Hiroto wandte ihm seinen Blick zu und nach einem kurzen Moment der Verwirrtheit wurde sein Grinsen nach breiter als zuvor. Na toll. Einen betrunkenen Gitarristen, der ihn löcherte und ganz genau zu wissen glaubte, was hier vor sich ging, konnte er echt nicht gebrauchen.

Aber entgegen seinen Befürchtungen nickte der Andere nur Richtung Haustür. „Rauchen.“

„Seit wann?“ Kanon biss sich auf die Lippe. Okay, die Frage hätte er sich vielleicht auch verkneifen können, wenn er so das noch breiter werdende Gesicht des Gitarristen betrachtete.

Dieses interne Netz war ja schrecklich! Erst Takuya und Shou und jetzt auch noch Hiroto und Tora! Reita und Teruki mal nicht mitgezählt.

„Vielleicht gehst du ihn einfach selber fragen? Würde sich über deine Gesellschaft sicher freuen.“ Kanon konnte bei Hirotos zweideutigem Grinsen nur seufzen. Mehr fiel ihm zu diesem Thema einfach nicht mehr ein. Es würde ihm eh nicht viel bringen jetzt mit dem angetrunkenen Gitarristen eine Diskussion über seinen Beziehungsstatus zu Aoi zu beginnen. Vor allem nicht, solange er sich selbst nicht einmal über ihren Status im Klaren war. Also bedanke er sich einfach nur freundlich bei dem Gitarristen und machte sich auf den Weg, um dessen Rat zu befolgen.
 

Kanon fühlte sich stocksteif, als er die Stufen hinaufging, die ihn zum Dach führte. Das Gefühl kam teilweise von der Kälte, die ihn durchzog, obwohl er seine Jacke angezogen hatte und teilweise von dem Ausblick, der sich ihm bot. Er traute dem instabil wirkenden Gitter immer noch nicht und wäre er sich nicht so sicher gewesen, dass sich Aoi auf dem Dach befinden würde, wäre er wohl gar nicht erst gekommen. Zu seiner Freude schaffte er es dieses Mal sogar ohne zu stürzen.

Als er sich dann auf dem Dach umschaute, überkam ihn das Gefühl als wäre er in der Zeit zurückversetzt. Es sah alles genau so aus wie das letzte Mal, als er hier gewesen war. Sogar die Sichelform des Mondes stimmte mit seiner Erinnerung überein, ebenso wie die an der Wand sitzende Person. Er erinnerte sich wieder an das damalige Gefühl, flüchten zu wollen und an die Unsicherheit. Das hier war schließlich Aois Zufluchtsort. Doch dieses Mal würde er gar nicht erst versuchen die Flucht zu ergreifen. Vielleicht war es damals noch anders gewesen, doch inzwischen gehörte er einfach an Aois Seite.
 

„Hi“, meinte er leise, um den Gitarristen nicht zu erschrecken, der tief in Gedanken versunken zu sein schien. Tatsächlich starrte der Schwarzhaarige ihn kurz verwirrt an, bevor er den Jüngeren anlächelte. Kanon nahm das als Einladung sich zu dem Gitarristen zu setzen, wenn auch nicht so nah wie sonst. Aoi hielt nämlich in der einen Hand ein Bier und in der anderen eine Zigarette.

Seit Kanon irgendwann in den ersten Tagen erzählt hatte, dass er seit einiger Zeit nicht mehr rauchte, es aber immer noch schwierig für ihn war, hatte der Ältere fast gar nicht mehr in seiner Gegenwart geraucht. Kanon rechnete ihm das hoch an. Er wusste ja selbst, wie anstrengend es manchmal war, nicht rauchen zu können, wenn man gerne wollte. Genau das wurde ihm nämlich gerade wieder bewusst.

Er überlegte nicht lange und dachte auch nicht wirklich über die Konsequenzen nach, als er auf die halb abgebrannte Zigarette deutete. „Darf ich?“

Aoi sah ihn verwundert an, reichte ihm dann aber die Zigarette rüber. Kanons Herz pochte plötzlich wie das eines kleinen verliebten Mädchens, als er sie an die Lippen setzte. Der Gedanke daran, dass sein Nebensitzer sie vor wenigen Sekunden noch an den Lippen gehabt hatte, vertrieb die Kälte aus seinem Körper. In dieser Hinsicht war es wirklich eine Schande, dass er aufgehört hatte zu rauchen.

Allerdings verschwand das warme Gefühl, als ihm der seltsame Geschmack in seinem Mund wieder daran erinnerte, dass Aoi Mentholzigaretten rauchte. Solche, die Kanon gar nicht leiden konnte. Der Ältere musste die Regung in seinem Gesicht bemerkt haben, denn er sah, wie ihm dieser die Zigarette abnahm und die Bierflasche vors Gesicht hielt.

Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte und die Flasche zurückgab, wollte sich Kanon schon über seine Vergesslichkeit beschweren und über sie lachen, aber das Lachen blieb ihm im Hals stecken, als er in Aois Gesicht sah.

Er sah irgendwie traurig aus. Nicht so, als würde er wirklich mitlachen können. Hatte er vielleicht irgendwas falsch gemacht? War es vielleicht doch falsch gewesen, hier hoch zu kommen? Vielleicht wollte Aoi ja heute wirklich einfach nur in Ruhe nachdenken.
 

„Keine Lust mehr auf Party?“ Der Gitarrist hob bei seinen Worten den Kopf und warf Kanon einen Seitenblick zu.

Der Jüngere fragte sich, wie viel der Andere wohl getrunken hatte. Er konnte es nicht wirklich einschätzen. Und er konnte auch nicht einschätzen, wie schnell Aoi betrunken wurde. So viele Partys zusammen mit ihm hatte er ja nicht gefeiert. Als Antwort schüttelte er den Kopf. „Du warst weg.“ Er wusste selbst nicht genau, ob es wie die Antwort auf die Frage oder einfach nur wie eine neutrale Aussage rüberkam. Insgeheim hoffte er aber auf Ersteres.

„Du hast dich ja auch ganz gut ohne mich amüsiert.“

„Eifersüchtig?“, fragte Kanon den Älteren gerade heraus. Unter anderen Umständen hätte er sich das wahrscheinlich nicht getraut, doch der Schluck aus Aois Flasche war nicht der erste Alkohol gewesen, den er an diesem Abend zu sich genommen hatte, und ab einen gewissen Punkt wurde die Zunge einfach schneller als der Verstand.

Glücklicherweise schien das Aoi nicht zu stören. Der Gitarrist lachte sogar kurz und schüttelte dabei den Kopf. „Mir ist nur wieder aufgefallen, wie gut du hier reinpasst. Und wie sehr du schon dazugehörst.“ Das Lachen war zu einem traurigen Lächeln geworden, welches Kanon einen Kloß im Hals bescherte. Er konnte sich ziemlich gut denken, was Aoi damit sagen wollte, nur wusste er leider nicht, was er darauf antworten sollte.

Der Ältere neben ihm seufzte nur und drückte dann die Zigarette neben sich aus. „Tut mir Leid. Ich will dich auch nicht mit meiner komischen Laune runterziehen. Es ist nur… Ich will nicht, dass du ausziehst.“
 

Kanons Herz wurde schwer. Er hatte es gewusst. Natürlich war ihm aufgefallen, dass Aoi ihn nicht gehen lassen wollte. Doch seinen traurigen Blick zu sehen und zu hören, wie er mit dünner Stimme die Worte aussprach, war fast mehr als Kanon ertragen konnte. Es war schrecklich zu wissen, dass seine Entscheidung Aoi so viel Kummer bereitete, aber ihm fielen keine tröstenden Worte ein. Stattdessen rückte er näher an den Gitarristen heran. Er wollte Aoi wenigstens irgendeine Art von Trost spenden.

Tatsächlich kam auch der Gitarrist ihm sofort näher, als hätte er nur darauf gewartet. Doch statt einen Arm um Kanon zu legen war er es dieses Mal, der in seiner Sitzposition etwas tiefer rutschte, um seinen Kopf auf Kanons Schulter ablegen zu können. Eine Geste die Kanon kurz verwirrte. Schließlich war er sonst immer derjenige, der sich an Aoi anlehnte. Schon allein durch ihren Größenunterschied.

Aber als er dann einen Arm um den Älteren legte und begann sanft durch dessen Haar zu fahren, stellte er fest, dass ihm diese Position genauso gefiel. Auch er konnte Aois Stütze sein und nicht immer nur derjenige, der gestützt werden musste. Ein Gedanke, der ihm mit jedem Moment besser gefiel. Es bedeutete, dass Aoi ihm Vertrauen schenkte. Dass sie mehr aufeinander eingingen. Kanon könnte dieses Vertrauen auf den Alkohol schieben, aber er wollte nicht. Er wollte einmal nicht gleich alles negativ sehen. Nicht alles infrage stellen.

„Wir haben uns doch gerade so gut verstanden“, murmelte Aoi plötzlich weiter, schmiegte sich aber noch ein wenig mehr an seine Schulter. Es war kein Vorwurf. Eher eine Feststellung, die dem Anderen nicht gefiel.

Der Jüngere wusste auch jetzt keine Erwiderung darauf, aber er war sich auch gar nicht so sicher, ob die überhaupt angebracht oder erwünscht war. Es schien eher so, als würde Aoi einen Monolog führen und seinen Gedanken einfach nur freien Lauf lassen. „Weißt du… Immer machst du Sachen, die ich nicht versteh!“ Der nörgelnde Tonfall hätte Kanon wahrscheinlich zum Schmunzeln gebracht, wären sie in einer anderen Situation gewesen. Jetzt ließen ihn diese Worte allerdings aufhorchen. „Immer wenn ich denk, ich hab dich irgendwie ansatzweise verstanden, machst du was, was ich nicht begreif!“

Dem Bassisten wurde ganz warm und in seinem Kopf begann es zu arbeiten. Der Aoi, der doch eigentlich immer seine Gedanken lesen konnte, beschwerte sich darüber, dass er ihn nicht verstand?

Während der Ältere noch ein wenig näher an ihn rutschte und sogar noch einen Arm um den Körper neben sich schlang, murmelte er weiter. „Du bist echt unfair…“

Kanon fiel es schwer, sich bei diesem Körperkontakt auf die Worte zu konzentrieren. Es war November. Der Boden war kalt. Die Luft war kalt. Aber in seinem Inneren glühte es. Seine Wangen begannen zu glühen. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Reflexartig zog er den Anderen noch etwas näher an sich und strich dann weiter durch dessen Haare.

Aoi ging es nicht besser als ihm. Er schien ebenso unsicher zu sein. Ebenso ratlos.

Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen.

Vielleicht war das der richtige Moment, um endlich das Gespräch zu führen, das schon so lange überfällig war.
 

Kanons Blick wanderte gen Himmel. Ihr letzter Dachbesuch war schätzungsweise einen Monat her. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich damals gefühlt hatte.

Aois Nähe, die für ihn bis heute nichts von seiner berauschenden Art verloren hatte. Sein angenehmer Geruch. Der Moment in dem sie sich fast geküsst hatten. Ihre erste gemeinsame Nacht in Aois Bett. Und schlussendlich der Augenblick, in dem sich Kanon eingestanden hatte, dass er verliebt war.

Der Bassist wusste nicht, ob ihm ein Monat zu lang oder zu kurz vorkam. Aus emotionaler Sicht kam es ihm wie gestern vor. Er spürte noch das Kribbeln, hatte immer noch ein pochendes Herz. Aois Anziehungskraft war genau so überwältigend wie damals.

Auf der anderen Seite glaubte er, dass er sich weiterentwickelt hatte. Er war nicht mehr der kleine, verschüchterte Junge. Zumindest nicht immer.

Aber jetzt war es an der Zeit noch einen Schritt weiterzugehen.
 

Sein Herz klopfte wie wild. Er würde es Aoi sagen. Jetzt. Er würde ihm sagen, was er empfand, und dann endlich Gewissheit haben.

Sein Vorstellungsvermögen spielte auf der Stelle tausend Szenarien durch und er wusste nicht, ob ihm wohl zuerst der Kopf platzen oder das Herz aus der Brust springen würde, wenn er nicht jetzt endlich etwas sagte.

„Aoi?“ Der Jüngere hörte das Zittern in der eigenen Stimme und nahm sich vor, bei den nächsten Worten sicherer zu wirken. Er wollte nicht mehr der schüchterne Junge sein. Und schon gar nicht während eines Liebesgeständnisses!

Zu seinem Erstaunen reagierte der Gitarrist allerdings gar nicht.

„Aoi?“, fragte er noch einmal und wieder kam keine Reaktion. Stattdessen fiel ihm jetzt auf, dass der Griff des Älteren lockerer geworden war und hörte dessen gleichmäßige Atemzüge.

Kanon seufzte resigniert und ließ seinen Kopf gegen die kalte Steinwand hinter sich fallen.

Aoi war eingeschlafen.
 

Der Jüngere schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, bevor er sie wieder öffnete und die leicht zerzausten Haare unter seinen Fingern betrachtete.

Wieso jetzt?

„Aoi, du Idiot.“ Er versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken. Aber es gelang ihm nicht richtig. Stattdessen schien es so, als würde er nur größer werden.

„Ich wollte dir gerade was total Wichtiges sagen… Und du schläfst einfach ein.“

Er flüsterte so leise in die Haare des Anderen hinein, dass er bezweifelte, Aoi hätte es wirklich hören können. Auch wenn dieser wach gewesen wäre.

Er wäre wirklich soweit gewesen. Er hätte es ihm heute gesagt. Er war so kurz davor gewesen.

Aber Aoi regte sich nicht. Nur der Klang der sanften, stetigen Atemzüge drang in sein Ohr.
 

Kanons erlösende Worte waren verklungen, noch bevor sie überhaupt ausgesprochen worden waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-12-03T14:26:42+00:00 03.12.2011 15:26
NEIN!!!!!
So eine Schei*e!!!!
Wie kann der Esel da nur einschlafen???? -.-
So ein Mist!!! xD
Ein geniales Kapitel!!!
Ich bin sehr gespannt wie es weiter gehen wird!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-12-03T09:14:01+00:00 03.12.2011 10:14
ooooohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh was?! eingeschlafen? eingeschlafen?! EINGESCHLAFEN?!! >.<
die ganze zeit saß ich hier, glücklich am summen, weil's so süß und alles war, und dann lese ich: "Aoi war eingeschlafen." na suuupi~ ._.
dabei war alles so schön! es war mir irgendwie schon im letzten kapitel klar, dass aoi wieder auf dem dach ist und dann kanon auf jeden fall da hin geht und die beiden dann da alleine sind, awww- und dann geht er jetzt tatsächlich auf's dach, zu aoi, die beiden sitzen so süß umschlungen da, und dann "Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen." tzz. kanon hätte sich getraut, ich mein', das ist schonmal gut, ohne frage, und ab "Aber jetzt war es an der Zeit noch einen Schritt weiterzugehen." hab ich die luft angehalten, aber dann- "Aoi war eingeschlafen.".. WAAAAS! ;-; meine gute laune wurde zerstört, dieser trottel, ich kann mich nur wiederholen~
sorry für dieses aufgebrachte kommi, ich freu mich trotzdem aufs nächste kapitel. (:
liebe grüße~


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