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Zehn Fragen - Zehn Oneshots

One Shot Sammlung
von

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Nur du

Nur du
 

Seit dem Sophie mit ihrem Kuss den Fluch von den Prinzen des Nachbarlandes genommen hatte, waren mehrere Wochen vergangen. Der Prinz – sein Name war Edmund – kehrte in sein Königreich zurück und klärte dort die Gründe seines Verschwindens auf. Nun, da er ja wieder zurückgekehrt war gab es keinen Anlass mehr den Krieg fortzusetzen und beide Königreiche führten Verhandlungen, wie denn die schweren Verluste auf beider Seiten am Besten entschädigt werden könnten, knüpften gleichzeitig neue Handelsverträge und schlossen weitere wichtige Bündnisse.

Es gab nur einen Ort – oder viel mehr ein Gebäude, mit magischen Verbindungen zu mehreren Orten – an dem es niemanden interessierte, was hinter den Türen der königlichen Säle diskutiert wurde. Dieser Ort war Hauros wandelndes und nun auch fliegendes Schloss.

Nach dem es während eines Angriffs durch Flugmonster und Gummimenschen bis auf das Grundgestell zerstört worden war, baute Hauro es mit Magie und Calcifers Hilfe wieder auf. Schöner, größer und noch viel geheimnisvoller, als es jemals zuvor gewesen war. Hier lebten sie nu alle glücklich und friedlich zusammen, wie eine Familie - Hauro, Calcifer, die alte Hexe aus dem Niemalsland, Mackel, Hin der Hund und Sophie.
 

„Sophie…“, wieder dachte er an sie. Obwohl sie doch immer in seiner Nähe war, schien das nicht zu reichen. Nein, sie war auch in jedem seiner Gedanken. Hauro lächelte vor sich hin, während er sich in seinem Bett räkelte. Er konnte nicht anders.

„Die Wirklichkeit ist manchmal noch viel fantastischer, als man es sich erträumen kann!“, schon seit Tagen beschäftigte er sich mit der Vergangenheit. Eigentlich mit einer bestimmten Nacht aus seiner Vergangenheit. Die Nacht des Sternschnuppenregens. In dieser lernte er zwei Wesen kennen, die sich im Laufe der Zeit zu den wichtigsten Personen in seinem Leben entwickeln sollten.

Die Erinnerung an diese Nacht zeichnete sich ganz deutlich vor Hauro ab und er erlaubte sich selbst einen Rückblick:

„Wer bist du? Ich kann dich hören aber nicht sehen. Bist du unsichtbar oder … vielleicht ein böser Zauberer?“, die Stimme seines jüngeren Ichs klang sehr zittrig und verängstigt. Er war hinaus auf die Wiese gegangen, weil er jemanden hatte rufen hören. De Junge konnte nicht verstehen WAS gerufen wurde, aber es klang panisch.

Jetzt, hier draußen, konnte er hören wie eine mit Angst erfüllte Stimme schrie: „Hey, du da unten! Fang mich auf! Bitte fang mich …“

In diesem Moment sah Hauro ihn. Einen fallenden Stern und er wusste sofort, dass diese panische Stimme zu diesem strahlenden Licht gehörte. Der Stern raste genau auf ihn zu. Hauro öffnete wie von selbst sine Arme um den Geist, der wohl diesen wundervollen Leuchten innewohnte vor einem Aufprall mit der harten Erde zu bewahren.

Der Stern oder der Geist, damals wusste er es noch nicht so genau, landete in seien Armen. Die Funken, die von ihm sprühten, verbrannten Hauros Haut, doch der kleine, strahlende Feuerball in seinen Händen war nur angenehm warm. Hauro spürte Wellen sehr mächtiger Energie, die von diesen seltsamen Ding oder auch Wesen ausgingen. Der Rhythmus der Wellen kam ihm bekannt vor.

„Es … fühlt sich an … wie ein Herzschlag“, dachte er.

In genau diesem Moment sah er SIE zum ersten Mal. Hauros jüngeres Ich kannte weder ihren Namen, noch wusste er wie diese Frau hier hingekommen war, denn dieses Häuschen gehörte seinem Onkel und niemand außer ihm wusste wo es lag oder wie man an diesen Ort gelangte.

„Sie ist wunderschön… silberne Haare, wie das Mondlicht“, für den kleinen Jungen gab es keinen Zweifel, diese Frau musste ein Engel sein. Die sanften, braunen Augen ruhten auf ihm, während sie auf ihn zulief. Der Schwarzhaarige konnte Tränen in ihren Augenwinkeln erkennen. Er erkannte, dass sie immer mehr im Boden zu verschwinden schien, je näher sie ihm kam.

„Warte auf mich Hauro!“, konnte er sie rufen hören. Genau in diesem Moment, sprach auch die Stimme aus dem Licht in seiner Hand zu ihm.

„Rette mich, gib mir etwas von dir, dass in dieser Welt überleben kann. Als Dank, werde ich dir helfen, damit du diesen Engel wieder sehen kannst und ich werde dir mit all meiner Macht und Magie beistehen. Egal was du willst, wenn du mir das Leben rettest, dann werde ich dir dienen.“

Er stimmte diesem Vorschlag stillschweigend zu. Instinktiv wusste Hauro was zu tun war. Der Junge führte die Hand, in der dieses seltsame Wesen war zu seinem Mund und schluckte die Lichtkugel hinunter. So gewährte er dieser fremden Kreatur, die Möglichkeit, einen Teil seiner Lebensenergie zu nehmen. Hauro konnte die Hitze und die Energie des Sterns in sich fühlen. Ein heftiger Schmerz in der Brust ließ ihn nach Luft schnappen. In genau diesen Moment trat eine blaue Lichtkugel aus seiner Brust.

Ein letztes Mal hörte er die Stimme der Frau: „Warte auf mich Hauro!“

Dann schien es so, als ob die Erde sie verschluckt hätte.

Erst jetzt wurde dem Jungen bewusst, dass das Wesen in seiner Hand sich verändert hatte. Aus der blauen Lichtkugel war eine kleine Flamme geworden. Neugierige Augen blickten ihn an und ein kleines Lächeln wurde dem Schwarzhaarigen geschenkt.

Es war ein seltsames Gefühl. Der angehende Magier wusste zwar nicht was sich dieser Sternengeist genommen hatte, aber sein Innerstes fühlte sich leer an.

„Ich habe mir das genommen, was am meisten Leben in sich hatte. Dein Herz. Ich werde es bewahren, bis du sie findest und sie es auslösen wird“, beantwortete das Sternenwesen seine unausgesprochene Frage.

Der schwarzhaarige Junge nickte nur. Er verstand was der Geist ihm sagen wollte.

„Gib mir einen Namen, um unseren Vertrag zu bestätigen. Durch die Namensgebung machst du mich zu deinen getreuen Diener“, das kleine Wesen in seinen Händen sprach weiter und erklärte ihm so, was Hauro nun zu tun hatte.

Der Zauberlehrling überlegte nur kurz, dann flüsterte er: „Calcifer.“

Hauro hörte seine eigene Stimme widerhallen, immer leiser werden und zum Schluss ganz verklingen. Helles Licht brannte in seinen Augen und er wusste dass der Traum vorbei war.
 

Mit geschlossenen Augen lag der erwachsene Hauro in seinem Bett. Er hatte absolut keine Lust jetzt schon aufzustehen. Lieber wartete er das allmorgendliche Weckritual ab. Der Schwarzhaarige lächelte, als er die Schritte vor seiner Tür hörte.

Sophie trat leise ein. Schritt vorsichtig zu seinem Bett und setzte sich auf die Kante.

Lächelnd beugte sie sich herunter und streifte mit seiner Nasenspitze über die Wange.

Gespielt grummelte Hauro vor sich her. Er schlug mit der Hand in die Luft – immer darauf bedacht, Sophie nicht zu treffen – dann lag er wieder ganz still da.

Das silberhaarige Mädchen gluckste leise. Hauro war aber auch zu kindisch, wenn er nicht aufstehen wollte. Sie beugte sich ein zweites Mal über ihn und küsste ganz sanft seine Wange.

Als er daraufhin nur etwas vor sich hin murmelte, dass sich anhörte wie: „Nur noch fünf Minuten“ und zur Seite drehte, blieb Sophie nichts anderes übrig als ihre Geheimwaffe einzusetzen.

Ein drittes Mal beugte sie sich zu ihm herunter und drückte ihre Lippen auf seinen weichen Mund. Als Sophie bemerkte, dass der Zauberer in den Kuss schmunzelte, wusste sie, dass er sie reingelegt hatte – mal wieder.

Empört schlug das Mädchen ihm mit der Hand auf die Brust und stand vom Bett auf. Hauro setzte sich auf und murmelte nur: „Schade…“

Erst an der Tür drehte sich Sophie noch einmal um bevor sie verstimmte sagte: „Beeil dich und komm zum Frühstück, wenn du nicht bald runterkommst, werde ich deine Portion einfach an Hin verfüttern.“

Sie sagte das sehr bestimmt und aus Erfahrung wusste der Schwarzhaarige, dass diese Warnung ernst gemeint war.

Als Sophie den Raum verlassen hatte blickte Hauro ihr noch einen Moment hinterher.

„Ob sie überhaupt weiß, wie sehr sie mein Leben verändert hat…wie sehr ich sie liebe – nur sie“, dachte der Magier.



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