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Dämonen und Engel

von

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Castiel

Die Schmerzen waren so stark, dass sich sein Körper zusammenkrümmte und sich seiner Kehle ein gequältes Stöhnen entrang.

Er versuchte zu verstehen, wo er war, versuchte zu hören, zu sehen, zu fühlen. Doch da war nichts.

Er fühlte nichts, gar nichts! Keinen Körper und keine Schmerzen. Doch alleine die Erinnerung daran ließ ihn erneut leise wimmern.

Weiche Wärme hatte ihn umfangen und ganz langsam konnte er sich entspannen. Wo war er? Was war geschehen?

Vorsichtig begann er seine Erinnerungen zu durchforsten.

Er hatte es gerade noch rechtzeitig nach St. Catherine geschafft. Anna und Bobby hatten versucht Luzifer davon abzuhalten, Dean zu töten, der bewusstlos und aus etlichen Wunden blutend, halb auf Lilith’ Leiche lag. Bobby hatte bei ihm gekniet.

Anna und er hatten sich einen kurzen Blick zugeworfen, waren dann zu den Jägern geeilt und hatten sie gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können, bevor Luzifer das Spiel mit Dean leid geworden wäre und ihn getötet hätte.

Jetzt war der natürlich auf die beiden Engel sauer. Höllisch sauer.

Heißer, brennender Schmerz war in seinem Körper explodiert und er hatte fühlen können, wie sein Körper binnen Sekunden zu Staub zerfallen war.

Wieder ließ ihn die Erinnerung daran aufstöhnen. Verdammt! Er war ein Engel! Er sollte keine Schmerzen fühlen können, doch hier war es anders. Luzifer konnte auch einem Engel wehtun.
 

„Castiel?“ Eine Vertrauen erweckende Stimme drang in sein Bewusstsein.

Er konnte fühlen, dass warmes Licht ihn umfing. Oder konnte er es sehen? Er hatte keinen Körper, der irgendetwas konnte und doch schien sein Bewusstsein wie ein Körper zu funktionieren. Aber er war doch gestorben?

Das warme Licht beruhigte ihn.

„Vater?“ fragte er leise.

„Ja.“

Castiel versuchte seinen Blick zu senken, er versuchte die Augen zu schließen, doch Gott schien überall zu sein und er hatte ja eigentlich keine Augen, die er schließen konnte.

„Ich bin...“, stammelte er.

„Hör mir zu, Castiel! Wir müssen es beenden!“

„Was?“

„Luzifers Herrschaft auf der Erde.“

„Aber wie?“

„Nur der Winchester kann es. Du musst ihn wieder zu uns bringen.“

„Er wird nicht kommen. Wir haben ihn zu sehr belogen. Wir…“, Cas wollte so gerne schlucken, aber wie ohne Körper, wo er sich doch fühlte als hätte er einen dicken Kloß im Hals. Er wollte etwas Menschliches tun. Verwundert stellte er fest wie schnell er sich an seinen menschlichen Wirt und das menschliche Verhalten gewöhnt hatte. Es fehlte ihm.

„Wir…?“

„Wir haben ihn auf unsere Seite gezwungen. Er hat dem… er hat auch diesem Pakt nur zugestimmt, um seinen Bruder zu retten, um ihn zu beschützen. Jetzt hat Luzifer Sams Körper und seine Seele verkümmert darin. Sie wird bald vergessen haben, wer sie war. Nicht lange und alles Menschliche wird aus ihr verschwunden sein, wenn das nicht schon passiert ist“, fuhr Cas leise fort.

„Nur er kann Luzifer stoppen und du musst ihn zur Vernunft bringen!“

„Er wird mir nicht vertrauen. Menschen brauchen ein Gesicht, eine Person, der sie vertrauen, oder auch nicht und der Körper, den Dean kannte, den er mit mir in Verbindung gebracht hat, wurde von Luzifer zerstört.“

„Du wirst deinen Körper bekommen, wenn der so wichtig ist.“

Weißes Licht hüllte Castiel ein.
 

Draußen war es schon wieder dunkel. Josi streckte sich. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und versuchte sich verzweifelt einzureden, dass sie stark war und dass sie das durchstehen würde und dass sie den Jungen nicht so sehr mochte. Es half nichts. Und als Ethan an sie herantrat, klammerte sie sich an ihn und weinte. Weinte wie sie seit dem Unfall nicht mehr geweint hatte. Der Unfall, bei dem ihr Mann und ihre Tochter starben, und der sie aus ihrem Leben gerissen hatte, sie alle drei.
 

Sie holte tief Luft. Morgen musste der Junge ins Krankenhaus! Ob er wollte oder nicht! Er durfte nicht auch noch sterben.
 

Oben auf der Brücke stand Corine am Geländer und starrte in die Tiefe. Sie wusste nicht, was sie an diesen Ort gezogen hatte, aber heute Abend hatte sie das zwingende Gefühl gehabt, dass sie zur Brücke fahren musste.

Langsam ging sie die Treppe hinab. Sie sah die Beiden zusammen stehen und die Frau sah so zerbrechlich aus, so hilflos. Sie wollte sie nicht stören, aber sie wollte wissen, wie es Jason ging, erst dann konnte sie beruhigt sein und endlich diese Unruhe in sich verdrängen.

Sie wartete bis sich die Beiden wieder trennten und ging langsam auf sie zu.

„Entschuldigen sie bitte“, begann sie und die beiden Älteren schauten sie irritiert an.

„Können sie mir sagen wie es … Jason geht?“

„Jason?“, fragte Ethan und musterte die junge Frau. „Hier gibt es keinen Jason!“

Corine lächelte entschuldigend: „Ich hab ihn Jason genannt. Ich weiß nicht, wie er wirklich heißt. Er ist groß, schon fast unterernährt und hat die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen habe, auch wenn sie einen so traurig anschauen.“

„Du meinst Dean“, antwortete Josi.

„Er heißt Dean?“

Jetzt war es an den beiden Älteren zu lächeln.

„Wir hatten ihn Alec genannt. Aber dann sind gestern hier ein paar Männer aufgetaucht, die ihn Dean nannten. Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit, aber ich denke, er heißt wirklich Dean“, klärte Josi sie auf.

„Dean?“, überlegte Corine. „Ich hab ihn Jason genannt. Ich wollte nicht unbedingt lustiges Namenraten mit ihm spielen und er hörte auf Jason.“

„Ich glaube er hätte auf jeden Namen gehört!“, bemerkte Ethan traurig.

Plötzlich schaute Josi auf und ließ ihren Blick prüfend über die junge Frau gleiten.

„Sie müssen ihm helfen!“, platzte die Ältere hervor. Corine schaute sie irritiert an.

„Wir vermuten, dass er in eine Schlägerei geraten ist“, erklärte Josi ausweichend, „und er ist verletzt worden. Schwer verletzt worden. Er müsste in ein Krankenhaus, aber er will nicht. Hier können wir ihn aber auch nicht richtig versorgen. Ich wollte ihn Morgen früh in die Klinik bringen, aber... Bitte, sie müssen ihm helfen. Sie sind ein guter Mensch, das sehe ich. Vielleicht können sie ihn dazu bringen, dass er sich von Ärzten helfen lässt.“

„Ich …“ Corine schluckte. Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte wissen wollen, dass es Jas... Dean gut ging und jetzt, wo sie wusste, dass es ihm NICHT gut ging? „Ich kann es versuchen.“ Entschieden nickte sie. Ja sie würde ihm helfen!

„Wo ist er?“

„Folgen sie mir.“ Ethan ging zum Pfeiler und kletterte durch die Luke ins Innere, Corine folgte.

Ihr verschlug es fast den Atem. Die Luft war stickig und roch nach Schweiß und ungewaschenen Menschen. Und dann hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt.

Um ein Bündel Decken standen einige Kerzen, und genau auf dieses Bündel ging die ältere Frau jetzt zu und ließ sich daneben in die Hocke sinken. Corine folgte ihrem Beispiel.

Das Bündel zitterte.

„Oh mein Gott“, entfuhr es ihr, als Josi die Decken zur Seite gezogen hatte und den Blick auf einen schweißnassen, kreidebleichen Dean freigab. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Wir müssen ihn in mein Auto bringen“, keuchte sie, als sie die Hitze spürte, die von ihm ausging.

„Wo steht es?“

„Am anderen Ende der Brücke.“

„Können sie es hier herfahren?“, wollte Josi wissen und Corine nickte: „Wie?“

„Von der anderen Straßenseite geht ein kleiner Weg hier runter“, erklärte Ethan und die junge Frau nickte erneut und lief los.
 

Gleich darauf kam der VW Tuareg mit blockierten Rädern vor der Gruppe zum Stehen.
 

„Mark, Benjamin, tragt ihr Dean raus, bitte?“, fragte Ethan.

Sie schoben ihre Hände unter den fiebernden Körper, trugen ihn behutsam durch die Luke und ließen ihn zu Boden gleiten, sofort war Josi wieder bei ihm.
 

Corine brachte die Decken aus dem Kofferraum und sie wickelten Dean darin ein und legten ihn dann behutsam auf die Rückbank.

„Ich möchte ihn erstmal zu mir bringen und wenn er Morgen noch immer so hohes Fieber hat, rufe ich einen Krankenwagen. Wollen sie mitkommen?“, fragte Corine Josi und die nickte. Sie stieg auf der Beifahrerseite ein und schon setzte sich der Wagen mit durchdrehenden Rädern wieder in Bewegung.

Dean war im Auto zu sich gekommen. Für einen Augenblick hatte er sich in der Sicherheit gewogen, dass Sam am Steuer saß und alles wieder in Ordnung kommen würde. Doch dann war ihm aufgefallen, dass das Brummen des Impalas nicht das des Impalas und Sam nicht mehr bei ihm war. Die Schmerzen in seinem Körper schlugen doppelt stark zu. Er stöhnte.

Sofort drehte sich die Beifahrerin zu ihm um: „Dean?“

Er blinzelte zu ihr hoch.

„Bitte versuch wach zu bleiben, ja?“

Wieder stöhnte er. Dann sackte der Wagen vorne nach unten und gleich darauf kam er wieder in die Waagerechte. Er stöhnte erneut, als sich der Stoß in seinem Körper fortsetzte.

Der Wagen hielt und er wurde nach draußen gezogen.

„Kannst du dich auf den Füßen halten?“, wollte Corine wissen.

Er reagierte nicht, gab sich aber Mühe der Bitte zu entsprechen. Die Frauen legten sich seine Arme um ihre Schultern und schleppten ihn in den Fahrstuhl. Seine Beine knickten mehrmals weg, doch er stemmte sich jedes Mal wieder in die Höhe. Lange würde er das nicht mehr durchhalten.

Die Frauen schauten sich verwundert an. Woher nahm er die Kraft dazu, woher die Sturheit?

Im Loft schoben sie ihn auf den Tresen.

„Bitte versuch weiter wach zu bleiben.“ Corine nahm sein Gesicht in ihre Hände. Er nickte und sie ging ins Bad und holte einige Tabletten, die sie ihm in den Mund schob und ihm dann sofort ein Glas Wasser an die Lippen hielt. Er schluckte.

Erschöpft ließ er seinen Kopf wieder auf den Tresen sinken.

„Ich will mir mal deine Verletzungen anschauen“, erklärte sie und drehte ihn auf die Seite. Sein Shirt zerschnitt sie einfach. Das war nicht mehr zu retten.

„Wann war die Schlägerei?“, wandte sie sich an die Ältere.

„Letzte Nacht.“

Corine atmete tief durch. Seine Wunden waren entzündet. Behutsam reinigte sie sie. Er hielt die Augen geschlossen, war aber noch immer bei Bewusstsein. Immer wieder knurrte er vor Schmerzen.

Josi stand am Ende des Tresens, neben seinem Kopf und nahm seine Hände in ihre. Er klammerte sich sofort an ihnen fest.

„Au!“, schimpfte Corine plötzlich. In einer Wunde an der Seite war etwas.

„Du hast was in der Wunde“, erklärte sie ihm und zu ihrem Entsetzen nickte er leicht. Er hatte gefühlt, dass da etwas war.

Sie holte eine Pinzette und begann nach dem Fremdkörper zu suchen.

Seine Muskeln spannten sich, er hielt die Luft an und krallte sich regelrecht an Josi fest.

Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch dann gab sie ein ersticktes Keuchen von sich. Sofort ließ er ihre Hände los und ballte seine zu Fäusten.

Als die Jüngere den Fremdkörper endlich fand und aus seinem Rücken zog, verlor er das Bewusstsein. Sein Körper entspannte sich.

„Gott sei Dank“, entfuhr es Corine und dann ließ sie sich kurz die Zeit, den Fremdkörper zu untersuchen. Es sah fast wie eine Pfeilspitze aus. Sie reichte das Teil an Josi weiter. Auch diese starrte es an, drehte es unschlüssig in ihren Händen. Dann legte sie es neben Dean. Wie hatte sie es übersehen können? Sie machte sich riesige Vorwürfe. Durch ihre Unachtsamkeit hätte sie ihn fast getötet. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.

Gleich darauf nahm sie sich einen Lappen und wischte dem Jungen immer wieder den Schweiß von der Stirn und kühlte sich zwischendurch ihre misshandelten Handgelenke.

Noch einmal wusch die Jüngere seine Wunden aus und verband sie dann, genau wie die Abwehrverletzungen an seinen Armen. Zu guter Letzt verteilte sie abschwellende Salbe auf seinem Hals und deckte diese ebenfalls mit einem Verband ab.

Sie holte wieder die Sachen, die er schon einmal angehabt hatte, zog ihn an und dann legten sie ihn ins Bett. Er war noch immer ohne Bewusstsein.

„Lass mich deine Handgelenke sehen“, bat Corine und Josi hielt sie ihr hin: „Er hat verdammt viel Kraft“, lächelte sie entschuldigend. Die Jüngere nickte und rieb die sich bildenden blauen Flecke mit einer Salbe ein.

„Ich werde jetzt gehen!“, sagte Josi dann und erhob sich.

„Aber du kannst ...“, begann Corine zu protestieren.

„Ich gehöre hier nicht hin und ich weiß, dass du dich um ihn kümmern wirst.“ Josi lächelte und verließ das Loft.

Kopfschüttelnd sah Corine ihr nach, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Patienten zu.

Sie hätte die Ältere gerne noch hier gehabt.

Vorsichtig legte sie ihm einen kalten Waschlappen auf die Stirn und strich die Decke noch einmal glatt.

Sie holte sich ihr Telefon und sagte alle Termine für die nächsten Tage ab.
 

Müde rieb sie sich die Augen. Dean schlief halbwegs ruhig, auch wenn sein Fieber noch nicht bemerkenswert gesunken war. Die junge Frau stand auf und ging in die Küche.

Sie stellte die Kaffeemaschine an und brachte eine Schale kaltes Wasser und frische Handtücher ans Bett. Dann stellte sie eine Maschine Wäsche an.

Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein und wandte sich wieder dem Schlafzimmer zu.

Plötzlich hörte sie ein Flügelrauschen. 'Jetzt hab ich schon Halluzinationen!', schüttelte sie, über sich lächelnd, den Kopf. Zwei Schritte weiter konnte sie das Bett sehen. Erschrocken keuchend blieb sie stehen. Die Tasse rutschte aus ihrer Hand und zerbrach unbeachtet auf dem Boden.

Neben dem Bett stand ein Mann! Ein Mann im Trenchcoat!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ju_chan
2010-04-24T16:27:07+00:00 24.04.2010 18:27
Huuu- das ging ja schnell-
Waah ich mag die Stelle, in der Dean im Auto aufwacht und denkt, Sam würde fahren T_T ich weiß, ich bin nicht in der Position, Wünsche zu stellen- aber bitte lass sie wieder zusammen kommen- und lass Sammy nicht sterben! T_T *sams hundeblick nachahm*
Soso, Cas ist auch wieder dabei- hoffentlich kann er helfen, Dean wieder "zurück" zu holen!
Bin gespannt, wie´s weitergeht, bis zum nächsten Kapitel, deine Juuu



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